FOCUSMONEY_2021-12_Vorschau
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Robuste Dividendenbringer ohne viel Fantasie oder<br />
hochinteressante Wachstumswerte mit maximalem Risiko?<br />
Das ist hier die Frage! Oder? Schließlich weiß<br />
doch jeder: Man kann nicht alles haben. Erst recht nicht an<br />
der Börse. Entweder, oder? Vergessen Sie das alles. Diese Geschichte<br />
räumt auf mit gefährlichen Halbwahrheiten und liefert<br />
konkrete Antworten auf eine Frage, die sich zwar jeder<br />
insgeheim stellt, aber kaum einer traut auszusprechen. Vorab:<br />
Ja, es gibt sie. Es gibt diese Aktien, die beides können. Unternehmen,<br />
die zum einen eine derart außergewöhnliche<br />
Ausschüttungshistorie aufweisen, dass sie zum Dividenden-<br />
Adel gehören, aber deshalb noch lange nicht eingestaubt<br />
sind. Im Gegenteil. Unternehmen, die wie Harry und<br />
Meghan mit alten, royalen Traditionen brechen und nach<br />
vorn gehen. Unternehmen, die ihre Aktionäre nicht nur<br />
durch solide Ausschüttungen zufriedenstellen wollen, sondern<br />
ebenso durch Wachstums- und Innovationskraft. Kurzum:<br />
Aktien, die das Beste aus beiden Welten vereinen.<br />
Schlüssel für die Überrendite. Wieso das so wichtig ist?<br />
Insbesondere in volatilen Zeiten wie in dieser werden Dividenden<br />
zum Schlüssel für eine langfristige Überrendite. Eine<br />
Studie der Guinness Atkinson Asset Management hat ergeben,<br />
dass die reinvestierten Dividenden innerhalb eines einfachen<br />
S&P-500-ETF bei einer Haltedauer von nur drei Jahren<br />
im Schnitt bereits 38 Prozent des Gesamtertrags<br />
ausmachen – nach 20 Jahren Haltedauer liegt der Anteil sogar<br />
bei 60 Prozent. Und gerade wenn es an den Märkten<br />
kracht, haben Dividenden ihre Fähigkeit als Krisenpuffer bereits<br />
mehrfach bewiesen: In den 1970er- und 2000er-Jahren<br />
lag der Anteil der Dividenden an der Gesamtrendite bei<br />
deutlich über 50 Prozent. Heißt: Wachstum ist toll. Wachstum<br />
mit einem Extra-Rendite-Kick ist noch viel besser.<br />
Doch Vorsicht! Der Blick auf die Dividendenrendite allein<br />
reicht nicht aus. Im Gegenteil, es ist einer der größten Fehler,<br />
den Anleger begehen können, urteilt auch Dividendenexperte<br />
und Kapitalmarktstratege Christian W. Röhl. In unzähligen<br />
Studien betonen er und weitere Dividenden-<br />
Experten immer wieder die elementare Bedeutung eines intakten<br />
Dividendenwachstums. Eine Studie der Research-<br />
Agentur Ned Davis Research ergab beispielsweise, dass zwischen<br />
1972 und 2017 Aktien, die ihre Dividende kontinuierlich<br />
steigern konnten, nicht nur mit Abstand die größten<br />
Renditen für Anleger einbrachten, sondern auch signifikant<br />
weniger volatil waren als der Rest. Bedeutet: mehr Rendite,<br />
weniger Risiko.<br />
Deshalb kürt Röhl jährlich den sogenannten Dividenden-<br />
Adel. In die Riege der Ausschüttungs-Aristokraten schaffen<br />
es nur Unternehmen, die auch langfristig laufende Erträge<br />
versprechen. Die gute Nachricht: FOCUS-MONEY erklärt Ihnen<br />
Röhls System und kennt seine Favoriten. Die noch viel<br />
bessere Nachricht: Wir gehen einen Schritt weiter und filtern<br />
für Sie jene Aktien aus dem Dividenden-Königshaus heraus,<br />
die auch unabhängig von ihrer Ausschüttung als Wachstumswerte<br />
glänzen. Das Ergebnis: zwölf Aktien, die alles<br />
können. Die Fakten. Die Hintergründe.<br />
Das geniale Dividendensystem. Röhl filtert auf der Suche<br />
nach den besten Dividendenwerten das Aktienuniversum anhand<br />
von vier Faktoren. Erstens, die Kontinuität. „Wer schon<br />
früher gern mal weniger oder gar nichts gezahlt hat, dürfte<br />
auch weiterhin ein unsicherer Kantonist bleiben. Und wer<br />
seinen Verpflichtungen immer penibel nachgekommen ist,<br />
wird alles daran setzen, seine weiße Weste zu behalten. Das<br />
gilt nicht nur für die private Zahlungsmoral, sondern auch für<br />
Aktiengesellschaften“, verweist Röhl auf die Relevanz einer<br />
lupenreinen Dividendenhistorie. In die engere Auswahl<br />
schaffen es demnach nur Unternehmen, die seit mindestens<br />
zehn Jahren ohne Dividendenkürzung auskommen.<br />
Zweitens, die Ausschüttungsquote. Hohe Ausschüttungen<br />
sind eine feine Sache. Vorausgesetzt, das Unternehmen kann<br />
sich diese auch wirklich leisten. „Wer Eigenkapital gibt, sollte<br />
eine angemessene Gewinnbeteiligung erhalten. Um Alibi-<br />
Dividenden genauso auszuschließen wie ein Anknabbern der<br />
Substanz, möchte ich eine Ausschüttungsquote zwischen 25<br />
und 75 Prozent sehen – geglättet über drei Jahre, schließlich<br />
kann auch das beste Unternehmen mal ein schlechtes Jahr<br />
haben“, sagt Röhl.<br />
Ein bewährter Krisenschutz<br />
Die Historie zeigt: Insbesondere in Krisenzeiten<br />
macht die Dividende einen enormen Anteil an dem<br />
Gesamtertrag von Aktien aus – dieser steigt mit der<br />
Haltedauer.<br />
Wertentwicklung im S&P-500 nach Dekaden<br />
Durchschnitt in Prozent pro Jahr<br />
Anteil Dividenden<br />
Anteil Kursentwicklung<br />
0<br />
1940er 50er 60er 70er 80er 90er 2000er* 10er 1930 bis<br />
*Gesamtentwicklung im S&P-500 war negativ, Dividendenwachstum 1,8 % jährl. 2017<br />
20<br />
16<br />
<strong>12</strong><br />
8<br />
4<br />
Quelle: Hartford Funds<br />
Die Dividende als Rendite-Kick<br />
Die Wissenschaft beweist: Unternehmen, die ihre<br />
Dividende kontinuierlich steigern können, liefern an<br />
der Börse die höchsten Renditen und sind dabei<br />
auch noch deutlich weniger volatil.<br />
Jährliche Gewinne nach Dividendenpolitik<br />
in Prozent, 1972 bis 2017<br />
Dividende steigt/erstmalig gezahlt Standardabweichung: 15,7 % 10,1<br />
Dividendenzahler 16,4 %<br />
9,3<br />
keine Änderungen 17,8 %<br />
7,5<br />
Nicht-Zahler 2,6 24,5 %<br />
24,8 % –0,4<br />
Dividende sinkt/wurde gestrichen<br />
S&P-500, gleichgewichtet 17,3 %<br />
7,7<br />
Quelle: Ned Davis Research<br />
FOCUS-MONEY <strong>12</strong>/<strong>2021</strong><br />
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