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Wirtschafts-News I 2021 Wiesbaden

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#Authentic Economy<br />

„Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“<br />

In dieser Ausgabe beschäftigt sich das WN-Spezial mit Möglichkeiten für einen Kulturwandel nach<br />

Corona, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Selbstständige und Unternehmen können dabei<br />

– sehr unterschiedlich – als Vorbilder und Impulsgeber fungieren.<br />

Verstärkt durch die Krise rufen mehr und mehr<br />

Unternehmer:innen zur Nachhaltigkeit auf (und<br />

immer mehr Ohren sind dafür offen). So ermutigt<br />

zum Beispiel die<br />

erfahrene italienische<br />

Modedesignerin Orsola<br />

de Castro, alte Mode zu<br />

reparieren, statt neue zu kaufen. Sie erinnert<br />

dabei an die japanische Tradition des Wabi-<br />

Sabi: die Schönheit im Riss und im Bruch entdecken.<br />

Einige umweltbewusste Labels wie<br />

Patagonia (z. B. bei Sine-Mainz) sind hier Vorreiter<br />

und bieten inzwischen Reparatur- oder<br />

Recycling-Services an.<br />

Schönheit im Riss und<br />

im Bruch entdecken<br />

Die von de Castro mitgegründete globale Bewegung<br />

»Fashion Revolution« (Hashtag #Who-<br />

MadeMyClothes) hat eine transparentere und<br />

nachhaltigere Modeindustrie<br />

zum Ziel. Orsola de<br />

Castro ist dabei eine der<br />

wichtigsten – weil am ehrlichsten – Stimmen<br />

für ein neues System. Denn während sich auch<br />

die Kleidungsproduktion in den vergangenen<br />

15 Jahren mehr als verdoppelt hat, tragen wir<br />

die Kleidung immer kürzer. Weltweit werden<br />

jährlich 53 Millionen Tonnen Textilien produziert,<br />

75 Prozent landen im Müll. Die Designerin Eileen<br />

Fisher nannte die Modeindustrie „den zweitgrößten<br />

Umweltverschmutzer nach der Ölindustrie“:<br />

ausgelaugte Böden, toxische Färbstoffe,<br />

die ins Grundwasser sickern, Plastikpartikel<br />

in den Weltmeeren.<br />

– weil am ehrlichsten –<br />

Eine Schätzung des globalen Eintrags von Plastikmüll<br />

in die Meere geht von 4,8 bis 12,7 Millionen<br />

Tonnen pro Jahr aus: pro Minute eine<br />

Lastwagenladung.Der „Vermüllung<br />

des Planeten“ entgegentreten<br />

und Plastik im Kreislauf<br />

zu halten ist ein Anliegen des<br />

Mainzer Unternehmers Reinhard Schneider. Ihm<br />

ist mit der seit 2012 tätigen Recyclat-Initative<br />

gerade ein „Recycling-Quantensprung“ geglückt,<br />

der Impulse für die gesamte Branche setzt.<br />

Allerdings, so stellt Schneider fest, sei Werner<br />

& Mertz immer noch so gut wie alleine bei der<br />

Nutzung von Recyclat aus dem Gelben Sack: „Die<br />

höheren Kosten von Recyclat im Vergleich zu<br />

Neuplastik schrecken nach wie vor viele Hersteller<br />

ab.“ (WN-Spezial, S. 30)<br />

„Recycling-<br />

Quantensprung“<br />

Unser Lebensstil produziert in vielen Bereichen<br />

unentwegt Abfall. „Erwerben, Besitzen und<br />

Gewinnmachen sind die geheiligten und unveräußerlichen<br />

Rechte des<br />

Individuums in der Industriegesellschaft“,<br />

schrieb 1976<br />

der Sozialpsychologe Erich<br />

Fromm in seinem populären gesellschaftskritischen<br />

Werk „Haben oder Sein“. Schon seit<br />

Menschengedenken ruft dieses „Haben oder<br />

Sein“ Kontroversen hervor. Die negativ wahrgenommene<br />

Steigerung des Habens ist Habgier.<br />

Sie steht im religiösen Kontext – mit dem ihr<br />

verwandten Geiz – an zweiter Stelle der Hauptlaster.<br />

Als positiv wird diese Steigerung auf<br />

Haben oder Sein

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