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greenup #11 Leseprobe

Das Zukunfts-Magazin für einen nachhaltigen Lebensstil.

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greenup | BEAUTY

Fotos: © Shutterstock.com – Kreditkarte: Sonate / Kosmetik: Mind Pixell

Im März 2021 hat die Umweltorganisation

Greenpeace 664 Kosmetikprodukte

auf Mikroplastik

untersucht, darunter Augen-Make-up,

Lippenstifte, Lipgloss, Makeup,

Highlighter und Puder. Das Ergebnis

war ernüchternd: In 90 Prozent

aller aufs Korn genommenen Augen-

Make-ups und in 73 Prozent der Lippenstifte

und Lipgloss-Produkte wurden

Plastikpartikel nachgewiesen. Da

schrillen die Alarmglocken, denn für

Konsumierende bestehen beste Chancen,

die unerwünschten Substanzen

über empfindliche Körperteile aufzunehmen

oder einzuatmen.

Insgesamt haben die Verantwortlichen

der Studie in drei Vierteln aller

gecheckten Artikel Kunststoffe aufgespürt.

Unter diesen Produkten waren

in 26 Prozent feste Plastikpartikel enthalten,

in den restlichen befanden sich

flüssige, gelartige, halbfeste oder lösliche

synthetische Substanzen. Moment

mal, flüssig? Gelartig? Wie ist denn nun

der Begriff Mikroplastik zu verstehen?

MAN BAUE SICH EINE DEFINITION

Die gängigste Begriffsbestimmung lautet:

Als Mikroplastik werden Kunststoffpartikel

bezeichnet, die einen

Durchmesser von weniger als fünf Millimetern

haben. Dabei wird primäres

Mikroplastik einem Produkt bewusst

hinzugefügt und sekundäres Mikroplastik

entsteht durch Zerfall und

Verwitterung größerer Kunststoffteile,

beispielsweise Plastikverpackungen.

5 GRAMM PLASTIK PRO

WOCHE NEHMEN WIR ZU UNS.

DAS ENTSPRICHT DEM

GEWICHT EINER KREDITKARTE

Schätzung einer Studie der University of

Newcastle 2019

Hier liegt der Hase im Pfeffer – sprich das Mikroplastik im Produkt: Flüssige und feste

Polymere sind in dekorativen Schönheitsprodukten immer noch stark präsent

Flüssige Kunststoffe zählen nach dieser

Definition nicht dazu – und dennoch

haben sie einen Löwenanteil am gesamten

Primärplastik in kosmetischen

Produkten. Zudem ist es schwierig,

flüssige Kunststoffe im Labor nachzuweisen,

da es kein einfaches methodisches

Standardverfahren gibt. Greenpeace

musste sich an dieser Stelle auf

die von der herstellenden Firma angegebenen

Inhaltsstoffe verlassen. Problematisch

ist auch, wenn per Definition

eine Untergrenze für den Durchmesser

von Mikroplastik festgelegt wird, beispielsweise

0,001 Millimeter. An dieser

Stelle fallen wachsartige und lösliche

Kunststoffe durchs Raster und ein Unternehmen

könnte (nach eigener Definition)

sein Produkt mit „mikroplastikfrei”

bewerben.

UM WELCHE KUNSTSTOFFE GEHT ES

UND WARUM WERDEN SIE EINGESETZT?

Kunststoffe, also synthetisch hergestellte

biologisch nichtabbaubare

Substanzen, erfüllen in kosmetischen

Rezepturen unterschiedlichste Funktionen.

Feste Bestandteile wie Polyethylen

(PE) dienen als Füllstoff oder

Schleifmittel, um Hautschuppen abzutragen

(Peelings, Zahnpasta) oder

dazu, einem Make-up eine bestimmte

Viskosität zu verleihen. Das lösliche

Polymer Acrylates Copolymer (AC)

reduziert elektrostatische Aufladungen

der Haare oder bildet einen Film

auf Haut und Nägeln. Es kommt zum

Beispiel in Haargelen vor. Mittels Polyvinylpyrrolidon

(PVP) lässt sich die

gewünschte Zähflüssigkeit von Makeup

erreichen, es optimiert zudem die

Verteilung von Farbpigmenten. Dieser

Stoff sorgt auch für die bessere

Durchmischung von wässrigen und

öligen Bestandteilen (Emulgator) und

verbessert die Stabilität der Emulsion.

Wer sich fragt, was etwa Plexiglas

(Polymethylmethacrylat), Bauschaum

(Polyurethane) oder beim Hausbau

als Dämmstoff genutztes Polyethylen

in einem Kosmetikprodukt bewirken,

wirft einen Blick auf die nachstehende

Tabelle.

PLASTIK NOTWENDIG ODER NICHT?

Aus den genannten Beispielen wird ersichtlich,

dass Inhaltsstoffe aus Plastik in

Kosmetika häufig gleich mehrere Zwecke

erfüllen. Einige Unternehmen, die dieses

Thema transparent kommunizieren, sagen

zwar, dass es bei manchen Produkten

im Bereich der dekorativen Kosmetik

derzeit keine (billigen?) Stoffalternativen

gibt, um die von den Konsumierenden

gewünschten Effekte zu erzielen. Dennoch

ist man intensiv auf der Suche nach

biologischen Alternativen. Wer vermag

diese Aussagen ohne abgeschlossenes

Chemiestudium und wissenschaftliche

Expertise zu beurteilen?

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