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Sehnsucht nach Heimat - Trachtenkultur im Füssener Land

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40 Trachtlerleben<br />

LEHRSTUNDEN<br />

Vor dem großen Auftritt müssen Schuhplattler- und<br />

Figurentänze erst einmal erlernt werden. Wer keine<br />

Plattlerkollegen aus anderen Ortschaften kannte, die<br />

einem die Tänze beibringen konnten, griff früher auf<br />

Fotografien mit Beschreibung zurück.<br />

Bereits 1907 brachte August Neubauer vom Trachtenverein<br />

Alpinia Salzburg, bebilderte Übungsanleitungen<br />

auf den Markt. Fast zwei Jahrzehnte später tat es<br />

ihm Sepp Pfleger vom Trachtenverein Almrausch aus<br />

Peißenberg <strong>nach</strong>. Er schuf neue Tänze wie 1927 den<br />

Kronentanz oder übernahm Choreografien anderer<br />

Trachtler. Diese publizierte er über das Fotohaus Hofer<br />

aus Weilhe<strong>im</strong>.<br />

Die Anleitungen waren begehrt in Trachtlerkreisen.<br />

Auch der Neuschwanstoaner Stamm nutzte die beliebten<br />

Bildkarten zum Einüben neuer Tänze und vermittelte<br />

diese an weitere Gauvereine. Darunter befinden<br />

sich Beschreibungen des Zweisteyrers, Dreisteyrers,<br />

Sechsertanzes, Sterntanzes und des Holzknechttanzes.<br />

Heutzutage sind Tanzanleitungen als Videos <strong>im</strong> Internet<br />

zu finden. Es gibt sogar eine Plattler-App fürs<br />

Smartphone, die das Schuhplatteln-Lernen unterstützen<br />

soll.<br />

PLATTLER UND FIGURENTÄNZE<br />

Schuhplatteln, Dirndldrehen und Figurentänze bilden<br />

neben der Pflege der Gebirgstracht das Herzstück<br />

der Vereinsarbeit. Selbst Kinder- und Jugendgruppen<br />

erlernen bereits Schuhplattler und Figurentänze wie<br />

Mühlradl, Sternen- oder Kronentanz sowie den <strong>Füssener</strong><br />

Sechser-Tanz.<br />

Im gesamten Alpenraum gab es auch vor 1900 eine<br />

Art von Werbetänzen. Mit Gründung der Trachtenvereine<br />

<strong>im</strong>portierten die teilweise aus Oberbayern<br />

stammenden Gründungsmitglieder auch ihre Tänze ins<br />

Allgäu. Be<strong>im</strong> Repertoire orientierte man sich deshalb<br />

an oberbayerischen Schuhplattlern, die zu Beginn des<br />

20. Jahrhunderts beliebt waren, wie der Haushamer,<br />

Wendelstoaner oder Werdenfelser.<br />

Die zentrale Bedeutung dieser Tänze für die Vereine<br />

wird deutlich am Posten des Vorplattlers. Er n<strong>im</strong>mt als<br />

Vortänzer einen festen Platz in der Vorstandschaft ein.<br />

Geprobt wird wöchentlich, die Weitergabe der Tradition<br />

erfolgt ausschließlich mündlich. Die Tänze werden<br />

von ihm ausgewählt und bis zur Bühnenreife gelehrt.

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