pdf, 5.88 MB - Stift Klosterneuburg
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Chorherren<br />
Eigentlich sind die internationalen<br />
Kontakte des <strong>Stift</strong>es <strong>Klosterneuburg</strong> älter<br />
als das Chorherrenstift selbst: Der <strong>Stift</strong>er<br />
Leopold III. bestimmte seinen Sohn Otto<br />
zum Propst des <strong>Stift</strong>es. Im Alter von 14<br />
Jahren übernahm er – nach damals<br />
üblichem Brauch – diese Aufgabe, doch<br />
unüblich war es für diese Zeiten, auch für<br />
die entsprechende Ausbildung zu sorgen.<br />
Otto erhielt sie, studierte in Paris und<br />
wandte sich einem der damals aktuellen<br />
Reformorden, den Zisterziensern, zu. 1133<br />
war – auch nach Ottos Wunsch – seine<br />
Aufgabe in <strong>Klosterneuburg</strong> erloschen: In<br />
Übereinstimmung mit einer Bischofskonferenz<br />
übergab Leopold sein <strong>Stift</strong> den<br />
Augustiner Chorherren, Ottos Karriere<br />
verlief aber im Ausland: Er wurde Bischof<br />
der bayrischen Diözese Freising und Abt<br />
von Morimond – und einer der wichtigsten<br />
Geschichtsschreiber seiner Zeit.<br />
Während des Mittelalters kamen die<br />
meisten Chorherren des <strong>Stift</strong>es aus der<br />
näheren Umgebung, doch in der Zeit der<br />
Gegenreformation änderte sich das gründlich:<br />
Damals stammte die Mehrheit aus<br />
Bayern, Franken und Westfalen. Propst<br />
Christoph II. Matthäi, der Schöpfer des<br />
Riesenfasses, kam aus Neustadt an der<br />
Saale. In dieser Zeit begann auch die<br />
Barockisierung, und im barocken<br />
Chorgestühl sind über den Sitzen der<br />
Chorherren die Wappen der Länder des<br />
DAS GLOBALE ST IF T<br />
Die internationalen Beziehungen des<br />
<strong>Stift</strong>es <strong>Klosterneuburg</strong> haben ihre Spuren<br />
selbst im Innersten der <strong>Stift</strong>skirche hinterlassen:<br />
Das Chorgestühl trägt die Wappen<br />
der Kronländer des Habsburger-Reichs.<br />
Habsburger-Reichs angebracht: Symbol<br />
dafür, dass hier für das ganze Reich gebetet<br />
wird. Aus heutiger Sicht sind dort<br />
immerhin elf EU-Mitglieder vertreten.<br />
Dann folgte die josephinische Epoche<br />
der Klosteraufhebungen – nun kamen viele<br />
Chorherren aus Böhmen, Mähren und<br />
Schlesien. <strong>Klosterneuburg</strong> wurde im Volksmund<br />
zum »böhmischen« <strong>Stift</strong>, auch wenn<br />
die meisten der Chorherren deutschsprachig<br />
waren. Noch um 1900 dominierte die<br />
Herkunft aus den Sudetenländern, und<br />
berühmt gewordene <strong>Klosterneuburg</strong>er<br />
Chorherren wie der Propst und spätere<br />
Kardinal Friedrich Piffl oder Pius Parsch<br />
stammten von dort. In den letzten<br />
Jahrzehnten hat sich die Herkunft der<br />
HERBST/WINTER 2007 Willkommen im <strong>Stift</strong> | 9