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moneyeditorial<br />

EDITORIAL<br />

„Letztlich eine Form<br />

von Diebstahl“<br />

FRANK MERTGEN<br />

STELLV. CHEFREDAKTEUR<br />

FOCUS-MONEY<br />

Sie hat es tatsächlich getan. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat angekündigt,<br />

das monatliche Volumen der Anleihenkäufe im zur Corona-Krise eingerichteten<br />

Not-Kaufprogramm PEPP (zuletzt 80 Milliarden Euro im Monat)<br />

leicht zurückzufahren, auf wahrscheinlich 60 Milliarden Euro im Monat. Im Dezember<br />

will die EZB überdies über das insgesamt 1,85 Billionen Euro schwere PEPP-<br />

Programm final entscheiden. Bislang ist vorgesehen, dass es Ende März 2022 ausläuft.<br />

Das sollte es auch – schließlich soll die Euro-Wirtschaft in diesem Jahr laut<br />

Notenbank um 5,0 Prozent wachsen und 2022 um weitere 4,6 Prozent. Und die Inflation<br />

hat inzwischen selbst im Euro-Raum die Marke von drei Prozent erreicht, und<br />

auch die EZB musste ihre Inflationsprognosen anheben.<br />

War es das jetzt mit der extrem expansiven Geldpolitik, deren Folgen Anleger aktiv<br />

kontern müssen (siehe Seite 98)? Keineswegs. „EZB oder wenn sich eine überzeugte<br />

Taube ein paar Falkenfedern anklebt“, spottet Robert Halver von der Baader<br />

Bank. Als Tauben werden die Befürworter einer weichen Geldpolitik bezeichnet,<br />

während Falken eine härtere Linie verlangen. Die EZB kauft ja noch zusätzlich für<br />

monatlich 20 Milliarden Euro Anleihen im Rahmen des Alt-Programms APP auf.<br />

Dieses Programm wird dann im April 2022 nach allgemeiner Einschätzung der Experten<br />

aufgestockt, zum Beispiel auf 40 Milliarden Euro, wie es die Schweizer Bank<br />

Pictet schon länger erwartet. Die Schweizer halten es auch für möglich, dass künftig<br />

eine Jahressumme für mögliche Anleihenkäufe genannt werden könnte, die die<br />

Notenbank dann flexibel einsetzen kann. Die Fondsfirma Pimco erwartet Anleihenkäufe<br />

„noch auf Jahre hinaus“. All das zusammen erlaubt der EZB „auch zukünftig<br />

das reibungslose Management der Überschuldung sowie der zinsgünstigen Finanzierung<br />

von Klimaschutz, Standortreformen und nicht zuletzt des europäischen Zusammenhalts“,<br />

urteilt Robert Halver. Noch deutlicher drückt es Neil Wilson von Markets.com<br />

aus, der keine Zinserhöhung in seiner Lebenszeit mehr erwartet: „Das ist<br />

keine Geldpolitik, das ist unverhohlene Repression, Manipulation und letztlich eine<br />

Form von Diebstahl.“ Dem werden viele deutsche Sparer zustimmen: Die durchschnittliche<br />

Realrendite (Zinskupon minus Inflation) der Bundesanleihen fällt hierzulande<br />

immer tiefer in den negativen Bereich, während der langjährige Durchschnitt<br />

noch bei gut 2,5 Prozent positivem Realzins liegt (siehe Grafik rechts).<br />

Es wundert also nicht, dass nach einer Umfrage der R+V-Versicherung dies die drei<br />

größten Ängste der Deutschen sind: an erster Stelle dauerhafte Steuererhöhungen/<br />

Leistungskürzungen wegen der wegen Corona aufgehäuften Schuldenberge, auf Rang<br />

zwei steigende Lebenshaltungskosten und an dritter Position die Sorge, dass die deutschen<br />

Steuerzahler für die EU-Schuldenkrise zur Kasse gebeten werden. Zu letzterem<br />

Punkt passt, dass die Finanzminister in der EU darüber debattieren, Investitionen in<br />

den Klimaschutz von den Schuldenregeln der Währungsunion auszunehmen. Da diese<br />

Investitionen gigantisch sein werden, wäre die Schuldenbremse erledigt.<br />

Auch vor diesem Hintergrund ist die Bundestagswahl in rund zehn Tagen so wichtig<br />

– sie entscheidet über die Zukunft des bisherigen EU- und Euro-Stabilitätsankers<br />

Deutschland.<br />

Negativer geht immer<br />

Im Schnitt beträgt der Realzins<br />

(Zinskupon minus Inflationsrate) der<br />

Bundesanleihen 2,5 Prozent. Doch<br />

driftet er immer mehr ins Negative –<br />

kein Vermögenszuwachs, sondern<br />

Kaufkraftverlust.<br />

Realrendite deutscher Staatsanleihen<br />

Durchschnittsrendite nach<br />

Inflation in Prozent<br />

1980<br />

Quelle: Baader Bank<br />

Durchschnitt: 2,54 %<br />

90 2000 10 2020<br />

6<br />

2<br />

–2<br />

–6<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021<br />

Foto: D. Gust/FOCUS-MONEY Composing: FOCUS-MONEY 3


moneyinhalt<br />

15. SEPTEMBER 2021 www.money.de<br />

moneykompakt<br />

98 Andis Börsenbarometer: Darum<br />

sollten sich gerade die Jüngeren<br />

gegen die expansive Geldpolitik<br />

der EZB wehren<br />

moneytitel<br />

6 Lesen Sie dieses Heft nicht . . .<br />

außer Sie wollen die verborgenen<br />

Geheimnisse der Kapitalmärkte<br />

endlich erfahren<br />

8 ETF-Boom: Ein Insider verrät,<br />

warum sich die Kurse im Extrem<br />

nochmals vervielfachen können<br />

12 Ken Fishers magische Kennzahl:<br />

So findet der Experte Aktien mit<br />

hoher Wachstumsfähigkeit<br />

16 Kryptomarkt: Wie Wale (halten<br />

mindestens 1000 Bitcoins) den<br />

Markt manipulieren und wie Sie<br />

die großen Fische überlisten<br />

20 Geldregen dank Dividenden:<br />

So sichern sich Geduldige zweistellige<br />

Ausschüttungsrenditen<br />

24 Twin-win-Zertifikate – immer<br />

gewinnen! Bei steigenden UND<br />

fallenden Kursen zugleich verdienen?!<br />

Vier Beispiele<br />

26 Gold-Comeback: Wie Edelmetallfans<br />

verunsichert werden sollen<br />

und wie sie Machenschaften<br />

kontern<br />

32 Insider-Infos: Vier deutsche<br />

Aktien, bei denen die Firmenchefs<br />

massiv die eigene Aktie kaufen<br />

Dow Jones<br />

Allzeithoch<br />

moneymarkets<br />

ETF<br />

36 Interview Carsten Mumm: Der<br />

Chefvolkswirt über die Herausforderungen<br />

für die nächste Bundesregierung<br />

und Chancen für Anleger<br />

40 Neuer Dax-40: Der Leitindex wird<br />

renoviert! Das müssen Anleger<br />

über die Reform wissen<br />

24<br />

Zwei auf einen Streich<br />

Bei steigenden UND fallenden<br />

Kursen gewinnen? Mit diesen<br />

Twin-win-Zertifikaten klappt’s!<br />

Nasdaq<br />

Höchststand<br />

Dax<br />

Rekord<br />

8<br />

Die große ETF-Sause<br />

Der größte Treiber der Börsenrally ist der<br />

ETF-Boom! Laut einem Insider könnten die<br />

Kurse nochmals stark steigen. Die Gründe<br />

44 Reisemobilhersteller Knaus<br />

Tabbert: Wohnmobile erfreuen<br />

sich wachsender Beliebtheit – die<br />

Pandemie heizt das Wachstum an<br />

45 HGears: Der Spezialgetriebehersteller<br />

setzt auf Wachstum bei<br />

E-Bikes und E-Tools<br />

46 Die Generation Z kommt!<br />

Einblick in das Leben und die<br />

Investments der revolutionären<br />

Kohorte<br />

49 Abo-Aktien: Immer mehr Firmen<br />

setzen auf Subscription-Modelle<br />

– das zahlt sich für Anleger aus<br />

52 PharmaSGP: Schmerzfreie<br />

Gewinne – ein neuer Deal gibt der<br />

Pharma-Aktie Rückenwind<br />

4 Titelfotos: iStock, 123RF<br />

Composing: FOCUS-MONEY<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021


16<br />

Auge in Auge mit Bitcoin-Wal<br />

Der Kryptomarkt ist ein Haifischbecken, in<br />

das man sich wagen sollte! Mit diesen<br />

mathematischen Modellen überlisten<br />

Anleger Markt-Machenschaften der Großen<br />

54 Anleihen mit Inflationsschutz:<br />

Diese ETFs erleichtern den Zugang<br />

57 Mister Spex: Der Online-Optiker hat<br />

ambitionierte Pläne – die Erfolgsgeschichte<br />

fängt gerade erst an<br />

62 Musterdepots: Fischer bestellt<br />

bei Bierbrauer nach, Jaensch<br />

bleibt bei Aktien optimistisch<br />

66 Kaufberatung E-Autos: Welche<br />

Versorger den preiswertesten<br />

Öko-Autostrom liefern – und was<br />

E-Autos im Alltag verbrauchen<br />

moneyyou<br />

58 Aktienanalyse: Rheinmetall<br />

profitiert von weltweit explodierenden<br />

Militärausgaben – ist aber<br />

abhängig von politischen Rahmenbedingungen.<br />

Jetzt kaufen?<br />

61 Chartsignal: Darum sollten<br />

Anleger den Rücksetzer von<br />

Alliance Data Systems jetzt nutzen<br />

61 Börsenwissen: Home Bias<br />

– deshalb investieren Anleger am<br />

liebsten in ihren Heimatmarkt<br />

moneyservice<br />

70 Wertpapiersparpläne: Diese<br />

Online-Banken halten das<br />

attraktivste Angebot bereit<br />

74 Hausratversicherung: Eine<br />

Studie zeigt, welche Versicherer<br />

besonders fair mit ihren Kunden<br />

umgehen<br />

moneyanalyse<br />

81 Fonds<br />

82 Deutsche Aktien<br />

90 Internationale Aktien<br />

96 ETFs 97 Zertifikate<br />

moneyrubriken<br />

3 Editorial<br />

80 Leserbriefe – Impressum<br />

98 Termine<br />

40<br />

Der NEUE Dax!<br />

Der Dax erlebt den größten Umbau<br />

seiner Geschichte! Das hat auch Folgen<br />

für MDax und SDax. Was Anleger<br />

wissen müssen – und was sie kaufen<br />

46<br />

Millennials war gestern!<br />

Die neue Generation heißt Generation Z.<br />

Eine 18-Jährige gewährt uns Einblicke in<br />

den Alltag der iPhone-Generation und<br />

verrät, welche Aktien sich hier besonders<br />

lohnen<br />

Fotos: Depositphotos (2), VectorStock (2), 123RF (2) 5


moneytitel<br />

6 Foto: 123RF<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021


TITEL<br />

Für diese Ausgabe ist<br />

FOCUS-MONEY tief<br />

eingedrungen<br />

in so manche Machenschaften<br />

an der<br />

Börse, die auch Ihre<br />

Anlage beeinflussen<br />

könnten – wir zeigen<br />

Ihnen, wie Sie<br />

trotzdem profitieren<br />

IGNORIE-<br />

REN SIE<br />

DIESES<br />

HEFT,<br />

WENN . ..<br />

von ISABEL SCHOMMERS<br />

Sie nicht schon immer die verborgensten Geheimnisse der Kapitalmärkte erfahren<br />

wollten. Auf Seite 16 decken wir auf, wie große Investoren fast unbemerkt<br />

den Bitcoin-Markt manipulieren – und wie Anleger diese anhand mathematischer<br />

Modelle überlisten können. Apropos Manipulation: Auf Seite<br />

26 zeigen wir, wie der Goldpreis trotz bester Bedingungen gedrückt wird und<br />

wie Sie mit drei Top-Investments trotzdem profitieren können. Außerdem<br />

verraten wir, was hinter der Rekordjagd an den Börsen steckt und warum sich das heutige<br />

Aktienniveau deutlich erhöhen könnte (Seite 8). Und das ist noch lange nicht alles, was<br />

diese Ausgabe von FOCUS-MONEY zu bieten hat. Wollten Sie nicht schon immer wissen,<br />

wie Sie bei steigenden und fallenden Kursen zugleich gewinnen können? Dann finden Sie<br />

die Antwort auf Seite 24, auf der wir eine ganz besondere Zertifikate-Variante vorstellen.<br />

Falls Sie lernen wollen, wie aus drei Prozent Dividende mit viel Geduld jährlich viermal so<br />

viel wird, sollten Sie sich Seite 20 nicht entgehen lassen. Noch mehr geballtes Wissen<br />

wartet auf den Seiten 12 und 32 auf Sie: Dort erklären wir, wie Experten anhand der<br />

magischen Kennzahl von Ken Fisher hochwertige Wachstumsaktien erkennen und welche<br />

Insider-Käufe ein mögliches Signal für nahende Überrrenditen sein können.<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021<br />

7


moneytitel<br />

RIESEN DER OZEANE:<br />

Im Kryptokosmos nennt man<br />

Investoren, die mehr als<br />

1000 Bitcoin besitzen, „Wale“.<br />

Denn sie beeinflussen<br />

mit ihrer Größe die Märkte<br />

KRYPTO<br />

Wie Wale den Bitcoin manipulieren<br />

und Anleger sich wehren<br />

Der Kryptomarkt ist ein Haifischbecken. Sollte man sich als Anleger dort hineinbegeben? Warum es<br />

sich lohnt und wie Anleger Wale mit mathematischen Modellen überlisten<br />

von MARIAN KOPOCZ<br />

16 Foto: 123RF<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021


Es geschah am 17. Dezember 2017. An diesem Tag markierte<br />

der Bitcoin nach einem sagenhaften Lauf von<br />

rund 10 175 Prozent in 847 Tagen sein damaliges Rekordhoch<br />

bei etwa 20 000 US-Dollar. Die Euphorie war grenzenlos,<br />

bevor der Kurs zu einer stärkeren Korrektur ansetzte.<br />

Doch war damals alles mit rechten Dingen zugegangen?<br />

Oder wurde der Kurs im Dezember 2017 von nur einem großen<br />

Anleger (einem „Wal“: eine Adresse, die mindestens 1000<br />

Bitcoin hält) manipuliert? Genau zu diesem Schluss kommen<br />

zwei Professoren in einer Studie. Hätte es dieses Rekordhoch<br />

also gar nie geben dürfen?<br />

Brisante Studie. Schon 2018 berichteten der Wirtschaftsprofessor<br />

an der University of Texas, John Griffin, sowie der<br />

Assistenzprofessor an der Ohio State University, Amin<br />

Shams, dass ein einziger großer Wal den Bitcoin im Dezember<br />

2017 zum Rekordhoch getrieben hat. Und zwar soll er<br />

große Mengen an Tether erschaffen und damit Bitcoins gekauft<br />

haben. Tether ist ein Stablecoin des Unternehmens<br />

Tether Limited, welches zu der Kryptobörse Bitfinex gehört.<br />

Normalerweise soll für jeden Tether, der erschaffen wird,<br />

auch ein Dollar eingezahlt werden. Doch die Professoren sagen,<br />

dass genau das nicht geschehen sei. Der eine Wal habe<br />

einfach Tether ohne Dollar erschaffen und auf der Kryptobörse<br />

Bitfinex Bitcoins gekauft. Griffin sagt dazu: „Unsere Ergebnisse<br />

deuten darauf hin, dass es nicht Tausende Investoren<br />

waren, die den Bitcoin-Kurs bewegten, sondern nur ein<br />

einziger großer.“ Die Kryptobörse Bitfinex weist bis heute alle<br />

Vorwürfe zurück. Doch schon länger steht das Unternehmen<br />

Tether Limited wegen fehlender Transparenz in der Kritik.<br />

Die amerikanische Börsenaufsicht SEC ermittelt. Die Frage<br />

bleibt: Manipulieren große Investoren den Bitcoin-Kurs?<br />

Riesen der Geld-Ozeane. Man nennt sie Wale. Die großen Investoren,<br />

die mehr als 1000 Bitcoin besitzen. Oft sind Zehntausende<br />

Coins im Besitz von nur einer Entität. Diese Wale<br />

sind es, die den Bitcoin-Preis maßgeblich beeinflussen. Die<br />

Seite bitinfocharts.com listet die größten Bitcoin-Adressen<br />

auf und zeigt auch, wie die Verteilung im Bitcoin-Kosmos<br />

aussieht (siehe Tabelle unten). Dabei fällt auf, dass nur<br />

131 107 Adressen ganze 85,77 Prozent aller Bitcoins besitzen.<br />

Das sind gerade mal 0,34 Prozent aller Adressen. Dazu<br />

muss man sagen: Es ist nicht klar, über wie viele Adressen<br />

eine Person verfügt. Eine Person kann also beispielsweise<br />

zehn oder 100 verschiedene Adressen besitzen. Dabei kennzeichnet<br />

die Seite bitinfocharts.com diejenige Adressen, die<br />

bekanntermaßen zu Kryptobörsen gehören. So gehört die<br />

größte Adresse mit 288 000 Bitcoins zur Kryptobörse Binance.<br />

Auch die Nummer zwei mit mehr als 178 000 BTC gehört<br />

zu einer Börse – nämlich zu Bitfinex. Hier ist es zwar jeweils<br />

nur eine Adresse, aber diese Coins gehören trotzdem Tausenden<br />

Nutzern dieser Börsen. Doch eine Bitcoin-Adresse<br />

(1P5ZEDWTKTFGxQjZphgWPQUpe554WKDfHQ) ist die<br />

größte Adresse, die vermutlich einer Einzelperson oder einem<br />

Unternehmen gehört. Mehr als 108 000 Bitcoin im Wert von<br />

5,6 Milliarden Dollar lagen Anfang September 2021 auf dieser<br />

Adresse. Interessierte können auf die Seite gehen und sich<br />

regelmäßig die Veränderungen der Wallets anschauen. Das<br />

gibt Aufschluss darüber, was die Wale so treiben.<br />

Großes Manipulationspotenzial. Da die Handelsvolumina<br />

dünner als bei traditionellen Märkten sind, können große Fische<br />

– Verzeihung, Wale – die Bitcoin-Märkte stärker beeinflussen.<br />

So soll die größte Börse Binance laut bitcointradevolume.com<br />

in 24 Stunden rund 2,75 Milliarden Dollar an<br />

Bitcoins handeln, auf Coinbase sind es 651 Millionen Dollar<br />

und bei Bitstamp auf Rang fünf nur noch 143 Millionen.<br />

Kauft ein Wal hier mal richtig gediegen ein oder verkauft er<br />

große Teile seiner Position, so beeinflusst er den Markt massiv.<br />

Das mag noch keine Manipulation sein, denn es gibt ja<br />

das Recht zu kaufen und zu verkaufen.Doch Anfang September<br />

2021 werden pro Tag nur rund 89 000 Bitcoin welt-<br />

Bitcoin Rich List<br />

Die Bitcoin Rich List unten zeigt Folgendes: Nehmen wir die Spalte mit 1–10 Bitcoin. Es gibt 660 035 Adressen, die mehr<br />

als einen, aber weniger als zehn Bitcoin besitzen. Sie machen gerade mal 1,71 Prozent aller Adressen aus, besitzen<br />

1 690 454 Bitcoin, welche aktuell 86,3 Milliarden Dollar wert sind, und vereinen 8,99 Prozent aller Coins auf sich.<br />

Balance Adressen % Adressen (Summe) Coins USD % Coins (Summe)<br />

0–0,001 19740184 51,1 % (100%) 4117 BTC 0,21 Mrd. 0,02 % (100%)<br />

0,001–0,01 9793793 25,35 % (49,9 %) 36907 BTC 1,88 Mrd. 0,2 % (99,98%)<br />

0,01–0,1 5869494 15,19 % (23,55%) 190744 BTC 9,74 Mrd. 1,01 % (99,78%)<br />

0,1–1 2419185 6,26 % (8,35%) 754686 BTC <strong>38</strong>,5 Mrd. 4,01 % (98,77%)<br />

1–10 660035 1,71 % (2,09%) 1690454 BTC 86,3 Mrd. 8,99 % (94,75%)<br />

10–100 131094 0,34 % (0,<strong>38</strong>%) 4252112 BTC 217,1 Mrd. 22,61 % (85,77%)<br />

100–1000 1<strong>38</strong>16 0,04 % (0,04%) 3917939 BTC 200 Mrd. 20,83 % (63,16%)<br />

1000–10000 2062 0,01 % (0,01%) 5279880 BTC 269,6 Mrd. 28,07 % (42,32%)<br />

10000–100000 80 0 % (0%) 2105060 BTC 107,5 Mrd. 11,19 % (14,25%)<br />

100000–1000000 3 0 % (0 %) 574541 BTC 29,3 Mrd. 3,06 % (3,06 %)<br />

Quelle: https://bitinfocharts.com/de/top-100-richest-bitcoin-addresses.html (Stand: 7.9.21)<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021<br />

17


moneymarkets<br />

INTERVIEW<br />

Junge Menschen<br />

brauchen<br />

Aktien“<br />

SCHLUSS MIT DEM<br />

KLEIN-KLEIN:<br />

Um wichtige Weichen zu<br />

stellen, brauchen wir den<br />

Blick aufs große Ganze<br />

und einen breiten<br />

Konsens in der Bevölkerung,<br />

so Carsten Mumm<br />

Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der<br />

Privatbank Donner & Reuschel, über<br />

die Zerreißprobe einer fragilen<br />

Wirtschaft, die Herausforderungen<br />

für die kommende Bundesregierung<br />

und die Chancen für Anleger, von<br />

diesen zu profitieren<br />

von HEIKE BANGERT<br />

Vita<br />

Carsten<br />

Mumm<br />

Geboren 1975 in Heide<br />

Lehre zum Bankkaufmann<br />

und VWL-Studium<br />

in Hamburg<br />

Berufseintritt bei der<br />

Privatbank Donner &<br />

Reuschel mit Zuständigkeiten<br />

für die Vermögensverwaltung,<br />

Spezialund<br />

Publikumsfonds<br />

sowie das hauseigene<br />

Research<br />

Seit 2017 ist Mumm<br />

Chefvolkswirt bei<br />

Donner & Reuschel und<br />

Leiter der Abteilung<br />

Kapitalmarktanalyse<br />

36 Foto: Depositphotos<br />

Composing: FOCUS-MONEY<br />

FOCUS-MONEY <strong>38</strong>/2021

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