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24 Ellmau · Going · Scheffau · Söll 04 | <strong>2021</strong><br />
CHRONIK<br />
FLURDENKMÄLER ERZÄHLEN<br />
Foto: Chronik Ellmau Foto: Chronik Ellmau<br />
Die frühere Hofkapelle Oberachen.<br />
Oberachen Hofkapelle mit<br />
Hl. Christophorus<br />
Früher stand unterhalb des<br />
Hofes Oberachen eine<br />
gemauerte Kapelle an der<br />
Straße, daneben ein Bildstock<br />
mit dem Hl. Christophorus<br />
und dem Jesuskind.<br />
Da die alte Kapelle in den<br />
1960er-Jahren dem Bau der<br />
Tankstelle an der Bundesstraße<br />
weichen musste,<br />
wurde sie abgerissen und<br />
der Christophorus wanderte<br />
hinauf zum Hof.<br />
2011 wurde der Oberachner<br />
Bauer Martin Stöckl von einem<br />
Stier angegriffen und lebensgefährlich<br />
verletzt. Zum Dank für<br />
seine Genesung baute die Familie<br />
Die Hofkapelle mit dem Heiligen Christophorus.<br />
eine neue Kapelle und die Christophorus-Statue<br />
fand neben ihr<br />
einen würdigen Platz.<br />
Im Ellmauer Ortsteil Oberachen<br />
befindet sich neben dem Bauernhaus<br />
Oberachen der Familie von<br />
Martin Stöckl seit einigen Jahren<br />
eine besonders schmucke Holzkapelle,<br />
mit deren Bau eine dramatische<br />
Geschichte verbunden<br />
ist. Ältere Ellmauer erinnern sich<br />
noch an die ursprüngliche Oberachen<br />
Kapelle unten an der<br />
Straße, bei der am 29.9.1904 auch<br />
ein Kreuzweg eingesetzt wurde.<br />
Doch mit dem Ausbau der Bundesstraße<br />
musste die Kapelle der<br />
Errichtung einer Tankstelle weichen.<br />
Der unweit davon neben<br />
einem Brunnentrog stehende<br />
geschnitzte Hl. Christophorus mit<br />
Jesuskind war ebenfalls „im Weg“<br />
und fand beim Oberachenhof<br />
Unterschlupf.<br />
Barbara und Martin Stöckl vom Hof Oberachen.<br />
ging sie selbst im Stall nach dem<br />
Rechten schauen und geriet mitten<br />
in den Kampf. Martin Stöckl<br />
hatte schwerverletzt das Bewusstsein<br />
wiedererlangt und sich liegend<br />
in die Kälberbox geschleift,<br />
doch seine Beine ragten noch<br />
hervor, sein Stiefel lag irgendwo<br />
im Stroh. Barbara sah dies alles,<br />
als der Stier nun sie gegen ein<br />
Eisengitter drückte und bereits<br />
zum nächsten Stoß ausholte. Da<br />
schaffte es die zierliche Frau, sich<br />
zwischen den Stäben hindurchzudrücken.<br />
Dafür wurde der<br />
Bauer noch einmal Ziel eines<br />
wütenden Angriffs auf seine<br />
Beine und Hüfte.<br />
Die unerschrockene Barbara<br />
Stöckl konnte einige Kühe vor<br />
sich hertreiben und so gelang es<br />
Heuer sind es zehn Jahre her, als<br />
der Bauer Martin Stöckl, damals<br />
72 Jahre alt, im März 2011 seinen<br />
zweijährigen Stier zur Besamung<br />
einer Kuh brachte. Nach vollzogener<br />
Deckung geht der Stier sonst<br />
von selbst zur Putzmaschine,<br />
erzählt Barbara Stöckl, die Bäuerin,<br />
doch diesmal griff er den Bauern<br />
ohne Vorwarnung frontal an<br />
und stieß ihn brutal gegen die<br />
Stallwand, bevor er Anlauf zum<br />
nächsten Angriff nahm. Martin<br />
Stöckl verlor bei der Attacke das<br />
Bewusstsein, während ihn der<br />
rasende Stier wie ein Bündel quer<br />
durch den Stall warf. Da die Stalltüre<br />
offen war, flohen die Kühe<br />
hinaus auf die Weide, worüber<br />
sich Barbara Stöckl wunderte, als<br />
sie aus dem Fenster sah und ihren<br />
Mann rief. Statt einer Antwort<br />
ihr sogar, den wilden Stier zu<br />
überlisten und in eine Box zu<br />
jagen, wo sie ihn am Nasenring<br />
anschirrte. Dann schrie sie nach<br />
ihren Töchtern, die die Rettung<br />
riefen.<br />
Martin Stöckl wurde mit dem<br />
Hubschrauber in die Klinik nach<br />
Innsbruck geflogen, wo man ihn<br />
in künstlichen Tiefschlaf versetzte.<br />
Der Stier hatte ihm fast alle<br />
Rippen gebrochen, dazu kamen<br />
zwei gebrochene Wirbel, doppelter<br />
Beckenbruch sowie schwere<br />
Brüche am Oberschenkel, Arm<br />
und Kiefer. Seine Leber hatte<br />
einen langen Riss und die Lunge<br />
war gequetscht. Barbara Stöckl<br />
fuhr jeden Tag nach Innsbruck zu<br />
ihrem Mann und betete inbrünstig<br />
für seine Genesung. Damals<br />
Foto: Chronik Ellmau