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2021_04_impuls

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Gut, wenn der Liftchef selbst Baumeister ist<br />

Seit 16 Jahren ist der Milser Bernhard Schöpf Geschäftsführer der Imster Bergbahnen<br />

Wenn ein Unternehmen nicht<br />

im Privatbesitz steht, sondern allen<br />

gehört, dann ist der Chef der<br />

Meinungsvielfalt unterworfen.<br />

„Da war es nie ein Schaden, dass<br />

ich in meinem Heimatort Mils<br />

selbst als Vizebürgermeister politisch<br />

aktiv bin“, schmunzelt<br />

der 49-jährige Bernhard Schöpf,<br />

der nach 16 Jahren als Chef der<br />

Imster Liftgesellschaft ziemlich<br />

fix auf einem einst vermeintlichen<br />

Schleudersitz seine Geschäfte<br />

führt. Schöpfs Patentrezept<br />

ist einfach: Erfolg! Und dass<br />

er im Zivilberuf eigentlich Baumeister<br />

ist, wird beim bevorstehenden<br />

Neubau von Liftanlagen<br />

auch kein Nachteil sein.<br />

Die Geschichte der Imster Bergbahnen<br />

ist mehr als nur die Historie<br />

eines Unternehmens. Ein kleines<br />

Skigebiet wie das in Imst ist<br />

mit hoch profitablen Aufstiegshilfen<br />

wie in Ischgl oder in Sölden<br />

nicht zu vergleichen. In Imst sind<br />

die Bergbahnen zwar auch eine<br />

touristische Einrichtung, in erster<br />

Linie aber ein Naherholungsgebiet<br />

für die Einheimischen. Gemeinde<br />

und Tourismusverband als Mehrheitseigentümer<br />

haben immer<br />

wieder öffentliches Geld zugeschossen,<br />

um den Betrieb am Leben<br />

zu halten. Die Geschichte begann<br />

1966 mit der Gründung, bei<br />

der auch zahlreiche Private ihr<br />

Geld in eine Zukunftsidee steckten.<br />

Seit dem Jahr 2003, als man<br />

in Imst mit dem Alpine Coaster<br />

die längste Alpenachterbahn der<br />

Welt in Betrieb nahm, bilanziert<br />

das Unternehmen positiv.<br />

20,5 Mio. Euro Investition<br />

Derzeit steht die Imster Bergbahnen<br />

GmbH & Co. KG vor einer<br />

Zeitenwende. Nach intensiven<br />

Diskussionen entschlossen sich die<br />

Stadtgemeinde und die Funktionäre<br />

des Tourismusverbandes,<br />

20,5 Millionen Euro in die Erneuerung<br />

der Aufstiegshilfen zu<br />

investieren. „Geplant ist der Bau<br />

von einer Umlaufseilbahn mit 10-<br />

er-Gondeln in beiden Sektionen.<br />

Dazu kommt eine Garage samt<br />

Werkstätte für unsere Maschinen<br />

und Fahrzeuge wie Pistengeräte<br />

usw. Das garantiert nicht nur moderne<br />

Betriebsmittel, sondern<br />

auch eine zeitgemäße Wartung“,<br />

freut sich Schöpf, der nach den anstehenden<br />

Behördenverfahren mit<br />

einem Baustart noch heuer im<br />

April und der Eröffnung noch vor<br />

Weihnachten rechnet.<br />

Ein Geburtstagsgeschenk!<br />

„Im März werde ich 50 Jahre alt.<br />

Da ist für mich als Baumeister die<br />

Eröffnung einer Baustelle natürlich<br />

das schönste Geburtstagsgeschenk.<br />

Dass wir jetzt in der Krise<br />

investieren, macht uns rechtzeitig<br />

fit für die Zeit danach“, lobt der<br />

Liftchef die Entscheidung der Verantwortungsträger<br />

und verspricht<br />

auch den vollen Einsatz seiner<br />

Truppe: „Mit meinem Betriebsleiter<br />

Stefan Kropf habe ich einen<br />

tollen Partner an meiner Seite. Stefan<br />

ist Kraftsportler und packt<br />

selbst an wie ein Bär. Ich selbst betrachte<br />

es als Glück, in der Früh<br />

aufstehen und in die Arbeit gehen<br />

zu können. Und ich denke, diese<br />

positive Grundstimmung übertragen<br />

wir beide auch an unsere je<br />

nach Saison 35 bis 45 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter!“<br />

Arbeiten mit der Natur<br />

Bernhard Schöpf prophezeit den<br />

Imster Bergbahnen eine positive<br />

Zukunft. „Wir haben zuletzt mit<br />

dem Coaster, aber auch mit dem<br />

Eine Mappe voller Baupläne. Ing. Bernhard Schöpf blickt als Chef der Imster<br />

Bergbahnen auf eine Erfolgsgeschichte zurück und noch viel mehr in eine positive<br />

Zukunft.<br />

Foto: Eiter<br />

Bau moderner Beschneiungsanlagen<br />

bereits absolute Meilensteine<br />

gesetzt. Wir dürfen uns mittlerweile<br />

über eine sechs Monate lang<br />

andauernde Sommersaison und<br />

eine drei Monate lange Wintersaison<br />

freuen. Mit einem Nettoumsatz<br />

von 2,8 Millionen Euro finanzieren<br />

wir den laufenden Betrieb<br />

selbst und können uns auch<br />

kleinere laufende Investitionen<br />

leisten. Wir bieten im Winter mit<br />

dem Skilaufen, dem Tourengehen,<br />

einer Loipe und zwei Toprodelbahnen<br />

alle Sportarten an. Und<br />

der Sommer ist stark im Kommen.<br />

Speziell das Radfahren wird in Zukunft<br />

noch mehr boomen. Mit<br />

den neuen Gondelbahnen sind wir<br />

dann auch barrierefrei, was Menschen<br />

mit Rollstühlen und Familien<br />

mit Kinderwägen das Bergerlebnis<br />

erschließt“, freut sich der<br />

Liftchef, der bei aller Technisierung<br />

stark darauf achten will, dass<br />

das Naturerlebnis im Mittelpunkt<br />

bleibt: „Wir brauchen keinen Ballermann.<br />

Unser großes Kapital ist<br />

und bleibt die Natur!“<br />

Juwel Übungswiese<br />

Das größte Erfolgsgeheimnis für<br />

den Betrieb in Hoch-Imst sieht<br />

Schöpf in der Tatsache, dass die<br />

Bevölkerung das Naherholungsgebiet<br />

annimmt. „Neben all den<br />

technischen Fahrbetriebsmitteln<br />

ist unser eigentliches Juwel die<br />

Übungswiese bei der Talstation.<br />

Dort tummeln sich Winter für<br />

Winter hunderte Mamas, Papas,<br />

Omas und Opas mit ihren Kindern<br />

und Enkeln. Und dort haben<br />

auch die meisten Imster seit mehr<br />

als 50 Jahren das Skifahren gelernt.<br />

So etwas prägt die Volksseele“, sagt<br />

der Milser Vater von zwei erwachsenen<br />

Söhnen, der neben seiner<br />

Tätigkeit als Manager und Kommunalpolitiker<br />

selbst in der Natur<br />

seinen Ausgleich sucht. „Ich tanke<br />

Kraft bei den Spaziergängen mit<br />

meinen beiden Labradorhunden“,<br />

verrät einer, der mit seinen Visionen<br />

noch nicht am Ende ist: „Vielleicht<br />

erleben wir ja noch, dass wir<br />

dereinst statt mit Autos mit Gondeln<br />

von der Stadt hinauf nach<br />

Hoch-Imst fahren!“<br />

(me)<br />

9. März <strong>2021</strong> 11

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