Mittelstandsmagazin 01-2021
Corona beschleunigt Verödung: Wie retten wir die Innenstädte? | Armin Laschet im Interview: "Bürokratieabbau muss ein Kernthema im Wahlkampf sein" | Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: MIT legt umfassendes Reformkonzept vor
Corona beschleunigt Verödung: Wie retten wir die Innenstädte? | Armin Laschet im Interview: "Bürokratieabbau muss ein Kernthema im Wahlkampf sein" | Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: MIT legt umfassendes Reformkonzept vor
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MIT:DEBATTE
Kontaktverbote, Abstandsgebote, Betriebsschließungen
und Sanktionen: Die Corona-Pandemie bringt nie dagewesene
Einschränkungen der Freiheit. Mit Blick auf den
wenn auch schleppend angelaufenen Impfprozess in
Deutschland stellt sich die Frage: Sollten nicht die, die
schon geimpft wurden, Vorteile dadurch erhalten, zum
Beispiel Konzerte besuchen dürfen? Oder wäre das eine
Impfpflicht durch die Hintertür?
Ihre Meinung zählt
Stimmen Sie mit ab auf der MIT-Webseite!
Unter www.mit-bund.de/
mitmachen/umfrage können Sie
Ihre Meinung zum aktuellen Pro und
Contra äußern. Über das Abstimmungsergebnis
informieren wir im
MIT:NEWSLETTER. Sollten Sie diesen
noch nicht erhalten, können Sie ihn
unter www.mit-bund.de/newsletter
kostenlos abonnieren.
Auf das Impfen konzentrieren
Foto: Jan Kopetzky
Je mehr Menschen geimpft sind, umso
lauter dürften die Stimmen für das Ende
beschränkender Regelungen bei Geimpften
und für „Privilegierungen“ werden.
Was sich mit der Diskussion über
Impfprivilegien als denkbare Option
für wiedererlangte Freiheiten anbietet,
entpuppt sich bei genauem Hinsehen
jedoch als Scheindebatte. Das Impfen
schreitet voran – aber langsam. Solange
die Corona-Impfquote im niedrigen einstelligen
Bereich steht, führt die Diskussion
über „Privilegien“ für Geimpfte
schlicht an den praktischen Gegebenheiten
vorbei. Bis wirklich
jeder die Chance gehabt
hat, sich impfen zu lassen, werden
noch Monate vergehen.
Bislang wird eine Besserstellung
Geimpfter daher mehrheitlich
abgelehnt. Auch der Deutsche
Ethikrat sprach sich dagegen aus. Da
wird die Gefahr der Spaltung, für den
Zusammenhalt und das Wertefundament
unserer Gesellschaft betont. Und
was ist mit jenen, bei denen eine Impfung
aus medizinischen Gründen gar
nicht infrage kommt? Wollen wir eine
Zweiklassengesellschaft, bei der allein
der Piks entscheidet, ob man am sozialen
Leben teilnehmen kann oder zu
Hause bleiben muss? Das erzeugt bei
den einen ein Gefühl, sich wieder alles
CONTRA
gönnen zu dürfen und bei den anderen
ein Gefühl des Abgehängt- und Zurückgesetztseins.
In einer Zeit, in der unser
Land zusammenstehen muss, könnte
dies zu einer neuen Spaltungslinie in
unserer Gesellschaft führen.
Darüber hinaus muss sich auch künftig
jeder frei entscheiden können, ob er
sich impfen lassen will oder nicht. Einen
Impfzwang durch die Hintertür mittels
Bevorzugung Geimpfter sollten wir unbedingt
vermeiden, weil dies das Systemvertrauen
beschädigen könnte.
Vor allem zweifele ich aber an
der konkreten Praktikabilität in
der Handhabung einer Differenzierung
zwischen Geimpften
und Nicht-Geimpften. So
dürfte schon der Nachweis des
Impfstatus zu Problemen führen.
Und müssten nicht auch Unterschiede
gemacht werden, welchen der Impfstoffe
der Geimpfte erhalten hat und
wann? Geht von Geimpften wirklich
keine Ansteckungsgefahr für andere
mehr aus? Und was ist mit unseren Kindern
und Jugendlichen, für die noch gar
kein Impfstoff zugelassen ist? Solange
diese Fragen nicht sicher geklärt sind,
halte ich „Privilegien“ für Covid-Geimpfte
für wenig sinnvoll und überflüssig.
Wir sollten uns zunächst weiter auf das
Impfen konzentrieren!
•
Christian Hirte (44) ist Bundestagsabgeordneter
und Vorsitzender
der CDU Thüringen. Der frühere MIT-
Kreisvorsitzende war von 2018 bis
2020 Parlamentarischer Staatssekretär
beim Bundeswirtschaftsminister
und Regierungsbeauftragter für den
Mittelstand.
mittelstandsmagazin 01|21 31