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Allerdings sind die Ergebnisse auch noch dadurch besonders, dass in den Proben, in denen
überhaupt Virus-RNA nachgewiesen wurde (sowohl mit als auch ohne Maske), die RNA-
Konzentration in Tröpfchen und in Aerosol-Partikeln durchweg extrem niedrig war (meist nur
10 0 , also 1 RNA-Kopie pro Probe und nur vereinzelt etwas höhere Werte, die es aber auch
bei den Proben mit Maske gab; die Nachweisgrenze lag bei 0,3 RNA-Kopien pro Probe), so
dass durch die Maske lediglich die wenigen höheren Werte (‚Ausreißer‘) ausgeglichen
werden konnten – sehr niedrige Werte also angesichts der hohen Werte im respiratorischen
Sekret.
In Anbetracht der effizienten Sammeltechnik und der (langen) Sammeldauer von 30 Minuten
schlossen die Autoren aus ihren Ergebnissen, dass wahrscheinlich ein längerer enger
Kontakt erforderlich sei, damit es überhaupt zu einer Erregerübertragung kommen kann.
Jedoch stellt sich bei der Betrachtung der Ergebnisse der Studie aus Hongkong die Frage,
welche praktische Relevanz eine Maske eigentlich haben soll: Wenn nämlich (1) ein Großteil
der infizierten Personen auch ohne Maske keine Virus-RNA freigesetzt hat und wenn dann
(2) noch dazu bei denjenigen mit Virus-RNA-Freisetzung trotz hoher Viruskonzentrationen im
Nasen-Rachensekret die RNA-Konzentrationen äußerst gering sind, spricht insgesamt wenig
für einen Nutzen von Masken. Die Autoren stellen jedoch trotz der eigenen klaren Analyse
fest, dass ihre Ergebnisse nahelegen, dass Masken (als OP-Maske wie in der Studie
verwendet) von kranken Personen verwendet werden könnten. Sie sprechen aber auch nur
von kranken, also symptomatischen Personen und keineswegs von jedem Bürger im
öffentlichen Raum.
Um diese Frage, also ob die breite Anwendung von Masken im öffentlichen Raum, wenn
auch nur in bestimmten Situationen, für jeden Bürger sinnvoll sind, ging es allerdings auch in
dieser Studie nicht – entgegen dem Eindruck, den man beim Lesen des RKI-Beitrags
gewinnen kann [1]. Die Autoren beurteilen ihre eigenen Ergebnisse durchaus kritisch (das
gehört allerdings zu den üblichen Regeln in wissenschaftlichen Artikeln, dass also die
Autoren selbst auf Einschränkungen ihrer Untersuchung oder von deren Aussagekraft
hinweisen müssen, denn keine Studie kann perfekt sein), und zwar, weil bei einem großen
Anteil der Probanden – unabhängig von der Art ihrer Virusinfektion – auch ohne Maske keine
Virus-RNA-Freisetzung nachgewiesen werden konnte, und dies trotz der (langen)
Messdauer von 30 Minuten. Ein weiteres Defizit sehen sie darin, dass nur in Einzelfällen und
nur bei Influenzavirus untersucht wurde, ob die (in niedriger Konzentration) freigesetzte
Virus-RNA aus intakten Viren stammte und diese für Zellkulturen infektiös waren.
Fazit aus der Hongkong-Studie
Als Grundlage für die Empfehlung von Masken ist die Studie nicht geeignet, denn:
Geringe Virusfreisetzung. Obwohl genau dafür als Beleg im Beitrag des RKI zitiert, liefert
die Studie keinen Hinweis darauf, dass das generelle Tragen von Masken (ob professionelle
OP-Masken oder sog. Community-Masken) im öffentlichen Raum (z.B. Geschäfte, ÖPNV,
Schulen, Büros) das Risiko einer Infektion für die Personen reduzieren kann, denen man
währenddessen begegnet – dies allerdings mit Kontaktzeiten, die im Vergleich zu der
Messdauer in der Studie von 30 min in aller Regel deutlich kürzer sind. Die
Studienergebnissen zeigen hingegen, dass das Risiko, mit ausgeschiedenen Viren anderer
Menschen in Kontakt zu kommen, selbst wenn sie akut infiziert sind und entsprechende
klinische Symptome haben, noch einmal sehr viel geringer und wahrscheinlich zu
vernachlässigen ist, wenn man nicht direkt angehustet wird, eine Situation, die die meisten
Menschen in der Öffentlichkeit kaum je wirklich erlebt haben werden, auch wenn gerade eine
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