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müssen direkter und indirekter Kontakt sowie Tröpfchen (siehe unten) als
Übertragungswege in Betracht gezogen werden.
(b) Tröpfchen. Spezielle Form der Kontaktübertragung durch Tröpfchen (> 5 µm im
Durchmesser) respiratorischen Sekrets bei nahem vis-à-vis-Kontakt (< 1 – 2 m) mit einer
Dauer von mindestens 15 min zwischen einer infizierten und einer nicht-infizierten
Person.
Es geht z.B. um Situationen, in denen sich zwei Personen in einem Abstand von weniger
als 1 – 2 m vis-à-vis = face-to-face oder von (An-)Gesicht zu (An-)Gesicht
gegenüberstehen und miteinander reden. Dabei ist es prinzipiell möglich, dass die beim
Sprechen von der infizierten Person freigesetzten respiratorischen Tröpfchen auf die
Schleimhäute des Gesichts der gegenüberstehenden und (noch) nicht infizierten Person
(Auge, Nase, Mund) treffen, dass also auf diesem Weg die Erreger übertragen werden.
Kontaktübertragung und Tröpfchenübertragung gelten seit Jahrzehnten vorwiegend auf
der Basis epidemiologischer Untersuchungen als die entscheidenden Übertragungswege
für respiratorische Erreger.
(c) Luft. Inhalation frei in der Luft schwebender infektiöser Partikel (< 5 µm im Durchmesser)
Eine Erregerübertragung durch die Luft (aerogene Übertragung) galt bisher nur bei der
Tuberkulose der Atemwege (Lunge, Kehlkopf) als bedeutsam und ist bei der Tuberkulose
sogar der einzige natürliche Übertragungsweg, aber auch nur dann, wenn die infizierte
Person eine sog. offene Tuberkulose der Atemwege hat, wobei es zur Freisetzung der
Tuberkel-Bakterien über die Ausatemluft der infizierten Person kommt. Die dadurch mit
den Erregern der Tuberkulose kontaminierte Luft des Raumes wird von gleichzeitig
anwesenden Personen inhaliert (oder von Personen, die den Raum erst betreten,
nachdem die infizierte Person ihn wieder verlassen hat). In der Luft schwebende
Tuberkel-Bakterien können bis in die Alveolen (= Lungenbläschen) vordringen, und
genau dort müssen diese Erreger hingelangen, um überhaupt eine Tuberkulose auslösen
zu können. Ob aber andere Personen, die diese Raumluft atmen, den für das
Zustandekommen einer Infektion erforderlichen Erregerkontakt haben, hängt u.a. von der
Größe des Raumes und damit von seinem Luftvolumen, von der Belüftung des Raumes
und damit von der Verdünnung des Erregers in der Luft und nicht zuletzt auch von der
Menge des Erregers ab, die die infizierte Person z.B. beim Husten freisetzt (oder
freigesetzt hat) und damit von der Wahrscheinlichkeit, dass andere Personen bei der
Inhalation in Kontakt mit kontaminierter Luft kommen.
Genau dieser Übertragungsweg wurde im Frühjahr 2020 schon bald nach Auftreten von
Sars-CoV-2 als bedeutender Übertragungsweg für diesen neuen Erreger postuliert. Im
Verlauf von 2020 ist die Vorstellung von der sog. Aerosol-Übertragung von SARS-CoV-2
in der internationalen Fachliteratur wie ebenso in den Medien – jedoch nicht unterstützt
durch entsprechende Verlautbarungen der internationalen Gesundheitsbehörden – so
dominant geworden, dass nun schon seit Monaten verschiedene ‚Hygienemaßnahmen‘
gefordert werden (z.B. Luftreinigungsgeräte, Lüften), um dieses angeblich hohe Risiko zu
reduzieren (siehe Teil C.). Schon in Bezug auf Influenzaviren wurde seit Jahren darüber
diskutiert, ob sie vielleicht auch durch die Luft übertragbar seien, aber es fand sich dafür
keine Bestätigung. De facto wurden auch bei Influenza in Krankenhäusern nie
Maßnahmen zum Schutz vor einer Erregerübertragung etabliert, die auf die Übertragung
via Luft abzielten. Dies sahen und sehen bis heute auch z.B. die Empfehlungen des RKI
nicht vor.
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