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Infoblatt für die EBM-
Gruppenmitglieder
EBM-Report
(vormals HÜTTENREPORT)
www.einheit-berlin-mitte.de +++ Ausgabe 5/2021
(Nr. 93)
Inhalt
Editorial Seite 3
EBM-Nachrichten 5
Neues von der Hütte 7
Von Tieffliegern, Borkenkäfern und einem geklauten Schwein 10
Elbsandsteinsplitter 12
Vom Ausgedinge 17
Vor 30 Jahren: Ein Hotel auf der Bastei 18
Leute 21
Die Nationalparkverwaltung informiert 22
Zahlen 24
Der Harz 25
Vor 30 Jahren: Action Directe 28
Im Focus: Tragödien in der Todeszone 28
Umfrage 32
Sammelsurium 34
Termine 35
Traurige Nachricht 36
Nanga Parbat – Mein Schlüsselberg (Film von R. Messner) 37
Neuer Kletterführer Zittauer Gebirge 39
EBM-Kompakt 40
__________________________________________________________________________________
Titelfoto: Kleinsteinhöhle
Fotos: S. 6, 8, 9 oben und 39 Ulf Knoll; S. 10, 11, 12 rechts15 – 16 Steffi
Göricke; S. 5 Harald Wiemann; S. 6 Hannelore Henschel; S. 7 Dr. Rolf
Böhm; S. 9 unten, 12 links, 23 Evelyn Krecksch; S. 15 Sandsteinblogger; S.
16 MDR; S. 22 Nationalparkverwaltung; S. 25 – 27 Michael Linser; S. 36
Inge Sachse; alle anderen Fotos: Jeweiliger Autor bzw. Internet
Texte, soweit nicht anders gekennzeichnet, sowie Layout, Druck und
Versand: H. Wiemann
2
Editorial
Nach meinem Vorschlag im vergangenen
Heft zur Namensgebung für
Tiefdruckgebiete habe ich jetzt einen,
der mir beim Lesen einer Nachricht
aus China gekommen ist. Dort, in Peking,
kann man ein U-Bahn-Ticket
an bestimmten Automaten auch mit
Pfandflaschen bezahlen. Wie wäre es
also, wenn man an den Fähren in
der Sächsischen Schweiz die Überfahrt
mit den beim Picknick geleerten Flaschen
bezahlen könnte? Zumindest
wäre das ein Beitrag, die Abfallflut in
den Bergen zu mindern.
Als ich diese geniale Idee im Wahlprogramm
der grünen Frau Baerbock
einfließen lassen wollte, hat deren
Büro leider abgewunken.
3
Grüner wird’s also nicht, habe ich gedacht,
mich in meinen Benziner gesetzt
und bin erst einmal in den Süden
gedüst.
Dort habe ich dann an einem lauschigen
Ort mit meinem mit grünem
Strom betriebenen Laptop an dieser
Ausgabe gewerkelt. Was dabei heraus
gekommen ist, folgt nun auf den
nächsten Seiten.
Boofennacht
Der Wald liegt still, die dunklen Kronen schlafen.
Ein Heimchen zirpt im nahen Blumenfeld;
Ein Vöglein sucht nach einem Ruhehafen,
Das sich verflogen in der Felsenwelt.
Harald
Sonst ist kein Laut in weiter Nacht zu hören,
Kein Zweig, kein Halm, der sich nicht schlafend neigt,
Bis aus dem dunklen Wall der Föhren
In stillem Glanz der runde Vollmond steigt.
frei nach Ludwig Jakobowsky (1868 – 1900)
4
EBM-Nachrichten
Neuer Glückwunschschreiber.- Für die Geburtstagsgrüße,
die unsere Mitglieder immer zu ihrem
Ehrentag jeweils bekommen, war seit dem Tod
von Eveline Sievers Peter Gapski zuständig. Diese verantwortungsvolle
Aufgabe hat nun Willy Göricke
von ihm übernommen. An Peter ergeht hiermit der
Dank der versammelten EBM-Mitgliedschaft und an
Willy der Wunsch für eine kreative Hand bei der
Formulierung der Wünsche.
Die Belegungsliste der Weinberghütte verrät:- Die Doppelt
Die Doppelt-30-Jährigen in
unserer Gruppe bilden gegenwärtig die Speerspitze unserer Leistungsträger. Auf Anhaben
sie sich zusammengetan, um am Fels etwas zu regung von Ulf(?) reißen.
Dr. Dr. Peter Funke, ein langjähriges ehemaliges
EBM-Mitglied ist im Juli gestorben. Peter war ein mit
Humor gesegneter Mensch, der durch seine Kenntnisse
als Arzt uns so manchen medizinischen Tipp fürs Klettern
und fürs Wandern geben konnte. Nach der Wende
hatte er eine Praxis in Nordrhein-Westfalen eröffnet.
Das Foto ist im Mai 2001 entstanden bei einer Jubiläumsfete
auf der Humboldt-Hütte, als Hannelore
Hentschel ihr 25jähriges und Hiltrud Hammer ihr
40jähriges Kletterjubiläum gefeiert haben.
Übrigens: Bei Hiltrud wäre das in diesem Jahr 2021
demnach das 60jährige Kletterjubiläum, bei Hannelore
ihr 45.
Auf der nächsten Seite auch noch ein Nachruf von
Hannelore, die viel mit ihm geklettert ist..
5
6
Neues von der Hütte
Weinberghütte wird aufgewertet.- Bis jetzt sind wir mit der Weinberghütte
und Prossen vom Kartenproduzenten Rolf Böhm eher links liegen gelassen
worden. Weder auf der Karte vom Lilienstein, noch auf der von Hohnstein
und dem Polenztal sind wir wirklich zu finden. Das hat jetzt bald ein Ende,
denn Böhm hat jetzt in einem neuen Kartenprojekt die Weinberghütte
und damit Prossen in den Mittelpunkt der Wanderkarte positioniert. Leider
etwas klein, sodass unsere Hütte nur zu ahnen ist, aber immerhin. Und leider
heißt die Karte „Schloss Prossen und die große Elbschleife“ und nicht, was gerechtfertigt
wäre „Die Weinberghütte und ihre Umgebung“. Unter der Seite
http://www.boehmwanderkarten.de/werkstatt/is_karte_prossen.html ist das
Werk in seiner Entstehung nachzuvollziehen. Sehr interessant, wie viele
Schritte so eine Karte durchläuft, bis sie verkaufsfähig ist. Ansehenswert!
Baumaktion im September.- Das Einkürzen der Fichten auf dem Grundstück
soll jetzt vom 24. - 26. September starten. Es ist der 2. Versuch, die fünf
7
Bäume vor der Weinberghütte zu kürzen, um die Windbruchgefahr zu verringern
(nicht fällen, damit die Schattenwirkung erhalten bleibt).
Letztes Jahr musste die Aktion ja corona-bedingt leider ausfallen. Klenzi und
ein Einheimischer werden die Arbeiten in den Bäumen durchführen, jetzt ist
Bodenpersonal gefragt. Je mehr mit von der Partie sind, umso mehr könnte
an diesem Wochenende bei der Weiterverarbeitung des Holzes geschafft
werden. Über rege Teilnahme würde sich Ulf sehr freuen.
Er hat eine doodle-Liste eingerichtet, in die Ihr Euch eintragen könnt:
https://doodle.com/poll/ig833cqdxnbig7ps
Bergstraße gesperrt.- Wegen der Verlegung einer Gasleitung ist ein Abschnitt
der Bergstraße in Prossen bis Ende September gesperrt. Die Hütte ist
in dieser Zeit deshalb nur von oben (von Waltersdorf her oder von Porschdorf
aus kommend) mit dem Auto zu erreichen. Zu hoffen ist, dass die notwendigen
Arbeiten wirklich bis dahin geschafft werden. Die Straße von Prossen
nach Halbestadt ist weiterhin total gesperrt.
8
Amselnachrichten.- Das Amselnest auf der
Leiter ist sauber verlassen worden.
Offensichtlich ist keines der Jungvögel aus
dem Nest gefallen, es hat also keinen
„Amselfall“ gegeben. Die Leiter ist wieder voll
benutzbar. Ein Foto vom damals noch voll
besetzten Nest hatte Ulf auf der EBM-
Homepage veröffentlicht.
Zwei Besonderheiten hatte das Nest. Neben
der, dass unsere Leiter okkupiert worden war,
noch die, dass das
Nest auch an der
durchlöcherten
Lüftungssperre darüber mit verankert war. Wie die
Vögel das zustande gebracht haben, bleibt deren
Geheimnis. Da die Amseln nicht zum ersten Mal auf
der Leiter zum Nestbau Quartier bezogen haben,
haben wir das Warnschild an der Leiter für den
nächsten Einsatz archiviert.
Silberfischlein.- Diese doch eher unerwünschten Haustierchen haben wir in
den Hohlräumen unter den Sitzbänken gefunden und sie
,leider' auch ‚entnehmen‘ müssen. Bei der Sauberhaltung
der Räume dürfen wir also nicht nachlassen. Die Tierchen
lieben die Dunkelheit und die Feuchte. Deshalb ab und zu auch mal in die
Sitzbänke schauen und vor allem keine feuchten Textilien einlagern.
Weniger Zettel - mehr denken.- Die Weinberghütte ist reichlich mit Denkzetteln
versehen, die Fremden das Finden der richtigen Schublade usw. erleichtern.
Das ist hilfreich und gut. Aber den Kopf sollte man trotzdem einge-
schaltet lassen. So sollte man sich beispielsweise fragen, warum der
Kaminofen eine Klarsichtscheibe scheibe hat und entsprechend handeln. Oder
darüber nachdenken, dass das Gestell für die gelben Säcke genau für diese
gestaltet ist. Man muss also nicht die Säcke beim Einhängen vergewaltigen
mit dem Nebeneffekt, eneffekt, dass der Schwungdeckel funktioniert.
9
Von Tieffliegern, Borkenkäfern und einem
geklauten Schwein
Zwei sind unangenehme Zeitgenossen,
stören sie doch unser Wohlbefinden
in der Natur. Ersterer, ein Tornado,
düste von Pirna aus über der
Elbe kommend auf unsere Hütte zu.
Als er meinen bösen Blick vor der
Weinberghütte spürte. drehte der Pilot
dann um den Lilienstein herum in Richtung Gamrig ab.
Die Borkenkäfer lassen sich vom menschlichen Unverständnis für diese Bies-
ter nicht beeindrucken und fressen weiter Löcher in die Bäume. Und letztere
sind das eigentliche Übel, denn sie versperren umgefallen uns die Wege und
Zugänge zu den Felsen.
Das haben Steffi, Evi und ich zu spüren
bekommen, als wir uns im Hinterhermsdorfer
Gebiet um einen Gipfel
bemühten. Die Stämme lagen an der
Scheibe am Tellerhörnel kreuz und
quer und teilweise auch in den Kletterwegen.
Beim Aufstieg ist das ja
noch zu händeln, beim Abseilen aber
wird es problematisch, vor allem
beim Abziehen des Seiles. Es war aber
windstill, und so trauten wir uns
trotzdem ins Gelände und haben das
Gipfelbuch auch erreicht. Das liegt
schon seit über einem Jahrzehnt und
ist bisher nur zu etwa 20 Prozent der
Seiten mit Eintragungen gefüllt. Bei
Scheibe am Tellerhörnel
vor allem böigem Wind aber wird‘s
doch ziemlich gefährlich.
10
Wir Drei hatten uns Mitte August eine verlängerte Auszeit auf der Hütte gegönnt,
zwei Wandertage mit eingebettetem Klettervergnügen und ein Wandertag
ohne dieses Vergnügen. An Letzterem bin ich endlich einmal bis an die
Spitze der Landzunge
gekommen, die den
Hafen Prossen von der
Elbe trennt. Das zieht
sich übrigens hin und
bietet überraschende
Sichtachse, denn ganz
vorn an der Landzunge
steht man praktisch
mitten in der Elbe.
Aber auch sonst ist so
ein Ausflug nicht uninteressant,
zumal, wenn
gerade eine Übung des THW stattfindet. Die Männer und eine Frau übten im
Hafenbecken das pontongestützte Einrichten einer Pumpstation. Neugierig
wie ich nun einmal bin, fragte ich den Leuten ein Loch in den Bauch und erfuhr
so unter anderem, dass das THW beim großen Brand an der Bastei und
dem Griesgrund nicht mit hinzugezogen worden war. Die Feuerwehren meinten,
das hätten sie schon selber im Griff.
Nicht nur im Ahrtal oder in Afghanistan
werden organisatorische Fehlentscheidungen
getroffen.
Und was hat das schließlich mit dem geklauten
Schwein auf sich? Zufällig hatten
wir auch erfahren, dass der Hohnsteiner
Kasper vor genau 100 Jahren zum ersten
Mal in einem Stück aufgetreten war und
deshalb im Hohnsteiner Kaspertheater
eben dieses Stück aufgeführt werden würde.
Das haben wir dann auch noch mitgenommen.
In diesem Puppenspiel ging es
eben um ein geklautes Schwein, das der
Kasper mit Witz und Schläue wieder seinem
Besitzer zurück brachte. Wir können
den Besuch des Theaters nur wärmstens
11
empfehlen. Es bietet nicht nur für die Kleinen ein tolles Vergnügen. Für Kinder
ist auch das Hinterhermsdorfer Gebiet eine gute Wanderempfehlung. Die
Waldhusche ist mit einem schönen Wandernetz erschlossen, das für Kinder
viele Attraktionen bietet und auch die Erwachsenen können auf den Wegen
noch etwas lernen und Spaß haben, wie es das Foto mit Steffi am Ausgang
eines künstlichen Fuchsbaus belegt. Spektakulär auch ein Riesentrichter, mit
dem man die Natur mit ihren vielfältigen Geräuschen belauschen kann.
PS. Den Vorfall mit dem Tiefflieger habe ich an Dr. Peter Rölke von der
Sächsischen Schweiz Initiative gemeldet, der wiederum die Nationalpark-
verwaltung ( Andreas Knaak) informiert hat. Der Vorfall kommt auf die
Liste der Tiefflüge und dann soll zum x-ten Male beim Bundesverteidivermutlich
wieder oh-
gungsministerium Beschwerde eingelegt werden - ne Erfolg.
12
ELBSANDSTEIN-SPLITTER
Sturzgefährlich (I). - Unfälle am Lilienstein.- Von unserer Hütte aus
haben wir einen wunderbaren Blick auf den Lilienstein. Er ist praktisch unser
Hausberg und man kann sogar an ihm und seinen drei kleineren Trabanten
klettern. Dieser schöne Tafelberg wird von der großen Elbschleife eingefasst,
und das herrliche Panorama, das man von den verschiedenen exponierten
Stellen genießen kann, zieht
neben en der Berggaststätte auch
viele Touristen an. Und wenn
die nicht aufpassen, können
sie schnell mal ein paar Meter
nach unten fallen. Das geht
nicht immer glimpflich ab.
Auf Grund der geologischen
Gegebenheiten wie Steilheit,
Wegeverhältnisse und - weni-
ger für unser Gebiet zutreffend
- Wetterunbilden, hat es
schon immer und wird es auch
weiterhin Unfälle in der Sächsischen
Schweiz geben. Die
größte Gefahr besteht jedoch
durch den Menschen selbst.
Übermut, Leichtsinn, falsche
Einschätzung der Situation, gesundheitliche
Probleme, falsches
Schuhwerk usw. sind
Unsicherheitsfaktoren,
die
schnell zu Problemen für
Wanderer und Bergsteiger
führen können. Der Tafelberg
wird von der großen Elbschleife
eingefasst und das herrliche
Panorama, das man von den
verschiedenen
exponierten
Stellen genießen kann, zieht neben der Berggaststätte auch viele Touristen
13
an. Und wenn die nicht aufpassen, können sie schnell mal ein paar Meter
nach unten fallen. Das geht nicht immer glimpflich ab. Der Lilienstein hat eine
relativ lange Liste von tödlich ausgegangenen Unfällen.
Der DAV-Sicherheitsexperte Pit Schubert hat einmal formuliert: "Jeder Unfall,
der theoretisch möglich ist, passiert früher oder später auch in der Praxis."
So sind auch im Gebiet des Liliensteins viele Unfälle geschehen. Natürlich
wurden nicht alle festgehalten. Mancher ist auch noch unbekannt. Von den
vorliegenden Unfällen solle hier jedoch einige erwähnenswerte beschrieben
werden.
Viel Aufheben verursachte ein Unglücksfall am 28. Juni 1896, also vor heute
genau 125 Jahren, bei dem die Geschwister Paula und Hannchen Fischer aus
Dresden in der Nähe des Obelisken, Augusts des Starken, tödlich verunglückten.
Auf einem Felsriff ohne Geländer stehend und die Umgebung mit einem
Fernglas betrachtend wurde ihnen ein Fehltritt zum Verhängnis. Im Fallen riss
die eine ihre Schwester mit in die Tiefe. Paula lag tot am Fuße des Felsens.
Hannchen, 25 m höher auf einem Vorsprung liegend, war ebenfalls ihren Verletzungen
erlegen. Helfer bargen sie mit Hilfe von Leitern und Seilen, und die
Königsteiner Feuerwehr überführte sie zum Königsteiner Friedhof. Später
wurde ein Gedenkstein mit einem Kreuz an der Unglücksstelle errichtet. Heute
ist nur noch der Sockel rechts in der Nähe des Obelisken Augusts des Starken
vorhanden, das Kreuz ist leider verschwunden. Das Tragische an der Geschichte
ist, dass der Vater der beiden Mädchen für einen Ausflug auf den Lilienstein
ein Fernglas geschenkt hatte. Es wurde ihnen zum Verhängnis.
lm Nachhinein verwies man auf die Tatsache, dass seit Jahren kein größerer
Unfall mehr am Lilienstein geschehen sei und dass die Sicherheitsvorkehrungen
völlig ausreichend und in gutem Zustand seien. Man könne nicht auf jedem
Felsvorsprung ein Geländer anbringen. Die gesicherten Aussichtspunkte
reichten völlig für eine umfassende Rundumsicht.
Um 1910 wurde berichtet "Seit einigen Tagen vermisste man den Blumenfabrikanten
Johannes Baum aus Sebnitz. Nachforschungen ergaben, dass er den
Lilienstein besucht hatte. Nachts 23 Uhr war er mit einer Papierlaterne versehen
aufgebrochen, um den Rückweg anzutreten. Beim Abstieg verfehlte er die
Richtung und statt links den Südabstieg zu nehmen, wandte er sich nach
rechts in Richtung der Friedrichsgrotte. >>>
14
>>> Von einer Felswand stürzte er ca. 50 Meter ab, und vier Tage später entdeckte
man seine Leiche in einer Felsschlucht."
Im August 1968 sah man von Ebenheit aus eine Person in der Südseite des
Liliensteins in einem Spalt stecken. Nähere Angaben fehlten, und so wurde
erst nach längerem Suchen eine 68-jährige mit tödlichen Verletzungen kopfüber
in einem Riss neben der Liliensteinbarbarine gefunden. Selbstmord war
nicht auszuschließen.
Das auch vermeintlich kleine Ursachen zu lebensgefährlichen Situationen
führen können, verdeutlicht der Unfall vom 28. Juli 2011. Ein Wanderer
musste wegen Hornissenstichen vom Gipfelplateau ausgeflogen werden. Dies
erfolgte mit Unterstützung der Bergwacht. Erwähnenswert ist noch, dass von
1913 bis 1979 eine Not-Unfallhilfsstelle auf dem Gipfel vorhanden war, an
der Gaststätte befand sich eine Bergungsbox der Bergwacht. Nach 1979 wurde
die Bergungsbox am Fuß der Westecke angebracht. 2008 tauschte man sie
gegen eine neue aus. Betreut wird sie durch die Bergwacht Sachsen.
Sturzgefährlich (II).- Klettern an sich ist ja bekanntlich durchaus
sturzgefährlich, auch wenn die meisten Stürze glimpflich ausgehen. Jetzt aber
sorgt der Borkenkäfer für ein weiteres Risiko, und das schon beim Anmarsch.
Denn im Gebiet
Schmilka kam es
zu
mehreren
spontanen Baumstürzen.
Oft
reicht dafür nur
eine
Windböe
aus. Die Bäume
knicken
derzeit
wie Streichhölzer.
Mike Jäger hat
ein Foto ins Netz
gestellt, das den
Weg im Heringsgrund zeigt. Fast genau an dieser Stelle hatte es wenige Tage
zuvor einen Ortstermin mit dem sächsischen Ministerpräsidenten gegeben.
Da hat er ja noch Glück gehabt. Es fallen aber aufgrund der langen Trockengesunde
Bäume. Der
heit nicht nur tote Fichten um, sondern auch scheinbar trockene Boden verliert sein Verbund.
15
MP Kretschmer(CDU) im Nationalpark.- Die gegenwärtige touristische
Situation in der Sächsischen Schweiz ist fragil. Die Tourismusbranche
fürchtet um ihr lukratives Geschäft. Deshalb hatten sich Landrat Michael
Geisler (CDU), sieben Bürgermeister der Region sowie der Tourismusverband
Sächsische Schweiz, aber auch der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) zuvor in
einem Brandbrief an den sächsischen Ministerpräsidenten gewandt. Der Mi-
nisterpräsident hat die Einladung aus der Sächsischen Schweiz angenommen
und im Juni einen Ortstermin zu den versperrten Wegen wahrgenommen,
um sich selbst ein Bild von der Situation um blockierte und bedrohte Wanderwege
in der Sächsischen Schweiz machen. "Fast 80 Prozent der Gäste
kommen wegen des Wanderns, deswegen ist das Wegenetz die Basis für den
Tourismus", sagte Tino Richter (49), Chef des Tourismusverbandes. Der aktuelle
Zustand sei ein herber Rückschlag. "Wir fürchten um das Image der Region."
Der Ehrenvorsitzende des Sächsischen Bergsteigerbundes, Dr. Uli Voigt,
übergab bei dieser Gelegenheit an den Ministerpräsidenten einen Stufenplan
zum langfristigen Erhalt des traditionellen Wanderwegenetzes. Dieser beinhaltet
konkrete Maßnahmen, wie die Wanderwege wieder zugänglich gendere
warb er auch für einen präventiven
macht werden können. Insbesondere
Eingriff außerhalb der Brut- und Vegetationszeit sowie geeignete Technologien,
um die Situation in Zukunft zu entschärfen.
Kretschmer versprach, das Wegenetz zu erhalten und nicht zu reduzieren.
"Wir werden alles dafür tun, die Wege wieder freizuschneiden." Das könne
16
allerdings im Einzelfall eine Weile dauern, weil manche Wege mit schwerem
Gerät nur schwer zugänglich seien. Von März bis August könnten zudem aus
Gründen des Naturschutzes keine schweren Arbeiten im Wald durchgeführt
werden. Landrat Geisler verwies auch auf Sekundärgefahren hin, wenn beispielsweise
Rettungsfahrten nicht möglich sind oder auch auf die erhöhte
Waldbrandgefahr durch das viele Totholz.
Der Regierungs-Chef kündigte an, dass bis August notwendige Genehmigungen
vorliegen sollen, um dann rasch mit den Aufräum- und Fällarbeiten beginnen
zu können. Zudem soll auf Vorschlag des SBB ein Monitoringssystem
am Wegenetz dafür sorgen, dass gefährdete Bäume schon eher gefällt werden
können.
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Vom Ausgedinge
Als im Jahre 2012 die Hütte auf dem Weinberg an Mitglieder von EBM überging,
kostete das damals zwar etliche Euros, aber so umfänglich geregelt wie
das einst in Prossen Usus war, ist es bei uns doch nicht zugegangen. Nachfolgend
die Bestandteile eines Kaufvertrages von 1830 in Prossen, also einem so
genannten Ausgedinge. Es ist ein Erbvertrag, welcher die Unterstützung des
Verkäufers regelte, der darin gewohnt hatte und da hieß es:
Zum alljährlichen Ausgedinge hat sich Meihnert (Anmerkung der Redaktion: der
Verkäufer) für sich und sein Eheweib, besage voriger Käufe auf beiderseitige Lebenszeit
vorbehalten: das Stübchen zu seiner Bewohnung, und übrig (über)
dem Stübchen das Kämmerchen zu gebrauchen, welches Stübchen und Kämmerchen
Meihnerts Eheweib, da ferner sie ihren Ehemann überleben sollte,
ebenfalls zu ihrer Bewohnung und Benutzung auf Lebenszeit inne behalten
soll. Ferner verspricht Käuferin Ausgedingern ein Fleckchen im Stalle für eine
Ziege einzuräumen, sowohl ein Stückchen Acker 16. Ellenlang, und 16. Ellen
breit, und hierzu ihm alljährlich 15. Körbe Dünger zu geben, auch ein Fleckchen
im Keller hinten, 2. Ellen lang und 2.Ellen breit, und den 3. ten Theil vom
Obste, es habe Namen wie es wolle, so Gott was bescheret, ohnweigerlich zu
geben, auch ein Fleckchen in der Scheune sein Futter zu legen, und die
Knotten zu riffeln, >>> (weiter auf Seite 20)
17
>>> ein Fleckchen auf dem Boden seinen Flachs und Knotten daselbst zu haben,
ein Fleckchen sein Holz zu sezen, auch zu allen und insbesondern zu den
Stückchen Acker, freyen Weg und Steg. Wenn Ausgedinger Meihnert für sich
backen will, so muß er sich das Backholz selber schaffen. Wenn Ausgedinger
Meihnert verstirbt, so verspricht Käuferin deßen Eheweibe dann und wann
1.oder 2. Brode mit zu backen und 1. Gebund Flachsmit einzustecken. Nach
Meihnerts und deßen Eheweibes Tode soll deßen Tochter Johann(a) Christiana
Meihnertin, welche bei der Eltern Lebzeiten ihre freye Herberge bey den Eltern
behält, ihren Aufenthalt mit in Käufers Stube haben, bis sie sich verehelichet,
aber das Kämmerchen über dem Stalle, soll ihr gänzlich bleiben, bis sie sich
verehelichet, um ihre Sachen darinnen zu haben, auch frei ein und auszugehen.
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Vor 30 Jahren
Ein Hotel auf der Bastei
Die Felsen der Bastei mit Brücke und Aussicht sind nach der Barbarine wohl
das bekannteste Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz und der Aussichtspunkt
schlechthin. Vor 30 Jahren, 1991 wurde das damals noch als nobel
geltende Bastei-Hotel eröffnet. 1969 sollte die Bastei allerdings mit einem
Hochhaushotel verschandelt werden.
Für den damaligen Oberförster Dietrich Graf war die Nachricht, als er sie im
Juni 1969 aus der Zeitung erfuhr, wie ein Nackenschlag. Denn da erfuhr er
von dem Prestigeprojekt. >>>
18
>>> Die Bastei fiel in das Revier des Oberförsters aus Hohnstein – entsprechend
überrascht war er von der Notiz, die etwas von 400 Betten und 1600
Gaststättenplätzen schrieb. Gigantismus in einer einzigartigen Landschaft –
das konnte der parteilose Naturschützer nicht hinnehmen. Er schrieb Eingaben,
führte die Ästhetik der Landschaft ins Feld, argumentierte mit Natur-
schutzbedenken - und stieß auf taube Ohren. Denn wenn etwas nach der
Ideologie der Herrschenden erforderlich war, durfte es keinen Widerspruch
geben.
Walter Ulbricht hatte bei einem Besuch in Dresden die neuen Hochhausbauten
in der Prager Straße gefeiert und forderte, "das Neue in unserer sozialisti-
schen Gesellschaft im weiteren Gebiet (Dresdens) zum Ausdruck zu bringen".
Und wie hätte in den Augen der fortschrittsgläubigen Genossen das Neue
besser zum Ausdruck gebracht werden können als durch einen imposanten
Turm auf der Bastei? Bei schönem Wetter wäre er bis nach Dresden hinein
sichtbar gewesen. 28,8 Millionen DDR-Mark hätte der Bau gekostet, mit allen
Neben- und Folgekosten hätte das Projekt mit 89,7 Millionen DDR-Mark zu
Buche geschlagen. Die Planungen wurden 1969 einem kleinen Kreis beim Bezirkstag
vorgestellt – 90 Meter hoch sollte der Turm werden, die V-Form eine
optimale Aussicht bieten, auf dem Dach ein Schwimmbad den modernen Hotelbau
krönen. Doch trotz aller Planungsvorleistung notiert ein Sitzungspro-
tokoll von damals nüchtern: "Die erforderlichen Mittel stehen nicht zur Ver-
fügung." >>>
19
>>> Dietrich Graf konnte von den geheimen Protokollen natürlich nichts wissen.
So war das eben immer, wenn die hohen Herren etwas wollten. Ihm war
die sozialistische Großmannssucht allerdings zuwider, weil sie für ihn nicht in
die Landschaft passte. Bei seinen Protesten half ihm damals eine neue sowjetische
Richtlinie zur Sicherheit von Hochbauten. 1963 hatte es nämlich ein
kleines Erdbeben gegeben - die alte Stadtkirche in Hohnstein bekam einen
Riss. Unter dem Elbsandsteingebirge verläuft eine geologische Störung, die
kleine Erdstöße verursachen kann.
Dieser Hinweis an die Statiker führte zusammen mit den ungeheuer großen
erwarteten Baukosten schließlich zum Scheitern des Vorhabens. 1991 wurde
dann (nach zwölfjähriger Bauzeit) ein Vier-Sterne-Hotel auf der Bastei eröffnet
– deutlich kleiner, auch nicht sonderlich schön, und für Dietrich Graf eine
Art unvermeidbarer Tribut an den Tourismus in der Region. Wenn der sich
auf die Bastei konzentriert, hoffte der Naturschützer, bleiben wenigstens die
abgelegenen Gebiete seiner sächsischen Felsenheimat ruhiger. Diese Hoffnung
ist aber nur begrenzt eingetreten.
Dietrich Graf hat 2008 das Bundesverdienstkreuz bekommen.
Die Gastronomie auf der Bastei blickt bereits auf eine 200jährige Geschichte
zurück. Die Anfänge der Gästebewirtung auf dem berühmten Felsen im Elbsandsteingebirge
reichen bis ins Jahr 1797 zurück. Hungrige und durstige
Wanderer wurden aus einem Tragekorb versorgt. Erst 1812 bewirtschaftete
ein Fleischer aus Lohmen feste Hütten. Das erste Gasthaus wurde 1826 auf
der Bastei eröffnet.
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Zitat
„Beim Klettern dreht sich alles um das Flow-Erlebnis. Das ist
ein bisschen wie beim Sex: Das Gehirn schaltet ab, aber der
Körper macht weiter.“
Ralph Stör in seinem Buch „Dem Wahnsinn eine Chance“ (Schräge Geschichten aus
der Vertikalen)
20
Leute … Leute … Leute … Leute … Leute … Leute …
Gestorben.- Eine der besten Kletterfrauen
zu DDR-Zeiten, Christel Gladun, ist im Dezember des
letzten Jahres im Alter von 83 Jahren gestorben. Sie
war die erste Bergsteigerin, die den Titel „Meister
des Sports“ verliehen bekam (1968). Auf ihren eigenen
Wunsch hin wurde ihre Asche in den Schweizer
Bergen verstreut.
Ehrenmitglied.- Dr. Peter Rölke ist Ehrenmitglied des Sächsischen
Bergsteigerbundes (SBB) geworden. Er gehört zu den sieben Neugründern
des SBB nach der Wende. Bekannter ist er allerdings
durch seine Umweltaktiven geworden, insbesondere
als Initiator und verantwortlicher Redakteur der
Umweltzeitschrift „Sächsische-Schweiz-Initiative
(SSI). Seinem Engagement ist es mit zu verdanken,
dass die Vermarktung der Sächsischen Schweiz nach
der Wende verhindert worden ist. Rölke ist auch
Unternehmer, nämlich als Chef des Berg- und Naturverlag
Rölke. Nach einem seiner Wandervorschläge
auf seinem Wanderkalender ist EBM übrigens
schon einige Male zur Winterwanderung ausgeschritten.
XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX
Die Durchführung der geplanten Jahresabschlussfahrt
wird in diesem Jahr wohl wieder klappen (Stand: 27. 8. 2021). Knut Volke
von den Bärenstein hat ein entsprechendes Signal vom Oasenleiter erhalten.
Näheres siehe Beilage in diesem Heft.
Also Termin 5. - 7. November 2021 freihalten.
21
Auf der Seite der Nationalparkverwaltung war am 30. Juni diese Meldung
zu finden:
Die AG Wege hat weitere Maßnahmen für die
Offenhaltung der Wege in der Nationalparkregion
festgelegt
Bad Schandau, 30. Juni 2021:
Foto: Andreas Knaak, Archiv Nationalparkverwaltung
Abgestorbene und teilweise
schon abgeknickte Fichten wie
hier entlang des Wanderwegs
„Ostrauer Lehne“ sollen an mehreren
Stellen vorsorglich gefällt
werden. Die Nationalparkverwaltung
hat zu diesem Vorschlag der
AG Wege den Antrag auf naturtliche
Befreiung gestellt. Die Entscheidung der Landesdirektion
wird demnächst erwartet. Umfangreichere Fällungen können frühestens nach
schutzrechtliche
Ablauf der Brut- und Aufzuchtzeit am 15. August beginnen.
Die AG Wege der Nationalparkregion Sächsische Schweiz hat in ihrer Sitzung
am 29.06.2021 weitere Maßnahmen für die Offenhaltung der Wege festgelegt.
Für das vorsorgliche Freischneiden von neun Wanderwegen aus dem Stufenplan
A des Sächsischen Bergsteigerbundes (SBB) wurden durch die Nationalparkverwaltung
Anträge auf Genehmigung gestellt, die der Oberen Naturschutzbehörde
Landesdirektion Sachsen (LDS) zeitnah zur Prüfung vorgelegt
werden. Der Beginn des Freischneidens, einen positiven Bescheid vorausgesetzt,
ist ab Ende August vorgesehen. Aufgrund des fortschreitenden Borkenkäferbefalls
ist bei allen Beteiligten die Notwendigkeit raschen Handelns un-
22
strittiger Konsens, was auch die Prüfung von Maßnahmen an weiteren Wegen
beinhaltet.
Aktuell erarbeitet die Nationalparkverwaltung bis Herbst eine umfassende
Wegeanalyse und ein darauf aufbauendes Monitoringsystem für den Nationalpark.
Die Vorschläge des SBB fließen in diese Analyse ein. Die Ergebnisse
werden auf der nächsten Sitzung der AG Wege im September 2021 diskutiert
und Maßnahmen für die nächsten zwei bis drei Jahre festgelegt. Zusätzlich
sollen in der kommenden Herbst-/Wintersaison gefährdete Wegeabschnitte
des Malerwegs im hinteren Teil des Nationalparks entschärft werden. Darüber
hinaus wurde festgestellt, dass die Entstehung von Sackgassen möglichst
verhindert werden soll und eine eindeutige Kennzeichnung blind endender
Wege im Gelände vorzunehmen ist. [ … ]
Ab Mitte August können die Arbeiten an den Rettungswegen im Nationalpark
fortgeführt werden. Die LDS hat die dafür notwendigen Ausnahmegenehmigungen
bereits erteilt.
23
Zahlen … Zahlen … Zahlen … Zahlen … Zahlen
Schäden.- In Sachsen ist inzwischen ein Zehntel des Waldes durch
Stürme, Trockenheit und Schädlinge geschädigt. Nach Angaben des Staatsbetriebes
Sachsenforst sind rund 56.000 Hektar betroffen, mehr als 9.000 Hektar
seien komplett kahl.
Das Wandern im Nationalpark Sächsische Schweiz ist seit geraumer Zeit
schwierig. Umgestürzte Bäume haben dazu geführt, dass 30 Prozent der Wege
mittlerweile unpassierbar sind oder gesperrt werden mussten.
Derzeit sind etwa 40 Kilometer markierte und 50 Kilometer unmarkierte
Wanderwege durch gefallene Bäume unbegehbar geworden. Experten gehen
davon aus, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre bis zu 200 Kilometer Wege
betroffen sein könnten. Das wäre rund die Hälfte der Wanderstrecke in der
Sächsischen Schweiz.
Traurig.- Geschätzt 34.000 Freiübernachtungen gab es 2019 in der
Sächsischen Schweiz. Weniger als zehn Prozent hingen dabei schätzungsweise
mit dem Klettersport zusammen. Für diese Klientel war die geltende Bergsportkonzeption
mit der Nationalparkverwaltung (NPV) und dem Umweltministerium
ausgehandelt worden. Einzigartig in Deutschland. Dies droht jetzt
den Bach runter zu gehen. Ministerium und NPV haben die längeren Hebel.
Wenn es nicht gelingt, das Naturbewusstsein der Leute, meist der Nichtbergsteiger,
zu aktivieren, werden uns Müll, Lautstärke, Erosionsschäden und
Feuer (Waldbrände) jedes Argument aus den Händen schlagen.
Zwölf Überlebende.- Nur zwölf Gipfelbücher haben die Zeit von 1928
bis 1933 auf Gipfeln überlebt. Im Zusammenhang
mit der „Reinigung“ der Berge von allem Technischen,
von Menschenhand installierten Dingen
(Ringe, Ösen, Wetterfahnen und so weiter) hatten
Aktivisten der Bewegung für diese überzogene Ideologie
gesorgt. Ausgangspunkt war eigentlich der
Alpenraum, bei dem es vor allem um Gipfelkreuze
ging. Diese Ideologie der Herstellung einer unberührten
Bergwelt griff auch auf die Sächsische Schweiz über, so dass sich der
damalige Vorstand des SBB genötigt sah, alle Bücher vorsorglich von den Gipfeln
zu entfernen und damit sicher zu stellen.
24
Nicht nur in der Sächsischen Schweiz verabschiedet sich der Fichtenwald,
auch im Harz läuft das gleiche Szenario ab. Unser Sportfreund Michael Linser
fährt seit 17 Jahren mit seinen Amateurfunkern immer wieder an den gleichen
Ort und konnte deshalb gut früher und jetzt vergleichen. Nachstehend
seine Beobachtungen.
Der Harz
Wer den Harz kennt, kennt auch die Waldpracht. Sehr viel Fichtenwald hat
die Gegend gekennzeichnet ist. Der Grund: Mit dem Aufkommen des Bergim
16., 17. Jahrhundert brauchte man viel Holz, um die Stollen der
Bergwerke mit Holzbalken abzustützen. Dazu war die Fichte gut geeignet, da
sie ein schnell wachsendes Holz ist. Und Holz brauchte man genug. Leider hat
baus auch der Borkenkäfer das erkannt, dass es für ihn ein gefundenes „Fressen“
ist. Durch die sich veränderten Klimabedingungen, Trockenheit, Anstieg der
Temperaturen gibt es für den Borkenkäfer keine Gefahr mehr, auch im Winter
zu überleben. In einer kleinen Bilderserie will ich zeigen, wie ich die Klimaveränderungen,
als Auswirkung des Waldes im Harz seit etwa 17 Jahre erlebe.
Als EBM-Gruppe waren wir zweimal im Harz, ich denke einige Gegenden sind
allen gut bekannt.
Vor 17 Jahren: Von Schierke kommend
die alte Bobbahn über den Bahnüber-
gang hoch Richtung Brocken. Die Bahn
konnte man zwar von weitem hören,
aber erst in der letzten Kurve sehen.
Jetzt sieht es so wie im rechten Bild aus.
Die Bäume sind weg. Man sieht die ankommende
Bahn schon von Weiten.
25
Vor 17 Jahren: An derselben Stelle
nach rechts gesehen verschwindet
die Bahn im Wald. Man beachte den im linken Bild am Bildrand stehenden
Baum. Der Baum (es ist ein Laubbaum, uninteressant für den Borkenkäfer)
steht noch immer, als Einziger. Heute kann man die Bahn noch eine ganze
Weile sehen.
Eine der Abkürzungen, um die Brockenstraße etwas abzukürzen. Der bekannte
Brockenbenno (Er ist schon über 8900 Mal auf den Brocken gewandert
und möchte noch bis zu seinem 90. Geburtstag die 9000 Aufstiege voll maich
durch einen dunklen Wald gewandert, heute
scheint mir die Sonne überall auf den Kopf.“ Die Abkürzung hat man etwas
mit Steinen verschönert. Dafür sieht es aus wie in einem chen.) sagte: „Früher bin Horrorfilm.
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Es gibt viele Kletterfelsen. Hier die Mauseklippen 2019 (nicht Mäuseklippen).
Die Mauseklippen von Schierke aus gesehen 2021. Total freiliegend. 2020
konnte man sie noch nicht sehen.
Fast die gleiche Stelle an den Mauseklippen. 2021 ist kaum ein Baum mehr zu
sehen. Früher waren die Klippen nicht zu sehen.
Michael Linser
27
Vor 30 Jahren,
genau am 14. September 1991, bewältigte Wolfgang Güllich als Erster die
etwa 14 Meter hohe ‚Action Directe‘ im Frankenjura und eröffnete damit eine
neue Dimension im Klettern. Es war die erste Route im neunten französischen
Schwierigkeitsgrad (9a). Erst vier Jahre später wurde sie wiederholt.
In der Wand, die im oberen Teil 45 Grad überhängt, benötigt man 17 knallharte
Züge bis oben. Man muss die Kraft gut einteilen, also schnell sein. Nur
etwas mehr als 60 Sekunden dauert das Ganze. Mehr als 6000 Menschen haben
bisher den Everest bestiegen, rund 1700 Menschen haben schwimmend
den Ärmelkanal bezwungen, aber nur 25 Männer und einer Frau schafften
die Action Directe. Bis heute gilt die Route quasi als Referenz, als eine Art
Urmeter des ultraharten Kletterns.
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Im Focus des Interesses …
Die olympischen Spiele sind vorbei, und viele von uns haben die erstmals ausgetragenen
Kletterwettbewerbe verfolgt. Die, die das Klettern irgendwie mit
dem Bergsteigen verbinden, werden sich beim Betrachten der Speed-
Wettbewerbe gefragt haben, was den Deutschen Alpenverein eigentlich mit
dieser Art zu klettern noch verbindet. Denn Geschwindigkeit beim Klettern hat
beim Bergsteigen noch nie eine Rolle gespielt. Das ist so, als würde man Klaviervirtuosen
auffordern, die beethoven'sche Mondscheinsonate so schnell
wie möglich abzuspulen. Wer es am schnellsten hinter sich bringt, ist der Beste.
Die Olympiade in Tokio hat jedenfalls mir gezeigt, dass solches Klettern
eher eine Zirkusnummer ist, denn Bergsteigen. Ich erinnere mich noch an die
Schlagzeile vor Jahren: "Bergsteigen wird olympisch". Da gebe ich Reinhold
Messner Recht, der schon damals gesagt hat, dass das, was da jetzt läuft,
eher Artistik ist, denn Bergsteigen.
Dass Bergsteigen eine ganz andere Nummer ist, hat man heute vor 25 Jahren
sehen können. 1996 nämlich gab es am Everest etliche Bergsteiger-
Katastrophen. Eine davon wurde sogar verfilmt. Neben dieser wohl bekanntesten
Tragödie gab es in jenem Jahr noch weitere >>>
28
Tragödien in der Todeszone.
Im Mai 1996 war nämlich auch eine zwölf Mann
starke sächsische Expedition an der Nordseite vom
Everest unterwegs. Götz Wiegand war deren Leiter.
Vier Achttausender hat er bestiegen, an zweien ist er
gescheitert. Was er damals am Everest erlebt hat,
führte bei ihm zu dem Entschluss, nicht wieder an einen
Achttausender zurück zu kehren. Zur Begründung
sagt er heute, dass die damaligen Vorgänge ihm den Glauben an eine heile
Welt dort oben genommen hätten. Es sei ein Abschied von der Unschuld gewesen.
Was war passiert?
Wiegand gibt dazu heute dem Herausgeber des Sandsteinbloggers zu Protokoll:
"Früher dachte ich: Der höchste Berg der Erde, die besten Bergsteiger –
die beste Bergkameradschaft. Das war völlig naiv.“
Von Norden wollten die Sachsen damals by-fair-means auf den Gipfel. Aber
die Welt blickt in diesem Jahr auf die Südseite, denn dort läuft inzwischen die
Tragödie, die John Krakauer später in einem Buch schildert. Acht Bergsteiger
Everest-Nordseite
29
sterben auf der Südseite des Mount Everest in einem Wetterumschwung, alle
Teilnehmer von kommerziellen Anbietern. Dass auf der Nordseite eine Expedition
aus Sachsen Teil dieses alpinen Dramas wird, davon nimmt die Welt
keine Notiz. Aber auch im Norden sterben Bergsteiger.
Die Sachsen sind im Frühjahr 1996 auf der Nordseite. Aber das Wetter ist unbeständig
und wird schließlich dramatisch schlecht. Wiegand und seine Mitstreiter
ziehen sich zunächst zurück. Andere, getrieben von ungutem Ehrgeiz
nicht. Eine japanische und ein indische Mannschaft steigen weiter auf und
liefern sich einen verbissenen Wettstreit um den Everest. Es geht um nationalen
Stolz und den Ehrgeiz, 1996 als Erste auf dem Gipfel zu sein. >>>
>>> Als die Sachsen nach dem Sturm ins Hochlager zurückkehren, hat es auf
der Nordseite für die Inder dramatische Folgen. Drei von ihnen bleiben am
Berg, weil die Mannschaftsleitung trotz der miesen Verhältnisse ein Weitergehen
'befohlen' hatten. Die Männer unterlagen wohl dem Befehlsgehorsam,
sie waren Angehörige der Grenztruppen. In den Mallory-Steps oberhalb 8500
Meter haben die Bergsteiger kaum noch Sauerstoff, zu wenig Proviant und
liegen Stunden hinter ihrem Zeitplan. Einen beschämenden Höhepunkt erreicht
das Ganze, als die Japaner an den sterbenden Indern vorbei zum Gipfel
marschieren – ohne ihnen zu helfen. Überliefert und belegt werden diese Ereignisse
durch den Dresdner Kameramann Stefan Urlaß, der den Weg der
sächsischen Expedition bis zum Nordsattel begleitete. Urlaß gelingt im Basislager
ein historisches Interview mit den ruhmlosen Gipfelsiegern. „Es war
Basislager/Tibetische Seite
30
wohl nur die japanische Höflichkeit, die ihnen gebot mir zu antworten“, sagt
der Filmemacher.
Indessen erreichen Götz Wiegands Leute in einem neuerlichen Anlauf nach
der Schlechtwetterfront wieder ihr Hochlager. Das Schicksal will, dass die
Sachsen am Berg ausgerechnet der zweiten japanischen Expedition begegnen,
die in diesem Frühjahr am Everest operiert – mit Verlusten. Die Truppe vermisst
ihren Führer. „Falls wir ihn finden würden, sollten wir ein Foto für seine
Versicherung machen und für ihn beten“, erinnert sich Götz Wiegand. Doch
dazu kommt es nicht. Das Ganze ist beim Sandsteinblogger nachzulesen, der
Götz Wiegand befragt hat. Weiter schreibt der Blogger: "23. Mai 1996, Camp
II auf 7800 Meter: [ ... ]Die Sachsen liegen im Schlafsack, gegen 21 Uhr wollen
sie aufbrechen. Nur Thomas Türpe bekommt kein Auge zu. Er schnappt sich
einen Topf, um Schnee zu schmelzen und Wasser zu kochen. [ ... ] Türpe
schlüpft aus dem Zelt, richtet sich auf – und bleibt wie angewurzelt stehen. Er
glaubt, eine Erscheinung zu haben: Draußen im Schnee kriecht ein Mann herum.
„Er kam auf mich zu getorkelt wie ein Sturzbetrunkener, fiel hin, rappelte
sich wieder hoch und war völlig orientierungslos.“ Schnell wird klar – es ist
der verschollene Japaner, der wie aus dem Nichts ins Lager stolpert. Aus dem
Mann ist kein vernünftiges Wort mehr herauszubekommen, er zeigt deutliche
Symptome der Höhenkrankheit. Die Hände sind schwarz von Erfrierungen.
Die Sachsen stehen vor der wohl schwersten Entscheidung ihres Lebens:
Nach jahrelangen Vorbereitungen, monatelangem Training und elenden Wochen
des Wartens am Berg ist das große Ziel endlich zum Greifen nahe – jede
verlorene Stunde könnte den langersehnten Traum zunichtemachen. Doch
für den Japaner geht es um Leben und Tod.
Die Gipfelmannschaft beschließt zu bleiben und sich um den Kranken zu
kümmern. Vor allem müssen sie ihm dringend Sauerstoff zuführen. Aber die
Sachsen sind die Exoten am Berg – die einzige Everest-Mannschaft ohne Sauerstoff.
Thomas Türpe sammelt draußen im Camp die von anderen Expeditionen
weggeworfenen Flaschen ein, in der Hoffnung hier und da noch einen
Rest von dem lebenswichtigen Gas zu finden. „Wir hatten auch keine Maske,
die wir ihm aufsetzen konnten, sondern haben einfach nur die Ventile aufgedreht,
um ein bisschen was von dem Sauerstoff ins Zelt zu kriegen“, erinnert
er sich. Die Nacht vergeht – jede Stunde verloren für den Gipfelsturm, gewonnen
für den Japaner. Dank der Sauerstoffbehandlung geht es dem Mann
gegen Morgen körperlich etwas besser, aber die Verwirrung hält an. Thomas
Türpe kann ihn gerade noch daran hindern, aus dem Zelt raus und ins Ver-
31
derben zu laufen: „Er rief Summit, Summit – und wollte in Socken und mit einer
Rolle Klopapier zum Gipfel.“
Bis endlich Sherpas der japanischen Expedition im Camp II eintreffen und den
Kranken in Empfang nehmen können, hat das Gipfelteam eine Nacht und einen
ganzen Tag verloren. 24 Stunden sind in solcher Höhe eine kaum noch
abzulösende Hypothek. Als sie in der darauffolgenden Nacht aufbrechen, ist
den Sachsen tief im Herzen schon klar: Sie werden es nicht schaffen. Die Rettungsaktion
hat Kräfte gekostet, die unwiederbringlich verloren sind. Die
Mannschaft kommt langsamer voran als geplant. Ein Stück oberhalb von
Camp III ist definitiv Schluss, auf 8500 Metern. Ein bedeutungsloser Punkt im
eisigen Nirgendwo markiert den Gipfel der ersten sächsischen Everest-
Expedition – noch weit entfernt vom wirklichen Gipfel. „Wir haben einfach
gemerkt, dass es Mist wurde. Es war eine Vernunftentscheidung“, sagt der
Chemnitzer Jörg Stingl, der gemeinsam mit Türpe und dem Hamburger Timothy
Riches zur Spitzengruppe gehörte. Die große Traum ist geplatzt – vorerst.
„Damals hat mich das natürlich geärgert“, sagt Stingl. „Aber ich hab auch gesehen,
wie leicht Leute in dieser Höhe sterben.“ Der Chemnitzer kehrt erst
fünf Jahre später im Zuge der zweiten sächsischen Everest-Expedition an den
Berg zurück – diesmal von Süden und mit Erfolg. Bis heute gilt er als der einzige
Sachse, der auf dem Gipfel war."1)
Seit Jahren nimmt der kommerzielle Rummel an den Bergen des Himalaya
beängstigend zu. Unbedarfte Abenteurer, die teilweise zuvor noch nicht einmal
Steigeisen an den Füßen gehabt hatten, werden von verantwortungslosen
Firmen mit Hilfe von Sherpas auf eingerichteten Pisten auf den Berg gehievt.
Bekannt ist das Worldpress-Foto von den Schlangen vor dem Hillary-
Step. „Was da inzwischen abgeht, hat mit Bergsteigen nichts mehr zu tun“,
sagt Wiegand.
har
1) nachzulesen bei Hartmut Landgraf (https://www.sandsteinblogger.de/)
Ω
Hier noch ein interessantes Ergebnis einer Umfrage zum Höhenbergsteigen
in Coronazeiten:
Gefragt worden war: Wie stehst du zum Expeditionsbergsteigen in
Coronazeiten? >>>
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Antwort A: Der Mount Everest ist nun einmal der höchste Berg der Er-
de und darum verstehe ich, dass seine Besteigung für viele einen groganz
unabhängig von ethischen oder morali-
ßen Traum darstellt – schen Aspekten.
Antwort B: Schlange stehen, um einen Berg zu besteigen? Nein danke,
das ist kein Gipfel wert – schon gar nicht mit all l den ethischen Aspekten
am Mount Everest.
Das Ergebnis ist eindeutig: Über 85 Prozent entschieden sich für Antwort
B! Nur knapp 15 Prozent verstehen, dass der Everest auch heute
noch ein Traumziel ist.
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Sammelsurium
Der Yeti lebt.- jedenfalls in Form eines Logos, das
an hochwertigen Daunensachen zu finden ist.
Mancher von uns erinnert sich vielleicht noch,
wie die Firma damals entstand. Sportfreund
Bernd Exner plante 1983 eine Winter-Expedition
nach Rumänien und fand keinen Schlafsack, der
ihn warm genug halten würde. Kurzerhand entstand
in seiner Küche mithilfe seiner Frau Sabine
ein geeigneter Sack. Dies war der Startpunkt für
die spätere Firma Yeti. Nach der Wende expandierte
diese, zog nach Görlitz und ist heute mit der
Firma Nordisk verheiratet. Die Produktionsräume
dort sind 2010 in einem Neiße-Hochwasser abgesoffen.
Nach einer Zwischenstation in einem Ge-
Klettern der anderen Art.- Was hat der
Kaukasus- und Pamirpionier Rickmer
Rickmers mit dem gleichnamigen Großsegler
im Hamburger Hafen gemeinsam?
Eigentlich nichts als die zufällige Namensgleichheit
mit dem Reeder, der einst
das Segelschiff bauen ließ. Der war allerdings
sein Großvater. Aber da ist dann noch das Klettern. Klettelmast.
Gut gesichert
natürlich. Jeden Sonnabend von 11 bis 17 Uhr kann man
dort seine Höhentauglichkeit testen, immerhin mehr als die
tern nämlich bis in 35 Meter Höhe am Mittelmast.
gewöhnliche Abseilhöhe.
Berge gesucht – Menschen gefunden.- Berge, besonders die
ganz hohen, sind beeindruckend. Manchmal aber auch die Menschen, die
dort leben. Besonders dann, wenn sie in sehr ärmlichen Verhältnissen leben,
wie vielerorts in Nepal. Zwei Menschen, eine Ärztin und ein Elektromeister
aus Baden Württemberg, beide Höhenbergsteiger, entdeckten für sich das
Verlangen, sich für die Menschen Nepals und seine Bedürfnisse einzusetzen.
Für ihr Engagement erhielten sie den Verdienstorden der Bundesrepublik
Deutschland verliehen.
34
werbegebiet ist es jetzt in die Görlitzer Innenstadt gezogen, in eine sogenannte
„gläserne Fabrik“. Durch Scheiben getrennt, kann man vom Verkaufsraum
aus zusehen, wie die Daunen in die Säcke bzw. die Klamotten kommen. Produziert
wird nach dem „Ethical Down Code“, in etlichen Schritten noch von
Hand. Die Manufaktur beinhaltet auch ein Care & Repair Center. Yeti ist wohl
weltweit die einzige Firma, bei der man seinen individuellen Schlafsack produzieren
lassen kann, Größe, Form, Füllung, Gewicht, Design usw.
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Termine … Termine … Termine … Termine …
5. - 7. 11. 2021 (unter Vorbehalt) Jahresabschlusstref
fen DAV Brandenburger Tor
12. – 14. 11. 2021 17. Bergsichten (u. a. mit Heinz Zak,
Bernd Arnold, Alexander Huber, Robert
Leistner, Peter Brunnert); Näheres unter
www.bergsichten.de
14. 12. 2021 Jahresabschlusstreffen von EBM
Termine … Termine … Termine … Termine …
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Trau rige Nachricht ….
Über Inge Sachse erreichte uns
die traurige Nachricht, dass
Zbyněk Tomeček im Juni verstorben
ist. Etliche von uns
werden sich sicherlich noch
gut an ihn erinnern. Wir hatten
mit seiner Hilfe eine schöne
EBM-Gruppenfahrt in die Beskiden
auf die Beine gestellt. Er
war damals eine große Unterstützung
beim Programm vor
Ort. Besonders der bei ihm im
Garten organisierte Grillabend
ist mir noch heute gut in Erinnerung:
Die anregenden Getränke,
die köstlichen Leckereien,
die stimmungsvolle Musik
und ein stets gute Laune
versprühender Zbyněk.
Auf dem kleinen Foto ist er mit
Kurt Sachse zu sehen, mit dem
ihn eine lange Freundschaft
verband. Es stammt aus dem
Jahr 1957.
Harald
Für euch bei arte gesehen:
v.l. Zbynnek Tomecek, Kurt Sachse
36
Nanga Parbat- Mein Schlüsselberg
Reinhold Messner ist, wie er selbst angekündigt hatte, ins Filmgeschäft eingestiegen.
Sein Erster Streifen lief Anfang Juni bei arte.
Nun ist es immer ziemlich problematisch, von sich selbst ein objektives Bild zu zeichnen,
erst recht dann, wenn ein Familienmitglied auch noch dieses Bild (Film) produ-
ziert. Das hat Reinhold Messner als Regisseur in eigener Sache versucht, und sein
Sohn Simon hat das Ganze 2020 produziert. Und dieser hat natürlich als exzellenter
Bergsteiger, wie sein Vater auch, selbst in dem Film mitgewirkt. Man hat also gewis-
sermaßen ein Familienporträt präsentiert bekommen. Da passt es natürlich ins Bild,
wenn sich dann auch die jetzt noch Lebenden am Gedenkstein für Günther Messner
mit der anschließenden Feuerbestattung der Überbleibsel des verunglückten Bruders
einfinden.
Was in den Tagen damals passiert ist, wird niemals aufgeklärt werden, der einzige
Zeuge hat seine Version verkündet. Die anderen Zeugen kommen nur in winzigen
Schnipseln zu Wort zum Beispiel Hans Saler, der da von Widersprüchen spricht, von
denen aber im weiteren Film keiner beispielhaft benannt oder widerlegt wird. Ein
zentraler Punkt war ja, ob Reinhold insgeheim eine Überschreitung geplant oder zumindest
in Erwägung gezogen hatte, was er stets bestritten hat. Der Abstieg über die
bat
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Diamirflanke sei damals den Umständen geschuldet gewesen. Im Film sagt er klar,
dass es über die schwierige Rupalwand sowohl hoch als auch wieder runter gehen
sollte. Später im Film sagt er dann, über die schwere Rupalseite hätte man nicht absteigen
können, weil kein Seil mitgenommen worden sei. Wenn er aber nicht auf anderem
Wege absteigen wollte, also den gleichen Weg wieder zurücksteigen wollte,
hätte er da nicht ein Seil mitnehmen müssen? Immerhin hat Messner nicht seinen
Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung von früher wiederholt, der ja bekanntlich zu
erheblichem Streit und zum Bruch mit dem DAV geführt hatte, und der sogar vor Gerichten
ausgetragen worden ist. Allerdings hat Messner in diesem Film eine mir bisher
nicht bekannte neue Version der Vorgänge geschildert. In Joseph Vilsmayers
Nanga Parbat-Film klang das vielfach noch anders (auch dort Regieberater Reinhold
Messner). Überaschend für mich auch die Darstellung der Rettung durch die Hunzas,
die nach früheren Darstellungen ja einen völlig desolaten, praktisch hilflosen und im
Kopf nicht mehr klaren Menschen („Wo ist mein Bruder“) vorgefunden und dann in
Sicherheit gebracht hatten. Im Film jetzt läuft Messner selbständig ins Tal, nur etwas
geführt von einem Hunza-Mann.
Fragen bleiben auch nach diesem Film, der auf Kinolänge durch ausschweifende,
wenn auch schöne Landschaftspanoramen, viel Historisches und auch viel Folklore
getrimmt worden ist. Für Kenner des Bergsteigermetiers fallen aber auch etliche
handwerkliche Ungereimtheiten auf. So kommt Messner in dünnen Kniebundhosen
von 8000 Metern runter, bei denen öfter mal die nackten Knie zu sehen sind. Mal
fehlen die Steigeisen, mal kommt Equipment der Neuzeit zum Einsatz. Und ob Messner,
auch wenn er am Ende seiner Kräfte war, so unprofessionell seinen Pickel (ohne
Handschlaufe!) eingesetzt hat, darf bezweifelt werden. Auch wunderte ich mich über
Simon Messner, der bei seiner Erstbesteigung eines Nebengipfels im Aufstieg mit
leichtem Gepäck gezeigt wurde, bei dessen Rückkehr aber sich ein voluminöser Rucksack
auf seinem Buckel befand.
Das Konzept des Films gleicht denen seiner diversen Bücher. Die Erwartung des Rezipienten,
die aus dem Titel genährt wird, macht leider nur einen Bruchteil aus. Das
meiste sind bekannte Wiederholungen aus früheren Filmen. Größe hat Messner mit
diesem Film nicht bewiesen, denn er konnte es sich nicht verkneifen, Herrligkoffer
und andere Akteure in Nebensätzen immer wieder negativ erscheinen zu lassen. So
zum Beispiel dadurch, dass er die Szene mit dem martialischem Schwur bei der 53er
Besteigung einfügte, um Herrligkoffer unterschwellig Nähe zum Nationalsozialismus
unterzujubeln. Mit dieser Szene hatte Herrligkoffer jedoch nichts zu tun. Sie war auf
Verlangen der begleitenden und Geld gebenden Filmgesellschaft inszeniert worden.
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Und so wurde es für den Ausnahmebergsteiger doch nur wieder ein Rechtfertigungsfilm,
wenn auch moderater als die Vorgängerstreifen, dafür aber wenigstens mit
schönen Bildern. Schade.
Harald
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Neuer Kletterführer Zittauer Gebirge
Die beiden umtriebigen Kletterer Michael Bellmann und
J. Trültzsch haben im Heimatbuchverlag Bellmann*) einen
neuen Kletterführer vom Zittauer Gebirge veröfwesentlich
ergiebiger als der, der von
Hans Pankotsch zusammen mit Dietmar Heinicke und
fentlicht. Er ist Helmut Paul schon zu DDR-Zeiten zusammen gestellt
worden ist. Zudem sind in der jüngeren Vergangenheit
mehrere Gipfel für das Klettern frei gegeben worden.
In diesem Führer findet man jetzt Informationen zu
2.150 Aufstiegsbeschreibungen an 130 Kletterzielen. Sie
sind wie beim ‚Pankotsch‘ in die drei Gebiete Weißbachtal,
Oybin und Jonsdorf aufgeteilt. Das Besondere
an diesem Kletterführer ist, dass es für etwas unübersichtliche Wände auch Topo-
Skizzen gibt.
Außerdem findet eine Reihe von Piktogrammen Verwendung, die den Nutzer auf
wichtige Gegebenheiten zum jeweiligen Kletterfelsen hinweisen: schnell abtrocknender
Fels, kinderfreundliches Gelände, häufig feucht, historische Infos sowie
Hinweise zu Sperrzeiten.
Zusätzlich ist der Kletterführer mittels einer großen Anzahl von aktuellen oder auch
historischen Fotos illustriert.
Preis: 24,90 €; Zu beziehen ist das Werk bei: Kletterführer Net;
Jan Erbsmehl u. Renè Bauer GbR
Deutscher Platz 4, 04103 Leipzig
Tel: 0341 58060172; E-Mail: kontakt@kletterfuehrer.net
UStid-Nr. DE 276893695
*) u.a. Das Schweigen der Lämmer am Vorderen Schroffen Stein
39
EBM-Kompakt:
Gruppenabende monatlich, jeweils am 3. Dienstag 18 Uhr (im Dezember am
2. Dienstag). im Begegnungszentrum LIBEZEM, Rhinstraße 9, 10315 Berlin-
Friedrichsfelde Tel.: 5229200
Gruppenmitgliedschaft 5 Euro Beitrag/Jahr unabhängig von einer Mitgliedschaft
im Deutschen Alpenverein (DAV). Eine Mitgliedschaft im DAV ist nicht
Bedingung.
Eine Hütte in Prossen steht allen Gruppenmitgliedern zur Nutzung offen,
genauso deren Freunden und Bekannten, vorausgesetzt, es ist jemand von
der Gruppe mit auf der Hütte, wenn es ein Erstbesuch ist.
Übernachtungsgebühr 6 Euro pP, Schüler ab 10 Jahren 3 Euro und unter 10
Jahren 1 Euro.
Hüttenmitgliedschaft 30 Euro/Jahr, dann Übernachtungsgebühr nur 2,50
Euro, Schüler ab 10 Jahre 1 Euro, darunter frei. Abrechnung bei Willy
Göricke (siehe unten).
Die Hütte befindet sich in 01814 Prossen, in der Ferienanlage Weinberg,
Bungalow-Nummer 20/21; Anfahrt über Bergstraße
Hüttenschlüssel gegen Pfand bei Thomas Klenz.
Anmeldung bei Ulf Knoll (im Verhinderungsfall auch bei Thomas Klenz).
Kontakte:
Ulf Knoll 0160/98 15 98 77, Alfred-Randt-Str. 16, 12559 Berlin
Thomas Klenz 67820278, Walchenseestr. 12, 12527 Berlin
Jochen Söhler 564 87 73, Cecilienstr. 172, 12683 Berlin
EBM-Finanzen: Willy Göricke, wgo99@t-online.de
IBAN: DE51160500001100334366, BIC: WELADED1PMB
Ausführliche Infos über: www.einheit-berlin-mitte.de (Dort gibt es auch eine
aktuelle Belegungsübersicht für die Hütte.)
Es gibt wieder Zusammenkünfte!
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