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Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 015

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkt Ausgabe 015: Digitales Typenschild und Innovative Zerspanungswerkzeuge

Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.

«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award

Schwerpunkt Ausgabe 015: Digitales Typenschild und Innovative Zerspanungswerkzeuge

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INNOVATIVE<br />

ZERSPANUNGSWERKZEUGE


EDITORIAL<br />

STAUNEN ALS TEIL<br />

EINER INNOVATION<br />

WAGO<br />

I/O SYSTEM<br />

FIELD<br />

ERWEITERTE<br />

KONNEKTIVITÄT<br />

Modulare Maschinen zukunftssicher<br />

automatisieren <strong>und</strong> vernetzen.<br />

IP67<br />

Wer schon einmal im Wareneingang<br />

ausgepackt hat, entsinnt sich bestimmt<br />

an die begleitende Papierflut,<br />

die ungelesen in den Abfall wanderte.<br />

Deren Ursache ist eine europäische Verordnung, die<br />

besagt, dass für jedes Produkt die Sicherheits- <strong>und</strong><br />

Installationsanweisungen in der Sprache des jeweiligen<br />

Ziellandes beiliegen müssen. Ergänzt werden<br />

diese durch Hinweise für die Inbetriebnahme <strong>und</strong><br />

die Wartung sowie einer Aufführung aller erfüllten<br />

Zertifikate. Da kommt ganz schnell ein riesiger<br />

Haufen Blätter zusammen, wenn Motor, Steuerung<br />

oder auch Relais in verschiedene Länder versendet<br />

<strong>und</strong> dort auch eingesetzt werden können sollen!<br />

Dieser unsinnigen Ressourcenverschwendung<br />

haben 2019 der deutsche ZVEI <strong>und</strong> die Helmut-<br />

Schmidt-Universität Hamburg den Kampf angesagt.<br />

Mit ihrer Initiative «Digitales Typenschild»<br />

wollen sie Nachhaltigkeit fördern <strong>und</strong> niedergeschriebene<br />

Informationen den Verbrauchern<br />

zukünftig mittels digitaler Identifikatoren leichter<br />

zugänglich machen. Welche Hürden es auf den<br />

Weg dorthin zu nehmen galt, erzählt Gunther<br />

Koschnick vom ZVEI im Interview ab Seite 22.<br />

Weil sich in QR-Code, Data-Matrix-Code oder<br />

RFID-Tag sehr viel mehr als nur die begleitende<br />

Dokumentation abspeichern lässt, können sich die<br />

Anwender auf neue Dienstleistungen freuen. Wie<br />

diese konkret aussehen werden, verraten ausgewählte<br />

Hersteller in unserem Trendbericht ab Seite<br />

18. In diesem Zusammenhang unbedingt zu empfehlen<br />

ist die Anwendergeschichte bei der Ricoter<br />

Erdaufbereitung AG in Frauenfeld ab Seite 26. Diese<br />

nutzt die Lösung eines Schweizer Start Up, die genau<br />

in diese Richtung geht <strong>und</strong> Elektro-Installateuren<br />

immer die aktuellsten Schemata bereitstellt.<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

Das Wort «innovativ» wird schnell als Attribut<br />

herangezogen, sobald eine Firma<br />

etwas Neues auf den Markt bringt. Das<br />

ist im B2C-Bereich vielleicht eine verführerische<br />

Ansage, aber im B2B-Bereich sind Fachleute<br />

Experten genug, um anhand der Daten bereits<br />

eine erste Prognose stellen zu können, ob das Produkt<br />

auch für sie einen Mehrwert bieten könnte.<br />

Doch eigentlich kann ein Produkt, das neu<br />

lanciert wird, streng genommen noch gar nicht<br />

innovativ sein. Denn per Definition muss eine Innovation<br />

mehr sein als die Entwicklung von etwas<br />

Neuem. «Eine Innovation ist die erfolgreiche<br />

Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen<br />

Neuerung, nicht allein ihre Erfindung», sagte<br />

Joseph Schumpeter, ein Wirtschaftswissenschaftler,<br />

der den Begriff Innovation massgeblich prägte.<br />

Das heisst in anderen Worten, dass sich das<br />

Produkt oder die Idee durchgesetzt haben muss<br />

am Markt <strong>und</strong> einen Gewinn erzielen konnte. Denn,<br />

so Schumpeter, eine Innovation hat die Aufgabe,<br />

Anschluss-Innovationen hervorzubringen – <strong>und</strong><br />

dies gelingt nur, wenn man auch mit der Innovation<br />

Gewinne erzielt hat, um das Nachfolgende finanzieren<br />

zu können.<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong> ist einer der Schwerpunkte<br />

«Innovative Zerspanungswerkzeuge». Dass mitunter<br />

Werkzeuge vorkommen, die noch beweisen<br />

müssen, ob sie den Markt durchdringen werden,<br />

liessen wir durchgehen. Denn bei einigen wissen<br />

wir, dass es so kommen wird. Bei anderen ersetzt<br />

das Staunen über das Produkt den Aspekt der noch<br />

nicht vorhandenen Marktdurchdringung. Und<br />

Staunen soll immer auch ein Teil von Innovation<br />

sein, auch wenn das in Schumpeters Definition<br />

nicht vorkommt.<br />

Starten Sie heute – mehr Information unter:<br />

www.wago.com/field<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

#<strong>015</strong> 3


CHF 5.70<br />

RUBRIKTITEL<br />

IMPRESSUM<br />

INHALT<br />

Das crossmediale Fachmagazin für<br />

Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Leser-Service / Abonnement<br />

1 Jahr, CHF 25.– inkl. MwSt.<br />

T. +41 41 464 60 48<br />

abo@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/abo<br />

Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />

von Technik <strong>und</strong><br />

Wissen erscheint<br />

am 23. Februar 2022<br />

Chefredaktion<br />

Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />

eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Markus Back, Chefredaktor Print<br />

markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Redaktion<br />

Luca Meister<br />

redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

06<br />

Lieferengpässe –<br />

was tun?<br />

Gibt es Auswege aus dieser<br />

Misere? Wir haben Experten<br />

nach Lösungen gefragt.<br />

26<br />

Unleserliche Schemata<br />

waren einmal<br />

Cloud-basierte Schemata<br />

erleichtern die Arbeit vor allem<br />

in rauer Umgebung.<br />

56<br />

Der Span <strong>und</strong> sein Meister<br />

Eine gute Spanabfuhr ist<br />

das A <strong>und</strong> O beim Drehen.<br />

Besuch bei einem Werkzeughersteller.<br />

60<br />

Keramikfräser:<br />

Gehört ihm die Zukunft?<br />

Was können Keramikfräser<br />

<strong>und</strong> wie sieht das Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis aus?<br />

Redaktionsadresse<br />

Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />

Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />

Leitung Werbemarkt<br />

Christian Heim<br />

christian.heim@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

03 Editorial<br />

38 Produkte<br />

Konzept & Layout<br />

Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />

Martin Kurzbein (Art Director)<br />

Stefanie Schildknecht-Lipp (Layout)<br />

info@medienart.ch<br />

Druck<br />

AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />

www.avd.ch<br />

Herausgeber<br />

Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />

Oberneuhofstrasse 5, 6304 Baar<br />

Tel. +41 41 464 60 46<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

Geschäftsführung<br />

Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />

Markus Back (Chefredaktion Print)<br />

Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />

Erscheinungsweise<br />

5 × jährlich, 3. Jahrgang<br />

Auflage<br />

8500 Exemplare<br />

Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />

Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />

Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />

Jede Verwendung oder Verwertung<br />

bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />

Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />

sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />

Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />

Die rechtlichen Bestimmungen für<br />

die Schaltung von Werbung entnehmen Sie<br />

den «Allgemeinen Geschäftsbedingungen»<br />

unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

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INNOVATIVE<br />

ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

LD<br />

Titelbild<br />

Digitales Typenschild /<br />

Innovative Zerspanungswerkzeuge<br />

Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />

04 Impressum<br />

06 Lieferengpässe – was tun?<br />

12 Wissenswertes<br />

16 Blickpunkt Forschung<br />

Schwerpunkt<br />

«Digitales Typenschild»<br />

18 Anwender <strong>und</strong> Hersteller<br />

profitieren gleichermassen<br />

22 Eisbrecher für Industrie 4.0<br />

26 Unleserliche Schemata<br />

waren einmal<br />

30 SPS 2021 – Präsenzmesse<br />

mit Crowd-Management<br />

32 Ein Käsepflegeroboter<br />

im Einsatz<br />

34 Verpackung mit Zukunft<br />

36 FTS <strong>und</strong> die Auslegung<br />

der Antriebseinheit<br />

42 uptownBasel: Hotspot<br />

des 3D-Drucks für Medizinaltechnik<br />

44 Technisches Englisch:<br />

Brush it up mit Murrelektronik<br />

45 News in Zahlen<br />

46 Wissenswertes<br />

Schwerpunkt<br />

«Innovative Zerspanungswerkzeuge»<br />

50 Hochleistungsentwicklung<br />

für Zerspanungswerkzeuge<br />

56 Der Span <strong>und</strong> sein Meister<br />

60 Keramikfräser:<br />

Gehört ihm die Zukunft?<br />

64 Produkte<br />

4 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 5


Ivo Zimmermann<br />

Mitglied der Geschäftsleitung<br />

Leiter Kommunikation<br />

Swissmem<br />

Bianca Illner<br />

Leiterin Business Advisory<br />

VDMA<br />

Mo Aakti<br />

Geschäftsführer<br />

Antrimon Group AG<br />

ENGPÄSSE<br />

IN DER LIEFERKETTE:<br />

WAS TUN?<br />

Die Lieferengpässe bei Halbleitern haben es in die Presse gebracht. Doch es ist mehr<br />

als nur ein Halbleiter-Engpass – es fehlt an allen Ecken <strong>und</strong> Enden in der Industrie.<br />

Gibt es Auswege aus dieser Misere? Wir sind der Frage nachgegangen <strong>und</strong> wollten<br />

von Experten wissen, wie solche Wege aussehen könnten.<br />

Von Markus Back <strong>und</strong> Eugen Albisser<br />

Bei vielen Verantwortlichen liegen<br />

angesichts der unsicheren<br />

Lage mittlerweile die Nerven<br />

blank. Wenn bestellte Ware<br />

ausbleibt oder bestenfalls in homöopathischen<br />

Dosen eintröpfelt, macht das<br />

nämlich eine zuverlässige Planung unmöglich.<br />

Dass dann der Frust schon<br />

auch einmal am Hersteller beziehungsweise<br />

Lieferanten ausgelassen<br />

wird, scheint dabei Alltag zu sein.<br />

«Wir müssen uns am Telefon von<br />

wüsten Beschimpfungen bis hin zu<br />

der Drohung, uns zu verklagen, im<br />

Moment so ziemlich alles anhören»,<br />

verrät ein Anbieter von Automationskomponenten<br />

hinter vorgehaltener<br />

Hand. Einziger Trost für ihn in dieser<br />

alles andere als angenehmen Situation<br />

– seine Wettbewerber können derzeit<br />

ebenfalls nicht liefern.<br />

Kommunikation besser als Rechtsweg<br />

Doch ist es sinnvoll, auf bestehende<br />

Verträge zu pochen <strong>und</strong> Bestelltes<br />

notfalls auf dem Rechtsweg einzufordern?<br />

«Es ist zwar möglich, einen Liefervertrag<br />

auf dem Rechtsweg durchzusetzen<br />

<strong>und</strong> bestelltes Material<br />

einzufordern», sagt Ivo Zimmermann<br />

von Swissmem, mahnt aber, dabei die<br />

Softfaktoren nicht ausser Acht zu lassen:<br />

«Es dürfte schwierig werden, mit<br />

dem beklagten Lieferanten weiterhin<br />

Geschäfte zu betreiben <strong>und</strong> zur Entspannung<br />

der Lieferengpässe trägt es<br />

kaum bei.» Denn, gibt der Mediensprecher<br />

zu bedenken, das bestellte<br />

Material werde ja nicht absichtlich<br />

nicht geliefert, sondern weil es<br />

schlicht nicht verfügbar sei.<br />

Ähnlich wie Ivo Zimmermann sieht<br />

es Bianca Illner vom VDMA. «Die<br />

prozessuale Anspruchsdurchsetzung<br />

kann vor allem bei grenzüberschreitenden<br />

Sachverhalten bis hin zu<br />

mehreren Jahren dauern», sagt die<br />

Leiterin Wirtschaftsberatung <strong>und</strong> folgert<br />

daraus: «Die konkrete Problematik<br />

des Versorgungsengpasses wird<br />

durch einen Prozess daher nicht unmittelbar<br />

gelöst.»<br />

Was also tun, wenn der Rechtsweg<br />

keine Option ist? «Wir empfehlen mit<br />

dem Lieferanten stets im Gespräch zu<br />

bleiben, alternative Lieferanten zu suchen<br />

<strong>und</strong> zukünftig Schlüsselkomponenten<br />

vorrätig zu halten», empfiehlt<br />

Ivo Zimmermann.<br />

«Ein genereller Rat kann hier nicht<br />

gegeben werden», sagt Bianca Illner.<br />

Oftmals sei es nämlich mittlerweile so,<br />

dass neue Bestellungen mit exorbitanten<br />

Lieferterminen oder auch ganz<br />

6 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 7


Acht erste Handlungsanweisungen<br />

Lesen Sie die vollständigen<br />

Interviews mit Bianca Illner<br />

<strong>und</strong> Mo Aakti auf<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />

lieferengpaesse.html<br />

1. Digitale Lösungen für reibungslose Abläufe<br />

im Einkauf<br />

Wenn Homeoffi ce Pfl icht ist, dann erschwert dies<br />

die Kommunikation mit Kollegen <strong>und</strong> Lieferanten.<br />

Bauen Sie die digitalen Kommuni kationslösungen aus.<br />

2. Umdenken <strong>und</strong> Alternativen finden<br />

Bei knappen Angeboten sollen Firmen über den Einsatz<br />

alternativer Lieferanten nachdenken oder den Bezug<br />

von Restbeständen lokaler Händler.<br />

3. Mit kühlem Kopf <strong>und</strong> Risikomanagement Lieferausfälle<br />

begrenzen<br />

Treffen Sie keine voreiligen Entscheidungen. Es muss<br />

klar sein, welche Warengruppen in welchem Ausmass<br />

bedroht sind. Drohen Lieferausfälle, gilt es die Konsequenzen<br />

für Ihren Einkauf zu bestimmen. Bilden Sie eine interne<br />

Taskforce, die sich intensiv mit den Auswirkungen beschäftigt.<br />

4. Versorgungssicherheit durch Nachverhand lungen<br />

<strong>und</strong> Bestandserhöhung<br />

Verhandeln Sie nach. Ein Erfolgsfaktor kann die Konsolidierung<br />

Ihres Einkaufsvolumens sein. ››<br />

ohne Termin bestätigt werden. In diesem<br />

Fall fehlten ebenfalls die Teile, der<br />

Lieferant sei aber gar nicht in Verzug.<br />

Je nach Materialkategorie könne<br />

versucht werden, andere Lieferquellen<br />

aufzutun, konstruktive Substitutionsmöglichkeiten<br />

zu suchen oder, falls<br />

möglich, bestimmte Features wegzulassen.<br />

«In jedem Fall wächst der Kommunikationsbedarf<br />

sowohl zum Lieferanten<br />

als auch zum K<strong>und</strong>en», glaubt<br />

Bianca Illner.<br />

Re-Designs nur bedingt eine Option<br />

Die Antrimon Group AG mit Sitz im<br />

aargauischen Muri versteht sich auf<br />

die Entwicklung innovativer mechatronischer<br />

Systeme <strong>und</strong> ist es gewohnt,<br />

ungewöhnliche Pfade zu gehen.<br />

Wie denkt deren Geschäftsführer<br />

Mo Aakti über die von Bianca Illner<br />

angesprochenen konstruktiven Substitutionsmöglichkeiten?<br />

«In Bereichen, in denen eher mit<br />

Normkomponenten gearbeitet wird,<br />

können diese eine Alternative sein»,<br />

glaubt Mo Aakti. Als Beispiel für einen<br />

solchen Bereich nennt er den Maschinenbau.<br />

Sobald aber Märkte reguliert<br />

seien, wie beispielsweise in der Medizintechnik,<br />

hält er Re-Designs für keine<br />

Alternative: «Der Aufwand hier ist<br />

zu gross, da alle Komponenten auf ihre<br />

Zulassungen hin überprüft werden<br />

müssten.»<br />

Wegen der Lagerkosten bauen viele<br />

Unternehmen ihre Lösungen <strong>und</strong> Produkte<br />

auf den Komponenten weniger<br />

Hersteller auf. Was hält Mo Aakti davon,<br />

genau den anderen Weg zu gehen<br />

<strong>und</strong> die Abhängigkeiten durch ein<br />

grosses <strong>und</strong> breit sortiertes Lager zu<br />

minimieren? Bei dieser Frage ist für<br />

ihn klar, dass man auf Gr<strong>und</strong> der aktuellen<br />

globalen Situation nicht verallgemeinern<br />

kann, welches nun der<br />

richtige Weg ist. Das müsse in jedem<br />

Unternehmen individuell <strong>und</strong> zeitnah<br />

betrachtet werden.<br />

«Wir selbst setzen die gleichen Komponenten<br />

in verschiedenen Lösungen<br />

ein, um einen besseren Einkaufspreis<br />

zu bekommen», sagt er. Selbstverständlich<br />

versuche man auch bei Antrimon<br />

alternative Quellen zu erschliessen,<br />

um der Abhängigkeit der<br />

Lieferverfügbarkeit zu entgehen. Allerdings<br />

sei man, wie viele andere<br />

Schweizer Firmen, lediglich ein Nischenplayer,<br />

weshalb es schwierig sei,<br />

eine Red<strong>und</strong>anz/Dual-Source aufzubauen,<br />

da sich diese gerade bei kleineren<br />

Stückzahlen nicht rechne. Daher<br />

gehe es gar nicht anders, als ein Feingefühl<br />

für die Nachfrage zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> vorausschauend zu planen <strong>und</strong><br />

Folgebestellungen rechtzeitig zu platzieren.<br />

Die Supply Chain <strong>und</strong> ein paar<br />

Lösungen<br />

Eine wichtige Rolle bei Lieferengpässen<br />

spielt die Supply Chain. «Natürlich<br />

hilft es, wenn man die Lieferanten<br />

sehr gut <strong>und</strong> sogar persönlich kennt»,<br />

meint Stephan Hofstetter, Schweizer<br />

Partner des international agierenden<br />

Beratungsunternehmen Kloepfel Consulting.<br />

Wenn aber die Lieferkette<br />

eingebrochen ist, dann sei es für den<br />

Aufbau solcher Beziehungen etwas<br />

zu spät <strong>und</strong> andere Massnahmen<br />

seien angebracht. Zu diesem Zweck<br />

hat seine Firma, die über eine mehrfach<br />

ausgezeichnete Einkaufsberatung<br />

verfügt, eine Handlungsanweisung<br />

veröffentlicht, dazu einen interessanten<br />

«Versorgungsmonitor», der<br />

Auskunft darüber gibt, welche Massnahmen<br />

Firmen momentan eingeleitet<br />

haben <strong>und</strong> schliesslich noch eine<br />

Taskforce gegründet, die in Notfällen<br />

schnell <strong>und</strong> unkompliziert eingesetzt<br />

werden kann. Doch beginnen wir von<br />

vorne <strong>und</strong> daher mit den acht Handlungsanweisungen.<br />

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8 #<strong>015</strong><br />

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& ModuLar<br />

Die Umstrukturierung der<br />

Bestellmengen <strong>und</strong> des Zeitpunktes<br />

der Bestellung kann die<br />

Lieferfähigkeit deutlich steigern.<br />

Erhöhen Sie auch die Lagerbestände<br />

wichtiger Artikel.<br />

5. Bereichsstrategien<br />

synchronisieren<br />

Wenn keine 100-prozentige<br />

Lieferfähigkeit gewährleistet<br />

werden kann, ist der Austausch<br />

mit den Abteilungen Produktion,<br />

Vertrieb <strong>und</strong> Logistik unabdingbar.<br />

Die verschiedenen Bereichsstrategien<br />

müssen synchronisiert<br />

werden.<br />

6. Liquidität aufrechterhalten<br />

Im Einkauf muss festgestellt<br />

werden, welche Güter <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen zwingend für<br />

den Geschäftsbetrieb benötigt<br />

werden. Nicht-kritische <strong>Ausgabe</strong>n<br />

minimieren, um die Liquidität<br />

zu gewähren. Wichtig ist, dass<br />

alle Anschaffungen von der<br />

Einkaufsabteilung abgewickelt<br />

werden, um den Überblick über<br />

die Kosten zu haben.<br />

7. Transportwege nicht ausser<br />

Acht lassen<br />

Haben Sie geprüft, ob der<br />

Unterbruch an den Transportwegen<br />

liegt? Falls ja, suchen<br />

Sie Alternativen.<br />

8. Kompromisse mit Lieferanten<br />

eingehen<br />

Allen Parteien liegt daran,<br />

bestehende Geschäftsbeziehungen<br />

aufrechtzuerhalten. Liefer anten sind<br />

also bereit, Kompromisse<br />

einzugehen, um beispielsweise<br />

längere Zahlungsziele zu gewähren.<br />

Sie finden eine Liste<br />

mit den 40 Möglichkeiten<br />

online unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />

lieferengpaesse.html<br />

Liste aller Möglichkeiten, die Firmen<br />

zur Verfügung stehen<br />

Neben diesen acht Ratschlägen haben<br />

Firmen im Umgang mit der unterbrochenen<br />

Lieferkette weitere Möglichkeiten,<br />

die sie wahrnehmen können.<br />

Als Übersicht kann hier ein Dokument<br />

dienen, das ebenfalls von der Kloepfel<br />

Consulting stammt. Es ist der Versorgungsmonitor.<br />

Darin beschrieben werden<br />

unter anderem auch die Auswirkungen,<br />

welche die Lieferengpässe für<br />

die Firmen haben. Interessant für die<br />

Suche nach möglichen Lösungen ist<br />

hier vor allem der Abschnitt auf die<br />

Frage: «Was unternehmen Sie kurz-,<br />

mittel- <strong>und</strong> langfristig gegen Versorgungsengpässe?»<br />

Die Firmen haben<br />

hier r<strong>und</strong> 40 Möglichkeiten, mit denen<br />

sie das Problem angehen können.<br />

Die Taskforce –<br />

Hilfe holen, wenn’s brennt<br />

Und dann gibt es noch die Taskforce. Firmen stellen<br />

in solchen Situationen oft ein internes Taskforce-Team<br />

zusammen. Doch wenn die ganze Welt<br />

unter Lieferengpässen leidet, dann ist der Einkauf<br />

schnell am Anschlag, da jede Bestellung zeitraubend<br />

ist. Daher hat die Kloepfel Consulting ebenfalls<br />

eine Taskforce eingerichtet. Sie dient dazu,<br />

den Firmen schnell <strong>und</strong> unkompliziert mit Einkaufsingenieuren,<br />

Lieferantenmanagern <strong>und</strong> Einkäufern<br />

auszuhelfen. «Diese Leute können einerseits<br />

wie Terminjäger eingesetzt werden, anderseits<br />

übernehmen sie im Notfall auch das Eskalationsmanagement»,<br />

erklärt Stephan Hofstetter.<br />

W<strong>und</strong>er kann man selbstverständlich keine<br />

erwarten, aber nicht nur hat man innerhalb von<br />

Tagen ein vergrössertes Team zur Hand, sondern<br />

auch ein neues Netzwerk, auf das man als Firma<br />

zugreifen kann. «Tatsächlich sind nicht alle Probleme<br />

lösbar, sonst hätten die Automobilfirmen<br />

nicht die Produktion einstellen müssen. Aber es<br />

gibt viele Wege, die man versuchen kann <strong>und</strong><br />

oft liegt es einfach auch an der fehlenden Zeit,<br />

um so viele Alternativen <strong>und</strong> Lösungen durchzuarbeiten.»<br />

MuLtiacHs-servosYsteM Mdd 2000<br />

■ HöcHste LeistungsdicHte<br />

- Bis zu 3 Achsen, Versorgung, Netzfilter, Bremswiderstand<br />

<strong>und</strong> Zwischenkreis in hochkompaktem Packaging<br />

- Baugröße 1: 75 x 240 x 219 mm, 3x 5A/15A<br />

Baugröße 2: 150 x 240 x 219 mm, 3x 10A/30A<br />

■ FLeXiBLes sYsteM<br />

- Versorgungs-/Achsmodule <strong>und</strong> Erweiterungs-Achsmodule<br />

beider Baugrößen kombinierbar<br />

- In Anreihtechnik werkzeuglos verbinden<br />

- Einkabellösung Hiperface DSL, viele Standard-Geber<br />

■ vieL saFetY & scHneLL startkLar<br />

- STO, SS1, SOS, SBC, SLS – alle SIL 3, PL e<br />

- Verkürzte Inbetriebnahmezeiten durch Auto-Tuning<br />

<strong>und</strong> vorgefertigte Motion-Softwarebausteine<br />

10 #<strong>015</strong><br />

www.sigmatek-automation.ch


Wissenswertes<br />

BESCHICHTETE ZEOLITHE IDEALE WÄRMESPEICHER<br />

Wärmetauscher<br />

mit metallisiertem<br />

Zeolith. Bild:<br />

Fraunhofer FEP<br />

Flexible CIGS-Solarzellen bestehen aus<br />

sehr dünnen Schichten <strong>und</strong> enthalten eine<br />

Halbleiter-Verbindung aus den Elementen<br />

Kupfer, Indium, Gallium <strong>und</strong> Selen. Die<br />

Schichten werden auf flexible Polymersubstrate<br />

aufgebracht, hauptsächlich durch<br />

Vakuumverfahren. Bild: Empa<br />

Mit thermochemischen Speichern lässt<br />

sich sommerliche Hitze auch für den<br />

kalten Winter erhalten. Anders als bei<br />

Wasser speichern Zeolithe die Wärme<br />

nicht direkt, vielmehr treibt diese das im Material<br />

eingelagerte Wasser aus. Im energiebeladenen<br />

Zustand sind die Zeolithe also komplett trocken.<br />

Führt man umgekehrt Wasserdampf durch das<br />

Granulat, geben sie Wärme ab. Der Vorteil: Die gespeicherte<br />

Energie liegt nicht in Form erhöhter<br />

Wärme vor, sondern in Form eines chemischen<br />

Zustandes. Es geht also auch bei langfristiger<br />

Speicherung keine Wärme verloren. Ein Manko<br />

gibt es jedoch: Zeolithe haben eine schlechte<br />

Wärmeleitfähigkeit, was den Übergang der Wärme<br />

vom Wärmetauscher ins Material <strong>und</strong> zurück<br />

erschwert.<br />

Ein Team des Fraunhofer-Instituts für Organische<br />

Elektronik, Elektronenstrahl- <strong>und</strong> Plasmatechnik<br />

konnte dieses Problem nun ausräumen.<br />

«Wir beschichten das Zeolith-Granulat mit Aluminium.<br />

So konnten wir die Wärmeleitfähigkeit<br />

bereits im ersten Anlauf verdoppeln, ohne dass<br />

dadurch die Wasseraufnahme <strong>und</strong> -abgabe beeinträchtigt<br />

wird. Aktuell streben wir durch Anpassung<br />

der Schichten eine Steigerung um den<br />

Faktor fünf bis zehn an», sagt Dr. Heidrun Klostermann,<br />

Projektleiterin am Fraunhofer FEP.<br />

Was so einfach klingt, birgt durchaus grosse Herausforderungen.<br />

Denn bei einem Liter Granulat<br />

mit einer Korngrösse von fünf Millimetern Durchmesser<br />

müssen zehntausend dieser winzigen<br />

Pellets gleichmässig mit Aluminium bedeckt<br />

werden. Bei einer Grösse von einem Millimeter<br />

sind es schon eine Million Pellets mit einer summarischen<br />

Oberfläche von 3,6 Quadratmetern. Je<br />

kleiner die Oberfläche, desto anspruchsvoller<br />

wird es also. Um ausreichende Wärmeleitfähigkeiten<br />

zu erreichen, muss die Schicht zudem einige<br />

zehn Mikrometer dick sein – für Beschichtungsprozesse<br />

im Vakuum ist das sehr viel.<br />

Die Forscherenden konnten diese Herausforderungen<br />

nun lösen. Dabei setzten sie auf die thermische<br />

Verdampfung: Aluminiumdraht wird<br />

kontinuierlich auf eine beheizte Keramikplatte<br />

im Vakuum geführt, verdampft zu Aluminiumdampf<br />

<strong>und</strong> schlägt sich als Aluminiumschicht<br />

auf dem Granulat nieder. Damit die Pellets gleichmässig<br />

beschichtet werden, werden sie in einer<br />

Trommel ständig umgewälzt.<br />

www.fep.fraunhofer.de<br />

WIRKUNGSGRADREKORD BEI FLEXIBLEN SOLARZELLEN<br />

Eine Forschergruppe der Empa<br />

hat den Wirkungsgrad von flexiblen<br />

Solarzellen auf einen<br />

Rekordwert angehoben. Unabhängige<br />

Messungen ergaben einen<br />

Wert von 21,4 Prozent, wenn diese Art<br />

von Solarzellen Licht in elektrischen<br />

Strom umwandeln. Zum Vergleich: Der<br />

beste Wirkungsgrad einer herkömmlichen,<br />

nicht biegsamen Solarzelle aus<br />

kristallinem Silizium liegt bei 26,7<br />

Prozent.<br />

Flexible Solarzellen werden mittels<br />

Niedrigtemperatur-Verdampfungsmethode<br />

auf einer Polymerfolie hergestellt.<br />

Auf der Folie scheidet sich<br />

das lichtabsorbierende Halbleitermaterial<br />

Cu(In,Ga)Se 2 als hauchdünner<br />

Film langsam ab. Der Empa-Forscher<br />

Shiro Nishiwaki optimierte die Zusammensetzung<br />

der Schicht <strong>und</strong> der<br />

Alkali-Dotierstoffe, um den Wirkungsgrad<br />

weiter zu erhöhen. Die Forscher<br />

untersuchten die Auswirkungen einer<br />

kombinierten Wärme- <strong>und</strong> Lichteinwirkung<br />

nach der Verarbeitung<br />

der Solarzellen <strong>und</strong> stellten eine Steigerung<br />

der Photovoltaikleistung fest,<br />

die auch nach mehreren Monaten stabil<br />

bleibt. Der Wirkungsgrad der Solarzellen<br />

von 21,38 Prozent wurde von<br />

unabhängiger Seite am Fraunhofer-<br />

Institut für Solare Energiesysteme ISE<br />

in Freiburg bestätigt.<br />

Flexible <strong>und</strong> leichte Solarmodule mit<br />

dieser Technologie eignen sich besonders<br />

für Anwendungen auf Dächern<br />

<strong>und</strong> Fassaden von Gebäuden, für Gewächshäuser,<br />

Transportfahrzeuge,<br />

Luftschiffe <strong>und</strong> tragbare Elektronik.<br />

Die Empa arbeitet mit der Schweizer<br />

Firma Flisom, eine Spin-off der Empa<br />

<strong>und</strong> der ETH Zürich, an der Rolle-zu-<br />

Rolle-Herstellung von leichten, flexiblen<br />

Solarmodulen für derartige Anwendungen.<br />

www.empa.ch<br />

BFH FORSCHT AN PLUG-AND-PRODUCE FÜR KMU<br />

Die Trends auf dem Markt wechseln rasch <strong>und</strong> damit<br />

die Anforderungen an die Fertigungsindustrie.<br />

Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen<br />

Fertiger ihre Produkte daher in möglichst kurzer<br />

Zeit auf den Markt bringen. In der Folge sind Unternehmen<br />

gezwungen, ihre Produktionswerkzeuge <strong>und</strong> -roboter ständig<br />

neu zu programmieren, was insbesondere für KMU<br />

zeitaufwendig <strong>und</strong> kostenintensiv ist.<br />

An einer Lösung für diese Herausforderungen arbeitet<br />

das EU-Horizon-2020-Projekt ACROBA. Dieses hat die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Demonstration von kognitiven, modular aufgebauten<br />

<strong>und</strong> mittels künstlicher Intelligenz gesteuerten<br />

Roboterplattformen zum Ziel. Diese sollen sich zukünftig<br />

mühelos an praktisch jedes industrielle Szenario im Bereich<br />

agile Fertigung anpassen lassen. Damit soll der Automatisierungsgrad<br />

von k<strong>und</strong>enspezifischen Produkten erhöht,<br />

die Kosten gesenkt sowie die Leistung <strong>und</strong> somit<br />

auch die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden.<br />

Dr. Norman Baier, Leiter des Instituts für Intelligente Industrielle<br />

Systeme I3S an der Berner Fachhochschule BFH,<br />

leitet das Projektkonsortium mit 17 Partnern aus neun<br />

Ländern. Von den Projektergebnissen sollen am Schluss<br />

besonders die Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen profitieren.<br />

«KMU sollen ihre Waren zukünftig nach dem Konzept<br />

Plug-and-produce herstellen können», sagt er. Die ACRO-<br />

BA-Plattform wird dafür im Laufe des Projekts mit zwölf<br />

Hackathons sowie zwei On-Site Labs für KMU in der Fertigungsbranche<br />

getestet. Zudem werden fünf Produktionsanlagen<br />

verschiedener KMU mit künstlicher Intelligenz<br />

<strong>und</strong> kollaborativer Robotik erweitert.<br />

www.bfh.ch<br />

12 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 13


<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

EIGENSCHAFTEN<br />

VON MOLEKÜL-<br />

SCHICHTEN<br />

GEZIELT STEUERN<br />

AUTOMATISCHE UND FLEXIBLE PRODUKTION VON SPEICHENRÄDERN<br />

Bisher war die Fertigung von Speichenrädern teuer<br />

<strong>und</strong> daher für viele Anwendungen unattraktiv. Anders<br />

sieht es bei einem Verfahren des Start-ups<br />

Evolime aus, einer Ausgründung des Leibniz-Instituts<br />

für Verb<strong>und</strong>werkstoffe: Mit diesem ist eine auf K<strong>und</strong>enwünsche<br />

zugeschnittene Produktion automatisiert möglich.<br />

Für seine Arbeit wurde das Unternehmen jetzt mit dem<br />

Preis «Gründer des Jahres» ausgezeichnet, der jedes Jahr<br />

von der Science and Innovation Alliance Kaiserslautern gemeinsam<br />

mit der TU Kaiserslautern <strong>und</strong> der Hochschule<br />

Kaiserslautern verliehen wird.<br />

Bei dem Verfahren, das Dr. Marcel Bücker mit seinen Kollegen<br />

Dr. Thomas Robbert <strong>und</strong> Valentin Hörtdörfer am Leibniz-Institut<br />

für Verb<strong>und</strong>werkstoffe entwickelt hat, werden<br />

Fasern automatisiert auf kleine Formteile aufgewickelt <strong>und</strong><br />

dabei gleichzeitig zu Radstrukturen umgeformt. «Das geht<br />

so lange, bis die gewünschte Dicke für die Speichen erreicht<br />

ist. Danach wird das noch weiche Band zu einem Speichenstern<br />

umgeformt», beschreibt Marcel Bücker den Vorgang.<br />

In einem letzten Schritt kann bei Bedarf ein weiteres Faserband<br />

um die Speichen gewickelt werden, sodass ein Rad<br />

BITCOIN SCHADET DER UMWELT<br />

Mit dem steilen Siegeszug von Bitcoin als Geldanlage<br />

<strong>und</strong> Zahlungsmittel steigt der weltweite<br />

Energieverbrauch massiv an. Je mehr Miner<br />

aktiv sind <strong>und</strong> sich auf die Suche nach neuen<br />

Blöcken machen, desto schwieriger wird die Rechenaufgabe.<br />

Genügte anfangs für das Schürfen noch ein gewöhnlicher<br />

PC, bedarf es für das Lösen der «Hash Rate» inzwischen<br />

richtige Rechnerleistung – <strong>und</strong> diese ist äusserst<br />

energieintensiv.<br />

Nach Schätzungen der Plattform Digiconomist des niederländischen<br />

Ökonomen Alex de Vries fallen allein für<br />

14 #<strong>015</strong><br />

Marcel Bücker vor der laufenden Produktionsanlage.<br />

Hier wird im letzten Schritt der Aussenring gewickelt. Bild: Evolime<br />

entsteht. Nachdem der Kunststoff ausgehärtet ist, werden<br />

die Formteile entfernt <strong>und</strong> das Speichenrad ist fertig.<br />

Interessant ist die Technik unter anderem für den Maschinenbau.<br />

Viele Räder, die hier zum Einsatz kommen, bestehen<br />

derzeit aus Kostengründen noch aus Metall. Hier könnten<br />

diese Räder herkömmliche Versionen ersetzen <strong>und</strong> so<br />

deutlich Gewicht <strong>und</strong> damit Energie einsparen. Des Weiteren<br />

sind aber vor allem Mobilitätsanwendungen interessant.<br />

So beginnen die Kaiserslauterer Forscher gerade<br />

damit, mit ihrer neuen Marke «One-K-Wheels» den Fahrradmarkt<br />

zu revolutionieren. Mit der Technologie ist es möglich,<br />

das Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Premiumstahlspeichen<br />

um bis zu 60 Prozent zu reduzieren..<br />

www.one-k-wheels.com<br />

das Mining des Bitcoin jährlich über 174 Terawattst<strong>und</strong>en<br />

an, was in etwa dem Stromverbrauch von ganz Polen<br />

entspricht. Nicht viel besser sieht es beim CO 2 -Fussabdruck<br />

aus. Dieser entspricht dem jährlichen Ausstoss von<br />

Bangladesch. Der beim Schürfen entstehende Elektronikabfall,<br />

beispielsweise durch überhitzte Platinen, beträgt<br />

mit 24 040 Tonnen in etwa der anfallenden Menge der Niederlande<br />

in einem Jahr.<br />

Digiconomist.net<br />

Für eine Reihe fortschrittlicher<br />

Anwendungen sind spezielle<br />

Anordnungen molekularer Bausteine<br />

erforderlich, welche die<br />

elektronische Struktur oder die optischen<br />

Eigenschaften von Molekülschichten<br />

beeinflussen. Eine besondere<br />

Herausforderung ist dabei die Ausrichtung<br />

asymmetrischer Molekülbausteine,<br />

denn hier tritt häufig eine spontane<br />

Paarung zu symmetrischen Einheiten<br />

auf. Dadurch entstehen trotz asymmetrischer<br />

Bausteine symmetrische Anordnungen<br />

– die Ausbildung eines internen<br />

elektrischen Felds ist damit nicht möglich.<br />

Einer Forschungsgruppe des KIT<br />

ist es gelungen, diese Symmetriefalle<br />

durch programmierte Anordnung zu<br />

vermeiden <strong>und</strong> asymmetrische Bausteine<br />

auf makroskopischer Skala auszurichten.<br />

Die Ergebnisse wurden in der<br />

Zeitschrift Advanced Materials veröffentlicht.<br />

«Nach mehrjähriger Forschungsarbeit<br />

haben wir erstmals poröse kristalline<br />

Schichten erzeugt, die ein internes<br />

elektrisches Feld aufweisen», berichtet<br />

Professor Christof Wöll vom Institut für<br />

Funktionelle Grenzflächen des KIT.<br />

«Ausserdem konnten wir nachweisen,<br />

dass diese Schichten optische Frequenzverdopplung<br />

zeigen.» An dem im<br />

Exzellenzcluster 3D Matter Made to Order<br />

angesiedelten Forschungsvorhaben<br />

ist auch die Universität Heidelberg beteiligt;<br />

Forschende aus Graz <strong>und</strong> Berlin<br />

waren ebenfalls in die Kooperation eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Grosses Potenzial besitzt<br />

dieses Designer-Material beispielsweise<br />

für die Herstellung elektrisch leitfähiger<br />

Molekülschichten, die Verbesserung<br />

des Wirkungsgrads organischer<br />

Solarzellen oder für neuartige Anwendungen<br />

im Bereich der organischen<br />

Elektronik.<br />

3dmattermadetoorder.kit.edu<br />

Echt besser!<br />

„ Alles aus einer Hand “<br />

System-Lösungen für Kabel <strong>und</strong><br />

Schaltschrank von Murrplastik.<br />

Murrplastik gehört seit 1963 zu den Pionieren wenn es um<br />

professionelles Kabelmanagement <strong>und</strong> Hightech-Produkte<br />

aus Kunststoff geht. Wir bieten Lösungen zu individuellen<br />

Herausforderungen in den Bereichen Energiekette, Kabelschutz,<br />

Kabelführung, Kennzeichnung <strong>und</strong> Energiezuführung.<br />

Entwicklungsingenieure stellen für verschiedenste Anwendungsbereiche<br />

innovative Universallösungen sowie k<strong>und</strong>enspezifische<br />

Adaptionen bereit. „Made by Murrplastik“ steht<br />

für wirtschaftliche Einsätze, für mehr Langlebigkeit, höhere<br />

Robustheit <strong>und</strong> einfache Montage.<br />

Mit weit über 200 Patenten <strong>und</strong> einem internationalen<br />

Vertriebsnetz sind wir einer der weltweit führenden<br />

Systemanbieter: „R<strong>und</strong> ums Thema Kabel.“<br />

Kabelschutz<br />

Energieketten<br />

Kabelführung<br />

STEGO<br />

Produktprogramm<br />

Kennzeichnung<br />

Energiezuführung<br />

Leitungen<br />

Murrplastik AG • Ratihard 40 • 8253 Willisdorf<br />

Tel.: +41 52 646 06 46 • Fax: +41 52 646 06 40<br />

www.murrplastik.ch<br />

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KURZ & KNAPP<br />

BLICKPUNKT<br />

FORSCHUNG<br />

ETHZ, Zürich<br />

Verkehrs-Pricing im Feldversuch<br />

Die Mobilität verursacht eine Reihe von Kosten, welche die<br />

einzelnen Verkehrsteilnehmenden nicht selber bezahlen müssen.<br />

Was aber wäre, wenn man nach dem Verursacherprinzip verrechnen<br />

würde? Ein Feldtest in der Schweiz – der bisher weltweit<br />

grösste seiner Art – zeigte, dass eine solches Verkehrs- Pricing<br />

problemlos technisch machbar ist. Aber interessant ist auch,<br />

dass die Teilnehmenden ihr Verkehrsverhalten anpassten <strong>und</strong> die<br />

Kosten verringerten, indem sie auf andere Routen auswichen,<br />

wenn Stau herrschte, ihre Abfahrtszeit nach vorne verschoben<br />

oder sogar andere Verkehrsmittel verwendeten. Unverändert blieb<br />

hingegen die täglich zurückgelegte Gesamtdistanz.<br />

Rice University, Houston<br />

Mit Stromstoss Metall zurückgewinnen<br />

Elektroschrott gibt es zuhauf, aber das Recycling funktioniert leidlich.<br />

So gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Das Problem ist klar: Es gibt einfach<br />

noch kein einfaches Verfahren, das kostengünstig die Rohstoffe zurückgewinnen<br />

kann. Dabei liegt die Lösung so nahe: Stromstösse! Genau das haben<br />

nämlich Forscher getan: kurze Stromstösse, um Metalle herauszulösen.<br />

Durch den Stromstoss wird das Metall verdampft, aber dann gleich wieder<br />

in einer Kältekammer kondensiert <strong>und</strong> kann so leicht getrennt werden.<br />

Istituto Italiano de Tecnologica, Genua<br />

Wenn der Roboter dich anschaut<br />

Was passiert, wenn ein humanoider Roboter<br />

einem Menschen in die Augen schaut?<br />

Zum Beispiel bei einem Spiel? Erstaunlicherweise<br />

ziemlich viel. Bei einem Test zeigte<br />

sich, dass das Anstarren des Roboters zwar<br />

keinen Einfluss auf das Spielergebnis<br />

hatte, aber zumindest auf die Geschwindigkeit.<br />

Wurde die Person beobachtet, brauchte sie<br />

länger. Die Forscher gehen davon aus, dass der<br />

Mensch selbst bei einem Roboter versucht,<br />

dieses Gegenüber zu entschlüsseln.<br />

RWTH Aachen, Aachen<br />

Wirtschaftliche Herstellung von klimaneutralem Kunststoff<br />

Durch geschickte Kombination verschiedener Technologien kann Kunststoff<br />

hergestellt werden, der über die gesamte Lebensdauer klimaneutral<br />

ist. Dies zeigt ein internationales Forscherteam in einer neuen Studie.<br />

Der vorgeschlagene Herstellungsweg schliesst den Kohlenstoffkreislauf,<br />

benötigt weniger Energie als alternative Herstellungswege <strong>und</strong> ist gleich<br />

teuer wie diese oder sogar günstiger. Möglich ist dies durch eine geschickte<br />

Kombination von drei bereits entwickelten Technologien: Kunststoffrecycling<br />

<strong>und</strong> Kunststoffherstellung aus Biomasse sowie aus CO 2 durch<br />

Kohlenstoffabscheidung <strong>und</strong> -nutzung.<br />

TU München, München<br />

Ein Post-Quanten-Chip mit<br />

Hardware-Trojanern<br />

Mehr Infos<br />

zu allen<br />

Forschungsthemen<br />

online unter<br />

TuWprint+<br />

Ein Team der Technischen Universität<br />

München (TUM) hat einen Computerchip<br />

entworfen <strong>und</strong> fertigen lassen, der Post-<br />

Quanten-Kryptografie besonders effektiv<br />

umsetzt. Solche Chips könnten in Zukunft<br />

vor Hacker-Angriffen mit Quantencomputern<br />

schützen. In den Chip haben die Forscherinnen<br />

<strong>und</strong> Forscher zudem Hardware-Trojaner<br />

eingebaut. Sie wollen damit untersuchen,<br />

wie solche «Schadfunktionen aus<br />

der Chipfabrik» enttarnt werden können.<br />

National University of Singapore,<br />

Singapore<br />

Winzige Elektronik mit<br />

Wi-Fi aufladen<br />

Wi-Fi nutzen wir, um ins Internet zu<br />

gelangen. Doch Wi-Fi kann noch mehr.<br />

Zum Beispiel kleine elektronische<br />

Geräte mit Energie versorgen. Das hat<br />

ein Forscherteam herausgef<strong>und</strong>en.<br />

«Die Methode des Teams beruht auf<br />

winzigen intelligenten Geräten,<br />

sogenannten Spin-Torque-Oszillatoren<br />

(STOs), die Mikrowellen erzeugen <strong>und</strong><br />

erkennen können», heisst es auf der<br />

Wissenschaftsseite Asianscientist <strong>und</strong><br />

weiter: «Nachdem das Team acht<br />

Oszillatoren in Reihe geschaltet hatte,<br />

stellte es fest, dass es das 2,4-GHz-<br />

Wi-Fi-Signal in eine Gleichspannung<br />

umwandeln konnte, die einen<br />

Kondensator auflädt.»<br />

16 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 17


DIGITALES TYPENSCHILD<br />

ANWENDER<br />

UND HERSTELLER<br />

PROFITIEREN<br />

GLEICHERMASSEN<br />

Der Startschuss zum «Digitalen Typenschild» erfolgte auf der SPS 2019.<br />

Dass von der Initiative Anwender <strong>und</strong> Hersteller gleichermassen profitieren, zeigt<br />

eine Umfrage unter ausgewählten Gründungsmitgliedern. Deren K<strong>und</strong>en können<br />

sich schon jetzt auf interessante Dienstleistungen <strong>und</strong> weniger Altpapier freuen.<br />

Bosch Rexroth AG<br />

Gespräch mit:<br />

Martin Hankel,<br />

Abteilungsleiter Digital<br />

Business Industriehydraulik<br />

Von Markus Back<br />

Expertise:<br />

• elektrische Antriebe <strong>und</strong> Steuerungen<br />

• Hydraulik<br />

• Linear- <strong>und</strong> Montagetechnik<br />

Balluff GmbH<br />

Expertise:<br />

• elektronische <strong>und</strong> mechanische Sensoren<br />

• rotative <strong>und</strong> lineare Wegaufnehmer<br />

• Identifi kationssysteme<br />

Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />

Das «Digitale Typenschild» ist eine gr<strong>und</strong>legende Basistechnologie<br />

für ein Industrie-4.0-fähiges Produktportfolio.<br />

Welches war das erste Produkt, für das Sie mit Hilfe des «Digitalen<br />

Typenschilds» die papierbegleitende Dokumentation abschaffen<br />

konnten?<br />

Eine komplette Abschaffung der begleitenden Papierdokumentation<br />

ist derzeit aus rechtlichen Gründen noch nicht vollständig möglich,<br />

aber wird schon seit längerem bei allen Produkten auf das absolut<br />

notwendige Minimum reduziert. Das «Digitale Typenschild»<br />

sehen wir derzeit vor allem als Instrument, mit dem der K<strong>und</strong>e<br />

die zum Produkt gehörende elektronische Dokumentation<br />

einfacher auffi nden kann.<br />

Gespräch mit:<br />

Markus Rentschler,<br />

Head of System Interfaces<br />

Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll neue<br />

<strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der Anwender<br />

von Ihnen zu erwarten?<br />

Neben der oben erwähnten Auffi ndbarkeit der virtuellen Produktdokumentation<br />

sind zukünftige Services im Bereich «Digitaler<br />

Zwilling» denkbar, das heisst die Bereitstellung <strong>und</strong> Verwaltung<br />

von zum einzelnen Produkt gehörenden Instanzdaten.<br />

Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />

Ihre Arbeitsabläufe?<br />

Eine Erweiterung der IT-Landschaft des Unternehmens wird<br />

notwendig, damit ergänzende digitale Services zu den Produkten<br />

angeboten werden können.<br />

Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />

Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Unsere K<strong>und</strong>en erwarten<br />

einen schnellen <strong>und</strong> einfachen Zugriff auf die immer grösser<br />

werdende Zahl an digitalen Daten <strong>und</strong> Informationen. Mit unseren<br />

Digitalisierungsaktivitäten möchten wir daher nicht nur unsere<br />

internen Prozesse weiter optimieren, sondern unseren K<strong>und</strong>en<br />

einen echten Mehrwert bieten. Bosch Rexroth ist Mitinitiator der<br />

ZVEI-Initiative. Wir möchten Anwendern auf diesem Wege den<br />

Zugang zu relevanten Daten erleichtern <strong>und</strong> zusätzliche Services<br />

ermöglichen.<br />

Welches war das erste Produkt, für das Sie eines «Digitales<br />

Typenschilds» erstellt haben?<br />

Unsere ersten Produkte mit digitalem Typenschild waren ein<br />

Regel-Wegeventil mit digitaler On-Board-Elektronik, ein Funk-<br />

Akkuschrauber <strong>und</strong> ein Kompaktmodul. Nach der geplanten<br />

Anpassung der Maschinenrichtlinie werden unsere Produkte dann<br />

nur noch über einen rein digitalen Produktpass der EU verfügen.<br />

Im Bereich der Automatisierung wird dies ab 2023 umgesetzt.<br />

Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll<br />

neue <strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der<br />

Anwender von Ihnen zu erwarten?<br />

Mit dem digitalen Typenschild erhält der Anwender mehr Informationen<br />

– etwa Anschrift <strong>und</strong> Ansprechpartner des Herstellers,<br />

Serviceadressen in seiner Umgebung <strong>und</strong> seiner Muttersprache,<br />

Produktdaten, Anschlussbezeichnungen <strong>und</strong> das Benutzerhandbuch<br />

in verschiedenen Sprachen. Aber auch die Handhabung<br />

dieser Informationen wird einfacher: So gelangt der Anwender<br />

beispielsweise innerhalb des umfangreichen Benutzerhandbuchs<br />

schnell zu einem bestimmten Thema. Auch das Einbinden<br />

dieser Informationen in die Dokumentation seiner Maschine wird<br />

für ihn deutlich einfacher.<br />

Der Anwender hat künftig zwei Möglichkeiten, digitale Informationen<br />

zu einem Produkt auszulesen: Er scannt den QR-Code mit dem<br />

QR-Code-Reader auf seinem Smartphone <strong>und</strong> gelangt so auf die<br />

Seite des Herstellers <strong>und</strong> dessen Informationen zum Produkt,<br />

etwa die klassischen Typschild-Informationen, Produktdaten oder<br />

sicherheitsrelevante Dokumente. Oder er geht über unsere<br />

«Digital Service App». Neben den Services des QR-Codes kann er<br />

auch gleich Ersatzteile <strong>und</strong> weitere Serviceleistungen bestellen.<br />

Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />

Ihre Arbeitsabläufe?<br />

Produktinformationen bei Bosch Rexroth werden bereits heute<br />

vollständig digital abgelegt. Dabei sammelt das Produkt schon<br />

bei der Entwicklung <strong>und</strong> seiner Produktion alle wichtigen Daten zu<br />

der ID, die im digitalen Typschild, also einem QR-Code, hinterlegt<br />

ist. Diese Daten stehen dann für den weiteren Lebenslauf des<br />

Produkts digital zur Verfügung. Damit vereinfacht der Übergang<br />

zum rein digitalen Typenschild auch unsere interne Dokumentation.<br />

18 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 19


DIGITALES TYPENSCHILD<br />

Gespräch mit:<br />

Dipl.-Ing. Johannes Kalhoff, Corporate Technology & Value<br />

Chain, Leiter der AG Technologie- <strong>und</strong> Anwendungsszenarien<br />

der Plattform Industrie 4.0 <strong>und</strong> verantwortlicher Sherpa für<br />

die Leitung der Plattform Industrie 4.0 durch Phoenix Contact<br />

Gespräch mit:<br />

Bernd Vojanec, Experte Kooperierende<br />

Industrie-4.0-Systeme<br />

Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />

Wittenstein SE<br />

Expertise:<br />

• Elektrotechnik<br />

Expertise:<br />

• Planetengetriebe<br />

• Elektronik<br />

• Verzahnungstechnik<br />

• Automation<br />

• Cybertronische Antriebssysteme<br />

Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />

Für Phoenix Contact ist eine konsequente Digitalisierung eine<br />

wichtige Vorrausetzung für die Umsetzung von Werteketten in einer<br />

nachhaltig tragfähigen Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft. Als Mitinitiator<br />

im ZVEI <strong>und</strong> Anbieter von industriellen Produkten <strong>und</strong> Lösungen<br />

möchten wir über diese Initiative einen Mehrwert für unsere K<strong>und</strong>en<br />

ermöglichen sowie Potentiale im effektiven Umgang mit Produkten<br />

<strong>und</strong> Lösungen <strong>und</strong> den hierzu benötigten Ressourcen bieten.<br />

Welches war das erste Produkt, für das Sie eines «Digitales<br />

Typenschilds» erstellt haben?<br />

Als Beispiele können hier das I/O-System Axioline <strong>und</strong> die<br />

steckbaren I/O-Elemente der Produktreihe Axioline Smart Elements<br />

dienen, die im Schaltschrank sowie im Feld passende I/O für<br />

unterschiedliche Netzwerke zur Verfügung stellen. Über einen<br />

QR-Code auf den Produkten sind Produktbeschreibung, technische<br />

Daten sowie Hinweise für die Planung, Verwendung <strong>und</strong> Zertifi kate<br />

zu erreichen. Einfach, aktuell <strong>und</strong> weltweit verfügbar. Aktuell sind<br />

produktbegleitende analoge Dokumentationen <strong>und</strong> Kennzeichnungen<br />

noch vielfach notwendig, auch wenn wir diese bereits heute<br />

digital zur Verfügung stellen.<br />

Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll neue<br />

<strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der Anwender<br />

von Ihnen zu erwarten?<br />

Mit dem digitalen Zugang via QR-Code oder der dort enthaltenem<br />

Asset-ID sind menschenlesbare Informationen auch als automatisiert<br />

erreichbare Dienste gestaltbar. Neben klassischen Angeboten<br />

zum Asset Management planen wir produktspezifi sche Angebote,<br />

die Effi zienzsteigerungen in Arbeitsabläufen sowie Angebote<br />

entlang der Produktnutzung bereitstellen.<br />

Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />

Ihre Arbeitsabläufe?<br />

Mit dem digitalen <strong>und</strong> interoperablen Zugriff auf Quellinformationen<br />

per «Digitalem Typenschild» können wir unsere Maschinen <strong>und</strong><br />

Anlagen nicht nur einfacher einstellen <strong>und</strong> überwachen, sondern<br />

Qualität <strong>und</strong> Sicherheit bei gleichzeitig höherer Flexibilität steigern.<br />

Gleichzeitig werden Rohstoffe wie Papier oder Kartonage<br />

eingespart, durch ein geringeres Volumen <strong>und</strong> Gewicht bei<br />

Handling <strong>und</strong> Transport reduziert <strong>und</strong> die Entsorgung vereinfacht.<br />

Das «Digitale Typenschild» ermöglicht im interoperablen <strong>und</strong><br />

unternehmensübergreifenden Austausch von Informationen auch<br />

digitale Geschäftsmodelle <strong>und</strong> nachhaltige Prozesse. Als Beispiel<br />

kann hier das ZVEI-Projekt «Product Carbon Footprint» genannt<br />

werden, in dem CO 2 relevante Informationen über die Lieferkette<br />

vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt über den Mechanismus<br />

des digitalen Typenschilds transportiert werden.<br />

• AC-Servosysteme <strong>und</strong> -motoren<br />

Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />

Das digitale Typenschild ist ein weiterer Schritt zur Digitalisierung<br />

unserer Produkte <strong>und</strong> den dahinterliegenden Prozessen. Basis<br />

für das digitale Typenschild ist die Verwaltungsschale, also<br />

der digitale Zwilling für Industrie 4.0, <strong>und</strong> die weltweit eindeutige<br />

Produktidentifi kation, welche bei uns in Form eines Data-Matrix-<br />

Codes auf dem Produkt angebracht ist.<br />

Welches war das erste Produkt, für das Sie mit Hilfe des<br />

«Digitalen Typenschilds» die papierbegleitende Dokumentation<br />

abschaffen konnten?<br />

Seit August 2020 verzichten wir bei allen Serienprodukten<br />

der Wittenstein alpha GmbH auf die Beilage der ausgedruckten<br />

Betriebsanleitung, da sich diese neben produktindividuellen<br />

Montagevideos nun online abrufen lässt. Die derzeit gesetzlich<br />

verpfl ichtenden Angaben werden auf einem zweiseitigen Montagehinweis<br />

beigelegt. Nachweislich lassen sich somit die jährlichen<br />

Druckkosten um einen sechsstelligen Betrag reduzieren, was<br />

zu einem schnellen ROI für das Umsetzungsprojekt führt <strong>und</strong> die<br />

Umweltbilanz verbessert.<br />

Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll neue<br />

<strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der Anwender<br />

von Ihnen zu erwarten?<br />

Anwender können bereits heute erweiterte Services zur Inbetriebnahme,<br />

der Kontaktaufnahme oder der Rücksendung von<br />

Produkten nutzen. Über das digitale Typenschild lassen sich<br />

beispielsweise der Abkündigungsstatus <strong>und</strong> Empfehlungen zu<br />

passgenauen Ersatz- <strong>und</strong> Nachfolgeprodukten inklusive<br />

Anbauteilen identifi zieren. Dies erhöht die Auskunftsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> spart Zeit bei unseren K<strong>und</strong>en.<br />

Für unsere smarten Produkte <strong>und</strong> digitalen Services bildet das<br />

digitale Typenschild einen weiteren Gr<strong>und</strong>baustein zur automatisierten<br />

Informationsnutzung. Applikationen <strong>und</strong> IIoT-Plattformen<br />

können durch die maschinenlesbaren <strong>und</strong> online abrufbaren<br />

Informationen automatisiert parametriert werden <strong>und</strong> ein übergreifendes<br />

Asset Management ermöglichen.<br />

Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />

Ihre Arbeitsabläufe?<br />

Die eindeutige Produktidentifi kation wird bei uns zu einem sehr<br />

frühen Zeitpunkt in der Fertigung generiert, was es uns erlaubt,<br />

während der Produktion Informationen zum Status <strong>und</strong> der Qualität<br />

des Produkts zu erfassen. Produkte sind durch ihren digitalen<br />

Zwilling somit auskunftsfähig über ihre Herkunft, Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten. Die Bandbreite der Datennutzung wird dadurch<br />

enorm erweitert. Wurde ein einfacher Messwert des End of Line<br />

Prüfstands früher lediglich zur Qualitätsbeurteilung genutzt,<br />

kann dieser heute zur individuellen Parametrierung von Algorithmen<br />

<strong>und</strong> Services im Feld verwendet werden. Dieser Aufbruch von<br />

Informationssilos schafft neue Anforderungen in Bezug auf die Datensicherheit<br />

<strong>und</strong> die Datensemantik, bietet aber auch die Chance,<br />

bestehende Geschäftsmodelle zu erweitern <strong>und</strong> die Interaktion mit<br />

Partnern <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zu intensivieren.<br />

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#<strong>015</strong> 21


DIGITALES TYPENSCHILD<br />

EISBRECHER FÜR<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Das «Digitale Typenschild» soll eine Antwort auf die Miniaturisierung sein <strong>und</strong> den<br />

Papier bergen, die ein Produkt begleiten, Einhalt gebieten. Doch das sind nur einige von vielen<br />

Vorteilen, die das zur SPS 2019 vorgestellte Projekt mit sich bringen soll. Im Gespräch mit<br />

Gunther Koschnick vom Mit-Initiator ZVEI, dem Verband der Elektro- <strong>und</strong> Digitalindustrie.<br />

«Das digitale<br />

Typenschild<br />

ermöglicht<br />

ganz neue<br />

Services.»<br />

Gunther Koschnick<br />

Von Markus Back<br />

Bevor wir beginnen, erzählen Sie kurz etwas<br />

zum ZVEI <strong>und</strong> Ihrer Funktion dort?<br />

Der ZVEI ist der Verband der Elektro- <strong>und</strong> Digitalindustrie<br />

<strong>und</strong> besteht aus verschiedenen Fachverbänden.<br />

Ich bin für den grössten Fachverband, den<br />

Fachverband für Automation, als Geschäftsführer verantwortlich.<br />

Dieser hat über 300 Mitglieder, darunter auch aus<br />

Österreich <strong>und</strong> der Schweiz, <strong>und</strong> repräsentiert allein auf<br />

dem deutschen Markt einen Umsatz von r<strong>und</strong> 52 Milliarden<br />

Euro im Jahr. Unsere Schwerpunktthemen sind die<br />

«Digitalisierung» <strong>und</strong> «Industrie 4.0», auf der Agenda stehen<br />

aber auch Themen wie «5G», die «Gleichstrom-Fabrik»<br />

oder eben das «Digitale Typenschild».<br />

Letzteres, das «Digitale Typenschild», ist ein gemeinsames<br />

Projekt des ZVEI <strong>und</strong> der Helmut-Schmidt-<br />

Universität Hamburg, das zur SPS 2019 vorgestellt wurde.<br />

Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?<br />

Den Anstoss zu diesem Projekt gab der Vorstand des<br />

Fachverbands Automation. Die Idee dahinter ist es,<br />

einen Eisbrecher für das Thema «Industrie 4.0» zu schaffen<br />

<strong>und</strong> es damit zu etablieren, da sich mit dem digitalen<br />

Typenschild tiefhängende Früchte sehr einfach ernten<br />

lassen.<br />

Und wie sollen diese tiefhängenden Früchte genau<br />

geerntet werden?<br />

Die Regulierung in Europa, aber auch andernorts, schreibt<br />

vor, dass jedes Gerät mit einem Typenschild versehen<br />

sein muss, das dessen wichtigsten Eigenschaften beschreibt.<br />

Da aber immer mehr Informationen hinzukommen,<br />

beispielsweise für das Recycling, diese aber unglücklicherweise<br />

von Land zu Land sehr unterschiedlich<br />

sein können, wird es langsam eng auf diesem. Mit einem<br />

digitalen Typenschild lässt sich diesem Platzmangel<br />

entgegen wirken <strong>und</strong> es lässt sich mit den vorhandenen<br />

Industrie-4.0-Werkzeugen sehr gut umsetzen.<br />

Die einfache Umsetzung ist ein Aspekt. Ein anderer Punkt<br />

ist die Abschaffung einer produktbegleitenden Papierdokumentation.<br />

Sie waren vor Ihrer Zeit beim ZVEI selbst<br />

in einem Industrie-Unternehmen tätig. Wie umfangreich<br />

ist beispielsweise die typische Dokumentation eines<br />

Elektromotors?<br />

Der Verpackung, in der ein Elektromotor ausgeliefert<br />

wird, müssen entsprechend Europäischer Verordnung die<br />

Sicherheits- <strong>und</strong> Installationsanweisungen in der Sprache<br />

des Ziellandes beiliegen. Das sind bis zu 15 europäische<br />

Sprachen, in der Regel werden sieben verschiedene<br />

Sprachen in Europa bedient. Hinzu kommen Inbetriebnahme-<br />

<strong>und</strong> Wartungshinweise sowie eine Aufführung der<br />

erfüllten Zertifikate. Handelt es sich um Käufer ausserhalb<br />

von Europa, sind weitere regionale Regularien zu beachten.<br />

Erfahren Sie unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />

wie Anwender vom<br />

digitalen Typenschild<br />

profitieren <strong>und</strong> wie sich diese<br />

auf dessen Einführung<br />

vorbereiten müssen.<br />

Wenn ich nun einh<strong>und</strong>ert Mal<br />

den gleichen Elektromotor oder die<br />

gleiche Steuerung einkaufe, erhalte<br />

ich dann einh<strong>und</strong>ert Mal die gleiche<br />

Papierdokumentation?<br />

Genau! Sie haben gerade die Steuerung<br />

genannt! Nehmen wir noch<br />

etwas Kleineres, wie beispielsweise<br />

Relais, die auf Montageschienen<br />

im Schaltschrank befestigt werden.<br />

Wenn von diesen einh<strong>und</strong>ert Stück<br />

in einem Karton geliefert werden,<br />

enthält jedes eine eigene Dokumentation.<br />

Der Wareneingang beim<br />

Maschinen- oder Schaltschrankbauer<br />

ist daher hauptsächlich damit<br />

beschäftigt, die Folien, in denen die<br />

Papiere verschweisst sind, aufzumachen,<br />

diese zu entsorgen <strong>und</strong><br />

die Produkte auf einen Rollwagen<br />

für die Produktion bereitzulegen. Das<br />

heisst, der allergrösste Teil dieser<br />

Dokumente ist für die Papiertonne.<br />

Bei der Vorstellung des digitalen<br />

Typenschilds wurde explizit auf die<br />

Papierersparnis eingegangen.<br />

22 #<strong>015</strong><br />

Bilder: ZVEI<br />

#<strong>015</strong> 23


DIGITALES TYPENSCHILD<br />

«Die Verwaltungsschale<br />

ist wie ein Bücherregal.»<br />

Gunther Koschnick<br />

Gibt es Berechnungen, wie hoch diese im Idealfall pro<br />

Jahr sein könnte?<br />

Diese Zahlen sind nicht ganz so einfach zu bekommen,<br />

weshalb wir uns lediglich auf Einzelaussagen berufen<br />

können. Ein Mittelständler sagte uns beispielsweise, dass<br />

er r<strong>und</strong> 100 Tonnen Papier pro Jahr einsparen könnte,<br />

wenn er nicht zu jedem seiner Produkte verpflichtend<br />

eine Dokumentation beilegen müsste.<br />

Neben der Papierersparnis soll das «Digitale Typenschild»<br />

zusätzliche Services ermöglichen. Wie könnten diese<br />

aussehen?<br />

Ein wichtiger Punkt beim digitalen Typenschild ist, dass<br />

der Anwender die rechtlich relevanten Informationen<br />

nicht mehr in den sieben vorgeschriebenen Sprachen<br />

erhält, sondern lediglich in der von ihm benötigten<br />

Sprache. Das gleiche gilt für die bislang begleitenden<br />

Dokumentationen beziehungsweise Handbücher, die es<br />

braucht, um das Gerät zu installieren <strong>und</strong> in Betrieb<br />

zu nehmen. Die Wartungshinweise <strong>und</strong> Zertifikate lassen<br />

sich ebenfalls über das digitale Typenschild abrufen.<br />

Gleichzeitig bietet die Verwaltungsschale, also der<br />

Mechanismus, der hinter dem digitalen Typenschild steht,<br />

die Möglichkeit, Funktionen oder Software-Updates<br />

herunterzuladen.<br />

Bei den Services dachte ich jetzt eigentlich an spektakuläres,<br />

wie beispielsweise die Ansteuerung einer Datenbrille.<br />

Wie sieht es damit aus?<br />

Das ist eine sehr wichtige <strong>und</strong> mögliche Funktion.<br />

Die Verwaltungsschale begleitet ein Produkt über dessen<br />

Lebenszyklus <strong>und</strong> dokumentiert Ereignisse, beispielsweise<br />

wann ein Gerät gewartet oder repariert wurde. Diese<br />

Informationen lassen sich zu jeder Zeit abrufen <strong>und</strong> mit<br />

anderen Informationen kombinieren.<br />

Sie haben die Verwaltungsschale angesprochen.<br />

Ein Projektziel soll der Nachweis für deren Umsetzbarkeit<br />

sein. Was hat es mit dieser genau auf sich?<br />

Die Verwaltungsschale ist der digitale Zwilling für Industrie<br />

4.0. Warum nennen wir es aber nicht nur digitaler<br />

Zwilling? Das hat damit zu tun, dass dieser Begriff oftmals<br />

für Simulationen verwendet wird, es hier tatsächlich<br />

aber um sehr viel mehr geht!<br />

Stellen Sie sich die Verwaltungsschale als ein Bücherregal<br />

vor, das für jedes neue Produkt gebaut wird. Oben links<br />

in diesem Regal steht als erstes das Stammbuch, das die<br />

eindeutige Identifikation des Gerätes beschreibt. Daneben<br />

steht vielleicht das Buch «Digitales Typenschild» mit<br />

den entsprechenden Informationen zur Inbetriebnahme,<br />

Wartung, Normen <strong>und</strong> so weiter. Das nächste Buch<br />

beschreibt dann mögliche Themen zur Umwelt, also aus<br />

welchen Materialien dieses Produkt besteht <strong>und</strong> wie<br />

es später wieder der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden<br />

kann. Und so reiht sich in diesem Regal ein Buch dem<br />

anderen an, so dass für jeden Moment seiner Lebensphase<br />

ganz genau beschrieben ist, was in dieser zu tun ist.<br />

Ohne weiter darauf einzugehen, hört sich das sehr<br />

komplex an. Mit welchen weiteren Herausforderungen<br />

sahen sich die Beteiligten bei diesem Projekt konfrontiert?<br />

Mittlerweile gibt es 40 Spezifikationen, Normen <strong>und</strong><br />

Standards zum digitalen Typenschild. Das ist fast schon<br />

ein Gr<strong>und</strong> sich umzudrehen <strong>und</strong> wegzulaufen, da es<br />

äusserst schwierig ist, alles übereinander zu bekommen.<br />

Der Helmut-Schmidt-Universität ist es aber tatsächlich<br />

gelungen, dies alles so zusammenzufassen, dass sich ein<br />

gemeinsamer Nenner herauszuarbeiten lässt. Dieser<br />

war die Gr<strong>und</strong>lage für die erste Norm DIN-91406, welche<br />

die Spezifikation regelt.<br />

Es gibt auch eine weitere Norm, die VDE 1170-100. Diese<br />

beschreibt einen Datamatrix-Code, der es ermöglicht,<br />

elementare Daten aus diesem zum Lesen, wenn es keine<br />

Online-Verbindung gibt. Rückblickend lässt sich sagen,<br />

dass nicht die Software bei diesem Projekt die grösste<br />

Herausforderung war, sondern das Einigen, mit welchen<br />

Spezifikationen weiter gearbeitet werden soll.<br />

Nun sind an diesem Projekt vorwiegend Hersteller aus<br />

dem deutschsprachigen Raum beteiligt. Hersteller aus<br />

dem amerikanischen Raum wie Rockwell Automation oder<br />

aus dem asiatischen Raum wie Mitsubishi fehlen. Inwieweit<br />

behindert das die globale Verbreitung beziehungsweise<br />

Akzeptanz des digitalen Typenschilds?<br />

Diese Frage stellt sich bei allen Initiativen, die von<br />

Deutschland aus gestartet werden! Natürlich ist es wichtig,<br />

die entsprechenden Partner aus aller Welt mitzunehmen.<br />

Ich denke aber, dass diese von vornherein miteingeb<strong>und</strong>en<br />

sind. Teilweise produzieren diese hier in Deutschland<br />

oder sind zumindest mit ihren Tochtergesellschaften bei<br />

uns im ZVEI mit eingeb<strong>und</strong>en. Von daher bin ich, was<br />

die internationale Akzeptanz des digitalen Typenschilds<br />

betrifft, sehr zuversichtlich.<br />

Zu guter Letzt, was passiert mit dem analogen Typenschild,<br />

wenn sich das digitale durchgesetzt hat? Bleibt dieses<br />

als Red<strong>und</strong>anz, beispielsweise für den schnellen Blick,<br />

erhalten?<br />

Auf einen grossen Motor wird man das analoge Typenschild<br />

sicherlich auch weiterhin platzieren – schliesslich<br />

bietet das ja die Möglichkeit zur Werbung mit dem eigenen<br />

Firmenlogo. Bei kleineren Produkten wird es aber wohl<br />

verschwinden. Das braucht sicherlich noch seine Zeit, aber<br />

durch den Zusatznutzen wird es irgendwann einmal<br />

entfallen.<br />

ZVEI e. V. | www.zvei.org<br />

Zur Person<br />

Gunther Koschnick legte mit einem Studium der Elektrotechnik<br />

an der Fachhochschule Giessen <strong>und</strong> dem Lancashire<br />

Polytechnic Preston den Gr<strong>und</strong>stein für seine berufl iche<br />

Laufbahn. Nach verschiedenen Stationen betreute er bei ABB<br />

Deutschland einen Bereich der elektrischen Antriebstechnik,<br />

bevor er im November 2012 zum ZVEI wechselte <strong>und</strong> dort<br />

seither als Geschäftsführer den Fachverband Automation leitet.<br />

Der 55-Jährige ist verheiratet, Vater von zwei Kindern <strong>und</strong><br />

spielt in seiner Freizeit Gitarre <strong>und</strong> Dudelsack oder ist mit dem<br />

Wohnmobil auf Achse.<br />

24 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 25


DIGITALES TYPENSCHILD<br />

Martin Gubler ist Stellvertretender<br />

Betriebsleiter bei der Ricoter AG<br />

in Frauenfeld. Er ist von den Vorzügen<br />

webbasierter Schaltpläne überzeugt.<br />

UNLESERLICHE<br />

SCHEMATA WAREN<br />

EINMAL …<br />

Raue Produktionsumgebungen beeinträchtigen rasch einmal die Funktionalität der<br />

in ihr verbauten Komponenten. Um externem Servicepersonal bei Störfällen die Arbeit<br />

zu erleichtern, stellt die Ricoter AG in Frauenfeld diesem cloudbasierte Schemata<br />

zur Verfügung. Allfällige Korrekturen erfolgen dabei direkt übers Smartphone.<br />

Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Susanne Seiler (Fotos)<br />

Nachhaltigkeit schreibt die<br />

Schweizer Zucker AG in<br />

Frauenfeld gross. Bereits seit<br />

40 Jahren verarbeitet die Ricoter<br />

Erdaufbereitung AG als einh<strong>und</strong>ertprozentige<br />

Tochter deren Nebenprodukte.<br />

So wird beispielsweise bei<br />

der Reinigung der Zuckerrüben die<br />

Erde auszentrifugiert <strong>und</strong> das Wasser,<br />

welches die landwirtschaftliche Kulturpflanze<br />

durchs Werk transportiert,<br />

nachgereinigt. Der Schlamm, der sich<br />

hierbei absetzt, wird ausgepresst <strong>und</strong><br />

später Bestandteil von Blumenerde.<br />

Das Grüngut <strong>und</strong> teilweise die Blattmasse,<br />

die an den Rüben hängt, werden<br />

indes kompostiert.<br />

Da sich die Rübenverarbeitung lediglich<br />

auf wenige Monate im Jahr beschränkt,<br />

verarbeitet Ricoter ebenfalls<br />

die Neben- <strong>und</strong> Abfallprodukte anderer<br />

Branchen. So veredelt sie zum Beispiel<br />

die Rohrinde <strong>und</strong> das Sägemehl,<br />

welches die Sägewerke der Region anliefern,<br />

zu einem hochwertigen Torfersatzprodukt<br />

<strong>und</strong> füllt diesen wie die<br />

verschiedenen Mischungen von Blumenerde<br />

sackweise ab. Diese Säcke<br />

fassen je nach Grösse zwischen drei<br />

<strong>und</strong> 80 Liter <strong>und</strong> gehen nach dem Palettisieren<br />

zu den K<strong>und</strong>en, darunter<br />

Grossverteiler, private Gartencenter<br />

<strong>und</strong> Landschaftsgärtner.<br />

Komplexer Prozess in rauem Umfeld<br />

Für das Verpacken der verschiedenen<br />

Erdmischungen bedarf es eines komplexen<br />

Prozesses. Die Erde läuft als<br />

gleich hohe Matratze mit variabler Geschwindigkeit<br />

in eine Schlauchbeutelmaschine.<br />

Diese zieht die Sackfolie<br />

direkt von der Rolle über ein Rohr<br />

durch die Anlage <strong>und</strong> schneidet <strong>und</strong><br />

verschweisst den Sack während des<br />

Abfüllprozesses. Die Dosierung, also<br />

die Verpackungsgrösse, wird dabei<br />

über die Bandlaufzeit bestimmt <strong>und</strong><br />

bedarf einer ausgefeilten Mess- <strong>und</strong><br />

Regelungstechnik.<br />

Damit diese tadellos funktioniert, bedarf<br />

es einwandfreier Sensorsignale.<br />

Nun ist es aber so, dass die Abfüllhalle<br />

kein steriler Raum ist. Martin Gubler,<br />

Stellvertretender Betriebsleiter bei der<br />

Erfahren Sie unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />

die Geschichte über Cirqit.<br />

26 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 27


DIGITALES TYPENSCHILD<br />

«Wir haben nun<br />

saubere <strong>und</strong><br />

gut lesbare<br />

Schaltpläne.»<br />

Martin Gubler, Stellvertretender<br />

Betriebsleiter, Ricoter AG<br />

Ricoter AG, beschreibt die Produktionsumgebung<br />

so: «Beim Verpacken von<br />

trockenem Material gibt es eine sehr<br />

grosse Staubentwicklung in der Halle.<br />

Durch den Staplerverkehr werden zusätzlich<br />

Ablagerungen aufgewirbelt.»<br />

Diese aufgewirbelten Ablagerungen<br />

<strong>und</strong> der Staub setzen sich irgendwann<br />

einmal wieder ab – auf der Anlage, den<br />

Schaltschränken oder auf den im Feld<br />

verbauten Sensoren <strong>und</strong> Aktoren.<br />

Während sich bei den Sensoren dadurch<br />

der Schaltzeitpunkt verzögert<br />

oder diese irgendwann einmal ausfallen,<br />

erwärmen sich die Motoren <strong>und</strong><br />

steigen, wenn nicht rechtzeitig bemerkt,<br />

aus.<br />

Unkenntliche Schemata nötigen<br />

zum Raten<br />

Da die dadurch verursachten Störungen<br />

jedoch die Ausnahme <strong>und</strong> nicht<br />

die Regel sind, beschäftigt die Ricoter<br />

AG keinen eigenen Betriebselektriker.<br />

«Wenn wir auf der elektrischen Seite<br />

ein Problem haben, rufen wir einfach<br />

unserem Hauselektriker an <strong>und</strong> der<br />

geht dann der Störung auf den Gr<strong>und</strong>»,<br />

erklärt Martin Gubler. Aus seinen<br />

mittlerweile knapp 20 Jahren Erfahrung<br />

im Unterhalt weiss er dabei<br />

genau, worauf es dem Fachmann<br />

ankommt – auf einen prüfenden Blick<br />

in das Elektro-Schema.<br />

Nun kriechen Ablagerungen <strong>und</strong><br />

Staub im rauen Umfeld selbst durch<br />

verschlossene Schaltschranktüren<br />

<strong>und</strong> überziehen dort nicht nur die<br />

Elektroinstallation, sondern eben auch<br />

die Elektroschaltpläne mit einer schädigenden<br />

Patina. «Teilweise sind diese<br />

bei Servicearbeiten aber auch schon mal runtergefallen <strong>und</strong><br />

nass geworden», gibt Martin Gubler eine weitere Zustandsbeschreibung<br />

<strong>und</strong> präzisiert: «Nachträglich eingezeichnete<br />

Korrekturen in den Schemata waren verschmiert <strong>und</strong> nicht<br />

mehr klar zu erkennen.»<br />

Cloud-basierte Schaltpläne<br />

Nun sollte bei der Arbeit an elektrischen Anlagen nicht geraten<br />

werden. Doch genau das kann passieren, wenn eine<br />

nachträglich eingetragene Korrektur durch Wasser verlaufen<br />

oder verschmiert ist – dann kann ein Öffner auch mal als<br />

ein Schliesser interpretiert werden. «Das ist allerdings kein<br />

sicheres Arbeiten», so Martin Gubler.<br />

Daher brauchte es bei ihm keine Überzeugungsarbeit, als<br />

ihm das junge Start-Up Cirqit die Möglichkeit anbot, dessen<br />

cloudbasierte Lösung zu testen. Bei dieser wird für jeden<br />

Schaltschrank ein QR-Code generiert, über den die<br />

Schemata über das Smartphone, das Tablet oder mittels<br />

eines Links auch an einem PC-Arbeitsplatz aufgerufen<br />

werden können.<br />

Besonderer Clou dieser cleveren Lösung: Nimmt der Elektriker<br />

eine Änderung an der Installation vor, beispielsweise<br />

weil eine Komponente nicht mehr verfügbar ist, kann er diese<br />

direkt mit dem Finger im Smartphone einzeichnen <strong>und</strong><br />

diese in die Cloud senden. Parallel dazu erhält der Ersteller<br />

des Schemas eine E-Mail, die ihn über die vorgenommene<br />

Korrektur informiert. Dadurch kann er seine Pläne aktuell<br />

halten, was ihm spätere Anpassungen erleichtert.<br />

«Wir haben nun alles sauber dokumentiert <strong>und</strong> müssen<br />

nicht mehr zwingend die Schemata auf den Anlagen vorhalten»,<br />

beschreibt Martin Gubler die Vorzüge dieser innovativen<br />

Lösung. Einen weiteren Vorteil sieht er in der einfachen<br />

Vervielfältigung der QR-Codes. Da diese beliebig oft ausgedruckt<br />

werden können, kleben diese nicht nur im Schaltschrank,<br />

sondern sind ebenfalls an den abgesetzten Steuerpulten<br />

aufgebracht. Dadurch muss der Elektriker nicht<br />

zwingend zum Schaltschrank laufen, wenn er sich über die<br />

zugehörige Installation informieren möchte.<br />

Ricoter Erdaufbereitung AG | www.ricoter.ch<br />

Cirqit | www.cirqit.cloud<br />

KANALÜBERWACHUNG<br />

Die Geschichte dazu unter<br />

www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/detail/<br />

murrelektronik-mico-kanalueberwachung.html<br />

28 #<strong>015</strong>


RUBRIKTITEL<br />

RUBRIKTITEL<br />

Achtung!<br />

Tickets sind nur vorab<br />

<strong>und</strong> online über den<br />

Ticketshop erhältlich.<br />

Der Ticketerwerb ist<br />

aufgr<strong>und</strong> der Pandemieregelungen<br />

vor Ort<br />

nicht möglich.<br />

SPS 2021<br />

SPS 2021<br />

PRÄSENZMESSE MIT<br />

CROWD-MANAGEMENT<br />

Nach der Corona-Pause in 2020 kehrt die SPS im hybriden Format zurück. So soll jeder,<br />

unabhängig von Zeit, Budget oder Reiserestriktionen, die Möglichkeit haben, an dem<br />

Branchenevent teilzunehmen. Zutritt zum Messegelände in Nürnberg erhalten dieses Mal<br />

ausschliesslich Geimpfte, Genesene oder Getestete. Um die Abstandregeln einhalten<br />

zu können, sind Tickets nur online erhältlich, breitere Gänge <strong>und</strong> speziell eingerichtete<br />

Kommunikationszonen sollen für zusätzlichen Schutz sorgen. Ein permanentes<br />

Crowd-Management soll zudem erhöhte Personendichten vermeiden.<br />

Messethema:<br />

Fokusthemen:<br />

Sonderthemen:<br />

Smart Production Solutions<br />

• Steuerungstechnik<br />

• Elektrische Antriebstechnik<br />

• Interfacetechnik<br />

• Bedienen & Beobachten<br />

• Sensorik<br />

• Software & IT in der Fertigung<br />

• Mechanische Infrastruktur<br />

• Industrielle Kommunikation<br />

• Digitale Transformation<br />

• Safety & Security<br />

• KI-Anwendungen<br />

Dauer: 23. bis 25. November 2021<br />

Öffnungszeiten:<br />

Eintrittspreise: Tageskarte 48.– €<br />

Messeort:<br />

Informationen:<br />

Hotels/Unterkünfte:<br />

Veranstalter:<br />

9 bis 18 Uhr (Donnerstag bis 17 Uhr)<br />

Online-Ticket 30.– €<br />

Nürnberg Messe<br />

Karl-Schönleben-Strasse<br />

Messeplatz 1<br />

D-90471 Nürnberg<br />

sps.mesago.com<br />

Business&Service GmbH<br />

Viktoria Walker<br />

Tel. +49 911 860 76 19<br />

v.walker@business-<strong>und</strong>-service.de<br />

Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />

mesago.de (bac)<br />

30 #<strong>015</strong><br />

Bilder: Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />

#<strong>015</strong> 31


HERSTELLERBEITRÄGE<br />

RUBRIKTITEL<br />

MEHR QUALITÄT FÜR<br />

EUROPÄISCHE KÄSEKELLER<br />

Der neue Käsepflegeroboter der Kaesaro AG läuft mit einer Sigmatek-Systemlösung<br />

<strong>und</strong> verbessert Effizienz <strong>und</strong> Qualität in europäischen Käsekellern. Die mit Sigmatek<br />

modular <strong>und</strong> objektorientiert aufgebaute Steuerungssoftware ermöglicht zudem eine<br />

leichtere Wartung sowie bessere Weiterentwicklungsmöglichkeiten dieser Technologie.<br />

Der Käse zieht lange Fäden, als<br />

er über die heisse Kartoffel<br />

kommt <strong>und</strong> mit Gewürzen<br />

<strong>und</strong> eingelegtem Gemüse<br />

verfeinert wird. So oder ähnlich kann<br />

es am Esstisch zu <strong>und</strong> hergehen, wenn<br />

die Raclette-Saison wieder losgeht.<br />

Es kommt Käse auf den Tisch, der<br />

vorher für seinen unverwechselbaren<br />

Geschmack im Keller geschmiert, gepflegt<br />

<strong>und</strong> gelagert wurde. In grösseren<br />

Käsereien werden dafür leistungsstarke<br />

Roboter eingesetzt. Einer davon<br />

ist der Käsepflegeroboter Kasesaro S<br />

der Firma Kaesaro AG aus dem St. Galler<br />

Rheintal.<br />

Alle relevanten Komponenten wurden vom<br />

selben Hersteller platzsparend <strong>und</strong> aus einem<br />

Guss entwickelt. Dadurch bleibt der Roboter<br />

in seiner Bauform kompakt <strong>und</strong> bei einem<br />

eventuellen Ausfall der Systemkomponenten<br />

wartungsfre<strong>und</strong>lich. Bilder: Sigmatek<br />

200 Bretter mit drei oder vier Käselaiben<br />

pro Brett kann dieser pro St<strong>und</strong>e<br />

bearbeiten. Er schmiert Laib- oder<br />

Blockkäse, wendet diesen fachgerecht<br />

<strong>und</strong> wechselt den Platz des Laibs auf<br />

dem Brett. Diese Pflege ist essenziell<br />

für die Qualität des Produkts, das<br />

durch Farbe, Geschmack, Konsistenz<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt auch durch Haptik<br />

überzeugen muss.<br />

Sigmatek sorgt für präzise Steuerung<br />

Dass dieser vollautomatische Käsepflegeroboter<br />

Kasesaro S seit kurzem<br />

bei einem der grössten Milchverarbeiter<br />

der Schweiz steht, ist auch ein<br />

Verdienst der Hard- <strong>und</strong> Software von<br />

Sigmatek. Sowohl beim HMI <strong>und</strong> der<br />

Steuerung als auch bei Servo- <strong>und</strong><br />

Frequenzumformern wurden ausschliesslich<br />

Systemkomponenten von<br />

Sigmatek eingesetzt. Bedienung <strong>und</strong><br />

Steuerung wurden mit einem VFS 122<br />

Panel realisiert, welches mit einer speziellen<br />

Touch-Technologie für den<br />

Einsatz in der Lebensmittelindustrie<br />

entwickelt wurde.<br />

Das im Kaesaro-Roboter verbaute S-<br />

Dias-Steuerungssystem kombiniert<br />

höchste Packungsdichte mit bester<br />

Performance, sorgt für mechanische<br />

Stabilität <strong>und</strong> eine gute Handhabung.<br />

In einem I/O-Modul sind bis zu 20 Kanäle verpackt.<br />

Für jede Automatisierungsaufgabe steht das passende<br />

Hutschienen-Modul bereit, auch integrierte,<br />

TÜV-zertifizierte Safety-Module kommen zum Einsatz.<br />

Die Sicherheitssteuerung beinhaltet ein Safety<br />

CPU-Modul SCP111 mit entsprechend sicheren<br />

I/O nach SIL 3/PL e/Kat 4.<br />

Antriebsseitig werden Servoverstärker der Serien<br />

Dias-Drives 100 <strong>und</strong> 300 eingesetzt. Das modulare<br />

Multi-Achssystem Dias-Drive 100 ist für hochdynamische<br />

Maschinen konzipiert <strong>und</strong> zeichnet sich<br />

durch eine kompakte Bauform <strong>und</strong> optimierte Verlustleistung<br />

aus. Pro Baugruppenträger sind bis zu<br />

acht Servoachsen im Zwischenkreisverb<strong>und</strong> möglich,<br />

versorgt von einem Netzmodul (MDP), das sich<br />

mit einer Schnapp-Verriegelungsmechanik auf<br />

dem Modulträger montieren lässt. Für die grösseren<br />

Antriebe im Leistungsbereich von 8 bis 14 kVA<br />

kommen im Kaesaro S Käsepflegeroboter Dias-<br />

Drives 300 zum Einsatz, welche bis zu drei leistungsstarke<br />

Endstufen integrieren. Dank der Kommunikation<br />

in harter Echtzeit über den VARAN-Bus<br />

wird die Präzision der Bewegungsführung erhöht.<br />

Die Drehstrommotoren für die Bürstenantriebe<br />

werden über die fein skalierbaren FDD3000 Frequenzumrichter<br />

angesteuert. Diese lassen sich direkt<br />

über den VARAN-Echtzeit-Ethernetbus ansteuern.<br />

So können Asynchron-Motoren mit den FDD<br />

3000 Niederspannungsumrichtern präzise, Energie<br />

sparend <strong>und</strong> effizient gesteuert werden.<br />

Wartungsfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> modern<br />

Dank dem objektorientierten Engineering Tool Lasal<br />

konnte die Applikationssoftware der Kaesaro S<br />

Maschine modular aufgebaut werden. Das vereinfacht<br />

Wartung, Wiederverwendung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

des Anwenderprogrammes deutlich. Die<br />

einsatzbereiten Basis- <strong>und</strong> Technologiefunktionen<br />

stehen in umfangreichen Lasal-Bibliotheken bereit.<br />

Der Applikationsingenieur zieht diese in sein Projekt<br />

<strong>und</strong> konfiguriert diese entsprechend.<br />

Weil alle relevanten Komponenten vom selben<br />

Hersteller platzsparend entwickelt wurden, bleibt<br />

der Roboter in seiner Bauform kompakt <strong>und</strong> bei einem<br />

eventuellen Ausfall der Systemkomponenten<br />

wartungsfre<strong>und</strong>lich. Alle Komponenten können<br />

einfach <strong>und</strong> ohne Parametrierung ausgetauscht<br />

werden, da diese von der Steuerung automatisch<br />

übernommen <strong>und</strong> selbst für den Austausch von Safety-Komponenten<br />

kein Programmierwerkzeug vor<br />

Ort benötigt wird.<br />

Ein wesentlicher Beitrag für die Langlebigkeit der<br />

Systemkomponenten wird durch den Einsatz von<br />

ausschliesslich lackierten Elektronik-Platinen geleistet,<br />

da so das aggressive Ammoniak der Elektronik<br />

keinen Schaden zufügen kann.<br />

Sigmatek Schweiz AG<br />

www.sigmatek-automation.ch<br />

32 #<strong>015</strong>


HERSTELLERBEITRÄGE<br />

Der vollautomatisierte<br />

Rollenschneider Super Tigre.<br />

Bilder: B&R<br />

Bedienung wie beim Smartphone<br />

Bei der Produktion kleiner Chargen<br />

muss der Bediener häufig mit der Maschine<br />

interagieren. Das Bedienterminal<br />

<strong>und</strong> das Design der Visualisierung<br />

spielen daher eine zentrale Rolle. «Wir<br />

wollten die Bedieneroberfläche des<br />

Super Tigre so einfach wie die eines<br />

Smartphones gestalten», erklärt Alexandre<br />

Métay, Leiter des Bereichs Automatisierung<br />

bei DCM-ATN: «Wir haben<br />

nach einer Softwarelösung gesucht,<br />

mit der wir webbasierte Anwendungen<br />

erstellen können. Und nach einem<br />

Multitouch-Bedienterminal, das diese<br />

unterstützt.»<br />

Mit den Bedienterminals der Power-<br />

Panel-Serie <strong>und</strong> der Softwarekomponente<br />

Mapp View fand Alexandre Métay<br />

die ideale Lösung, um eine<br />

leistungsfähige <strong>und</strong> intuitive webbasierte<br />

Visualisierung zu erstellen. Dafür<br />

wurden keine Kenntnisse in der<br />

Webprogrammierung benötigt. «Unsere<br />

Automatisierungsingenieure mussten<br />

lediglich die Widgets per Dragand-drop<br />

auf ihren Platz ziehen <strong>und</strong><br />

konfigurieren», so Alexandre Métay.<br />

Edge Monitoring für alle Maschinen<br />

Um in schwankenden Märkten an Effizienz<br />

zu gewinnen, müssen Maschinenhersteller<br />

Daten sammeln, verarbeiten<br />

<strong>und</strong> visualisieren, um die<br />

Leistung ihrer Maschinen <strong>und</strong> ihrer<br />

Teams besser beurteilen zu können.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat DCM Connecti<br />

Vision entwickelt. Dabei handelt es<br />

sich um ein Monitoring-System, das<br />

auf einem Edge-Controller-PC basiert.<br />

Connecti Vision ist für alle DCM-<br />

ATN-Maschinen verfügbar. Es bietet<br />

eine Vielzahl von Modulen, mit denen<br />

die Maschinenaktivität überwacht,<br />

Berichte erstellt <strong>und</strong> die Maschinenleistung<br />

von einem Tablet, Smartphone<br />

oder PC aus verfolgt werden<br />

können.<br />

B&R Industrie-Automation AG<br />

www.br-automation.com<br />

VERPACKUNG<br />

MIT ZUKUNFT<br />

oben: Connecti Vision ist eine Monitoring-<br />

Software für Maschinen von DCM-ATN,<br />

die auf der Edge-Controller-Lösung von<br />

B&R basiert.<br />

unten: Die leistungsstarken Acoposmulti-<br />

Servoantriebe garantieren, dass sich<br />

alle Achsen des Super Tigre mit höchster<br />

Präzision bewegen.<br />

Kleine Losgrössen stellen gerade Maschinenhersteller für die Verpackungsindustrie<br />

vor grosse Herausforderungen, da diese häufige Maschinenumrüstungen erfordern.<br />

Der Druck- <strong>und</strong> Verpackungsmaschinenhersteller DCM-ATN reagiert auf diesen Wandel<br />

<strong>und</strong> entwickelt nun Maschinen, die sich ohne manuellen Aufwand umrüsten lassen.<br />

Der Maschinenhersteller<br />

DCM-ATN entwickelt Anlagen,<br />

die flexible Kunststoffe<br />

<strong>und</strong> Kartonagen zu Beuteln,<br />

Packungen <strong>und</strong> Hüllen verarbeiten.<br />

Nun arbeitet das Unternehmen an einer<br />

neuen Generation von intelligenten<br />

Maschinen. Eine davon ist der Super<br />

Tigre, ein vollautomatisierter<br />

Rollenschneider. Parallel dazu hat<br />

DCM-ATN eine Edge-Connectivity-Lösung<br />

entwickelt, die es erlaubt, Maschinen<br />

zu überwachen <strong>und</strong> umfassende<br />

Leistungsanalysen zu erstellen.<br />

Weniger Ausschuss <strong>und</strong> Arbeit<br />

«Aus unserer langjährigen Zusammenarbeit<br />

wussten wir, dass wir mit<br />

unserer neuen Entwicklung bei B&R in<br />

den besten Händen sind», sagt Matthieu<br />

Lorchel, Verkaufsingenieur bei<br />

DCM-ATN: «Insbesondere das Knowhow<br />

von B&R im Bereich Antriebstechnik<br />

<strong>und</strong> die integrierten Softwarelösungen<br />

r<strong>und</strong> um Konfiguration,<br />

Programmierung <strong>und</strong> Diagnose, haben<br />

es uns ermöglicht, die Bedienung zu<br />

vereinfachen <strong>und</strong> den Anteil manueller<br />

Arbeit zu reduzieren.»<br />

In Zusammenarbeit mit B&R stattete<br />

DCM-ATN seinen Rollenschneider mit<br />

weiteren Funktionen aus, die die<br />

Produktivität erhöhen. So ist der Super<br />

Tigre in der Lage, die Schnittposition<br />

automatisch anzupassen <strong>und</strong> mit<br />

einer Kamera zu überwachen. Darüber<br />

hinaus erfolgen der Querschneidvorgang<br />

<strong>und</strong> die Sicherung der<br />

geschnittenen Rollen mit Klebeband<br />

automatisch. Auch Rollenwechsel <strong>und</strong><br />

-entnahme sowie die Positionierung<br />

des Rollenkerns erfordern kein manuelles<br />

Eingreifen.<br />

34 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 35


NACHGEFRAGT<br />

«AUSLEGUNG DER<br />

ANTRIEBSEINHEIT IST<br />

ESSENZIELL»<br />

Fahrerlose Transportsysteme, kurz FTS, finden durch Industrie 4.0 zusehend<br />

Verbreitung. Auf was bei deren Entwicklung speziell aus antriebstechnischer Sicht<br />

zu achten ist, erklärt Adrian Thoma im Gespräch.<br />

31. Internationale Fachmesse<br />

der industriellen Automation<br />

Nürnberg, 23. – 25.11.2021<br />

sps-messe.de<br />

Erweitertes<br />

Vortragsprogramm auf der<br />

digitalen Eventplattform<br />

SPS on air<br />

Gespräch mit:<br />

Adrian Thoma,<br />

Business Development<br />

Engineer, Maxon<br />

Von Markus Back<br />

Was sind die typischen Herausforderungen bei der<br />

Entwicklung von FTS?<br />

Es gibt unterschiedliche Normen <strong>und</strong> Sicherheitsanforderungen,<br />

die bei der Entwicklung solcher Fahrzeuge eingehalten<br />

werden müssen <strong>und</strong> so auch Einfluss auf unsere<br />

Antriebssysteme haben. Umwelt- <strong>und</strong> Umgebungsbedingungen,<br />

Einsatzgebiet der Fahrzeuge, Sicherheitsanforderungen,<br />

vor allem in Bereichen mit Personenkontakten,<br />

Reichweite der Fahrzeuge <strong>und</strong> Zuverlässigkeit sind nur<br />

einige Themen, welche bei der Auslegung des Systems zu<br />

berücksichtigen sind.<br />

Nun erledigen FTS unterschiedliche Aufgaben, bewegen<br />

verschieden schwere Lasten, fahren mannigfaltige Spurprofile<br />

<strong>und</strong> so weiter. Wie sollte man aus Ihrer Sicht vorgehen,<br />

um am Ende das ideale Antriebssystem zu haben?<br />

Für die optimale Auslegung der Antriebseinheit ist<br />

eine umfassende Abstimmung der Anforderungen mit<br />

dem Anwender essenziell. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage wird<br />

das Antriebssystem ausgelegt. Maxon arbeitet aber auch<br />

immer weiter an der Entwicklung von standardisierten<br />

Antriebslösungen, sogenannten Plattformen, die speziell<br />

für den Einsatz in FTS ausgelegt sind.<br />

Entscheidend bei solchen Systemen ist die Fähigkeit<br />

zur Interaktion mit Menschen <strong>und</strong> mit anderen Maschinen.<br />

Welche Mindestvoraussetzungen müssen Motoren für<br />

eine sichere Interaktion mitbringen?<br />

Die Integration des Antriebssystems muss so ausgelegt<br />

sein, dass es mit dem übergeordneten System kommunizieren<br />

kann. Hierzu sind entsprechende Sensoren <strong>und</strong><br />

Antriebsregler zu integrieren, welche den Sicherheitsanforderungen<br />

entsprechen <strong>und</strong> eine sichere Navigation<br />

des FTS in seinem Umfeld gewährleisten.<br />

Welche Lösungen bieten Sie für die Entwicklung von FTS an?<br />

Wir haben unterschiedliche <strong>und</strong> sehr kompakte Radantriebslösungen,<br />

die speziell für den Einsatz in FTS entwickelt<br />

wurden. Maxon besitzt aber auch eine breite Produktplattform<br />

von Motoren, Getrieben, Sensorik <strong>und</strong> Reglern, woraus<br />

wir gemeinsam mit den K<strong>und</strong>en eine spezifische Lösung<br />

entwickeln <strong>und</strong> produzieren können. So unterschiedlich<br />

die FTS <strong>und</strong> deren Anforderungen sind, so verschieden<br />

können auch die Antriebslösungen ausfallen. Es gibt nicht<br />

nur den einen Standardantrieb für FTS.<br />

Maxon | www.maxongroup.com<br />

Lesen Sie das komplette<br />

Interview unter www.<br />

technik-<strong>und</strong>-wissen.ch <strong>und</strong><br />

erfahren dort, was hinsichtlich<br />

der Betriebssicherheit bei<br />

der Entwicklung von FTS<br />

zu beachten ist.<br />

Nicht nur herzig,<br />

sondern auch<br />

ganz praktisch.<br />

Fahrerlose<br />

Transportsysteme<br />

gewinnen durch<br />

Industrie 4.0 immer<br />

mehr Verbreitung.<br />

Bild: Maxon<br />

Bringing Automation to Life<br />

Praxisnah. Zukunftsweisend. Persönlich.<br />

Finden Sie maßgeschneiderte Lösungen für Ihren spezifischen Anwendungsbereich<br />

<strong>und</strong> entdecken Sie die Innovationen von morgen. Unser umfassendes Hygienekonzept<br />

ermöglicht Ihnen einen persönlichen fachlichen Austausch sowie ein hautnahes<br />

Erleben der Produkte bei höchsten Sicherheitsstandards.<br />

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36 #<strong>015</strong>


Produkte<br />

Linearlager für<br />

schmiermittelfreie Bewegungen<br />

Das Drylin-W-Linearlager besteht komplett aus Tribo-<br />

Polymeren <strong>und</strong> wurde speziell für leichte Linearbewegungen<br />

entwickelt. Mit nur 10 Gramm eignet es sich ideal<br />

für transportable Anwendungen; es ist schnell zu montieren,<br />

vibrationsdämpfend <strong>und</strong> schmiermittelfrei. Durch<br />

die Herstellung im Spritzguss ist es sehr kostengünstig.<br />

Die spritzgussoptimierte Bauform reduziert zusätzlich<br />

das Gewicht, was die benötigte Antriebsenergie des<br />

Linearsystems deutlich reduziert.<br />

Weiterer Freiheitsgrad für Xplanar<br />

Das XPlanar-Bewegungsspektrum wird durch die rein softwarebasierte 360°-<br />

Mover-Rotation um einen vollständigen Freiheitsgrad erweitert. An ausgewählten<br />

Positionen des Systems können dadurch die Mover während des Schwebens<br />

endlos um die eigene Achse rotieren. Die Rotation kann dynamisch mit<br />

bis zu 10 Hz durchgeführt werden <strong>und</strong> ermöglicht vielfältige Anwendungen.<br />

So lässt sich damit die Vermischung von Flüssigkeiten<br />

ebenso wie die 360°-Inspektion von Objekten realisieren.<br />

Zudem können die Mover die Rotationspositionen mit in<br />

90°-Schritten geänderter Orientierung verlassen, sodass<br />

die transportierten Werkstücke entsprechend der weiteren<br />

Verarbeitungsschritte korrekt ausgerichtet sind.<br />

Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />

Igus GmbH | www.igus.ch<br />

Zuwachs bei Topjob S<br />

Die Mini-Klemme reiht sich als kleinste Variante<br />

in das Topjob-S-Portfolio ein <strong>und</strong> ist mit dessen<br />

Zubehör kompatibel. Die Neuheit bietet diverse<br />

Montagemöglichkeiten <strong>und</strong> garantiert damit<br />

einen flexiblen Einsatz. Die Befestigung ist auf<br />

einer Tragschiene 15 × 5,5 Millimeter oder auf einer<br />

Montageplatte mit einem Flansch oder einem<br />

Rastfuss möglich. Erhältlich sind die Mini-Klemmen<br />

als Klemmen mit Drücker oder mit Betätigungsöffnung,<br />

die beide auch das direkte Stecken<br />

mit Push-in Cage-Clamp-Anschlüssen erlauben.<br />

Wago Contact SA | www.wago.ch<br />

Sichere Signalübertragung<br />

in Sensor-Aktor-Applikationen<br />

Die M8-Snap-in-R<strong>und</strong>steckverbinder der Serie 718, jetzt<br />

mit den Polzahlen 3 bis 6, erfüllen im gesteckten Zustand<br />

die Vorgaben der Schutzart IP65. Sie sind mit Kontaktstiften<br />

aus Messing <strong>und</strong> Kontaktbuchsen aus Bronze<br />

ausgestattet sowie mit einer Kontaktober fläche aus<br />

Gold versehen. Bei Bemessungsspannungen zwischen<br />

30 <strong>und</strong> 60 V eignen sich die Produkte, je nach Anschlussquerschnitt<br />

<strong>und</strong> Polzahl, für Bemessungs ströme von<br />

1,5 bis 3 A: 3- <strong>und</strong> 4-polige Ausführungen sind für 2 A<br />

(0,14 mm 2 Querschnitt) beziehungsweise für 4 A (0,25 mm 2 ,<br />

0,34 mm 2 <strong>und</strong> AWG 22) spezifiziert; 5- <strong>und</strong> 6-polige<br />

Versionen für 3 A beziehungsweise 1,5 A. Sie widerstehen<br />

Bemessungsstossspannungen von 1500 V (3- <strong>und</strong> 4-Pol)<br />

sowie 800 V (5- <strong>und</strong> 6-Pol). Alle Steck verbinder dieser<br />

Serie arbeiten bei Betriebstemperaturen von -40 bis 70 °C<br />

im ruhenden Zustand. Ihre mechanische Lebens dauer<br />

beträgt >50 Steckzyklen.<br />

Profilschienenführungen<br />

mit Wegmessung<br />

Die Profilschienenführungen Monorail<br />

<strong>und</strong> Miniscale integrieren bereits<br />

ein präzises Messsystem, wodurch<br />

aufwendige Montage- <strong>und</strong> Justagearbeiten<br />

entfallen. Dieses erreicht in<br />

der absoluten sowie der inkrementalen<br />

Ausführung eine Genauigkeit von<br />

±5 µm/m. Beim absoluten System<br />

stehen die Positionsdaten sofort nach<br />

dem Einschalten der Anlage zur<br />

Verfügung. Die Fehlerüberwachung<br />

sowie Betriebszustandsanzeige ist<br />

fest integriert. Demgegenüber ist das<br />

inkrementale AMS in IP68 ausgeführt,<br />

wodurch es ideal für den Einsatz in<br />

rauen Umgebungsbedingungen<br />

geeignet ist. Die maximal einteilige<br />

Profilschienenlänge liegt bei 6 m,<br />

wobei sich mehrere Monorail zusammensetzen<br />

lassen. In Kombination<br />

mit dem Wegmesssystem AMS long<br />

ist dann eine Messlänge von über<br />

100 m möglich.<br />

Schneeberger AG<br />

www.schneeberger.com<br />

Kompakte Steuerungsfamilie<br />

Die Steuerungen der X20-Embedded-Familie sind gerade 55 mm breit<br />

<strong>und</strong> bauen auf leistungsstarken Prozessoren aus der Intel-Atom-Reihe<br />

auf. Dadurch eignen sich diese selbst für anspruchsvolle Applikationen<br />

mit kurzen Zykluszeiten oder zur Steuerung von Roboterapplikationen.<br />

In den Geräten sind zudem Hardware-Schnittstellen für Powerlink<br />

<strong>und</strong> RS485 integriert. Über Letztere kann der Anwender zum Beispiel<br />

Frequenzumrichter ohne weitere Hardware direkt an die Steuerung<br />

anschliessen. Ebenso ist die Stromversorgung integriert. Trotz der<br />

hohen Leistung kommen die Steuerungen ohne Lüfter <strong>und</strong> Batterie aus<br />

<strong>und</strong> sind daher vollständig wartungsfrei. Optional können beliebige<br />

weitere Feldbusprotokolle ergänzt werden.<br />

B&R Industrie-Automation AG | www.br-automation.com<br />

Binder Swiss AG | www.binder-connector.com/ch-de<br />

38 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 39


PRODUKTE<br />

Sicheres Analog-Eingangsmodul<br />

Das SAI 041 erweitert das modulare S-Dias-Safety-<br />

System von Sigmatek. Vier analoge Stromeingänge<br />

mit einem Messbereich von 4 bis 20 mA <strong>und</strong><br />

einer Auflösung von 16 Bit sowie die 24 V Sensorversorgung<br />

sind im 25 mm breiten Hutschienenmodul<br />

integriert. Physikalische Grössen wie<br />

Druck, Temperatur, Füllstand <strong>und</strong> Durchfluss<br />

können mit dem analogen Eingangsmodul sicher<br />

erfasst <strong>und</strong> überwacht werden. Die Eingangsfilter<br />

sind einstellbar. Zwei voneinander unabhängige,<br />

diversitäre Auswertungen mit gegenseitiger<br />

Überwachung gewährleisten die sichere Auswertung<br />

der Analogeingänge. Die erfassten Werte<br />

stehen nicht nur der Safety-CPU, sondern der<br />

funktionsgerichteten Steuerung zur Verarbeitung<br />

zur Verfügung. Bei zweikanaligem Einsatz ist<br />

das SAI 041 für die Erfassung von Stromsignalen<br />

für Safety-Anwendungen bis SIL 3, PL e, Kat. 4<br />

geeignet, bei einkanaliger Verwendung bis PL d,<br />

Kat. 3 gemäss EN ISO 13849-1/-2.<br />

Sigmatek Schweiz AG<br />

www.sigmatek-automation.ch<br />

Optimierung des XTS-Systems<br />

Die Mover des XTS-Systems können auf k<strong>und</strong>enspezifischen<br />

Bahngeometrien dynamisch positioniert werden.<br />

Für die zugehörige Visualisierung kann nun aus einer<br />

bestehenden Konfiguration heraus mit nur einem Mausklick<br />

ein passendes HMI Control erstellt werden. Dieses<br />

ist automatisch mit allen notwenigen Parametern der<br />

k<strong>und</strong>enseitigen Anwendung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann direkt<br />

die aktuellen Positionen aller Mover innerhalb des Systems<br />

anzeigen. Es besteht aus drei Ebenen <strong>und</strong> kann dadurch<br />

bei Bedarf einfach mit weiteren HMI Controls oder auch<br />

mit nicht animierten Bildern kombiniert werden.<br />

Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />

Sensor mit 360°-Prozessvisualisierung<br />

Vielseitige AC/DC-Netzteile<br />

Die TMW-Serie ist eine Produktreihe vollständig gekapselter AC/DC-Netzteile<br />

für den Einsatz in Medizintechnik, Industrie <strong>und</strong> Haushalt. Alle<br />

Modelle haben kompakte staub- <strong>und</strong> wassergeschützte Gehäuse nach IP68<br />

<strong>und</strong> erfüllen die Anforderungen nach IEC/EN 62368-1, IEC/EN 60335-1<br />

<strong>und</strong> IEC/EN 60601-1 3 <strong>und</strong> sind zweifach MOPP-zertifiziert. Dank verstärkter<br />

Isolation eignen sich die TMW-Netzteile für Anwendungen der Schutzklasse<br />

II. Aufgr<strong>und</strong> des weiten Arbeitstemperaturbereichs von minus 20<br />

bis 80 °C ist der Einsatz unter anspruchsvollen Bedingungen möglich.<br />

Traco Electronic AG | www.tracopower.com<br />

Der Grenzstandschalter Cleverlevel PL20 gibt mit fünf definierten Farben<br />

Einblick, ob der Grenzstand erreicht ist, welches Medium sich im Tank<br />

befindet oder ob eine Störung vorliegt. Durch die 360° LED ist diese Information<br />

zu jeder Zeit von überall erkennbar <strong>und</strong> ermöglicht sichere Prozesse.<br />

Der elektrische Anschluss aus Edelstahl in Verbindung mit der visuellen<br />

Statusanzeige überzeugt unter anderem mit maximaler Robustheit <strong>und</strong><br />

Langzeitdichtigkeit gemäss dem Dichtigkeitskonzept protect+.<br />

Baumer Electric AG | www.baumer.com/kingcrown<br />

Gelbox für Verbindungsklemmen<br />

40 #<strong>015</strong><br />

Das VDE-geprüfte Gesamtsystem aus Gelboxen <strong>und</strong><br />

Wago-Klemmen eignet sich durch sein silikonfreies<br />

Gel für den Einsatz in allen Industriezweigen. Durch die<br />

optimale Gelverdrängung ist das System sicher in der<br />

Handhabung <strong>und</strong> schützt Klemmen der Serien 221 <strong>und</strong><br />

2273 vor Feuchtigkeit <strong>und</strong> Wassereintritt gemäss IPX8.<br />

Das robuste Gehäuse garantiert dabei hohe Stabilität,<br />

wobei die flexible Dichtlippe eine Beschädigung der Leiter<br />

verhindert. Dank schneller Wiederzugänglichkeit lassen<br />

sich zudem Stromkreise einfach erweitern. Obwohl<br />

die Boxen unbegrenzt lagerfähig sind, ist ein Anmischen<br />

<strong>und</strong> Aushärten der Gelmasse nicht notwendig.<br />

Wago Contact SA | www.wago.ch<br />

Drehstrommotoren Baureihe DR..<br />

Effizient, leistungsstark <strong>und</strong> weltweit<br />

einsetzbar<br />

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Mit den Motorbaukästen DR../DRN/DR2.. setzen wir<br />

Millionen von Antriebskombinationen um <strong>und</strong> bewegen<br />

die unterschiedlichsten Anlagen <strong>und</strong> Maschinen, weltweit.<br />

Wir bieten Ihnen für jede Anforderung den optimalen<br />

Drehstrommotor: 2-, 4-, 6- <strong>und</strong> 8-polige Motoren,<br />

mit Leistungen von 0,09 kW bis 375 kW <strong>und</strong> in den<br />

Wirkungsgradklassen IE1 bis IE4.<br />

www.imhof-sew.ch


RUBRIKTITEL<br />

RUBRIKTITEL<br />

KOLLABORATIVES<br />

ARBEITEN<br />

#010<br />

UPTOWNBASEL ALS<br />

HOTSPOT DES 3D-DRUCKS<br />

FÜR DIE MEDIZINAL<strong>TECHNIK</strong><br />

Noch steht der 3D-Druck vor vielen Herausforderungen – insbesondere für die hochregulierte<br />

Medizinaltechnik. Um die grossen Visionen wahrwerden zu lassen, braucht es Standorte,<br />

die sich firmenübergreifend den Themen annehmen. Nun soll mit dem Wissenszentrum für<br />

3D-Medizinaltechnologie ein solcher Ort in Arlesheim geschaffen werden.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Der 3D-Druck ist definitiv angekommen. Seit der<br />

Entwicklung von 3D-Druckverfahren in den<br />

80er-Jahren, hat sich diese Technologie rasant<br />

weiterentwickelt <strong>und</strong> ist heute nahezu in allen<br />

Branchen anzutreffen: in der Automobil-, Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindustrie,<br />

im Maschinenbau, Produktdesign, in der Verpackungsindustrie<br />

<strong>und</strong> schliesslich auch in der Medizin<strong>und</strong><br />

Dentaltechnik. Basel als Hotspot der Schweizer<br />

Medtech- <strong>und</strong> Pharmabranche hat das riesige Potenzial<br />

schon lange erkannt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind zahlreiche,<br />

spezialisierte Unternehmen in der Region angesiedelt.<br />

Genau dieses Potenzial erkannte auch uptownBasel <strong>und</strong><br />

wird in ihrer Arealentwicklung im Schorenareal in Arlesheim<br />

(BL) ein Wissenszentrum für 3D-Medizinaltechnologie<br />

aufbauen.<br />

Zur Rubrik<br />

Die fortlaufende Rubrik «Kollaboratives Arbeiten» entsteht<br />

in Zusammenarbeit mit uptownBasel <strong>und</strong> wird von ihr fi nanziell<br />

unterstützt. Die Rubrik beschreibt die Möglichkeiten, welche<br />

sich Industriefi rmen bieten im Zeitalter der Digitalisierung:<br />

vom kollaborativen Arbeiten bis zur vollkommen vernetzten<br />

Produktion, wie sie in Arlesheim im «Kompetenzzentrum<br />

Industrie 4.0» derzeit aufgebaut wird.<br />

Medizinaltechnik <strong>und</strong> 3D-Druck, das passt<br />

Dabei muss man attestieren: Medizinaltechnik <strong>und</strong> 3D-<br />

Druck, das passt. Denn unter allen Branchen dürfte sie jene<br />

sein, welche am meisten Nutzen aus den Vorteilen haben<br />

könnte, die nicht einfach nur ein Nice-to-have sind, sondern<br />

die Lebensqualität der Menschen deutlich verbessert oder<br />

sogar verlängert. Denn viele Medtech-Produkte sind Einzelanfertigungen,<br />

die mittels 3D-Druck schnell <strong>und</strong> einfach<br />

erstellt werden können. Ausserdem ist das Design derart<br />

flexibel, dass man keine Kompromisse eingehen muss.<br />

Und schlussendlich ist die Entwicklungs- <strong>und</strong> Produktionszeit<br />

sehr kurz – <strong>und</strong> das kann im besten Fall sogar Leben<br />

retten. Diese offensichtlichen Vorteile schlagen sich auch<br />

in den Wachstumszahlen nieder. Der Additive-Manufacturing-Markt<br />

macht heute r<strong>und</strong> 12 Milliarden Dollar Umsatz,<br />

davon bereits 1,3 Milliarden Dollar mit Medizintechnik<br />

<strong>und</strong> das Wachstum wird auf jährlich 20 Prozent geschätzt –,<br />

wobei der gesamte Medizintechnik-Markt etwa 54 Milliarden<br />

Dollar jährlich umsetzt.<br />

Schwer reguliert, aber mit enormem Potenzial<br />

Diese Zahlen zeigen: Das Potenzial ist enorm. Doch die<br />

Medtech-Branche gehört zu den am schwersten regulierten.<br />

Das macht es neuen Verfahren <strong>und</strong> Prozessen noch schwieriger,<br />

die bereits existierenden abzulösen. Zu den weiteren<br />

Herausforderungen in der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />

gehören auch die Suche nach neuen Materialien <strong>und</strong> verbesserte<br />

Prozesse, um beispielsweise auch die Nachbearbeitungen<br />

zu reduzieren. Ein anderes grosses Forschungsgebiet,<br />

mit dem der 3D-Druck beste Chancen hat, den Markt<br />

weiter zu erobern, ist der Einsatz am Point-of-Care. Oder<br />

anders gesagt: Dass man die Produktion näher zum User<br />

bringt, in diesem Fall zum Beispiel zu den Ärzten ins Spital.<br />

Der Vorteil kann am Beispiel eines Auto-Unfalls aufgezeigt<br />

werden: Das Krankenauto bringt den Patienten in Spital, er<br />

wird dort unter den CT-Scanner gelegt, ein Algorithmus analysiert<br />

die Daten <strong>und</strong> arbeitet einen Therapieplan aus, hilft<br />

dem Designer gleich bei der Erstellung des Implantats <strong>und</strong><br />

auch der benötigten Instrumente für die Operation. Dies alles<br />

wird vor Ort ausgedruckt <strong>und</strong> kurze Zeit später liegen<br />

Implantate <strong>und</strong> Instrumente im Operationssaal bereit.<br />

An der grossen Vision mitarbeiten<br />

Das ist natürlich eine Vision. Aber genau deshalb braucht es<br />

Wissenszentren wie jenes in Arlesheim, um die 3D-Medizinaltechnologien<br />

näher an solche Visionen zu bringen. Der<br />

Standort, der Zugang zu einem enormen Talentpool <strong>und</strong> die<br />

projektieren Gebäude bieten die besten Voraussetzungen,<br />

solche Visionen zu erarbeiten. Denn ein grosser Mehrwert<br />

entsteht, wenn Know-how gebündelt <strong>und</strong> weiterentwickelt<br />

wird, Chancen von firmenübergreifender Zusammenarbeit<br />

erkannt <strong>und</strong> genutzt werden. Und das wird in Arlesheim der<br />

Fall sein.<br />

uptownBasel | www.uptownbasel.ch<br />

Bemerkung zum Artikel: Einige Informationen <strong>und</strong> Zukunftsvisionen<br />

aus dem Artikel stammen aus Vorträgen, die auf der AM Expo <strong>und</strong><br />

Swiss Medtech Expo in Luzern abgehalten wurden.<br />

Die additiven Verfahren, für die Einzel anfertigungen<br />

<strong>und</strong> komplexe Strukturen keine Probleme sind,<br />

eigenen sich besonders, um in der Medizintechnik<br />

eingesetzt zu werden. Symbolbild: iStockphoto<br />

Innovations-Campus<br />

uptownBasel<br />

In Arlesheim entsteht ein campusartig konzipiertes Gelände,<br />

in dem Firmen die Zukunft des industriellen Arbeitens<br />

realisieren können. uptownBasel konzentriert sich auf aktuelle<br />

Themen wie Elektromobilität, Batterietechnologie, Digital<br />

Health, personalisierte Medizin, Additive Manufacturing,<br />

Datacenter <strong>und</strong> Data Analytics. Die Gesamtheit der positiven<br />

Eigenschaften des Standorts Arlesheim soll Unternehmen<br />

mit hohen Qualitätsstandards in Bezug auf Corporate<br />

Responsibility <strong>und</strong> technologie-orientierte Unter nehmen mit<br />

wissensintensiver Produktion sowie Dienstleitungs unternehmen<br />

mit hohem Fach kräfteanteil anziehen.<br />

Wer steckt hinter uptownBasel<br />

Der kollaborative Campus der Zukunft ist eine Arealentwicklung<br />

von Hans-Jörg Fankhauser. Für das grosse fi nanzielle<br />

Engagement steht die Familie von Dr. Thomas Staehelin <strong>und</strong><br />

seiner Frau Monique, die selbst in Arlesheim aufgewachsen ist.<br />

42 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 43


TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />

BRUSH IT UP!<br />

RUBRIKTITEL<br />

NEWS IN<br />

ZAHLEN<br />

Murrelektronik steigt in die Welt<br />

der Vision-Systeme ein<br />

Mit seinen Vision-Installationslösungen bietet<br />

der schwäbische Spezialist für dezentrale Automatisierungstechnik<br />

jetzt massgeschneiderte<br />

Lösungen für die industrielle Bildverarbeitung<br />

Vision-Systeme werden in der industriellen<br />

Fertigung <strong>und</strong> in der Logistik immer wichtiger.<br />

Wenn es um Industrie 4.0 oder KI der Dinge geht,<br />

dann dürfen die Kameras für die industrielle<br />

Bildverarbeitung nicht fehlen:<br />

Mit seinen Vision Installationslösungen bietet die<br />

Murrelektronik GmbH mit Sitz in Oppenweiler bei<br />

Backnang jetzt ein Konzept für dezentrale Installationslösungen<br />

für die industrielle Bildverarbeitung.<br />

Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer haben mit Murrelektronik<br />

damit einen leistungsstarken Partner<br />

an der Seite, wenn es um Spannungsversorgung,<br />

Signal- <strong>und</strong> Datenmanagement bei der smarten<br />

Vernetzung von Kameratechnik im industriellen<br />

Fertigungsprozess oder in der Logistik geht.<br />

Dabei setzt Murrelektronik auf dezentral, direkt<br />

im Maschinenumfeld montier- <strong>und</strong> steckbare<br />

Baugruppen wie Switches, Verteiler <strong>und</strong> Einspeiser<br />

sowie entsprechend leistungsfähige,<br />

kon fektionierte Kabel- <strong>und</strong> Steckertechnik.<br />

Die Vorzüge sind ein minimaler Installationsaufwand<br />

<strong>und</strong> eine maximale Performance – <strong>und</strong> das bei<br />

neuen <strong>und</strong> bestehenden Maschinen <strong>und</strong> Anlagen.<br />

Murrelektronik enters the world<br />

of vision systems<br />

With its vision installation solutions, the Swabian<br />

specialist for decentralized automation technology<br />

now offers customized solutions for industrial<br />

image processing.<br />

Vision systems are becoming increasingly important<br />

in industrial manufacturing and logistics.<br />

When it comes to Industry 4.0 or AI of Things,<br />

industrial image processing cameras canʼt be<br />

missing.<br />

With its vision installation solutions,<br />

Murrelektronik GmbH, based in Oppenweiler,<br />

Germany, now offers decentralized installation<br />

solutions for industrial image processing.<br />

With Murrelektronik, machine and system builders<br />

have a powerful partner at their side when it comes<br />

to power supplies and signal/data management<br />

for the smart networking of cameras in industrial<br />

production processes or logistics.<br />

Murrelektronik relies on decentralized components<br />

including switches, distributors and feeders<br />

that can be mounted on the machine, as well<br />

as the corresponding high-performance cable and<br />

connector technology.<br />

These components minimize installation effort<br />

and maximize performance for both new and<br />

existing machines and systems.<br />

Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es, Absatz<br />

für Absatz. Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik<br />

wie auch die englische Übersetzung stammen – abgesehen von<br />

ein paar Anpassungen – von einer Pressemitteilung der<br />

Firma Murrelektronik. Bild/Picture: Murrelektronik GmbH<br />

Wer weiss eigentlich, wie viele Firmen in der Schweiz gegründet werden <strong>und</strong> wie gross<br />

der Markt für den keramischen 3D-Druck im Jahr 2030 sein wird? Brillieren Sie mit lässig<br />

eingeworfenen Zahlen beim Smalltalk. Hier haben wir ein paar Zahlen-News aus der Welt<br />

der Technik <strong>und</strong> Industrie.<br />

22<br />

METER<br />

Elon Musk braucht für den Hyperloop einen<br />

Tunnel. Dafür braucht es innovative<br />

Bohrlösungen. Diese werden in einem<br />

Wettbewerb namens «Not-a-Boring-Competition»<br />

gesucht. Dieses Jahr gewann die<br />

TU München, sie schafften 22 Meter in<br />

der vorgegebenen Zeit. Der zweite Platz ging<br />

an die ETH Zürich.<br />

6400<br />

QUADRATMETER<br />

Die Firma Komax will ihre Standorte konsolidieren.<br />

Nun konnte sie in Dierikon ein zusätzliches Gr<strong>und</strong>stück<br />

kaufen. Darauf steht ein Produktions- <strong>und</strong> Bürogebäude,<br />

das Komax nun renoviert. Ausserdem gehören 6400 Quadratmeter<br />

unverbautes Land dazu.<br />

3631<br />

FIRMENGRÜNDUNGEN<br />

Wie viele Firmen werden eigentlich<br />

pro Monat in der Schweiz gegründet?<br />

Der Gründungsbericht gibt eine exakte<br />

Antwort: 3631 Firmen waren es zum<br />

Beispiel im Monat September 2021.<br />

3 400 000 000<br />

US DOLLAR<br />

Der 3D-Druck mit Keramik steht laut Marktanalyse von<br />

3dpbm Research vor dem Durchbruch. Ein jährliches Wachstum<br />

von 36,5 Prozent treibt ihn von momentan 154 Millionen<br />

US-Dollar hoch auf 3,4 Milliarden Dollar im 2030!<br />

62<br />

PROZENT<br />

Die ETH-Studierenden waren auch<br />

schon zufriedener. Vor sechs<br />

Jahren sagten 82 Prozent, dass sie<br />

zufrieden seien, nun sind es noch<br />

62 Prozent. Der Hauptgr<strong>und</strong> für den<br />

Rückgang hat allerdings mit<br />

der Pandemie zu tun, welche die<br />

Motivation raube.<br />

0,29<br />

SEKUNDEN<br />

Laut eigenen Angaben hat ABB den schnellsten Scara-Roboter<br />

seiner Klasse entwickelt. Der IRB 920T hat nämlich eine Zykluszeit<br />

von 0,29 Sek<strong>und</strong>en. Damit ist er prädestiniert für die schnelle<br />

Produktion in der Elektronikindustrie.<br />

44 #<strong>015</strong><br />

#014 #<strong>015</strong> 45


Wissenswertes<br />

Eine Mitarbeiterin von Q.Ant<br />

zeigt einen Wafer, aus dem<br />

photonische Chips geschnitten<br />

werden. Bild: Trumpf<br />

HILFE BEIM<br />

HEBEN VON<br />

DATENSCHÄTZEN<br />

WEITERE INVESTITIONEN<br />

IN QUANTEN-STARTUP Q.ANT<br />

Das Technologieunternehmen<br />

Trumpf erhöht sein Investment<br />

in die h<strong>und</strong>ertprozentige<br />

Tochter gesellschaft Q.Ant<br />

um einen zweistelligen Millionenbetrag.<br />

Damit kann das Start-Up in die<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Produktion von<br />

Quantencomputer-Chips einsteigen.<br />

Q.Ant hat ein Photonik-Chip-Verfahren<br />

entwickelt, durch das sich hochspezielle<br />

Lichtkanäle auf gewöhnliche<br />

Silizium-Chips aufbringen lassen.<br />

Durch dieses Verfahren lassen sich<br />

die heute etablierten elektronischen<br />

Grossrechner um Prozessoren erweitern,<br />

die mit modernster Quantentechnologie<br />

arbeiten.<br />

46 #<strong>015</strong><br />

Bis Ende des Geschäftsjahrs im<br />

Juni 2022 soll es dem jungen Unternehmen<br />

gelingen, Chip-Komponenten<br />

für Quantencomputer zu entwickeln,<br />

die jeweils Quanten erzeugen, führen<br />

<strong>und</strong> manipulieren können. Im Anschluss<br />

soll der erste Prototyp eines<br />

Quantencomputer-Chips entstehen.<br />

Für dieses Vorhaben soll der Personalbestand<br />

innerhalb eines Jahres von<br />

aktuell 20 auf 120 Mitarbeiter ausgebaut<br />

werden.<br />

www.trumpf.com<br />

Die Auswertung grosser<br />

Datenmengen kann für<br />

Effizienzgewinne sorgen,<br />

etwa in der Produktion<br />

oder bei der Steuerung von Maschinenparks.<br />

Damit insbesondere KMU<br />

von diesem Wandel profitieren können,<br />

bietet das Smart Data Innovation<br />

Lab (SDIL) am KIT Ressourcen<br />

<strong>und</strong> Hilfestellung bei Industrieprojekten<br />

an. Noch bis 2022 liefert das<br />

SDIL für Unternehmen kostenfrei<br />

Infrastruktur sowie Support, Kontaktvermittlung<br />

zu Fachleuten oder<br />

Hilfestellung beim Datenmanagement.<br />

Finanziert wird das Projekt<br />

vom deutschen B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Bildung <strong>und</strong> Forschung.<br />

www.sdil.de<br />

CO 2 -NEUTRALES<br />

KEROSIN<br />

Im norddeutschen Werlte ist die<br />

nach Angaben des Betreibers<br />

Atmosfair weltweit erste Anlage<br />

zur Herstellung von CO 2 -neutralem<br />

Kerosin im industriellen<br />

Massstab eröffnet worden. Die Anlage<br />

produziert das Kerosin synthetisch<br />

mit Hilfe von Wasser <strong>und</strong><br />

Strom, den Windräder aus dem<br />

Umland liefern. Mit Aufnahme des<br />

Regelbetriebs im ersten Quartal<br />

2022 soll täglich die Produktion von<br />

1 Tonne Kerosin möglich sein. Ab<br />

2026 müssen in Deutschland 0,5<br />

Prozent des benötigten Flugkraftstoffs<br />

aus Power-to-liquid-Kerosin<br />

bestehen. Dies entspricht jährlich<br />

r<strong>und</strong> 50 000 Tonnen <strong>und</strong> somit einem<br />

Vielfachen dessen, was die<br />

neue Anlage produzieren kann.<br />

www.atmosfair.de<br />

SCHRANZ ELEKTRONIK FEIERT 25-JÄHRIGES BESTEHEN<br />

Die Schranz Elektronik GmbH aus Wimmis feiert<br />

diesen Herbst ihr 25-jähriges Bestehen. Im Oktober<br />

1996 von Bruno Schranz gegründet, konzentrierte<br />

sich das junge Unternehmen anfangs zunächst auf<br />

die Tätigkeitsfelder Telefonieanlagen, Teleinformatik sowie<br />

industrielle Elektronik für die Maschinenindustrie <strong>und</strong> Automation.<br />

Im Verlaufe der Jahre kamen EDV-Installationen<br />

<strong>und</strong> Support hinzu.<br />

Mit dem Eintritt von Teilhaber Simon Zingg (2003 bis 2010)<br />

erfolgte die Gründung einer GmbH. Seit 2017 unterstützt<br />

Mario Schranz seinen Vater Bruno Schranz in der industriellen<br />

Automation <strong>und</strong> Rudolf Graf bei EDV Installationen.<br />

Die günstigste Schmierung ist die, ...<br />

... die Sie gar nicht brauchen.<br />

Die Begriffe "igus, motion plastics" sind in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> gegebenenfalls international markenrechtlich geschützt.<br />

Feiern das 25-jährige Firmenbestehen, von links Bruno Schranz,<br />

Mario Schranz <strong>und</strong> Rudolf Graf. Bild: Schranz<br />

Anlässlich des 25. Geburtstages übernahm nun Sohn<br />

Mario die Firmenanteile von Bruno Schranz, der zukünftig<br />

kürzer treten <strong>und</strong> sich auf die Entwicklung <strong>und</strong> Produktion<br />

von Platinen <strong>und</strong> elektronischen Baugruppen konzentrieren<br />

möchte.<br />

www.seweb.ch<br />

Sparen Sie 100% Schmierung <strong>und</strong> 40%<br />

Kosten. Profitieren Sie von technischen<br />

Vorteilen wie Geräusch- <strong>und</strong> Gewichtsreduzierung,<br />

Medienbeständigkeit, Schmutzresistenz<br />

<strong>und</strong> hoher Lebensdauer. Auch<br />

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<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />

Geschwindigkeit - Präzision<br />

Prozesssicherheit<br />

Ein Quantensprung bei der Bearbeitung von<br />

Knochenschrauben<br />

hexalobe<br />

ZWEI WELTNEUHEITEN FÜR E-LADESTATIONEN<br />

Bei der Shoppingraststätte Würenlos<br />

betreibt Gofast mit 20<br />

Ladeplätzen <strong>und</strong> bis zu 300 kW<br />

Ladeleistung seinen grössten<br />

Ladepark für E-Mobile in der Schweiz.<br />

Diese wurden nun mit zwei Weltneuheiten<br />

ausgestattet, welche für eine<br />

maximale Sicherheit beim Laden sorgen<br />

sollen.<br />

Bei der ersten, patentierten Technologie<br />

handelt es sich um eine weitere,<br />

unabhängige Messung, welche die<br />

SCHLEIFAUSBILDUNG FORCIEREN<br />

United Grinding geht eine Partnerschaft mit<br />

Titans of CNC ein, um die anspruchsvolle Ausbildung<br />

im Bereich des Präzisionsschleifens<br />

voranzutreiben. Die Partnerschaft umfasst die<br />

Entwicklung einer Grinding Academy, die Neueinsteigern<br />

in der Branche die Gr<strong>und</strong>lagen des Schleifens in einem<br />

leicht verständlichen, digitalen Format vermitteln soll.<br />

Laut Titan Gilroy, CEO <strong>und</strong> Gründer von Titans of CNC,<br />

liegt sein Schwerpunkt auf der Entwicklung <strong>und</strong> Bereitstellung<br />

von hochqualifizierten Ausbildungsinhalten für<br />

die Fertigungsindustrie. Mit seinen kostenlosen, videobasierten,<br />

Schritt-für-Schritt-Schulungssystem will Titans of<br />

CNC Antworten auf reale Fertigungsprobleme geben.<br />

48 #<strong>015</strong><br />

Hochstromkontakte überwacht. Überschreitet<br />

ein Messpunkt den Schwellwert,<br />

wird die Kommunikation zum<br />

Fahrzeug automatisch getrennt. Die<br />

Abschaltlogik geschieht ohne Einfluss<br />

der Applikationssoftware <strong>und</strong> bietet<br />

dadurch einen signifikanten Sicherheitsgewinn,<br />

da bei einer Störung oder<br />

Ausfall der Software der Ladestecker<br />

vor Überhitzung geschützt wird.<br />

Die zweite Innovation betrifft den Ladestecker<br />

selbst. Der mit Polyurethan<br />

Der Compact-Stecker<br />

der Brugg E-Connect<br />

AG wurde für<br />

harsche Bedingungen<br />

entwickelt <strong>und</strong><br />

erreicht die höchste<br />

Schutzklasse für<br />

Ladestecker.<br />

Bild: Gruppe Brugg<br />

gespritzte Ladestecker wurde als weltweit<br />

erster Stecker mit der Schutzklasse<br />

IP69 zertifiziert <strong>und</strong> gilt damit<br />

als äusserst robust.<br />

www.brugg.com<br />

Titan Gilroy gründete Titans of CNC als eine Maschinenwerkstatt<br />

in Nordkalifornien, die einige der anspruchsvollsten<br />

Komponenten für die Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindustrie<br />

herstellte. Von dort aus entwickelte sich die Werkstatt<br />

zu einer Reality-TV-Serie, die in einem weltweiten Netzwerk<br />

von Ingenieuren, Maschinisten, Hobbyisten, Studenten<br />

<strong>und</strong> Pädagogen als führende CNC-Bildungsplattform<br />

anerkannt ist.<br />

titansofgrinding.com<br />

SE LAHR<br />

UNTER NEUER<br />

LEITUNG<br />

Jürgen Siefert ist neuer Geschäftsführer<br />

des Standorts Schneider<br />

Electric Automation GmbH in Lahr.<br />

Damit ist er für das operative Geschäft<br />

des Produktionsstandorts für Antriebstechnik<br />

<strong>und</strong> Robotik in der Industrie<br />

verantwortlich.<br />

In den vergangenen sieben Jahren gestaltete<br />

Jürgen Siefert als Vice President<br />

Industrial Automation die strategische<br />

<strong>und</strong> operative Ausrichtung des Konzerns<br />

zuerst in Deutschland, in einem weiteren<br />

Schritt kamen Österreich <strong>und</strong> die Schweiz<br />

hinzu. In Lahr übernahm er nun den Staffelstab<br />

von Philippe Briard, der nach zweieinhalb<br />

Jahren in Baden-Württemberg<br />

zum Consulting bei SE gewechselt hat.<br />

Der 56-jährige Siefert startete seine<br />

berufliche Laufbahn als Elektroniker <strong>und</strong><br />

betriebswirtschaftlicher Fachwirt als<br />

Servicetechniker bei Berger Lahr – am<br />

heutigen SE Standort. Nach weiteren<br />

Stationen wechselte er als Applikationsingenieur<br />

zu SIG Positec, wo er umfangreiche<br />

Erfahrungen als Vertriebsingenieur für<br />

Motion Lösungen sammeln könnte. In den<br />

vergangenen 15 Jahren konnte er zudem<br />

neben dem direkten Kontakt mit der<br />

Industrie in diversen Führungsaufgaben<br />

auch die Zusammenarbeit mit den Grosshandelspartnern<br />

aktiv vorantreiben.<br />

www.se.com/de<br />

Bild: SE<br />

BESTE PERFORMANCE<br />

• Kurze Bearbeitungszeit<br />

• Höchste Profilhaltigkeit<br />

• Ausgezeichnete Oberflächengüte<br />

• Minimale Gratbildung<br />

ALLES WAS MAN BRAUCHT<br />

• 1 Kombi-Bohrer<br />

• 1 Mikro-Fräser<br />

• Durchmesserbereich von T4 bis T30<br />

Mikron Switzerland AG, Agno<br />

Division Tool<br />

6982 Agno | Schweiz<br />

mto@mikron.com<br />

www.mikrontool.com


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

Alberto Gotti<br />

Leiter Entwicklungsabteilung,<br />

Mikron Tool<br />

Jacek Kruszynski<br />

CTO, Mapal Dr. Kress KG<br />

HOCHLEISTUNGS-<br />

ENTWICKLUNG<br />

FÜR ZERSPANUNGS-<br />

WERKZEUGE<br />

Wer Zerspanungswerkzeuge entwickelt, muss höhere Produktivität, reduzierte Kosten<br />

<strong>und</strong> hohe Verfügbarkeit immer im Auge behalten. Doch unzählige andere Trends<br />

beeinflussen ebenfalls die Entwicklung neuer Werkzeuge. Vier Hersteller verraten deren Fokus.<br />

Von Eugen Albisser<br />

Dirk Kammermeier<br />

CTO, Fraisa<br />

Matthias Luik<br />

F&E-Leiter, Paul Horn<br />

Wer die ungeheure Auswahl<br />

an innovativen Zerspanungswerkzeugen<br />

auf dem Markt kennt,<br />

der weiss: Die Werkzeughersteller verfolgen<br />

nicht einen einzigen Trend, sondern<br />

dutzende, wenn nicht sogar h<strong>und</strong>erte.<br />

Zwar gibt es seit jeher ein paar<br />

unschlagbare Argumente in der Entwicklung<br />

neuer Tools <strong>und</strong> die heissen:<br />

höhere Produktivität, reduzierte Kosten<br />

<strong>und</strong> hohe Verfügbarkeit. An diesen<br />

immerwährenden Trends kommt zwar<br />

kein Hersteller vorbei – aber danach ist<br />

die Ausrichtung weit offen.<br />

Ein Werkzeug für viele Operationen<br />

Im solothurnischen Bellach bei der<br />

Firma Fraisa haben sich die Entwickler<br />

zum Beispiel vorgenommen, das<br />

stärker werdende Bedürfnis nach Agilität<br />

<strong>und</strong> Flexibilität in der Produktion<br />

mit entsprechenden Werkzeugen abzudecken.<br />

Multifunktionalität steht<br />

hier also im Fokus. «Wir entwickeln<br />

konsequent unsere MFC (Multi Functional<br />

Cutting) Technologie weiter»,<br />

sagt CTO Dirk Kammermeier. «Diese<br />

Hochleistungswerkzeuge erhöhen die<br />

Produktivität signifikant, da weniger<br />

Werkzeuge gewechselt werden müssen<br />

<strong>und</strong> sie reduzieren die Werkzeugwie<br />

auch Logistikkosten», sagt Kammermeier.<br />

Neben der MFC-Technologie<br />

designt Fraisa ihre Werkzeuge auch<br />

so, dass diese für HDC-Prozesse – also<br />

High Dynamic Cutting – eingesetzt<br />

werden können. Bei den HDC-Prozessen<br />

ist die gesamte Werkzeugschneide<br />

im Eingriff, wodurch sich das Belastungskollektiv<br />

aus Abrasion, Adhäsion<br />

<strong>und</strong> Temperatur auf einen grossen<br />

Schneidenbereich verteilt <strong>und</strong> somit<br />

zu einem deutlich geringeren Werkzeugverschleiss<br />

führt. «MFC-Technologie<br />

<strong>und</strong> HDC-Prozesse sind keine<br />

konkurrierenden Trends, sondern ergänzen<br />

sich. Durch die HDC-Prozesse<br />

kann der Einsatzbereich von MFC-<br />

Werkzeugen insbesondere bei langen<br />

Werkzeugen noch erweitert werden»,<br />

erklärt CTO Kammermeier.<br />

Warum gerade diese beiden Trends<br />

aufgenommen wurden in die Entwicklung,<br />

erklärt Kammermeier mit<br />

den sinkenden Losgrössen bei den<br />

K<strong>und</strong>en: «Das verlangt Agilität <strong>und</strong><br />

Flexibilität bei gleichzeitiger Verkürzung<br />

der Durchlaufzeiten. Beide<br />

Prozesse zusammen ermöglichen den<br />

K<strong>und</strong>en auch die Maschinen länger<br />

autonom laufen zu lassen, was insbesondere<br />

in Hochlohnländern wie<br />

der Schweiz einen enormen Wettbewerbsvorteil<br />

darstellt.»<br />

Verrückte Tools für Medizintechnik<br />

Im Tessin bei der Firma Mikron Tool<br />

hat der demografische Wandel einen<br />

Trend in den Fokus gebracht, der<br />

die Entwicklungsarbeit erheblich beeinflusst:<br />

Es ist die rasch wachsende<br />

Health-Care-Branche. Dr. Alberto Gotti,<br />

Leiter der Entwicklungsabteilung, verweist<br />

auf das jährliche Wachstum von<br />

r<strong>und</strong> sieben Prozent: «Diese Marktentwicklung<br />

ist für Mikron Tool als Hersteller<br />

von VHM-Präzisionswerkzeu-<br />

50 #<strong>015</strong> #<strong>015</strong> 51<br />

Innovative Werkzeuge von Mikron Tool:<br />

Prädestiniert für die Bearbeitung schwer<br />

zerspanbare Werkstoffe wie sie in der<br />

Medizintechnik vorkommen. Bild: Mikron Tool


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

gen von höchstem Interesse. Denn bei<br />

einem Grossteil dieser Applikationen<br />

werden schwer zerspanbare Werkstoffe<br />

wie biokompatibles Titan <strong>und</strong> rostfreier<br />

Stahl eingesetzt. Hierfür sind unsere<br />

CrazyTools prädestiniert.» (Siehe<br />

auch Box: Aussergewöhnliche Werkzeuge<br />

testen)<br />

Dr. Alberto Gotti erklärt gleich ein<br />

Herstellungsbeispiel: Torx-Schrauben,<br />

von denen jedes Jahr r<strong>und</strong> 900 Millionen<br />

Stück produziert werden, welche<br />

bei Knochenbrüchen die Fragmente<br />

mit einer Platte verbinden: «Bei dieser<br />

riesigen Anzahl zählt jede eingesparte<br />

Sek<strong>und</strong>e in Bezug auf Geld <strong>und</strong> Zeit.<br />

«Man muss sich vorstellen, dass es sich<br />

hier um eine Massenproduktion anspruchsvollster<br />

Werkstücke handelt,<br />

die ständigen Qualitätskontrollen unterliegen.<br />

Oft sind die Inspektionskosten<br />

höher als die Produktionskosten.<br />

Schon allein deshalb ist bei einem höheren<br />

Produktions-Output eine garantierte<br />

Prozesssicherheit bei gleichbleibender<br />

Qualität für den Hersteller von<br />

immenser Wichtigkeit. Mit unserer<br />

Fertigungsstrategie <strong>und</strong> unseren Werkzeugen<br />

können wir das meistern.»<br />

Bearbeitungsstrategie <strong>und</strong> perfekt<br />

abgestimmte Parameter gehören dazu<br />

Um den Marktanforderungen gerecht<br />

zu werden, hat Mikron Tool speziell<br />

für diese Art von Knochenschrauben<br />

Zerspanungswerkzeuge <strong>und</strong> eine Fertigungsstrategie<br />

komplett neu entwickelt.<br />

Einen Kombibohrer (Kombination<br />

aus Bohrer <strong>und</strong> Fräser), einen<br />

Fräser, eine gute Bearbeitungsstrategie<br />

<strong>und</strong> maximal abgestimmte Parameter.<br />

Mehr brauchte es bei Mikron<br />

Tool nicht, um die Effizienz der<br />

Bearbeitung von Torx-Sitzen bei Knochenschrauben<br />

aus Titan oder rostfreiem<br />

Stahl zu steigern. «Unsere<br />

schlüsselfertige <strong>und</strong> revolutionäre<br />

Lösung ermöglicht eine um 50 Prozent<br />

schnellere Bearbeitungszeit <strong>und</strong> garantiert<br />

gleichzeitig höchste Profilgenauigkeit,<br />

ausgezeichnete Oberflächenqualität<br />

<strong>und</strong> minimale Gratbildung»,<br />

erklärt Alberto Gotti.<br />

Eine Herausforderung bei der Entwicklung<br />

der Werkzeuge war, dass der<br />

Aussergewöhnliche<br />

Werkzeuge testen<br />

Ein Slogan von Mikron Tool lautet «We love crazy projects»<br />

respektive «die CrazyServiceProducts» – was ist das <strong>und</strong><br />

warum die Betonung auf crazy?<br />

Dr. Alberto Gotti, Leiter der Entwicklungsabteilung: Da müssen<br />

wir etwas zurückblicken. Im Jahr 1999 lancierte Mikron Tool<br />

mit dem Industriebohrer CrazyDrill Steel die erste standardisierte<br />

Produktfamilie <strong>und</strong> damit den schnellsten Kleinbohrer der<br />

Welt. Der Name steht für verrückte Schnittgeschwindigkeiten<br />

<strong>und</strong> Vorschübe, für höchste Standzeiten <strong>und</strong> Prozesssicherheit.<br />

Bis zu 20-mal schnelleres Bohren gegenüber marktüblichen<br />

Standardbohrern aus Hartmetall war die Realität. Das war ein<br />

Quantensprung <strong>und</strong> einfach crazy. Und da unsere nachfolgenden<br />

Produktfamilien ebenso aussergewöhnliche Leistungen<br />

zeigten, behielten wir die Bezeichnung «crazy» bei. Das<br />

gilt auch für unsere Projektbearbeitung. Auch hier erzielen wir<br />

hervorragende Werte, die das Etikett ‹crazy› ohne weiteres<br />

rechtfertigen.»<br />

Ein Standzeit-Test («Life Time Test») gehört bei diesen «crazy<br />

projects» auch dazu. Wie muss man sich das vorstellen?<br />

Gibt der K<strong>und</strong>e die Kosten pro Werkstücke an <strong>und</strong> hat man<br />

diese in der Entwicklung einzubeziehen, oder gibt man<br />

sich selbst einen Rahmen?<br />

Beim Standzeit-Test steht die Wirtschaftlichkeit der Fertigung<br />

im Blickpunkt, aber auch die Prozesssicherheit. Einige K<strong>und</strong>en<br />

möchten ihre Zerspanprozesse wirtschaftlicher gestalten.<br />

Andere wollen die Werkzeugkosten pro produziertes Werkstück<br />

abschätzen <strong>und</strong> durch Identifi zierung der wirtschaftlichsten<br />

Werkzeuge die Einsparpotenziale ausschöpfen. In beiden<br />

Fällen darf die Prozesssicherheit nicht gefährdet werden.<br />

Genau dafür bieten wir den «Life Time Test» an. Wir ermitteln<br />

auf unseren Bearbeitungszentren die Werkstück-Bearbeitungskosten<br />

bezogen auf die eingesetzten Werkzeuge. Dazu<br />

erstellen wir Berichte mit Werkzeugbeurteilung, Werkzeugempfehlung,<br />

Schnittdaten <strong>und</strong> relevanten Messdaten. Sämtliche<br />

Richtwerte für den Werkzeugeinsatz inklusive Verschleissanalyse<br />

<strong>und</strong> Abschätzen der Standzeiten werden für den K<strong>und</strong>en<br />

ermittelt unter Berücksichtigung der Prozesssicherheit.<br />

Die Erfahrung unserer Entwicklungsarbeit fl iesst natürlich bei<br />

all unseren Dienstleistungen mit ein, <strong>und</strong> auch wenn es<br />

konkrete Vorgaben des K<strong>und</strong>en gibt, kann man diese eventuell<br />

optimieren.<br />

NeoMill-Titan von Mapal: Die Topografie der<br />

Wendeschneidplatte des NeoMill-Titan wurde<br />

von Gr<strong>und</strong> auf neu entwickelt, um die Späne<br />

optimal zu formen <strong>und</strong> abzuführen. Bild: Mapal<br />

Toleranzbereich sehr eng gesetzt ist,<br />

weil es wichtig ist, dass die Profilgenauigkeit<br />

<strong>und</strong> die Wandungs-Rechtwinkligkeit<br />

des Innensechskant von<br />

der ersten bis zur letzten Schraube respektiert<br />

werden müssen. Eine weitere<br />

Herausforderung seien die Werkstoffe<br />

gewesen, sagt Gotti. Für die optimale<br />

Bearbeitung von Titan <strong>und</strong> rostfreiem<br />

Stahl wurden zwei unterschiedliche<br />

Arten von Geometrien entwickelt. Beide<br />

Varianten sind mit chromfreier,<br />

wärme- <strong>und</strong> verschleissresistenter Beschichtung<br />

versehen. Die chromfreie<br />

Beschichtung dient zum Vermeiden<br />

von Kreuzkontamination <strong>und</strong> ist bei<br />

Medizinteilen alternativlos. Um die<br />

Profilgenauigkeit zu gewährleisten,<br />

wurde ein neues Ultrafeinkorn-Hartmetall<br />

mit hoher Steifigkeit <strong>und</strong> Resistenz<br />

gegen Schneidkantenausbrüche<br />

verwendet.<br />

Wenn die Digitalisierung ins<br />

Werkzeug kommt<br />

Dass auch die Digitalisierung bei den<br />

Werkzeugherstellern ihre Spuren hinterlässt,<br />

ist klar. Künstliche Intelligenz<br />

<strong>und</strong> Sensorik bestimmen einen von<br />

mehreren Entwicklungswegen beim<br />

Werkzeughersteller Paul Horn. «Und<br />

blickt man zudem auf die Werkzeugschneide,<br />

so liegen etwa schwer zerspanbare<br />

Materialien weiterhin im<br />

Trend <strong>und</strong> verlangen nach entsprechenden<br />

Werkzeuglösungen», sagt<br />

F&E-Leiter Dr. Matthias Luik. Eines der<br />

innovativen Werkzeuge, welche alle<br />

drei Trends vereinen, hat man mit der<br />

Firma Kistler, einer Spezialistin für dynamische<br />

Messtechnik, zusammen<br />

entwickelt. Die weltweit einzigartige<br />

Lösung ist eine Echtzeit-Werkzeugüberwachung<br />

von Mikro-Drehbearbeitungen.<br />

Das Piezo Tool System (PTS)<br />

besteht aus einem Kraftsensor, welcher<br />

in das Drehwerkzeug eingelegt<br />

wird <strong>und</strong> Aufschluss über den Zustand<br />

des Werkzeuges während der Bearbeitung<br />

gibt. Der winzige Piezo-Sensor<br />

misst selbst niedrigste Zerspankräfte<br />

mit hoher Auflösung. Matthias Luik:<br />

«Der Maschinenbediener kann so fehlerhafte<br />

Materialien <strong>und</strong> Schneidstoffe<br />

oder auch einen Werkzeugbruch sofort<br />

erkennen. Die Folge ist ein minimaler<br />

Ausschuss bei maximaler Qualität.»<br />

Das System eignet sich für den Einsatz<br />

bei Drehbearbeitungen, speziell<br />

im Mikrobereich. Hier sind alternative<br />

Messmethoden wie die Überwachung<br />

der Antriebsleistung des Hauptspindelmotors<br />

aufgr<strong>und</strong> der geringen Abweichungen<br />

unergiebig. Auch eine<br />

Messung des Körperschalls liefert<br />

bei kleinen Werkstücken keine konstant<br />

zufriedenstellenden Ergebnisse.<br />

Ein visuelles Überwachen scheidet<br />

aufgr<strong>und</strong> des Einsatzes von Kühlschmierstoffen<br />

sowie den hohen Rotationsdrehzahlen<br />

beim Bearbeitungsprozess<br />

ebenfalls aus. Die neue Lösung<br />

ist kompatibel mit ausgewählten<br />

Standard-Drehhaltern von Horn. Sie<br />

erfordert keinen Eingriff in die CNC-<br />

Steuerung <strong>und</strong> der Einsatz erfolgt<br />

maschinenunabhängig. Der Austausch<br />

der bisher eingesetzten Werkzeuge<br />

gegen solche mit Sensoren geschieht<br />

daher schnell <strong>und</strong> problemlos. Die<br />

Folge des PTS sind eine Reduzierung<br />

der Produktionskosten sowie eine Erhöhung<br />

der Fertigungskapazitäten.<br />

Branchenübergreifender Trend:<br />

Titanbearbeitung<br />

Auch Mapal hat mit dem riesigen Sortiment<br />

natürlich einige Trends auf<br />

dem Radar, welche in die Entwicklung<br />

neuer <strong>und</strong> innovativer Produkte ein-<br />

52 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 53


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

Lesen Sie die Interviews<br />

der Antwortgeber online:<br />

Fraisa setzt unter anderem auf die Multifunktionalität.<br />

Die MFC-Werkzeuge decken 96 Anwendungsgebiete<br />

ab: Zwölf Werkstoffgruppen, die mit acht Anwendungsfällen<br />

kombiniert werden können. Bild: Fraisa<br />

• technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />

innovative-zerspanungswerkzeugemikron-tool<br />

• technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />

innovative-zerspanungswerkzeugefraisa-horn-mapal<br />

fliessen. «In der Automobilindustrie<br />

bestimmen die Bauteile für die Elektromobilität<br />

die Trends in der Zerspanung,<br />

wobei die Bearbeitung des<br />

Statorgehäuses hier strategisch an<br />

erster Stelle zu nennen ist», sagt Jacek<br />

Kruszynski, CTO, Mapal Dr. Kress KG.<br />

Ein weiterer branchenübergreifender<br />

Trend ist die Titanbearbeitung. Titan<br />

kommt als Werkstoff mit seinen speziellen<br />

Eigenschaften in immer mehr<br />

Bauteilen unterschiedlichster Branchen<br />

auch ausserhalb der Luftfahrt<br />

zum Einsatz. Gleiches gilt für Verb<strong>und</strong>werkstoffe<br />

mit CFK. «Für uns<br />

spielt der Trend eine wichtige Rolle, da<br />

Titan <strong>und</strong> Titanverb<strong>und</strong>werkstoffe<br />

schwer zu bearbeiten sind <strong>und</strong> ein<br />

grosses Fachwissen sowohl von den<br />

zerspanenden Betrieben als auch von<br />

den Präzisionswerkzeugherstellern<br />

im Hinblick auf die Werkzeugauslegung<br />

<strong>und</strong> -entwicklung erfordert»,<br />

meint Kruszynski.<br />

Wer auf der EMO 2021 war, konnte<br />

für diesen Bereich auch die neusten<br />

Tools sehen, die mit hohen Schnittwerten<br />

<strong>und</strong> durchdachter Wärmeabfuhr<br />

auftrumpfen können. Nehmen<br />

wir die Wendeschneidplattenfräser<br />

NeoMill-Titan als Beispiel. Die Topografie<br />

der Wendeschneidplatte des<br />

NeoMill-Titan wurde von Gr<strong>und</strong> auf<br />

neu entwickelt, um die Späne optimal<br />

zu formen <strong>und</strong> abzuführen. Die<br />

Wendeschneidplatten verfügen über<br />

je zwei Schneidkanten <strong>und</strong> weisen<br />

Eckenradien von 0,8 mm bis 4 mm<br />

auf. Beim Schneidstoffkonzept standen<br />

minimaler Verschleiss <strong>und</strong> die<br />

Vermeidung von Aufbauschneiden im<br />

Fokus. Neben einer verschleissfesten<br />

Der AX-FPS-Schruppfräser<br />

von Fraisa<br />

Die Fraisa bietet schon einige MFC-Werkzeuge an, die mit<br />

den im Text besprochenen Features ausgerüstet sind.<br />

Hervorgehoben kann hier der AX-FPS-Schruppfräser werden,<br />

der ein anschauliches Beispiel für die doch recht komplexe<br />

Geometrieauslegung bei solchen Werkzeugen ist. Dieses<br />

Werkzeug wurde für die Aluminiumbearbeitung entwickelt <strong>und</strong><br />

weist in seiner längsten Standardvariante eine Schneidenlänge<br />

von 5,2 × Werkzeugdurchmesser auf. K<strong>und</strong>en, die für die<br />

Luftfahrtindustrie Aluminium-Strukturbauteile herstellen, seien<br />

begeistert von der Performance, heisst es bei Fraisa. Mit diesem<br />

Werkzeug können mit einer Zustellung über die gesamte<br />

Eintauchlänge des Werkzeuges extrem hohe Zerspanungsraten<br />

unter Einhaltung von engen Bauteiltoleranzwerten<br />

erzielt werden.<br />

Bauteil AX-Fräser.<br />

Universalsorte wurde speziell für<br />

die Bearbeitung mit höheren Schnittgeschwindigkeiten<br />

eine temperaturfeste<br />

Hochleistungssorte entwickelt,<br />

die Schnittgeschwindigkeiten bis<br />

70 m/min möglich macht.<br />

Für die Hochtechnologieschneiden<br />

wurde auch der Werkzeugkörper neu<br />

entwickelt, um die Späne optimal<br />

aus der Scherzone zu befördern. Die<br />

Ungleichteilung der Schneiden sorgt<br />

für Stabilität <strong>und</strong> Laufruhe. Variabel<br />

gestaltete Kühlmittelaustritte ermöglichen<br />

die Regulierung der Durchflussmenge<br />

für jede einzelne Schneide. «Das<br />

effiziente <strong>und</strong> variable Kühlkonzept<br />

erhöht die Werkzeugstandzeit. Wir sehen<br />

hier Steigerungen im Bereich bis<br />

zu 35 Prozent. Mit den NeoMill-Titan<br />

Fräsern bieten wir daher eine optimale<br />

Lösung für Schrupp- <strong>und</strong> Semi-Finishbearbeitungen<br />

von Titanbauteilen»,<br />

sagt Jacek Kruszynski.<br />

Fraisa | www.fraisa.com<br />

Mikron Tool | www.mikrontool.com<br />

Mapal | www.mapal.com<br />

Paul Horn | Schweiz: www.dihawag.ch<br />

Das Piezo Tool System (PTS) von Horn: Es besteht<br />

aus einem Kraftsensor, welcher in das Drehwerkzeug<br />

eingelegt wird <strong>und</strong> Aufschluss über den Zustand<br />

des Werkzeuges während der Bearbeitung gibt.<br />

Bild: Paul Horn<br />

54 #<strong>015</strong><br />

#<strong>015</strong> 55


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

Michael Zuber: «Manchmal<br />

kommt es zu Überraschungen<br />

bei den Feldtests <strong>und</strong> die<br />

Werkzeuge zeigen Fähigkeiten,<br />

die wir gar nicht im Fokus<br />

hatten.» Foto: Eugen Albisser<br />

Wendeschneidplatten fürs Langdrehen – ein Werkstattbesuch bei der Firma Bimu<br />

DER SPAN<br />

UND SEIN MEISTER<br />

Eine gute Spanabfuhr ist das A <strong>und</strong> O beim Drehen. Das weiss auch der<br />

Werkzeughersteller Bimu, für den die Suche nach innovativen Spanbruch-Lösungen<br />

schon fast zum Alltag gehört. Eine Geschichte über Hochleistungsspanbrecher,<br />

Beschichtungstests <strong>und</strong> den Einsatz der Gravitation beim Drehen.<br />

Text <strong>und</strong> Fotos: Eugen Albisser<br />

Ein guter Zerspaner weiss, worauf er bei einer Wendeschneidplatte<br />

zu achten hat, damit er den Span<br />

kontrollieren kann: Die Sorte ist entscheidend, die<br />

Geometrie, die Schneidkante. Über den Einstellwinkel<br />

zum Werkstück sowie über den Vorschub, die Schnitttiefe<br />

<strong>und</strong> die Schnittgeschwindigkeit kann er selbst noch<br />

einiges beeinflussen.<br />

Das alles weiss selbstverständlich auch der Hersteller von<br />

Wendeschneidplatten – <strong>und</strong> noch einiges mehr. Im Jurabogen<br />

sitzt einer dieser Experten, der dem Spanbruch gerne auf<br />

die Schliche kommt, ihn studiert <strong>und</strong> dann innovative Wendeschneidplatten<br />

herstellt, welche Décolleteure beruhigt<br />

einsetzen können, um hervorragende Resultate zu erzielen.<br />

Es ist die Firma Bimu <strong>und</strong> deren Chef heisst Michael Zuber.<br />

Die Nische der Firma ist also das Langdrehen <strong>und</strong> die zu<br />

bearbeitenden Teile enden im oberen Bereich bei 42 Millimetern<br />

Durchmesser <strong>und</strong> im unteren Bereich bei wenigen<br />

Zehntelmillimetern, kleinste Stifte also, die zum Beispiel in<br />

der Uhrenindustrie verwendet werden.<br />

Wie geht ein solcher Hersteller vor, wenn er neue Wendeschneidplatten<br />

entwickelt? Was ist von Wichtigkeit <strong>und</strong> was<br />

ist bei ihr zu beachten? Und hat der Werkzeughalter einen<br />

wesentlichen Einfluss <strong>und</strong> wie sieht es aus mit der Kühlmittelzufuhr?<br />

Ich bin mit solchen Fragen zu Michael Zuber<br />

ins bernjurassische Tavannes gefahren, wo gleich hinter<br />

dem Bahnhof des Ortes die Firma steht, die erst kürzlich<br />

eine innovative Wendeschneidplatte auf den Markt brachte,<br />

die ISO Line VCGT 1103…FR BI120.<br />

Herr Zuber, wie ist Bimu auf die Idee zu dieser neuartigen<br />

Wendeschneidplatte gekommen?<br />

Wir sind ein kleines Unternehmen <strong>und</strong> ziemlich nahe<br />

bei den K<strong>und</strong>en. Da hören wir natürlich öfters, was noch<br />

fehlt. Diese neue Wendeschneidplatte ist also entstanden,<br />

weil es auf dem Markt keine für das Langdrehen gab,<br />

die einen kleinen Radius aufweist, vorne drehen kann<br />

<strong>und</strong> absolut zuverlässig bei bestimmten Materialgruppen,<br />

wie rostfreiem Stahl, funktioniert. ››<br />

56 #<strong>015</strong> #<strong>015</strong> 57


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

Mit Gravitation <strong>und</strong> Hochdruck den Span brechen. Die linke Grafik zeigt die vertikale<br />

Bearbeitungsmöglichkeit mit dem neuen Werkzeughalter. Die rechte Grafik zeigt<br />

das Kühlschmiermittel, das direkt auf Freiwinkel <strong>und</strong> Spanwinkel trifft. Grafik: Bimu<br />

paar einfache Faktoren, die bestimmend sind. In erster<br />

Linie will er eine möglichst kurze Taktzeit pro Bauteil<br />

erreichen <strong>und</strong> eine hohe Standzeit beim Werkzeug. So ist<br />

schnell ein Vergleich gezogen zum bisher eingesetzten<br />

Werkzeug. Bei unserer neuen Wendeschneidplatte kam<br />

zum Beispiel eine Firma auf 14‘000 Teile im Vergleich zu<br />

5000 Teilen zuvor. Solche Resultate zeigen uns schnell,<br />

welche Beschichtung vorzuziehen ist. Und die Tests sind<br />

auch immer wieder gut für Überraschungen.<br />

Überraschungen welcher Art?<br />

Die K<strong>und</strong>en versuchen mit einem neuen Tool allerlei aus.<br />

Eine Firma versuchte aufgr<strong>und</strong> der hervorragenden<br />

Resultate mit rostfreiem Stahl auch die Bearbeitung von<br />

Inconel, also einer Nickelbasislegierung. Es stellte sich<br />

heraus, dass die Wendeschneidplatten reibungslos funktionierten.<br />

Wir selbst hatten Inconel gar nicht bei der Entwicklung<br />

auf dem Radar.<br />

Power<br />

Punkt<br />

Das ist tatsächlich eine positive Überraschung. Bimu selbst<br />

kam dann aber auch noch mit einer weiteren Überraschung<br />

auf den Markt: Ein neuer Halter, der den Spanbruch noch<br />

weiter optimieren kann.<br />

Es gibt Materialien, die trotz ausgefeilter Geometrie,<br />

scharfen Schnittkanten, Hochleistungsspanbrechern <strong>und</strong><br />

bester Beschichtung nicht brechen wollen. Da haben wir<br />

die Gravitation zu Hilfe genommen.<br />

Deutlich zu erkennen sind die Hochleistungsspanbrecher, die wie drei ausgestreckte<br />

Finger angebracht sind <strong>und</strong> das Drehen in allen Richtungen zulässt. Grafik: Bimu<br />

Dann haben Sie sich hingesetzt <strong>und</strong> gesagt, so, das machen<br />

wir nun?<br />

Eigentlich schon. Wir wussten schnell, da muss ein<br />

für uns neuer Spanbrecher her! Ein Hochleistungsspanbrecher,<br />

mit dem in alle Richtungen gedreht werden<br />

kann. Dann tüftelten wir über das einzusetzende Hartmetall<br />

<strong>und</strong> schliesslich auch noch über die Beschichtung.<br />

Was würden Sie selbst als innovativ an der Wendeschneidplatte<br />

bezeichnen?<br />

Definitiv der Typ des Spanbrechers mit den drei «Fingern»,<br />

womit es uns eben gelingt, in alle Drehrichtungen ein<br />

Werkstück mit kontrolliertem Spanbruch zu bearbeiten.<br />

Aber schlussendlich ist es bei einer Wendeschneidplatte<br />

immer die Kombination, welche über Erfolg oder Nichterfolg<br />

entscheidet. Wir haben bei der Platte noch eine<br />

Wiper-Geometrie eingebaut, dazu beim Hartmetall offenbar<br />

die richtige Wahl getroffen <strong>und</strong> mit vielen Tests dann<br />

auch die optimale Beschichtung gef<strong>und</strong>en.<br />

Hersteller nicht vier oder fünf Presswerkzeuge herstellen<br />

lassen <strong>und</strong> diese dann testen. Bei der Auswahl helfen<br />

aber die Gespräche mit den Herstellern <strong>und</strong> der Rest ist die<br />

Erfahrung <strong>und</strong> Recherchearbeit. Wir stellen seit Jahren<br />

akribisch alle Hartmetalle, Beschichtungen <strong>und</strong> Arten von<br />

Spanbrechern in einer Datenbank zusammen <strong>und</strong> beschreiben<br />

deren Eigenschaften. Diese Datenbank ist enorm<br />

wichtig beim Entwickeln.<br />

Wie finden dann die Tests statt?<br />

Wir testen hier bei uns zum Beispiel die Geometrie <strong>und</strong><br />

die Art des Spanbrechers. Aber erst die Langzeit-Feldtests<br />

bei den K<strong>und</strong>en zeigen uns, ob wir richtig damit liegen.<br />

Dort testen wir auch unterschiedliche Beschichtungen.<br />

Im Falle der neuen Wendeschneidplatten-Linie hatten wir<br />

acht verschiedene Beschichtungen von vier Anbietern.<br />

Jeder Testk<strong>und</strong>e bekam alle acht Werkzeuge <strong>und</strong> konnte<br />

diese testen. Schnell stellte sich heraus, welche zwei die<br />

Favoriten sind.<br />

Mit einem Werkzeughalter für die Y-Achsen-Bearbeitung,<br />

sodass die Späne fallen müssen.<br />

Ja, einfach vertikal statt horizontal drehen <strong>und</strong> schon kann<br />

man die Schwerkraft auch noch nutzen. Aber der neue<br />

Werkzeughalter hat noch einen weiteren «Spanbrecher»<br />

eingebaut: Wir lassen über zwei Kühlkanäle im Halter mit<br />

Hochdruck Kühlschmiermittel von zwei Seiten auf den<br />

Freiwinkel <strong>und</strong> Spanwinkel schiessen. Entscheidend dabei<br />

ist aber nicht etwa die Schmiereigenschaft des Kühlschmiermittels,<br />

sondern die Energie, mit der es auf den<br />

Span trifft.<br />

Bimu wollte die neuen Wendeschneidplatten erstmals<br />

auf der Siams 2020 zeigen, die aber wegen Corona ausfiel.<br />

Wie sah danach die Markteinführung aus?<br />

Die war tatsächlich etwas schwieriger als gedacht. Denn<br />

die Siams wäre geradezu prädestiniert gewesen, um<br />

all unsere K<strong>und</strong>en zu treffen <strong>und</strong> die Wendeschneidplatten<br />

vorzustellen. Mit einer Videokonferenz ist es schon<br />

schwieriger, diese vorzustellen. Man will diese in den<br />

Händen halten, sie anschauen <strong>und</strong> sich zeigen lassen.<br />

Wir haben zwar alles unternommen, um die Wendeschneidplatten<br />

bekannt zu machen, aber wir sehen nun<br />

seit ein paar Monaten, seit wir wieder vermehrt K<strong>und</strong>en<br />

besuchen können, dass dies viel einfacher geht. Die<br />

Resonanzen sind erfreulich <strong>und</strong> wir sehen, dass unsere<br />

Innovation sehr gut aufgenommen wird.<br />

TOX ® - e Clinchen<br />

Das Verbindungsverfahren<br />

mit<br />

optimalem Stromfluss<br />

im Fügepunkt.<br />

Wie laufen solche Tests bei der Suche nach dem Hartmetall<br />

<strong>und</strong> der Beschichtung ab?<br />

Da muss man unterscheiden. Bei der Suche nach dem<br />

Hartmetall führen wir keine Tests durch. Wir können beim<br />

Stecken da aussagekräftige Messresultate dahinter?<br />

Nicht wirklich. Wir arbeiten manchmal mit dem Inspire<br />

zusammen oder führen beispielsweise Tests mit Schnittkraftmessgeräten<br />

durch. Aber bei den K<strong>und</strong>en gibt es ein<br />

Bimu | www.bimu.ch<br />

58 #<strong>015</strong><br />

tox-pressotechnik.com


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

KERAMIKFRÄSER:<br />

GEHÖRT IHM<br />

DIE ZUKUNFT?<br />

Keramikfräser liefern erstaunliche Resultate bei der Bearbeitung von<br />

Aluminium, können aber auch andere Buntmetalle <strong>und</strong> Kunststoffe effizient fräsen.<br />

Ist dies also die nächste Generation von Fräswerkzeugen? Ein Gespräch<br />

mit Jetmir Bejtulai, CEO <strong>und</strong> Inhaber der Firma BSQ Tech GmbH, die mit der<br />

SwissCeraMill-Linie auf den Markt kommt.<br />

Text <strong>und</strong> Bilder: Eugen Albisser<br />

Jetmir Bejtulai, CEO <strong>und</strong> Inhaber der Firma BSQ Tech GmbH<br />

mit einem Keramikfräser: «In der Bearbeitung von Aluminium<br />

sind wir der Überzeugung sind die Fähigkeiten von SwissCeraMill-<br />

Keramikfräser unschlagbar.» Bild: Technik <strong>und</strong> Wissen<br />

Herr Bejtulai, Ihre Keramikfräser faszinieren in<br />

den sozialen Medien <strong>und</strong> viele fragen sich dort,<br />

was diese Fräser können, deren Verkauf kürzlich<br />

begonnen hat. Eine Antwort darauf gab nun unter<br />

anderem die Firma Kern Mikrotechnik. Wie kam es dazu?<br />

Meine Firma BSQ Tech GmbH wurde im März dieses Jahres<br />

von Kern Mikrotechnik angefragt, ob sie die Keramikfräser<br />

SwissCeraMill auf ihren hochpräzisen <strong>und</strong> dynamischen<br />

Maschinen testen könnten – <strong>und</strong> die veröffentlichten Tests<br />

haben anschliessend ziemlich viel Resonanz ausgelöst.<br />

Warum hat Kern Mikrotechnik Sie angefragt?<br />

Ich kann das zitieren, was ein Mitarbeiter von Kern<br />

Mikrotechnik schrieb: «Ihr seid ja momentan in aller<br />

M<strong>und</strong>e auf Instagram. Ich werde mittlerweile fast täglich<br />

angeschrieben, ob wir als ‹Speerspitze der Zerspanung›<br />

den BSQ-Keramikfräser schon mal getestet haben <strong>und</strong> ob<br />

er etwas taugt.» Dem Angebot <strong>und</strong> der Bitte, den Keramikfräser<br />

SwissCeraMill zu testen, haben wir natürlich gerne<br />

zugestimmt.<br />

Das Fazit am Schluss des Tests von Kern Mikrotechik<br />

lautete: «Ich nenne ihn einen Aluminium-Vaporisator!»<br />

Das war ein so grosses Lob, dass es unweigerlich auch<br />

grosse Wellen schlagen musste im Netz. Sagen Sie etwas<br />

mehr zu den Tests.<br />

Beim ersten Test wurde ein Bauteil aus Aluminium<br />

Al EN-AW 5083 bearbeitet mit einem 6 mm Fräser <strong>und</strong><br />

einer Seitenzustellung von 2,4 mm. Der Vorschub lag<br />

bei 17 500 mm/min*. Dieser erste Test überraschte viele,<br />

dass ein Keramikfräser so hohe Vorschubgeschwindigkeiten<br />

erreichen kann. Es kamen danach Anfragen, ob der<br />

Vorschub noch erhöht werden könne. Darauf hat Kern<br />

Mikrotechnik einen zweiten Versuch gestartet, diesmal<br />

mit 30 000 mm/min – <strong>und</strong> auch diesen Test hat der<br />

Fräser problemlos bestanden! ››<br />

* Anmerkung der Redaktion: bei n=39000 1/min, Maschinenobergrenze<br />

<strong>und</strong> Vc=735 m/min, ebenfalls Maschinenobergrenze<br />

#<strong>015</strong> 61


INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />

Versuchen wir das ein wenig einzuordnen:<br />

Wann empfehlen Sie generell einen Keramikfräser?<br />

In der Bearbeitung von Aluminium sind wir der<br />

Überzeugung sind die Fähigkeiten von SwissCeraMill-<br />

Keramikfräser unschlagbar.<br />

Und wann ist ein Keramikfräser definitiv die falsche Wahl?<br />

Wir empfehlen ihn nicht für Stähle, diverse Legierungen,<br />

Titan <strong>und</strong> Inconell. Allerdings werden wir in Zukunft<br />

auch dahingehend Lösungen suchen <strong>und</strong> entwickeln.<br />

Wir stehen ja ganz am Anfang mit unseren Keramikfräsern.<br />

Die erste Lösung, die nun auf den Markt kommt, besteht<br />

aus einer Standardlinie, welche Sie die Aluminium-Linie<br />

nennen, die aber nicht nur Aluminium fräsen kann.<br />

Ja, die Linie ist ein Kompromiss, damit wir zeigen können,<br />

was alles möglich ist. Mit der Linie lässt sich Aluminium<br />

fräsen wie beim Test von Kern. Dann aber auch weitere<br />

Nichteisenmetalle wie Messing, Kupfer <strong>und</strong> auch<br />

Kunststoffe.<br />

Die Linie ist ein Kompromiss, sagen Sie. Das heisst,<br />

dass bei angepassten Geometrien auf einen spezifischen<br />

Werkstoff noch Potenzial vorhanden wäre, oder?<br />

Das ist so. Wir haben diese Geometrien bereits entwickelt.<br />

Diese Linien werden wir in Zukunft erstellen, wenn<br />

der Verkauf ansteigt <strong>und</strong> wir das Investitionsvolumen<br />

haben. Wir können nun aber mit diesen Standard-Fräsern<br />

bereits bessere Resultate erzielen als mit konventionellen<br />

Hartmetallfräsern. Zudem können wir, wenn K<strong>und</strong>en<br />

weitere Verbesserungen wollen, diese auf Anfrage erstellen.<br />

Das können zum Beispiel grössere Eckenfasen oder<br />

Kugelfräser sein<br />

Was sicher alle brennend interessiert, ist das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis. Keramikfräser sind mit hohen Kosten<br />

verb<strong>und</strong>en, allein schon deshalb, weil die Materialkosten<br />

hoch sind. Wie holt man diese hohen Investitionskosten<br />

wieder heraus?<br />

Auch hier haben wir Firmen, die unsere Fräser extra<br />

dafür getestet haben. Ein Beispiel: Für die Bearbeitung<br />

eines Aluminiumbauteils brauchte eine Firma 8 min mit<br />

einem Standard-Hartmetallfräser. Für 200 Teile also<br />

3,33 Tage. Sie kamen pro Stück auf 16 Franken Bearbeitungskosten,<br />

wenn man Maschinenkosten, Personal <strong>und</strong><br />

weitere Betriebskosten mit einberechnet – also auch die<br />

Kosten für die Hartmetallfräser. Mit dem SwissCeraMill-<br />

Keramikfräser dauerte die Bearbeitung noch 1 min 45 s, die<br />

Bearbeitung aller 200 Teile dauerte 0,73 Tage <strong>und</strong> so kostete<br />

das Bauteil nur noch 5,60 Franken – <strong>und</strong> dies also inklusive<br />

der Kosten für den teureren Keramikfräser. Das zeigt<br />

deutlich, wie schnell sich diese Investition amortisiert hat.<br />

Das sind eindrückliche Zahlen. Wie sah es mit den<br />

technischen Aspekten aus wie Schnittmeter, Tiefenzustellung<br />

<strong>und</strong> Spindelbelastung aus?<br />

Zuerst einmal muss ich erwähnen, dass wir mit dem<br />

SwissCeraMill-Keramikräser schruppen <strong>und</strong> schlichten,<br />

während beim Hartmetallfräser das Schlichten mit einem<br />

zweiten Werkzeug erfolgen musste. Was gleich war:<br />

Drei Zähne am Fräser, einen Schnittmeter von 280 m/min,<br />

eine maximale Drehzahl von 15 000 1/min <strong>und</strong> die Seitenzustellung<br />

lag bei beiden bei 6 mm.<br />

Aber nun zu den Unterschieden: Mit dem Keramikfräser<br />

hatten wir 4500 mm/min, beim Hartmetallfräser 2500 mm/<br />

min. Die Tiefenzustellung lag bei uns bei 12 mm, beim<br />

Hartmetallfräser bei 6 mm –, wobei ebenfalls versucht<br />

wurde, eine tiefere Zustellung zu erreichen, aber der Fräser<br />

dann abbrach. Und die Spindelauslastung lag bei unserem<br />

Fräser bei 10 Prozent, beim Hartmetallfräser bei 40 Prozent.<br />

Dabei muss man auch sehen, dass wir glatte Oberflächen<br />

hinbekamen, eine mindestens 10-fach höhere Standzeit<br />

erreichten <strong>und</strong> die Schneiden scharf blieben <strong>und</strong> keine<br />

Ausbrüche hatten, während der Hartmetallfräser für<br />

Aluminium raue Oberflächen hatte <strong>und</strong> die Schneiden<br />

stumpf wurden.<br />

Höhere Werkzeugstandzeit, Schnittgeschwindigkeiten<br />

<strong>und</strong> Vorschubgeschwindigkeiten: Zählen Sie noch ein paar<br />

weitere Vorteile von Keramikfräsern auf, damit wir da alles<br />

zusammenhaben.<br />

Wir haben eine Präzision bei der Serienfertigung unter<br />

0,002 mm gemessen, wobei auch sehr feine Oberflächenqualität<br />

von Ra 0,4 bis Ra 0,05 möglich sind. Die Fräser<br />

brauchen keine Beschichtung, die Kanten sind scharf<br />

geschliffen <strong>und</strong> poliert, sodass keine Kornausbrüche<br />

möglich sind. Ausserdem ist ein Nachschleifen jederzeit<br />

garantiert – <strong>und</strong> alle Keramikfräser werden zu 100 Prozent<br />

in der Schweiz gefertigt <strong>und</strong> es ist eine einzigartige, neue<br />

Technologie, die aktuell nur wir auf dem Markt vertreiben.<br />

Unsere Keramikfräser<br />

werden zu 100 Prozent<br />

hier in der Schweiz<br />

gefertigt.<br />

Jetmir Bejtulai<br />

Aber es hat Ansätze gegeben mit Keramikfräsern.<br />

Es gab tatsächlich nicht nur Ansätze, sondern es gibt<br />

Keramikfräser, allerdings nur für kleinste Durchmesser.<br />

Man hat bisher angenommen, dass grosse Durchmesser<br />

nicht möglich sind <strong>und</strong> die Fräser brechen würden.<br />

Welche Fräserarten bieten Sie eigentlich an <strong>und</strong> in welchen<br />

Durchmessern?<br />

Wir bieten Schaftfräser an mit Eckenfase, mit Eckenradien<br />

<strong>und</strong> Halbr<strong>und</strong>fräser. Der Durchmesserbereich liegt bei<br />

1 bis 20 mm.<br />

Die Keramikfräser werden zu 100 Prozent in der Schweiz<br />

gefertigt, haben Sie gesagt. Wer produziert sie?<br />

Der Hersteller der SwissCeraMill-Keramikfräser ist A&L<br />

Tool AG, ein sehr junges <strong>und</strong> innovatives Unternehmen<br />

in der Ostschweiz. Sie haben durch mich vor einigen<br />

Jahren den Einstieg in die technische Keramik gef<strong>und</strong>en.<br />

So haben wir uns entschieden, gemeinsam den Weg zu<br />

gehen <strong>und</strong> die Linie SwissCeraMill auf dem Markt zu<br />

bringen. Sie stellen die Keramikfräser exklusiv nur für<br />

unsere BSQ Tech GmbH her. Dafür verpflichtet sich BSQ<br />

Tech GmbH, keinen zweiten Lieferanten aufzubauen.<br />

Was sind die Herausforderungen beim Produzieren solcher<br />

Keramikfräser?<br />

Die Programmierung der Fräser ist sehr herausfordernd.<br />

Dabei spielen viele Parameter eine wichtige Rolle, damit<br />

das geschliffene Werkzeug gelingt. Wichtig sind hier<br />

die Schleifscheiben. Auch hier steckt viel Fachwissen<br />

dahinter. Jede Keramik hat eine unterschiedliche Härte,<br />

somit werden auch unterschiedliche Schleifscheiben<br />

mit unterschiedlichen Bindungen eingesetzt. Dann ist es<br />

wichtig zu wissen, mit welchen Schnittparametern die<br />

technische Keramik geschliffen werden kann. Dazu haben<br />

wir eine eigene Entwicklung gemacht, wobei die Keramik<br />

nicht überhitzt werden darf, damit die maximale Festigkeit<br />

gesichert ist.<br />

Was muss man machen, um einen Keramikfräser<br />

einmal zu testen?<br />

Wir haben zu Beginn Testwerkzeuge ausgehändigt, dann<br />

aber gesehen, dass dies nicht der richtige Weg ist. Wir<br />

wollen umfassend beraten, um das Beste aus dem Fräser<br />

zu holen. Dazu gehört, dass man die Programme bespricht<br />

<strong>und</strong> Schnittdaten bekommt. Wenn man sich daranhält,<br />

erzielt man grossartige Ergebnisse. Wir garantieren also,<br />

dass wenn jemand einen Fräser kauft <strong>und</strong> die Daten einhält,<br />

sie nicht brechen. Da geben wir eine Garantie darauf.<br />

BSQ Tech GmbH | www.bsq-tech.com<br />

62 #<strong>015</strong> #<strong>015</strong> 63


Produkte<br />

Fräser für Bearbeitung kohlefaserverstärkter Kunststoffe<br />

Die schwingungsgedämpfte Aufnahme AC060 für Screwfit-Wechselköpfe ist gezielt<br />

für kleinere Durchmesser entwickelt worden <strong>und</strong> wird zunächst für die Schnittstellen<br />

T18, T22 <strong>und</strong>T28 verfügbar sein. Wie alle Accure-tec-Aufnahmen besitzt auch<br />

diese ein axial <strong>und</strong> radial elastisch gelagertes Dämpferelement, das voreingestellt<br />

ist. Die kraftschlüssige Screwfit-Verbindung <strong>und</strong> die konische Form der Fräsaufnahme<br />

verleihen dem Werkzeug eine hohe Stabilität, was zu hoher Prozesssicherheit<br />

<strong>und</strong> Oberflächengüte führt. Die AC060 bietet eine R<strong>und</strong>laufgenauigkeit


PRODUKTE<br />

Präzise Bearbeitung kleiner Durchmesser<br />

Die Serie CoroCut QI ist Bestandteil der Corocut-Q-Plattform <strong>und</strong><br />

unterteilt sich in die Anwendungsbereiche Innennutendrehen<br />

<strong>und</strong> Axialeinstechen. Dank des verbesserten Designs, unterstützt<br />

durch engere Toleranzen der Kantenverr<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> eine<br />

innere Kühlmittelzufuhr, sind eine bessere Spankontrolle, eine<br />

um zehn Prozent höhere Produktivität <strong>und</strong> eine um 20 Prozent<br />

höhere Standzeit möglich. Die Geometrien reichen von GF, einer<br />

scharf geschliffenen Wendeschneidplatte für das Inneneinstechen,<br />

über die direkt gepressten TF-Wendeschneidplatten für<br />

das Axial- <strong>und</strong> Inneneinstechen sowie das Innendrehen bis hin<br />

zu Werk zeugen mit RM-Geometrie, die ideal für nichtlineares<br />

Drehen, wie das Innen- <strong>und</strong> Stirnprofildrehen, geeignet sind.<br />

Die Fachzeitschrift für Fachleute aus der Industrie<br />

Sandvik Coromant | www.sandvik.coromant.com<br />

Geschenkt!<br />

Hochproduktives Fräsen von Edelstahl<br />

Hochtemperaturfeste <strong>und</strong> zähe Werkstoffe der ISO-Werkstoffgruppe M setzen bei hohem Zerspanvolumen<br />

Spannnuten zu <strong>und</strong> erschweren dadurch eine prozesssichere Bearbeitung. Der Optimill-<br />

Tro-Inox (Ø 4 bis 20 mm; 2 bis 5×D) löst diese Aufgabe durch ein optimales Verhältnis von Schneidenzahl,<br />

Spanteilern <strong>und</strong> neuartiger Nutform. Die Multilayer-Beschichtung stellt einen weiteren Vorteil<br />

des sechsschneiden Vollhartmetall-Trochoidfräsers dar. Diese wirkt adhäsivem Verschleiss entgegen<br />

<strong>und</strong> sorgt in Kombination mit dem auf die Anwendung abgestimmten Hartmetall für optimale<br />

Ergebnisse. Im Vergleich zu Lösungen mit vier oder fünf Schneiden bietet der neue Fräser ein<br />

um 20 Prozent höheres Zeitspanvolumen <strong>und</strong> erreicht 30 Prozent längere Standwege. Der optimierte<br />

Drallwinkel reduziert zudem die Auszugskräfte <strong>und</strong> erhöht so die Prozesssicherheit.<br />

Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />

Fingerwechsel auf Knopfdruck<br />

Schunk erweitert sein Programm zum schnellen Greiferfingerwechsel:<br />

War beim Backenschnellwechselsystem BSWS noch<br />

ein Inbusschlüssel erforderlich, genügt beim manuellen System<br />

BSWS-M ein Knopfdruck, um die Aufsatzbacke mechanisch<br />

zu entriegeln <strong>und</strong> unmittelbar vom Greifer abzuziehen. Ebenso<br />

schnell <strong>und</strong> einfach wird eine neue Backe aufgesteckt <strong>und</strong><br />

per Knopfdruck mit dem Greifer verb<strong>und</strong>en. Das werkzeuglose<br />

Backenschnellwechselsystem senkt so die Rüstzeiten auf<br />

ein Minimum <strong>und</strong> erhöht damit die Produktivität <strong>und</strong> Flexibilität<br />

der Anlage. Als zusätzliche Montagehilfe lässt sich<br />

über optional verfügbare Passstifte <strong>und</strong> eine entsprechende<br />

Passstiftbohrung sicherstellen, dass die Finger beispielsweise<br />

bei asymmetrischen Fingerpaaren nur an der jeweils<br />

korrekten Position montiert werden können.<br />

Schunk GmbH & Co. KG | www.schunk.com<br />

Jetzt profitieren!<br />

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66 #<strong>015</strong>


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