2021 JULI / LEBENSHILFE FREISING / TAUSENDFÜSSLER-MAGAZIN
Das Magazin der Lebenshilfe Freising e.V. für Mitglieder, MitarbeiterInnen, Freunde und Förderer.
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Zwischen Fürsorge und Selbstbestimmung
Lebenshilfe Freising will mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderung
Jedes Jahr wird der Europatag am 5. Mai auch als Europäischer
Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit
Behinderung begangen. Zum Protesttag 2021 hat die Lebenshilfe-Vorsitzende
Monika Haslberger in den Medien
für mehr Selbstbestimmung für Menschen mit Behinderungen
geworben:
Die hoffentlich bald überstandene Corona-Pandemie
hat gezeigt, wie wichtig das Miteinander und die Fürsorge
für alle Menschen ist. Bei der Lebenshilfe Freising
mit etwa 1200 betreuten Menschen und 600 Beschäftigten
liegt das Augenmerk vor allem bei den Menschen
mit Behinderung.
So wichtig die Fürsorge für Menschen, die Unterstützung
brauchen, auch ist, so wichtig ist aus unserer
Sicht auch ihr Recht, selbstbestimmt und selbständig
zu leben. Unsere Bundesvereinigung hat sich bei der
Reform des Betreuungsrechts für Verbesserungen eingesetzt,
vor allem, um die Rechte der betreuten Personen
noch umfassender zu stärken. Dazu hat sie eine
bundesweite Kampagne gestartet, die wir zum Anlass
nehmen wollen, um zum heutigen Protesttag auf unsere
Infokampagne „Wie selbstbestimmt sind Menschen
mit Behinderung 2021?“ aufmerksam zu machen.
Wir wollen damit auf das Problem hinweisen, dass betreute
Menschen durch zu gut gemeinte Betreuung
und Fürsorge (durch Eltern und Angehörige, professionelle
Betreuerinnen und Betreuer in Einrichtungen
etc.) in ihrer Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit
behindert und eingeschränkt werden. Sehen Sie dazu
unsere Videos und Podcasts auf unserer Internetseite
www.lebenshilfe-fs.de oder auf unserem Facebook-
Kanal. Wir haben dort Stimmen von betreuten Menschen
mit Behinderung eingefangen. Ein 23-Jähriger
sagt da: „Es kotzt mich an, dass ich über mein selbst
verdientes Geld nicht selbst bestimmen kann“. Oder
eine 49 Jahre alte Frau berichtet: „Ich durfte mir beim
Ausflug keinen Wein bestellen“.
Den Menschen mit Behinderung ist klar, dass viele Einschränkungen
aus Fürsorge entstehen und sie fordern
gerade deshalb, von der Gesellschaft gehört zu werden.
Manuela Mühlhammer ist Selbstvertreterin im
Vorstand der Lebenshilfe Freising. Sie meint: „Man soll-
EINFACHE
SPRACHE
Menschen mit Behinderung brauchen oft Hilfe.
Es gibt auch viele Menschen, die helfen wollen.
Das ist gut! Menschen mit Behinderung wollen
aber auch Sachen selber machen. Sie wollen
selber bestimmen. Das ist auch gut! Manchmal
ist aber schwierig zu wissen: Wieviel Hilfe brauche
ich? Wieviel kann ich selber machen?
Das ist oft ganz schwer zu entscheiden. Die
Lebenshilfe sagt: Menschen mit Behinderung
sollen soviel selbst entscheiden, wie sie wollen!
HAUPTSACHE – DAS THEMA // 3