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franz

mack

habe ich davon profitiert und ich glaube, das hat auch mir dann meine Offenheit gebracht. Es hat keinen Wert,

um die Dinge herum zu reden, sie beim Namen zu nennen, ist immer noch das Beste. Wenn er auch später

noch das Gefühl hatte, ein Projekt sei nicht gut umsetzbar, hat er sich schon noch massiv eingebracht. Bis hin,

dass er am Wochenende oder am Abend am Reißbrett der Mitarbeiter das eine oder andere verändert hat.

Das spektakulärste Beispiel war ja die Planung für das erste Hotel „El Andaluz“ in den 90er Jahren. Das war

damals wirklich Neuland für uns und mein Vater war im Prinzip aufgeschlossen, aber 600 Betten schienen

ihm einfach zu groß dimensioniert. Und so kam er eines nachts mit der Rasierklinge zum Hotelplan, schnitt

feinsäuberlich ein Stockwerk raus und fügte alles wieder nahtlos zusammen. Erst nach einer gewissen Zeit

entdeckten wir, dass die Planung gravierend verändert worden war und fanden dann natürlich schnell heraus,

wer diese Veränderung vorgenommen hatte. Das war seine Art, sich einzubringen. So war auch die Investition

erheblich geringer.

Das haben wir akzeptiert, obwohl wir schon nach einem Jahr das Hotel erweitern mussten, weil es zu klein war.

Wir hatten ja gleich einen weiteren Themenbereich mit Spanien gebaut, um auch einen gewissen Druck auf die

Hotelkapazität zu bekommen.

Später beim italienischen Hotel „Colosseo“ war er gegen den ersten Plan, auf dem die Zimmer in einem

architektonisch komplizierten Gebäudekomplex untergebracht waren. Das fand er nicht gut. Es wäre zu

kompliziert und damit zu teuer geworden. Daraufhin hat er einfach nichts mehr zu dem Thema gesagt. Er

wollte nicht diskutieren. Ich bin dann nach Italien gereist und habe mir die Situation in Rom genau angeschaut.

Da bin ich direkt aufs Kolosseum zugelaufen. In dem Augenblick war mir klar, wie unser Gebäude aussehen

muss mit den italienischen Fassaden im Vordergrund. Die Piazza ist übrigens an den Marktplatz der Stadt Lucca

in der Toskana angelehnt. So kam es zu einem neuen Entwurf, so, wie das Hotel „Colosseo“ heute dasteht. Das

hat Vater gut gefallen, von dem Tag hat er sich wieder ganz normal an allen Diskussionen beteiligt.

Beim heutigen Blick auf die Verträge von Vater staune ich immer wieder: Sie hatten zum Teil nur eine einzige

Seite. Da standen drei Zahlen drauf und was es kostet, zwei Unterschriften darunter und fertig war der Vertrag.

Wir haben nie einen Anwalt gebraucht, es hat gehalten. Am Anfang hat er die Verträge mit Handschlag

gemacht. Was er versprochen hat, das hat er gehalten und geliefert. Am Ende hat der Kunde ein tolles Produkt

gehabt und hat lange damit verdienen können.

Vater hatte von seinem Vater übernommen: Qualität, Härte, Präzision – und er war ein großartiger Autodidakt!

Klar ist auch, dass wir nie ein Projekt gegen den Willen von unserem Vater umgesetzt hätten. Das war ein

ungeschriebenes Gesetz, obwohl er ja seine Mehrheit in den Anteilen längst an uns abgegeben hatte.“

Jürgen: „Ein Spruch von ihm wird noch lange bleiben: Wer feste arbeiten kann, kann auch Feste feiern. Das hat

Vater sympathisch gemacht. Vater war bei allen Festen mittendrin und hat mitgefeiert. Immer war er einer

letzten, die ins Bett sind. Aber morgens stand er wieder auf der Matte. Das war ihm heilig, auch wenn es ihm

noch so schwer gefallen ist. Totale Härte und Selbstdisziplin bei der Arbeit, aber er hat auch gerne auf den Busch

gehauen und mit allen gefeiert.

Auch das war Franz Mack: Wer spät ins Bett geht, kann auch früh aufstehen.“

Das Gespräch führte Horst Koppelstätter

Festliche Eröffnung des

Hotels „Colosseo“ mit dem

italienischen Hollywood-Star

Claudia Cardinale im Jahr 2004.

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