25.02.2021 Aufrufe

Ernährungstherapie für Jugendliche und Erwachsene - Mit Empfehlungen für den Wiedereinstieg in die PKU Ernährungstherapie

Oftmals haben Jugendliche und Erwachsene mit Phenylketonurie (PKU) durch Veränderungen im Leben wie den Ausbildungsbeginn, den Eintritt ins Berufsleben oder der Gründung einer Familie mit einer eiweißarmen Ernährung und der regelmäßigen Einnahme eines Eiweißersatzproduktes teilweise oder ganz aufgehört. Dieser Praxisratgeber richtet sich daher an Jugendliche und Erwachsene mit PKU, die sich wieder entsprechend ihrer Stoffwechsellage eiweißarm ernähren und dabei rundum gut versorgt sein möchten. Er bietet einen kurzen Überblick zur PKU, zu den Grundlagen der eiweißarmen Ernährung und eine Reihe von hilfreichen Tipps für verschiedene Lebenssituationen. Der Ratgeber ersetzt dabei keine professionelle Ernährungsberatung und es ist daher immer ratsam, sich mit seinem lokalen Stoffwechselteam in Verbindung zu setzen. Auch der direkte Austausch innerhalb von Selbsthilfeorganisationen, sozialen Netzwerken und auf Veranstaltungen bspw. von Stoffwechselambulanzen ist zu empfehlen.

Oftmals haben Jugendliche und Erwachsene mit Phenylketonurie (PKU)
durch Veränderungen im Leben wie den Ausbildungsbeginn, den Eintritt
ins Berufsleben oder der Gründung einer Familie mit einer eiweißarmen
Ernährung und der regelmäßigen Einnahme eines Eiweißersatzproduktes
teilweise oder ganz aufgehört.
Dieser Praxisratgeber richtet sich daher an Jugendliche und Erwachsene
mit PKU, die sich wieder entsprechend ihrer Stoffwechsellage eiweißarm
ernähren und dabei rundum gut versorgt sein möchten. Er bietet einen
kurzen Überblick zur PKU, zu den Grundlagen der eiweißarmen Ernährung
und eine Reihe von hilfreichen Tipps für verschiedene Lebenssituationen.
Der Ratgeber ersetzt dabei keine professionelle Ernährungsberatung und
es ist daher immer ratsam, sich mit seinem lokalen Stoffwechselteam
in Verbindung zu setzen. Auch der direkte Austausch innerhalb von
Selbsthilfeorganisationen, sozialen Netzwerken und auf Veranstaltungen
bspw. von Stoffwechselambulanzen ist zu empfehlen.

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Die verm<strong>in</strong>derte Aktivität des Enzyms Phenylalan<strong>in</strong>-Hydroxylase (s. Abb.) ist genetisch bed<strong>in</strong>gt bzw. vererbt.<br />

Jedes Neugeborene wird seit Ende der 60iger Jahre untersucht <strong>und</strong> nach Bestätigung der Diagnose behandelt. Der frühzeitige<br />

Behandlungsbeg<strong>in</strong>n <strong>und</strong> <strong>die</strong> konsequent e<strong>in</strong>gehaltene <strong>Ernährungstherapie</strong> ermöglicht K<strong>in</strong>dern mit <strong>PKU</strong> e<strong>in</strong>e normale <strong>und</strong><br />

altersgerechte geistige <strong>und</strong> körperliche Entwicklung.<br />

Die <strong>PKU</strong> wird entsprechend der Höhe der Phenylalan<strong>in</strong>blutwerte bei Diagnose (d.h. Blutwerte vor bzw. ohne<br />

<strong>Ernährungstherapie</strong>) <strong>in</strong> drei Formen unterteilt:<br />

• milde Hyperphenylalan<strong>in</strong>ämie (HPA) bei < 10 mg/dl (600 µmol/L)<br />

• milde <strong>PKU</strong> zwischen 10 mg/dl (600 µmol/l) <strong>und</strong> 20 mg/dl (1200 µmol/L)<br />

• klassische <strong>PKU</strong> bei > 20 mg/dl (1200 µmol/L)<br />

Bereits seit Ende der 90er Jahre empfiehlt <strong>die</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> Pädiatrische Stoffwechselstörungen (APS), <strong>die</strong><br />

<strong>Ernährungstherapie</strong> im <strong>Erwachsene</strong>nalter fortzuführen <strong>und</strong> Phenylalan<strong>in</strong>-Blut-Werte unter 15 mg/dl (im Jugendalter) bzw. unter<br />

20 mg/dl zu erreichen.<br />

Jüngere Behandlungsempfehlungen e<strong>in</strong>er Arbeitsgruppe, <strong>die</strong> sich aus Spezialisten verschie<strong>den</strong>er Länder Europas<br />

zusammensetzt, weichen <strong>in</strong>sbesondere <strong>für</strong> das <strong>Erwachsene</strong>nalter von <strong>den</strong> bisherigen Behandlungsempfehlungen ab (s. Tabelle).<br />

Alter Phe mg/dl Phe µmol/L<br />

1.-10. Lebensjahr 0,7-4 42-240<br />

11.-16. Lebensjahr 0,7-15 42-900<br />

16 Jahre <strong>und</strong> älter < 20 < 1200<br />

Schwangere 2-6 60-360<br />

<strong>Empfehlungen</strong> der Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>für</strong> Pädiatrische<br />

Stoffwechselstörungen (APS), 1997*.<br />

Alter Phe mg/dl Phe µmol/L<br />

0-12 Jahre 2-6 120-360<br />

13 Jahre <strong>und</strong> älter 2-10 120-600<br />

Schwangere < 6 < 360<br />

Key European guidel<strong>in</strong>es for the diagnosis and management<br />

of patients with phenylketonuria (van Spronsen et al), 2017.<br />

Nicht jeder <strong>Erwachsene</strong> mit <strong>PKU</strong> bekommt oder hat mit Phenylalan<strong>in</strong>blutwerten über 10 mg/dl (600 μmol/L) Probleme. Daher ist<br />

immer <strong>in</strong>dividuell zu entschei<strong>den</strong>, welche Phenylalan<strong>in</strong>blutwerte anzustreben s<strong>in</strong>d. Auf Dauer sollte der Phenylalan<strong>in</strong>blutwert<br />

nicht über 20 mg/dl (1200 μmol/L) se<strong>in</strong>!<br />

Sieht man sich Magnetresonanztomographie (MRT)-Bilder vom Kopf von <strong>PKU</strong>-Betroffenen im Jugend- <strong>und</strong> <strong>Erwachsene</strong>nalter an,<br />

fällt e<strong>in</strong> typisches Bild (Veränderungen der weißen Hirnsubstanz) bei Phenylalan<strong>in</strong>blutwerten deutlich über 10 mg/dl (600 μmol/L)<br />

auf.<br />

Diese Auffälligkeiten gehen zurück, wenn der Phenylalan<strong>in</strong>blutwert bei oder unter 10 mg/dl (600 μmol/L) gesenkt wird. Es ist nicht<br />

bekannt, ob <strong>und</strong> welche Bedeutung <strong>die</strong>se Veränderungen haben.<br />

Stoffwechselexperten s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig, dass auch im Jugend- <strong>und</strong> <strong>Erwachsene</strong>nalter e<strong>in</strong>e Therapie durchgeführt<br />

wer<strong>den</strong> sollte, welche <strong>die</strong> Phenylalan<strong>in</strong>blutwerte im erwünschten Bereich hält, e<strong>in</strong>e bestmögliche Lebensqualität<br />

ermöglicht <strong>und</strong> alle Nährstoffe bedarfsgerecht liefert.<br />

Besprechen Sie mit dem Arzt/der Ärzt<strong>in</strong> im Stoffwechselzentrum, welche Phenylalan<strong>in</strong>blutwerte Sie persönlich<br />

anstreben <strong>und</strong> erreichen können <strong>und</strong> wie häufig <strong>die</strong> Blutwerte kontrolliert wer<strong>den</strong> sollten.<br />

Wenn es aus mediz<strong>in</strong>ischer Sicht notwendig ist, e<strong>in</strong>en sehr niedrigen Phenylalan<strong>in</strong>blutwert erreichen zu müssen, z.B. bei<br />

Frauen mit Vorbereitung auf e<strong>in</strong>e Schwangerschaft (<strong>Ernährungstherapie</strong>-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsphase), oder auch bei Beschwer<strong>den</strong> wie<br />

Konzentrationsstörungen, starken Stimmungsschwankungen oder Depressionen, ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivierte ernährungstherapeutische<br />

Beratung notwendig.<br />

*Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung <strong>die</strong>ses Ratgebers wer<strong>den</strong> <strong>die</strong> <strong>Empfehlungen</strong> der APS überarbeitet. Voraussichtlich wer<strong>den</strong> dabei <strong>die</strong><br />

Zielbereiche <strong>für</strong> <strong>die</strong> Phenylalan<strong>in</strong>-Blut-Werte neu angepasst. Bitte <strong>in</strong>formieren Sie sich dazu <strong>in</strong> Ihrem Stoffwechselzentrum.<br />

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