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Gut, wenn der Liftchef selbst Baumeister ist<br />
Seit 16 Jahren ist der Milser Bernhard Schöpf Geschäftsführer der Imster Bergbahnen<br />
Wenn ein Unternehmen nicht<br />
im Privatbesitz steht, sondern allen<br />
gehört, dann ist der Chef der<br />
Meinungsvielfalt unterworfen.<br />
„Da war es nie ein Schaden, dass<br />
ich in meinem Heimatort Mils<br />
selbst als Vizebürgermeister politisch<br />
aktiv bin“, schmunzelt<br />
der 49-jährige Bernhard Schöpf,<br />
der nach 16 Jahren als Chef der<br />
Imster Liftgesellschaft ziemlich<br />
fix auf einem einst vermeintlichen<br />
Schleudersitz seine Geschäfte<br />
führt. Schöpfs Patentrezept<br />
ist einfach: Erfolg! Und dass<br />
er im Zivilberuf eigentlich Baumeister<br />
ist, wird beim bevorstehenden<br />
Neubau von Liftanlagen<br />
auch kein Nachteil sein.<br />
Die Geschichte der Imster Bergbahnen<br />
ist mehr als nur die Historie<br />
eines Unternehmens. Ein kleines<br />
Skigebiet wie das in Imst ist<br />
mit hoch profitablen Aufstiegshilfen<br />
wie in Ischgl oder in Sölden<br />
nicht zu vergleichen. In Imst sind<br />
die Bergbahnen zwar auch eine<br />
touristische Einrichtung, in erster<br />
Linie aber ein Naherholungsgebiet<br />
für die Einheimischen. Gemeinde<br />
und Tourismusverband als Mehrheitseigentümer<br />
haben immer<br />
wieder öffentliches Geld zugeschossen,<br />
um den Betrieb am Leben<br />
zu halten. Die Geschichte begann<br />
1966 mit der Gründung, bei<br />
der auch zahlreiche Private ihr<br />
Geld in eine Zukunftsidee steckten.<br />
Seit dem Jahr 2003, als man<br />
in Imst mit dem Alpine Coaster<br />
die längste Alpenachterbahn der<br />
Welt in Betrieb nahm, bilanziert<br />
das Unternehmen positiv.<br />
20,5 Mio. Euro Investition<br />
Derzeit steht die Imster Bergbahnen<br />
GmbH & Co. KG vor einer<br />
Zeitenwende. Nach intensiven<br />
Diskussionen entschlossen sich die<br />
Stadtgemeinde und die Funktionäre<br />
des Tourismusverbandes,<br />
20,5 Millionen Euro in die Erneuerung<br />
der Aufstiegshilfen zu<br />
investieren. „Geplant ist der Bau<br />
von einer Umlaufseilbahn mit 10-<br />
er-Gondeln in beiden Sektionen.<br />
Dazu kommt eine Garage samt<br />
Werkstätte für unsere Maschinen<br />
und Fahrzeuge wie Pistengeräte<br />
usw. Das garantiert nicht nur moderne<br />
Betriebsmittel, sondern<br />
auch eine zeitgemäße Wartung“,<br />
freut sich Schöpf, der nach den anstehenden<br />
Behördenverfahren mit<br />
einem Baustart noch heuer im<br />
April und der Eröffnung noch vor<br />
Weihnachten rechnet.<br />
Ein Geburtstagsgeschenk!<br />
„Im März werde ich 50 Jahre alt.<br />
Da ist für mich als Baumeister die<br />
Eröffnung einer Baustelle natürlich<br />
das schönste Geburtstagsgeschenk.<br />
Dass wir jetzt in der Krise<br />
investieren, macht uns rechtzeitig<br />
fit für die Zeit danach“, lobt der<br />
Liftchef die Entscheidung der Verantwortungsträger<br />
und verspricht<br />
auch den vollen Einsatz seiner<br />
Truppe: „Mit meinem Betriebsleiter<br />
Stefan Kropf habe ich einen<br />
tollen Partner an meiner Seite. Stefan<br />
ist Kraftsportler und packt<br />
selbst an wie ein Bär. Ich selbst betrachte<br />
es als Glück, in der Früh<br />
aufstehen und in die Arbeit gehen<br />
zu können. Und ich denke, diese<br />
positive Grundstimmung übertragen<br />
wir beide auch an unsere je<br />
nach Saison 35 bis 45 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter!“<br />
Arbeiten mit der Natur<br />
Bernhard Schöpf prophezeit den<br />
Imster Bergbahnen eine positive<br />
Zukunft. „Wir haben zuletzt mit<br />
dem Coaster, aber auch mit dem<br />
Eine Mappe voller Baupläne. Ing. Bernhard Schöpf blickt als Chef der Imster<br />
Bergbahnen auf eine Erfolgsgeschichte zurück und noch viel mehr in eine positive<br />
Zukunft.<br />
Foto: Eiter<br />
Bau moderner Beschneiungsanlagen<br />
bereits absolute Meilensteine<br />
gesetzt. Wir dürfen uns mittlerweile<br />
über eine sechs Monate lang<br />
andauernde Sommersaison und<br />
eine drei Monate lange Wintersaison<br />
freuen. Mit einem Nettoumsatz<br />
von 2,8 Millionen Euro finanzieren<br />
wir den laufenden Betrieb<br />
selbst und können uns auch<br />
kleinere laufende Investitionen<br />
leisten. Wir bieten im Winter mit<br />
dem Skilaufen, dem Tourengehen,<br />
einer Loipe und zwei Toprodelbahnen<br />
alle Sportarten an. Und<br />
der Sommer ist stark im Kommen.<br />
Speziell das Radfahren wird in Zukunft<br />
noch mehr boomen. Mit<br />
den neuen Gondelbahnen sind wir<br />
dann auch barrierefrei, was Menschen<br />
mit Rollstühlen und Familien<br />
mit Kinderwägen das Bergerlebnis<br />
erschließt“, freut sich der<br />
Liftchef, der bei aller Technisierung<br />
stark darauf achten will, dass<br />
das Naturerlebnis im Mittelpunkt<br />
bleibt: „Wir brauchen keinen Ballermann.<br />
Unser großes Kapital ist<br />
und bleibt die Natur!“<br />
Juwel Übungswiese<br />
Das größte Erfolgsgeheimnis für<br />
den Betrieb in Hoch-Imst sieht<br />
Schöpf in der Tatsache, dass die<br />
Bevölkerung das Naherholungsgebiet<br />
annimmt. „Neben all den<br />
technischen Fahrbetriebsmitteln<br />
ist unser eigentliches Juwel die<br />
Übungswiese bei der Talstation.<br />
Dort tummeln sich Winter für<br />
Winter hunderte Mamas, Papas,<br />
Omas und Opas mit ihren Kindern<br />
und Enkeln. Und dort haben<br />
auch die meisten Imster seit mehr<br />
als 50 Jahren das Skifahren gelernt.<br />
So etwas prägt die Volksseele“, sagt<br />
der Milser Vater von zwei erwachsenen<br />
Söhnen, der neben seiner<br />
Tätigkeit als Manager und Kommunalpolitiker<br />
selbst in der Natur<br />
seinen Ausgleich sucht. „Ich tanke<br />
Kraft bei den Spaziergängen mit<br />
meinen beiden Labradorhunden“,<br />
verrät einer, der mit seinen Visionen<br />
noch nicht am Ende ist: „Vielleicht<br />
erleben wir ja noch, dass wir<br />
dereinst statt mit Autos mit Gondeln<br />
von der Stadt hinauf nach<br />
Hoch-Imst fahren!“<br />
(me)<br />
9. März <strong>2021</strong> 11