Leichtathletik INFORMationen 03/2021
Inhalt: Geher-Förderprojekt bei Olympia in Tokio + Olympia 2021 – Von Hightech und Untiefen + Neue Wege im Hochsprung – „Der Hochsprungbaum” + Marcel Fehr – Wenn Träume platzen + Nachbetrachtung – U23-Europameisterin Lilly Kaden + Portrait: Anna Malia Hense
Inhalt: Geher-Förderprojekt bei Olympia in Tokio + Olympia 2021 – Von Hightech und Untiefen + Neue Wege im Hochsprung – „Der Hochsprungbaum” + Marcel Fehr – Wenn Träume platzen + Nachbetrachtung – U23-Europameisterin Lilly Kaden + Portrait: Anna Malia Hense
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Heft <strong>03</strong>/<strong>2021</strong><br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
<strong>INFORMationen</strong><br />
FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e. V. – Wir fördern die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend<br />
Unsere Themen:<br />
+ Erfolgreiches Geher-Projekt<br />
+ Nachschau auf Olympia<br />
+ Mohamed Mohumed<br />
+ Marcel Fehr: Wenn Träume platzen<br />
+ Eindrücke aus Rostock
Wir trauern um<br />
Geher-Förderprojekt bei Olympia in Tokio<br />
Die FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> fördern seit vielen Jahren den DLV-Schülercup<br />
Gehen sowie den DLV-Geher-Cup (U14 und U16). Zwischenzeitlich können wir<br />
in der sehr guten Zusammenarbeit mit Nachwuchsbundestrainerin Manja Berger<br />
sagen, dass dies auch Auswirkungen auf Einsätze in der deutschen Nationalmannschaft<br />
hat.<br />
Denn mit Stolz dürfen wir auf die vor kurzem zu Ende gegangenen Olympischen<br />
Spiele in Tokio zurückblicken. Der diesjährige Olympia-Silbermedaillen-Gewinner<br />
im 50 km Gehen, Jonathan Hilbert, war im Jahr 2012 Teilnehmer der von uns geförderten<br />
Geher-Maßnahme. Dies macht für den FREUNDE-Vorstand noch einmal<br />
deutlich, wie wichtig die finanzielle Förderung des Geher-Projektes ist und welche<br />
Erfolge daraus resultieren können.<br />
Lieber Jonathan, im Namen der FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> gratulieren wir Dir<br />
ganz herzlich zur Olympiamedaille!<br />
Der FREUNDE-Vorsitzende Roland Frey hat in einem persönlichen Glückwunschschreiben<br />
Jonathan Hilbert diese Glückwünsche der FREUNDE übermittelt (siehe<br />
unten).<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Förderverein FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong> e.V.<br />
Geschäftsstelle:<br />
Alfred Maasz<br />
Am Steinlein 2b, 97753 Karlstadt<br />
Telefon: 0 93 53 / 9 98 86, Fax / 99888<br />
E-Mail: geschaeftsstelle@fdlsport.de<br />
Internet: www.fdlsport.de<br />
FB: www.facebook.com/freundederleichtathletik<br />
Instagram: www.instagram.com/fdlsport<br />
Spenden und Anzeigen sind willkommen.<br />
Die Anzeigenpreisliste finden Sie online.<br />
Bankverbindung:<br />
Sparkasse Mainfranken<br />
IBAN: DE25 7905 0000 0047 4317 21<br />
Erscheint viermal jährlich. Der Bezug dieser<br />
Zeitung ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
Redaktion (V.i.S.d.P.):<br />
Oliver Frenkel<br />
Rapunzelweg 15, 44339 Dortmund<br />
Telefon: 02 31 / 13 47 88 11<br />
E-Mail: redaktion-team@fdlsport.de<br />
Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete<br />
Beiträge sind die Verfasser verantwortlich.<br />
Gestaltung und Layout:<br />
Oliver Frenkel Medienservice<br />
Rapunzelweg 15, 44339 Dortmund<br />
Telefon: 02 31 / 13 47 88 11<br />
E-Mail: info@pmedien-dortmund.de<br />
FB: www.facebook.com/OF.Medienservice<br />
Druck und Weiterverarbeitung:<br />
color-offset-wälter GmbH & Co. KG<br />
Oberste-Wilms-Straße 18, 44309 Dortmund<br />
Telefon: 02 31 / 97 67 64 - 0<br />
E-Mail: kontakt@color-offset-waelter.de<br />
Internet: www.color-offset-waelter.de<br />
Titelseite:<br />
Carolin Hinrichs (VfL Loeningen) gewinnt die<br />
1.500 m in der U18 am 31.07.<strong>2021</strong> während den<br />
deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-Jugendmeisterschaften<br />
<strong>2021</strong> in Rostock<br />
Titelfoto:<br />
Torben Flatemersch, https:torbenfla.de<br />
Manja Berger schreibt uns dazu: „Einfach sensationell und ein wunderbarer Wettkampf<br />
bei den Olympischen Spielen. Mit einer großartigen Leistung erkämpft Jonathan<br />
Hilbert die Silbermedaille über 50 km Gehen. Ich gratuliere ihm dazu ganz<br />
herzlich.“<br />
Sie fragen sich, wo Teilnehmende des Geher-Projektes noch so in der Deutschen<br />
Nationalmannschaft zum Einsatz kamen und wie diese dort abgeschnitten haben?<br />
Nachwuchsbundestrainerin Manja Berger hat für die FREUNDE eine schöne Übersicht<br />
erstellt (siehe Seite 3).<br />
Lieber Jonathan,<br />
ich darf Dir im Namen des Fördervereins „FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>“ als<br />
dessen Vorsitzender zum Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen<br />
Spielen in Tokio im 50km Gehen recht herzlich gratulieren.<br />
Wir freuen uns, dass wir mit der Förderung des „Geher-Cups“, bei dem auch<br />
Du 2012 teilgenommen hast, eine „kleinen“ Betrag auf Deinem Weg zu<br />
diesem Erfolg beitragen konnten.<br />
Dein Erfolg, und auch jene im Nachwuchsbereich bestärken uns, den<br />
eingeschlagenen Weg in Zusammenarbeit mit der Projektleiterin Manja<br />
Berger fortzuführen.<br />
Für Deinen weiteren sportlichen Weg wünschen wir Dir alles Gute.<br />
Auch viel Glück und Erfolg für den Umstieg auf die neue Distanz, die Euch<br />
vorgegeben wurde.<br />
Gönne Dir die nötige Erholung von der anstrengenden zurückliegenden<br />
Saison <strong>2021</strong>, damit Du auch in 2022 wieder voll angreifen kannst.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Roland Frey<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 2
Fotos: M. Schnorrenberg<br />
Die erfolgreichsten Geher:innen, die über die FREUNDE gefördert wurden (Maßnahmen des DLV-<br />
Schülercups im Gehen & DLV-Gehercups U14/U16) sowie ihre Einsätze in der Nationalmannschaft:<br />
Czychy, Charlyne 2009 U18-WM Brixen (11. Platz)<br />
2010 U20-WM Moncton (15. Platz)<br />
2011 U20-EM Tallinn (Teilnehmerin)<br />
Frenzl, Johannes 2017 U18-WM Nairobi (25. Platz)<br />
2018 U18-EM Györ (10. Platz)<br />
Frenzl, Mathilde 2019 EYOF Baku (6. Platz)<br />
Grandi, Josephine 2017 U18-WM Nairobi (16. Platz)<br />
Hilbert, Jonathan 2014 U20-WM Eugene (18. Platz)<br />
2017 U23-EM Bydgoszcz (6. Platz)<br />
2019 WM Doha (23. Platz)<br />
Junghannß, Karl 2013 U18-WM Donezk (12. Platz)<br />
2017 U23-EM Bydgoszcz (2. Platz)<br />
2017 WM London (13. Platz)<br />
Lehmeyer, Emilia 2016 U20-WM Bydgoszcz (13. Platz)<br />
2017 U23-EM Bydgoszcz (6. Platz)<br />
2018 EM Berlin (14. Platz)<br />
Pohle, Hagen 2009 U18-WM Brixen (1. Platz)<br />
2010 U20-WM Moncton (10. Platz)<br />
2011 U20-EM Tallinn (1. Platz)<br />
2013 U23-EM Tampere (1. Platz)<br />
2014 EM Zürich (14. Platz)<br />
2015 WM Peking (18. Platz)<br />
2016 OS Rio de Janeiro (18. Platz)<br />
2017 WM London (17. Platz)<br />
2018 EM Berlin (8. Platz)<br />
2019 WM Doha (17. Platz)<br />
Richter, Julia 2015 U18-WM Cali (28. Platz)<br />
2016 U18-EM Tiflis (5. Platz)<br />
2017 U20-EM Grosseto (6. Platz)<br />
2018 U20-WM Tampere (14. Platz)<br />
Richter, Niklas 2016 U18-EM Tiflis (Teilnehmer)<br />
Schmidt, Jakob 2018 U18-EM Györ (11. Platz)<br />
2019 U20-EM Borås (6. Platz)<br />
Zurek, Teresa 2015 U18-WM Cali (17. Platz)<br />
2016 U20-WM Bydgoszcz (11. Platz)<br />
2017 U20-EM Grosseto (2. Platz)<br />
2018 EM Berlin (20. Platz)<br />
3 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Bild von Gerhard G. auf Pixabay<br />
Von Hightech und Untiefen<br />
Erdrückt vom hohen internationalen Niveau büßt das DLV-Team in Tokio weiteren Boden ein<br />
Als das Coronavirus im Frühjahr vergangenen Jahres die Japaner<br />
zwang, die Olympischen Sommerspiele um ein Jahr zu verschieben,<br />
behielten sie das originäre Logo des Unternehmens<br />
auch im Jahr <strong>2021</strong> bei: Tokio2020. Ein irritierender Versuch,<br />
den durch den viralen Störenfried Covid-19 in Unordnung<br />
geratenen Weltenlauf kurzerhand anzuhalten? Der olympische<br />
Kernsport <strong>Leichtathletik</strong> allerdings hat sich nicht erwärmen<br />
können fürs Einfrieren des Kalenders. Im Gegenteil: Sie<br />
ist schnurstracks in die Zukunft vorgeprescht. Zum Kronzeugen<br />
des Zeitenübersprungs berief sich der Weltverband World<br />
Athletics (WA) einfachheitshalber selbst. Auf die in der Tat futuristischen<br />
Weltrekorde in den beiden 400-m-Hürdenfinals<br />
verweisend, Sydney McLaughlins 51,46 Sekunden und Karsten<br />
Warholms 45,95 Sekunden, fabulierte ein WA-Lohnschreiber,<br />
man werde „noch in Jahrzehnten von diesen Rennen als den<br />
Events reden, die alles verändert haben dessen, was wir glaubten<br />
über die Grenzen menschlichen Leistungsvermögens zu<br />
wissen“. Der renommierte britische Experte und Statistiker Peter<br />
Matthews sieht die 45,95 sek. „mindestens“ auf dem Niveau<br />
der Jahrhundertrekorde von Bolt (100 m 9,58 sek.), Beamon<br />
(Weitsprung 8,90 m) und Rudisha (800 m 1:40,91 min.).<br />
Die selbst verordnete Großartigkeit ihres Sports im olympischen<br />
Kanon zu belegen: kein Problem für World Athletics.<br />
83 Länder schickten Finalisten, unter ihnen 43 Staaten mit Medaillen<br />
(das sind beinahe 50 Prozent der Länder, die in allen<br />
Sportarten mindestens eine Medaille geholt haben); die entlegensten<br />
Ecken des Planeten leuchtet die <strong>Leichtathletik</strong> inzwischen<br />
aus, Burkina Faso, ein Nobody aus Westafrika, ehedem<br />
Obervolta, erklomm erstmals das Podest der Besten, Bronze-<br />
Dreispringer Fabrice Zango machte es möglich. Mehr Weltläufigkeit<br />
geht nicht, WA-Chef Sebastian Coe sprach von der „globalsten<br />
Ausgabe der Olympischen Spiele – aus der Sicht der<br />
<strong>Leichtathletik</strong>“, Globalisierung nach Art seines Sports.<br />
McLaughlin, Warholm und Yulimar Rojas korrigierten die Weltrekordliste<br />
(wobei der Dreisprung der Venezolanerin auf längst<br />
erwartete 15,67 m nicht den utopischen Anstrich der Hürdenzeiten<br />
hat), einige Etagen tiefer wurde mit alten Top-Marken<br />
ebenfalls kurzer Prozess gemacht: zwölf Olympische Rekorde,<br />
28 Höchstleistungen der Kontinente, darunter drei des europäischen<br />
(Femke Bol/400 m H 52,<strong>03</strong>, Marcell Jacobs/100 m<br />
9,80, Jakob Ingebrigtsen/1.500 m 3:28,32) sowie 150 der nationalen<br />
Verbände.<br />
Mustermesse der Innovationen<br />
Die Rekordflut, respektive ihr Hintergrund, waren das Thema<br />
im Tokioter Olympiastadion. Konnte man sie voraussehen, in<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 4
diesem Ausmaß, von der Qualität? Angesichts des von Corona<br />
angerichteten Chaos in der vorolympischen Trainings- und<br />
Wettkampfplanung? In einer Stadt mit extremer Hitze und<br />
Luftfeuchtigkeit? Ohne den phonetischen Energieschub für<br />
Athleten und Athletinnen von tausenden Zuschauern? Doch<br />
schon, neue Bestmarken waren trotz allem beim höchstnotierten<br />
Meeting seit fünf Jahren absehbar: in Disziplinen diesseits<br />
der Mittel- und Langstrecke. Deren Protagonisten beklagten<br />
das Tokioter Klima nicht, sie begrüßten es, weil es ihr muskulöses<br />
Beinwerk mit dem besten Vortrieb ausrüstete.<br />
Und damit zum Kern der Schwemme. Stichwort Hightech. Obwohl<br />
umständehalber mit dem Etikett steril versehen, waren<br />
die Spiele in Tokio aus leichtathletischer Sicht am Ende<br />
des Tages jedoch eine muntere Mustermesse der Innovationen,<br />
die größte seit Einführung der Kunststoffbahn und des<br />
Flops vor 53 Jahren. Die Weiterentwicklungen der 400-m-<br />
Piste, vorangetrieben durch die italienische Marke Mondo,<br />
und des Schuhwerks der US-Firma Nike entpuppten sich, jawohl,<br />
als Revolution. Die Bahnbeläge aus Alba (Piemont) werden<br />
seit Jahrzehnten produziert, aber erst das 2019 verlegte<br />
Exemplar für Tokio 2020, ein nur 14 Millimeter starker vulkanisierter<br />
Gummibelag auf einer Schicht luftgefüllter Segmente,<br />
ließ die Zehntel schmelzen. Mondo spricht von einem „ein- bis<br />
zweiprozentigen Vorteil“. Assistiert wird der Trend zur Tempoverschärfung<br />
von den Spikes aus Oregon und den Nachahmungen<br />
anderer Firmen mit durch Schaumgummi gelifteten<br />
Sohlen („Trampolin“) und Einlagen aus Carbon.<br />
Schaden für die Glaubwürdigkeit<br />
Dass diese Entwicklung nicht ausschließlich von Beifall begleitet<br />
wird, sollte begrüßt werden und der Weltverband sich fragen<br />
lassen, ob er es mit der Akzeptanz des Technikspuks nicht<br />
übertreibe. Immer weiter mit der Fremdbestimmung des sportiven<br />
Talents des Menschen? WA-Chef Seb Coe jedenfalls, einst<br />
auf der Honorarliste von Nike notiert, hob rasch den Daumen,<br />
als der Sportartikelriese aus den USA das flotte Schuhwerk seinen<br />
Stars anpasste. Sein Kalkül: Rekorde halten die <strong>Leichtathletik</strong><br />
im Gespräch und aus Sicht des Marketings auf Augenhöhe<br />
mit der Konkurrenz. Immerhin versuchte ein Lohnschreiber des<br />
Weltverbands die Hightech-Fraktion einzubremsen. Auf der<br />
WA-Homepage formulierte er: „Der Hauptgrund (für die Rekorde)<br />
ist die aktuelle Generation der wahren Allzeit-Größen“.<br />
Auch einige Atleten und Athletinnen weigern sich, den Trend<br />
blanko zu unterschreiben. Norwegens Karsten Warholm, in Tokio<br />
wohl mit Carbon unterwegs zum Weltrekord, aber nicht mit<br />
Schaumstoff, gab zu bedenken: „Wenn du ein Trampolin reinnimmst,<br />
ist das Bullshit, es schadet der Glaubwürdigkeit unseres<br />
Sports“. Speerwurfcoach Boris Obergföll sprach nach dem<br />
Favoritensturz seines auf dem für ihn zu weichen Mondo-Material<br />
ausgerutschten Branchenführers Johannes Vetter von einem<br />
„Kindergartenbelag“. Frührentner Usain Bolt, einst Puma-<br />
Runner und besorgt um seine 2009 auf Alt-Mondo in Berlin<br />
erzielten Sprintweltrekorde, nannte die neue Spikes-Technologie<br />
„unheimlich, lachhaft und unfair“.<br />
Unangenehm war World Athletics die Hightech-Diskussion<br />
keinesfalls, verdrängte sie doch Spekulationen um ein Thema,<br />
das für gewöhnlich bei derlei Rekordfesten die Tonlage bestimmt:<br />
Doping. Vorerst sind die Spiele in Tokio so clean wie<br />
weiland die in London 2012, die Seb Coe voreilig „die saubersten<br />
aller Zeiten“ genannt hatte. Böses Erwachen stellte sich<br />
dort erst ein, als die Nachtests analysiert waren: 17 Medaillen<br />
wechselten den Besitzer. Ein Dé jà-vu ist nicht auszuschließen.<br />
Andere Auffälligkeiten im Sammelsurium der Ereignisse von<br />
Tokio.<br />
Der Auftritt der US-Amerikaner. Obwohl auch diesmal gewohnt<br />
hochthronend über der Konkurrenz, jedoch erneut<br />
nicht in der Form der Trials, kredenzte das Team eine seltsame<br />
Melange einerseits aus Schwächeanfällen in traditionsreichen<br />
Erfolgsdisziplinen wie den Sprints, was deutliche<br />
Lücken im Medaillen- und Finalistenranking (26<br />
Podestplätze, in Rio 32 – 7-mal Gold, in Rio 13-mal – 263<br />
Punkte für Plätze eins bis acht, Rio 310) zur Folge hatte; andererseits<br />
eine der Mixtur beigemischt stattliche Prise extrem<br />
talentierter und bereits in die Finals vorgerückter<br />
Athleten und Athletinnen der U24-Kategorie. Ein Vorgeschmack<br />
auf die WM 2022, der ersten in den USA. Man ahnt,<br />
dass es in Eugene wieder Richtung Rio-Bilanz gehen kann.<br />
Der Überraschungsgast im Medaillenspiel heißt, Achtung,<br />
Italien (im Placing Table verblüfften die Niederlande als<br />
Sechste). Mit fünf Olympiasiegen stürmten die Italiener auf<br />
Platz zwei. Ausrufezeichen. Zwei im Sprint. Zwei Ausrufezeichen.<br />
Zwei beim 20 km-Gehen, eine geteilte für Hochspringer<br />
Gianmarco Tamberi. Man sollte den Italienern die<br />
Daumen drücken, dass die Fünf von Dauer ist …<br />
Das Beispiel Italien stützt im Übrigen erneut die Zweifel am<br />
Medaillenspiegel, der sich an der Goldwährung ausrichtet<br />
statt an der Zahl aller Medaillen. Nur deshalb rangierte Italien<br />
(5) vor Kenia (10), Polen und Jamaika (je 9).<br />
Die Angelegenheit der Athletinnen mit zu hohem, körpereigenem<br />
Testosteronspiegel. Zwei 400-m-Läuferinnen aus<br />
Namibia schloss die neue WA-Regel („Semenya-Paragraf“)<br />
vom Rennen über die Stadionrunde aus, bot Starts jenseits<br />
der 1.500 m an oder diesseits der 400 m. Die Afrikanerinnen<br />
wählten die 200 m, Christine Mboma (18) gewann Silber in<br />
21,81 Sekunden (U20-WR, Afrikarekord), Beatrice Masilingi<br />
(18) wurde Sechste in 22,28 Sekunden (PB). Die Folge: Erneute<br />
Diskussionen über die „Testo-Frauen“. Behauptung<br />
von WA-Chef Seb Coe: „Dieses 200-m-Finale zeigt, dass die<br />
Testosteron-Regel funktioniert“. Wirklich??<br />
Der Trend zum Jungspund. An der Spitze wird die <strong>Leichtathletik</strong><br />
immer jünger. Aus dem erwähnten knappen Dutzend<br />
US-Junioren und Juniorinnen sticht die fantastisch<br />
elegant und souverän laufende 800-m-Siegerin Athing<br />
Mu (19) heraus, gefolgt von 200-m-Bubi Erriyon Knighton<br />
(17) als Endlauf-Viertem und 1.500-m-Jüngling Cole Hocker<br />
(20) als Sechstem. Femke Bol (21) aus den Niederlanden<br />
gewann 400-m-Hürden-Bronze und Norwegens Jakob<br />
Ingebrigtsen (20) 1.500-m-Gold. Deutschlands jüngste Einzelstarterin<br />
war Samantha Borutta (21). Sie überstand die<br />
Qualifikation nicht.<br />
Eine Vier fürs DLV-Team<br />
Mit der Hammerwerferin aus Leverkusen ist dieser Text nun<br />
beim DLV-Team angekommen und der Frage, wie dessen Per-<br />
5 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
formance in Tokio zu bewerten ist. Ginge man wie die Marktforscher<br />
vor, die gern Noten aus der Skala von Null (ganz<br />
schlecht) bis Zehn (hervorragend) vergeben, wäre unter Berücksichtigung<br />
aller Probleme – Pandemie, Klima, Verletzungsausfälle<br />
– mehr als eine Vier nicht drin; nicht angesichts<br />
der sich seit 2016 verstärkenden Abwärtstendenz des DLV in<br />
allen wesentlichen Parametern: in den Tableaus der Medaillen<br />
und Finalisten und Finalistinnen (Plätze 1 – 8) Absturz von<br />
Platz 6 (Rio) auf 13 und 11; in den Punkten abgehängt von den<br />
europäischen Wettbewerbern Großbritannien, Polen, Niederlande<br />
(!), Norwegen, eingeholt von Italien; von 56 Einzelstartern<br />
und Einzelstarterinnen (ohne Staffeln und Straßenevents)<br />
26 Gestrauchelte in Runde eins und 21 in Runde zwei; nur<br />
acht persönliche oder Saison-Bestleistungen beim Jahreshöhepunkt.<br />
Die drei Medaillen von Tokio – für die nervenstarke<br />
Weitspringerin Malaika Mihambo (Gold) und die als Außenseiter<br />
angetretenen Silbergewinner Kristin Pudenz (Diskus) und<br />
Jonathan Hilbert (50 km Gehen) – sind so gesehen nur für ihre<br />
Besitzer von Gewicht, den mäßigen Gesamteindruck korrigieren<br />
sie so gut wie nicht. Dass der DLV sich weiter von der<br />
Weltspitze entfernt hat, belegt auch dies: Er schickte 26 unter-24-Jährige<br />
zum Lernen nach Tokio (siehe Borutta), das US-<br />
Team dagegen seinen Nachwuchs in die Olympiafinals.<br />
Es läuft offenbar etwas schief mit dem System des DLV, einem<br />
System, das den Verdacht nährt ...<br />
... verkopft zu sein und übermäßig der Wissenschaft zugetan;<br />
... wegen zu viel Administration abgelenkt zu sein von der<br />
Belastungssteuerung der Aktiven, weshalb DOSB-Sportchef<br />
Schimmelpfennig die „Entbürokratisierung des Leistungssports“<br />
fordert;<br />
... im eigenen Saft zu schmoren, wofür die Unkenntnis von<br />
der Konsistenz des Mondo-Belags in Tokio spricht (Fall Vetter);<br />
... Potential zu vergeuden, Cheftrainerin Anett Stein sprach<br />
von der Umkehr der Fußballerweisheit: Wir haben keine<br />
Chancen, nutzen wir sie.<br />
Musste unter diesen Umständen zwangsläufig misslingen, die<br />
Athleten und Athletinnen auf die richtige „Road to Tokio“ einzuweisen?<br />
Ging deshalb dieser Balanceakt schief: einerseits Hilfestellung<br />
leisten, um den Aktiven ihren Olympiatraum („Dabei<br />
sein ist alles“) zu erfüllen, soll heißen der Pandemie wegen<br />
großzügig sein bei der Nominierung, und andererseits gleichzeitig<br />
die Mechanismen der fordernden Leistungsgesellschaft<br />
befolgen? Weil die Wettkampfbrache im Pandemiejahr 2020 die<br />
Jagd auf Olympianormen unterbrochen hatte, durfte mehr als<br />
ein halbes Dutzend Normerfüller aus 2019 ins Team rutschen.<br />
Formschwäche zwei Sommer später, geringes internationales<br />
Niveau, mussten DOSB und DLV (aus Furcht vor Klageandrohungen?)<br />
geflissentlich übersehen. So fiel das Team mit 88 Personen,<br />
Hand aufs Herz, viel zu groß aus. Man hätte im Nachhinein<br />
gern gewusst, mit welchem Team der DLV nach Tokio gereist<br />
wäre, hätte er allein verantwortlich und nach dem alten Kriterium<br />
„berechtigte Endkampfchance“ nominieren können.<br />
Auf den Einfluss von Untiefen im Deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-<br />
Verband hatte schon vor den Spielen Ex-Bundestrainerin Gertrud<br />
Schäfer (76), Coach der zweimaligen Siebenkampf-Weltmeisterin<br />
Sabine Braun (1991, 97), in einem Interview mit dem<br />
TV-Kanal Sport1 aufmerksam gemacht und damit Alarm ausgelöst,<br />
auf den der Verband öffentlich nicht reagierte. Einem<br />
Großteil der beim DLV angestellten und angepassten Trainer<br />
fehle die Kompetenz, Athleten und Athletinnen zielführend<br />
auf Wettkämpfe vorzubereiten. Zudem liege in der Sportmedizin<br />
vieles im Argen. Also nicht nur Bruchstellen im System,<br />
auch Schwachstellen beim Personal? Da fiel auf, was die gescheiterte<br />
Medaillenkandidatin im Speerwurf, Christin Hussong,<br />
über ihren Vater-Trainer, ein Selfmademan der Branche,<br />
in Tokio den Medien erzählt hat: „Er hat ein bisschen anders<br />
draufgeschaut, weil ich ja doch die Tochter bin und nicht ganz<br />
so viel verlangt“. So, so!<br />
Dass beim Zurück- und Nachvorneblicken im Herbst hinter geschlossenen<br />
Türen die Fetzen fliegen ob der, vorsichtig formuliert,<br />
durchwachsenen Olympiabilanz, gar das System neu<br />
justiert wird, darf kaum erwartet werden. Auch wenn es nötig<br />
wäre. Wie soll ein aktualisiertes System reifen, wenn ihm der<br />
Rhythmus zur Ausformung genommen wird, weil ein Schwerpunkt<br />
auf den nächsten folgt: 2022 WM in den USA, vier Wochen<br />
später EM im eigenen Haus (München), 2023 wieder WM<br />
(Budapest), 2024 Olympia (Paris) und 2025 WM Nummer vier<br />
in drei Jahren.<br />
Ein wenig Hoffnung macht aber doch eine Bemerkung der<br />
Cheftrainerin Anett Stein auf der letzten Pressekonferenz in<br />
Tokio. Die Tokio-Auswertung, heißt es im Pressedienst des DLV,<br />
müsse vor dem Hintergrund „… eines dynamischen Veränderungsprozesses<br />
des Sports und der Verschiebung von Kompetenzen<br />
in den einzelnen Ländern“ erfolgen. Verschiebung womöglich<br />
an Haupt und Gliedern? Auch in Deutschland?<br />
Michael Gernandt<br />
Willkommen als neue Mitglieder!<br />
Für Spenden danken wir herzlich!<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 6
Fotos: Dirk Gantenberg<br />
Foto: DLV<br />
Wir trauern um Sophia Sagonas<br />
Mit gerade einmal 39 Jahren verstarb die Bundestrainerin für den Hochsprung-Nachwuchs<br />
Sophia Sagonas. Die Nachricht vom viel zu frühen Tod hat Peter Busse und Markus Schnorrenberg,<br />
die als FREUNDE-Projektbetreuer mit Sophia im regen Austausch standen, tief getroffen.<br />
Erst im Jahr 2020 hatten die FREUNDE das Projekt Hochsprung<br />
in die Fördermaßnahmen aufgenommen und von Beginn an<br />
eine selten harmonische Zusammenarbeit mit Sophia erleben<br />
dürfen. Wir waren uns schnell einig, dass diese Projektarbeit<br />
einem Ideal nahe kam und freuten uns sehr auf die Umsetzung,<br />
die dann gleich mehrfach in letzter Minute durch die<br />
Corona-Entwicklung wieder verschoben werden musste.<br />
Sophia Sagonas, die 20<strong>03</strong> in Leipzig mit 1,92 Meter ihre Bestleistung<br />
erzielte, studierte Sportwissenschaften und war zusammen<br />
mit FREUNDE-Mitglied Günter Eisinger seit 2011 Trainerin<br />
des Hochsprung-Landeskaders Hessen sowie seit 2012<br />
DLV-Disziplintrainerin C-Kader männlich.<br />
„Es fällt mir unheimlich schwer, in Worten auszudrücken, was mir<br />
der Verlust von Sophia bedeutet. Sie war bis zuletzt ein Kämpfer,<br />
ein großartiger und liebenswerter Mensch, ein echtes Vorbild.<br />
Ich habe Sophia vor 26 Jahren (1995) als junge Athletin der<br />
Klasse W 14 kennengelernt. Bei der Aufnahme in den Landeskader<br />
konnte ich nicht im Geringsten ahnen, wie sich unsere Wege im<br />
nächsten Vierteljahrhundert immer wieder kreuzen würden. Sophia<br />
war die einzige Athletin in einem Frankfurter Trikot, der es<br />
gelang, bei gleicher Höhe von 1,87 m Ariane Friedrich zu schlagen<br />
und Hessische Meisterin zu werden.<br />
Nach viel Geduld und einigen Gesprächen, gelang es mir 2011, Sophia<br />
für die Trainertätigkeit als Landestrainerin in Hessen zu gewinnen.<br />
Damit sah ich meine Nachfolge in den besten Händen.<br />
Durch ihr Fachwissen und ihre gefühlvolle, pädagogische Art, mit<br />
der sie sich in der Arbeit mit jungen Menschen ausgezeichnet hat,<br />
wurde sie auch vom DLV in das Amt der Nachwuchsbundestrainerin<br />
berufen.<br />
Sophia war ein echter Glücksgriff für den HLV, den DLV und für<br />
alle Athleten:innen, die von Sophia neben ihren Heimtrainern:innen<br />
betreut wurden. Sie war auch ein echter Glücksgriff fūr mich.<br />
Eine bessere Kollegin auf Augenhöhe konnte es kaum geben.<br />
Sophia war eine unglaublich starke Frau. Sie wollte nie andere<br />
mit ihren Problemen belasten und hat öffentlich nicht über ihre<br />
Gesundheit gesprochen. Trotzdem hat die Gesundheit nicht so<br />
mitgespielt, wie wir es immer wieder erhofft haben. Aus diesem<br />
Grund haben wir das Kadertraining im Teamwork durchgeführt.<br />
Wenn Sophia durch Behandlungen nicht einsatzfähig war, stand<br />
ich ihr zur Seite und bin eingesprungen. Bei Lehrgängen war es<br />
immer lustig, wenn wir gemeinsam aufgetreten sind und ich Sophia<br />
als meine Chefin vorgestellt habe.<br />
Ein letzter Gruß, von ganzem Herzen, Du bist friedlich, mit einem<br />
Lächeln auf Deinen Lippen eingeschlafen. Das zu wissen, tut unglaublich<br />
gut. Das Quälen und die Schmerzen sind vorbei und Du<br />
kannst wieder lächeln, so möchte ich Dich für immer in Erinnerung<br />
behalten.<br />
Ich wünschte mir, ich wäre so stark wie Du.<br />
Dein ehemaliger Trainer, Teamkollege und Freund!“<br />
(Günter Eisinger)<br />
7 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Neue Wege im Hochsprung<br />
„Der Hochsprungbaum” ist ein langjähriges Projekt des Hochsprungteams des Deutschen<br />
<strong>Leichtathletik</strong>-Verbandes. Darin sind alle im Team befindlichen Bundes-/ Landes- und Stützpunkttrainer:innen<br />
aus circa fünf Landesverbänden und sieben Bundesstützpunkten involviert.<br />
Insgesamt haben bisher circa 13 Trainer:innen daran mitgewirkt.<br />
Die erste Idee dazu entstand im Jahr 2013 bei einer Workshop-<br />
Sitzung des Teams. Es wurden verschiedene konzeptionelle<br />
Themen besprochen, in denen sich immer mehr eine Notwendigkeit<br />
zur Sammlung und Ordnung des im Hochsprung angesammelten<br />
Übungsguts herauskristallisierte. Das im Trainerteam<br />
vorhandene Know-how war und ist hoch und über<br />
viele Jahrzehnte gewachsen. Doch eine zentrale Sammelstelle<br />
von Übungen, auf die sich kollektiv geeinigt werden kann,<br />
fehlte. Die Idee eines „Tools“ wurde somit geboren, in dem alle<br />
Übungen gesammelt und geordnet werden. Mit Hilfe dessen<br />
kann somit intern nicht nur das eigene Wissen dem Team zur<br />
Verfügung gestellt und sich fundierter ausgetauscht werden,<br />
sondern extern allen Trainerinnen und Trainern, die im Hochsprung<br />
arbeiten, eine zusätzliche Grundlage für ihr Training<br />
geboten werden. Vor allem letzteres sollte das Vorhaben mit<br />
Motivation begleiten, da das Ziel der Veröffentlichung eine<br />
grafisch attraktive Aufbereitung beinhaltete.<br />
Aufbau<br />
Die inhaltliche Arbeit im Prozess der Entwicklung begann<br />
mit der simplen Sammlung aller Übungen, die die Trainer:innen<br />
im Team in ihrem Training einsetzen. Schnell stellte man<br />
große Unterschiede und vor allem eine große Fülle von Übungen<br />
fest, die nicht besonders übersichtlich erschienen. Die<br />
Ordnung des Chaos folgte. Es wurden Übungen in Kategorien<br />
zusammengefasst und verschiedene Bewertungsebenen<br />
gesucht, anhand derer inhaltliche Wichtig- und Einsetzbarkeit<br />
im Trainingsprozess bewertet wurde. So entstanden<br />
Übungsblöcke, die aufeinander aufbauen und beispielsweise<br />
im Saisonverlauf in Beziehung stehen. Je mehr sich Kategorien<br />
und Übungsgruppen gebildet hatten, desto mehr ergab sich die<br />
Suche nach einer übergeordneten Metapher, um die Struktur<br />
noch klarer herausarbeiten zu können. Eine klare Vorstellung<br />
musste her, anhand derer jede/r, der/die zum ersten Mal darauf<br />
blickt, ein intuitives Verständnis bekommt. Und nach einigen<br />
Diskussionen entstand das Bild eines Baumes, da man bei den<br />
Kategorien der Übungen Parallelen zu dieser Form erkannte.<br />
Grundlegende Trainingsinhalte (Erde/Wurzeln) und kleine<br />
Vorübungen (Stamm) entwickeln sich später zu wichtigeren<br />
(Äste) und sehr spezifischen Übungen (Krone).<br />
Neben der Arbeit an der grafischen Form stellte sich die Frage<br />
des Anwendungsbereichs. Da es viele Trainer:innen in kleinen<br />
Vereinen gibt, genauso aber auch in unterschiedlichen Altersbereichen<br />
und Leistungsniveau trainiert wird, sollte die Zielgruppe<br />
klar umrissen werden. Und sofort stand fest, eine besonders<br />
große Zielgruppe mit möglichst allen im Hochsprung<br />
arbeitenden Trainer:innen erreichen zu wollen. Und so entstand<br />
eine immer klarere Vorstellung. Im Kern soll der „Hochsprungbaum”<br />
eine Möglichkeit bieten, sich als hochsprunginteressierter<br />
Trainer:in über wichtige Trainingsinhalte zu<br />
informieren und diese in einer strukturierten Form mit konkreten<br />
Videos und Beschreibungen einsehen zu können. Um<br />
die Attraktivität weiter zu steigern, wurde das Ziel einer modernen<br />
Darstellungsform gewählt: Eine möglich intuitiv zu betrachtende<br />
Internetseite, in der interaktiv und digital Videos<br />
mit Lehrinhalten zu sehen sind und neben Übungsbeschreibungen<br />
auch weitere nützliche Inhalte, Beobachtungspunkte<br />
oder Hinweise an den Sportler:in integriert sind. Damit stellt<br />
man – im Gegensatz zu analogen Formen wie Bücher oder<br />
Zeitschriften – nicht nur einen langfristigen Einsatz sicher,<br />
sondern spricht neben erfahreneren Trainer:innen auch jüngere<br />
Kolleg:innen an.<br />
Anwendung und Methodik<br />
Da wir in diesem Artikel nur grob auf Inhalte eingehen können,<br />
möchten wir vielmehr die Methodik des Baums vorstellen,<br />
die dabei helfen soll, das Sprungtraining jugendlicher<br />
Hochspringer:innen zu strukturieren und dadurch ein altersgerechtes<br />
Training zusammenzustellen, das trotzdem stets<br />
das ‘große Ganze’ im Blick hat.<br />
Jeder Leistung zu Grunde liegen die konditionellen Fähigkeiten<br />
(Ausdauer, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Kraft) und auch<br />
beim Hochsprungbaum sind diese durch das Erdreich repräsentiert.<br />
Damit diese Fähigkeiten auch nutzbar werden (= der<br />
Baum wachsen kann), dienen die Wurzeln als Überträger. In<br />
unserem Fall besteht das Wurzelwerk aus den Bereichen Balance/Propriozeption,<br />
Mobilisation und Stabilisation sowie zu<br />
gewissen Teilen auch der Imitation von später folgenden Bewegungen<br />
(bzw. werden komplexe Bewegungsabläufe zerlegt<br />
und in Einzelteile imitiert).<br />
Alles, was unter der Grasnarbe liegt, sollte in jeder Sportart/<br />
Disziplin die Grundlage bilden und sich somit nur im Setzen<br />
von Schwerpunkten unterscheiden.<br />
Aufbau der Baumstruktur<br />
Der Bereich der Sprünge beginnt nun mit dem Stamm, welcher<br />
die kleinen Sprünge repräsentiert. Gut sichtbar ist hier<br />
bereits die Unterscheidung in konditionell und koordinativ.<br />
Die kleinen Sprünge unterscheiden sich hinsichtlich dieser Un-<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 8
terteilung primär durch den Umfang und nicht durch die Ausführung<br />
oder die Übungsauswahl.<br />
Die linke Seite des Baumes umfasst Übungen, die wir als „koordinativ”<br />
gekennzeichnet haben. Dies bedeutet, dass wir hier<br />
die technische Ebene ins Zentrum der Betrachtung rücken<br />
und damit einen methodischen Weg der Entwicklung des Zielbildes<br />
„Hochsprung aus dem Wettkampf-Anlauf“ aufzeigen.<br />
Dieser beginnt mit allgemeineren Übungen (unterer Bereich),<br />
z. B. dem Sprunglauf, und wird mit spezifischeren Übungen<br />
(oberer Bereich) fortgesetzt. Darin kommen Übungsformen<br />
und Variationen der Steigesprünge oder des Hopserlaufs vor.<br />
Die sich entwickelnde Spezifik orientiert sich auf dieser Seite<br />
somit an der Zielbewegung selbst. Die obere Spitze der linken<br />
Seite bilden verschiedene Techniksprünge an der Hochsprung-Anlage.<br />
Diese können ebenfalls unterschiedlich variiert<br />
werden, um bestimmte Fehlerbilder zu trainieren.<br />
Aufbauend auf dem Stamm bildet der Baum vier Hauptäste<br />
ab, die für die Entwicklung der sportartspezifischen Leistung<br />
sowie zur Ausprägung der konditionellen Grundlage dieser<br />
Leistung in unseren Augen wichtig sind. Die Unterscheidung<br />
in eine koordinative und eine konditionelle Seite sowie in einen<br />
allgemeinen und spezifischen Anteil war uns ein wichtiges<br />
Anliegen.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die rechte Seite ist die „konditionelle” Seite und soll damit<br />
eine körperliche Komponente ansprechen, in der die Anstrengung<br />
und die Entwicklung von Sprungkraft die übergeordnete<br />
Rolle spielen soll. Auch auf dieser Seite beginnt es im unteren<br />
Bereich auf dem ersten Ast mit allgemeineren Übungen.<br />
Die darauffolgende Spezifik entwickelt sich hier durch steigende<br />
körperliche Belastungen, wie Kraftspitzen oder Fallhöhen.<br />
So finden sich in der Mitte der rechten Seite verschiedene<br />
Kastensprünge und im oberen Bereich dann verschiedene<br />
Tiefsprünge und sogenannte Drops, die mit höheren Fallhöhen<br />
ausgeführt werden. Die Spitze dieser Seite bilden vertikale<br />
Mehrfachsprünge, die die aus unserer Sicht höchste körperliche<br />
Belastung darstellen.<br />
Grundsätzlich soll erwähnt werden, dass diese Einteilung in<br />
keinem Fall zu 100 % und in jedem Fall einzuhalten ist. Viele<br />
Sprünge haben koordinative und konditionelle Anteile, dessen<br />
Gewichtung wir versucht haben zu ordnen. Außerdem<br />
treffen in der Überzeugung unter Trainer:innen auch Unterschiede<br />
der Belastungsprofile von bestimmten Übungen aufeinander,<br />
genau wie im koordinativen Bereich die Spezifik im<br />
Detail unterschiedlich betrachtet werden kann. Aber genau<br />
diese Unterschiede und Meinungen können Grundlage einer<br />
konstruktiven Diskussion und Einordnung verschiedener<br />
Sichtweisen sein, die dieses Projekt und letztlich<br />
auch die Disziplin nur voranbringen kann.<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Fazit<br />
Anhand der komplexen sportartspezifischen<br />
Zusammenhänge wurde ein Coaching Tool<br />
entwickelt, welches den Handlungsrahmen<br />
im Bereich Hochsprung abbildet.<br />
Die multimediale Form unseres Hochsprungbaums<br />
soll Trainerinnen und<br />
Trainern helfen, ihre eigenen Vorstellungen<br />
mit der beschriebenen<br />
Methodik zu ergänzen und soll somit<br />
den Weg für die disziplinspezifische<br />
Gesamtentwicklung ebnen.<br />
Der interaktive Sprungbaum ist hier zu finden:<br />
https://tobiaspotye.com/hochsprungbaum<br />
In der nächsten Entwicklungsstufe<br />
unseres Hochsprungbaums<br />
soll das bestehende<br />
Werk noch eine interaktive<br />
Ebene bekommen, in der sich<br />
Heim-, Landes- und Bundestrainer:innen<br />
austauschen können,<br />
um dadurch auch konkrete Fragen<br />
zu Einzelfällen beantworten<br />
zu können.<br />
Sebastian Kneifel<br />
DLV-Bundesstützpunkttrainer<br />
Sprung München<br />
<br />
Peter Schnabel<br />
Team-Leiter Sprung Westfalen<br />
9 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Yassin und Mohamed Mohumed sind zurzeit Deutschlands schnellstes Brüder-Paar.<br />
Foto: Peter Middel<br />
Olympia-Teilnahme gibt Mohamed Mohumed viel<br />
Motivation für die Zukunft<br />
Mit dem Selbstvertrauen seines U23-EM-Titels ging Mohamed<br />
Mohumed (LG Olympia Dortmund) in Tokio an den Start. Bei<br />
seinen ersten Olympischen Spielen zeigte der 22-Jährige dabei<br />
einen zunächst beherzten Auftritt, doch letztlich war das<br />
Tempo der Konkurrenz für ihn zu hoch. Anfangs sortierte sich<br />
der Deutsche Meister ganz hinten im Feld ein und lauerte auf<br />
seine Chance. Etwa fünf Runden vor Schluss wagte er sich aus<br />
der Deckung heraus und zog nach und nach an seinen Konkurrenten<br />
vorbei. Hinter dem US-Amerikaner Paul Chelimo führte<br />
er das Feld an, ging zwischenzeitlich sogar ganz nach vorne.<br />
Doch als dann das Tempo zunahm, musste der Dortmunder<br />
schließlich abreißen lassen. In 13:50,46 Minuten erreichte er als<br />
16. das Ziel und verpasste den Einzug in die nächste Runde<br />
deutlich.<br />
Mohamed Mohumed, dessen 5.000-m-Bestzeit bei 13:17,04 Minuten<br />
steht, ist im Vorfeld von Tokio schon mehrfach schneller<br />
gelaufen. Trotzdem zeigte er sich nach dem Rennen nicht enttäuscht.<br />
„Ich bin megastolz, dass ich in Tokio starten durfte,<br />
denn ich habe mega viel gelernt. Ich weiß jetzt, dass ich noch<br />
viel mehr an mir arbeiten muss, professioneller werden muss<br />
und noch mehr trainieren muss“, sagte der U23-Europameister<br />
im Interview mit dem Internetportal leichtathletik.de.<br />
Der Auftritt in Tokio hat ihm für die nächsten Jahre extrem viel<br />
Motivation gegeben. „Es war ein echt gutes Erlebnis. In drei<br />
Jahren ist wieder Olympia, und da will ich auf jeden Fall besser<br />
performen“, hat sich der Langstreckler der LG Olympia Dortmund<br />
vorgenommen. Auch seine Taktik, sich anfangs hinten<br />
im Feld einzusortieren und dann erst in der Endphase nach<br />
vorne zu preschen, will er noch einmal überdenken. Fest steht<br />
für ihn jedoch, dass er auf jeden Fall noch schneller werden<br />
muss. „Ich bin in Tokio mit dem Weltmeister, dem Olympiazweiten<br />
und dem Weltrekordhalter gelaufen. Das war die volle<br />
Palette. Mein Ziel ist auf jeden Fall, in den nächsten Jahren<br />
dort vorne mitlaufen zu können. Ich muss step by step dorthin<br />
kommen.“ Auf die nächsten <strong>Leichtathletik</strong>-Highlights braucht<br />
Mohamed Mohumed nicht lange zu warten, denn im nächsten<br />
Jahr stehen die <strong>Leichtathletik</strong>-Europameisterschaften in<br />
München und die <strong>Leichtathletik</strong>-Weltmeisterschaften in Eugene<br />
(USA) an.<br />
Zwei Wochen vor den Olympischen Spielen in Tokio sicherte<br />
sich Mohamed Mohumed bei den U23-Europameisterschaften<br />
in Tallinn (Estland) die Goldmedaille über 5.000 Meter. Der<br />
22-jährige Dortmunder war mit seiner Bestzeit von 13:17,04<br />
Minuten der große Favorit. Und er sorgte in vielen Phasen des<br />
A-Laufs für ein Tempo, das nicht nur ihm, sondern auch den<br />
Verfolgern die besten Aussichten auf die Medaillen sichern<br />
sollte. 1.000 Meter vor Schluss schaltete er dann noch einen<br />
Gang höher und schüttelte die Konkurrenz ab. Bei 13:38,69<br />
Minuten überquerte er schließlich die Ziellinie – gefolgt vom<br />
Spanier Aarón Las Heras (13:43,14 min) und dem Isländer Magusson<br />
Baldvin (13:45,00 min) mit neuem Landesrekord.<br />
Eine ähnliche Taktik wie in Tallinn verfolgte Mohamed Mohumed<br />
Anfang Juni bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig.<br />
Vier Runden vor dem Ziel verabschiedete sich der<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 10
Foto: Peter Busse<br />
DLV-Nachwuchs-Bundestrainer und FREUNDE-Mitglied Pierre Ayadi.<br />
Foto: Peter Middel<br />
Mohamed Mohumed nach seinem Rennen in Luzern, mit dem er sich für die Olympischen<br />
Spiele in Tokio qualifizierte.<br />
Schützling von Pierre Ayadi mit einer furiosen Tempobeschleunigung<br />
vom übrigen Feld und verteidigte in erstklassigen<br />
13:30,79 Minuten souverän seinen Titel vor dem Düsseldorfer<br />
Maximilian Thorwirth (13:48,22 Min.) und dem Regensburger<br />
Simon Boch (13:53,53 Min.). Das war die schnellste 5.000-m-<br />
Zeit, die seit 24 Jahren bei den deutschen Meisterschaften erzielt<br />
wurde.<br />
Der Titelverteidiger legte bei seiner eindrucksvollen Vorstellung<br />
mit seinem raumgreifenden Schritt die letzten 1000 Meter<br />
in 2:32 Minuten und die 400-m-Schlußrunde in 59,59 Sekunden<br />
zurück. Dabei war Mohamed Mohumed zwei Tage<br />
vor Braunschweig noch im spanischen Huelva über die Zwölfeinhalb-Runden-Distanz<br />
gestartet und hatte dabei seine<br />
inzwischen nicht mehr aktuelle persönliche Bestzeit auf<br />
hervorragende 13:21:21 Minuten gedrückt. Trotz dieser Doppelbelastung<br />
zeigte er im Eintracht-Stadion keine Spur von<br />
Müdigkeit. „Es ist viel eine Kopfsache, innerhalb von zwei Tagen<br />
zwei so schnelle Rennen abliefern zu können. Ich habe<br />
in den letzten Monaten zudem viel Grundlagentraining absolviert.<br />
Dadurch habe ich mich schnell wieder regeneriert“, begründete<br />
der erfolgreiche 5.000-m-Titelverteidiger seine erstaunliche<br />
Frische.<br />
Der selbstbewusste Mittel- und Langstrecken-Läufer, der in<br />
Deutschland geboren wurde, ist außergewöhnlich ehrgeizig,<br />
fleißig und diszipliniert. Aufgefallen durch seine enorme Ausdauer<br />
war Mohamed Mohumed bereits als Fußballer bei der<br />
DJK VFL Willich, bei der er als Offensivspieler von den gegnerischen<br />
Mannschaften kaum zu stoppen war. Im Sommer 2015<br />
wechselte er zur <strong>Leichtathletik</strong>, weil er spürte, dass er in dieser<br />
Sportart die größere sportliche Perspektive hat. Seine innere<br />
Stimme sollte ihn nicht täuschen. Nach einem Aufbautraining<br />
von knapp einem Jahr verblüffte der Laufnovize 2016 im Alter<br />
von 17 Jahren mit 1:51,00 Minuten über 800 Meter und 3:48,99<br />
Minuten über 1.500 Meter. Auch international machte er nach<br />
kurzer Zeit bereits auf sein großes Talent aufmerksam, als er<br />
bei den U18-Europameisterschaften in Tiflis (Georgien) mit einem<br />
vierten Rang über 3.000 Meter in 8:23,14 Minuten überraschte.<br />
Lediglich 2,8 Sekunden fehlten ihm zu Bronze.<br />
Ein Glanzstück lieferte „Mo“, wie ihn seine Freunde nennen, in<br />
seinem ersten <strong>Leichtathletik</strong>jahr auch bei den Deutschen Jugendmeisterschaften<br />
in Mönchengladbach ab, als er in einem<br />
Sololauf die keineswegs schwache Konkurrenz in 8:38,17 Minuten<br />
nahezu „stehen“ ließ.<br />
Ende 2016 wechselte der Ex-Fußballer nach Dortmund, wo er<br />
seitdem in der Trainingsgruppe von Pierre Ayadi trainiert, der<br />
unter anderem auch U20-Europameister Elias Schreml, Mittelstreckler<br />
Steffen Baxheinrich, die mehrfache Deutsche Jugendmeisterin<br />
Linn Kleine und Mohameds 17-jähriger Bruder<br />
Yassin Mohumed, der bei den U20-Europameisterschaften in<br />
Tallinn Silber über 5.000 Meter gewann, angehören.<br />
Bei Mohamed Mohumed, dessen großes Vorbild der vierfache<br />
Olympiasieger Mo Farah ist, spürt man, welche Faszination<br />
das Laufen auf ihn ausübt. Er verkörpert eine ausgezeichnete<br />
Kombination aus Konsequenz und Zielstrebigkeit und<br />
verfügt über das richtige Kämpferherz. In ihm steckt noch viel<br />
Entwicklungspotential.<br />
Peter Middel<br />
mit Informationen von leichtathletik.de<br />
11 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Eindrücke von den deutschen Jugen<br />
Für die Fotos auf dieser Doppelseite<br />
bedanken wir uns bei<br />
Torben Flatemersch, https://torbenfla.de<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 12
dmeisterschaften in Rostock <strong>2021</strong>!<br />
13 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Foto: Iris Hensel<br />
Wenn Träume platzen<br />
Hinter jedem Sportler, der bei den Olympischen Spielen startet, stehen hunderte, die sich<br />
nicht qualifizieren konnten. Ich bin einer davon. Darüber möchte ich sprechen. Über meinen<br />
Weg zur verpassten Olympiaqualifikation.<br />
Ohne Olympische Spiele ist eine Sportkarriere nicht vollkommen.<br />
So zumindest fühlte es sich für mich an, als klar war, dass<br />
ich in Tokio nicht dabei sein würde. Sechzehn Jahre Leistungssport,<br />
Trainingskilometer sammeln, die mich einmal die ganze<br />
Welt umrunden lassen würden und dann ohne den olympischen<br />
Geist ins Karriereende schreiten? Das war für mich erst<br />
einmal eine emotionale Wucht, die ich nicht so schnell verarbeiten<br />
konnte. Nach meinem letzten Wettkampf in Luzern, der<br />
in 13:39 Minuten über die 5.000 Meter weit von einer Olympiaqualifikation<br />
entfernt war, verzog ich mich erst einmal für ein<br />
paar Tage in die Schweizer Berge. Abstand bekommen, nachdenken<br />
und durchatmen.<br />
Schließlich war ich bis Mitte April auf einem guten Weg: Deutscher<br />
Vizemeister in der Halle über 3.000 Meter und eine Finalteilnahme<br />
bei der Hallen-Europameisterschaft in polnischen<br />
Torun mit neuer persönlicher Bestzeit von 7:48 Minuten. Es<br />
war angerichtet: Noch 3 Monate gesund durchkommen und<br />
eine 5.000-m-Zeit unter 13:20 Minuten schien in greifbarer<br />
Nähe. Doch wie in jeder tragischen Geschichte, sollte es anders<br />
kommen.<br />
Rückschlag: Corona-Impfung<br />
Anfang Mai – deutlich später als viele andere Sportler – bekam<br />
ich meine Corona-Impfung. Johnson & Johnson legte<br />
mich für einige Tage flach, das war zu erwarten. Doch nach<br />
ausgestandener Impfreaktion hatte ich mit einer stark verkrampften<br />
Muskulatur zu kämpfen. So anfällig kannte<br />
ich meinen Körper nicht. Bei einem mäßigen Tempo von<br />
3:00 min / km fing ich mir eine Zerrung ein. Totalausfall bis<br />
kurz vor den Deutschen Meisterschaften. Mit einer fast vierwöchigen<br />
Pause stellte ich mich trotzdem an die Startlinie.<br />
Platz 4 mit verkrampften 13:57 min auf die 5.000 Meter. Langsam<br />
wurde mir klar: Es müsste ein Wunder geschehen, um bis<br />
Ende Juni noch genügend Ranking-Punkte zu sammeln, um<br />
in Tokio mit dabei zu sein.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 14
Abfinden oder kämpfen?<br />
Es setzte sich ein emotional sehr ambivalenter Prozess in Gang:<br />
Die Erkenntnis, dass der Traum von Olympia platzen würde,<br />
und der Leistungssportler in mir, der am letzten Qualifikationstag<br />
(dem 29. Juni <strong>2021</strong>) in Luzern, noch einmal einen Versuch<br />
starten wollte. Doch wer keine Pfeile im Köcher hat, der<br />
kann auch nicht weit schießen. Und so viele Pfeile kann man<br />
innerhalb von 3 Wochen gar nicht sammeln, um von 13:57 Minuten<br />
Leistungsniveau auf eine Zeit von unter 13:20 Minuten<br />
zu kommen.<br />
Man hängt sich im Leistungssport an wenigen Höhepunkten<br />
auf. Deutsche Meisterschaft, Europameisterschaft, Weltmeisterschaft<br />
und Olympische Spiele. Alles andere sind<br />
Durchgangsstationen, Etappenziele oder Vorbereitungswettkämpfe.<br />
Aber ist es am Ende wirklich nur dieser eine Moment?<br />
Der alles entscheidet? Der Erfolg von Misserfolg haarscharf<br />
trennt? All die Trainingslager und Schufterei entweder rechtfertigt<br />
oder lächerlich sinnlos erscheinen lässt? Für viele mag<br />
das von außen und auf dem nackten Ergebnispapier so sein.<br />
Für mich zeichnet sich ein anderes Bild.<br />
„Der Weg ist das Ziel“<br />
„Der Weg ist das Ziel“ mag für viele wie eine hohle Phrase klingen.<br />
Genauer betrachtet, steckt in dieser Binsenweisheit aber<br />
ein wahrer Kern. Es wäre fatal, die Karriere eines Leistungssportlers<br />
an den wenigen erfolgreichen Höhepunkten zu messen.<br />
Was die Bekanntheit und die finanzielle Situation angeht,<br />
mag das zwar der Fall sein. Aber die Erlebnisse und Erfahrungen,<br />
die man aus 1 ½ Jahrzehnten Mittel- und Langstreckensport<br />
mitnimmt, lassen sich nicht an ein paar Wettkämpfen<br />
festmachen. Egal, ob es die Erfahrungen im kenianischen<br />
Hochland, die internationalen Begegnungen bei Auslandswettkämpfen<br />
oder die zusammenschweißenden Trainingsstunden<br />
mit den Vereinskollegen sind: Den Weg zu meinen<br />
verpassten Olympischen Spielen zu bestreiten, war es mir absolut<br />
wert. Der Frust und die Trauer über das verpasste Großereignis<br />
können gegen all die Erlebnisse nichts ausrichten.<br />
Vor dem Fernseher in Deutschland verfolgte ich mit gemischten<br />
Gefühlen Olympia unter Coronabedingungen. Es war<br />
schon befremdlich, solch sterile und abgeschottete Spiele zu<br />
verfolgen. Während in manchen Ländern der Welt das Coronavirus<br />
nach wie vor für katastrophale Zustände sorgt, trifft<br />
sich ein elitärer Kreis von Spitzenathlet:innen in Tokio, um das<br />
größte Sportereignis des Planeten zu zelebrieren. Gleichzeitig<br />
war es für die Sportler:innen und für Sportbegeisterte gut,<br />
dass die Spiele stattgefunden haben. Die Emotionen waren<br />
echt. Die der Sportler:innen und die derjenigen, die gebannt<br />
vor den Bildschirmen saßen. Auch bei mir: die geteilte Goldmedaille<br />
im Hochsprung, das zehrende Rennen meiner Freundin<br />
Hanna Klein über die 1.500 m, die Wut und Enttäuschen<br />
von Johannes Vetter oder die Glückseligkeit von Malaika Mihambo<br />
nach ihrem letzten Versuch zur Goldmedaille. Höhenflüge<br />
und Rückschläge. Freude und Trauer. Ambivalenzen<br />
kann man nicht immer lösen. Sie gehören zum Sport sicherlich<br />
genauso dazu, wie zu vielen anderen Lebensbereichen.<br />
Immerhin hat man im Vergleich zur Fußball-Europameisterschaft<br />
nicht darüber hinweggetäuscht, dass Corona präsent<br />
ist. Volles Stadion beim Finale im Wembley – gähnende Leere<br />
in Tokio.<br />
„Ich würde es wieder tun“<br />
Über mehr als mein halbes Leben war ich Leistungssportler.<br />
Durch und durch. Mit allem, was mir emotional und physisch<br />
mit in die Wiege gelegt wurde. Und wenn mich jemand fragen<br />
würde, ob ich diese Zeit bereue, könnte ich ihm ein entschiedenes<br />
„Nein“ entgegensetzen. Trotz der verpassten Spiele, trotz<br />
all der Verletzungen und trotz der Rückschläge: Ich würde es<br />
wieder tun. Auch wenn mir der Erfolg und die Anerkennung<br />
viel gegeben haben, war ich nie jemand, der sich zum Laufen<br />
aufraffen musste. Ich habe es geliebt. Das berühmt berüchtigte<br />
„Runners High“ war mir ein treuer Begleiter auf unzähligen<br />
Trainingseinheiten. Die Kameradschaft in meinem Verein,<br />
die Erlebnisse in Trainingslagern oder auf Wettkämpfen rund<br />
um den Globus möchte ich nicht missen. Sie haben mich zu<br />
dem gemacht, der ich heute bin. Auch wenn mir die verpassten<br />
Spiele so manch schlaflose Nacht und damit Ringe unter<br />
den Augen anstatt tätowierte Ringe auf der Schulter beschert<br />
haben. Ich würde es wieder tun.<br />
Marcel Fehr<br />
29 Jahre, Langstreckenläufer und angehender Journalist<br />
Selbstportrait von Marcel Fehr mit Hanna Klein.<br />
15 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
→ Mit uns beginnt Begeisterung.<br />
LAUFEN<br />
STABHOCHSPRUNG<br />
HOCHSPRUNG<br />
DISKUSWURF<br />
HÜRDEN<br />
KUGELSTOSSEN<br />
WEITSPRUNG<br />
E <br />
Alle Produkte finden Sie<br />
in unserem Shop unter:<br />
www.sportschaeper.de<br />
-<br />
Wir<br />
Kontaktieren Sie uns.<br />
beraten Sie gerne.<br />
Schäper Sportgerätebau GmbH<br />
Nottulner Landweg 107, 48161 Münster<br />
Telefon: +49 (25 34) 62 17 - 10<br />
Telefax: +49 (25 34) 62 17 - 20<br />
E-Mail: info@sportschaeper.de
Foto: Joachim Höller<br />
Endlich wieder FREUNDE treffen<br />
Unser Mitglied Joachim Höller war einer von rund 50 FREUNDEN der <strong>Leichtathletik</strong> bei den<br />
Deutschen Meisterschaften in Braunschweig und konnte auch die True Athletes Classics in<br />
Leverkusen besuchen. Hier die Schilderung seiner ersten Eindrücke als <strong>Leichtathletik</strong>fan von<br />
der ungewöhnlichen Freiluftsaison <strong>2021</strong>.<br />
Im Februar 2020 waren viele von uns bei den Deutschen Hallenmeisterschaften<br />
in Leipzig. Gute und spannende Wettbewerbe<br />
vor vielen Zuschauenden, gemeinsames Beisammensein<br />
mit vielen interessanten Gesprächen und Teilnahme an<br />
kulturellen Events in Leipzig. Alles war möglich!<br />
Wenige Tage später begann eine Zeit mit Folgen, die wir uns<br />
zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen konnten. Nach mehr als<br />
einem Jahr Einschränkungen durch die Pandemie konnten in<br />
den vergangenen Monaten wieder einzelne Veranstaltungen<br />
unter Auflagen besucht werden.<br />
Ich hatte die Möglichkeit, bei den Deutschen Meisterschaften<br />
in Braunschweig und den True Athletes Classics in Leverkusen<br />
zuschauen zu können.<br />
In Braunschweig waren 2.000 Zuschauer:innen zugelassen,<br />
darunter 50 FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>. Die Maßnahmen<br />
des Hygienekonzeptes des Veranstalters mit den damit verbundenen<br />
Kontrollen waren erforderlich und wurden konsequent<br />
umgesetzt. Einiges war jedoch gewöhnungsbedürftig.<br />
Der Ein- und Auscheckprozess mittels QR-Code am Eingangsbereich<br />
war für viele sehr aufwendig und für einige mangels<br />
Smartphone gar nicht möglich. Das Sicherheitspersonal war<br />
zeitweise trotz der niedrigen Zuschauer:innenzahl überfordert.<br />
Ganz besonders negativ und auch belastend war der<br />
Umstand, dass man am Samstag in der Mittagspause das Stadion<br />
nicht verlassen konnte. Man war quasi eingesperrt. Die<br />
Abstände auf den Rängen wurden überwacht und bei Verstößen<br />
wurde konsequent eingeschritten. Die FREUNDE befanden<br />
sich allerdings in einem Block und es bestand die Möglichkeit,<br />
sich auszutauschen.<br />
Die Leistungen der deutschen Athlet:innen waren solide, aber<br />
im internationalen Vergleich, auch im Hinblick auf die Olympischen<br />
Spiele, bis auf einzelne Ausnahmen eher mäßig. Ganz<br />
besonders sind mir die emotionalen Erfolge von Gesa Krause,<br />
Carolina Krafzik, Alexandra Burghardt und Robert Farken in<br />
Erinnerung geblieben. Die pure Freude der Athleten:innen<br />
über ihre Siege und ganz besonders über die erreichten Zeiten<br />
schwappte auf die Zuschauer über und man spürte ein wenig<br />
von dem Geist der <strong>Leichtathletik</strong>, der uns alle verbindet.<br />
Auch das abendliche Zusammensein im Hotel Seela in Braunschweig<br />
mit einigen FREUNDEN hatte nach dieser langen Zeit<br />
der „Enthaltsamkeit“ und der Beschränkungen etwas ganz Besonderes,<br />
da waren wir uns alle einig.<br />
Die Möglichkeit, den True Athletes Classics in Leverkusen zuzuschauen,<br />
war deutlich schwieriger. Es waren nur wenige Zuschauer:innen<br />
zugelassen. Als Begleitperson des mit mir befreundeten<br />
Regionsvorsitzenden des LV Nordrhein, Hans-Jörg<br />
Schneider (auch ein FREUNDE-Mitglied), kam ich ins Stadion.<br />
Auf dem von vielen freundlichen Volunteers begleiteten Weg<br />
zu unserem persönlichen, mit Namen ausgeschilderten Sitzplatz<br />
hörte ich immer die Worte „Genießen Sie es“. Und das haben<br />
wir auch getan.<br />
Bei sommerlichem Wetter und besten Voraussetzungen für<br />
optimale Leistungen erlebten wir eine gut organisierte Veranstaltung<br />
mit sehr guten Ergebnissen. Es war schön zu sehen,<br />
wie die Paderbornerin Tatjana Pinto, mit der in diesem Jahr die<br />
wenigsten noch gerechnet hätten, befreit mit 11,10 Sekunden<br />
zur Olympia-Norm lief. Bo Kanda Lita Baehre sprang die Olympianorm<br />
mit 5,80 m und Malaika Mihambo näherte sich mit<br />
6,92 m der Siebenmetermarke. Die deutsche 4x400-m-Staffel<br />
der Männer lief mit 3:01,96 Minuten die schnellste Zeit einer<br />
deutschen Mannschaft seit 2014 und qualifizierte sich damit<br />
für die Olympischen Spiele. Die Hoffnung auf internationale<br />
Erfolge kehrte zurück. Und auch Zufriedenheit war bei den<br />
Besuchern:innen zu spüren. Es war schön, an diesem Sonntag<br />
nicht in ein gänzlich leeres Stadion, sondern in viele glückliche<br />
Gesichter zu blicken. Zuschauer:innen, Offizielle und Ehrengäste<br />
waren froh, endlich wieder dabei sein zu dürfen.<br />
17 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Foto: Peter Middel<br />
U23-Europameisterschaften<br />
In den letzten Jahren war die U23-EM stets ein beliebtes Ziel für FREUNDE-Fangruppen, zumal<br />
an attraktiven Austragungsorten. Bergen, ursprünglich als Ausrichter vorgesehen, musste<br />
aufgrund der Corona-Pandemie bzw. den strengen norwegischen Quarantäneregelungen<br />
absagen und Tallinn (Estland) sprang sehr kurzfristig ein. Deshalb diesmal eine Nachbetrachtung<br />
zur erfolgreichsten deutschen Athletin, der Doppel-Europameisterin Lilly Kaden.<br />
Kraftvoll und trotzdem elegant schoss Lilly Kaden bei den<br />
U23-Europameisterschaften in Tallinn im 100-Meter-Finale<br />
durchs Ziel. Die 19-jährige Sprinterin der LG Olympia Dortmund<br />
sicherte sich nach einem traumhaften Lauf, bei dem sie<br />
jeden Schritt richtig traf, in 11,36 Sekunden souverän die Goldmedaille<br />
vor den beiden vorher höher eingestuften Finalistinnen<br />
Rani Rosius (Belgien,11,43 Sek.) und Kristal Awuah (Großbritannien,<br />
11,44 Sek.). Damit setzte die lediglich 1,59 Meter<br />
große Überraschungssiegerin die Dortmunder Sprinttradition,<br />
für die vor allem Doppel-Olympiasiegerin Annegret Richter<br />
steht, fort.<br />
Nach 11,41 Sekunden im Vorlauf hatte sich Lilly Kaden, die von<br />
Thomas Kremer und FREUNDE-Mitglied Thomas Czarnetzki<br />
betreut wird, im Halbfinale in der neuen persönlichen Bestzeit<br />
von 11,28 Sekunden (bisher 11,32 Sek.), für das Finale qualifiziert.<br />
Nach ihrem sensationellen Titelgewinn konnte die<br />
Journalistik-Studentin ihr Glück kaum fassen. „Ein Traum ist<br />
für mich in Erfüllung gegangen. Auch wenn ich mich selbst<br />
nicht getraut habe, daran zu glauben. Im Hotel hat mir am Finaltag<br />
jeder gesagt, dass ich das schaffe. Und ich bin unglaublich<br />
froh, dass es geklappt hat“, strahlte die überglückliche Siegerin.<br />
Im Finale hatte die letztjährige deutsche Jugendmeisterin am<br />
Start mit 0,165 Sekunden lediglich die viertschnellste Reaktionszeit,<br />
doch bereits in der Beschleunigungsphase demonstrierte<br />
sie ihre Klasse und konnte ihre hohe Endgeschwindigkeit<br />
auch hinten heraus souverän ausspielen.<br />
Zwei Tage nach ihrem 100-Meter-Triumph zählte Lilly Kaden<br />
zur 4 x 100-Meter-Staffel des Deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-<br />
Verbandes (DLV), die zusammen mit Keshia Beverly Kwadwo<br />
(LC Paderborn), Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Talea Pre-<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 18
Fotos: Torben Flatemersch https://torbenfla.de<br />
pens (TV Cloppenburg) in der neuen Meisterschaftsrekordzeit<br />
von 43,05 Sekunden souverän Gold vor Spanien (43,74 Sekunden)<br />
und Frankreich (44,15 Sekunden) gewann.<br />
Nach ihrer Rückkehr aus Tallinn ließ Lilly Kaden bei einer Ehrung<br />
der LG Olympia Dortmund die Ereignisse der U23-EM<br />
noch einmal Revue passieren: „Ich hatte mir in Tallinn die Finalteilnahme<br />
vorgenommen. Dass bei mir etwas mehr drin war,<br />
habe ich jedoch gespürt, als ich im Halbfinale mit 11,28 Sekunden<br />
persönliche Bestzeit lief. Der Titel mit der Staffel bedeutet<br />
mir mindestens genauso viel wie der im Einzel. Er war zwar<br />
nicht so überraschend, aber dafür eine großartige Teamleistung“,<br />
betonte die neue deutsche Sprinthoffnung.<br />
In Tallinn gab Lilly Kaden ihr Debüt auf internationalem Parkett.<br />
Nervös war sie allerdings nicht. Aufgeregt war sie lediglich<br />
zwei Wochen vorher bei den deutschen U23-Meisterschaften<br />
in Koblenz, als sie über 100 Meter unter die ersten<br />
drei kommen musste, um sich für Tallinn zu qualifizieren. Als<br />
Zweite in 11,43 Sekunden sicherte sie sich jedoch problemlos<br />
das EM-Ticket.<br />
Die beiden Siegerehrungen mit dem Abspielen der Nationalhymne<br />
bildeten für die neue U23-Doppel-Europameisterin in<br />
Tallinn große emotionale Momente: „Das war total schön. Ich<br />
wollte nach meinem 100-m-Erolg bei der Hymne mitsingen,<br />
habe aber keinen Ton herausgebracht. Ich habe auch einige<br />
Tränen vergossen, schließlich weiß ich nicht, ob irgendwann<br />
noch einmal die Hymne für mich gespielt wird.“<br />
2020 noch Mitglied beim FC Schalke 04<br />
Die neue U23-Europameisterin startete im vergangenen Jahr<br />
noch für den FC Schalke 04. Da sich ihr damaliger Trainer Timo<br />
Krampen beruflich veränderte, musste sich die letztjährige<br />
deutsche Jugendmeisterin einen neuen Verein suchen. Da lag<br />
es für sie nahe, zur LG Olympia Dortmund zu wechseln, weil sie<br />
schon Kontakte zu Bundestrainer Thomas Kremer hatte. Zudem<br />
verfügt die Dortmunder <strong>Leichtathletik</strong>-Vereinigung mit<br />
Thomas Czarnetzki über einen äußerst fachkundigen Sprint-<br />
Coach, der Thomas Kremer als Co-Trainer eifrig unterstützt.<br />
Last but not least war für sie die gute Dortmunder Infrastruktur<br />
mit der Helmut-Körnig-Halle, dem Stadion Rote Erde und<br />
der neuen <strong>Leichtathletik</strong>-Anlage in Dortmund-Hacheney für<br />
den Wechsel ausschlaggebend.<br />
Die letztjährige Weltranglisten-Dritte über 100 Meter in der<br />
Klasse U20 belegt in Gelsenkirchen an der Westfälischen<br />
Hochschule den Studiengang Journalismus und Public Relations<br />
und befindet sich zurzeit schon im fünften Semester. In<br />
ihrer knapp bemessenen Freizeit schreibt und liest sie recht<br />
gerne – vor allem Printmedien. Das Reiten hat sie ein wenig<br />
zurückgestellt, nachdem sie im Herbst 2020 bei einem Reitunfall<br />
unglücklich auf ihren Ellenbogen fiel und dabei ein Stück<br />
Knochen absplitterte. Dieser musste wieder verschraubt werden.<br />
Im April folgte eine zweite Operation, um die Schraube<br />
wieder zu entfernen.<br />
Lilly Kaden entdeckt mit sieben Jahren ihr Herz für die<br />
<strong>Leichtathletik</strong><br />
Lilly Kaden, die zwischenzeitlich auch Handball spielte, entdeckte<br />
bereits im Alter von sieben Jahren beim VfL Winterbach<br />
(Baden-Württemberg) ihre Liebe zur <strong>Leichtathletik</strong> und<br />
war von Beginn an mit großer Leidenschaft bei der Sache.<br />
„Ich bin in meiner Anfangszeit nicht durch meine Schnelligkeit<br />
aufgefallen, weil ich klein und dünn war. Klein bin ich immer<br />
noch, aber während der Pubertät hat sich mein Körper<br />
verändert. Ich habe muskulär zugelegt, sodass ich jetzt über<br />
eine wesentlich bessere Schubkraft verfüge“, erläutert die frühere<br />
Winterbacherin, die erst in der Klasse U16 mit ihrem dritten<br />
Platz bei den deutschen U16-Meisterschaften 2016 in Bremen<br />
den Durchbruch schaffte.<br />
Mit ihren 19 Jahren steht Lilly Kaden erst am Anfang ihrer<br />
Karriere. Im kommenden Jahr stehen für sie mit den <strong>Leichtathletik</strong>-Europameisterschaften<br />
in München und den Weltmeisterschaften<br />
in Eugene (USA) zwei weitere internationale<br />
Bewährungsproben an. Allerdings muss sie sich für die Titelkämpfe<br />
erst einmal qualifizieren. „Das wird bei dem augenblicklich<br />
hohen Niveau im Sprintbereich der Frauen äußerst<br />
schwierig sein“, betont die zweifache Goldmedaillengewinnerin<br />
von Tallinn.<br />
Peter Middel<br />
19 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Wir suchen Verstärkung!!!<br />
Autoren – Fotografen – Lektoren<br />
Was wir bieten:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Einblick in einen der größten<br />
<strong>Leichtathletik</strong>-Fördervereine<br />
Deutschlands<br />
„Redaktionsarbeit“ im Team<br />
Kreative Freiheiten und Flexibilität<br />
Eine gewisse Unverbindlichkeit<br />
(„Man macht so viel, wie man kann“)<br />
Enger Kontakt zum Leistungssport<br />
Allgemeine Anforderungen:<br />
Begeisterung für die <strong>Leichtathletik</strong><br />
Spaß am Schreiben, Lesen und / oder<br />
Fotografieren<br />
Flexibilität & Teamfähigkeit<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
Als einer der größten <strong>Leichtathletik</strong>-Fördervereine und -Fanclubs Deutschlands<br />
geben die „FREUNDE der <strong>Leichtathletik</strong>“ vierteljährlich eine Zeitschrift heraus.<br />
Beiträge und Fotos werden von engagierten Unterstützern erstellt. Um unsere Arbeit<br />
auf eine breitere Basis zu stellen und auch für die Zukunft sicherzustellen,<br />
suchen wir weitere ehrenamtliche Unterstützung.<br />
Interesse geweckt?<br />
Du hast Lust, dich mit uns weiterzuentwickeln und mit unserer Öffentlichkeitsarbeit die <strong>Leichtathletik</strong>-Jugend in Deutschland zu<br />
fördern? Dann melde dich gerne bei uns per Mail an<br />
Foto: Peter Busse<br />
redaktion-team@fdlsport.de
Meldungen<br />
DHM 2022<br />
Zu den Deutschen Hallenmeisterschaften am 26./27. Februar 2022 in<br />
Leipzig konnten wir wieder im Pentahotel (Großer Brockhaus 3, 041<strong>03</strong><br />
Leipzig) ein Kontingent von Zimmern reservieren. Das Einzelzimmer<br />
kostet 93,00 € pro Nacht, das Doppelzimmer 112 €, jeweils incl. Frühstück,<br />
zuzüglich 3,00 € City Tax pro Person und Nacht. Reservierbar unter<br />
<strong>03</strong>41 1292 0 oder reservations.leipzig@pentahotels.com, Kennwort<br />
„FREUNDE-der-<strong>Leichtathletik</strong>“.<br />
Die Tickets zur Veranstaltung können über die FdL-Geschäftsstelle bestellt<br />
werden. Die Preise stehen derzeit noch nicht fest.<br />
Der FREUNDE-Abend wird wieder im Ratskeller der Stadt Leipzig stattfinden.<br />
Nähere Infos zu den DHM 2022 werden rechtzeitig veröffentlicht.<br />
360 Seiten Weitsprung der Frauen<br />
Die DGLD (Deutsche Gesellschaft für <strong>Leichtathletik</strong>-Dokumentation)<br />
hat erneut ein Denkmal errichtet: Alle wesentlichen Ergebnisse des zurückliegenden<br />
Jahrhunderts mit ergänzenden Begleittexten zu Wettkämpfen<br />
und Athletinnen in einem Band. Eine wahre Fundgrube über<br />
eine der erfolgreichsten Disziplinen der deutschen <strong>Leichtathletik</strong> mit<br />
vier Olympiasiegen, 3 WM- und 8 EM-Titeln – obwohl der Weitsprung<br />
der Frauen 1948 überhaupt erst olympische Disziplin wurde!<br />
Ein dickes Lob für die 99 Mitglieder der DGLD, den Autor Henner Möhlmann<br />
und die Redakteure Klaus Amrhein und Manfred.Holzhausen@<br />
gmx.de, bei dem der Band für 15 € bestellt werden kann.<br />
FREUNDE-Foto: Sabine Everts, in den 80er Jahren erfolgreich im Weitsprung<br />
und Mehrkampf<br />
Ron Hermann Hütscher plant Hammwurf-Talent-Camp vom<br />
3. bis 5. Dezember in Kienbaum<br />
Im letzten Jahr musste das Hammerwurf Talent-Camp der FREUNDE<br />
der <strong>Leichtathletik</strong> in Kienbaum coronabedingt ausfallen. DLV-Nachwuchs-Hammerwurf-Trainer<br />
Frauen Ron Hermann Hütcher zeigt sich<br />
optimistisch, dass diese Maßnahme in diesem Jahr durchgeführt werden<br />
kann. Das Camp wird vom 3. bis 5. Dezember in der Sportschule<br />
Kienbaum stattfinden.<br />
Zu diesem Wochenende in Kienbaum werden junge Talente eingeladen.<br />
Für diese Maßnahmen können sich die Talentis bewerben. Eine<br />
entsprechende Meldung wird über das Internetportal des DLV leichtathletik.de<br />
veröffentlicht werden. Ebenso werden die Ergebnisse aus<br />
allen regionalen und nationalen Wettkämpfen herangezogen<br />
Zielstellung des Camps ist es, Athlet:innen und Trainer:innen fortzubilden<br />
und ihnen Wege für einen erfolgreichen Weg in die deutsche<br />
Hammerwurfspitze aufzuzeigen<br />
Das Berliner Trainerteam wird mit Ron Hütcher als Leiter, das Talentcamp<br />
durchführen. Der gesamte Lehrgang wird ausschließlich in Kienbaum<br />
stattfinden.<br />
Peter Middel<br />
<strong>Leichtathletik</strong> Europameisterschaften 2022 in München<br />
Nach „Berlin 2018“ freuen wir uns auf die nächsten <strong>Leichtathletik</strong>-Europameisterschaften<br />
im eigenen Land. Von 15.-21. August 2022 finden<br />
die kontinentalen Meisterschaften in München statt. Im Olympiastadion<br />
soll 50 Jahre nach den Olympischen Spielen im Rahmen der European<br />
Championships mit 8 weiteren Sportarten den Flair von 1972<br />
wieder aufleben.<br />
Und wir FREUNDE möchten dabei sein.<br />
Leider konnte aufgrund der Corona-bedingten Situation seitens des<br />
Veranstalters bis zum Redaktionsschluss dieser Zeitung kein Angebot<br />
für Tickets vorgelegt werden. Es wurde uns allerdings ein Vorkaufsrecht<br />
eingeräumt. Sobald die Angebote vorliegen, werden wir darüber<br />
informieren.<br />
Im Hotel „Arthotel ana am Olympiapark“, Helene-Mayer-Ring 12, ist für<br />
die FREUNDE ein Kontingent von Zimmern auf Abruf unter dem Buchungscode<br />
6<strong>03</strong>47 schon jetzt buchbar.<br />
Die Einzelzimmer kosten 90,00€ pro Nacht, die Doppelzimmer 110,00 €,<br />
jeweils inkl. Frühstück.<br />
Das Hotel ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln mit der U3, Haltestelle<br />
Olympiazentrum, zu erreichen.<br />
Kontakt zum Hotel: e-mail: olympiapark@ana-hotels.de oder<br />
089 357 51 0.<br />
Für weitere Reiseangebote verweisen wir auch auf die Anzeigen der<br />
Reisebüros in unseren „<strong>Leichtathletik</strong> Informationen“.<br />
Ehrengabe der Deutschen Sportjugend an Uta Götze<br />
Anlässlich der Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock hat SHLV-<br />
Schülerwartin und FREUNDE-Mitglied Uta Götze die Ehrengabe der<br />
Deutschen Sportjugend erhalten. Uta freute sich, in diesem Rahmen<br />
die Ehrung zu erhalten und die Meisterschaften dabei genießen zu<br />
können.<br />
Uta Götze wurde damit für ihr mehr als 25-jähriges Engagement im<br />
Sport ausgezeichnet. Denn schon seit 1997 ist sie mit der Leitung und<br />
Durchführung des jährlichen, von den FREUNDEN geförderten Jugendlagers<br />
des Deutschen <strong>Leichtathletik</strong>-Verbandes betraut, das immer<br />
anlässlich der deutschen Meisterschaften stattfindet. Dabei nehmen<br />
immer circa 80 Jugendliche aus allen <strong>Leichtathletik</strong>verbänden<br />
Deutschlands teil, die neben Training und Besuch der deutschen Meisterschaften<br />
auch ein breites Rahmenprogramm geboten bekommen.<br />
Zudem arbeitet Uta seit 1999 in der Fachkommission „außersportliche<br />
Jugendarbeit“ im DLV mit.<br />
Quelle: Schleswig Hosteiner <strong>Leichtathletik</strong>verband<br />
Foto: Benjamin Heller<br />
21 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Foto: Torben Flatemersch https://torbenfla.de<br />
Anna Malia Hense<br />
Mit raumgreifenden Schritten stürmte Anna Malia Hense (LG Olympia Dortmund) bei den Deutschen<br />
Jugendmeisterschaften in Rostock im Stile einer Klasseläuferin zum 400-Meter-Titel.<br />
Die Viertelmeilerin der LG Olympia Dortmund hatte im vergangenen<br />
Jahr noch in der U18 den Titel auf der Stadionrunde gewonnen<br />
und war vor den DLV-Jugend-Titelkämpfen mit Staffelgold<br />
von der U20-EM aus Tallinn zurückgekehrt. Bei windigen<br />
Bedingungen hatte sie in Rostock bereits 200 Meter vor dem<br />
Ziel einen deutlichen Vorsprung. Auf der Zielgeraden konnte<br />
sich keine der Konkurrentinnen mehr an die 17-Jährige heranarbeiten,<br />
sodass sie in erstklassigen 54,67 Sekunden souverän<br />
deutsche U20-Meisterin wurde – und das, obwohl sie noch der<br />
Alterskategorie U18 angehört. Lysann Helms (Hamburger SV)<br />
erreichte als Zweitschnellste in 55,54 Sekunden das Ziel.<br />
„Ich habe vor dem Rennen viel über den Wind nachgedacht,<br />
konnte das dann aber im Rennen eigentlich ganz gut ausblenden.<br />
200 Meter vor dem Ziel war er aber dann doch recht stark,<br />
da musste ich ziemlich dagegenhalten, was aber letztlich gut<br />
geklappt hat. Ich hatte im Vorfeld ein bisschen mit dem Sieg<br />
gerechnet, aber wirklich wissen kann man es natürlich nie.<br />
Umso schöner ist, dass ich tatsächlich gewonnen habe“, jubelte<br />
Anna Malia Hense.<br />
Dass Anna Malia Hense in Tallinn und Rostock so erfolgreich<br />
war, ist nicht verwunderlich, denn sie wurde von Eltern und<br />
Großeltern üppig mit <strong>Leichtathletik</strong>-Genen ausgestattet.<br />
So zählten ihr Vater Olaf und ihre Mutter Tina Hense in den<br />
1990er Jahren zur deutschen Spitzenklasse. Olaf Henses<br />
größter Erfolg war der Gewinn der Bronzemedaille mit der<br />
4 x 400-m-Staffel des DLV bei den Weltmeisterschaften 1993<br />
in Stuttgart. Dreimal errang er hintereinander den Titel über<br />
400 m Hürden. Mutter Tina kam bei den deutschen Meisterschaften<br />
1994 in Berlin in der 4 x 400-m-Staffel der LG Olympia<br />
Dortmund zu Titelehren.<br />
Auch die Großeltern Jörg und Rosi Balke, die in den 1960er<br />
und 1970er Jahre bei deutschen Meisterschaften ganz oben<br />
auf dem Siegertreppchen standen, haben Annas Gene positiv<br />
beeinflusst. Ihr Opa Jörg war 1960 sogar Olympiateilnehmer in<br />
Rom und machte sich zusammen mit seiner Frau nach Beendigung<br />
seiner erfolgreichen Laufbahn als Dopingfahnder einen<br />
Namen.<br />
<strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong> 22
Fotos: Peter Middel<br />
Anna Hense mit ihren Eltern Tina und Olaf Hense, die früher auf der 400-m-Strecke zahlreiche Erfolge feierten.<br />
„Ich verfüge sicherlich über ein gutes Erbgut, aber das reicht<br />
nicht allein aus, um schnelle Zeiten laufen zu können. Sicherlich<br />
genauso entscheidend ist, dass ich mit Thomas Kremer einen<br />
hervorragenden Trainer habe, der mich behutsam aufbaut“,<br />
betont Anna Hense.<br />
Die sympathische Teenagerin hat noch eine Zwillingsschwester<br />
namens Zaya. Die beiden sammelten ihre ersten sportlichen<br />
Erfahrungen beim Ballett und Turnen. Wahrscheinlich<br />
wären sie auch ohne ihre Eltern und Großeltern zur <strong>Leichtathletik</strong><br />
gekommen. Bereits auf der Grundschule waren die flinken<br />
Zwillinge nämlich immer die Schnellsten und sammelten<br />
bei den Bundesjugendspielen die meisten Punkte. Selbst die<br />
Jungen hatten keine Chance gegen die jungen Damen.<br />
Die beiden 17-Jährigen besuchen eine G8-Klasse des Friedrich-Bährens-Gymnasiums<br />
in Schwerte. Das Turbo-Abi führt<br />
dazu, dass sie dreimal in der Woche bis 15:30 Uhr Unterricht<br />
haben. Die Elftklässlerinnen, die bis zu sechsmal in der Woche<br />
trainieren, können Schule und Sport zurzeit noch gut miteinander<br />
verbinden. Ihr großer Vorteil: Sie können sich in vielen<br />
Bereichen gegenseitig unterstützen. Bei der Geburt hatte es<br />
Zaya am eiligsten, doch inzwischen hat Anna immer die Nase<br />
vorn. Beide können gut damit leben.<br />
In der <strong>Leichtathletik</strong> hat sich das Geschwisterpaar schon in vielen<br />
Disziplinen versucht (u. a. auch Mehrkampf). Anna gefallen<br />
am besten der Sprint und der Langsprint. Auf den kürzeren<br />
Distanzen hat sie Bestzeiten von 12,02 Sekunden über 100<br />
Meter und 24,43 Sekunden über 200 Meter. Mit der knüppelharten<br />
400-m-Strecke, auf der ihre Eltern ihre größten Erfolge<br />
feierten, konnte sie sich vor zwei Jahren schnell anfreunden –<br />
später vielleicht auch mit den kräftezehrenden 400 m Hürden,<br />
auf denen ihr Vater Olaf 1993 mit seiner persönlichen Bestzeit<br />
von 48,48 Sekunden (1993) zur absoluten Weltelite zählte.<br />
Vor wichtigen Wettkämpfen achtet die hoffnungsvolle Nachwuchssprinterin<br />
darauf, dass sie ausgeschlafen an den Start<br />
geht und in den Tagen vorher genügend trinkt. „Nervös bin<br />
ich am Wettkampftag nicht. Ich verspüre lediglich beim Warmlaufen<br />
eine leichte Anspannung.“<br />
Zu ihrer inneren Ruhe trägt sicherlich auch bei, dass in ihrer Familie<br />
und auch in ihrer Klasse, die eine Sportklasse ist, nur wenig<br />
über Sport gesprochen wird. Anna Hense setzt nämlich in<br />
erster Linie auf Vertrauen: So kann sie ihre Eltern bei allen Fragen<br />
jederzeit ansprechen. Auch ihr Trainer Thomas Kremer sowie<br />
ihre Lehrerinnen und Lehrer stehen ihr immer mit Rat und<br />
Tat zur Seite. Auf diese Verlässlichkeit setzt sie mehr als auf ihre<br />
Gene.<br />
Peter Middel<br />
Bei den FREUNDEN Mitglied werden<br />
Mitglied werden ist wirklich leicht:<br />
1.) Antrag downloaden – https://fdlsport.de/formulare/FdL_Antrag-Mitgliedschaft.pdf.<br />
2.) den Antrag ausfüllen, dabei den von Ihnen gewünschten Jahresbeitrag festlegen (für Personen, Vereine und Firmen liegt<br />
der jährliche Mindestbeitrag bei 60 € – ab einem Betrag von 100 € werden Firmen oder Vereine auf unserer Website als unser Partner<br />
genannt – Partner von Mitgliedern zahlen fest 20 € jährlich und Neumitglieder bis zum 27. Lebensjahr 2 € im Monat).<br />
3.) den ausgefüllten Antrag an unsere Geschäftsstelle senden (siehe Impressum Seite 2).<br />
Wichtig: Den oberen Teil des Antrags bitte unbedingt vollständig ausfüllen, da sonst keine Mitgliedschaft erfolgen kann.<br />
Schön wäre es, wenn wir Sie telefonisch oder per Mail kontaktieren dürften, zum Beispiel bei Rückfragen.<br />
Falls wir auch Fotos oder Videos, auf denen Sie abgebildet sind, veröffentlichen dürfen, füllen Sie bitte auch den unteren Teil<br />
mit der Einverständniserklärung aus.<br />
23 <strong>Leichtathletik</strong> <strong>INFORMationen</strong>
Man müsste seine Ärztin<br />
virtuell besuchen können.<br />
Gedacht, gemacht: die Teledoktor-App.<br />
Jetzt einfach per Smartphone behandeln lassen. In der Videosprechstunde der<br />
BARMER Teledoktor-App. Mehr Infos unter: barmer.de/teledoktor-app-testen