Lychener Stadtführer
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Mit Urkunde vom 23.1.1248 beauftragte<br />
Markgraf Johann I. von Brandenburg<br />
die Brüder Daniel und Eberhard<br />
von Parvenitz die Stadt Lychen im terra<br />
Lychen zu gründen.<br />
Terra Lychen hatten die Askanier auf die<br />
zweite Art (erste = Krieg) 1236 bekommen,<br />
indem einer die Tochter vom Pommern-Herzog<br />
Wratislaw III. heiratete<br />
und die Mitgift (unter anderem auch<br />
terra Lychen) einstrich.<br />
Um das Gewonnene zu sichern, wurden<br />
an der Nordgrenze befestigte Stützpunkte<br />
gebraucht. Deshalb wurden in<br />
kurzen Abständen die befestigten<br />
Städte Prenzlau (1234), Lychen (1248),<br />
Schwedt (1265), Templin (1270) und<br />
Angermünde (1284) geschaffen. Damit<br />
war die Uckermark, der nördliche Teil<br />
von Brandenburg, gesichert. Aber der<br />
Streit mit Mecklenburg und Pommern<br />
ging erst richtig los, denn habgierig waren<br />
sie alle. So waren um 1500 bereits<br />
118 Dörfer (1300 gab es 292 Dörfer in<br />
der Uckermark) bereits wieder wüst. Bis<br />
1400 waren von den ursprünglich 177<br />
adligen Familien der Uckermark 90%<br />
nicht mehr da. Es war hier also richtig<br />
Remmi-Demmi in dieser Zeit, und hinter<br />
jedem Busch lauerte der nächste<br />
Gegner.<br />
Die nächste Entvölkerung kam später im<br />
30jährigen Krieg, und jetzt werden wir<br />
durch fehlende Lebensperspektiven für<br />
junge Menschen von der dritten Entvölkerung<br />
heimgesucht, trotz „blühender<br />
Landschaften“.<br />
Jetzt werden wir die Stadt an der früheren<br />
Stadtmauer (immer Finger<br />
der rechten Hand an der Mauer) umwandern,<br />
denn die Stadt musste trotz<br />
Insellage zwischen 7 Seen damals eine<br />
Stadtmauer (6 m hoch, einschließlich 3<br />
Stadttore), einen Stadtgraben (6 m breit<br />
und 1,8 m Schlucktiefe) sowie einen Wall<br />
(im 18. Jahrhundert verschwanden Wall<br />
und Teile der Wehranlagen) bauen. Das<br />
war zwischen 1302 bis 1350. Dafür erhielten<br />
die Bürger (Hausbesitzer innerhalb<br />
der Stadt) neben Braurecht noch<br />
folgende Freiheiten:<br />
- Befreiung von den 3 brandenburgischen<br />
Golddenare für 6 Jahre, die<br />
sonst jeder Ackerbau betreibende<br />
Bürger zahlen musste,<br />
- Fischereirecht (Reuse etc.) für den<br />
Eigenbedarf (bis 1950 gültig und jetzt<br />
für einen Bürger bereits wieder),<br />
- 1 Hausplatz einschließlich Holz zum<br />
Bauen und Heizen sowie 40 Morgen<br />
Ackerland.<br />
Weil wir hier in der Uckermark sind,<br />
wurden diese Bauwerke aus Feldstein<br />
gebaut. Die Reste des Fürstenberger Tores<br />
hier sind noch Zeugnis.<br />
Außerdem sind hier noch Reste des alten<br />
Friedhofes von Lychen zu sehen<br />
(angelegt 1762; letzte Bestattungen Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts).<br />
Auf der anderen Straßenseite gab es den<br />
„Armenfriedhof“, weil Lychen im Mittelalter<br />
als eine Stadt mit Verkehrsknotenpunkt<br />
auch Hospitäler hatte. Dort war<br />
das St. Gertrauden Hospital (gab es<br />
in 30 Städten der Mark) einschließlich<br />
Kapelle und Friedhof (vor dem heutigen<br />
Kriegerdenkmal).