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Thermenland_10-2021

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RAT & TAT<br />

MdL Taubeneder besorgt wegen Unfallhäufung an Bahnübergängen<br />

Intelligente Autos sollen Unfälle vermeiden<br />

Im Juli diesen Jahres ereignete sich an<br />

einem unbeschrankten Bahnübergang bei<br />

Pocking ein schwerer Unfall mit Todesfolge.<br />

Der Zug war von Pocking in Richtung<br />

Pfarrkirchen gefahren und am<br />

Bahnübergang in Kühnham mit einem<br />

Fahrzeug zusammengestoßen, welches<br />

frontal erfasst und dann etwa 200 Meter<br />

mitgeschleift wurde. Die Fahrerin des<br />

Autos verstarb; der Lokführer und elf<br />

Fahrgäste wurden nicht verletzt, erlitten<br />

jedoch einen Schock. Da sich derartige<br />

Eisenbahnunfälle an unbeschrankten<br />

Bahnübergängen in den vergangenen<br />

Monaten –auch in der Region –häuften,<br />

informierte sich der örtliche Landtagsabgeordnete<br />

Walter Taubeneder beim für<br />

die Eisenbahninfrastruktur in der Region<br />

zuständigen Geschäfts- und Betriebsleiter<br />

Christian Steinbacher über die Sicherheit<br />

der örtlichen Bahnübergänge.<br />

2 Unfälle an 1 Tag<br />

Erst Mitte Mai hatte sich in Kühnham bei<br />

Pocking ein weiterer Unfall ereignet,<br />

nachdem eine junge Autofahrerin nach<br />

Aussage der Polizei das rote Blinklicht<br />

am Bahnübergang, das den nahenden<br />

Zug ankündigte, übersehen hatte. Bei<br />

dem folgenden Zusammenstoß wurde das<br />

Auto völlig zerstört; die Fahrerin und ihre<br />

Beifahrerin sowie der Lokführer und die<br />

insgesamt zehn Fahrgäste, die sich zum<br />

Unfallzeitpunkt im Zug befanden, blieben<br />

unverletzt. Am selben Tag ereignete<br />

sich ein fast identischer Unfall in Engertsham<br />

bei Neuhaus. Hier wurde nur die<br />

Fahrerin des Pkw leicht verletzt. Wie<br />

Bahn-Vertreter Steinbacher informiert,<br />

sei es zwar innerhalb der letzten Monate<br />

u. a. am Bahnübergang Kühnham vermehrt<br />

zu sehr bedauerlichen Unfallereignissen<br />

gekommen, im mehrjährigen<br />

Verlauf habe man statistisch jedoch<br />

weder an der konkreten Anlage noch im<br />

übrigen Streckennetz eine signifikante<br />

Häufung feststellen können. Darum seien<br />

hier auch keine weiteren Maßnahmen<br />

getroffen worden.<br />

Übergang besser sichern<br />

Um die Sicherheit zu beurteilen, trifft sich<br />

an jedem Bahnübergang jeweils alle zwei<br />

Jahre ein Expertenkreis aus Vertretern<br />

des Straßenbaulastträgers, des Eisenbahnunternehmens,<br />

der Bundespolizei,<br />

der Landespolizei und des Eisenbahnbundesamtes.<br />

Der Bahnübergang in<br />

Kühnham bei Pocking entspricht – aus<br />

dem Blickwinkel der Eisenbahn – der Eisenbahn-,<br />

Bau- und Betriebsordnung und<br />

ist bereits seit dem Jahr 1963 mit einer<br />

Signalanlage ausgestattet. Beim konkreten<br />

Vorfall läuft noch die behördliche<br />

Unfalluntersuchung. Diese wird federführend<br />

durch die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung<br />

(BEU) durchgeführt.<br />

„Die Untersuchung schließt mit<br />

Totalschaden ohne Verletzte im Juli in Kühnham: Pkws haben gegen Züge keine Chance. Da ist Überleben<br />

reine Glückssache.<br />

Foto: Freiwillige Feuerwehr Karpfham<br />

Im Austausch über die Sicherheit an den örtlichen<br />

Bahnübergängen: Geschäfts- und Betriebsleiter<br />

Christian Steinbacher (Deutsche Bahn) und MdL<br />

Walter Taubeneder. Foto: Christoph Weishäupl<br />

einem Bericht ab, der – sofern erforderlich<br />

– auch Empfehlungen zur Vermeidung<br />

weiterer Unfälle enthalten wird“, so<br />

Steinbacher. Perspektivisch könne jedoch<br />

–auch zur Erhöhung des Sicherheitsempfindens<br />

– eine Erneuerung der Anlage<br />

mitsamt Radüberweg und Halbschranken<br />

in Aussicht gestellt werden. Bis dahin<br />

ließe sich der jüngsten Unfallhäufung beispielsweise<br />

durch eine Geschwindigkeitsregelung<br />

auf der querenden Kreisstraße<br />

begegnen.<br />

Sicherheit durch Technik<br />

„Da Unfälle an Bahnübergängen bedauerlicherweise<br />

fast ausschließlich auf ein<br />

Fehlverhalten der Straßenverkehrsteilnehmer<br />

zurückzuführen sind, liegt eine<br />

zentrale Herausforderung der Unfallvorbeugung<br />

in der Aufklärung der Öffentlichkeit<br />

zum Verhalten an Bahnübergängen“,<br />

fasst MdL Walter Taubeneder die vorgelegten<br />

statistischen Kennzahlen zusammen.<br />

Auf der Rottalbahn besteht zudem<br />

und weiterhin Modernisierungsbedarf in<br />

der Signaltechnik. Um diesen Bedarf<br />

kurzfristig kompensieren zu können, wird<br />

in diesen Monaten ein bundesweiter Pilotbetrieb<br />

gestartet, wie Steinbacher erklärt.<br />

Die Zukunft der Bahnübergangssicherheit<br />

sieht er wiederum in der Minimierung<br />

des Risikofaktors Mensch anhand<br />

intelligenter und kommunikativer<br />

Systeme. Können beispielsweise Eisenbahn<br />

und Fahrzeuge des Individualverkehrs<br />

miteinander in Kontakt treten, so<br />

ließen sich Zusammenstöße noch effektiver<br />

verhindern. Bis dahin könnte auch ein<br />

akustisches Signal oder aber doch eine<br />

BeschrankungAbhilfe schaffen, so MdL<br />

Walter Taubeneder. Christoph Weishäupl<br />

www.thermenland-magazin.de<br />

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