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Gemeindebote September - Dezember 2021

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gemeinsam evangelisch

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dominierte Stadt und vorgesehene

Hauptstadt bei Ungarn zu halten. Ein

erbittertes Ringen entbrannte, Freischärler

aus Innerungarn hielten mit

gewalttätigen Aktionen besonders

im zweiten Halbjahr 1921 das Land

fest im (Würge-)Griff. Das Venediger

Protokoll bestimmte dann als Kompromiss

eine Volksabstimmung in Sopron

und Umgebung, die Ungarn trotz

bedenklicher Manipulationen mit 72,4

% für sich entschied. Die Umlandgemeinden

votierten mit 54,5 % zwar

eindeutig für Österreich, mussten

aber das Schicksal Soprons teilen. Alle

evangelischen Dörfer, wie Agendorf,

Wandorf und Harkau, hatten sich zwar

für Österreich ausgesprochen, doch

mussten sie bei Ungarn verharren.

So gingen nicht nur wichtige wirtschaftliche

Zentren für das neue Bundesland

verloren, auch die Schul- und

Bildungszentren blieben bei Ungarn.

Einzig in Oberschützen gab es damals

ein höheres evangelisches Schulwesen

– 1921 mit der einzigen maturaführenden

Schule des Landes, die der

magyarophil eingestellte Pfarrer G. A.

Wimmer schon 1845 begründet hatte.

Die meisten Pfarrer, ob katholisch

oder evangelisch, zeigten dank ihrer

pro-magyarischen Erziehung eine

unverkennbare Vorliebe für Ungarn;

evangelische Kreise erinnerten sich

auch der mühsam gegen die Habsburger

erkämpften Religionsfreiheit in

Ungarn. Nur zwei von etwa 30 evangelischen

Pfarrern votierten für Österreich

und mussten deshalb fliehen.

Evangelische wirkten aber auch von

Anbeginn in Wort und Schrift und Tat

für die Angliederung des „Heinzenlandes“,

dann des (Vier-)Burgenlandes an

Österreich, wie etwa Ernst Beer als

Berater in der Pariser Friedensdelegation

und dann als Leiter der „Verwaltungsstelle

für den Anschluss“,

der Mühlenbesitzer Karl Wollinger

oder Karl Heger als stellvertretender

Landesamtsdirektor.

Bereits 1924 wurde eine evangelische

Superintendentur, vorerst in

Oberschützen, eingerichtet – übrigens

Jahrzehnte, bevor die katholische

Schwesterkirche selbstständige

Diözese wurde (1960).

Heute bekennen sich wohl alle

Burgenländer nach einer schweren

Geburt ihres Bundeslandes und einer

wechselvollen Geschichte (mit

Vertreibungen und nach 40 Jahren Eisernem

Vorhang) zur Republik Österreich

und unserem demokratischen

Rechtsstaat. O

– DDr. Erwin Schranz –

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