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ISCHGL<br />
„Einen ´Haubentouch´ nach Hause bringen“<br />
Der Haubenkoch Benjamin Parth brachte kürzlich sein erstes Kochbuch heraus<br />
„Stillstand“ mag er nicht. Und<br />
wenn der Gast während der Corona-Pandemie<br />
nicht ins hauseigene<br />
Haubenlokal kommen<br />
kann, muss eben die Haubenküche<br />
zum Gast kommen. Das war<br />
der Ansatz. Entstanden ist die<br />
erste Publikation des Ischgler<br />
Haubenkochs Benjamin Parth,<br />
der seit Jahren in der oberen<br />
Liga der internationalen Kochszene<br />
mitspielt.<br />
Benjamin Parth ist so etwas wie<br />
der „Shooting-Star der Küchenszene“.<br />
Der 32-jährige Ischgler ist<br />
weltoffen, ehrgeizig, hat höchste<br />
Ansprüche an sich selbst und seine<br />
Arbeit und gern einen lustigen<br />
Schmäh parat. Auch ist er äußerst<br />
penibel, wenn´s um Sauberkeit in<br />
der Küche geht. Der Erfolg des<br />
ehemals jüngsten Haubenkochs<br />
kann sich nach wie vor – 13 Jahre<br />
nach dieser besonderen Auszeichnung<br />
– mehr als sehen lassen: Aktuell<br />
ist das Gourmetrestaurant<br />
Stüva im Gourmetführer<br />
„Gault&Millau“ (gültig für <strong>2021</strong>)<br />
als bestbewertetes Restaurant Tirols<br />
gereiht, Küchenchef Benjamin<br />
Parth selbst ist der momentan<br />
höchstbewertete Haubenkoch im<br />
Lande mit vier Hauben (18,5<br />
Punkte) im Gault&Millau 2020,<br />
zudem mit fünf Sternen (97 Punkte)<br />
im Guide A la Carte 2020 und<br />
vier Gabeln im aktuellen Falstaff<br />
Restaurantguide. Im September<br />
2018 wurde er zudem vom<br />
Gault&Millau mit dem Titel<br />
„Koch des Jahres 2019“ ausgezeichnet.<br />
„Wollte Fußballer werden“<br />
Wie so viele Jungs, verfolgte Benjamin<br />
Parth in Kindertagen einen<br />
anderen Berufswunsch: „Ich wollte<br />
Fußballer werden. Der Wunsch,<br />
Koch zu werden, reifte in mir erst<br />
im Alter von elf, zwölf Jahren,<br />
nicht zuletzt durch Jamie Oliver,<br />
der zu dieser Zeit so etwas wie der<br />
erste Popstar der Kochszene war“,<br />
erinnert sich Benjamin Parth, der<br />
schmunzelnd anmerkt: „Andere<br />
Kinder musste man vom Fernsehen<br />
wegbringen, mich aus der Küche.<br />
Wenn ich nicht brav war, hab<br />
ich Küchenverbot bekommen.“<br />
40 9. März <strong>2021</strong><br />
Immer einen lockeren Schmäh parat: Spitzenkoch Benjamin Parth.<br />
Der im Hotel der Eltern, dem Hotel<br />
Yscla, aufgewachsene junge<br />
Mann wollte schon früh die Lehrjahre<br />
bei einem der besten Köche<br />
absolvieren. Die Wahl ist auf<br />
Heinz Winkler gefallen. Nach den<br />
Lehrjahren im Chiemgau folgten<br />
einige Auslandsaufenthalte, unter<br />
anderem in Spanien, Dänemark<br />
oder Frankreich. Parth wollte, wie<br />
er betont, Erfahrungen sammeln<br />
und dies auch auf internationaler<br />
Ebene. Recht schnell war für den<br />
erfolgreichen Koch klar, dass der<br />
Ehrgeiz bzw. Sportgedanke im<br />
Vordergrund stehen. Etwas einfach<br />
nur machen, war nie sein<br />
Ding: „Wenn ich etwas mache,<br />
möchte ich etwas besonderes daraus<br />
machen“, gesteht Benjamin<br />
Parth, der wie erwähnt bereits im<br />
Alter von 19 Jahren mit der ersten<br />
Haube ausgezeichnet wurde.<br />
„Man hört jede Nadel fallen“<br />
Angesprochen, was dem Haubenkoch<br />
besonders wichtig ist,<br />
kommt die Antwort wie aus der<br />
Pistole geschossen: „Pünktlichkeit<br />
und Sauberkeit. Bei mir in der Küche<br />
schaut es aus wie in einem OP-<br />
Saal. Wenn es um Sauberkeit geht,<br />
bin ich sehr penibel. Ein Kontrolleur<br />
hat einst gesagt, dass er noch<br />
nie eine solch saubere Küche gesehen<br />
hat“, verrät Benjamin Parth<br />
und ergänzt: „Auch leise muss es<br />
sein. Bei uns hört man jede Nadel<br />
fallen.“ Fachlich gesehen, sieht<br />
Parth seine Stärke in der Zubereitung<br />
von Fisch und Meeresfrüchten<br />
sowie in der „leichten Küche“.<br />
Der Ischgler Koch misst sich jedenfalls<br />
mit den Besten der Besten:<br />
„Wir bewegen uns auf einem<br />
guten Niveau, vielleicht bewegen<br />
sich europaweit hundert oder<br />
zweihundert Restaurants auf diesem<br />
Niveau“, erklärt Parth. Das<br />
Gourmetrestaurant Stüva ist eines<br />
der wenigen Mitglieder der exklusiven<br />
Restaurantvereinigung „Les<br />
Grandes Tables du Monde“. Zudem<br />
ist der Küchenchef Benjamin<br />
Parth im Rahmen der Veröffentlichung<br />
der La Liste 2020 mit dem<br />
„Young Chef Award“ ausgezeichnet<br />
worden – eine Auszeichnung,<br />
die jedes Jahr nur einer Handvoll<br />
Köchen zuteil wird.<br />
Anleitung zum Angeben<br />
Während und vielleicht auch wegen<br />
der Corona-Pandemie ist<br />
Parths erstes, 200 Seiten starkes<br />
Buch unter dem Titel „Angeberküche<br />
für Jedermann“ erschienen.<br />
Darin sind extravagante Gerichte<br />
einfach erklärt, einzelne Arbeitsschritte<br />
zudem bildlich dargestellt.<br />
Kurz und knapp bietet das Kochbuch<br />
„eine Prise Haubenküche für<br />
zuhause“. „Wichtig war mir, dass<br />
die Rezepte einfach umzusetzen<br />
sind und dass die Zutaten zu 95 %<br />
beim Nahversorger erhältlich sind.<br />
Zumindest in einer Stadt sind alle<br />
Zutaten erhältlich“, versichert<br />
Parth. Noch ein klarer Vorteil: Nahezu<br />
alle Rezepte sind in 30 bis 40<br />
Minuten zubereitet und: „Auch<br />
mit hausfrauenüblichen Geräten“,<br />
Foto: Target Group/Jan Hetfleisch<br />
ergänzt Benjamin Parth und: „Alle<br />
Lebensmittel kommen zwei- bis<br />
dreimal vor. Was macht man auch<br />
mit einer halben Avocado?“, zeigt<br />
der Haubenkoch auf. „Es geht darum,<br />
einen ´Haubentouch´ nach<br />
Hause zu bringen“, erklärt Parth.<br />
Erhältlich ist das Werk, das im<br />
Oktober 2020 über den Target<br />
Group Verlag erschienen ist, um<br />
24,90 Euro auf Amazon, im Buchhandel,<br />
in jeder M-Preis-Filiale sowie<br />
über den Yscla-Shop (www.yscla.at/shop).<br />
Vieles wird sich verändern<br />
In Anbetracht an die Corona-Pandemie<br />
sieht Benjamin Parth große<br />
Veränderungen im Anmarsch:<br />
„Vieles wird komplett anders. Es<br />
wird neu. In Europa wird es ein<br />
neues Hotel- und Restaurantleben<br />
geben“, ist er überzeugt. Neu sein<br />
wird auch die Organisation: „Mit<br />
Vorreservierungen wird vieles<br />
komplizierter. Die Hauptaufgabe<br />
wird sein, dass wir Überlegungen<br />
anstreben müssen, dass es nicht zu<br />
kompliziert für den Gast wird.“<br />
Auch für den gewünschten<br />
„Wohlfühlfaktor für den Gast“ sei<br />
zu sorgen, von einer Sache ist Benjamin<br />
Parth des Weiteren überzeugt:<br />
„Qualität wird weiterhin gefragt<br />
sein“ und: „Große Angebote,<br />
um dem Alltag zu entfliehen, wird<br />
es nicht mehr geben. Vielleicht bedeutet<br />
dies einen Aufschwung für<br />
die Restaurants, wenn es die Gegebenheiten<br />
zulassen.“ (lisi)<br />
Der 32-jährige Ischgler Haubenkoch<br />
Benjamin Parth brachte kürzlich sein<br />
erstes Kochbuch heraus. Foto: Zangerl