DER BRIEF - Evangelische Friedenskirchengemeinde Bonn
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8 Die Bibel – Ein Buch mit sieben Siegeln?<br />
Kleine Geschichte des Bibellesens<br />
Das Wort Bibel in seiner ursprünglichen<br />
Bedeutung besagt, dass die Bibel eine<br />
Sammlung von einzelnen abgeschlossenen<br />
Schriften ist. Sie ist also<br />
sozusagen eine Bibliothek und zum<br />
Lesen da. Darum waren die Bücher der<br />
Bibel ursprünglich in der Alltagssprache<br />
der Menschen geschrieben.<br />
Foto:anima.or.at<br />
Das hebräische Alte Testament wurde<br />
schon zwischen dem 3. und 1. Jh. v. Chr.<br />
in die damalige Weltsprache Griechisch<br />
übersetzt. Diese Septuaginta war die Bibel der ersten Christen. Das Neue<br />
Testament wurde in der Koine (griechische Umgangssprache) verfasst und<br />
enthält auch Zitate und Begriffe in Aramäisch, der damaligen<br />
Umgangssprache Israels. Im 4. Jh. n. Chr. verfasste Hieronymus im<br />
Auftrag des Papstes eine lateinische Übersetzung der gesamten Bibel, die<br />
Vulgata.<br />
Obwohl sich die Sprache der Menschen weiter veränderte, gebrauchte die<br />
Kirche die Vulgata bis ins Spätmittelalter, was dazu führte, das die<br />
normalen Menschen, nicht mehr verstanden, was in den Kirchen<br />
vorgelesen wurde, geschweige denn, dass sie es selber lesen konnten.<br />
Die Bibel wurde zu einem Buch mit sieben Siegeln, dessen Inhalt nur einer<br />
privilegierten Gruppe innerhalb der Kirche zugänglich war. Alle anderen<br />
hatten immer weniger Ahnung, was denn in der Bibel steht und was damit<br />
Inhalt des christlichen Glaubens ist. Erst die Reformatoren, vor allem<br />
Luther und Zwingli, fertigten Bibelübersetzungen in deutscher Sprache an,<br />
damit die Menschen das Zeugnis des christlichen Glaubens selber lesen<br />
und verstehen konnten. Die Erfindung des Buchdrucks half dabei. Da die<br />
Bibel der Maßstab ist, an dem sich unser Reden von Gott und unser<br />
christliches Handeln messen lassen müssen, lohnt es sich auch heute, selbst<br />
darin zu lesen. Stefanie Graner