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The Red Bulletin 09/21 AT

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ÖSTERREICH<br />

SEPTEMBER 20<strong>21</strong><br />

€ 3,50<br />

UNSER<br />

ERSTES<br />

MAL<br />

PIZZERA & JAUS<br />

Das Power-Pop-Duo<br />

über Liebe, Rausch<br />

und Gänsehaut-<br />

Momente<br />

ABSEITS DES ALLTÄGLICHEN<br />

Paul Pizzera und Otto Jaus,<br />

gemalt in Öl auf Leinwand.<br />

Von Philip Burke, exklusiv<br />

für <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>.


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Die KTM 890 DUKE R liefert genau das, was du von einer „R“ erwartest. Eine angriffslustige<br />

Sitzposition wie auf der Rennstrecke, WP-Federung aus dem Rennsport und beeindruckende<br />

1<strong>21</strong> Hp: eine Maschine für höchste Präzision und mit noch mehr Punch.<br />

Gezeigte Fahrszenen bitte nicht nachahmen, Schutzkleidung tragen und die anwendbaren Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung beachten!<br />

Die abgebildeten Fahrzeuge können in einzelnen Details vom Serienmodell abweichen und zeigen teilweise Sonderausstattung gegen Mehrpreis.


E D I T O R I A L<br />

WILLKOMMEN<br />

EIN HEFT<br />

WIE GEMALT<br />

PIZZERA & JAUS<br />

ALS ÖLGEMÄLDE<br />

Seit Anfang der Achtzigerjahre<br />

malt US-Künstler<br />

Philip Burke (o.) Topstars<br />

für internationale Magazine<br />

– für uns hat er das<br />

heimische Pop-Duo Pizzera<br />

& Jaus auf Leinwand<br />

verewigt. Ab Seite 40.<br />

Wo anfangen, wenn es gilt, eine Ausgabe einzugeigen,<br />

die vor bunter Vielfalt strotzt? Wir<br />

machen es uns leicht: Wir beginnen dort, wo es<br />

besonders farbig zugeht: „Mit dem Pauli das<br />

Stadion zu zerlegen, das wäre herrlich“, sagt<br />

Otto Jaus von, ja, Pizzera & Jaus. Im Interview<br />

spricht das Erfolgsduo, das Ende August im<br />

Steinbruch von St. Margarethen bei <strong>Red</strong> Bull<br />

Jukebox auf der Bühne stehen wird, über erste<br />

Male. Illustriert wurden die beiden – ebenfalls<br />

zum ersten Mal – von einem, der sonst Musiklegenden<br />

pinselt, etwa Miles Davis, Franz Zappa<br />

oder Kurt Cobain: nämlich vom New Yorker<br />

Künstler Philip Burke. Was wir noch zu bieten<br />

haben: das erwachsen gewordene Mountainbike-Wunderkind<br />

Vali Höll, die visionäre<br />

Designerin Flora Miranda und den erhellenden<br />

Regisseur David Schalko.<br />

Gute Unterhaltung<br />

mit der neuen Ausgabe<br />

von <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>!<br />

Die <strong>Red</strong>aktion<br />

FLORA MIRANDAS<br />

MODE-VISIONEN<br />

Die Salzburger Designerin<br />

Flora Miranda hat eine klare<br />

Vorstellung von der Zukunft<br />

der Mode – Science-Fiction ist<br />

nichts dagegen: ab Seite 62.<br />

KÖNIG DER<br />

WELLEN<br />

Fotograf Ben Thouard<br />

fasziniert die Schönheit<br />

großer Wellen –<br />

die allerschönsten<br />

findet er vor Tahiti.<br />

Ab Seite 20.<br />

1<strong>21</strong><br />

Hektar misst das Areal<br />

des American-Football-<br />

Stadions in Inglewood,<br />

es ist damit fast dreimal<br />

so groß wie der<br />

Vatikan. Mehr Zahlen<br />

zur NFL auf Seite 14.<br />

PHILIP BURKE (COVER) BEN THOUARD<br />

4 THE RED BULLETIN


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INHALT<br />

<strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong><br />

im September 20<strong>21</strong><br />

COVERSTORY<br />

40 PIZZERA & JAUS<br />

Das Duo hat es mit Schmäh,<br />

Charme und Musik auf die<br />

großen Bühnen geschafft.<br />

Ein Gespräch über Anfänge.<br />

PORTFOLIO<br />

20 KÖNIG DER WELLEN<br />

Der französische Fotograf<br />

Ben Thouard ist auf große<br />

Wellen spezialisiert – und<br />

auf die Surfer darauf.<br />

FUSSBALL<br />

34 KICK IT LIKE KARISHMA<br />

Wie eine 24-jährige Pakistani<br />

ihre Heimat dank der Kraft<br />

des Fußballs zum Besseren<br />

verändern will.<br />

FILM<br />

36 FRÖHLICHE<br />

WUNSCHLOSIGKEIT<br />

David Schalko über seine<br />

neue TV-Serie und einen<br />

idealen Lebenszustand.<br />

ARCHÄOLOGIE<br />

38 MAN SPÜRT SO RICHTIG,<br />

DASS MAN LEBT<br />

Terry Madenholm ist Model<br />

und Archäologin – eine<br />

interessante Kombination.<br />

BIKE<br />

48 SUPER-GIRL<br />

Mountainbike-Wunderkind<br />

Valentina Höll: Nicht mal eine<br />

Verletzung kann sie bremsen.<br />

STREETBALL<br />

54 KÄFIG VOLLER HELDEN<br />

Ein legendärer Basketballplatz<br />

in New York – wo der Sport<br />

mehr als nur ein Spiel ist.<br />

FASHION<br />

62 ZUKUNFT DER MODE<br />

Eine 30-jährige Salzburgerin<br />

als Fashion-Visionärin. Sie<br />

macht Fiktion zum Faktum.<br />

GUIDE<br />

Tipps für ein Leben<br />

abseits des Alltäglichen<br />

73 REISEN. Ein Genuss-Wochenende<br />

mit dem E-Bike in Südtirol.<br />

78 UHREN. Ein Chronograph, der über<br />

und unter Wasser gute Figur macht.<br />

80 E-MOBILITÄT. Vier Zweirad-<br />

Kategorien mit Zukunft.<br />

82 LESESTOFF. Der unbarmherzige<br />

Samariter & andere Serien-Helden.<br />

86 TIPPS & TRENDS. Die Empfehlungen<br />

der <strong>Red</strong>aktion.<br />

88 RED BULL FLUGTAG UND<br />

KALENDER. Wichtige Termine.<br />

92 BOULEVARD DER HELDEN.<br />

Michael Köhlmeier über eine<br />

Begegnung zwischen Bob Dylan<br />

und Schachgenie Bobby Fischer.<br />

48<br />

EINBLICK Bikerin Vali Höll erzählt, warum ein<br />

schwerer Sturz ihr Leben positiv verändert hat.<br />

62<br />

AUSBLICK Designerin Flora Miranda zeigt eine<br />

Modewelt, in der Science-Fiction Realität wird.<br />

36<br />

PHILIPP HORAK, NORMAN KONRAD, KLAUS PICHLER, ANTHONY GE<strong>AT</strong>HERS<br />

8 GALLERY<br />

14 ZAHLEN, BITTE!<br />

16 FUNDSTÜCK<br />

18 DAS PHILOSOPHEN-INTERVIEW<br />

96 IMPRESSUM<br />

98 CARTOON<br />

DURCHBLICK Regisseur David Schalko verrät,<br />

warum das Leben einer Kuh für ihn reizvoll ist.<br />

6 THE RED BULLETIN


54<br />

KRAFTPL<strong>AT</strong>Z<br />

Ein Basketballkäfig<br />

in New York zieht<br />

Menschen in ihren<br />

Bann – weil der Sport<br />

hier neue Bedeutung<br />

bekommt.<br />

THE RED BULLETIN 7


DENIS KLERO/RED BULL CONTENT POOL


LOS ANGELES, USA<br />

Traumsprung<br />

Schaut super aus, wie sich der russische<br />

Freeride-Pionier Pavel Alekhin hier von<br />

sämtlichen physikalischen Zwängen<br />

befreit und locker über alle Berge hüpft.<br />

Aber bevor ihr fragt: Nein, natürlich ist<br />

das nicht wahr. Aber von Alekhins Landsmann,<br />

dem Fotografen und Photoshop-<br />

Zauberer Denis Klero, gut ausgedacht und<br />

gut gemacht. „Ich wollte den echten<br />

Sprung in Los Angeles in einer künstlichen<br />

Traumkulisse zeigen“, sagt Klero.<br />

„Und Pavels Talent ist ja tatsächlich über<br />

den Wolken.“ Traumhafte Bilder: klero.ru<br />

9


LANDMANNALAUGAR,<br />

ISLAND<br />

Gemälde<br />

aus Eis<br />

Der kalifornische Fotograf Chris Burkard<br />

hat an Bord einer Cessna (ein Flugzeug<br />

wie das kleine gelbe Ding auf dem Foto,<br />

das unter Burkards Maschine durchflog)<br />

die mächtigen Gletschersysteme im<br />

Hochland Islands aus der Vogelperspektive<br />

dokumentiert, um ihre betörende<br />

Schönheit festzuhalten. Sein Bildband<br />

„At Glacier’s End“ soll die Menschheit<br />

daran erinnern, dass die Erderwärmung<br />

diese Naturdenkmäler für immer<br />

zum Verschwinden bringen könnte.<br />

Mehr Impressionen: atglaciersend.com


GOLF VON FINNLAND<br />

Leuchtturmprojekt<br />

Leuchttürme wie dieses 40 Meter<br />

hohe Exemplar nahe der russischen<br />

Metropole St. Petersburg<br />

haben eine noble Aufgabe: Sie<br />

bieten den Menschen auf hoher<br />

See beruhigende Orientierung.<br />

Manchmal machen sie aber auch<br />

einfach nur Spaß: zum Beispiel,<br />

wenn BASE-Jumper Semjon<br />

Lazarev von ihnen runterspringt.<br />

Mehr Fotos von Victor Sukhorukov:<br />

tankizt.com; Instagram: @tankizt<br />

CHRIS BURKARD, VICTOR SUKHORUKOV/RED BULL ILLUME DAVYDD CHONG<br />

11


YOSEMITE-TAL,<br />

KALIFORNIEN, USA<br />

Mittagspause<br />

Dieser doch etwas ausgesetzte Ruheplatz<br />

befindet sich mitten in der be rühmten<br />

Salathé-Wand des ikonischen Granitfelsens<br />

El Capitan im Yosemite- Nationalpark<br />

in Kalifornien. Das Foto – es zeigt<br />

die Bergkameraden des deutschen Fotografen<br />

und Kletterers Alexander Wick –<br />

ist eine Hommage an eine Aufnahme,<br />

die der amerikanische Kletterpionier<br />

Tom Frost bei der Erstbesteigung der<br />

Wand im Jahr 1961 geschossen hat.<br />

Instagram: @alex.ander.wick


ALEXANDER WICK/RED BULL ILLUME DAVYDD CHONG<br />

13


Z A H L E N , B I T T E !<br />

NFL<br />

Die Welt ist ein Eierlaberl<br />

Kaum eine Sportart ist derart auf Statistiken fixiert wie American Football.<br />

Zum Start der 102. NFL-Saison: legendäre Quarterbacks, ein Rekordbuch<br />

mit fast 900 Seiten und ein Stadion, größer als der Vatikan.<br />

1<br />

Spieler schaffte es, Fußball-<br />

Meister in Europa und NFL-<br />

Champion zu werden: Der<br />

Österreicher „Wembley-Toni“<br />

Fritsch gewann mit Rapid<br />

Wien (1964, 1967, 1968) und<br />

den Dallas Cowboys (1972).<br />

100.000.000.000<br />

Dollar, plus/minus, umgerechnet<br />

gut 84 Milliarden<br />

Euro, kassiert die NFL für die<br />

TV-Rechte von 2023 bis 2033.<br />

2<br />

weibliche Referees werden<br />

für die Einhaltung der Regeln<br />

sorgen. Ganz neu im Job ist<br />

Maia Chaka, die erste Afroamerikanerin<br />

in der Position<br />

eines „On-Field Official“.<br />

1<strong>21</strong><br />

Hektar (299 Acres) umfasst<br />

das Areal des SoFi Stadium<br />

in Inglewood, Kalifornien.<br />

Zum Vergleich: Der Vatikan<br />

misst 44 Hektar (1<strong>09</strong> Acres).<br />

39<br />

Jahre alt war der gebürtige<br />

Norweger Einar Magnus „Bill“<br />

Irgens, als er 19<strong>21</strong> als bisher<br />

ältester Spieler seinen ersten<br />

Punkt in der NFL machte.<br />

965<br />

Einträge umfasst eine Google-Liste<br />

von NFL-Rekorden. Das jährlich erscheinende<br />

„Record and Fact Book“<br />

der NFL hat mittlerweile 872 Seiten.<br />

100.000<br />

Dollar Preisgeld bekommt der Sieger der „Big Data Bowl“:<br />

Die NFL stellt Daten („Next Gen Stats“) zur Verfügung und<br />

sucht so nach neuen nützlichen Statistik-Varianten.<br />

77<br />

der 100 meistgesehenen TV-Shows der<br />

USA in den vergangenen fünf Jahren<br />

waren NFL-Spiele. Und: 24 der Top 25<br />

drehten sich um Football.<br />

3<br />

Quarterbacks – Brett Favre,<br />

Peyton Manning, Drew Brees<br />

– haben gegen alle 32 NFL-<br />

Teams zumindest ein Spiel<br />

gewonnen. Heuer könnte<br />

Superstar Tom Brady in diesen<br />

erlauchten Kreis aufsteigen.<br />

24.960<br />

Bälle muss Ausrüster<br />

Wilson Sporting Goods<br />

pro Saison mindestens<br />

zur Verfügung stellen,<br />

780 für jedes der 32 Teams.<br />

99<br />

Yards (90,5 m) muss ein<br />

Spieler maximal bis zum<br />

Touchdown laufen. Erst zwei<br />

schafften die volle Strecke:<br />

Tony Dorsett (1985) und<br />

Derrick Henry (2018).<br />

16,8<br />

Millionen Dollar (14,2 Mio.<br />

Euro) zahlten Google und<br />

Amazon 2020 für 90 Werbesekunden<br />

beim Superbowl.<br />

GETTY IMAGES (3), PICTUREDESK.COM CLAUDIA MEITERT HANNES KROPIK<br />

14 THE RED BULLETIN


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Angaben können ohne Ankündigung geändert werden. Abgasnorm Euro 6d-TEMP-EVAP: Die angegebenen Verbrauchs- und CO₂-Emissionswerte wurden nach den vorgeschriebenen WLTP-Messverfahren (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure) ermittelt. Der tatsächliche<br />

Kraftstoffverbrauch kann in der Praxis je nach Fahrweise, technischem Zustand des Kraftfahrzeuges, nicht serienmäßigen An- und/oder Abbauten, Fahrbahnbeschaffenheit und klimatischen Bedingungen etc. abweichen. Druck- und Satzfehler vorbehalten. Symbolabbildung. Stand Juni 20<strong>21</strong>.<br />

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Serena Williams<br />

ist eine der besten<br />

Tennisspielerinnen<br />

aller Zeiten: Sie<br />

gewann 23 Grand-<br />

Slam-Turniere.<br />

SERENA WILLIAMS<br />

Früchte des Zorns<br />

Von der amerikanischen Tenniskönigin im Finale der US Open zertrümmerter Schläger, 2018<br />

Es gibt viele Dinge, die Serena Williams ausgezeichnet kann, Verlieren zählt nicht dazu: Als sie im Finale der<br />

US Open im September 2018 gegen die junge Japanerin Naomi Ōsaka begriff, dass sie wohl nicht gewinnen<br />

würde, setzte es einen ihrer berüchtigten Wutausbrüche. Die Folge: drei Verwarnungen vom Schiedsrichter.<br />

Von der zweiten erzählt der mit einem wuchtigen Schlag zum emotionalen Ventil umfunktionierte Schläger<br />

oben. Im Tennis-Regelbuch heißt so was „Schlägermissbrauch“ und kostete 3000 Dollar Strafe.<br />

GOLDIN AUCTIONS, GETTY IMAGES<br />

16 THE RED BULLETIN


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D A S F I K T I V E P H I L O S O P H E N - I N T E R V I E W<br />

EPIKUR SAGT:<br />

„So lernst du die Kunst<br />

der Freude“<br />

Glücklich sein ist der Sinn des Lebens. Aber wie ist wirkliche<br />

Freude zu finden? Der alte Grieche Epikur meint<br />

in unserem fiktiven Interview mit Christoph Quarch: nur,<br />

indem man nicht krampfhaft nach ihr sucht.<br />

the red bulletin: Herr Epikur, Sie haben behauptet,<br />

der Sinn des menschlichen Lebens<br />

bestehe darin, Lust und Freude zu empfinden.<br />

In der Welt von heute gibt es<br />

viele Menschen, die viel Zeit und<br />

Geld dafür aufwenden, extreme<br />

Erfahrungen zu machen, um extrem<br />

viel Spaß zu haben. Etwa,<br />

indem sie mit einem Seil am Fuß<br />

von einer Brücke springen.<br />

Was halten Sie davon?<br />

epikur: Keine Ahnung, ich habe so<br />

etwas noch nie ausprobiert. Wer sich<br />

zu meiner Zeit selbst erproben wollte,<br />

konnte das bei einem unserer vielen<br />

Kriege tun. Aber das war nie so<br />

mein Ding. Ich habe es vorgezogen,<br />

in meinem Garten zu lustwandeln,<br />

gute Gespräche zu führen und mich<br />

am Licht der Sonne zu erfreuen.<br />

Aber Sie haben doch gesagt,<br />

wir Menschen täten gut daran,<br />

ein Leben der Freude zu führen.<br />

Wenn jemand Freude daran hat, extreme Herausforderungen<br />

zu bestehen, dann ist das doch etwas<br />

Gutes, oder?<br />

Jaja, ich weiß, was Sie meinen, aber so einfach ist es<br />

nicht. Nicht überall, wo Freude draufsteht, ist auch<br />

Freude drin. Vorderhand sieht es doch so aus: Sie<br />

nehmen sich etwas vor, artikulieren einen Wunsch.<br />

Und siehe da, es kommt so, wie Sie es wollten, und<br />

dann freuen Sie sich. Das war’s. Und was dann?<br />

Na ja, man freut sich, und wenn die Freude nachlässt,<br />

gibt es bestimmt ein nächstes Ziel, das man<br />

sich setzt. Und wenn man auch das erreicht hat,<br />

dann ist die Freude doppelt so groß.<br />

Im Gegenteil, mein Freund, die Freude wird schwächer.<br />

Erst unmerklich, aber dann umso mehr. Und weißt du,<br />

warum? Weil deine Freude nicht mehr frei ist. Besser:<br />

weil du nicht mehr frei bist. Du verhedderst dich im<br />

Hamsterrad, brauchst immer neue Anreize, immer<br />

neue Wünsche, immer neue Ziele. Klar, du freust dich,<br />

wenn du wieder einmal etwas erreicht hast, aber diese<br />

„Das Geheimnis<br />

liegt darin, so zu leben,<br />

dass man sich<br />

an allem freut, was ist,<br />

und nicht an dem,<br />

was man will.“<br />

Freude verpufft so schnell, wie sie kam. Und noch<br />

während sie verpufft, wirst du immer abhängiger<br />

von deinen kleinen Kicks der erfüllten Wünsche. Bis<br />

du auf die glorreiche Idee kommst, deine Ziele immer<br />

größer und extremer werden zu lassen – in der Hoffnung,<br />

dass auch die Freude dann extremer wird. Was<br />

aber nicht passiert. Stattdessen kannst du dich<br />

irgendwann gar nicht mehr freuen: Fünfzig<br />

Kilometer gelaufen? Okay, dann sechzig.<br />

Sechzig Kilometer gelaufen? Okay,<br />

dann siebzig. Das nimmt kein Ende,<br />

außer du fällst vorher tot um.<br />

Hm, aber dann wäre Freude ja<br />

so etwas wie eine Droge, die<br />

einen irgendwann in den Abgrund<br />

stürzt. Und die Lust an Extremerfahrungen<br />

wäre das Symptom<br />

einer gesteigerten Abhängigkeit.<br />

Könnte sein, ja. Und deshalb ist<br />

es so wichtig, beizeiten die Kunst<br />

der Freude zu lernen. Darum ging<br />

es in meinen Büchern.<br />

Und worin besteht diese Kunst<br />

der Freude?<br />

Vor allem darin, sich an den Dingen<br />

zu erfreuen, die wirklich zu<br />

einem passen – die irgendwie<br />

naturgemäß und unbegrenzt vorhanden sind. Wie<br />

gesagt: Ich habe immer die größte Freude, wenn ich<br />

mit guten Freunden durch meinen Garten schlendere .<br />

Denn ich bin dann völlig frei davon, irgendetwas<br />

Tolles oder Extremes erfahren zu müssen. Ich bin<br />

dann auch frei von Angst und Sorge. Ich glaube, das<br />

ganze Geheimnis der Freude liegt darin, so zu leben,<br />

dass man sich an allem freut, was ist, und nicht an<br />

dem, was man will. Du möchtest dich freuen? Dann<br />

hör auf, dich freuen zu wollen!<br />

EPIKUR (um 341 – 271/270 v. Chr.) gilt als Philosoph der Freude.<br />

Damit hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Im Gegenteil: Zu<br />

allen Zeiten war er die Hassfigur von Moralpredigern, die ihn als<br />

Ahnherrn eines zügellosen Hedonismus verdammten. Tatsächlich<br />

ging es Epikur aber nicht um ein Maximum an Spaß, sondern<br />

um Selbstgenügsamkeit, die das Leben so nimmt, wie es ist.<br />

CHRISTOPH QUARCH, 57, ist deutscher Philosoph, Gründer<br />

der Neuen Platonischen Akademie (akademie-3.org) und<br />

Autor zahlreicher philosophischer Bücher. Zuletzt erschienen:<br />

„Kann ich? Darf ich? Soll ich? Philosophische Antworten<br />

auf alltäg liche Fragen“, legenda Q, 20<strong>21</strong>.<br />

DR. CHRISTOPH QUARCH BENE ROHLMANN<br />

18 THE RED BULLETIN


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P O R T F O L I O<br />

20 THE RED BULLETIN


König<br />

der<br />

Wellen<br />

Der französische Fotograf<br />

Ben Thouard macht unglaubliche<br />

Bilder von riesigen Wellen an der<br />

Küste von Tahiti. Und von<br />

Menschen, die mutig genug sind,<br />

sie zu reiten. Hier erzählt er,<br />

wie seine Kunstfotos entstehen.<br />

Protokoll PIERRE HENRY CAMY<br />

Wisch und weg<br />

Teahupo‘o, Juni 2016<br />

„Das Foto von Matahi Drollet, den man<br />

den Prinz von Teahupo‘o nennt, habe ich<br />

mit einer langen Verschlusszeit gemacht.<br />

Das ist ästhetisch, aber kompliziert, denn<br />

irgendwas im Bild sollte scharf sein. Man<br />

braucht für solche Bilder Glück, aber mehr<br />

noch Entschlossenheit. Ich bin tausendmal<br />

gescheitert, bevor mir dieses Foto gelang.“<br />

THE RED BULLETIN <strong>21</strong>


P O R T F O L I O<br />

22 THE RED BULLETIN


Brecher<br />

aus Glas<br />

Nordküste<br />

Tahitis,<br />

Dezember 2015<br />

„Sonnenaufgang. Im<br />

Hintergrund ist eine<br />

Klippe, deshalb wirkt<br />

der Strand schwarz.<br />

Die ersten Sonnenstrahlen<br />

fallen über<br />

die Klippe und brin gen<br />

den Wellenkamm zum<br />

Leuchten, als wäre er<br />

aus Glas. Dass dich so<br />

eine Welle erwischt,<br />

willst du wirklich<br />

nicht. Sie kann dich<br />

zerquetschen.“<br />

THE RED BULLETIN 23


P O R T F O L I O<br />

Warten auf die Welle<br />

Teahupo‘o, Mai 2019<br />

„Diese beiden Fotos sind unmittelbar nacheinander<br />

entstanden: Sechs Uhr früh, die Morgenbrise bläst<br />

den Schaum vom Wellenkamm, davor wartende Surfer,<br />

flaches Licht erleuchtet die Szene. So wie hier arbeite<br />

ich viel vom Jet-Ski aus, das macht mich flexibler.“<br />

24 THE RED BULLETIN


Der unbekannte Surfer<br />

Teahupo‘o, Mai 2019<br />

„Man muss auf die Welle warten, im richtigen Moment<br />

tauchen, sich umdrehen, Einstellungen und Bildausschnitt<br />

wählen und abdrücken. Ich weiß bis heute<br />

nicht, wer der Surfer auf dem Bild ist – von unten sieht<br />

es jedenfalls aus, als würde er fliegen.“<br />

THE RED BULLETIN 25


P O R T F O L I O<br />

26 THE RED BULLETIN


Notausgang<br />

Adrian Buchan,<br />

Teahupo‘o,<br />

August 2017<br />

„Viele halten die<br />

Teahupo‘o-Welle für die<br />

gefährlichste der Welt –<br />

wegen ihrer Größe, ihrer<br />

Kraft und weil sie über<br />

einem scharfen Korallenriff<br />

bricht. Eigentlich<br />

wollte ich den Australier<br />

Adrian Buchan in der Tube<br />

fotografieren, doch dann<br />

nahm er den Notausgang<br />

durch die brechende Welle.<br />

So entstand dieses ungewöhnliche<br />

Foto: Adrian<br />

steht zwar noch auf dem<br />

Brett, aber unter Wasser.“<br />

THE RED BULLETIN 27


P O R T F O L I O<br />

Im Bauch des<br />

Ungeheuers<br />

Matahi Drollet,<br />

Teahupo‘o, Juli 2015<br />

„Diese Wellen waren<br />

so groß, dass die Surfer<br />

mit dem Jet-Ski hineingebracht<br />

wurden. Trotzdem<br />

surft der Tahitianer<br />

Drollet nur mit der Kraft<br />

seiner Arme, er schafft es<br />

mit Müh und Not über dieses<br />

Monster. Ich befinde<br />

mich auf einem Boot ganz<br />

nah dran. Mein Erfolg<br />

hängt vom Kapitän ab.<br />

Aber die Fischer kennen<br />

die Teahupo‘o-Welle<br />

wirklich gut.“<br />

28 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 29


P O R T F O L I O<br />

Im Blindflug<br />

William Aliotti, Teahupo‘o, April 2016<br />

„Ganz nah an der Action: Ich bin genau unter dem Kamm<br />

der Welle, die kurz davor ist, auf meine Kamera zu krachen.<br />

Ich bin schon vollständig unter Wasser, aber mein Arm mit<br />

der Kamera ist noch oben, um die Aufnahme zu machen.<br />

Ich schieße blind, nur so bekomme ich das Foto – Sekundenbruchteile<br />

bevor alles explodiert.“<br />

30 THE RED BULLETIN


Majestätische Kurve<br />

Südküste Tahitis, April 2020<br />

„Neben meiner Arbeit als Surf-Fotograf begann ich mich<br />

für Orte zu interessieren, wo die Wellen unglaubliche<br />

Formen annehmen. Ein 300-Millimeter-Teleobjektiv ist<br />

zwar zum Schwimmen nicht sehr praktisch, erlaubt es<br />

mir aber, die Welle mit all ihren Details abzubilden.“<br />

THE RED BULLETIN 31


P O R T F O L I O<br />

Die große Waschmaschine<br />

Teahupo‘o, September 2017<br />

„Das ist eine Teahupo‘o-Welle von unten. Wenn der<br />

Wellenkamm bricht und auf die Wasseroberfläche donnert,<br />

nimmt er Luft mit. Unter Wasser entstehen dann diese<br />

turbinenartigen Strukturen. Es ist hypnotisierend,<br />

ich bin regelrecht besessen von diesem Phänomen –<br />

es ist auch <strong>The</strong>ma meines nächsten Buches.“<br />

32 THE RED BULLETIN


DER FOTOGRAF<br />

„Was mich an Wellen fasziniert?<br />

Sie erlauben es, auf einem einzigen<br />

Bild Ästhetik, Kraft oder<br />

einfach nur Schönheit festzuhalten“,<br />

sagt Ben Thouard, 35,<br />

2019 Gesamt sieger des Fotowettbewerbs<br />

<strong>Red</strong> Bull Illume. Thouard, geboren<br />

in Südfrankreich, entdeckte seine Leidenschaft<br />

fürs Fotografieren über das Windsurfen und ein<br />

Praktikum bei Bernard Biancotto, einem Pionier<br />

der Windsurf-Fotografie. Mit neunzehn verwirklichte<br />

er seinen Traum und ging nach Hawaii, um<br />

dort mit einem selbst gebauten, wasserdichten<br />

Kameragehäuse Windsurf-Fotos zu machen.<br />

Drei Jahre später, 2008, fuhr er weiter in die Südsee<br />

– nach Tahiti. „Es war Liebe auf den ersten<br />

Blick“, erinnert sich Thouard. „Die Kultur, die<br />

Menschen, die Qualität der Wellen, die Klarheit<br />

des Wassers und das häufig wechselnde Licht.“<br />

Er blieb und konzentrierte sich auf Fotos von<br />

Surfern auf Big Waves. In den letzten Jahren<br />

lässt er immer öfter die Surfer weg und widmet<br />

sich der puren Schönheit der Welle.<br />

Ben Thouards erster Bildband („Surface“) ist 2018 erschienen.<br />

Sein neues Buch wird im November erwartet. benthouard.com<br />

Die perfekte Welle<br />

Tahiti, Mai 2019<br />

„Man hat mich gefragt, ob ich dieses Foto<br />

bearbeitet habe. Nein, überhaupt nicht!<br />

Das ist eine Stunde vor Sonnenaufgang,<br />

hinter uns ein Berg, wir schauen Richtung<br />

Sonne, der ablandige Wind bläst Gischt<br />

von der Welle. Das erzeugt ein Lichtspiel<br />

aus Wasser und Wind.“<br />

THE RED BULLETIN 33


Fußball<br />

Karishma Ali<br />

hat im Hochland von Pakistan einen Sportklub für Mädchen<br />

gegründet und es auf die Bestenliste des US-Magazins<br />

„Forbes“ geschafft. Ihr nächstes Projekt? Ein Stadion bauen.<br />

Text ALEXANDRA ZAGALSKY<br />

Foto ABUZAR MIR<br />

Vor fünf Jahren feierte Karishma<br />

Ali eine bittersüße Premiere: Das<br />

damals 19-jährige Fußballtalent war<br />

die erste Frau aus ihrem Heimatbezirk<br />

Chitral, die an einem großen<br />

Sportwettbewerb im Ausland teilnahm<br />

– bei den muslimischen Jubilee<br />

Games in Dubai. Ali, seit ihrem<br />

neunten Lebensjahr Fußballfan,<br />

hatte in der Highschool in Pakistans<br />

Hauptstadt Islamabad Fußballspielen<br />

gelernt, wo die Teilnahme von Mädchen<br />

am Turnunterricht liberaler<br />

gesehen wurde als sonst im Land.<br />

Als die pakistanischen Fußballerinnen<br />

in Dubai auch noch die<br />

Silbermedaille gewannen, kehrte sie<br />

mit dem festen Entschluss zurück,<br />

mehr Frauen zum Sport zu ermutigen.<br />

Sie organisierte ein kleines, niederschwelliges<br />

Trainingslager und<br />

rechnete mit bescheidenem Zulauf.<br />

Zu ihrer Überraschung erschienen<br />

mehr als 50 Mädchen zum Training.<br />

Doch das hatte seinen Preis:<br />

Chitral – eine abgelegene Gebirgsregion<br />

im Norden Pakistans – ist<br />

außer gewöhnlich konservativ und<br />

patriarchalisch geprägt. Prompt wurde<br />

Ali Ziel von Beschimpfungen und<br />

Drohungen im Netz. „Damals überforderten<br />

mich der viele Hass und<br />

die harsche Kritik“, erinnert sich die<br />

24-Jährige. „Ich habe mich Nacht<br />

für Nacht in den Schlaf geweint.“<br />

Dennoch ließ sie sich nicht entmutigen.<br />

2018 gründete sie den<br />

Chitral Women’s Sports Club. Heute<br />

sind über 200 Frauen im Alter zwischen<br />

8 und 16 Jahren Mitglied in<br />

dem Verein. Die Aktion erregte weltweit<br />

Aufsehen, sodass es Karishma<br />

Ali 2019 auf die Bestenliste „30 unter<br />

30 in Asien“ des US-Wirtschaftsmagazins<br />

„Forbes“ schaffte.<br />

Inzwischen hat sie in Islamabad<br />

einen Abschluss der University of<br />

London in Business und Management<br />

gemacht und will diesen nutzen,<br />

um die Infrastruktur für Sport in der<br />

Region Chitral weiter zu verbessern.<br />

„Ich möchte ein Stadion für diese<br />

Mädchen bauen und den Sportklub<br />

in viele andere Täler tragen“, sagt<br />

sie. „Veränderung passiert nicht<br />

über Nacht, aber Fußball ist mehr<br />

als nur ein Spiel. Er ist ein Werkzeug,<br />

das positive Veränderung<br />

in die Gemeinschaften bringt.“<br />

the red bulletin: Fußball drängt<br />

sich jetzt als Hobby für ein Mädchen<br />

in Chitral nicht gerade auf …<br />

karishma ali: Das habe ich meinem<br />

Vater zu verdanken. Seit 2006<br />

schauen wir zusammen die WM,<br />

und danach war ich draußen und<br />

hab gekickt, was das Zeug hielt.<br />

Mein Vater ist sehr aufgeschlossen.<br />

Er hat 2002 die erste englische<br />

Schule in Chitral mitbegründet.<br />

Wenn Eltern ihre Söhne dort ausbilden<br />

lassen wollten, mussten sie<br />

auch ihre Töchter anmelden.<br />

Hast du geahnt, wie beliebt dein<br />

Fußballtrainingslager sein würde?<br />

Ich habe nur 20 Anmeldeformulare<br />

drucken lassen, aber die Mädels<br />

haben sie fotokopiert, sodass die<br />

Gruppe viel, viel größer wurde. Mir<br />

wurde bewusst, dass sie bereit sind,<br />

für ihre Rechte zu kämpfen, und<br />

dass ich ihnen dabei helfen konnte.<br />

Und wie hat sich das dann zu<br />

einem Sportklub entwickelt?<br />

Die Spielerinnen, mit denen ich<br />

arbeite, kommen aus 40 verschiedenen<br />

Dörfern. Manche von ihnen<br />

mussten bis zu zwei Stunden zu<br />

Fuß gehen. 2019 gewannen wir ein<br />

Stipendium, mit dem wir Geländewagen<br />

für den Transport zum Platz<br />

und zurück mieten konnten. Dadurch<br />

haben sich die Mitgliederzahlen<br />

verdoppelt. Chitral hat die höchste<br />

Selbstmordrate in ganz Pakistan,<br />

die meisten Betroffenen sind junge<br />

Frauen. Viele Mädchen kommen aus<br />

benachteiligten Situationen, der<br />

Fußball ermöglicht ihnen neue Perspektiven<br />

und eine Gemeinschaft.<br />

Dein Engagement hat dich auf die<br />

„Forbes“-Liste der „30 unter 30“<br />

Asiens gebracht …<br />

Ich war stolz, meinen Namen neben<br />

so inspirierenden Menschen wie<br />

Naomi Ōsaka (japanische Tennisspielerin;<br />

Anm.) zu sehen. Als Erstes<br />

habe ich meinen Vater angerufen,<br />

der seine Tränen nicht zurückhalten<br />

konnte. Vorher hatte man mich für<br />

verrückt gehalten, aber als ich die<br />

erste Bewohnerin von Chitral im<br />

„Forbes“ war, machte ich plötzlich<br />

Schlagzeilen in Pakistan. Das hat<br />

die Wahrnehmung von Frauen<br />

im Sport zum Besseren verändert.<br />

Trotzdem: Die Trolle im Netz<br />

haben sich schon versammelt …<br />

Wissen Sie was? Wenn die seinerzeit<br />

mein 19-jähriges Ich nicht aufhalten<br />

konnten, schaffen sie es<br />

heute erst recht nicht. Heute bin<br />

ich verrückt genug. Da stellt man<br />

sich mir besser nicht in den Weg.<br />

Twitter: @karishmaAli22<br />

34 THE RED BULLETIN


„Manche<br />

Spielerinnen<br />

gingen zwei<br />

Stunden lang<br />

zu Fuß, um zu<br />

trainieren.“<br />

Fußball-Pionierin Karishma Ali, 24,<br />

hier im Dress ihrer pakistanischen<br />

Heimatregion Chitral, glaubt an<br />

die Macht des Sports.<br />

THE RED BULLETIN 35


Film<br />

David Schalko<br />

meint, dass fröhliche Wunschlosigkeit der ideale<br />

Lebenszustand ist. Deshalb wünscht sich der Autor<br />

und Filmemacher das Leben einer Kuh.<br />

Interview RÜDIGER STURM<br />

Foto KLAUS PICHLER<br />

In seiner absurd-komischen TV-Serie<br />

„Ich und die anderen“ beschreibt<br />

Autor David Schalko allerhand<br />

(Irr-)Wege auf der Suche nach dem<br />

Glück. Hier erklärt der 48-Jährige,<br />

warum das Ego einem guten Leben<br />

oft im Weg steht, warum er Müdigkeit<br />

gut findet und ein Leben als<br />

Wiederkäuer für erfreulich hielte.<br />

the red bulletin: Ihre Serie<br />

„Ich und die anderen“ handelt<br />

von einem Mann, dessen Wünsche<br />

einer nach dem anderen erfüllt<br />

werden. Ist das eine Voraussetzung<br />

dafür, um glücklich zu werden?<br />

david schalko: Nicht unbedingt.<br />

Man muss sich dabei bewusst machen,<br />

dass man in Wünsche etwas<br />

hineinprojiziert. Zum Beispiel glaubt<br />

man, dass man mit einem großen<br />

Haus automatisch glücklicher ist.<br />

Das stimmt nicht. Am besten geht<br />

es mir, wenn ich gar nichts will.<br />

Die fröhliche Wunschlosigkeit ist<br />

der Idealzustand.<br />

Wie erreicht man den?<br />

Dazu gehört die Auflösung des Egos.<br />

Man muss erkennen, dass das Ego<br />

nicht ein Freund ist, den man füttern<br />

soll, sondern dass es vielen<br />

Dingen im Weg steht. Eigentlich<br />

ist es nur eine Illusion, wenn man<br />

buddhistisch argumentiert.<br />

Und Sie haben kein Ego mehr?<br />

Doch, schon. Mein Ego ist hartnäckig.<br />

Aber ich habe gelernt, es zu hinterfragen.<br />

Sobald ein Mensch denken<br />

kann, fängt er an, sich mit den großen<br />

Fragen auseinanderzusetzen:<br />

Wer ist man? Ist man das Ego? In<br />

welcher Situation befindet man sich<br />

in diesem Universum?<br />

Der Buddhismus meint ja, dass<br />

wir uns von unseren Begierden<br />

lösen sollen. Wollen Sie das auch?<br />

Ich glaube nicht, dass die Begierden<br />

das Problem sind, sondern das<br />

Anhaften daran. Wenn man das zu<br />

seinem Lebensinhalt macht und daran<br />

festhält, dann ist das die Ursache<br />

von sehr viel Leid. Und weil wir so<br />

am Leben hängen und ein obsessives<br />

Verhältnis zu unserem Eigentum<br />

haben, tun wir uns auch mit dem<br />

Sterben so schwer.<br />

Hinter Ihnen sehen wir eine<br />

prachtvolle Bücherwand. Das<br />

heißt, die könnten Sie so einfach<br />

aufgeben?<br />

So buddhistisch eingestellt bin ich<br />

dann doch wieder nicht.<br />

Sie schreiben immer wieder über<br />

Menschen, die sich nach oberflächlicher<br />

Wunscherfüllung sehnen.<br />

Eines Ihrer nächsten Projekte<br />

ist ein Film über die Ibiza-Affäre.<br />

Woher kommen die Begierden<br />

Ihrer Charaktere eigentlich?<br />

Das sind oft Menschen, die nach<br />

Liebe suchen, um weniger einsam<br />

zu sein. Natürlich hat jede Figur auch<br />

andere Facetten, aber im Prinzip<br />

steht dieser Antrieb im Mittelpunkt.<br />

Was ist für Sie wahre Liebe?<br />

Es gibt viele unterschiedliche Arten.<br />

Die allumfassendste Liebe ist die,<br />

bei der man jemand anderen mehr<br />

liebt als sich. Das heißt, man gibt<br />

sein eigenes Ego auf.<br />

Wo erleben Sie die?<br />

Am nächsten komme ich diesem<br />

Zustand bei meinen Kindern. Man<br />

stellt seine eigenen Interessen<br />

gegenüber ihren zurück. Denn die<br />

Aufgabe als Elternteil ist, sie zu<br />

unterstützen, dass sie diejenigen<br />

werden können, die sie werden wollen,<br />

und zwar in aller Freiheit, mit<br />

Selbstbewusstsein, aber auch mit<br />

der Umsicht anderen gegenüber.<br />

Allerdings scheint dieses Leben<br />

recht anstrengend. Sie wirken ein<br />

bisschen müde …<br />

Ich bin schon mein ganzes Leben<br />

lang müde. Für mich ist Müdigkeit<br />

kein negativer Zustand. Dabei entwickelt<br />

man eine komische Gelassenheit,<br />

weil man für zu viele Dinge<br />

zu müde ist. Man zieht sich dadurch<br />

automatisch in sich zurück, und das<br />

ist gar nicht so schlecht.<br />

Und wenn jemand Sie unbedingt<br />

antreiben will?<br />

Dann werde ich noch müder.<br />

Sie wirken ja sehr genügsam.<br />

Nehmen wir an, Sie würden<br />

wiedergeboren, wie die Buddhisten<br />

glauben. Wäre Ihnen<br />

ein Dasein als Tier lieber?<br />

Ich muss anmerken, dass ich nicht<br />

an Wiedergeburt glaube. Aber der<br />

Philosoph Friedrich Nietzsche sagte:<br />

„Alle guten Dinge haben etwas Lässiges<br />

und liegen wie Kühe auf der<br />

Wiese.“ Und die wiederkäuende Kuh<br />

auf der Wiese ist schon ein gutes<br />

Bild für Zufriedenheit.<br />

„Ich und die anderen“ läuft seit 29. Juli<br />

auf Sky.<br />

36 THE RED BULLETIN


„Ich bin schon<br />

mein ganzes<br />

Leben lang<br />

müde.“<br />

Regisseur Schalko, 48, hier<br />

beim Foto‐Shoot in Wien, empfindet<br />

das nicht unbedingt negativ.<br />

THE RED BULLETIN 37


Archäologie<br />

Terry Madenholm<br />

hat zwei interessante Jobs: Sie ist Archäologin und nebenbei<br />

gefragtes Model. Hier erklärt die 31-Jährige, wie sie antike<br />

Inka-Siedlungen mittels Drohnentechnik retten will.<br />

Text RACHAEL SIGEE<br />

Foto CHRIS SAUNDERS<br />

Wir erreichen Terry Madenholm<br />

in ihrer Pariser Wohnung. Sie steckt<br />

gerade mitten in den Vorbereitungen<br />

für eine Rettungsaktion: Es geht um<br />

die Ausgrabung einer über 500 Jahre<br />

alten Inka-Siedlung in der Provinz<br />

Cotopaxi in Ecuador, die von Klimawandel,<br />

Bebauungsplänen und – besonders<br />

unberechenbar – einem seit<br />

2015 aktiven Vulkan bedroht ist. Die<br />

31-Jährige gehört zu einem Team,<br />

das diesen Kulturschatz mittels<br />

modernster Drohnentechnologie<br />

und digitaler 3D-Rekonstruktion im<br />

allerletzten Moment für die Nachwelt<br />

bewahren will.<br />

Madenholm, in Stockholm geboren<br />

und in Polen aufgewachsen,<br />

hat in Paris aber noch andere Sachen<br />

zu tun: Sie stand bereits für Werbekampagnen<br />

so schillernder Marken<br />

wie L’Oréal, Clarins oder L’Occitane<br />

als Model vor der Kamera. Ursprünglich<br />

dienten ihr solche Jobs nur<br />

zur Finanzierung des Archäologiestudiums.<br />

Doch die Modelkarriere<br />

nahm derart schnell Fahrt auf, dass<br />

sie ihre Zeit heute zu gleichen Teilen<br />

zwischen Ausgrabungen und Fotoshootings<br />

aufteilt. „Ich sehe mich<br />

als Archäologin, die zufällig auch<br />

modelt“, sagt Madenholm. „Immer,<br />

wenn ich bei Ausgrabungen etwas<br />

finde, erscheint es mir wie eine<br />

Reise in die Vergangenheit. Indem<br />

ich verschwitzt und voll Schlamm<br />

meine Hände in die Erde stecke,<br />

starte ich eine Zeitmaschine.“<br />

the red bulletin: Wie fühlt<br />

es sich an, bei Ausgrabungen<br />

mitzumachen?<br />

terry madenholm: Es ist eine<br />

intensive Erfahrung und erfordert<br />

viel Durchhaltevermögen und Demut,<br />

weil man seine Ziele nicht immer erreicht.<br />

Manchmal sucht man monateoder<br />

sogar jahrelang nach etwas,<br />

das dann nicht so ergiebig ist wie erhofft.<br />

Abgesehen davon sind die Ausgrabungen<br />

sehr anstrengend. Man<br />

kämpft ständig mit sich selbst und<br />

geht an seine Grenzen. Aber genau<br />

das mag ich an der Archäologie:<br />

Man spürt so richtig, dass man lebt.<br />

Wie kartieren und bewahren Sie<br />

antike Stätten?<br />

Mit Tools wie LiDAR, das steht für<br />

Light Detection and Ranging. Es<br />

funktioniert im Grunde ganz einfach:<br />

Ein Laser tastet die Erdoberfläche<br />

ab und erzeugt ein 3D-Bild<br />

dessen, was darunter versteckt liegt.<br />

Diese Werkzeuge sind in der Archäologie<br />

ziemlich neu, aber sie bringen<br />

uns schneller voran. Die Drohnen<br />

verschaffen uns einen besseren Überblick<br />

über die Ausgrabungsstätte,<br />

sodass wir mit unseren Aufzeichnungen<br />

schneller fertig sind.<br />

Was bedeutet diese Technologie<br />

für die Zukunft der Archäologie?<br />

Sie kann neue Perspektiven eröffnen.<br />

Wir können plötzlich größere, mutigere<br />

Fragen stellen. Ich glaube, die<br />

Geschichte der alten Kulturen wird<br />

neu zu schreiben sein. Monumente<br />

und Artefakte können mittels 3D-<br />

Nachbildungen originalgetreu für die<br />

Nachwelt bewahrt und für Publikum<br />

zugänglich gemacht werden. So wird<br />

die Archäologie auch demokratisiert:<br />

Jeder kann sich die Stätten ansehen,<br />

ohne selbst hinzufahren.<br />

Was war für Sie der bisherige<br />

Höhepunkt Ihrer Karriere als<br />

Archäologin?<br />

Die Entdeckung eines zweitausend<br />

Jahre alten Rings an der Küste von<br />

Tel Aviv. Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten<br />

Monate an einem Projekt und<br />

träumen die ganze Zeit nur davon,<br />

etwas Großartiges zu finden. Dann,<br />

im letzten Moment, kurz bevor das<br />

Projekt in die Winterpause geht, finden<br />

Sie plötzlich diesen Ring unter<br />

der Erde! Es fühlte sich irgendwie an,<br />

als hätte jemand den Ring vor zweitausend<br />

Jahren fallen lassen, damit<br />

ich ihn finde. Wenn man so ein persönliches<br />

Stück findet, dann spinnt<br />

man sofort eine Geschichte darüber,<br />

wer ihn gefertigt, wer ihn getragen<br />

hat. In meinem Kopf entstand das<br />

Bild eines dicken Kaufmanns, denn<br />

der Ring war riesig, und ich konnte<br />

ihn leicht über zwei Finger ziehen.<br />

Was erhoffen Sie sich in Zukunft<br />

für Ihre Arbeit?<br />

Überraschungen – die sind das Beste<br />

an der Archäologie. Denken Sie nur<br />

an die Ausgrabungen von Pompeji<br />

in Italien. Die Historiker waren ursprünglich<br />

überzeugt, dass der Vesuv<br />

am 24. August 79 n. Chr. ausgebrochen<br />

sei. Dann wurde 2018 eine alte<br />

Inschrift in Kohle entdeckt, aus der<br />

hervorging, dass der Ausbruch zwei<br />

Monate später statt gefunden hatte.<br />

Daran sieht man, dass Archäologen<br />

und Historiker manchmal falschliegen.<br />

Diese Geschichte spricht mich<br />

sehr an. Ich will einfach Überraschungen<br />

erleben. Ich will von meinen<br />

Funden so richtig umgehauen<br />

werden!<br />

Terry Madenholm ist Projektpartnerin von<br />

Drone Archaeology: dronearchaeology.com<br />

38 THE RED BULLETIN


„Was ich an der<br />

Archäologie<br />

mag? Man<br />

spürt so richtig,<br />

dass man lebt.“<br />

Terry Madenholm, hier an der<br />

Aus grabungsstätte La Cave aux Fées<br />

in Brueil-en-Vexin bei Paris, über<br />

die Faszination ihres Hauptberufs<br />

THE RED BULLETIN 39


Musik<br />

„Mit dem Pauli<br />

das Stadion<br />

zu zerlegen,<br />

das wäre<br />

herrlich!“<br />

Das Pop-Duo PIZZERA & JAUS hat es mit einer<br />

Mischung aus Schmäh und Musik auf die ganz großen<br />

Bühnen geschafft. Hier erzählen sie von den Meilensteinen<br />

ihrer Karriere. Ein Gespräch über den Sinn<br />

von Lampenfieber, das Geheimnis guter Witze<br />

und das Gefühl, vor 100.000 Leuten zu spielen.<br />

Interview WOLFGANG WIESER<br />

Artwork PHILIP BURKE<br />

40 THE RED BULLETIN


ZWEI WIE PECH<br />

UND SCHWEFEL<br />

Paul Pizzera (li.) und<br />

Otto Jaus, gemalt von<br />

US-Künstler Philip<br />

Burke. Irgendwann<br />

stellten sie fest, dass<br />

sie zu zweit stärker<br />

sind als allein. Seither<br />

geht’s bergauf.<br />

41


Musik<br />

Die beiden bündeln ihre Superkräfte.<br />

Paul ist ein Schmähbruder,<br />

der die Pointen nur so<br />

aus dem Ärmel schüttelt, Otto<br />

ein Vollblutmusiker, der schon<br />

als Neunjähriger bei den Wiener<br />

Sängerknaben gesungen hat. Ihre Songs<br />

sind das Beste aus beiden Welten – gewitzte<br />

Melodien sozusagen. Seit 2015 singen Paul<br />

Pizzera, 33, und Otto Jaus, 38, über alles,<br />

was Herz und Hirn Freude macht. Bereits ihr<br />

dritter Song, „Jedermann“, wurde zum Mega­<br />

Hit. Seither ist das Duo auf den ganz großen<br />

Bühnen zu sehen.<br />

Am 27. August stehen Pizzera & Jaus<br />

im Steinbruch in St. Margarethen im Burgenland<br />

im Mittelpunkt einer einzigartigen Show:<br />

<strong>Red</strong> Bull Jukebox. Sie werden dabei jene<br />

Songs spielen, die ihre Fans zuvor ausgewählt<br />

haben (siehe Kasten auf S. 45).<br />

Im neuen the red bulletin-Podcast „Mein<br />

erstes Mal“ sprechen wir mit den beiden über<br />

wichtige Schritte auf ihrem Weg zum Erfolg.<br />

Und weil jeder Witz nicht nur eine Pointe, sondern<br />

auch einen Anfang hat, fragen wir die<br />

beiden nach ersten Lachern, ersten Auftritten<br />

und ihrem ersten Top-Hit.<br />

THE RED BULLETIN: Erinnert ihr<br />

euch noch an das erste Mal, als über<br />

euch so gelacht wurde, dass ihr stolz<br />

darauf wart?<br />

Paul pizzera: Auf jeden Fall. Das war<br />

in einem Chrysler im Death Valley in<br />

den USA, wo ich in jungen Jahren den<br />

„Bongo Boy“ von der EAV zum Besten<br />

gegeben hab. Ich glaube, das war die<br />

Initialzündung dafür, dass es mir taugt,<br />

wenn ich gelobt werde. Bei dir (zu Otto<br />

Jaus; Anm.) wird dieser Moment wahrscheinlich<br />

bei den Sängerknaben gewesen<br />

sein, oder?<br />

Otto jaus: Ich weiß es nicht genau,<br />

muss ich ehrlich sagen. Woran ich mich<br />

wirklich erinnern kann, war, dass ich<br />

bei der Heimfahrt von der Schule immer<br />

der Buskasperl war. Ich weiß nicht, wie<br />

das funktioniert hat, aber ich habe gelesen,<br />

was in einem Orangensaft packerl<br />

drinnen ist. Und das habe ich kommentiert<br />

– frag mich nicht, wie! ich kann<br />

mich nur erinnern, dass die letzten drei<br />

Reihen gelacht haben.<br />

Paul: Lustig, dass es bei uns beiden<br />

Vehikel waren. Wir sind uns einig, dass<br />

jede und jeder, der sich auf eine Bühne<br />

stellt, ein bisschen einen Schaden hat.<br />

Also, es ist wahrscheinlich ein Aufmerksamkeitsdrang.<br />

Ich finde das aber absolut<br />

legitim – wir bescheren ja anderen Leuten<br />

eine gute Zeit.<br />

Otto: Die Erfahrung, die mir den Weg<br />

gewiesen hat, war meine Zeit bei den<br />

Wiener Sängerknaben, weil ich da das<br />

erste Mal gemerkt habe, wie es ist, auf<br />

der Bühne zu stehen. Ich war Solist bei<br />

den Sängerknaben, und der erste Solo­<br />

Auftritt war eine Katastrophe. Und<br />

dann haben sie mir das Solo wieder weggenommen.<br />

Ist aber eh wieder gekommen,<br />

und ich habe schon mit gekriegt:<br />

Das ist leiwand, die schauen alle auf<br />

dich, dann kannst du zeigen, was du<br />

42 THE RED BULLETIN


kannst. Und du merkst: Angst haben ist<br />

ganz schlecht. Nervös sein ist richtig.<br />

Du denkst, lasst mich raus, ich will das!<br />

Dann kommst du raus, und dann funktioniert<br />

das meistens voll leiwand.<br />

Paul: Das kann ich nur unterschreiben.<br />

Nicht umsonst heißt es, dass ein Bogen<br />

gespannt sein muss, damit ein Pfeil weit<br />

fliegen kann. Wenn man nicht nervös<br />

ist, dann ist man seiner selbst zu sicher,<br />

wenn man auf die Bühne geht. Und wenn<br />

man Angst hat, dann kann man nicht so<br />

gut sein, wie man es sein könnte. Du<br />

warst sicher auch sehr nervös vor diesem<br />

Gespräch mit uns, kaschierst es aber<br />

hervorragend. Ich freu mich wahnsinnig<br />

darauf, wieder nervös sein zu dürfen.<br />

Das ist ja auch ein Privileg, wieder auf<br />

die Bühne zu gehen.<br />

Braucht witzig sein auch Übung –<br />

oder reicht Talent?<br />

Paul: Große Frage, halleluja! Ich glaube,<br />

dass alles Übung braucht, oder? Talent<br />

ist schön und gut, wenn man es hat –<br />

dann funktioniert es durch Übung<br />

schneller.<br />

„Ich wollte unbedingt wissen,<br />

wie ich vor Publikum ankomme.<br />

Da sind wir bei diesem Spagat<br />

aus Neugier und Selbstbewusstsein<br />

– man will einfach<br />

wissen, wie man wirkt.“<br />

PAUL PIZZERA<br />

Wann ist euch klar geworden, dass<br />

man tatsächlich üben muss und sich<br />

nicht nur aufs Talent verlassen darf?<br />

Otto: Ich glaube, uns war von Anfang<br />

an klar, dass wir üben müssen. Und es<br />

macht ja auch Spaß. Hätten wir in den<br />

vergangenen fünfzehn Monaten nicht<br />

geübt, wäre ich psychisch nicht dort, wo<br />

ich jetzt bin.<br />

Paul: Wenn ich es jetzt biografisch betrachte,<br />

war es bei mir immer so, dass<br />

ich gewusst habe, dass ich alles im Zuge<br />

des Übens noch besser machen kann.<br />

Was war das Schönste bei eurem<br />

ersten Mal auf der Bühne, oder war<br />

da ohnehin nur Angst?<br />

THE RED BULLETIN 43


Musik<br />

Paul: Bei mir war es hauptsächlich<br />

Angst. Aber ich wollte halt unbedingt<br />

wissen, wie ich ankomme. Da sind wir<br />

bei diesem Spagat aus Neugier und<br />

Selbstbewusstsein – man will einfach<br />

wissen, wie man wirkt. Ja, das war<br />

heftig und mit ganz hohem Puls.<br />

Das war bei einem Poetry Slam, also<br />

bei so etwas wie einem Wettbewerb<br />

für moderne Gedichte.<br />

Paul: Das war ein Text, der nur aus<br />

Werbeslogans bestanden hat, und justament<br />

habe ich damit an dem Abend<br />

gewonnen. Wie war das bei dir bei den<br />

Sängerknaben?<br />

Otto: Ich habe keine Ahnung, ich<br />

kann es nicht sagen. Ich kann dir nicht<br />

einmal sagen, wo der erste Auftritt<br />

war, das ist so lange her. Ich weiß es<br />

nicht mehr.<br />

Wie kann man seinen ersten Auftritt<br />

bei den Sängerknaben vergessen?<br />

Otto: Ich habe wirklich sehr, sehr<br />

viele Auftritte gehabt.<br />

Zwei Auftritte, bei denen ich annehme,<br />

dass ihr euch beide dran erinnern<br />

könnt: Was war besser – Donauinsel<br />

oder Burgtheater?<br />

Paul: Das Donauinselfest ist so ein prestigeträchtiges<br />

Gelände, und Burgtheater<br />

ist einfach geil, da sind immer angesoffene<br />

Proleten. Nein, im Ernst: Burgtheater ist<br />

natürlich ein Ritterschlag, wunderschön<br />

und cool. Und die Donauinsel – das war<br />

schon richtig gestört. Wenn du von einem<br />

Motorboot abgeholt und hinter die Bühne<br />

geführt wirst und weißt, da sind dann<br />

hunderttausend Leute. Ich war noch nie<br />

so nervös wie dort, glaube ich.<br />

„Einmal im Jahr, wenn die Tour<br />

vorbei ist, fahren wir zu zweit<br />

wohin. Abseits des Trubels –<br />

nicht, um zu proben, sondern<br />

nur, um zu zweit zu sein.“<br />

OTTO JAUS<br />

Otto: Das war auch der einzige Auftritt,<br />

bei dem wir von der Bühne<br />

44 THE RED BULLETIN


unter gegangen sind und gesagt haben,<br />

bitte lasst jetzt niemanden zu uns. Niemanden.<br />

Wir wollen einfach nur für uns<br />

sein. Wir sind dann zehn, fünfzehn Minuten<br />

nur dagesessen und haben keinen<br />

Ton rausgebracht.<br />

Wenn ihr an diesen Tag zurückdenkt,<br />

wie ist der überhaupt abgelaufen?<br />

Steht man da nicht schon mit einem<br />

seltsamen Gefühl auf?<br />

Paul: Du schläfst schweißgebadet ein<br />

vor so einem Auftritt. Dann: ganz normale<br />

Routine, ein bisschen sporteln,<br />

was essen, Soundcheck, noch einmal<br />

ins Hotel, versuchen zu schlafen, aber<br />

das ist eben nicht gegangen.<br />

Otto: Einsingen im Hotelzimmer,<br />

zweieinhalb Stunden warten, während<br />

die anderen noch spielen – das ist<br />

schiach.<br />

Was ist ein guter Witz? Erzähl uns<br />

doch einen!<br />

Paul: Gute Witze sind primitivgründig.<br />

Das heißt, sie haben eine intellektuelle<br />

Ebene und sind trotzdem etwas lasziv.<br />

Aber erzählen willst du keinen?<br />

Paul: Ach so, sicher, klar. Harry steht an<br />

der Hofer-Kasse, legt auf: eine Banane,<br />

ein Joghurt, eine Semmel. Die Kassiererin<br />

sagt: „Sie sind Single, gell?“ Sagt er: „Ja,<br />

stimmt – weil ich so wenig einkaufe?“<br />

Sagt sie: „Nein, weil Sie so schiach sind.“<br />

Herrlich, ich liebe so was! Mir gefällt das<br />

halt sehr gut.<br />

Vermisst ihr einander auch manchmal?<br />

Otto: Natürlich, na sicher, es gibt auch<br />

SMS-Nachrichten, wo wir schreiben:<br />

Oida, ich vermisse dich schon richtig.<br />

Einmal im Jahr, wenn die Tour vorbei ist,<br />

fahren wir auch zu zweit wohin. Abseits<br />

des Trubels – nicht, um zu proben, sondern<br />

einfach nur, um zu zweit sein.<br />

Aber ihr teilt euch dann nicht ein<br />

Doppel bett oder so?<br />

Paul: Haben wir auch schon gemacht.<br />

Nur, wir zwei sind halt … also, ich bin<br />

starker Schnarcher.<br />

Otto: Ja, und ich schnarche auch.<br />

Aber wenn der Herr Pizzera neben dir<br />

zu schnarchen anfängt, ei, das ist …<br />

Ihr habt euch vor Jahren bei einer<br />

Rauchpause kennengelernt, und du,<br />

Otto, glaube ich, sagst immer, das<br />

war Liebe auf den ersten Tschick.<br />

Otto: Also wir zwei sagen das.<br />

PHILIPP CARL RIEDL/RED BULL CONTENT POOL<br />

Müsst ihr eure Pointen vorher testen,<br />

oder seid ihr euch schon sicher, dass<br />

sie funk tionieren?<br />

Paul: Man testet die Pointen auf jeden<br />

Fall. Ist auch gut so, beruhigt einen auch.<br />

Meistens ist es so: Wir schreiben und<br />

müssen selber lachen. Es ist aber auch<br />

schon vorgekommen, dass wir uns dachten,<br />

das ist eine Kaiserwuchtel – und<br />

dann wurde sie mit der großen Stille<br />

abgestraft.<br />

Otto: Stimmt, aber das ist Teil der<br />

Erfahrung.<br />

Könnt ihr auch Witze machen, wenn<br />

ihr traurig seid?<br />

Paul: Gerade dann. Das ist das Wichtigste.<br />

Also, jede Komödie braucht unbedingt<br />

auch eine Tragödie. Denn es<br />

gibt gute Witze und liebe. In den wirklich<br />

guten Witzen, da passiert meistens<br />

auch was Böses.<br />

RED BULL JUKEBOX<br />

MIT PIZZERA & JAUS<br />

Bei <strong>Red</strong> Bull Jukebox bestimmen die Fans per<br />

Voting (online und live), welche Songs Pizzera &<br />

Jaus spielen. Und in welcher Form – als Rap<br />

oder Reggae, mit Beatboxer oder a cappella.<br />

Die perfekte Location für das einzigartige<br />

Experiment ist der Steinbruch St. Margarethen<br />

im Burgenland. Termin: 27. August<br />

redbull.com/jukebox<br />

Beschreib uns doch bitte einmal diese<br />

nahezu einzig artige Liebe: Wie war<br />

das, dieser erste Tschick, den ihr gemeinsam<br />

geraucht habt?<br />

Paul: Ich bin einmal gefragt worden, was<br />

passiert wäre, wenn ich Nichtraucher gewesen<br />

wäre, da habe ich gesagt: Für den<br />

Otto hätte ich zu rauchen angefangen.<br />

Sehr schön.<br />

Otto: Es war so, dass wir gemerkt haben,<br />

dass der jeweils andere Kompetenzen besitzt,<br />

die man selber nicht hat, die man<br />

aber gern hätte – wo wir gemerkt haben:<br />

Zu zweit werden wir auf jeden Fall höher<br />

springen können als allein.<br />

Paul: Wir haben uns noch an dem<br />

Abend die Hand gegeben und gesagt:<br />

Das ziehen wir durch.<br />

Wenn man nun das erste Mal hört,<br />

dass man Nummer eins in der<br />

THE RED BULLETIN 45


Musik<br />

Hitparade ist, was geht da eigentlich<br />

in einem vor?<br />

Paul: Ich war mit einem Zahn weniger<br />

und einem gebrochenen Haxen auf<br />

der Wiesen in München und habe rund<br />

drei Promille gehabt und habe mir nicht<br />

erklären können, ob das jetzt stimmt<br />

oder ob mich wer verarscht.<br />

Auf welches erste Mal in der Zukunft<br />

freut ihr euch?<br />

KURT COBAIN, FRANK ZAPPA, MILES DAVIS Philip Burke hat praktisch<br />

alle Stars des Musik-Biz gemalt – hauptsächlich für das Magazin „Rolling Stone“.<br />

Otto: Stadion. Vollgas. Zu zweit mit<br />

dem Pauli das Wiener Stadion zu zerlegen,<br />

das wäre herrlich. Auf dieses erste<br />

Mal würde ich mich sehr freuen. Ich<br />

würde mir natürlich auch in die Hosen<br />

kacken, aber ich würde mich sehr freuen,<br />

also beruflich gesehen.<br />

Geht noch was drüber übers Stadion?<br />

Freudetechnisch, meine ich jetzt.<br />

Paul: Das erste Mal mit einer Frau<br />

eine längere Beziehung haben als<br />

mit dem Otto – auf das freue ich mich<br />

schon sehr.<br />

„MEIN ERSTES MAL“<br />

IST DIE RED BULLETIN-PODCAST-SERIE,<br />

in der Helden über ihre Anfänge sprechen.<br />

Die aktuelle Folge mit Pizzera & Jaus gibt’s<br />

im Podcast-Kanal von <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>.<br />

Zu finden auf allen gängigen<br />

Platt formen wie Spotify<br />

und auf redbulletin.com/<br />

podcast<br />

Rock ’n’ Roll mit Pinsel<br />

Der Mann, der Pizzera & Jaus für uns gemalt hat,<br />

ist selbst ein Star: der New Yorker Maler Philip Burke.<br />

Andy Warhol, so heißt es,<br />

sei ein Fan von Philip<br />

Burke gewesen, als der<br />

Anfang der Achtzigerjahre<br />

in New York seine ersten<br />

Zeichnungen im Magazin<br />

„Vanity Fair“ veröffentlichte;<br />

etwas später hat<br />

Burke den Gottvater der<br />

Pop-Art sogar porträtiert.<br />

Heute ist Philip Burke, 65,<br />

selbst eine lebende Legende des<br />

Rock ’n’ Roll: Seit 1989 hat er alle<br />

wesentlichen Köpfe des Musikgeschäfts<br />

für den „Rolling Stone“<br />

in Öl auf Leinwand verewigt, aber<br />

Philip Burke<br />

auch Topstars aus Politik<br />

und Schauspiel – und zwar<br />

in einer Art, wie es Fotos<br />

beim besten Willen nicht<br />

vermögen, nämlich so,<br />

dass in den Bildnissen<br />

auch der Charakter der<br />

Porträtierten sichtbar wird.<br />

Für seine unverwechselbaren<br />

Gemälde bedient sich der<br />

bekennende Buddhist gar nicht<br />

der schlechtesten Vorbilder: Als<br />

Inspiration, sagt er, hätten ihm<br />

die Arbeiten von Künstlern wie<br />

van Gogh, Matisse, Picasso oder<br />

Modigliani gedient.<br />

46 THE RED BULLETIN


I N S T I N C T® S O L A R S E R I E S<br />

EXTRA POWER FÜR DEINEN LIFESTYLE<br />

#BeatYesterday


Bike<br />

EINE GANZ NORMALE JUNGE FRAU …<br />

… bis sie aufs Rad steigt. Vali Höll ist erst neunzehn,<br />

aber schon die schnellste Mountainbikerin Österreichs,<br />

vielleicht sogar der Welt. Außerdem kann sie spontan tricksen,<br />

wie hier beim Shooting in ihrer Heimat Saalbach.<br />

48 THE RED BULLETIN


Super-Girl<br />

VALENTINA „VALI“ HÖLL galt als Mountainbike-Wunderkind.<br />

Voriges Jahr bei der Heim-WM hatten alle erwartet, dass sie sich zur<br />

Weltmeisterin krönen würde. Doch dann verletzte sie sich im Training.<br />

Ein Glück, sagt Höll: Denn jetzt weiß sie, wie man wieder aufsteht.<br />

Text WERNER JESSNER<br />

Fotos PHILIPP HORAK


Bike<br />

sprung-Schanze<br />

Skikönigin Lindsey Vonn<br />

wollte immer auf einer Herren-Strecke<br />

gegen Männer fahren. Für die 19-jährige<br />

Mountainbike-Downhillerin Vali Höll ist<br />

so etwas ganz normal. Im Mountainbike-<br />

Downhill gibt es nur eine Strecke, und<br />

die ist einfach eine Männer-Strecke. Eine<br />

Wilde-Männer- Strecke, die TV-Kameras<br />

wollen es so: Doppelsprünge, steile Wurzelpassagen,<br />

mehrere Meter tiefe Drops,<br />

und doch erfordert es gewaltigen technischen<br />

Aufwand, wie er für die Übertragungen<br />

des UCI Mountainbike World Cup<br />

auf redbull.com/bike betrieben wird, um<br />

das unfassbare Können und den Speed<br />

der Athleten einigermaßen wirklichkeitsgetreu<br />

abbilden zu können.<br />

Nachvollziehbar ist es ohnehin nicht,<br />

schon gar nicht vor Ort. Um beim Ski-Vergleich<br />

zu bleiben: Gute Skifahrer werden<br />

die Streif in Kitzbühel schon einigermaßen<br />

unfallfrei runterrutschen können. Es ist<br />

zwar steil und eisig und die Hose voll,<br />

aber mit Querstellen und Kantenreinhauen<br />

wird der Amateur nach etlichen<br />

Minuten oben an der Hausbergkante<br />

auftauchen und ein paar weitere danach<br />

vielleicht unbeschadet unten im Ziel.<br />

Auf der Downhill-Weltcup-Strecke<br />

in Leogang ist das für normalsterbliche<br />

Mountainbiker unmöglich, vor allem im<br />

Regen. Da gibt es ein paar Passagen, auf<br />

denen du keine sprichwörtlichen Kanten<br />

in den Untergrund rammen und runterrutschen<br />

kannst. Da gibt es Sprünge, die<br />

setzen eine gewisse Geschwindigkeit voraus,<br />

um zu funktionieren. Um abermals<br />

ein Winter-Bild zu gebrauchen: Es ist<br />

eher keine Lösung, sich auf einer Ski-<br />

mit drei Meter Anlauf<br />

zu begnügen, weil man sich vor der Geschwindigkeit<br />

von ganz oben fürchtet.<br />

Wer oben nicht weiß, was er tut, wird<br />

unten aufprallen wie ein Stein.<br />

In Leogang gibt es gleich ein paar<br />

solcher Stellen, die selbst unter perfekten<br />

Bedingungen ein großes Herz brauchen.<br />

Im normalen Betrieb sind diese Sprünge,<br />

mitten im Bikepark gelegen, für die Allgemeinheit<br />

gesperrt, das zuständige Rote<br />

Kreuz Salzburg, Dienststelle Saalfelden,<br />

dankt herzlich. Geöffnet sind sie ausschließlich<br />

bei Rennen, denn die Profis<br />

wissen, was sie tun. Profis hier bitte als<br />

gegenderte Variante zu verstehen, Frauen<br />

und Männer gleichermaßen (und wir<br />

legen für Lindsey Vonns unerfüllten<br />

Traum eine kleine Gedenksekunde ein).<br />

Was aber, wenn es regnet? „Dann<br />

haben wir auch die Hosen voll“, grinst<br />

Vali Höll, schon jetzt, mit neunzehn, die<br />

beste Downhillerin, die Österreich jemals<br />

hatte. Staatsmeisterin ohnehin, Junioren-<br />

Weltcup-Dominatorin, Junioren-Weltmeisterin.<br />

Noch so ein Spezifikum im<br />

Downhill: Nachwuchs-Racer fahren auf<br />

derselben Strecke wie die Großen. Daher<br />

sind die Zeiten 1:1 vergleichbar. In Vali<br />

Hölls Fall heißt das: Das Mädel bewegte<br />

sich mit siebzehn in der absoluten Weltspitze<br />

und wäre in jedem Rennen, das sie<br />

bei den Juniorinnen gewann, in der Elite-<br />

Kategorie zumindest auf dem Podest der<br />

ersten drei gestanden.<br />

Ein Sprung im Regen im vorletzten<br />

Training zerstörte ihren WM-Traum<br />

Und genau so war die Erwartungshaltung<br />

vor der WM 2020 auf der Heimstrecke<br />

in Leogang: „Erstes Rennen in der Elite-<br />

Kategorie: Das gewinnst du, Vali. Locker!“<br />

Immerhin stammt Höll aus Saalbach,<br />

gelegen an der Südflanke jenes Berges,<br />

an dessen Nordseite, in Leogang, sie sich<br />

zur jüngsten Weltmeisterin krönen sollte.<br />

Auf den ersten Blick war klar: Niemand<br />

Was aber, wenn<br />

es regnet? „Dann<br />

haben wir auch<br />

die Hosen voll.“<br />

fährt so wie Vali Höll. Sie dominierte<br />

sämtliche Trainingsläufe – bis zu diesem<br />

einen Sprung im vorletzten Lauf vor dem<br />

großen Moment.<br />

Der lange und schmerzhafte<br />

Weg zurück<br />

Die Erde hatte sich in eine klebrige Masse<br />

verwandelt, die die Reifen festhielt. Was<br />

die nötige Geschwindigkeit verhinderte.<br />

Der Sprung ging vier Meter hoch, fünfzehn<br />

Meter weit, Detonation bei der<br />

Landung, ohne zu stürzen. Das Sprunggelenk<br />

zahlte die Rechnung.<br />

Krankenhaus statt Goldmedaille.<br />

Schmerzen statt Triumph.<br />

Operation statt Siegesfeier.<br />

Reha statt Weltreise.<br />

Und es kam noch schlimmer: Selbst<br />

nach wochenlangem Schuften im <strong>Red</strong> Bull<br />

Athlete Performance Center in Thalgau<br />

(„eine perfekte Zeit, viele Sportler aus<br />

anderen Disziplinen getroffen, von früh<br />

bis spät einzig an meinem Comeback gearbeitet,<br />

statt wie früher zwischen Lernen<br />

für die Matura die nötigen Stunden reinzuzwicken“),<br />

selbst unter optimalen Bedingungen<br />

also war mit diesem Sprunggelenk<br />

nicht an Radfahren zu denken.<br />

Nein, das war kein psychisches Problem:<br />

„Im Kopf wollte ich nichts mehr,<br />

als endlich wieder aufs Downhill-Bike<br />

zu steigen und Gas zu geben“, erinnert<br />

sich Vali. „Die Schraube im Sprunggelenk<br />

musste raus, um es wieder so abwinkeln<br />

zu können, wie ich es für meinen Sport<br />

brauche.“ Ärzte wurden konsultiert, dann<br />

wurde entschieden: Ja, wir operieren<br />

noch einmal. Es sei kein schwieriger Entschluss<br />

gewesen, sich so knapp vor Saisonbeginn<br />

noch einmal unters Messer zu<br />

legen, erzählt Vali. „Ich hatte ja erlebt,<br />

welche Fortschritte unter perfekten Bedingungen<br />

in wenigen Wochen möglich<br />

sind.“ Bereits am Abend nach der OP versuchte<br />

sie, das verletzte Bein leicht zu<br />

belasten: „Beim Zähneputzen. Nach diesen<br />

drei Minuten wusste ich: Nun bin ich<br />

auf dem Weg zurück.“<br />

Sobald es ging, setzte sie sich ins Auto<br />

und fuhr nach Frankreich. Dort wartete<br />

ihr Team auf sie – ihr neues Team. Nach<br />

sieben Jahren bei YT – das Unternehmen<br />

aus Bayern hatte das Über-Talent bereits<br />

mit dreizehn (!) unter Vertrag genommen<br />

– hatte sie für ihr erstes, richtiges Profi-<br />

Jahr (nach dem verkorksten letzten mit<br />

Sturz und vergebener WM-Medaille) für<br />

ein neues Team unterschrieben. Mehr als<br />

50 THE RED BULLETIN


HIMMEL UND HÖLLE<br />

Nachdenklich in Saalbach:<br />

Seit der Verletzung weiß Vali,<br />

wie knapp Triumph und<br />

Nieder lage beieinanderliegen.<br />

Valis Sprung geht<br />

vier Meter hoch,<br />

fünfzehn Meter weit,<br />

Detonation<br />

bei der Landung.


„In unserem Sport<br />

wird es dich immer<br />

wieder mal auf<br />

die Pfeife hauen.<br />

Einmal ist keinmal.“<br />

WIRBELWIND<br />

Immer für einen Spaß<br />

zu haben: Hier hat unser<br />

Fotograf Vali Höll zum<br />

Headbangen gebracht.


Bike<br />

BARTOSZ WOLINSKI/RED BULL CONTENT POOL<br />

das: Sie hatte alle Angebote namhafter<br />

Rennställe ausgeschlagen und darauf<br />

beharrt, nach ihren eigenen Regeln zu<br />

spielen. So wie Lindsey Vonn nicht mit<br />

dem regulären US-Ski-Team arbeitete,<br />

sondern mit ihrem Privattrainer Robert<br />

Trenkwalder, so baute sich die 19-jährige<br />

Mountainbikerin ihre Mannschaft nach<br />

ihren Bedürfnissen und Wünschen. Reklamierte<br />

langjährige Vertraute wie Patentante<br />

Angie (einst selbst erfolgreiche<br />

Racerin) als persönliche Assistentin ins<br />

Team, um den Rücken frei zu haben fürs<br />

Rennfahren. Hielt vieljährigen Sponsoren,<br />

die sie in großen Teams hätte aufgeben<br />

müssen, die Treue und integrierte sie in<br />

die neue Struktur. Fand mit US-Hersteller<br />

Trek einen Branchenriesen als Rahmenhersteller,<br />

der nicht jeden Cent zweimal<br />

umdrehen muss. Bekam mit zwei hungrigen<br />

männlichen Junioren Teamkollegen,<br />

an deren Speed sie sich messen kann. Bereits<br />

beim ersten Roll-out in Frankreich<br />

mit dem neuen Material erkannte die<br />

Salzburgerin, dass sie wieder die Alte<br />

war. Vielleicht sogar mehr als das.<br />

Die Begleichung einer<br />

offenen Rechnung<br />

Der Auftakt zur Saison 20<strong>21</strong> des UCI<br />

Mountainbike World Cup fand in Leogang<br />

statt. Ausgerechnet auf jener Strecke, die<br />

ihr ein halbes Jahr zuvor zum Verhängnis<br />

geworden war. Natürlich regnete es auch<br />

wieder. Der teuflische Sprung war bis<br />

zum zweiten Trainingstag gesperrt, für<br />

Männer wie für Frauen gleichermaßen.<br />

Er war unspringbar. An diesem Tag hätte<br />

er mit ziemlicher Sicherheit Karrieren beenden<br />

können. Als er geöffnet wurde, war<br />

klar, dass Vali nun eine Rechnung begleichen<br />

musste: sie gegen die Strecke in Leogang.<br />

Wenn du auch nur an einer Stelle<br />

kneifst, brauchst du dich erst gar nicht<br />

an den Start zu stellen, so Hölls Logik.<br />

Sogar die Tageszeitungen berichteten<br />

und bauten mit Patriotismus Druck auf:<br />

Vali möge doch „für Österreich“ gewinnen.<br />

Die Saalbacherin fängt mit so einem<br />

Konstrukt allerdings herzlich wenig an.<br />

„Aus welchem Land ich komme, ist doch<br />

sekundär“, sagt sie und zuckt mit den<br />

Schultern. „Ich gewinne in erster Linie<br />

für mich, meine Freunde, meine Familie,<br />

mein Team. Den Heim-Aspekt habe ich<br />

eigentlich nicht als zusätzlichen Druck<br />

wahrgenommen, nein.“<br />

Und der Sprung? Angst oder wenigstens<br />

Respekt davor? „Weder noch. Okay,<br />

Beim Comeback muss<br />

Vali zweimal stark<br />

sein: auf der Strecke<br />

und auf Instagram.<br />

vielleicht doch Respekt. Im letzten Jahr<br />

war ich einfach zu langsam, daher der<br />

Sturz. Heuer war der Regen stärker, der<br />

Schlamm dadurch weicher. Ich wusste,<br />

dass sich das ausgeht, wenn ich vorher<br />

zwei-, dreimal g’scheit reintrete.“<br />

Sie sprang, landete, dann war erst einmal<br />

nichts. Und dann hörte man einen<br />

Schrei unter dem Helm, einen Schrei der<br />

Erleichterung. Da war also doch etwas<br />

passiert in der Athletin Höll, mental.<br />

Vali 1, Sprung 0, und so würde das<br />

künftig auch bleiben.<br />

Was hast du dir gedacht, als du gelandet<br />

bist? „Ich war schon erleichtert.<br />

Ich wusste ja, dass ich es kann, aber nach<br />

dem Sturz brauchte ich eben auch die<br />

Bestätigung im richtigen Leben. Darum<br />

auch der Schrei.“<br />

Und dass ausgerechnet die Heim- zur<br />

Schicksalsstrecke wurde, war dir echt<br />

egal? „Klar kennen mich in Saalbach/<br />

Leogang mehr Menschen als auf den<br />

anderen Stationen im UCI Mountainbike<br />

World Cup, aber eigentlich hat sich das<br />

soziale Element eines Athleten ohnehin<br />

schon längst ins Internet verlagert.“<br />

Vali Höll ist mit ihren 19 Jahren ein<br />

digital native, obwohl sie den ganzen Tag<br />

draußen ist. Sie ist damit aufgewachsen,<br />

dass Sponsoren digitale Präsenz verlangen.<br />

Sie kennt es nicht anders. Die Zahl<br />

der Follower ist genauso eine Währung<br />

wie die Zeit im letzten Rennen, bloß<br />

weitaus unfairer. Zwischen Startgatter<br />

und Lichtschranke im Ziel hast du als<br />

Mountainbiker nicht nur den Lenker in<br />

der Hand, sondern auch dein Schicksal.<br />

In den digitalen Zwischenräumen mit<br />

ihren dunklen Ecken voller Trolle nicht.<br />

Guter Rat von<br />

einer Bike-Legende<br />

Wenn du nach acht Stunden Schinderei<br />

auf dem Weg zum Comeback abends in<br />

den Kommentaren auf Instagram lesen<br />

musst, dass du es ohnehin nicht bringst,<br />

dann musst du ein zweites Mal stark sein.<br />

„Ich kann nicht behaupten, dass mich<br />

das anspornen würde. Es ärgert mich<br />

auch nicht wirklich. Ich empfinde es bloß<br />

als lästig und ermüdend.“<br />

In dieser schwierigen Situation holte<br />

sich Vali Höll Rat bei der Besten. Ihrem<br />

Vorbild, von dem sie sich als Kind Autogramme<br />

geholt hatte. Die ihr zur lieben<br />

Freundin geworden war: der fünffachen<br />

Weltmeisterin, sechsfachen World-Cup-<br />

Gesamtsiegerin und Trägerin des Laureus<br />

World Sports Award, Rachel Atherton.<br />

„Sie hat mir gesagt, was für sie in schwierigen<br />

Situationen, von Verletzung bis<br />

Shitstorm, wichtig war und wie sie den<br />

Fokus behalten hat, indem sie nach vorn<br />

geschaut hat auf den nächsten Tag, an<br />

dem sie aufs Bike kann. Wie sie ein Jahrzehnt<br />

lang mit Situationen umgegangen<br />

ist, die ich jetzt zum ersten Mal erlebe,<br />

bewundere ich sehr.“<br />

Auf das große Duell zwischen der<br />

dominanten Downhillerin des letzten<br />

Jahrzehnts und dem Super-Talent aus<br />

Österreich müssen die Fans dennoch<br />

verzichten: Rachel wurde im Juli Mutter.<br />

Vali ist das nur recht: „Ich weiß nicht, ob<br />

ich gegen Rachel voll hätte fahren können.<br />

Da ist noch immer zu viel Respekt.“<br />

Was hast du aus dem Sturz in Leogang<br />

mit seiner Verletzung und dem Weg<br />

zurück gelernt? Vali Höll: „In unserem<br />

Sport wird es dich immer wieder mal<br />

auf die Pfeife hauen. Einmal ist keinmal.“<br />

Und dann? „Dann stehst du auf und<br />

machst weiter.“<br />

Mehr Vali in allen Lagen auf Instagram:<br />

@valihoell<br />

VALI HÖLLS RASANTE<br />

BIKE-KARRIERE<br />

Eine dreiteilige Doku zeigt ihren<br />

kometenhaften Aufstieg<br />

„Past – Presence – Future“ zeigt Valis<br />

Weg von der Doppelweltmeisterschaft<br />

bei den Junioren in die UCI Weltcup-Elite.<br />

Inklusive Comeback nach der Sprunggelenksverletzung.<br />

Ab 28. Juli bei<br />

<strong>Red</strong> Bull TV. redbull.com/valihoell<br />

THE RED BULLETIN 53


Basketballspiel im<br />

Käfig an der West 4th<br />

Street in New York:<br />

Die Enge des Kult-<br />

Platzes sorgt für<br />

intensive Stimmung.<br />

54<br />

EIN KÄFIG


Streetball<br />

West 4th Street<br />

ist New Yorks<br />

legendärster<br />

Basketballplatz.<br />

Stars wie Denzel<br />

Washington pilgern<br />

an seine Zäune,<br />

Spieler aller Ethnien<br />

kämpfen in hitzigen<br />

Partien um Respekt.<br />

Zu Besuch an einem<br />

Ort, der für viel mehr<br />

steht als Sport.<br />

Text DAVE HOWARD<br />

Fotos ANTHONY GE<strong>AT</strong>HERS<br />

VOLLER HELDEN


D<br />

Basketball-Cracks beim Einlauf zu einem Summer-Leagues-Playoff-Match:<br />

Das Spiel im Käfig „körperbetont“ zu nennen ist eine krasse Untertreibung.<br />

Der Käfig belohnt diejenigen,<br />

die ohne viel Platz gute Würfe<br />

oder Rebounds zustande bringen.<br />

er Platz ist klein<br />

Das ist das Offensichtliche, wenn man<br />

den West 4th Street Park in New York City<br />

betritt. Würde man die Drei-Punkte-Linie<br />

auf NBA-Distanz setzen – als Zugeständnis<br />

für die Profis, die hier manchmal<br />

trainieren –, läge sie fast schon am Mittelkreis.<br />

Schaut man sich eines der großen<br />

Summer-Leagues-Matches im Cage an,<br />

dem „Käfig“, wie dieser sagenumwobene<br />

Platz genannt wird, kommt es einem<br />

manchmal vor, als hätten Riesen einen<br />

Kinderspielplatz überrannt.<br />

Versucht man herauszufinden, inwieweit<br />

die Maße des Platzes tatsächlich<br />

von den regulären abweichen, wird es<br />

interessant. Google wirft unterschiedlichste<br />

Schätzungen aus, von „ein bisschen<br />

kleiner als die Norm“ (das steht auf<br />

der offiziellen Homepage des New Yorker<br />

Parks) bis hin zur „Hälfte des Standards<br />

von 94 Fuß“ (28,65 Meter). Auch die<br />

Legenden des Käfigs äußern sich ausweichend:<br />

Die Spiele können sich schon<br />

eng anfühlen, hört man da, sogar ein bisschen<br />

klaustrophobisch. Kenny Graham,<br />

Gründer der „Summer Leagues“, die den<br />

West 4th zu einem Streetball-Hotspot<br />

und einem weltbekannten Geheimtipp<br />

für Touristen gemacht haben, zuckt<br />

nur mit den Schultern und antwortet,<br />

dem grünen Rechteck seien schon „viele<br />

Größen nachgesagt“ worden. „Das lieben<br />

die Leute ja so an diesem Platz.“ Warum<br />

mit dem Maßband in der Hand den ganzen<br />

Spaß verderben, scheint er sagen zu<br />

wollen.<br />

Die ungewöhnlichen Abmessungen<br />

tragen zur Aura des Ortes bei, aber nicht<br />

nur: Sie verändern tatsächlich das Spiel.<br />

Wer auf Geschwindigkeit und Wendigkeit<br />

setzt, hat ein Problem, denn alle sind so<br />

eng zusammengepfercht, dass es sich anfühlt,<br />

als wären doppelt so viele Spieler<br />

auf dem Feld wie sonst. Der Zaun, der<br />

das Spielfeld umschließt, verstärkt den<br />

Eindruck der Enge noch. Der Käfig belohnt<br />

diejenigen, die ohne viel Platz gute<br />

Würfe oder Rebounds zustande bringen<br />

oder die, besser noch, sich selbst Platz<br />

verschaffen können in jener Zone, die die<br />

Veteranen einst „Death Valley“ nannten.<br />

Das Spiel hier „körperbetont“ zu nennen<br />

ist eine gewaltige Untertreibung.<br />

Und da das hier New York ist, sind<br />

einige der Zuschauer, die sich von außen<br />

an den Zaun drücken, Zwischenrufer,<br />

und sie lassen es dich wissen, wenn du<br />

Mist baust. Jason Curry ist der Gründer<br />

und Präsident von Big Apple Basketball.<br />

Als er klein war, schaute er seinem Vater<br />

zu, der hier an spontanen Freundschaftsmatches<br />

teilnahm, sogenannten Pickup<br />

Games. Später spielte Curry selbst und<br />

trainierte Spitzenspieler im West 4th.<br />

Nach einem Fehler, den er hier machte,<br />

dachte er: „Der wäre mir besser an jedem<br />

anderen Ort passiert.“ Viele Leute<br />

täten sich schwer im West 4th, weil der<br />

Platz so eng ist, erklärt er. „Es ist fast wie<br />

das Gesetz des Dschungels. Man darf in<br />

keiner Hinsicht eine Schwäche zeigen,<br />

sonst machen sie dich platt.“<br />

Der Platz ist eine große Bühne<br />

Als Kenny Graham 1976 auf diesen Ort<br />

stieß und bei Spontan-Matches mitspielte,<br />

56 THE RED BULLETIN


Streetball<br />

Spielszenen aus<br />

dem Käfig: Hier<br />

zählen Können,<br />

Härte und Respekt.<br />

Im letzten Viertel<br />

dieses knappen Spiels<br />

ist die Spannung auf<br />

dem Platz und daneben<br />

förmlich zu greifen.<br />

THE RED BULLETIN 57


Angriff gestoppt:<br />

Das wilde Spiel im<br />

New Yorker Käfig<br />

brachte zahlreiche<br />

lokale Stars hervor.<br />

Hip-Hop-Größen schauen regelmäßig<br />

vorbei. EA Sports baute den Court<br />

für ein Computerspiel nach.<br />

58 THE RED BULLETIN


Streetball<br />

spürte er sofort, dass der Platz anders<br />

war. Graham war als Lebensmittellieferant<br />

viel unter wegs. Im Gegensatz zu den<br />

typischen Basketballplätzen in New York,<br />

auf denen nur Leute aus dem Viertel anzutreffen<br />

waren, kamen hier Spieler aus<br />

allen Teilen der Stadt zusammen – und<br />

das heißt: Spieler aus der ganzen Welt.<br />

„Du triffst hier auch heute noch Juden,<br />

Italiener, Iren, Schwarze, Native Ame ricans,<br />

alles Mögliche“, sagt Graham. „In<br />

keinem anderen Park im ganzen Land<br />

hast du so eine Diversität.“<br />

Die besondere Lage spielt natürlich<br />

auch eine Rolle. Die meisten Outdoor-<br />

Basketballplätze New Yorks verstecken<br />

sich in entlegenen Winkeln der Stadt,<br />

aber der West 4th liegt in Greenwich<br />

Village, an der 6th Avenue, einer der<br />

großen Verkehrsadern Manhattans.<br />

Die U-Bahn-Station West 4th Street ist<br />

ein Knotenpunkt für das öffentliche Verkehrsnetz<br />

– ein Ausgang befindet sich<br />

gleich neben dem Platz. „Es ist fast, als<br />

würdest du mitten am Broadway spielen“,<br />

meint Jason Curry. „Alle Augen sind auf<br />

dich gerichtet.“<br />

Die Spiele hier ziehen schon lange<br />

Passanten an. Irgendwann in den Sechzigern<br />

gab es schon einmal eine Liga, die<br />

aber nur ein paar Jahre überlebte. Als<br />

einige Trainer entschieden, die West 4th<br />

League neu zu organisieren, erkannte<br />

Kenny Graham das Potenzial für etwas<br />

Großes. Er heuerte bei der Liga an und<br />

stieg innerhalb von zwei Jahren zu ihrem<br />

Co-Commissioner und Direktor auf.<br />

In diesen Funktionen zeigte sich<br />

Grahams Händchen für den Aufbau<br />

einer Marke. Er schuf „Kenny Graham’s<br />

West 4th Street Pro-Classic“ mit eigenem<br />

Logo und Merchandising. In den frühen<br />

Achtzigern zogen die Summer Leagues<br />

immer größere Namen aus der College-<br />

Liga, selbst aus dem Profi-Lager an. Die<br />

Sache schaukelte sich hoch: Je höher das<br />

Niveau, desto mehr Publikum kam, und<br />

so wurden die Namen noch größer. Sogar<br />

Julius Erving alias Dr. J, in den Siebzigern<br />

einer der Überflieger der NBA, stopfte<br />

damals ein paar Körbe im Käfig.<br />

Schon bald beehrten nicht mehr nur<br />

New Yorker Spieler den winzigen Platz.<br />

Jason Curry erinnert sich, wie einmal<br />

vor etwa zehn Jahren plötzlich NBA-Star<br />

Dwight Howard auftauchte – es war zu<br />

jener Zeit, als er als aufregendster Spieler<br />

der Welt gefeiert wurde –, nur um sich<br />

ein Match anzuschauen. Die Popkultur<br />

folgte. Die Hollywoodstars Denzel Wa-<br />

„Es ist fast so, als würdest du<br />

mitten am Broadway spielen – alle<br />

Augen sind auf dich gerichtet.“<br />

shington und Spike Lee waren da. Hip-<br />

Hop-Größen schauen vor bei, und Werbespots<br />

für nationale Kam pagnen werden<br />

hier gedreht. Wer es persönlich nicht<br />

auf den West 4th schafft, kann sich dort<br />

virtu ell austoben: im Video spiel „NBA<br />

Street V3“ von EA Sports.<br />

Die Pandemie zwang den Summer<br />

Leagues eine einjährige Pause auf.<br />

Wenn die Stadt wieder voller Leben ist,<br />

werden sich auch wieder Touristen zu<br />

den Stamm-Zuschauern am Käfig gesellen.<br />

Graham wird Kappen und Trikots<br />

verkaufen an Menschen aus Südkorea,<br />

Norwegen und Brasilien und ihnen das<br />

Gefühl geben, genau hier im Zentrum<br />

der Basketballwelt zu sein.<br />

Der Platz ist ein Fluchtort<br />

Jack Ryan wuchs als Basketball-Wilder in<br />

Brooklyn auf. Als er zwölf Jahre alt war,<br />

konnte ihm kein Gleichaltriger mehr das<br />

Wasser reichen, sein vier Jahre älterer<br />

Bruder ließ ihn bei seinen Freunden<br />

mitspielen. Als er auch die an die Wand<br />

spielte, fand Ryan, dass es an der Zeit<br />

sei, sich in Manhattan zu messen. „Ich<br />

sagte mir, okay, mal sehen, wie gut ich<br />

wirklich bin“, erinnert er sich. Wo er<br />

hingehen musste, war klar: in den Park<br />

an der West 4th Street.<br />

So nahm die Legende von „Black<br />

Jack“ Ryan in den Achtzigern ihren Anfang.<br />

Ryan wurde auch dafür berühmt,<br />

dass er Angebote von Colleges und aus<br />

der NBA in den Wind schlug – seine<br />

Unreife und eine schwierige Kindheit<br />

trugen sicherlich viel dazu bei. Der<br />

Kose name seines Vaters für ihn war ein<br />

F-Wort, sein eigentliches Zuhause war<br />

der West 4th. Black Jack und der Platz<br />

waren wie füreinander geschaffen.<br />

Einmal flog er wegen zu viel Show aus<br />

einem College-Team, aber Streetball<br />

funktioniert anders: Im Käfig war sein<br />

aufreizendes Spiel eine Waffe.<br />

Gegen Phil Sellers, einen ehemaligen<br />

Profi der Detroit Pistons, machte Ryan<br />

Zuseher am Zaun an der West 4th Street: Beleidigungen gehören hier zum guten Ton.<br />

THE RED BULLETIN 59


Streetball<br />

einmal 44 Punkte. Als ihn ein Freund<br />

darauf ansprach, antwortete er: „Wer<br />

ist Phil Sellers?“ Von dem Hall-of-Fame-<br />

Mitglied Chris Mullin, auch eine New<br />

Yorker Basketball-Legende, ist das Statement<br />

überliefert, Black Jack sei der<br />

beste Werfer, den er außerhalb der NBA<br />

je gesehen habe. Hier im West 4th umgab<br />

Ryan eine Familie, das spürte er.<br />

Hier war Beständigkeit: Dass der Punktezähler<br />

Omar vor den Spielen immer<br />

viel zu viel billiges Bier trank und sich<br />

prompt verzählte, sodass Graham ihn<br />

korrigieren musste, änderte nichts daran,<br />

dass Omar weiterhin für die Punkte verantwortlich<br />

blieb. Ryan gefiel das. Die<br />

Sticheleien des Sprechers, der ballettgleiche<br />

Wettkampf, Kenny Grahams<br />

strenge Regeln gegen Gewalt – das alles<br />

sorgte für Stabilität in einer sonst völlig<br />

instabilen Welt.<br />

Jack Ryan war MVP („most valuable<br />

player“ – der wertvollste Spieler) in einer<br />

der Ligen, auf seiner Wade prangt ein<br />

Tattoo des West-4th-Logos. Und er trifft<br />

sich immer noch mit Leo, Sherm, Doc<br />

– all den Männern, mit denen er Freundschaft<br />

geschlossen hat in seinen fast<br />

vierzig Jahren auf dem Platz. „Jetzt, da<br />

ich älter bin, ist das meine Familie“, sagt<br />

Ryan. „West 4th Street ist mein zweites<br />

Zuhause. Mein Hinterhof.“<br />

Der Platz ist eine Gemeinschaft<br />

Das mag seltsam klingen, denn das Spiel<br />

ist so körperbetont, dass es sich an der<br />

Gleich geht’s los: Zwei Spieler der New Yorker Männerliga sind bereit für das Spiel.<br />

Alle Animositäten verpuffen<br />

in dem Moment, in dem sich alle<br />

zum nächsten Match versammeln.<br />

Grenze zu offener Feindseligkeit bewegt.<br />

Nach einigen Schlägereien hat Kenny<br />

Graham Nulltoleranzregeln aufgestellt.<br />

Wer gegen sie verstößt, kann des Platzes<br />

verwiesen werden.<br />

Aber es gibt eine große Wertschätzung<br />

zwischen den Spielern. Alle mühsam<br />

erarbeiteten, liebevoll gehegten Animositäten<br />

verpuffen in dem Moment,<br />

in dem sich alle zur nächsten Runde,<br />

zum nächsten Match versammeln. „Bei<br />

aller Härte herrscht ein unglaublicher<br />

Kameradschaftsgeist“, sagt Jason Curry.<br />

„Jedem, der auf den Platz geht, wird<br />

Respekt entgegengebracht.“ Die Leute<br />

passen aufeinander auf.<br />

Die Spiele im Käfig sind für viele ein<br />

wichtiger Teil ihres Lebens. 70 Teams<br />

treten hier in Ligen gegeneinander an: je<br />

20 für Männer und High-School-Schüler,<br />

16 für Frauen, 14 für Nachwuchsteams.<br />

Graham, heute 69, zeigt keine Ermüdungserscheinungen,<br />

obwohl er erklärt,<br />

im Ruhestand zu sein. Im West 4th, so<br />

sagt er, „sieht man die Früchte meiner<br />

Arbeit“. Im Moment versucht er, die<br />

Magie dieses Ortes, die multikulturelle<br />

Mischung des Käfigs in die Welt hinauszutragen.<br />

Er arbeitet mit Offiziellen<br />

aus der Dominikanischen Republik an<br />

einem Austauschprogramm.<br />

Für ihn war das während der Pandemie<br />

vielleicht auch ein guter Zeitvertreib.<br />

Bald jedoch wird alles wieder<br />

so sein wie früher: Die Spieler werden<br />

auftauchen, so verlässlich, dass man die<br />

Uhr nach ihnen stellen könnte. Die Fans,<br />

die während der Summer Leagues Abend<br />

für Abend denselben Platz am Zaun<br />

besetzen, werden ihre Posten wieder<br />

einnehmen.<br />

Den Käfig gibt es jetzt schon so lange,<br />

dass er Teil von Familien geschichten<br />

geworden ist: Generationen kommen<br />

gemeinsam. Eltern reichen die Erfahrung<br />

des Spielens oder Zuschauens im West<br />

4th wie ein Erbstück feierlich an ihre<br />

Kinder weiter. Der Platz ist also noch etwas:<br />

eine Zeitkapsel.<br />

Mit den Jahrzehnten verändert sich<br />

Manhattan, es verwandelt sich immer<br />

wieder, nimmt ständig neue Formen an.<br />

Gebäude werden abgerissen und gebaut,<br />

Restaurants wechseln den Besitzer und<br />

die Identität, Parks verwahrlosen und<br />

werden wiedergeboren.<br />

Aber dieses kleine Rechteck, das da<br />

irgendwie in Greenwich Village hineingequetscht<br />

wurde? Dieser Käfig, so scheint<br />

es, ist für die Ewigkeit.<br />

60 THE RED BULLETIN


Hier teilen sich zwei<br />

Schüler mannschaften<br />

den Platz, der viel kleiner<br />

ist als ein normales<br />

Basketballfeld.<br />

Fast jedes Match<br />

ist intensiv, aber der<br />

Höhepunkt sind die<br />

All-Star-Games – wie<br />

hier im Bild: Da spielen<br />

die Besten der Saison<br />

gegeneinander.<br />

THE RED BULLETIN 61


AVANTGARDE<br />

Designerin Flora<br />

Miranda, 30, in ihrem<br />

Modell „Avatar“. Das<br />

Gitter dieser Kreation<br />

aus Merinowolle lässt<br />

sich auf Wunsch<br />

verändern.


Fashion<br />

Für ihre Kreationen<br />

schreibt die österreichische<br />

Designerin FLORA MIRANDA<br />

Computer-Codes, lässt<br />

Kleider aus Silikon wachsen<br />

und malt Kunst auf Netze.<br />

Hier erzählt die Visionärin,<br />

warum wir bald alle Science-<br />

Fiction auf der Haut tragen.<br />

Text WOLFGANG WIESER<br />

Fotos NORMAN KONRAD<br />

ICH HABE DIE<br />

ZUKUNFT<br />

DER MODE<br />

GESEHEN<br />

ERINNERUNG<br />

Auf diesem Bild trägt<br />

Flora das Kleid „Memory“<br />

aus der Kollektion<br />

„Hyper real“. Es ist aus<br />

schwarzem Baum wollsatin<br />

geschneidert. Das<br />

mit Silikon be strichene<br />

Netzmaterial ist schleierartig<br />

eingearbeitet.<br />

63


NETZWERK<br />

Flora Miranda bemalt<br />

Netze mit Silikonfarbe.<br />

„Diese Technik<br />

habe ich selbst entwickelt“,<br />

sagt sie.


Fashion<br />

P<br />

Prolog<br />

Flora Miranda macht einen Schritt zurück. Noch einen.<br />

Sie braucht Distanz, um sich näherzukommen. Sie betrachtet<br />

das feinmaschige Netz, das in ihrem Atelier<br />

hängt. Zweieinhalb Meter ist es hoch, eineinhalb breit.<br />

Jetzt neigt sie den Kopf leicht nach links, tritt wieder<br />

näher. Mit einer Spachtel streicht sie über die Fläche,<br />

trägt mit Farbe vermischtes Silikon auf. „Diese Technik<br />

habe ich selbst entwickelt“, sagt Flora.<br />

Flora Miranda ist Modedesignerin von Beruf, aber<br />

eigentlich ist sie Visionärin, zu Hause an der Schnittstelle<br />

von Mode und Kunst. Sie ist 1990 in Salzburg in<br />

eine Künstlerfamilie geboren worden, lebt aber jetzt im<br />

belgischen Antwerpen. 2016 wird sie bei den Austrian<br />

Fashion Awards von einer internationalen Jury mit<br />

dem „Outstandig Artist Award“ ausgezeichnet: „Sie<br />

erschafft“, befand die Jury, „eine gänzlich neue, vom<br />

Experiment mit Materialien, Produktionstechniken<br />

und Verfahren inspirierte Mode-Utopie.“<br />

Ihr Zugang sei eine Art interdisziplinäre künstlerische<br />

Grundlagenforschung für die Zukunft der Mode:<br />

„So bringt sie eine gänzlich neue Ästhetik mit überraschender<br />

visueller Wirkung hervor, die in der vom<br />

Zitat dominierten Modewelt eine originäre, eigenständige<br />

Position einnimmt.“<br />

Das Silikon tropft für einige Stunden. Alles fließt.<br />

Sackt ein paar Zentimeter nach unten, findet seinen<br />

Weg auf dem Netz, „ziemlich unkontrolliert“, sagt die<br />

Künstlerin. Jetzt spachtelt sie ihr Gesicht, ein Selbst­<br />

porträt. Sie sieht ernst aus. Noch aber ist sie nicht fertig.<br />

„Den Mund musste ich dreimal malen. Weil alles fließt,<br />

war er anfangs zehn Zentimeter unterhalb der Stelle, an<br />

der er eigentlich sein sollte.“<br />

Die Arbeit an dem Bild streamt Flora über Instagram.<br />

„Es ist ein Ausdruck dieser Zeit, in der man mit sich<br />

selbst konfrontiert ist wie niemals zuvor. Man sieht nur<br />

sich selbst, gleichzeitig ist es eine Erinnerung an die<br />

Außenwelt.“<br />

Wochen später postet Flora ein Bild aus der arabischen<br />

Ausgabe der Modezeitschrift „Harper’s Bazaar“.<br />

Ihr Selbstporträt ist dort Teil einer sonnenuntergangsorangen<br />

Fashion-Inszenierung, und Flora sieht darauf<br />

aus wie eine selbstbewusste Fee aus einem futuristischen<br />

Märchen.<br />

Außerdem vereint das Bild alles, was der 30-jährigen<br />

Designerin für ihre Arbeit wichtig ist: Mode und Kunst,<br />

Vergangenheit und Zukunft, Kontinuität und Veränderung<br />

– vor allem Veränderung oder präziser: Transformation,<br />

Verwandlung. Wobei jeder dieser Begriffe die<br />

anderen braucht, weil sie alle Floras Welt ausmachen.<br />

Oder wie sie selbst sagt: „Meine Kleider sind die Sammlung<br />

meiner Gedanken.“<br />

Hier erzählt sie selbst ihre Geschichte; erklärt, warum<br />

sie sich intensiv mit Programmieren beschäftigt,<br />

und teilt eine Mode-Vision, die dermaßen Science­<br />

Fiction zu sein scheint, dass man sie erst mit einem<br />

ungläubigen Lächeln vernimmt, bevor man sich fasziniert<br />

in Floras Fantasien wiederfindet.<br />

Kapitel 1: Jeder ist ein Alien<br />

„Ich habe schon mit vier Jahren bei Ausstellungen geholfen,<br />

Keilrahmen für Bilder zusammenzuhämmern.<br />

Später bin ich mit meinem Vater zu Künstlerresidenzen<br />

(Plätze für kreatives Arbeiten, Anm.) gereist. Wir haben<br />

dort gemeinsam viel Zeit verbracht. Aufgewachsen bin<br />

ich in Salzburg – in einer Familie, in der Kunst ganz<br />

wichtig ist. Ich bin sehr froh über diesen Reichtum,<br />

den ich da mitbekommen habe.<br />

Mein Vater (Wolfgang Seierl, Anm.) hat Gitarre und<br />

Malerei studiert und organisiert seit Jahren das KomponistInnenforum<br />

Mittersill – ein Festival, das dem Komponisten<br />

Anton Webern gewidmet ist. Als Kind habe ich<br />

dort Kabel getragen, als Jugendliche das Essen serviert.<br />

„Meine Kleider sind die<br />

Sammlung meiner Gedanken.“<br />

THE RED BULLETIN 65


Fashion<br />

„Ich stecke mein gesamtes Geld<br />

in meine Mode-Kreationen.“<br />

PRESS RESET<br />

So heißt die Debüt-Kollektion<br />

von Flora Miranda aus dem<br />

Jahr 2016 – hier der Hosenanzug<br />

„Delete Yourself“<br />

und das Kleid „Spectral“,<br />

beides aus Silikon.<br />

Erst später bin ich draufgekommen, welch wichtige<br />

Künstler da oft anwesend waren. Wahrscheinlich fällt<br />

es mir deshalb noch heute leicht, mit Menschen aus der<br />

Kunst zu arbeiten. Zu der Zeit bin ich schon ins Musische<br />

Gymnasium gegangen. Da gab es Zwölfjährige, die<br />

am Mozarteum studiert haben. Ich habe gemalt, ich war<br />

begabt, und ich wurde gefördert. Jeder von uns Schülerinnen<br />

und Schülern war ein Charakter. Die Kreativität<br />

hat uns einander aber nicht nähergebracht. Man fühlt<br />

sich trotzdem wie ein Alien, wenn man nicht die Dinge<br />

tut, die Zwölfjährige normalerweise machen.<br />

Ich bin immer noch sehr kontrolliert, aber ich versuche,<br />

das aufzubrechen. Das Wort, das mir in unserem<br />

letzten Gespräch nicht eingefallen ist, war Individualismus.<br />

Man wird in diesem künstlerischen Bereich zum<br />

Individualisten geformt. Das ist etwas, wo ich gemerkt<br />

habe, dass es nicht in jeder Situation guttut. Um gemeinsam<br />

mit anderen Leuten zu arbeiten, ist es notwendig,<br />

sich einzugliedern. Beides ist wichtig für mich. Aber es<br />

ist eine Herausforderung, zu erkennen, dass man nicht<br />

immer der sein muss, der speziell ist.<br />

Heute besteht mein Alltag nur daraus, mit Menschen<br />

zu arbeiten, deswegen ist diese Fähigkeit für mich ganz<br />

entscheidend. Der Individualismus ist wichtig, um ein<br />

stilistisches Alleinstellungsmerkmal zu entwickeln und<br />

sich so von anderen Designern weltweit abzuheben.<br />

Es ist andererseits aber schon auch wichtig, dass<br />

man das weiß, dass am Ende das Zusammensein am<br />

schönsten ist. Ich mag in meiner Art eigen sein. Aber<br />

ich bin sehr gerne mit Menschen zusammen.“<br />

Flora Miranda geht zum Studium nach Antwerpen,<br />

Belgien. Die Königliche Akademie der schönen Künste<br />

gilt als Avantgarde-Hochburg. Ihre bekanntesten Absolventen<br />

sind die „Antwerp Six“, allesamt weltberühmte<br />

Modedesigner: Dries van Noten, Ann Demeulemeester,<br />

Walter van Beirendonck, Dirk Bikkembergs, Marina Yee<br />

und Dirk van Saene. Aber auch Martin Margiela, Haider<br />

Ackermann und Kris Van Assche haben hier studiert.<br />

Nach ihrem Abschluss arbeitet Flora für die niederländische<br />

Designerin Iris van Herpen, später gründet<br />

sie ihr eigenes Label.<br />

66 THE RED BULLETIN


KRE<strong>AT</strong>IVER<br />

KOPF<br />

Flora Miranda mit<br />

Selbstporträt<br />

„Memories“:<br />

daheim zwischen<br />

Mode und Kunst<br />

„Ich bin immer noch sehr kontrolliert,<br />

aber ich versuche, das aufzubrechen.“


Fashion<br />

„Kunst regt dich an, dein<br />

Leben zu hinterfragen.“<br />

HEISSER STOFF<br />

Flora experimentiert gern<br />

mit Materialien (hier: ein<br />

Silikonkleid), was ihren<br />

Entwürfen anziehende<br />

Sinnlichkeit verleiht.<br />

Kapitel 2: Ins Extrem gehen<br />

„Für mich hat die Kunst eine wichtige Rolle in der Gesellschaft.<br />

Ihre Aufgabe ist es, Freiräume zu schaffen,<br />

wo unsere Realität reflektiert wird. Wo man Zeit hat,<br />

zu schauen, zu denken und seine eigenen Ansichten zu<br />

entwickeln. Dafür darf der Künstler ins Extrem gehen,<br />

das Gewohnte reizen, damit er mir die Gelegenheit<br />

gibt, mein Leben zu hinterfragen.<br />

Ich möchte solch einen Raum in der Mode schaffen.<br />

Natürlich nicht immer. Mode kann auch sehr angewandt<br />

sein, also einfach nur die Haut schützen. Es kommt<br />

immer darauf an, wofür sie gedacht ist. Ich verfolge<br />

verschiedene Richtungen. Einerseits will ich eben Freiräume<br />

schaffen, und da denke ich schon, dass meine<br />

Kreationen der Kunst nahe sind.<br />

Andererseits habe ich auch Stücke, die einfach tragbar<br />

sind. Für spezielle Gelegenheiten schlüpfe ich auch<br />

in Couture-Stücke, nur meine skulpturalen Stücke trage<br />

ich eher nicht, ich bin ja keine Performance-Künstlerin.<br />

Ich trage übrigens sehr viel Kleidung, die mir gegeben<br />

wurde. Wenn anderen Leuten ihre Kleidung nicht mehr<br />

passt, finde ich es gut, sie zu tragen. Mein Fokus liegt<br />

woanders. Ich stecke mein gesamtes Geld in meine Kreationen.<br />

Mein Label habe ich gegründet, weil ich erkannt<br />

habe, dass kaum jemand für die Avantgarde der<br />

Mode steht. Deshalb habe ich auch in Antwerpen studiert,<br />

weil ich mit meinem künstlerischen Hintergrund<br />

die Kreativität in der Mode hochhalten wollte.<br />

Ich arbeite sehr eklektisch, ich habe nicht diese eine<br />

Arbeitsweise. Ausgangspunkt ist bei meinen Kreationen<br />

immer ein <strong>The</strong>ma, ein Konzept. Das hat immer mit dem<br />

digitalen Dasein des Menschen zu tun, gepaart mit Materialstudien.<br />

Ich habe ständig Ideen, um die herum<br />

sich Menschen, Bücher, Musik, visuelle Formen akkumulieren,<br />

bis sie so etwas wie eine Traube bilden – und<br />

auf einmal ist ein <strong>The</strong>ma bereit, umgesetzt zu werden.“<br />

Das Ergebnis sind Kleider, die oft wie Skulpturen wirken.<br />

Kreationen, die aus langwieriger Denkarbeit entstehen,<br />

aus der Beschäftigung mit Mathematik und<br />

ihrer Übersetzung in Computer-Codes. Sie sind aber<br />

keineswegs ein ausschließlich intellektuelles Vergnügen,<br />

im Gegenteil: Viele ihrer Arbeiten bergen eine anziehende<br />

Sinnlichkeit. Flora Miranda zeigt sie seit 2018<br />

bei den Haute-Couture-Schauen in Paris, manche haben<br />

den Weg in Museen gefunden, internationale Künstler-<br />

Stylisten (etwa von Lady Gaga, Miley Cyrus, Sita Abellan,<br />

M.I.A.) lieben ihre aufregenden Looks.<br />

Kapitel 3: Wer programmieren kann,<br />

gewinnt Freiheit<br />

„Ich bin insgesamt eher chaotisch, deshalb versuche ich,<br />

strukturiert zu arbeiten. Ich fange jeden Tag spätestens<br />

um 9 Uhr an. Ich arbeite den Großteil meines Lebens.<br />

Erst während des Lockdowns habe ich herausgefunden,<br />

dass ich auch etwas anderes kann als arbeiten. Vorher<br />

gab es in meinem Hirn nicht die Möglichkeit, etwas<br />

anderes zu tun.<br />

Schon seit vielen Jahren frage ich mich, wo sich unsere<br />

Gesellschaft hinbewegt mit all dem Produzieren,<br />

Analysieren und dem Nutzen von Daten. Und ich finde,<br />

um kreativ damit umzugehen, muss man die Sprache,<br />

mit der diese Daten gemanagt werden, beherrschen.<br />

Ich fühle mich machtlos, wenn ich nicht programmieren<br />

kann. Indem man programmiert, gewinnt man<br />

68 THE RED BULLETIN


Bezahlte Anzeige<br />

Robert verzeiht Eva ihren<br />

Seitensprung mit Wien.<br />

Endlich wieder gemeinsam auf der Donauinsel sporteln!<br />

Eva ist zwar in Robert verliebt, aber auch in Wien. Daher verzeiht er ihr den Seitensprung mit seiner<br />

Lieblingsstadt. Wer sich an die 3G-Regel hält, kann ganz unbeschwert Sport treiben und sich so in<br />

unsere Sommerangebote verlieben. Alle Sportangebote findest du unter sommer.wien.gv.at.<br />

Corona ist noch nicht vorbei! Teste dich regelmäßig und lass dich impfen.<br />

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Fashion<br />

MUSEUMSREIF<br />

Flora im Modemuseum Hasselt,<br />

Belgien. Sie trägt ihre Kreation<br />

„Memory“ und hält das Kleid<br />

„Radiation“ im Arm. Im Hintergrund:<br />

Museumsstücke<br />

anderer Designer.<br />

„Mich fasziniert der Gedanke, dass etwas fluide ist,<br />

dass ich ein Kleidungsstück morphen kann.“<br />

Freiheit. Ich bin deshalb auch an Datenvisualisierung<br />

interessiert, weil ich mir gerne vorstelle, dass der Körper<br />

aus Daten besteht. Es erweitert die Fantasie, das Immaterielle<br />

ist etwas, was den Menschen auf viele Arten<br />

fasziniert. Wir sehnen uns danach, die Last des Körpers<br />

hinter uns zu lassen.<br />

Der Gedanke ist nichts Neues, das hat nichts mit Spiritualität<br />

zu tun, sondern mit Wissenschaft. Mich interessiert,<br />

was man mit den Daten anfangen kann.<br />

Meine ‚IT Pieces‘ sind ein erster großer Schritt. Das<br />

hat nichts mit It-Girls zu tun, sondern steht für Information<br />

Technology. Es sind veränderbare Kleidungs stücke,<br />

die auf persönliche Daten reagieren.<br />

Konkretes Beispiel: Ich könnte beispielsweise diesen<br />

Text analysieren und aus den Gefühlen, die darin vorkommen,<br />

aus Tausenden von Liedern eine Songzeile für<br />

ein T-Shirt destillieren.<br />

Meine Kreation ‚Avatar‘, die es als Pullover, als Kleid<br />

und als Abendkleid gibt, ist von den Avataren in ‚Second<br />

Life‘ (einer virtuellen Welt, in der echte Menschen als<br />

künstliche Figuren auftreten, Anm.) inspiriert. In meinem<br />

Online-Shop lässt sich das Design, eine Gitterstruktur,<br />

verändern. Diese veränderte Gitterstruktur wiederum<br />

lässt den Körper anders aussehen – üppiger oder weniger<br />

kurvig, ganz nach Belieben.<br />

Ich habe eine ganz bestimmte Idee von der Zukunft<br />

der Mode. Meine Vision ist, dass sich datengetriebene<br />

Kleidungsstücke abhängig von Trägerin und Träger ändern<br />

und dass es auch am Betrachter liegt, was er zu<br />

sehen bekommt. Mich fasziniert, wenn etwas fluide ist<br />

– dass ich ein Kleidungsstück morphen, es also fließend<br />

verändern kann. Ich glaube, dass die digitale Welt uns<br />

diesen Wunsch erfüllen kann.“<br />

Epilog<br />

Frage: Wirst du das noch erleben?<br />

„Das kommt darauf an, wie hart ich arbeite.“<br />

Mehr Flora Miranda in allen Lagen auf Instagram: @floramirandaofficial<br />

oder auf ihrer Webseite: floramiranda.com<br />

MAKE-UP: LAURA NOBEN<br />

70 THE RED BULLETIN


VERLEIHT FLÜÜÜGEL.<br />

AUCH MIT DEM GESCHMACK VON KAKTUSFRUCHT.


A N Z E I G E<br />

must-haves<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1 GOURMET-PIONIER<br />

Am 4. Juli feierte der Jahrhundert koch<br />

Eckart Witzigmann seinen 80. Geburtstag.<br />

Zu diesem Anlass ist ein zweibändiges<br />

Buch über sein Werk und seine<br />

Visionen erschienen. Band eins gibt<br />

Einblicke in das Leben des Sternekochs<br />

sowie seinen Zugang zum Kochen<br />

und Essen. Band zwei beinhaltet<br />

Rezepte von Witzigmann selbst und<br />

von 25 seiner Schüler – unter anderem<br />

Johann Lafer und Alfons Schuhbeck.<br />

pantauro.com<br />

2 KITEKURSE FÜR JEDES LEVEL<br />

Du bist motiviert, die Trendsportart<br />

Kiten zu erlernen? Dann bist du bei<br />

Kiteriders genau richtig. Abgestimmt<br />

auf dein Können, findest du hier den<br />

Kitekurs, der zu dir passt – egal ob<br />

Schnupperkurs oder Freestylestunde.<br />

Durch das stehtiefe Wasser am Neusiedler<br />

See ist ein optimaler Lernerfolg<br />

garantiert. Am Top-Kitespot Podersdorf,<br />

1 Stunde von Wien entfernt, wird<br />

Lifestyle mit guter Laune vereint.<br />

kiteriders.at<br />

3 PACKABLE BLAZER<br />

Funktion trifft Eleganz: Der Relaxed Fit<br />

Blazer von AlphaTauri sieht nicht nur<br />

chic aus, sondern ist dank der wasserdichten<br />

Oberschicht auch bestens<br />

ausgestattet, um für laue Sommernächte<br />

vorbereitet zu sein. Perfekt<br />

fürs Office, überzeugt er aber auch auf<br />

jeder After-Work-Party und lässt sich<br />

dank praktischem Packable System<br />

ganz schnell in der eigenen Reißverschlusstasche<br />

verstauen.<br />

alphatauri.com<br />

4 LEBENSFREUDE PUR<br />

Der beste Kaffee der Welt kommt von<br />

dort, wo die Wiege der Kaffeekultur<br />

ist: aus Ostafrika. Im idealen Klima<br />

von Bauernfamilien in eigenen Gärten<br />

großgezogen, in der Dorfgemeinschaft<br />

partnerschaftlich geerntet. Das ist<br />

die Zukunft des Kaffees: ursprünglich,<br />

fair, ökologisch, nachhaltig. Pure<br />

afrikanische Lebensfreude mit<br />

AFRO COFFEE und AFRO ESPRESSO<br />

genießen!<br />

afrocoffeeshop.com


GUIDE<br />

Tipps für ein Leben abseits des Alltäglichen<br />

EIN GENUSS­<br />

WOCHENENDE<br />

IN DEN<br />

DOLOMITEN<br />

Trial-Mountainbiker<br />

Tom Öhler, 38, setzt sich<br />

entspannt aufs E-Bike<br />

und erweitert übers<br />

Wochenende seine<br />

innere Landkarte<br />

von Südtirol.<br />

KIRSTEN SÖRRIES HANNES KROPIK<br />

Tom Öhler am Peitlerkofel.<br />

Er lässt sich mit<br />

dem E-Bike in knapp<br />

zweieinhalb Stunden<br />

umrunden.<br />

73


GUIDE<br />

Reisen<br />

„Mit dem E-Bike kannst<br />

du Gegenden erkunden,<br />

die du mit dem normalen<br />

Bike so schnell nicht<br />

erreichst.“<br />

Tom Öhler über die Wahl seines<br />

Fahrrads für die Wochenend-<br />

Genusstour durch Südtirol<br />

B<br />

eim Schlafen habe ich es gern<br />

etwas kühler, deshalb parke ich<br />

meinen Camper lieber ein Stück<br />

weiter oben am Berg. Wildcamping ist<br />

in Südtirol zwar nicht erlaubt, aber wer –<br />

wie ich – in Gasthöfen einkehrt und höflich<br />

fragt, findet meistens recht leicht<br />

ein ruhiges Platzerl.<br />

Ich starte mein Wochenende in den<br />

Dolomiten mit einem wunderschönen<br />

Blick hinunter vom Würzjoch. Ich veranstalte<br />

seit einigen Jahren immer wieder<br />

Fahrtechnikcamps hier in dieser Gegend.<br />

Deshalb kenne ich mich schon ganz gut<br />

aus, aber ich will noch weitere Spots<br />

kennenlernen und damit meine innere<br />

Landkarte Südtirols vergrößern.<br />

Für diesen Zweck eignet sich das<br />

E‐Mountainbike perfekt: Du kannst Gegenden<br />

erkunden, die du mit dem normalen<br />

Bike nicht so schnell erreichst.<br />

Mit dem E-MTB schaffe ich das, was<br />

sonst eine Tagestour ist, in zwei bis drei<br />

Stunden – und finde trotzdem noch die<br />

Muße, den Blick schweifen zu lassen und<br />

die herrliche Landschaft zu genießen.<br />

Meine erste Tour führt mich vom<br />

Würzjoch einmal um den 2.875 Meter hohen<br />

Peitlerkofel herum. Ich genieße diese<br />

flotte Runde – würde sie aber nur wirklich<br />

geübten Bikern empfehlen: In der Abfahrt<br />

geht es über eine exponierte Scharte, die<br />

doch gehobene Anforderungen an die<br />

Fahrtechnik stellt.<br />

Südtirol bietet perfekte Bedingungen<br />

für Mountainbiker. Ich verbringe hier im<br />

Frühjahr und Spätherbst viel Zeit, wenn<br />

Durch das wilde Nigertal: eine geschmeidige Abfahrt auf dem Carezza Bike Trail<br />

Kurze Entspannungspause<br />

vor der letzten<br />

Etappe durch den<br />

Rosengarten: Tom<br />

genießt den feinen Ausblick<br />

ins Eggental.<br />

74 THE RED BULLETIN


SÜDTIROL<br />

Bozen<br />

Italien<br />

Wohin soll’s<br />

gehen?<br />

Südlich des Brenners liegt<br />

ein wahres Bike-Paradies.<br />

Die Dolomiten mit ihren vielen<br />

kleinen Seitentälern bieten<br />

abwechslungsreiche<br />

Trails jeder Schwierigkeitsstufe<br />

– egal, ob Uphill oder<br />

Downhill.<br />

Tom Öhler bietet über seine<br />

Homepage smooth.at<br />

und über facebook.com/<br />

tomoehler regelmäßig<br />

Rom<br />

Fahrtechnikcamps an. Wie<br />

atemberaubend der Wahl-<br />

Tiroler fährt, wenn er es<br />

ernst meint, seht ihr auf<br />

redbull.at, Stichwort „Tom<br />

Oehler rides the Dolomites“.<br />

Nächstgelegener internationaler<br />

Flughafen:<br />

Bozen, Innsbruck<br />

Toms<br />

tollste Trails<br />

Drei Highlights aus Tom Öhlers<br />

Wochenend-Ausflug<br />

KIRSTEN SÖRRIES HANNES KROPIK<br />

bei mir zu Hause im Stubaital zu viel<br />

Schnee auf den Trails liegt. Der feine<br />

Kiesel auf den Schotterwegen ist manchmal<br />

ein bisschen rutschig, aber nicht so<br />

scharfkantig wie zum Beispiel rund um<br />

den Gardasee. Die geschmeidigen Wanderwege<br />

kommen meinem verspielten<br />

Fahrstil generell entgegen.<br />

Pushen auf dem E-Bike<br />

Prinzipiell macht es für mich keinen<br />

Unterschied, ob ich motorisiert oder<br />

mit reiner Muskelkraft unterwegs bin.<br />

Mein E-Bike, ein Liteville 301 CE, wiegt<br />

rund 22 Kilo. Durch seinen niedrigen<br />

Schwerpunkt liegt es bergab wie ein<br />

Brett, ohne dabei behäbig zu sein.<br />

Oben: Wheelie auf der neuen Hängebrücke im<br />

Fassatal, sie führt von der Liftstation zum Karersee.<br />

Unten: Tom vor dem Peitlerkofel.<br />

1. BRIXEN BIKEPARK<br />

Im Brixen Bikepark auf der Plose gibt<br />

es vier Downhill-Trails. Tom Öhlers<br />

Favorit ist die „Palm Pro Line“: „Ein<br />

anspruchsvoller Mix aus natürlichem<br />

Trail und handgebauten Hindernissen<br />

auf 2,5 Kilometer Länge. 265 Höhenmeter,<br />

11 Prozent Neigung.<br />

plose.org/sommer/brixen-bikepark-2.html<br />

2. NIGERTAL<br />

Der Carezza Bike Trail durch das<br />

Nigertal, 20 Minuten mit dem Auto<br />

von Bozen entfernt, bietet mehr als<br />

20 Sprünge, 45 Steilkurven sowie<br />

eine 1,8 Kilometer lange Pumpline.<br />

carezza.it/de/Sommer/Carezza-<br />

Bike-Trail<br />

3. FASS<strong>AT</strong>AL<br />

Top im Fassatal ist der Trail vom<br />

Karer pass über Wanderwege nach<br />

Soraga di Fassa, zurück über Schotterstraßen<br />

Richtung Karersee und<br />

über alte Steige zur Talstation der<br />

Carezza- Bahn. „740 Höhenmeter<br />

uphill, 1.280 Höhenmeter downhill<br />

auf 26 Kilo metern. Hier ist selbst auf<br />

dem E‐Bike gute Kondition gefragt.“<br />

THE RED BULLETIN 75


GUIDE<br />

Reisen<br />

Der 2.875 Meter hohe Peitlerkofel in seiner ganzen Schönheit: Er ist der höchste Gipfel der Peitlerkofelgruppe.<br />

Es wäre verlockend, wegen der<br />

Motor unterstützung einfach die Beine<br />

baumeln zu lassen. Aber das interessiert<br />

mich nicht. Ich fahre das E-Bike<br />

noch aktiver als das Bio-Bike: Jede Unebenheit<br />

nutze ich zu meinem Vorteil;<br />

ich pushe, pushe, pushe.<br />

Spannender Bike-Park<br />

Vom Peitlerkofel fahre ich mit dem<br />

Camper weiter zur Plose, einem Gebirgsstock<br />

in den Lüsner Bergen. Dort<br />

liegt der Brixen Bikepark mit vier unterschiedlich<br />

schwierigen Mountainbike-<br />

Strecken. Neben den gebauten Trails<br />

gibt es auch schöne natürliche Herausforderungen.<br />

Bergauf nehme ich den<br />

Lift. Ich bin ja zum Vergnügen hier.<br />

Dass ich mich hier wie zu Hause fühle,<br />

hat familiäre Gründe: Ich bin zwar in<br />

Linz zur Welt gekommen, aber mein<br />

Opa väterlicherseits war Südtiroler. Er<br />

stammte aus Ritten, ganz in der Nähe<br />

meiner abschließenden Tour, bei der<br />

ich den Rosengarten erkunde. Was so<br />

„Bei 22 Kilo überlegst<br />

du es dir zweimal,<br />

ob du das Bike<br />

schultern möchtest.“<br />

Tom Öhler steigt auch bergauf selten ab.<br />

lieblich klingt, ist ein rund acht Kilometer<br />

langes Bergmassiv an der Grenze<br />

Südtirols zum Trentino.<br />

Das E-Bike schenkt mir zusätzliche<br />

Freiheiten. Die Motorunterstützung erlaubt<br />

es mir, Anstiege zu nehmen, die<br />

ich rein aus Muskelkraft kaum fahren<br />

könnte. Gerade bergauf kommen mir<br />

meine Erfahrungen aus dem Motorrad-<br />

Trial zugute: Ich weiß, wie ich Hindernisse<br />

anfahren muss, um vielleicht doch<br />

noch ein paar Höhenmeter zusätzlich<br />

fahren zu können. Angesichts der 22 Kilo<br />

überlegst du es dir zweimal, ob du<br />

das E-Bike wirklich schultern möchtest.<br />

Bevor ich wieder heimfahre, gönne<br />

ich mir noch den Anstieg hinauf zur<br />

Laurins Lounge. Dort genieße ich auf<br />

über 2.300 Meter Seehöhe ein großartiges<br />

Rote-Rüben-Risotto und den<br />

grandiosen Fernblick.<br />

Dann steige ich noch einmal auf<br />

mein E-Bike und drehe ein paar letzte<br />

Runden auf dem Carezza Bike Trail.<br />

Mehr über Tom Öhler: smooth.at<br />

KIRSTEN SÖRRIES HANNES KROPIK<br />

76 THE RED BULLETIN


Kleine Abenteuer.<br />

Große Momente.<br />

www.tirol.at


GUIDE<br />

Uhren<br />

LONGINES HYDROCONQUEST<br />

Grüne Welle<br />

Eine wunderschöne Begleiterin für den nächsten<br />

Tauchgang: Dieses Longines-Modell vereint Eleganz,<br />

Sportlichkeit und technische Perfektion.<br />

Mit einer Wasserdichtigkeit von 30 bar eignet<br />

sich die HydroConquest wirklich zum Tauchen.<br />

Das Edelstahlgehäuse misst 41 Millimeter im Durchmesser,<br />

Gehäuseboden und Krone sind verschraubt.<br />

Besonders elegant: Das mattgrüne Zifferblatt und<br />

die Lünette mit Keramikeinlage stehen in feinem<br />

Kontrast zu Zeigern, Lünettenrand und Krone,<br />

sämtlich vergoldet. Preis: 1680 Euro; longines.com<br />

AHOI!<br />

Volle Kraft voraus –<br />

das grüne Kautschukarmband<br />

dieser<br />

Taucheruhr ist perfekt<br />

auf Zifferblatt und<br />

Keramik-Lünette<br />

abgestimmt.<br />

WOLFGANG WIESER<br />

78 THE RED BULLETIN


ÖSTERREICHS<br />

GRÖSSTE BIKE-REGION<br />

über 80km Lines & Trails - 9 Bergbahnen - 7 Berge<br />

bike.saalbach.com


GUIDE<br />

E-Mobilität<br />

Null Knatterton<br />

Damit wir alle weniger im Stau stehen, müssen mehr Menschen<br />

auf zwei Rädern unterwegs sein – idealerweise elektrisch. Wir zeigen<br />

die vier einspurigen Kategorien mit Zukunft. Text WERNER JESSNER<br />

FÜR DIE STADT ELEKTRISCH<br />

HUSQVARNA E-PILEN<br />

Vorteil: erwachsenes Motorrad für emissionsloses Pendeln<br />

Man muss schon zweimal hinschauen, um den Unterschied zwischen<br />

der Husqvarna Vitpilen (mit Verbrennungsmotor) und der E-Pilen<br />

zu entdecken. Die E‐Pilen fliegt mit 11 PS (8 kW) auch für Besitzer<br />

eines Auto-Führerscheins mit Code 111 (ohne Prüfung, aber mit zusätzlichen<br />

Fahrstunden) bis zu 100 Kilometer weit. Das prädestiniert<br />

sie sowohl zum Pendeln als auch für das reine City-Abenteuer.<br />

HUSQVARNA-MOTORCYCLES.COM, GASGAS.COM, VESPA.COM,<br />

80 THE RED BULLETIN


FÜR SPORTLER<br />

GASGAS ENDURO CROSS<br />

Vorteil: morgens mit dem Fahrrad<br />

ins Büro, abends über Trails zurück<br />

E-Mountainbikes machen bergauf so viel<br />

Spaß wie normale Bikes nur bergab. Entscheidend<br />

ist, dass Fahrwerk und Bremsen<br />

auf das höhere Gewicht abgestimmt sind<br />

und der Motor durch sanften Leistungseinsatz<br />

ein möglichst natürliches Fahrgefühl<br />

herstellt. Bikes wie das Enduro<br />

Cross von GASGAS sind für jedes Gelände<br />

gewappnet. Mit so einem Bike machen<br />

Umwege erst so richtig Spaß.<br />

ST<strong>AT</strong>T EINES MOPEDS<br />

VESPA ELETTRICA<br />

Vorteil: wie ein Moped – aber lautlos<br />

und mit besserer Beschleunigung<br />

Kids wissen gleich, warum: Wer sich in der<br />

Klasse bis 45 km/h (rote Nummerntafel)<br />

für E-Mobilität entscheidet, kann ziemlich<br />

sicher sein, dass die Eltern nicht hören,<br />

wann genau man nach Hause kommt.<br />

Außerdem: Die Vespa kann einfach daheim<br />

an einer elterlichen Steckdose auf geladen<br />

werden, damit sind 95 Kilometer zum Nulltarif<br />

drin – zumindest wenn man die Stromrechnung<br />

nicht selbst bezahlen muss.<br />

DURCH ENGSTE GASSEN<br />

HUSQVARNA BLTZ CONCEPT<br />

Vorteil: minimaler Platzbedarf, ideal an<br />

der Schnittstelle zwischen öffentlichem<br />

Verkehr und Individualmobilität<br />

Von Tür zu Tür oder für die letzte Meile von<br />

der Haltestelle bis nach Hause: Scooter<br />

brauchen wenig Platz, sind daher gut<br />

transportabel, leicht und schnell. Das Bltz<br />

Concept von Husqvarna zeigt, wie cool das<br />

aussehen kann: stabiles Fahrverhalten,<br />

40 Kilometer Reichweite, 0,5 kW Leistung<br />

und eine Spitze von 20 km/h. Da kann<br />

man die Öffis mitunter ganz weglassen.<br />

WO DER STROM<br />

WOHNT<br />

In der KTM Motohall<br />

in Mattighofen läuft derzeit<br />

eine Sonder ausstellung<br />

zum <strong>The</strong>ma E-Mobilität auf<br />

zwei Rädern. Nicht nur deshalb<br />

lohnt sich ein Besuch.<br />

ktm-motohall.com<br />

THE RED BULLETIN 81


GUIDE<br />

Lesestoff<br />

ACTION-THRILLER<br />

Der unbarmherzige<br />

Samariter<br />

US-Thrillerautor Gregg Hurwitz hat mit Evan Smoak einen Helden erschaffen,<br />

der es gnadenlos krachen lässt. Doch das ist gar nicht so einfach, wie es klingt.<br />

Text JAKOB HÜBNER<br />

An den richtig harten<br />

Typen haben sich<br />

schon viele Autoren<br />

die Zähne ausgebissen.<br />

Dabei möchte man<br />

ja meinen, es wäre eine vergleichsweise<br />

leichte Übung,<br />

einen Helden für einen Actionthriller<br />

zu erschaffen. Man<br />

nehme einen kantigen Kerl,<br />

tunke ihn tief in eine elitäre<br />

militärische Vergangenheit,<br />

füge eine großkalibrige Knarre<br />

hinzu, einmal durchladen,<br />

und los geht’s! Aber so funktioniert<br />

das nicht.<br />

Tatsächlich sind sogenannte<br />

„One Man Army“­<br />

Thriller eine ziemlich heikle<br />

Herausforderung, da sie sich<br />

formal auf einem extrem<br />

schmalen Grat bewegen.<br />

Anders gesagt: Die Lächerlichkeit<br />

ist immer nur einen<br />

Schritt weit entfernt.<br />

Die Kunst besteht darin,<br />

eine notwendigerweise überzeichnete<br />

Figur mit genügend<br />

Tiefgang auszustatten, um sie<br />

in einem realistischen Setting<br />

zu verankern. Gelingt das<br />

nicht, wird sie zur Karikatur.<br />

Auf der anderen Seite lauert<br />

der heimtückische Psycho-<br />

Treibsand. Denn kaum eine<br />

Romanfigur ist nervtötender<br />

als ein Actionheld, der ständig<br />

erklärt werden muss. Das<br />

geht gar nicht. Man nimmt so<br />

ein Buch ja schließlich nicht<br />

aus dem Regal, weil gerade<br />

kein Dostojewski zur Hand ist.<br />

Nein, ein guter Thrillerheld<br />

ist wie ein gutes Steak, nur<br />

umgekehrt: innen scharf angebraten<br />

und außen blutig.<br />

Evan Smoak ist so ein Typ.<br />

Er war einst Teil eines streng<br />

geheimen US-Regierungsprogramms,<br />

in dem Waisenkinder<br />

rekrutiert und zu hocheffizienten<br />

Killermaschinen<br />

ausgebildet wurden. Ausgestattet<br />

mit wasserdichten<br />

Identitäten und nahezu grenzenlosen<br />

finanziellen Mitteln,<br />

räumen die „Orphans“ dort<br />

auf, wo dem Staat die eigenen<br />

VINZ SCHWARZBAUER<br />

82 THE RED BULLETIN


Erster Absatz<br />

aus „Rache der Orphans“<br />

Das RoamZone ans Ohr gepresst, trat Evan rasch durch<br />

die Tür seiner Penthousewohnung im Apartmenthochhaus<br />

Castle Heights. Das Handy mit dem Gehäuse aus gehärtetem<br />

Gummi und dem Display aus Gorilla Glass war so widerstandsfähig<br />

wie ein Hockeypuck und im Prinzip nicht zurückzuverfolgen.<br />

Jeder Anruf auf 1-855-2-NOWHERE wurde digitalisiert<br />

und über ein Labyrinth von verschlüsselten VPN-Tunneln<br />

über das Internet verschickt. Erst nachdem er per Software<br />

von Vermittlungsstelle zu Vermittlungsstelle einmal rund<br />

um den Globus geleitet worden war, kam er auf dem Roam­<br />

Zone an. Evan meldete sich immer mit demselben Satz.<br />

Brauchen Sie meine Hilfe?<br />

BUCHTIPPS<br />

Helden in Serie<br />

Vier Thriller-Autoren, die keine Gefangenen<br />

machen – außer bei den Lesern.<br />

Gesetze im Weg stehen.<br />

Als jedoch sein ehemaliger<br />

Ausbildner und Mentor in Ungnade<br />

fällt, steigt Evan aus<br />

und verschwindet vom Radar.<br />

Er leidet unter schlechtem Gewissen<br />

und sehnt sich nach<br />

Buße. Er wird zum „Nowhere<br />

Man“, einer Art unsichtbarem<br />

Schutzengel für Menschen,<br />

die in Not geraten sind, sich<br />

aber – aus welchen Gründen<br />

auch immer – nicht an die Polizei<br />

wenden können. Aus dem<br />

Sünder wird ein Samariter –<br />

allerdings einer ohne jede<br />

Barmherzigkeit, dafür aber<br />

mit einer spezialangefertigten<br />

Wilson Combat im Kydex-<br />

Hüftholster.<br />

In der „Orphan“-Zentrale<br />

haben sie freilich wenig Freude<br />

mit einem freischaffenden<br />

Profikiller aus den eigenen<br />

Reihen und blasen zum großen<br />

Halali – allen voran die<br />

emotional nahe am Gefrierpunkt<br />

angesiedelte Candy<br />

McClure, die mit Evan noch<br />

eine ganz persönliche Rechnung<br />

offen hat …<br />

Der US-Amerikaner Gregg<br />

Hurwitz, 48, ist nicht nur als<br />

Romanautor und Comictexter<br />

(Marvel, DC) sehr erfolgreich,<br />

sondern auch als Drehbuchschreiber.<br />

Das merkt man.<br />

Seine Evan-Smoak-Reihe –<br />

„Orphan X“ (2016), „Projekt<br />

Orphan“ (2017), „Die Rache<br />

der Orphans“ (2018), „Die<br />

Spur der Orphans“ (2019)<br />

und „Das Vermächtnis der<br />

Orphans“ (20<strong>21</strong>) – kommt wie<br />

ein Hollywood­ Blockbuster<br />

daher und überzeugt mit<br />

einem wirklich guten Spannungsbogen.<br />

Hurwitz hat ein<br />

feines Gespür dafür, wann er<br />

das Visier runterklappen und<br />

Vollgas geben muss und wann<br />

er Tempo rausnimmt, um den<br />

Leser mit ein paar Hintergrundhappen<br />

zu füttern.<br />

Das ist umso bemerkenswerter,<br />

als der Autor quer<br />

durch alle fünf Bände mit<br />

zwei parallel laufenden Storys<br />

jongliert – auf der einen Seite<br />

der jeweilige Auftrag des<br />

„Nowhere Man“ und die interne<br />

Jagd gesellschaft der<br />

„ Orphans“ auf der anderen.<br />

Die beiden Handlungsstränge<br />

kommen einander zwar nur<br />

selten in die Quere, aber wenn,<br />

dann mit mächtig Zunder.<br />

Stilistische Brillanz darf<br />

man sich von einer Romanserie<br />

dieser Gattung natürlich<br />

nicht erwarten, wohl aber eine<br />

präzise sprachliche Fokussierung<br />

auf das Wesentliche:<br />

Spannung bis zum Abwinken.<br />

GREGG HURWITZ<br />

„Evan Smoak“-Reihe<br />

Deutsch von Mirga Nekvedavicius<br />

HarperCollins<br />

LEE CHILD<br />

Der alljährliche Feiertag<br />

für Thriller-Fans fiel heuer<br />

auf den 26. Juli. Da erschien<br />

der 23. Band der unwiderstehlichen<br />

Jack-Reacher-<br />

Reihe des britischen<br />

Bestseller autors Lee Child.<br />

Diesmal nimmt der härteste<br />

Bluthund des Genres die<br />

Fährte seines verstorbenen<br />

Vaters auf, die ihn direkt<br />

ins Fadenkreuz skrupelloser<br />

Männer führt, die nicht<br />

nur sprichwörtlich<br />

über Leichen gehen …<br />

„Der Spezialist“<br />

(Blanvalet)<br />

CHRIS LANDOW<br />

Die bisher dreiteilige Romanreihe<br />

rund um den Ex-Bundespolizisten<br />

Ralf Parceval ist<br />

eine echte Rarität. Denn hinter<br />

dem Pseudonym Chris<br />

Landow versteckt sich ein<br />

deutscher Autor, der es offensichtlich<br />

darauf anlegt,<br />

mit voller Härte in ein englischsprachiges<br />

Hoheitsgebiet<br />

der Unterhaltungsliteratur<br />

zu grätschen: den kompromisslosen<br />

Action-Thriller.<br />

Band 4 ist für Februar 2022<br />

angekündigt.<br />

„Parceval“-Serie<br />

(Blanvalet)<br />

STEPHEN HUNTER<br />

Trotz erfolgreicher Hollywood-Verfilmung<br />

von Teil 1<br />

der Buchserie („Shooter“ mit<br />

Mark Wahlberg in der Hauptrolle)<br />

fristet Bob Lee Swagger<br />

hierzulande ein Schattendasein<br />

unter den Helden<br />

der Hochspannungsliteratur.<br />

Völlig zu Unrecht. Insgesamt<br />

brachte US-Autor und<br />

Pulitzer-Preisträger Stephen<br />

Hunter den ehemaligen<br />

Scharfschützen neunmal<br />

in Stellung – und traf dabei<br />

stets ins Schwarze.<br />

„Swagger“-Serie<br />

(Festa)<br />

DAVID BALDACCI<br />

Wenn es um knallharte<br />

Einzelkämpfer geht, darf<br />

David Baldacci nicht fehlen.<br />

Mit einer Gesamtauflage<br />

von über 40 Millionen<br />

platzierte der Vielschreiber<br />

aus Richmond, Virginia,<br />

gleich mehrere einschlägige<br />

Romanfiguren in den internationalen<br />

Bestsellercharts.<br />

Als Einstieg bietet sich<br />

die „Will Robie“-Reihe an,<br />

deren erster Teil den<br />

nahe liegenden Titel<br />

„Der Killer“ trägt.<br />

„Will Robie“-Serie<br />

(Bastei Lübbe)<br />

THE RED BULLETIN 83


Innerhalb von 3 Stunden<br />

kann der CUPRA<br />

Leon e-HYBRID zu<br />

Hause an der CUPRA<br />

Ladestation aufgeladen<br />

werden.<br />

CUPRA ELEKTRISIERT<br />

Pure Innovation mit CUPRA<br />

Performance und den Vorteilen<br />

der Elektromobilität – die<br />

CUPRA e-HYBRID-Modelle stehen<br />

für eine neue Art des Fahrens.<br />

Wenn es um Elektrifizierung geht, verfolgt CUPRA<br />

einen konsequenten Weg. Die spanische Performance-<br />

Marke investiert damit ihren Einsatz für mehr Umweltschutz<br />

und hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 Klimaneutralität<br />

zu erreichen. Beispielhaft dafür stehen<br />

der CUPRA Formentor, der CUPRA Leon und der<br />

CUPRA Leon SP Kombi, die bereits als e-HYBRID-Versionen<br />

erhältlich sind. Sie verbinden das Beste aus zwei<br />

Welten: die Dynamik und Effizienz eines Elektromotors<br />

mit der Reichweite eines Verbrennungsmotors.<br />

CUPRA Leon 5-Türer<br />

CUPRA Leon SP Kombi e-HYBRID<br />

Scharfe Linien für einen dynamischen Look – dazu maximale<br />

Leistung, neueste Technologie und hohe Sicherheit:<br />

Der CUPRA Leon – als Fünftürer als auch als Sportstourer<br />

– ist ein Blick in die Zukunft der Hybridmobilität. Ein<br />

e-HYBRID-Motor mit bis zu 245 PS bei der Kombination<br />

beider Motoren ermöglicht bis zu 60 Kilometer emissionsfreien<br />

Fahrspaß. Verbunden mit einer Ausstattung, die<br />

unter anderem Sportschalensitze, Voll-LED-Scheinwerfer,<br />

ein sprachgesteuertes 10-Zoll-Navigationssystem mit<br />

Panorama-Schwebebildschirm und einen Notfallassistenten<br />

umfasst, verkörpert der CUPRA Leon die neue Definition<br />

von e-HYBRID-Performance.<br />

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Kraftentfaltung aus<br />

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Quelle: der CUPRA<br />

Formentor jetzt<br />

auch als e-HYBRID.<br />

CUPRA Formentor e-HYBRID<br />

Rennsportlich inspiriert, kombiniert der<br />

CUPRA Formentor mit dem hochleistungsfähigen<br />

e-HYBRID-Antrieb die Kraft eines 150 PS starken<br />

1.4-TSI-Benzinmotors (110 kW) mit einem Elektromotor<br />

(115 PS / 85 kW). Bei voller elektrischer Aufladung<br />

ist so eine Systemleistung von 245 PS bei einer<br />

rein elektrischen Reichweite von bis zu 58 Kilometern<br />

möglich. Und auch in puncto Design und Konstruktion<br />

setzt das ikonische Modell Maßstäbe für die Zukunft:<br />

Es vereint kunstvoll Eleganz und Innovation mit purer<br />

Dynamik. Darüber hinaus bietet das SUV-Coupé<br />

ein einzigartiges Raumgefühl für seine Klasse.<br />

»<br />

Entdecke die volle CUPRA Electric Performance:<br />

cupraofficial.at<br />

»<br />

DIE VOLLELEKTRISCHE<br />

ZUKUNFT HEISST<br />

CUPRA BORN<br />

Die e-HYBRID-Modelle sind geschaffen, um die Faszination<br />

der Geschwindigkeit in die Welt der Elektrifizierung<br />

zu tragen. Doch mit dem neuen vollelektrischen CUPRA<br />

Born startet der spanische Autobauer in eine neue Ära.<br />

Er besticht durch seine markante Eleganz und starke<br />

Ausdruckskraft und vereint dynamische Nachhaltigkeit<br />

mit bahnbrechender Innovation. Bis zu 231 PS und<br />

545 Kilometer Reichweite beweisen, dass E-Mobilität<br />

sportlich und gleichzeitig voll alltagstauglich sein kann.<br />

GEWINNSPIEL<br />

Gewinne 2×2 exklusive Tickets zu den CUPRA<br />

Performance Days am <strong>Red</strong> Bull Ring am 14. Oktober!<br />

Inklusive Driving Experience und Übernachtung<br />

von 14. bis 15. 10. 20<strong>21</strong> im G’Schlössl Murtal, einem<br />

beflügelnden Ort von Tauroa, sowie An- und Abreise<br />

mit einem CUPRA.<br />

MITMACHEN & GEWINNEN:<br />

CUPRAOFFICIAL.<strong>AT</strong>/PERFORMANCE-DAYS<br />

Teilnahmeschluss: 20. 9. 20<strong>21</strong>


FÜR MEER<br />

SAUBERKEIT<br />

MODE AUS FLASCHEN<br />

Ein Bild, das klarmacht,<br />

was die Mode von Ecoalf<br />

auszeichnet: Für die aktuelle<br />

Herbstkollektion verwendet<br />

das Label aus Spanien<br />

„Ocean Yarn“, also Garn<br />

aus Plastikflaschen, die aus<br />

dem Meer gefischt wurden.<br />

ecoalf.com<br />

WELTREISE IN BILDERN<br />

AUSSTELLUNG DES FOTOGRAFEN STEVE McCURRY<br />

Der Amerikaner Steve McCurry ist einer der besten Fotografen<br />

der Welt – und das darf man durchaus wörtlich<br />

nehmen. Wer seinem Blick fürs Wesentliche (im Bild:<br />

Shaolin-Mönche in Zhengzhou) folgen will: In Graz sind<br />

seine Bilder derzeit zu sehen. stevemccurrygraz.com<br />

SONNENSCHUTZ<br />

INKLUSIVE<br />

Eingewebter<br />

Kaffeesatz sorgt<br />

für UV-Schutz<br />

ALLE NEUNE!<br />

Mit dem Ding<br />

in der Tasche kann<br />

einen nichts mehr<br />

überraschen.<br />

DA KLAPPT ALLES<br />

MULTIFUNKTIONSWERKZEUG VON LAND ROVER<br />

Federzange, Messer, Flaschenöffner, Säge, Dosenöffner,<br />

um nur ein paar der neun Tools aus verstärktem<br />

Edelstahl zu nennen, die sich da in einem leuchtend<br />

orangefarbenen Alleskönner verbergen. MacGyver<br />

würde der Neid fressen. shop.landrover.de<br />

<strong>AT</strong>ELIERJUNGWIRTH.COM/STEVE MCCURRY, LAND ROVER,<br />

ECOALF.COM, SAINT LAURENT BY UNITED OPTICS,<br />

GETTY IMAGES, LAWRENCE SCHILLER/TASCHEN.COM<br />

86


GUIDE<br />

Tipps & Trends<br />

VOLLER DURCHBLICK<br />

SONNENBRILLE VON YVES SAINT LAURENT<br />

Grüner wird’s nimmer: Diese Brille von Yves Saint<br />

Laurent verrät stilistischen Durchblick: Die spezielle<br />

Form (Rectangle) verleiht vor allem runden Gesichtern<br />

besonderes Flair. unitedoptics.at<br />

GLÄNZENDER<br />

AUFTRITT<br />

Goldfarbene Bügel<br />

und rahmenloses<br />

Glas<br />

Richtig gutes Zeug<br />

Kopfüber ins Vergnügen: berührende Bilder, Armanis neue<br />

Anzug-Definition und ein Star für die Ewigkeit.<br />

ANZUG, NEU<br />

ERFUNDEN<br />

GIORGIO ARMANIS VISION<br />

Der Designer, der seit den<br />

1970er-Jahren für stilvolle<br />

Anzüge steht, definiert den<br />

„Anzug“ in seiner Sommerkollektion<br />

für 2022 neu: „Wir<br />

kleiden uns entspannter. Ein<br />

Anzug muss nicht länger aus<br />

Blazer und Sakko bestehen –<br />

auch Hemd und Hose können<br />

ein ,Anzug‘ sein.“ armani.com<br />

FÜR IMMER JUNG<br />

„MARILYN & ME“: EIN <strong>AT</strong>EMBERAUBENDES BUCH<br />

Lawrence Schiller war 25, als er beauftragt wurde, Weltstar<br />

Marilyn Monroe zu fotografieren. Drei Monate später<br />

war die Hollywood-Ikone tot. Die Geschichte dieser<br />

denkwürdigen Fotosession inklusive über hundert Aufnahmen<br />

ist jetzt als Bildband erschienen. taschen.com<br />

THE RED BULLETIN 87


GUIDE<br />

<strong>Red</strong> Bull Flugtag<br />

Sieger beim Flugtag<br />

2012 in Wien: der fliegende<br />

DeLorean vom Team<br />

„Back To <strong>The</strong> Future“.<br />

COMEBACK DES KULT-EVENTS IN WIEN<br />

Unglaubliche Flug-Objekte<br />

Am 26. September findet in der Brigittenauer Bucht die verrückteste Flugshow<br />

der Welt statt: der <strong>Red</strong> Bull Flugtag. Tollkühne Piloten präsentieren ihre<br />

schrägen Flugkonstruktionen – und ziemlich unterhaltsame Wasserlandungen.<br />

Ist das eine Sternschnuppe am Himmel?<br />

Ist das Superman? Nein! Es ist eine fliegende<br />

Bratwurst. Am 26. September<br />

kommt der <strong>Red</strong> Bull Flugtag nach neun<br />

Jahren endlich zurück nach Wien.<br />

Dafür haben 40 Teams in den vergangenen<br />

Monaten jeweils über 400 Stunden<br />

in ihren Garagen getüftelt. Wichtig<br />

ist, dass die Einzelteile im Wasser nicht<br />

untergehen und die Flugobjekte nur<br />

von Menschenkraft angetrieben werden.<br />

Nicht erlaubt sind also zum Beispiel<br />

Motoren, Batterien oder Gummibänder.<br />

Auch Gänse sollten nicht vor den Flugkörper<br />

gespannt werden.<br />

In der Brigittenauer Bucht auf der<br />

Wiener Donauinsel wollen Konstrukteure<br />

und Piloten den Zuschauern nun zeigen,<br />

ob ihre Kreationen fliegen. Dabei achtet<br />

die Jury auf drei Dinge: die Flugweite, die<br />

Kreativität im Design des Fluggeräts und<br />

die Qualität des Show-Auftritts auf der<br />

Rampe. Denn jedes Team führt vor dem<br />

Start eine kleine Choreografie auf, was<br />

auch das Publikum ordentlich anheizt.<br />

Dann steigt der Pilot in sein Cockpit und<br />

hebt ab. Na ja, er versucht es zumindest.<br />

Auf dem letzten Flugtag in Wien 2012<br />

holte sich das Team „Back To <strong>The</strong> Future“<br />

den Titel. Die fünf Österreicher hatten<br />

den legendären DeLorean aus dem<br />

gleichnamigen Hollywoodfilm nachgebaut<br />

und schafften eine Flugweite von<br />

8,5 Metern. Pilot war damals Peter Pichler.<br />

Antreten wird er dieses Jahr zwar<br />

nicht, dafür aber zuschauen. Hier verrät<br />

er fünf Gründe, warum man dieses Spektakel<br />

nicht verpassen sollte.<br />

Zahltag<br />

Wie kalt ist das Wasser, und<br />

wie groß sind die Flieger?<br />

Die wichtigsten Zahlen<br />

zum Flugtag im Überblick.<br />

8 Meter<br />

dürfen die Fluggeräte maximal<br />

lang sein.<br />

100.000<br />

Zuschauer waren beim letzten<br />

Flugtag in Wien dabei.<br />

12 Grad<br />

beträgt geschätzt die Temperatur<br />

der Neuen Donau am Flugtag.<br />

Kalte Füße sind also garantiert.<br />

4 Mitglieder<br />

umfasst jedes Team. Davon<br />

drei Crew-Mitarbeiter und eine<br />

arme Socke, die das Ding fliegt.<br />

0 Bier<br />

dürfen die Teilnehmer kippen,<br />

um sich Mut anzutrinken. Alkoholisierte<br />

werden disqualifiziert.<br />

6 Meter<br />

hoch ist die Flugrampe. Kommt<br />

einem aber wie 60 Meter vor,<br />

wenn man oben steht.<br />

30 Sekunden<br />

sollte die Show von jedem Team<br />

auf der Rampe dauern.<br />

120 Kilo<br />

ist das Maximalgewicht, das<br />

ein Fluggerät wiegen darf.<br />

MIRJA GEH/RED BULL CONTENT POOL, M<strong>AT</strong>THIAS HESCHL/RED BULL CONTENT POOL, ERWIN POLANC/RED BULL CONTENT POOL,<br />

FLO HAGENA/RED BULL CONTENT POOL, M<strong>AT</strong>HIEU YOUNG/RED BULL CONTENT POOL, CHRIS GARRISON/RED BULL CONTENT POOL<br />

88 THE RED BULLETIN


Der Schauplatz<br />

Im Jahr 1992 hob in Wien das erste Flugobjekt<br />

ab. Seither gab es über 150 Flugtage<br />

in mehr als 70 Städten weltweit.<br />

Der letzte in Wien liegt allerdings neun<br />

Jahre zurück. „Endlich ist der Flugtag<br />

wieder vor unserer Haustür. Wer weiß,<br />

wann die nächste Gelegenheit kommt“,<br />

sagt Ex-Pilot Pichler und fügt mit einem<br />

Schmunzeln hinzu: „Außerdem ist niemand<br />

so ausgeflippt wie die Österreicher.<br />

Da kann man einiges erwarten von den<br />

Teilnehmern.“<br />

Der Spirit<br />

40 Teams fliegen um den Sieg. Die Gewinner<br />

bekommen eine Führung durch<br />

den Hangar-7 inklusive einer Einladung<br />

ins Restaurant Ikarus und einen Flug<br />

mit den Flying Bulls. Zickenkrieg gibt es<br />

trotzdem keinen unter den Teilnehmern.<br />

„Ein Team hatte damals für den Bau<br />

seines Fliegers Styroporplatten verwendet,<br />

die beim Abladen aus dem Lkw<br />

gebrochen sind. Da haben dann andere<br />

Teams sofort geholfen“, erzählt Pichler.<br />

Das Publikum<br />

„Die Stimmung ist klasse“, sagt Peter<br />

Pichler. „Das Publikum geht voll mit und<br />

feuert jedes Team lautstark an.“ Bevor<br />

es losgeht, können die Zuschauer den<br />

Teilnehmern bei den letzten Feinjustierungen<br />

an ihren Geräten über die Schulter<br />

schauen. „Ich war damals extrem<br />

angespannt. Aber ich hab versucht, so<br />

viel wie möglich zu beantworten“, sagt<br />

Pichler lachend.<br />

Die Flugobjekte<br />

„Das Niveau ist schon super“, so Flugtag-Veteran<br />

Pichler. „Bei uns waren<br />

„Manchmal muss man<br />

einfach loslaufen<br />

und wegspringen.“<br />

Florian Ritt von Folkshilfe (o. re.) über die Idee<br />

hinter dem Flugtag-Song „Wir heben heid o“<br />

richtig gute Konzepte dabei, die wirklich<br />

aufwendig zu bauen waren. Ein paar<br />

sahen geil aus, aber du wusstest schon:<br />

Die fliegen bestimmt nicht … Andere<br />

hatten sogar ferngesteuerte Ruder an<br />

den Tragflächen.“<br />

Das Rahmenprogramm<br />

Der offizielle Flugtag-Song kommt von der<br />

Band Folkshilfe, die ihn am 26. September<br />

auf der Bühne spielen wird. Die drei<br />

Quetschn-Popper folgen damit DJ Ötzi,<br />

der beim letzten Mal die Brigitten auer<br />

Bucht beschallte. „Cool war der Auftritt<br />

der Flying Bulls“, sagt Peter Pichler.<br />

Fun Facts<br />

Begebenheiten aus 150 Flugtagen<br />

in mehr als 70 Städten weltweit.<br />

STURM AUF HAMBURG<br />

Nachdem der Flugtag in Deutschland<br />

schon viermal in Berlin stattgefunden<br />

hatte, übersiedelte er 2004 nach<br />

Hamburg. Das löste einen Massenansturm<br />

aus: 250.000 Menschen<br />

kamen an den Grasbrookhafen, um<br />

die tollkühnen Piloten zu sehen.<br />

DIE RÜCKKEHR DER TEICHFLIEGER<br />

Knapp 1000 Stunden bastelte ein<br />

Team aus Wiesbaden an seinem<br />

Fluggerät. Am Ende lohnte sich der<br />

Einsatz: 2012 in Mainz schwebte der<br />

Flieger 69,79 Meter weit. Damals ein<br />

Rekord! Heute steht das Meisterstück<br />

im Otto-Lilienthal-Museum in Anklam.<br />

CHICKEN WHISPERER<br />

Wer hat eigentlich gesagt, Hühner<br />

könnten nicht fliegen? Fünf Luftund<br />

Raumfahrt-Ingenieure bewiesen<br />

2013 das Gegenteil und stellten in<br />

Long Beach/USA mit ihrem „Chicken<br />

Whis perer“ einen neuen Rekord auf:<br />

78,5 Meter weit flog die Konstruktion.<br />

Siegerehrung<br />

vor neun Jahren.<br />

„Die Stimmung<br />

ist schon klasse“,<br />

sagt der damalige<br />

Siegerpilot<br />

Peter Pichler (Mi.,<br />

mit Sonnenbrille).<br />

DIE FLIEGENDE KLOROLLE<br />

In 29 Jahren haben wir viele kuriose<br />

Fluggeräte gesehen. Zum Beispiel<br />

„<strong>The</strong> Nooper“, aufgetreten 2016 beim<br />

Flugtag in Louisville/USA. Es handelte<br />

sich dabei um eine gigantische Klopapierrolle.<br />

Seitdem wissen wir:<br />

Nooper ist ein englischer Ausdruck<br />

für Menschen, die sich vollständig<br />

entkleiden, bevor sie aufs WC gehen<br />

– und Klopapier kann nicht fliegen.<br />

THE RED BULLETIN 89


GUIDE<br />

Kalender<br />

11<br />

September<br />

WER GEWINNT DEN RED BULL DOLOMITENMANN?<br />

Berglauf, Gleitschirmflug, Kajak- und Mountainbikefahrt – vier Spezialisten pro Team stellen sich<br />

auch dieses Jahr wieder der gnadenlosen Strecke durch die Lienzer Dolomiten (links im Bild<br />

sehen wir Berglauf-Ass Rémi Bonnet beim Bewerb 2020). Das Ziel: mit vereinten Kräften den Titel<br />

„Dolomitenmann“ zu holen. Wie immer beginnt das Rennen mit dem 12-Kilometer-Lauf vom Hauptplatz<br />

in Lienz (674 m) auf das Kühbodentörl (2441 m). Alle Infos: redbull.com/dolomitenmann<br />

26<br />

bis 28. August<br />

DREI TAGE<br />

ELECTRIC LOVE<br />

Electric Love Festival in<br />

Salzburg, das bedeutet<br />

3-mal 12 Stunden Party<br />

und Tanz mit den besten<br />

DJs der Welt auf drei großen<br />

Bühnen. In diesem<br />

Jahr findet das Elektro-<br />

Festival als „Boutique<br />

Edition“ mit kleinen Einschränkungen<br />

statt: So<br />

gibt es maximal 10.000<br />

Tickets pro Tag, und das<br />

sonst übliche Campieren<br />

am Gelände ist ebenfalls<br />

nicht möglich. Aber allemal<br />

besser als nichts.<br />

electriclove.at<br />

19<br />

bis <strong>21</strong>. August<br />

ABTANZEN MIT BILDERBUCH<br />

Ein Line-up, wie es schöner nicht sein könnte: Beim mittlerweile<br />

legendären Frequency im Greenpark von St. Pölten treten nicht<br />

nur Bilderbuch (o.) auf. Mit dabei sind auch AnnenMayKantereit,<br />

Marshmello, RAF Camora, Yung Hurn, Bonez MC und die<br />

Synthie-Quetscher von Folkshilfe. frequency.at<br />

27<br />

August<br />

LEYYA LIVE<br />

ERLEBEN<br />

Mit dem Ohrwurm<br />

„Superego“ haben<br />

Sophie Lindinger (re.)<br />

und Marco Kleebauer<br />

alias Leyya einen Start<br />

nach Maß hingelegt –<br />

jetzt kann man das<br />

Elektropop-Duo live auf<br />

der FrischLuft-Bühne in<br />

Linz erleben. posthof.at<br />

13<br />

bis 15. August<br />

MOTOGP<br />

AM SPIELBERG<br />

Ein zweites Wochenende<br />

mit purer Action: Nach<br />

dem Michelin Grand Prix<br />

of Styria folgt der Bitci<br />

Motorrad Grand Prix von<br />

Österreich. ServusTV<br />

zeigt von Freitag bis<br />

Sonntag alle Sessions<br />

der Moto3, der Moto2<br />

sowie der Königsklasse<br />

MotoGP live. Infos zum<br />

Renn wochenende unter:<br />

motogp.servustv.com<br />

CHRISTOPHER KELEMEN/RED BULL CONTENT POOL, HENDRICK SCHNEIDER, GABRIEL HYDEN, GOLD AND GOOSE/RED BULL CONTENT POOL<br />

90 THE RED BULLETIN


RED BULL<br />

FLUGTAG 20<strong>21</strong>.<br />

26. SEPTEMBER 20<strong>21</strong>, BRIGITTENAUER BUCHT, WIEN<br />

BOARDING: 10:00 UHR<br />

redbullflugtag.at


B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />

BOB DYLAN & BOBBY FISCHER<br />

KÖNIGSSCHACH<br />

Serie: MICHAEL KÖHLMEIER erzählt die außergewöhnlichen Geschichten<br />

inspirierender Figuren – faktentreu, aber mit literarischer Freiheit.<br />

Folge 16: Der Sänger und der Schachweltmeister, Treffen zweier Exzentriker.<br />

Robin Loggie, einer der Manager<br />

von Bob Dylan, wollte dem<br />

Rockstar zu dessen fünfundvierzigstem<br />

Geburtstag eine Schachpartie<br />

mit Weltmeister Bobby<br />

Fischer vermitteln. Loggie hielt die Idee<br />

geheim, selbst vor seiner Frau und deren<br />

Sohn. Denn erstens war es nicht sicher,<br />

ob er Erfolg haben würde, zweitens war<br />

in Dylans unmittelbarer Umgebung eine<br />

Art Wettbewerb ausgebrochen, der umso<br />

kopfloser wurde, je näher der 24. Mai 1986<br />

rückte: Wem gelingt es, dem Chef etwas<br />

zu schenken, das ihn einigermaßen in<br />

Erstaunen versetzt?<br />

Es ging nicht um wertvolle Dinge, daran<br />

lag diesem Mann nicht viel. Es ging darum, ihn zu<br />

überraschen. Originalität! Der aufbrausenden Entscheidungswut<br />

Dylans wäre es zuzutrauen gewesen<br />

– so Loggie –, dass er als Dank die Hierarchie seines<br />

Managements neu ordnete. Loggie war neu im Rockzirkus,<br />

hatte aber bereits begriffen, dass Mister Dylan<br />

den Gesetzen dieses Zirkus nicht folgte, ja dass er diese<br />

geradezu verabscheute.<br />

Er beauftragte eine Detektei in Santa Monica, den<br />

Schachgroßmeister aufzuspüren und sich mit ihm in<br />

Verbindung zu setzen, verschwieg aber, worum es sich<br />

handelte. Mr. Bob Dylan wolle Mr. Bobby Fischer sprechen,<br />

das war alles. Das musste genügen. Das würde<br />

in aller Welt genügen, warum nicht beim originellsten<br />

Schachspieler der Welt? Der Erfolg war prompt. Es<br />

stellte sich heraus, dass Fischer Dylan ebenso bewunderte<br />

wie Dylan Fischer. Die Detektei organisierte ein<br />

Treffen zwischen Loggie und Fischer in Albuquerque,<br />

New Mexico, und Loggie, der es gut verstand, Menschen<br />

in die Augen zu sehen, trug dem Schachmeister<br />

sein Anliegen in aller Offenheit vor: eine oder zwei<br />

MICHAEL KÖHLMEIER<br />

Der Vorarlberger<br />

Bestsellerautor gilt<br />

als bester Erzähler<br />

deutscher Zunge.<br />

Zuletzt erschienen:<br />

„Die Märchen“,<br />

816 Seiten, Verlag<br />

Carl Hanser.<br />

Partien auf einem Brett nach freier Wahl.<br />

Fischer soll sehr aufgeregt gewesen sein,<br />

berichtete der Manager.<br />

Am 23. Mai 1986 holte Robin Loggie<br />

Bobby Fischer mit einer Limousine am Flughafen<br />

von Los Angeles ab, und sie fuhren<br />

nach Malibu, wo sie in Loggies Haus in der<br />

küstennahen Colony Road bis knapp vor<br />

Mitternacht warteten. Fischer hatte ein Geschenk<br />

mitgebracht, ein altes Schachspiel,<br />

nicht sein erstes, aber sein zweites oder<br />

drittes. Die Figuren waren so abgegriffen,<br />

dass sich Schwarz und Weiß kaum mehr<br />

voneinander unterschieden. Ein wertloses<br />

Ding, aber durch den, der es gebraucht<br />

hatte, wertvoll geworden: ein originelles<br />

Geschenk. Loggie gab Fischer einige Instruktionen,<br />

und schließlich fuhren sie hinaus zu Dylans Haus,<br />

passierten die Wachen und betraten über den Strand<br />

die Veranda.<br />

Dylan sei allein gewesen. Er war auch nicht betrunken.<br />

Loggie sagt, er sei auf der Veranda gesessen<br />

und habe mit sich selbst Schach gespielt. Das habe er<br />

damals oft getan.<br />

Dylan erkannte Bobby Fischer sofort. Die Wirkung<br />

war überwältigend. Auf beiden Seiten. Es seien<br />

sich diese zwei Großen, diese Giganten, gegenübergestanden<br />

wie kleine Fans – Dylan in einem<br />

schmutzigen T-Shirt und Shorts mit grün-roten Rauten,<br />

Fischer in dunklem Anzug, weißem Hemd und<br />

Krawatte – und hätte nicht er, Loggie, eingegriffen,<br />

hätte es geschehen können, dass gar nichts geredet<br />

worden, dass gar nichts geschehen wäre.<br />

Loggie nahm den beiden sehr vorsichtig, mit viel<br />

Fingerspitzengefühl, die Schüchternheit. Er habe<br />

Drinks gemixt, die beide abgelehnt, Witze gerissen,<br />

MICHAEL KÖHLMEIER BENE ROHLMANN, CLAUDIA MEITERT GETTY IMAGES (2)<br />

92 THE RED BULLETIN


THE RED BULLETIN 93


B O U L E V A R D D E R H E L D E N<br />

über die sie nicht gelacht hätten. Schließlich habe er<br />

Bobby Fischer an das Geschenk, nämlich dieses alte<br />

Schachspiel, erinnert.<br />

Das erste Spiel – noch auf Dylans Brett übrigens –<br />

sei nichts weiter gewesen als ein Nachstellen der<br />

Welt meisterschaftspartie Fischer gegen Spasski 1972.<br />

Dylan kannte die Partie auswendig, und Fischer erinnerte<br />

sich auch noch recht gut. Dylan fragte, ob es<br />

unbescheiden wäre, wenn er seine Interpretationen<br />

dazu abgäbe, und Fischer hörte aufmerksam zu.<br />

Er gehe davon aus, sagte Dylan, so jedenfalls<br />

offenbare sich ihm diese Partie, dass Fischer schon<br />

nach den ersten acht bis zehn Zügen das Ende geahnt,<br />

wenn nicht sogar schon vorausberechnet habe. Die<br />

Partie ähnle in ihrem Aufbau einem Spielfilm aus den<br />

dreißiger Jahren – eine überlange, flach ansteigende<br />

Exposition, die plötzlich zum Höhepunkt aufschnellt<br />

–, nämlich dort, wo Spasski seinen Springer zu opfern<br />

glaubt, in Wahrheit jedoch sowohl den Springer verliert<br />

als auch in der Folge den Turm blockiert, und das<br />

Ganze, ohne Fischers Königsbauern zur Deckung der<br />

Dame zu zwingen, wie Spasski es vermutlich geplant<br />

hatte. Von da an, so Dylan, nehme die Partie einen<br />

auch für den Laien voraussehbaren Verlauf, der zwar<br />

kürzer, aber ähnlich flach abfalle, wie die Exposition<br />

aufgestiegen sei. Zum Schluss: ein einfaches Matt<br />

ohne Schnörkel.<br />

Bobby Fischer gab ihm recht.<br />

Dylan war begeistert – von der Partie und von<br />

seiner Interpretation – und fragte, ob Fischer ihn zur<br />

Gitarre singen hören wolle.<br />

Loggie, der die beiden die ganze Zeit schweigend<br />

betrachtet hatte, bat Dylan um den Vorzug, die<br />

Gitarre aussuchen zu dürfen. Er ging ins Haus<br />

und atmete erst eine Weile tief durch. Die Gitarren<br />

waren überall verstreut, lagen auf einem Sofa und auf<br />

dem Küchentisch, im Schlafzimmer neben dem Bett<br />

standen gleich vier E-Gitarren, merkwürdigerweise<br />

war aber kein Verstärker da. Er entschied sich für eine<br />

alte Gibson, er meinte, die würde gut zu dem alten<br />

Schachbrett mit den alten Figuren passen, das Bobby<br />

Fischer mitgebracht hatte. Dylan hatte das Instrument<br />

zu irgendeinem früheren Geburtstag von irgendjemandem<br />

geschenkt bekommen, es hatte irgendwann<br />

irgendeinem Bluesmusiker gehört, Loggie hatte vergessen,<br />

wie der Musiker hieß.<br />

Dylan spielte ein altes Lied und ein neues –<br />

„To Ramona“ und „Dark Eyes“. Fischer habe zugehört,<br />

die Beine weit von sich gestreckt, die Hände über dem<br />

Gürtel gefaltet, die Augen geschlossen. Da sei alles<br />

noch wunderbar gewesen.<br />

„Bob Dylan spielte schnell<br />

und nachlässig, es war ja<br />

nur eine Formsache.“<br />

Aber dann forderte Bobby Fischer Bob Dylan zu<br />

einer Partie auf – so war es ausgemacht –, und zwar<br />

auf ebenjenem alten Brett mit den abgegriffenen<br />

Figuren. Dylan habe Weiß gezogen und die Partie<br />

begonnen. Er habe schnell und nachlässig gespielt,<br />

es sei ja nur eine Formsache gewesen, so sah es auch<br />

Loggie. Eine Ehrensache, nichts Ernsthaftes, und es<br />

sei auch nicht zu erwarten gewesen, dass mehr als<br />

eine Partie gespielt werden würde und dann vielleicht<br />

noch Revanche.<br />

Fischer allerdings habe sich auf jeden Zug kon zentriert.<br />

Es sei zwar keine Zeit ausgemacht worden, aber<br />

er habe bei jedem Zug mehrere Minuten verstreichen<br />

lassen, und Loggie dachte noch, es sei zwar anständig<br />

von dem Großmeister, dass er seinen Gegner nicht<br />

gleich vom Brett putzte; aber es kam ihm doch irgendwie<br />

kindisch vor, mit wie viel Anstrengung er diese<br />

Anständigkeit vorführte.<br />

Um es kurz zu machen: Dylan gewann die Partie.<br />

Gefreut habe er sich darüber nicht. Gewundert habe<br />

er sich. Beide hätten sich gewundert. Und Loggie<br />

wunderte sich auch. Die Stimmung sei nicht mehr<br />

so besonders gewesen.<br />

„Das ist ein Geburtstagsgeschenk wie eine Kaugummiblase“,<br />

sagte Dylan. „Solange man sie für Vollgummi<br />

hält, durchaus imponierend.“<br />

Fischer versicherte, er habe ihn nicht absichtlich<br />

gewinnen lassen, im Gegenteil, er habe Dylan<br />

sogar bis zu den letzten vier Zügen zu jener Partie<br />

gezwungen, die Bogoljubow und Reti 1925 in Baden-<br />

Baden gespielt hätten. Einen Gegner zu einem bestimmten<br />

Spiel zu zwingen sei bei weitem schwieriger,<br />

als ein Spiel zu gewinnen. Erst beim viertletzten Zug<br />

sei Dylan ausgebrochen, und er, Fischer, habe vermutet,<br />

Dylan wolle ein Erstickungsmatt anstreben in der<br />

Art von Budrich gegen Gumprich 1950, und er habe<br />

sich rundum darauf eingestellt und dann …<br />

„Ich bin ein Naiver“, sagte Dylan.<br />

Mehr sagte er nicht.<br />

Loggie stellte erneut die Figuren auf und drehte<br />

das Brett um.<br />

Dylan gewann wieder. Er wurde zornig. Diesmal<br />

habe er sogar saumäßig gespielt, sagte er.<br />

Fischer sagte gar nichts. Er schaute auch niemanden<br />

an. Dylan nicht, Loggie nicht. Nur das Schachbrett<br />

schaute er an.<br />

„Vielleicht liegt es an den Figuren und an dem<br />

schlechten Licht“, sagte Loggie. Er habe es ja nur<br />

gut gemeint – reden, reden, locker sein, habe er sich<br />

gedacht, wenn ich als das Arschloch aussteige, ist<br />

alles gut. „Bei diesem schlechten Licht kann es doch<br />

pas sieren, dass sich der eine oder andere bei den<br />

Figuren vergreift und anstatt Schwarz Weiß zieht<br />

oder umgekehrt.“<br />

„Was heißt hier der eine oder der andere?“, fragte<br />

Dylan, ziemlich scharf, den Kopf gesenkt, die Augen<br />

blitzend. „Und wer, bitte, ist hier der eine und wer<br />

der andere?“<br />

94 THE RED BULLETIN


„Weiß und feucht im<br />

Gesicht sei Bobby Fischer<br />

dagesessen, die Hände<br />

zu Fäusten geballt.“<br />

Natürlich sei er, also Dylan, der eine und dieser,<br />

also Fischer, der andere, habe ihm Loggie eilig<br />

zugeflüstert.<br />

Alle Lichter auf der Veranda wurden angezündet<br />

und eine dritte Partie aufgelegt. Dylan gewann<br />

abermals. Weiß und feucht im Gesicht sei Bobby<br />

Fischer dagesessen, die Hände zu Fäusten geballt.<br />

Dylan sei aufgesprungen, gleich nach seinem Matt-<br />

Zug, und habe dem Korbsessel einen Tritt versetzt.<br />

Fischer rührte sich nicht von der Stelle, zwischen<br />

den Fäusten das Schachbrett, so saß er da. In seinem<br />

schwarzen Anzug.<br />

Und still war es auf der Veranda. Nur der Pazifik.<br />

Nur der Pazifik.<br />

Dylan ging auf und ab und kaute an seinen Fingernägeln,<br />

und schließlich lief er zum Strand hinunter<br />

und verschwand in der Dunkelheit.<br />

„Sie müssen sich bei ihm entschuldigen“, sagte<br />

Loggie zu Fischer. Bobby Fischer nickte kurz, erhob<br />

sich und ging Dylan nach.<br />

Was unten am Strand geschah, wusste Loggie nicht.<br />

Er habe die beiden allein gelassen, das sei ja klar. Er<br />

habe die Gitarre ins Haus zurückgestellt, die feuchte<br />

Luft hätte ihr schaden können, er habe gewartet bis<br />

gegen vier Uhr, dann habe er geseufzt und sei nach<br />

Hause gegangen.<br />

Michael Köhlmeiers Geschichten gibt es, von ihm selbst gelesen,<br />

auch zum Anhören im Podcast-Kanal von <strong>The</strong> <strong>Red</strong> <strong>Bulletin</strong>.<br />

Zu finden auf allen gängigen Plattformen wie Spotify und auf<br />

redbulletin.com/podcast. Oder einfach den QR-Code scannen.<br />

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redbulletin.com<br />

Gesamtleitung<br />

Alexander Müller-Macheck, Sara Car-Varming (Stv.)<br />

Chefredaktion<br />

Andreas Rottenschlager, Andreas Wollinger (Stv.)<br />

Creative Direction<br />

Erik Turek, Kasimir Reimann (Stv.)<br />

Art Direction<br />

Marion Bernert-Thomann, Miles English, Tara Thompson<br />

Grafik<br />

Martina de Carvalho-Hutter, Cornelia Gleichweit,<br />

Kevin Goll<br />

Fotoredaktion<br />

Eva Kerschbaum (Ltg.), Marion Batty (Stv.),<br />

Susie Forman, Tahira Mirza, Rudi Übelhör<br />

Digitalredaktion<br />

Christian Eberle-Abasolo (Ltg.), Marie-Maxime Dricot,<br />

Melissa Gordon, Lisa Hechenberger,<br />

Elena Rodriguez Angelina, Benjamin Sullivan<br />

Head of Audio<br />

Florian Obkircher<br />

Special Projects<br />

Arek Piatek<br />

Chefin vom Dienst<br />

Marion Lukas-Wildmann<br />

Managing Editor<br />

Ulrich Corazza<br />

Publishing Management<br />

Ivona Glibusic, Bernhard Schmied, Melissa Stutz,<br />

Anna Wilczek<br />

Managing Director<br />

Stefan Ebner<br />

Head of Media Sales & Partnerships<br />

Lukas Scharmbacher<br />

Head of Co-Publishing Susanne Degn-Pfleger<br />

Projektmanagement Co-Publishing,<br />

B2B-Marketing & Communication<br />

Katrin Sigl (Ltg.), Mathias Blaha, Katrin Dollenz,<br />

Thomas Hammerschmied, Teresa Kronreif (B2B),<br />

Eva Pech, Valentina Pierer, Stefan Portenkirchner<br />

(Communication), Jennifer Silberschneider<br />

Creative Services<br />

Verena Schörkhuber-Zöhrer (Ltg.), Sara Wonka,<br />

Julia Bianca Zmek, Edith Zöchling-Marchart<br />

Commercial Management Co-Publishing<br />

Alexandra Ita<br />

Editorial Co-Publishing<br />

Raffael Fritz (Ltg.), Gundi Bittermann,<br />

Mariella Reithoffer, Wolfgang Wieser<br />

Executive Creative Director Markus Kietreiber<br />

Senior Manager Creative Elisabeth Kopanz<br />

Art Direction Commercial & Co-Publishing<br />

Peter Knehtl (Ltg.), Erwin Edtmayer, Simone Fischer,<br />

Martina Maier, Andreea Parvu, Alexandra Schendl,<br />

Julia Schinzel, Florian Solly, Dominik Uhl, Sophie<br />

Weidinger, Stephan Zenz<br />

Abo & Vertrieb Peter Schiffer (Ltg.), Marija Althajm,<br />

Nicole Glaser, Victoria Schwärzler, Yoldaş Yarar<br />

Anzeigenservice<br />

Manuela Brandstätter, Monika Spitaler<br />

Herstellung & Produktion Veronika Felder (Ltg.),<br />

Friedrich Indich, Walter O. Sádaba, Sabine Wessig<br />

Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.), Claudia Heis,<br />

Nenad Isailović, Sandra Maiko Krutz, Josef Mühlbacher<br />

Finanzen Mariia Gerutska (Ltg.), Klaus Pleninger<br />

MIT Christoph Kocsisek, Michael Thaler<br />

Operations Melanie Grasserbauer,<br />

Alexander Peham, Yvonne Tremmel<br />

Projekt Management<br />

Dominik Debriacher, Gabriela-Teresa Humer<br />

Assistant to General Management Sandra Artacker<br />

Herausgeber & Geschäftsführer Andreas Kornhofer<br />

Verlagsanschrift Am Grünen Prater 3, A-1020 Wien<br />

Telefon +43 1 902<strong>21</strong>-0 Fax +43 1 902<strong>21</strong>-288<strong>09</strong><br />

Web redbulletin.com<br />

Medieninhaber, Verlag & Herausgeber<br />

<strong>Red</strong> Bull Media House GmbH, Oberst-Lepperdinger-<br />

Straße 11–15, A-5071 Wals bei Salzburg, FN 297115i,<br />

Landesgericht Salzburg, <strong>AT</strong>U63611700<br />

Geschäftsführer Dkfm. Dietrich Mateschitz,<br />

Dietmar Otti, Christopher Reindl, Marcus Weber<br />

THE RED BULLETIN<br />

Österreich, ISSN 1995-8838<br />

Länderredaktion<br />

Wolfgang Wieser<br />

Lektorat<br />

Hans Fleißner (Ltg.), Petra Hannert,<br />

Monika Hasleder, Billy Kirnbauer-<br />

Walek, Belinda Mautner, Klaus Peham,<br />

Vera Pink<br />

Publishing Management<br />

Bernhard Schmied<br />

Media Sales & Partnerships<br />

Thomas Hutterer (Markenlead),<br />

Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner,<br />

Ines Gruber, Thomas Gubier,<br />

Daniela Güpner, Wolfgang Kröll,<br />

Gabriele Matijevic-Beisteiner,<br />

Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher,<br />

Jennifer Sabejew, Johannes<br />

Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-<br />

Sochor, Ute Wolker, Christian<br />

Wörndle, Sabine Zölß<br />

Sales Operations & Development<br />

Anna Schönauer (Ltg.),<br />

David Mühlbacher<br />

Abo<br />

Abopreis: 25,90 EUR, 12 Ausgaben/<br />

Jahr, getredbulletin.com,<br />

abo@redbulletin.at<br />

Druck<br />

Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.,<br />

Pułtuska 120, 07-200 Wyszków, Polen<br />

Offenlegung gemäß<br />

§ 25 Mediengesetz<br />

Informationen zum Medien inhaber<br />

sind ständig und unmittelbar unter<br />

folgender Web-Adresse auffindbar:<br />

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Am Grünen Prater 3,<br />

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Telefon +43 1 902<strong>21</strong>-0<br />

Fax +43 1 902<strong>21</strong>-288<strong>09</strong><br />

Kontakt<br />

redaktion@at.redbulletin.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

Deutschland, ISSN 2079-4258<br />

Länderredaktion<br />

David Mayer<br />

Lektorat<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Österreich<br />

Country Project Management<br />

Nina Hahn<br />

Media Sales & Partnerships<br />

Thomas Hutterer (Markenlead),<br />

Alfred Vrej Minassian, Franz Fellner,<br />

Ines Gruber, Thomas Gubier,<br />

Daniela Güpner, Wolfgang Kröll,<br />

Gabriele Matijevic-Beisteiner,<br />

Nicole Okasek-Lang, Britta Pucher,<br />

Jennifer Sabejew, Johannes<br />

Wahrmann-Schär, Ellen Wittmann-<br />

Sochor, Ute Wolker, Christian<br />

Wörndle, Sabine Zölß<br />

THE RED BULLETIN<br />

Frankreich, ISSN 2225-4722<br />

Länderredaktion<br />

Pierre-Henri Camy<br />

Country Coordinator<br />

Christine Vitel<br />

Country Project Management<br />

Alexis Bulteau<br />

THE RED BULLETIN<br />

Großbritannien, ISSN 2308-5894<br />

Länderredaktion<br />

Tom Guise (Ltg.),<br />

Lou Boyd<br />

Lektorat<br />

Davydd Chong (Ltg.),<br />

Nick Mee<br />

Publishing Management<br />

Ollie Stretton<br />

Media Sales<br />

Mark Bishop,<br />

mark.bishop@redbull.com<br />

Fabienne Peters,<br />

fabienne.peters@redbull.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

Schweiz, ISSN 2308-5886<br />

Länderredaktion<br />

Stefania Telesca<br />

Lektorat<br />

siehe entsprechenden Eintrag<br />

bei Österreich<br />

Country Project Management<br />

Meike Koch<br />

Media Sales & Brand Partnerships<br />

Stefan Brütsch (Team Lead),<br />

stefan.bruetsch@redbull.com<br />

Marcel Bannwart,<br />

marcel.bannwart@redbull.com<br />

Christian Bürgi,<br />

christian.buergi@redbull.com<br />

Jessica Pünchera,<br />

jessica.puenchera@redbull.com<br />

Goldbach Publishing<br />

Marco Nicoli,<br />

marco.nicoli@goldbach.com<br />

THE RED BULLETIN<br />

USA, ISSN 2308-586X<br />

Länderredaktion<br />

Peter Flax (Ltg.),<br />

Nora O’Donnell<br />

Lektorat<br />

David Caplan<br />

Publishing Management<br />

Branden Peters<br />

Media Network Communications<br />

& Marketing Manager<br />

Brandon Peters<br />

Media Sales<br />

Todd Peters,<br />

todd.peters@redbull.com<br />

Dave Szych,<br />

dave.szych@redbull.com<br />

Tanya Foster,<br />

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96 THE RED BULLETIN


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