10.06.2021 Aufrufe

nemb01

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Das bedeutet aber in der Realität nur, dass es möglich ist, jedoch nicht, dass diese Personen

zwangsläufig den jeweiligen Erreger auch verbreiten: Über das Ausmaß der (‚unbemerkten‘)

Erregerverbreitung bei präsymptomatischer oder asymptomatischer Virusausscheidung gibt

es inzwischen weitere Daten, die zeigen, dass es sich nur um einen geringen Anteil handelt

(siehe unten).

Eine Wissenschaftlerin der WHO, Dr. Maria van Kerkhove, äußerte sich bei einem Presse-

Briefing der WHO in Genf schon am 08.06.2020 folgendermaßen [14]:

Und weiter:

‘From the data we have, it still seems to be rare that an asymptomatic person actually

transmits onward to a secondary individual’.

‘We have a number of reports from countries who are doing very detailed contact

tracing. They’re following asymptomatic cases. They’re following contacts. And

they’re not finding secondary transmission onward. It’s very rare‘.

Und dabei handelt es sich um solche Kontakt-Tracing-Studien, wie oben besprochen. Einen

Tag danach folgte eine gewisse Klarstellung derselben WHO-Mitarbeiterin [15]:

‚The majority of transmission is from people who have symptoms and are spreading it

through infectious droplets. But there is a subset of people who don’t develop

symptoms. To truly understand how many people don’t have symptoms, we don’t

actually have that answer yet’.

Selbst wenn also die WHO-Mitarbeiterin ihre klare Positionierung vom 08.06.2020 am

Folgetag etwas relativiert, aber nicht revidiert hat, blieb es bei der Aussage der WHO, dass

nämlich die meisten Übertragungen von Menschen ausgehen, die Symptome haben, und

dass nicht klar sei, wie viele Übertragungen auf Personen zurückgehen, die (noch) keine

Symptome haben.

Insgesamt ist demnach die Virusausscheidung vor Beginn der klinischen Erkrankung nichts

Neues, sondern hätte auch beim neuen Coronavirus von Anfang an in die Überlegungen

eingeschlossen werden können. Dargestellt wurde es vom RKI aber implizit, als sei dies

unvorhersehbar gewesen (‚zunehmende Evidenz‘ [1]), und wurde von den Medien

aufgegriffen, wie so vieles andere, ohne nachzufragen, wie es sich damit eigentlich bei

anderen Virusinfektionen verhält, was naheliegend gewesen wäre.

Es ist also schon lange bekannt, dass bei zahlreichen Virusinfektionen (im Übrigen auch bei

Magen-Darminfektionen, z.B. durch Noroviren, bei denen die Erregerausscheidung über den

Darm erfolgt) die Infektiosität nicht erst mit Auftreten der klinischen Symptome beginnt,

vielmehr können infizierte Personen schon am Ende der Inkubationszeit Viren ausscheiden

und dies noch dazu in hoher Zahl, wenn sie also noch gar nicht ahnen, dass sie eine

Infektion haben (und z.B. am nächsten Tag schon krank sein werden). Für eine zahlenmäßig

‚relevante‘ (so das RKI seit 7. September, wie auch immer der Begriff gemeint ist) Rolle der

prä- oder asymptomatischen Personen bei der Übertragung des neuen Coronavirus gibt es

jedoch keine Belege. Dies liegt sehr wahrscheinlich daran, dass bei infizierten Personen

ohne die klinischen Symptome einer oberen Atemwegsinfektion, also ohne Husten und

Niesen, eine Erregerübertragung vor allem bei engem Kontakt stattfindet, also insbesondere

bei Schleimhautkontakt, wie bei Paaren und in Familien, aber eben in der Regel nicht bei

den meist sehr kurzen Begegnungen von Menschen im öffentlichen Raum wie ebenso nicht

in Schulen. Die Theorie der Aerosol-Übertragung wird in Teil C. vorgestellt und diskutiert.

28

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!