pdf, 5.88 MB - Stift Klosterneuburg
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Es ist quasi ein doppeltes Fest: Im Jahr<br />
1108 wurden durch die Nennung<br />
eines Altars in Nivenburg die Kirche und<br />
das heutige <strong>Klosterneuburg</strong> erstmals<br />
urkundlich erwähnt. Grund genug, 2008<br />
ein mehrtägiges Fest zu feiern.<br />
Wenige Unterlagen<br />
Während sich Historiker, die sich etwa<br />
mit der NS-Zeit beschäftigen, durch Berge<br />
von Akten, Darstellungen und Memoiren<br />
durchwühlen müssen, ist die Situation für<br />
den, der sich mit der Zeit Leopolds III.<br />
beschäftigt, ganz anders: Schriftstücke aus<br />
jenen Jahren sind dünn gesät. So gibt es<br />
etwa keine Gründungsurkunde für das<br />
<strong>Stift</strong>, zeitlich fixieren lassen sich nur die<br />
Grundsteinlegung der <strong>Stift</strong>skirche im Jahr<br />
1114, die Übergabe an die Augustiner<br />
Chorherren 1133 und die Weihe 1136,<br />
wenige Monate vor Leopolds Tod.<br />
Zu den wichtigsten ältesten Quellen zur<br />
Geschichte Niederösterreichs zählt das um<br />
die Mitte des 12. Jahrhunderts entstandene<br />
Salbuch des <strong>Stift</strong>es, der sogenannte<br />
Traditionscodex, in dem für den Besitz des<br />
<strong>Stift</strong>es wichtige Daten aufscheinen.<br />
Eine kurze Textstelle in diesem Salbuch<br />
steht 2008 im Mittelpunkt: Dort wird<br />
erwähnt, dass Bischof Hermann von<br />
Augsburg, der sich mit Kaiser Heinrich V.<br />
auf einem Kriegszug gegen die Ungarn<br />
befindet, praktisch zur Finanzierung eines<br />
Altars zu Ehren der heiligen Maria in<br />
Gegenwart Leopolds III. einige zinspflichtige<br />
Untertanen übergibt. Der Feldzug<br />
gegen die Ungarn lässt sich historisch<br />
bestimmen: Er fand 1108 statt – woraus<br />
sich die Datierung ergibt. Wo ein Altar<br />
ist, wird es wohl auch eine Kirche<br />
gegeben haben, die auch der heiligen<br />
Maria geweiht war – wie die heutige<br />
<strong>Stift</strong>skirche. Dies kann jedoch nicht als<br />
Beweis dafür gelten, dass das <strong>Stift</strong> auch<br />
schon existierte, denn die <strong>Stift</strong>sgründung<br />
wurde und wird immer mit der Übersiedlung<br />
des Markgrafen Leopold III. und sei-<br />
VORSCHAU<br />
Das <strong>Stift</strong> im Wandel der Zeit: Oben<br />
das rekonstruierte Mittelalter, links<br />
das revitalisierte Barock.<br />
900 JAHRE – EIN FEST 2008<br />
ner Frau Agnes nach <strong>Klosterneuburg</strong> in<br />
Verbindung gebracht – und dies geschah<br />
erst im Jahre 1113.<br />
Großes Fest<br />
Ende April 2008 werden Stadt und<br />
<strong>Stift</strong> diese erste urkundliche Nennung<br />
feiern: Es wird einen Festakt geben und<br />
eine Ausstellung, Landeshauptmann<br />
Dr. Erwin Pröll wird das Land vertreten<br />
– doch vor allem soll der breiten Öffentlichkeit<br />
die Möglichkeit geboten werden,<br />
das durch neun Jahrhunderte gewachsene<br />
Landesheiligtum mit allen Spuren dieser<br />
Vergangenheit genauer kennen zu<br />
lernen. Das umfangreiche Festprogramm<br />
folgt in der nächsten Ausgabe im<br />
Frühjahr 2008. ■<br />
Im Salbuch des <strong>Stift</strong>es ist es nachzulesen: Vor 900 Jahren wurden der Name des heutigen<br />
<strong>Klosterneuburg</strong> und eine dort befindliche Kirche zum ersten Mal urkundlich erwähnt.<br />
HERBST/WINTER 2007 Willkommen im <strong>Stift</strong> | 17