Printmagazin TECHNIK und WISSEN - Ausgabe 015
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen. «So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award Schwerpunkt Ausgabe 015: Digitales Typenschild und Innovative Zerspanungswerkzeuge
Technik und Wissen berichtet in moderner Form für Fachleute aus der Industrie. Die Themen reichen vom 3D-Druck, neuen Materialien über Robotik, Montage und Zulieferindustrie bis hin zu Konstruktions- und den ganzen Digitalisierungsthemen.
«So sieht innovativer, erzählerischer und cooler (Multimedia)-Fachjournalismus im digitalen Zeitalter aus.» - Laudatio beim SFJ-Award
Schwerpunkt Ausgabe 015: Digitales Typenschild und Innovative Zerspanungswerkzeuge
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INNOVATIVE<br />
ZERSPANUNGSWERKZEUGE
EDITORIAL<br />
STAUNEN ALS TEIL<br />
EINER INNOVATION<br />
WAGO<br />
I/O SYSTEM<br />
FIELD<br />
ERWEITERTE<br />
KONNEKTIVITÄT<br />
Modulare Maschinen zukunftssicher<br />
automatisieren <strong>und</strong> vernetzen.<br />
IP67<br />
Wer schon einmal im Wareneingang<br />
ausgepackt hat, entsinnt sich bestimmt<br />
an die begleitende Papierflut,<br />
die ungelesen in den Abfall wanderte.<br />
Deren Ursache ist eine europäische Verordnung, die<br />
besagt, dass für jedes Produkt die Sicherheits- <strong>und</strong><br />
Installationsanweisungen in der Sprache des jeweiligen<br />
Ziellandes beiliegen müssen. Ergänzt werden<br />
diese durch Hinweise für die Inbetriebnahme <strong>und</strong><br />
die Wartung sowie einer Aufführung aller erfüllten<br />
Zertifikate. Da kommt ganz schnell ein riesiger<br />
Haufen Blätter zusammen, wenn Motor, Steuerung<br />
oder auch Relais in verschiedene Länder versendet<br />
<strong>und</strong> dort auch eingesetzt werden können sollen!<br />
Dieser unsinnigen Ressourcenverschwendung<br />
haben 2019 der deutsche ZVEI <strong>und</strong> die Helmut-<br />
Schmidt-Universität Hamburg den Kampf angesagt.<br />
Mit ihrer Initiative «Digitales Typenschild»<br />
wollen sie Nachhaltigkeit fördern <strong>und</strong> niedergeschriebene<br />
Informationen den Verbrauchern<br />
zukünftig mittels digitaler Identifikatoren leichter<br />
zugänglich machen. Welche Hürden es auf den<br />
Weg dorthin zu nehmen galt, erzählt Gunther<br />
Koschnick vom ZVEI im Interview ab Seite 22.<br />
Weil sich in QR-Code, Data-Matrix-Code oder<br />
RFID-Tag sehr viel mehr als nur die begleitende<br />
Dokumentation abspeichern lässt, können sich die<br />
Anwender auf neue Dienstleistungen freuen. Wie<br />
diese konkret aussehen werden, verraten ausgewählte<br />
Hersteller in unserem Trendbericht ab Seite<br />
18. In diesem Zusammenhang unbedingt zu empfehlen<br />
ist die Anwendergeschichte bei der Ricoter<br />
Erdaufbereitung AG in Frauenfeld ab Seite 26. Diese<br />
nutzt die Lösung eines Schweizer Start Up, die genau<br />
in diese Richtung geht <strong>und</strong> Elektro-Installateuren<br />
immer die aktuellsten Schemata bereitstellt.<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
Das Wort «innovativ» wird schnell als Attribut<br />
herangezogen, sobald eine Firma<br />
etwas Neues auf den Markt bringt. Das<br />
ist im B2C-Bereich vielleicht eine verführerische<br />
Ansage, aber im B2B-Bereich sind Fachleute<br />
Experten genug, um anhand der Daten bereits<br />
eine erste Prognose stellen zu können, ob das Produkt<br />
auch für sie einen Mehrwert bieten könnte.<br />
Doch eigentlich kann ein Produkt, das neu<br />
lanciert wird, streng genommen noch gar nicht<br />
innovativ sein. Denn per Definition muss eine Innovation<br />
mehr sein als die Entwicklung von etwas<br />
Neuem. «Eine Innovation ist die erfolgreiche<br />
Durchsetzung einer technischen oder organisatorischen<br />
Neuerung, nicht allein ihre Erfindung», sagte<br />
Joseph Schumpeter, ein Wirtschaftswissenschaftler,<br />
der den Begriff Innovation massgeblich prägte.<br />
Das heisst in anderen Worten, dass sich das<br />
Produkt oder die Idee durchgesetzt haben muss<br />
am Markt <strong>und</strong> einen Gewinn erzielen konnte. Denn,<br />
so Schumpeter, eine Innovation hat die Aufgabe,<br />
Anschluss-Innovationen hervorzubringen – <strong>und</strong><br />
dies gelingt nur, wenn man auch mit der Innovation<br />
Gewinne erzielt hat, um das Nachfolgende finanzieren<br />
zu können.<br />
In dieser <strong>Ausgabe</strong> ist einer der Schwerpunkte<br />
«Innovative Zerspanungswerkzeuge». Dass mitunter<br />
Werkzeuge vorkommen, die noch beweisen<br />
müssen, ob sie den Markt durchdringen werden,<br />
liessen wir durchgehen. Denn bei einigen wissen<br />
wir, dass es so kommen wird. Bei anderen ersetzt<br />
das Staunen über das Produkt den Aspekt der noch<br />
nicht vorhandenen Marktdurchdringung. Und<br />
Staunen soll immer auch ein Teil von Innovation<br />
sein, auch wenn das in Schumpeters Definition<br />
nicht vorkommt.<br />
Starten Sie heute – mehr Information unter:<br />
www.wago.com/field<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
#<strong>015</strong> 3
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RUBRIKTITEL<br />
IMPRESSUM<br />
INHALT<br />
Das crossmediale Fachmagazin für<br />
Automation <strong>und</strong> Fertigungstechnik<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
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1 Jahr, CHF 25.– inkl. MwSt.<br />
T. +41 41 464 60 48<br />
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Die nächste <strong>Ausgabe</strong><br />
von Technik <strong>und</strong><br />
Wissen erscheint<br />
am 23. Februar 2022<br />
Chefredaktion<br />
Eugen Albisser, Chefredaktor Online<br />
eugen.albisser@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Markus Back, Chefredaktor Print<br />
markus.back@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Redaktion<br />
Luca Meister<br />
redaktion@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
06<br />
Lieferengpässe –<br />
was tun?<br />
Gibt es Auswege aus dieser<br />
Misere? Wir haben Experten<br />
nach Lösungen gefragt.<br />
26<br />
Unleserliche Schemata<br />
waren einmal<br />
Cloud-basierte Schemata<br />
erleichtern die Arbeit vor allem<br />
in rauer Umgebung.<br />
56<br />
Der Span <strong>und</strong> sein Meister<br />
Eine gute Spanabfuhr ist<br />
das A <strong>und</strong> O beim Drehen.<br />
Besuch bei einem Werkzeughersteller.<br />
60<br />
Keramikfräser:<br />
Gehört ihm die Zukunft?<br />
Was können Keramikfräser<br />
<strong>und</strong> wie sieht das Preis-Leistungs-<br />
Verhältnis aus?<br />
Redaktionsadresse<br />
Redaktion Technik <strong>und</strong> Wissen<br />
Weidweg 49, 3032 Hinterkappelen<br />
Leitung Werbemarkt<br />
Christian Heim<br />
christian.heim@technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
03 Editorial<br />
38 Produkte<br />
Konzept & Layout<br />
Medienart AG, Aurorastrasse 27, 5000 Aarau<br />
Martin Kurzbein (Art Director)<br />
Stefanie Schildknecht-Lipp (Layout)<br />
info@medienart.ch<br />
Druck<br />
AVD Goldach AG, Sulzstrasse 10–12, 9403 Goldach<br />
www.avd.ch<br />
Herausgeber<br />
Technik <strong>und</strong> Wissen GmbH<br />
Oberneuhofstrasse 5, 6304 Baar<br />
Tel. +41 41 464 60 46<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
Geschäftsführung<br />
Eugen Albisser (Vorsitz, Chefredaktion Online)<br />
Markus Back (Chefredaktion Print)<br />
Jürg Rykart (Strategische Partnerschaften)<br />
Erscheinungsweise<br />
5 × jährlich, 3. Jahrgang<br />
Auflage<br />
8500 Exemplare<br />
Eine Publikation in Zusammenarbeit mit<br />
Alle Urheber- <strong>und</strong> Verlagsrechte an dieser<br />
Publikation oder Teilen davon sind vorbehalten.<br />
Jede Verwendung oder Verwertung<br />
bedarf der schriftlichen Zustimmung der<br />
Herausgeber. Der Inhalt dieses Heftes wurde<br />
sorgfältig geprüft. Dennoch übernimmt der<br />
Herausgeber keine Haftung für seine Richtigkeit.<br />
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unter www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
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ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
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Titelbild<br />
Digitales Typenschild /<br />
Innovative Zerspanungswerkzeuge<br />
Cover-Gestaltung: Verena Snurer<br />
04 Impressum<br />
06 Lieferengpässe – was tun?<br />
12 Wissenswertes<br />
16 Blickpunkt Forschung<br />
Schwerpunkt<br />
«Digitales Typenschild»<br />
18 Anwender <strong>und</strong> Hersteller<br />
profitieren gleichermassen<br />
22 Eisbrecher für Industrie 4.0<br />
26 Unleserliche Schemata<br />
waren einmal<br />
30 SPS 2021 – Präsenzmesse<br />
mit Crowd-Management<br />
32 Ein Käsepflegeroboter<br />
im Einsatz<br />
34 Verpackung mit Zukunft<br />
36 FTS <strong>und</strong> die Auslegung<br />
der Antriebseinheit<br />
42 uptownBasel: Hotspot<br />
des 3D-Drucks für Medizinaltechnik<br />
44 Technisches Englisch:<br />
Brush it up mit Murrelektronik<br />
45 News in Zahlen<br />
46 Wissenswertes<br />
Schwerpunkt<br />
«Innovative Zerspanungswerkzeuge»<br />
50 Hochleistungsentwicklung<br />
für Zerspanungswerkzeuge<br />
56 Der Span <strong>und</strong> sein Meister<br />
60 Keramikfräser:<br />
Gehört ihm die Zukunft?<br />
64 Produkte<br />
4 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 5
Ivo Zimmermann<br />
Mitglied der Geschäftsleitung<br />
Leiter Kommunikation<br />
Swissmem<br />
Bianca Illner<br />
Leiterin Business Advisory<br />
VDMA<br />
Mo Aakti<br />
Geschäftsführer<br />
Antrimon Group AG<br />
ENGPÄSSE<br />
IN DER LIEFERKETTE:<br />
WAS TUN?<br />
Die Lieferengpässe bei Halbleitern haben es in die Presse gebracht. Doch es ist mehr<br />
als nur ein Halbleiter-Engpass – es fehlt an allen Ecken <strong>und</strong> Enden in der Industrie.<br />
Gibt es Auswege aus dieser Misere? Wir sind der Frage nachgegangen <strong>und</strong> wollten<br />
von Experten wissen, wie solche Wege aussehen könnten.<br />
Von Markus Back <strong>und</strong> Eugen Albisser<br />
Bei vielen Verantwortlichen liegen<br />
angesichts der unsicheren<br />
Lage mittlerweile die Nerven<br />
blank. Wenn bestellte Ware<br />
ausbleibt oder bestenfalls in homöopathischen<br />
Dosen eintröpfelt, macht das<br />
nämlich eine zuverlässige Planung unmöglich.<br />
Dass dann der Frust schon<br />
auch einmal am Hersteller beziehungsweise<br />
Lieferanten ausgelassen<br />
wird, scheint dabei Alltag zu sein.<br />
«Wir müssen uns am Telefon von<br />
wüsten Beschimpfungen bis hin zu<br />
der Drohung, uns zu verklagen, im<br />
Moment so ziemlich alles anhören»,<br />
verrät ein Anbieter von Automationskomponenten<br />
hinter vorgehaltener<br />
Hand. Einziger Trost für ihn in dieser<br />
alles andere als angenehmen Situation<br />
– seine Wettbewerber können derzeit<br />
ebenfalls nicht liefern.<br />
Kommunikation besser als Rechtsweg<br />
Doch ist es sinnvoll, auf bestehende<br />
Verträge zu pochen <strong>und</strong> Bestelltes<br />
notfalls auf dem Rechtsweg einzufordern?<br />
«Es ist zwar möglich, einen Liefervertrag<br />
auf dem Rechtsweg durchzusetzen<br />
<strong>und</strong> bestelltes Material<br />
einzufordern», sagt Ivo Zimmermann<br />
von Swissmem, mahnt aber, dabei die<br />
Softfaktoren nicht ausser Acht zu lassen:<br />
«Es dürfte schwierig werden, mit<br />
dem beklagten Lieferanten weiterhin<br />
Geschäfte zu betreiben <strong>und</strong> zur Entspannung<br />
der Lieferengpässe trägt es<br />
kaum bei.» Denn, gibt der Mediensprecher<br />
zu bedenken, das bestellte<br />
Material werde ja nicht absichtlich<br />
nicht geliefert, sondern weil es<br />
schlicht nicht verfügbar sei.<br />
Ähnlich wie Ivo Zimmermann sieht<br />
es Bianca Illner vom VDMA. «Die<br />
prozessuale Anspruchsdurchsetzung<br />
kann vor allem bei grenzüberschreitenden<br />
Sachverhalten bis hin zu<br />
mehreren Jahren dauern», sagt die<br />
Leiterin Wirtschaftsberatung <strong>und</strong> folgert<br />
daraus: «Die konkrete Problematik<br />
des Versorgungsengpasses wird<br />
durch einen Prozess daher nicht unmittelbar<br />
gelöst.»<br />
Was also tun, wenn der Rechtsweg<br />
keine Option ist? «Wir empfehlen mit<br />
dem Lieferanten stets im Gespräch zu<br />
bleiben, alternative Lieferanten zu suchen<br />
<strong>und</strong> zukünftig Schlüsselkomponenten<br />
vorrätig zu halten», empfiehlt<br />
Ivo Zimmermann.<br />
«Ein genereller Rat kann hier nicht<br />
gegeben werden», sagt Bianca Illner.<br />
Oftmals sei es nämlich mittlerweile so,<br />
dass neue Bestellungen mit exorbitanten<br />
Lieferterminen oder auch ganz<br />
6 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 7
Acht erste Handlungsanweisungen<br />
Lesen Sie die vollständigen<br />
Interviews mit Bianca Illner<br />
<strong>und</strong> Mo Aakti auf<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />
lieferengpaesse.html<br />
1. Digitale Lösungen für reibungslose Abläufe<br />
im Einkauf<br />
Wenn Homeoffi ce Pfl icht ist, dann erschwert dies<br />
die Kommunikation mit Kollegen <strong>und</strong> Lieferanten.<br />
Bauen Sie die digitalen Kommuni kationslösungen aus.<br />
2. Umdenken <strong>und</strong> Alternativen finden<br />
Bei knappen Angeboten sollen Firmen über den Einsatz<br />
alternativer Lieferanten nachdenken oder den Bezug<br />
von Restbeständen lokaler Händler.<br />
3. Mit kühlem Kopf <strong>und</strong> Risikomanagement Lieferausfälle<br />
begrenzen<br />
Treffen Sie keine voreiligen Entscheidungen. Es muss<br />
klar sein, welche Warengruppen in welchem Ausmass<br />
bedroht sind. Drohen Lieferausfälle, gilt es die Konsequenzen<br />
für Ihren Einkauf zu bestimmen. Bilden Sie eine interne<br />
Taskforce, die sich intensiv mit den Auswirkungen beschäftigt.<br />
4. Versorgungssicherheit durch Nachverhand lungen<br />
<strong>und</strong> Bestandserhöhung<br />
Verhandeln Sie nach. Ein Erfolgsfaktor kann die Konsolidierung<br />
Ihres Einkaufsvolumens sein. ››<br />
ohne Termin bestätigt werden. In diesem<br />
Fall fehlten ebenfalls die Teile, der<br />
Lieferant sei aber gar nicht in Verzug.<br />
Je nach Materialkategorie könne<br />
versucht werden, andere Lieferquellen<br />
aufzutun, konstruktive Substitutionsmöglichkeiten<br />
zu suchen oder, falls<br />
möglich, bestimmte Features wegzulassen.<br />
«In jedem Fall wächst der Kommunikationsbedarf<br />
sowohl zum Lieferanten<br />
als auch zum K<strong>und</strong>en», glaubt<br />
Bianca Illner.<br />
Re-Designs nur bedingt eine Option<br />
Die Antrimon Group AG mit Sitz im<br />
aargauischen Muri versteht sich auf<br />
die Entwicklung innovativer mechatronischer<br />
Systeme <strong>und</strong> ist es gewohnt,<br />
ungewöhnliche Pfade zu gehen.<br />
Wie denkt deren Geschäftsführer<br />
Mo Aakti über die von Bianca Illner<br />
angesprochenen konstruktiven Substitutionsmöglichkeiten?<br />
«In Bereichen, in denen eher mit<br />
Normkomponenten gearbeitet wird,<br />
können diese eine Alternative sein»,<br />
glaubt Mo Aakti. Als Beispiel für einen<br />
solchen Bereich nennt er den Maschinenbau.<br />
Sobald aber Märkte reguliert<br />
seien, wie beispielsweise in der Medizintechnik,<br />
hält er Re-Designs für keine<br />
Alternative: «Der Aufwand hier ist<br />
zu gross, da alle Komponenten auf ihre<br />
Zulassungen hin überprüft werden<br />
müssten.»<br />
Wegen der Lagerkosten bauen viele<br />
Unternehmen ihre Lösungen <strong>und</strong> Produkte<br />
auf den Komponenten weniger<br />
Hersteller auf. Was hält Mo Aakti davon,<br />
genau den anderen Weg zu gehen<br />
<strong>und</strong> die Abhängigkeiten durch ein<br />
grosses <strong>und</strong> breit sortiertes Lager zu<br />
minimieren? Bei dieser Frage ist für<br />
ihn klar, dass man auf Gr<strong>und</strong> der aktuellen<br />
globalen Situation nicht verallgemeinern<br />
kann, welches nun der<br />
richtige Weg ist. Das müsse in jedem<br />
Unternehmen individuell <strong>und</strong> zeitnah<br />
betrachtet werden.<br />
«Wir selbst setzen die gleichen Komponenten<br />
in verschiedenen Lösungen<br />
ein, um einen besseren Einkaufspreis<br />
zu bekommen», sagt er. Selbstverständlich<br />
versuche man auch bei Antrimon<br />
alternative Quellen zu erschliessen,<br />
um der Abhängigkeit der<br />
Lieferverfügbarkeit zu entgehen. Allerdings<br />
sei man, wie viele andere<br />
Schweizer Firmen, lediglich ein Nischenplayer,<br />
weshalb es schwierig sei,<br />
eine Red<strong>und</strong>anz/Dual-Source aufzubauen,<br />
da sich diese gerade bei kleineren<br />
Stückzahlen nicht rechne. Daher<br />
gehe es gar nicht anders, als ein Feingefühl<br />
für die Nachfrage zu entwickeln<br />
<strong>und</strong> vorausschauend zu planen <strong>und</strong><br />
Folgebestellungen rechtzeitig zu platzieren.<br />
Die Supply Chain <strong>und</strong> ein paar<br />
Lösungen<br />
Eine wichtige Rolle bei Lieferengpässen<br />
spielt die Supply Chain. «Natürlich<br />
hilft es, wenn man die Lieferanten<br />
sehr gut <strong>und</strong> sogar persönlich kennt»,<br />
meint Stephan Hofstetter, Schweizer<br />
Partner des international agierenden<br />
Beratungsunternehmen Kloepfel Consulting.<br />
Wenn aber die Lieferkette<br />
eingebrochen ist, dann sei es für den<br />
Aufbau solcher Beziehungen etwas<br />
zu spät <strong>und</strong> andere Massnahmen<br />
seien angebracht. Zu diesem Zweck<br />
hat seine Firma, die über eine mehrfach<br />
ausgezeichnete Einkaufsberatung<br />
verfügt, eine Handlungsanweisung<br />
veröffentlicht, dazu einen interessanten<br />
«Versorgungsmonitor», der<br />
Auskunft darüber gibt, welche Massnahmen<br />
Firmen momentan eingeleitet<br />
haben <strong>und</strong> schliesslich noch eine<br />
Taskforce gegründet, die in Notfällen<br />
schnell <strong>und</strong> unkompliziert eingesetzt<br />
werden kann. Doch beginnen wir von<br />
vorne <strong>und</strong> daher mit den acht Handlungsanweisungen.<br />
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8 #<strong>015</strong><br />
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Die Umstrukturierung der<br />
Bestellmengen <strong>und</strong> des Zeitpunktes<br />
der Bestellung kann die<br />
Lieferfähigkeit deutlich steigern.<br />
Erhöhen Sie auch die Lagerbestände<br />
wichtiger Artikel.<br />
5. Bereichsstrategien<br />
synchronisieren<br />
Wenn keine 100-prozentige<br />
Lieferfähigkeit gewährleistet<br />
werden kann, ist der Austausch<br />
mit den Abteilungen Produktion,<br />
Vertrieb <strong>und</strong> Logistik unabdingbar.<br />
Die verschiedenen Bereichsstrategien<br />
müssen synchronisiert<br />
werden.<br />
6. Liquidität aufrechterhalten<br />
Im Einkauf muss festgestellt<br />
werden, welche Güter <strong>und</strong><br />
Dienstleistungen zwingend für<br />
den Geschäftsbetrieb benötigt<br />
werden. Nicht-kritische <strong>Ausgabe</strong>n<br />
minimieren, um die Liquidität<br />
zu gewähren. Wichtig ist, dass<br />
alle Anschaffungen von der<br />
Einkaufsabteilung abgewickelt<br />
werden, um den Überblick über<br />
die Kosten zu haben.<br />
7. Transportwege nicht ausser<br />
Acht lassen<br />
Haben Sie geprüft, ob der<br />
Unterbruch an den Transportwegen<br />
liegt? Falls ja, suchen<br />
Sie Alternativen.<br />
8. Kompromisse mit Lieferanten<br />
eingehen<br />
Allen Parteien liegt daran,<br />
bestehende Geschäftsbeziehungen<br />
aufrechtzuerhalten. Liefer anten sind<br />
also bereit, Kompromisse<br />
einzugehen, um beispielsweise<br />
längere Zahlungsziele zu gewähren.<br />
Sie finden eine Liste<br />
mit den 40 Möglichkeiten<br />
online unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />
lieferengpaesse.html<br />
Liste aller Möglichkeiten, die Firmen<br />
zur Verfügung stehen<br />
Neben diesen acht Ratschlägen haben<br />
Firmen im Umgang mit der unterbrochenen<br />
Lieferkette weitere Möglichkeiten,<br />
die sie wahrnehmen können.<br />
Als Übersicht kann hier ein Dokument<br />
dienen, das ebenfalls von der Kloepfel<br />
Consulting stammt. Es ist der Versorgungsmonitor.<br />
Darin beschrieben werden<br />
unter anderem auch die Auswirkungen,<br />
welche die Lieferengpässe für<br />
die Firmen haben. Interessant für die<br />
Suche nach möglichen Lösungen ist<br />
hier vor allem der Abschnitt auf die<br />
Frage: «Was unternehmen Sie kurz-,<br />
mittel- <strong>und</strong> langfristig gegen Versorgungsengpässe?»<br />
Die Firmen haben<br />
hier r<strong>und</strong> 40 Möglichkeiten, mit denen<br />
sie das Problem angehen können.<br />
Die Taskforce –<br />
Hilfe holen, wenn’s brennt<br />
Und dann gibt es noch die Taskforce. Firmen stellen<br />
in solchen Situationen oft ein internes Taskforce-Team<br />
zusammen. Doch wenn die ganze Welt<br />
unter Lieferengpässen leidet, dann ist der Einkauf<br />
schnell am Anschlag, da jede Bestellung zeitraubend<br />
ist. Daher hat die Kloepfel Consulting ebenfalls<br />
eine Taskforce eingerichtet. Sie dient dazu,<br />
den Firmen schnell <strong>und</strong> unkompliziert mit Einkaufsingenieuren,<br />
Lieferantenmanagern <strong>und</strong> Einkäufern<br />
auszuhelfen. «Diese Leute können einerseits<br />
wie Terminjäger eingesetzt werden, anderseits<br />
übernehmen sie im Notfall auch das Eskalationsmanagement»,<br />
erklärt Stephan Hofstetter.<br />
W<strong>und</strong>er kann man selbstverständlich keine<br />
erwarten, aber nicht nur hat man innerhalb von<br />
Tagen ein vergrössertes Team zur Hand, sondern<br />
auch ein neues Netzwerk, auf das man als Firma<br />
zugreifen kann. «Tatsächlich sind nicht alle Probleme<br />
lösbar, sonst hätten die Automobilfirmen<br />
nicht die Produktion einstellen müssen. Aber es<br />
gibt viele Wege, die man versuchen kann <strong>und</strong><br />
oft liegt es einfach auch an der fehlenden Zeit,<br />
um so viele Alternativen <strong>und</strong> Lösungen durchzuarbeiten.»<br />
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10 #<strong>015</strong><br />
www.sigmatek-automation.ch
Wissenswertes<br />
BESCHICHTETE ZEOLITHE IDEALE WÄRMESPEICHER<br />
Wärmetauscher<br />
mit metallisiertem<br />
Zeolith. Bild:<br />
Fraunhofer FEP<br />
Flexible CIGS-Solarzellen bestehen aus<br />
sehr dünnen Schichten <strong>und</strong> enthalten eine<br />
Halbleiter-Verbindung aus den Elementen<br />
Kupfer, Indium, Gallium <strong>und</strong> Selen. Die<br />
Schichten werden auf flexible Polymersubstrate<br />
aufgebracht, hauptsächlich durch<br />
Vakuumverfahren. Bild: Empa<br />
Mit thermochemischen Speichern lässt<br />
sich sommerliche Hitze auch für den<br />
kalten Winter erhalten. Anders als bei<br />
Wasser speichern Zeolithe die Wärme<br />
nicht direkt, vielmehr treibt diese das im Material<br />
eingelagerte Wasser aus. Im energiebeladenen<br />
Zustand sind die Zeolithe also komplett trocken.<br />
Führt man umgekehrt Wasserdampf durch das<br />
Granulat, geben sie Wärme ab. Der Vorteil: Die gespeicherte<br />
Energie liegt nicht in Form erhöhter<br />
Wärme vor, sondern in Form eines chemischen<br />
Zustandes. Es geht also auch bei langfristiger<br />
Speicherung keine Wärme verloren. Ein Manko<br />
gibt es jedoch: Zeolithe haben eine schlechte<br />
Wärmeleitfähigkeit, was den Übergang der Wärme<br />
vom Wärmetauscher ins Material <strong>und</strong> zurück<br />
erschwert.<br />
Ein Team des Fraunhofer-Instituts für Organische<br />
Elektronik, Elektronenstrahl- <strong>und</strong> Plasmatechnik<br />
konnte dieses Problem nun ausräumen.<br />
«Wir beschichten das Zeolith-Granulat mit Aluminium.<br />
So konnten wir die Wärmeleitfähigkeit<br />
bereits im ersten Anlauf verdoppeln, ohne dass<br />
dadurch die Wasseraufnahme <strong>und</strong> -abgabe beeinträchtigt<br />
wird. Aktuell streben wir durch Anpassung<br />
der Schichten eine Steigerung um den<br />
Faktor fünf bis zehn an», sagt Dr. Heidrun Klostermann,<br />
Projektleiterin am Fraunhofer FEP.<br />
Was so einfach klingt, birgt durchaus grosse Herausforderungen.<br />
Denn bei einem Liter Granulat<br />
mit einer Korngrösse von fünf Millimetern Durchmesser<br />
müssen zehntausend dieser winzigen<br />
Pellets gleichmässig mit Aluminium bedeckt<br />
werden. Bei einer Grösse von einem Millimeter<br />
sind es schon eine Million Pellets mit einer summarischen<br />
Oberfläche von 3,6 Quadratmetern. Je<br />
kleiner die Oberfläche, desto anspruchsvoller<br />
wird es also. Um ausreichende Wärmeleitfähigkeiten<br />
zu erreichen, muss die Schicht zudem einige<br />
zehn Mikrometer dick sein – für Beschichtungsprozesse<br />
im Vakuum ist das sehr viel.<br />
Die Forscherenden konnten diese Herausforderungen<br />
nun lösen. Dabei setzten sie auf die thermische<br />
Verdampfung: Aluminiumdraht wird<br />
kontinuierlich auf eine beheizte Keramikplatte<br />
im Vakuum geführt, verdampft zu Aluminiumdampf<br />
<strong>und</strong> schlägt sich als Aluminiumschicht<br />
auf dem Granulat nieder. Damit die Pellets gleichmässig<br />
beschichtet werden, werden sie in einer<br />
Trommel ständig umgewälzt.<br />
www.fep.fraunhofer.de<br />
WIRKUNGSGRADREKORD BEI FLEXIBLEN SOLARZELLEN<br />
Eine Forschergruppe der Empa<br />
hat den Wirkungsgrad von flexiblen<br />
Solarzellen auf einen<br />
Rekordwert angehoben. Unabhängige<br />
Messungen ergaben einen<br />
Wert von 21,4 Prozent, wenn diese Art<br />
von Solarzellen Licht in elektrischen<br />
Strom umwandeln. Zum Vergleich: Der<br />
beste Wirkungsgrad einer herkömmlichen,<br />
nicht biegsamen Solarzelle aus<br />
kristallinem Silizium liegt bei 26,7<br />
Prozent.<br />
Flexible Solarzellen werden mittels<br />
Niedrigtemperatur-Verdampfungsmethode<br />
auf einer Polymerfolie hergestellt.<br />
Auf der Folie scheidet sich<br />
das lichtabsorbierende Halbleitermaterial<br />
Cu(In,Ga)Se 2 als hauchdünner<br />
Film langsam ab. Der Empa-Forscher<br />
Shiro Nishiwaki optimierte die Zusammensetzung<br />
der Schicht <strong>und</strong> der<br />
Alkali-Dotierstoffe, um den Wirkungsgrad<br />
weiter zu erhöhen. Die Forscher<br />
untersuchten die Auswirkungen einer<br />
kombinierten Wärme- <strong>und</strong> Lichteinwirkung<br />
nach der Verarbeitung<br />
der Solarzellen <strong>und</strong> stellten eine Steigerung<br />
der Photovoltaikleistung fest,<br />
die auch nach mehreren Monaten stabil<br />
bleibt. Der Wirkungsgrad der Solarzellen<br />
von 21,38 Prozent wurde von<br />
unabhängiger Seite am Fraunhofer-<br />
Institut für Solare Energiesysteme ISE<br />
in Freiburg bestätigt.<br />
Flexible <strong>und</strong> leichte Solarmodule mit<br />
dieser Technologie eignen sich besonders<br />
für Anwendungen auf Dächern<br />
<strong>und</strong> Fassaden von Gebäuden, für Gewächshäuser,<br />
Transportfahrzeuge,<br />
Luftschiffe <strong>und</strong> tragbare Elektronik.<br />
Die Empa arbeitet mit der Schweizer<br />
Firma Flisom, eine Spin-off der Empa<br />
<strong>und</strong> der ETH Zürich, an der Rolle-zu-<br />
Rolle-Herstellung von leichten, flexiblen<br />
Solarmodulen für derartige Anwendungen.<br />
www.empa.ch<br />
BFH FORSCHT AN PLUG-AND-PRODUCE FÜR KMU<br />
Die Trends auf dem Markt wechseln rasch <strong>und</strong> damit<br />
die Anforderungen an die Fertigungsindustrie.<br />
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen<br />
Fertiger ihre Produkte daher in möglichst kurzer<br />
Zeit auf den Markt bringen. In der Folge sind Unternehmen<br />
gezwungen, ihre Produktionswerkzeuge <strong>und</strong> -roboter ständig<br />
neu zu programmieren, was insbesondere für KMU<br />
zeitaufwendig <strong>und</strong> kostenintensiv ist.<br />
An einer Lösung für diese Herausforderungen arbeitet<br />
das EU-Horizon-2020-Projekt ACROBA. Dieses hat die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Demonstration von kognitiven, modular aufgebauten<br />
<strong>und</strong> mittels künstlicher Intelligenz gesteuerten<br />
Roboterplattformen zum Ziel. Diese sollen sich zukünftig<br />
mühelos an praktisch jedes industrielle Szenario im Bereich<br />
agile Fertigung anpassen lassen. Damit soll der Automatisierungsgrad<br />
von k<strong>und</strong>enspezifischen Produkten erhöht,<br />
die Kosten gesenkt sowie die Leistung <strong>und</strong> somit<br />
auch die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden.<br />
Dr. Norman Baier, Leiter des Instituts für Intelligente Industrielle<br />
Systeme I3S an der Berner Fachhochschule BFH,<br />
leitet das Projektkonsortium mit 17 Partnern aus neun<br />
Ländern. Von den Projektergebnissen sollen am Schluss<br />
besonders die Klein- <strong>und</strong> Mittelunternehmen profitieren.<br />
«KMU sollen ihre Waren zukünftig nach dem Konzept<br />
Plug-and-produce herstellen können», sagt er. Die ACRO-<br />
BA-Plattform wird dafür im Laufe des Projekts mit zwölf<br />
Hackathons sowie zwei On-Site Labs für KMU in der Fertigungsbranche<br />
getestet. Zudem werden fünf Produktionsanlagen<br />
verschiedener KMU mit künstlicher Intelligenz<br />
<strong>und</strong> kollaborativer Robotik erweitert.<br />
www.bfh.ch<br />
12 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 13
<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />
EIGENSCHAFTEN<br />
VON MOLEKÜL-<br />
SCHICHTEN<br />
GEZIELT STEUERN<br />
AUTOMATISCHE UND FLEXIBLE PRODUKTION VON SPEICHENRÄDERN<br />
Bisher war die Fertigung von Speichenrädern teuer<br />
<strong>und</strong> daher für viele Anwendungen unattraktiv. Anders<br />
sieht es bei einem Verfahren des Start-ups<br />
Evolime aus, einer Ausgründung des Leibniz-Instituts<br />
für Verb<strong>und</strong>werkstoffe: Mit diesem ist eine auf K<strong>und</strong>enwünsche<br />
zugeschnittene Produktion automatisiert möglich.<br />
Für seine Arbeit wurde das Unternehmen jetzt mit dem<br />
Preis «Gründer des Jahres» ausgezeichnet, der jedes Jahr<br />
von der Science and Innovation Alliance Kaiserslautern gemeinsam<br />
mit der TU Kaiserslautern <strong>und</strong> der Hochschule<br />
Kaiserslautern verliehen wird.<br />
Bei dem Verfahren, das Dr. Marcel Bücker mit seinen Kollegen<br />
Dr. Thomas Robbert <strong>und</strong> Valentin Hörtdörfer am Leibniz-Institut<br />
für Verb<strong>und</strong>werkstoffe entwickelt hat, werden<br />
Fasern automatisiert auf kleine Formteile aufgewickelt <strong>und</strong><br />
dabei gleichzeitig zu Radstrukturen umgeformt. «Das geht<br />
so lange, bis die gewünschte Dicke für die Speichen erreicht<br />
ist. Danach wird das noch weiche Band zu einem Speichenstern<br />
umgeformt», beschreibt Marcel Bücker den Vorgang.<br />
In einem letzten Schritt kann bei Bedarf ein weiteres Faserband<br />
um die Speichen gewickelt werden, sodass ein Rad<br />
BITCOIN SCHADET DER UMWELT<br />
Mit dem steilen Siegeszug von Bitcoin als Geldanlage<br />
<strong>und</strong> Zahlungsmittel steigt der weltweite<br />
Energieverbrauch massiv an. Je mehr Miner<br />
aktiv sind <strong>und</strong> sich auf die Suche nach neuen<br />
Blöcken machen, desto schwieriger wird die Rechenaufgabe.<br />
Genügte anfangs für das Schürfen noch ein gewöhnlicher<br />
PC, bedarf es für das Lösen der «Hash Rate» inzwischen<br />
richtige Rechnerleistung – <strong>und</strong> diese ist äusserst<br />
energieintensiv.<br />
Nach Schätzungen der Plattform Digiconomist des niederländischen<br />
Ökonomen Alex de Vries fallen allein für<br />
14 #<strong>015</strong><br />
Marcel Bücker vor der laufenden Produktionsanlage.<br />
Hier wird im letzten Schritt der Aussenring gewickelt. Bild: Evolime<br />
entsteht. Nachdem der Kunststoff ausgehärtet ist, werden<br />
die Formteile entfernt <strong>und</strong> das Speichenrad ist fertig.<br />
Interessant ist die Technik unter anderem für den Maschinenbau.<br />
Viele Räder, die hier zum Einsatz kommen, bestehen<br />
derzeit aus Kostengründen noch aus Metall. Hier könnten<br />
diese Räder herkömmliche Versionen ersetzen <strong>und</strong> so<br />
deutlich Gewicht <strong>und</strong> damit Energie einsparen. Des Weiteren<br />
sind aber vor allem Mobilitätsanwendungen interessant.<br />
So beginnen die Kaiserslauterer Forscher gerade<br />
damit, mit ihrer neuen Marke «One-K-Wheels» den Fahrradmarkt<br />
zu revolutionieren. Mit der Technologie ist es möglich,<br />
das Gewicht im Vergleich zu herkömmlichen Premiumstahlspeichen<br />
um bis zu 60 Prozent zu reduzieren..<br />
www.one-k-wheels.com<br />
das Mining des Bitcoin jährlich über 174 Terawattst<strong>und</strong>en<br />
an, was in etwa dem Stromverbrauch von ganz Polen<br />
entspricht. Nicht viel besser sieht es beim CO 2 -Fussabdruck<br />
aus. Dieser entspricht dem jährlichen Ausstoss von<br />
Bangladesch. Der beim Schürfen entstehende Elektronikabfall,<br />
beispielsweise durch überhitzte Platinen, beträgt<br />
mit 24 040 Tonnen in etwa der anfallenden Menge der Niederlande<br />
in einem Jahr.<br />
Digiconomist.net<br />
Für eine Reihe fortschrittlicher<br />
Anwendungen sind spezielle<br />
Anordnungen molekularer Bausteine<br />
erforderlich, welche die<br />
elektronische Struktur oder die optischen<br />
Eigenschaften von Molekülschichten<br />
beeinflussen. Eine besondere<br />
Herausforderung ist dabei die Ausrichtung<br />
asymmetrischer Molekülbausteine,<br />
denn hier tritt häufig eine spontane<br />
Paarung zu symmetrischen Einheiten<br />
auf. Dadurch entstehen trotz asymmetrischer<br />
Bausteine symmetrische Anordnungen<br />
– die Ausbildung eines internen<br />
elektrischen Felds ist damit nicht möglich.<br />
Einer Forschungsgruppe des KIT<br />
ist es gelungen, diese Symmetriefalle<br />
durch programmierte Anordnung zu<br />
vermeiden <strong>und</strong> asymmetrische Bausteine<br />
auf makroskopischer Skala auszurichten.<br />
Die Ergebnisse wurden in der<br />
Zeitschrift Advanced Materials veröffentlicht.<br />
«Nach mehrjähriger Forschungsarbeit<br />
haben wir erstmals poröse kristalline<br />
Schichten erzeugt, die ein internes<br />
elektrisches Feld aufweisen», berichtet<br />
Professor Christof Wöll vom Institut für<br />
Funktionelle Grenzflächen des KIT.<br />
«Ausserdem konnten wir nachweisen,<br />
dass diese Schichten optische Frequenzverdopplung<br />
zeigen.» An dem im<br />
Exzellenzcluster 3D Matter Made to Order<br />
angesiedelten Forschungsvorhaben<br />
ist auch die Universität Heidelberg beteiligt;<br />
Forschende aus Graz <strong>und</strong> Berlin<br />
waren ebenfalls in die Kooperation eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Grosses Potenzial besitzt<br />
dieses Designer-Material beispielsweise<br />
für die Herstellung elektrisch leitfähiger<br />
Molekülschichten, die Verbesserung<br />
des Wirkungsgrads organischer<br />
Solarzellen oder für neuartige Anwendungen<br />
im Bereich der organischen<br />
Elektronik.<br />
3dmattermadetoorder.kit.edu<br />
Echt besser!<br />
„ Alles aus einer Hand “<br />
System-Lösungen für Kabel <strong>und</strong><br />
Schaltschrank von Murrplastik.<br />
Murrplastik gehört seit 1963 zu den Pionieren wenn es um<br />
professionelles Kabelmanagement <strong>und</strong> Hightech-Produkte<br />
aus Kunststoff geht. Wir bieten Lösungen zu individuellen<br />
Herausforderungen in den Bereichen Energiekette, Kabelschutz,<br />
Kabelführung, Kennzeichnung <strong>und</strong> Energiezuführung.<br />
Entwicklungsingenieure stellen für verschiedenste Anwendungsbereiche<br />
innovative Universallösungen sowie k<strong>und</strong>enspezifische<br />
Adaptionen bereit. „Made by Murrplastik“ steht<br />
für wirtschaftliche Einsätze, für mehr Langlebigkeit, höhere<br />
Robustheit <strong>und</strong> einfache Montage.<br />
Mit weit über 200 Patenten <strong>und</strong> einem internationalen<br />
Vertriebsnetz sind wir einer der weltweit führenden<br />
Systemanbieter: „R<strong>und</strong> ums Thema Kabel.“<br />
Kabelschutz<br />
Energieketten<br />
Kabelführung<br />
STEGO<br />
Produktprogramm<br />
Kennzeichnung<br />
Energiezuführung<br />
Leitungen<br />
Murrplastik AG • Ratihard 40 • 8253 Willisdorf<br />
Tel.: +41 52 646 06 46 • Fax: +41 52 646 06 40<br />
www.murrplastik.ch<br />
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KURZ & KNAPP<br />
BLICKPUNKT<br />
FORSCHUNG<br />
ETHZ, Zürich<br />
Verkehrs-Pricing im Feldversuch<br />
Die Mobilität verursacht eine Reihe von Kosten, welche die<br />
einzelnen Verkehrsteilnehmenden nicht selber bezahlen müssen.<br />
Was aber wäre, wenn man nach dem Verursacherprinzip verrechnen<br />
würde? Ein Feldtest in der Schweiz – der bisher weltweit<br />
grösste seiner Art – zeigte, dass eine solches Verkehrs- Pricing<br />
problemlos technisch machbar ist. Aber interessant ist auch,<br />
dass die Teilnehmenden ihr Verkehrsverhalten anpassten <strong>und</strong> die<br />
Kosten verringerten, indem sie auf andere Routen auswichen,<br />
wenn Stau herrschte, ihre Abfahrtszeit nach vorne verschoben<br />
oder sogar andere Verkehrsmittel verwendeten. Unverändert blieb<br />
hingegen die täglich zurückgelegte Gesamtdistanz.<br />
Rice University, Houston<br />
Mit Stromstoss Metall zurückgewinnen<br />
Elektroschrott gibt es zuhauf, aber das Recycling funktioniert leidlich.<br />
So gehen wertvolle Rohstoffe verloren. Das Problem ist klar: Es gibt einfach<br />
noch kein einfaches Verfahren, das kostengünstig die Rohstoffe zurückgewinnen<br />
kann. Dabei liegt die Lösung so nahe: Stromstösse! Genau das haben<br />
nämlich Forscher getan: kurze Stromstösse, um Metalle herauszulösen.<br />
Durch den Stromstoss wird das Metall verdampft, aber dann gleich wieder<br />
in einer Kältekammer kondensiert <strong>und</strong> kann so leicht getrennt werden.<br />
Istituto Italiano de Tecnologica, Genua<br />
Wenn der Roboter dich anschaut<br />
Was passiert, wenn ein humanoider Roboter<br />
einem Menschen in die Augen schaut?<br />
Zum Beispiel bei einem Spiel? Erstaunlicherweise<br />
ziemlich viel. Bei einem Test zeigte<br />
sich, dass das Anstarren des Roboters zwar<br />
keinen Einfluss auf das Spielergebnis<br />
hatte, aber zumindest auf die Geschwindigkeit.<br />
Wurde die Person beobachtet, brauchte sie<br />
länger. Die Forscher gehen davon aus, dass der<br />
Mensch selbst bei einem Roboter versucht,<br />
dieses Gegenüber zu entschlüsseln.<br />
RWTH Aachen, Aachen<br />
Wirtschaftliche Herstellung von klimaneutralem Kunststoff<br />
Durch geschickte Kombination verschiedener Technologien kann Kunststoff<br />
hergestellt werden, der über die gesamte Lebensdauer klimaneutral<br />
ist. Dies zeigt ein internationales Forscherteam in einer neuen Studie.<br />
Der vorgeschlagene Herstellungsweg schliesst den Kohlenstoffkreislauf,<br />
benötigt weniger Energie als alternative Herstellungswege <strong>und</strong> ist gleich<br />
teuer wie diese oder sogar günstiger. Möglich ist dies durch eine geschickte<br />
Kombination von drei bereits entwickelten Technologien: Kunststoffrecycling<br />
<strong>und</strong> Kunststoffherstellung aus Biomasse sowie aus CO 2 durch<br />
Kohlenstoffabscheidung <strong>und</strong> -nutzung.<br />
TU München, München<br />
Ein Post-Quanten-Chip mit<br />
Hardware-Trojanern<br />
Mehr Infos<br />
zu allen<br />
Forschungsthemen<br />
online unter<br />
TuWprint+<br />
Ein Team der Technischen Universität<br />
München (TUM) hat einen Computerchip<br />
entworfen <strong>und</strong> fertigen lassen, der Post-<br />
Quanten-Kryptografie besonders effektiv<br />
umsetzt. Solche Chips könnten in Zukunft<br />
vor Hacker-Angriffen mit Quantencomputern<br />
schützen. In den Chip haben die Forscherinnen<br />
<strong>und</strong> Forscher zudem Hardware-Trojaner<br />
eingebaut. Sie wollen damit untersuchen,<br />
wie solche «Schadfunktionen aus<br />
der Chipfabrik» enttarnt werden können.<br />
National University of Singapore,<br />
Singapore<br />
Winzige Elektronik mit<br />
Wi-Fi aufladen<br />
Wi-Fi nutzen wir, um ins Internet zu<br />
gelangen. Doch Wi-Fi kann noch mehr.<br />
Zum Beispiel kleine elektronische<br />
Geräte mit Energie versorgen. Das hat<br />
ein Forscherteam herausgef<strong>und</strong>en.<br />
«Die Methode des Teams beruht auf<br />
winzigen intelligenten Geräten,<br />
sogenannten Spin-Torque-Oszillatoren<br />
(STOs), die Mikrowellen erzeugen <strong>und</strong><br />
erkennen können», heisst es auf der<br />
Wissenschaftsseite Asianscientist <strong>und</strong><br />
weiter: «Nachdem das Team acht<br />
Oszillatoren in Reihe geschaltet hatte,<br />
stellte es fest, dass es das 2,4-GHz-<br />
Wi-Fi-Signal in eine Gleichspannung<br />
umwandeln konnte, die einen<br />
Kondensator auflädt.»<br />
16 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 17
DIGITALES TYPENSCHILD<br />
ANWENDER<br />
UND HERSTELLER<br />
PROFITIEREN<br />
GLEICHERMASSEN<br />
Der Startschuss zum «Digitalen Typenschild» erfolgte auf der SPS 2019.<br />
Dass von der Initiative Anwender <strong>und</strong> Hersteller gleichermassen profitieren, zeigt<br />
eine Umfrage unter ausgewählten Gründungsmitgliedern. Deren K<strong>und</strong>en können<br />
sich schon jetzt auf interessante Dienstleistungen <strong>und</strong> weniger Altpapier freuen.<br />
Bosch Rexroth AG<br />
Gespräch mit:<br />
Martin Hankel,<br />
Abteilungsleiter Digital<br />
Business Industriehydraulik<br />
Von Markus Back<br />
Expertise:<br />
• elektrische Antriebe <strong>und</strong> Steuerungen<br />
• Hydraulik<br />
• Linear- <strong>und</strong> Montagetechnik<br />
Balluff GmbH<br />
Expertise:<br />
• elektronische <strong>und</strong> mechanische Sensoren<br />
• rotative <strong>und</strong> lineare Wegaufnehmer<br />
• Identifi kationssysteme<br />
Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />
Das «Digitale Typenschild» ist eine gr<strong>und</strong>legende Basistechnologie<br />
für ein Industrie-4.0-fähiges Produktportfolio.<br />
Welches war das erste Produkt, für das Sie mit Hilfe des «Digitalen<br />
Typenschilds» die papierbegleitende Dokumentation abschaffen<br />
konnten?<br />
Eine komplette Abschaffung der begleitenden Papierdokumentation<br />
ist derzeit aus rechtlichen Gründen noch nicht vollständig möglich,<br />
aber wird schon seit längerem bei allen Produkten auf das absolut<br />
notwendige Minimum reduziert. Das «Digitale Typenschild»<br />
sehen wir derzeit vor allem als Instrument, mit dem der K<strong>und</strong>e<br />
die zum Produkt gehörende elektronische Dokumentation<br />
einfacher auffi nden kann.<br />
Gespräch mit:<br />
Markus Rentschler,<br />
Head of System Interfaces<br />
Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll neue<br />
<strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der Anwender<br />
von Ihnen zu erwarten?<br />
Neben der oben erwähnten Auffi ndbarkeit der virtuellen Produktdokumentation<br />
sind zukünftige Services im Bereich «Digitaler<br />
Zwilling» denkbar, das heisst die Bereitstellung <strong>und</strong> Verwaltung<br />
von zum einzelnen Produkt gehörenden Instanzdaten.<br />
Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />
Ihre Arbeitsabläufe?<br />
Eine Erweiterung der IT-Landschaft des Unternehmens wird<br />
notwendig, damit ergänzende digitale Services zu den Produkten<br />
angeboten werden können.<br />
Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />
Die Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Unsere K<strong>und</strong>en erwarten<br />
einen schnellen <strong>und</strong> einfachen Zugriff auf die immer grösser<br />
werdende Zahl an digitalen Daten <strong>und</strong> Informationen. Mit unseren<br />
Digitalisierungsaktivitäten möchten wir daher nicht nur unsere<br />
internen Prozesse weiter optimieren, sondern unseren K<strong>und</strong>en<br />
einen echten Mehrwert bieten. Bosch Rexroth ist Mitinitiator der<br />
ZVEI-Initiative. Wir möchten Anwendern auf diesem Wege den<br />
Zugang zu relevanten Daten erleichtern <strong>und</strong> zusätzliche Services<br />
ermöglichen.<br />
Welches war das erste Produkt, für das Sie eines «Digitales<br />
Typenschilds» erstellt haben?<br />
Unsere ersten Produkte mit digitalem Typenschild waren ein<br />
Regel-Wegeventil mit digitaler On-Board-Elektronik, ein Funk-<br />
Akkuschrauber <strong>und</strong> ein Kompaktmodul. Nach der geplanten<br />
Anpassung der Maschinenrichtlinie werden unsere Produkte dann<br />
nur noch über einen rein digitalen Produktpass der EU verfügen.<br />
Im Bereich der Automatisierung wird dies ab 2023 umgesetzt.<br />
Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll<br />
neue <strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der<br />
Anwender von Ihnen zu erwarten?<br />
Mit dem digitalen Typenschild erhält der Anwender mehr Informationen<br />
– etwa Anschrift <strong>und</strong> Ansprechpartner des Herstellers,<br />
Serviceadressen in seiner Umgebung <strong>und</strong> seiner Muttersprache,<br />
Produktdaten, Anschlussbezeichnungen <strong>und</strong> das Benutzerhandbuch<br />
in verschiedenen Sprachen. Aber auch die Handhabung<br />
dieser Informationen wird einfacher: So gelangt der Anwender<br />
beispielsweise innerhalb des umfangreichen Benutzerhandbuchs<br />
schnell zu einem bestimmten Thema. Auch das Einbinden<br />
dieser Informationen in die Dokumentation seiner Maschine wird<br />
für ihn deutlich einfacher.<br />
Der Anwender hat künftig zwei Möglichkeiten, digitale Informationen<br />
zu einem Produkt auszulesen: Er scannt den QR-Code mit dem<br />
QR-Code-Reader auf seinem Smartphone <strong>und</strong> gelangt so auf die<br />
Seite des Herstellers <strong>und</strong> dessen Informationen zum Produkt,<br />
etwa die klassischen Typschild-Informationen, Produktdaten oder<br />
sicherheitsrelevante Dokumente. Oder er geht über unsere<br />
«Digital Service App». Neben den Services des QR-Codes kann er<br />
auch gleich Ersatzteile <strong>und</strong> weitere Serviceleistungen bestellen.<br />
Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />
Ihre Arbeitsabläufe?<br />
Produktinformationen bei Bosch Rexroth werden bereits heute<br />
vollständig digital abgelegt. Dabei sammelt das Produkt schon<br />
bei der Entwicklung <strong>und</strong> seiner Produktion alle wichtigen Daten zu<br />
der ID, die im digitalen Typschild, also einem QR-Code, hinterlegt<br />
ist. Diese Daten stehen dann für den weiteren Lebenslauf des<br />
Produkts digital zur Verfügung. Damit vereinfacht der Übergang<br />
zum rein digitalen Typenschild auch unsere interne Dokumentation.<br />
18 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 19
DIGITALES TYPENSCHILD<br />
Gespräch mit:<br />
Dipl.-Ing. Johannes Kalhoff, Corporate Technology & Value<br />
Chain, Leiter der AG Technologie- <strong>und</strong> Anwendungsszenarien<br />
der Plattform Industrie 4.0 <strong>und</strong> verantwortlicher Sherpa für<br />
die Leitung der Plattform Industrie 4.0 durch Phoenix Contact<br />
Gespräch mit:<br />
Bernd Vojanec, Experte Kooperierende<br />
Industrie-4.0-Systeme<br />
Phoenix Contact GmbH & Co. KG<br />
Wittenstein SE<br />
Expertise:<br />
• Elektrotechnik<br />
Expertise:<br />
• Planetengetriebe<br />
• Elektronik<br />
• Verzahnungstechnik<br />
• Automation<br />
• Cybertronische Antriebssysteme<br />
Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />
Für Phoenix Contact ist eine konsequente Digitalisierung eine<br />
wichtige Vorrausetzung für die Umsetzung von Werteketten in einer<br />
nachhaltig tragfähigen Wirtschaft <strong>und</strong> Gesellschaft. Als Mitinitiator<br />
im ZVEI <strong>und</strong> Anbieter von industriellen Produkten <strong>und</strong> Lösungen<br />
möchten wir über diese Initiative einen Mehrwert für unsere K<strong>und</strong>en<br />
ermöglichen sowie Potentiale im effektiven Umgang mit Produkten<br />
<strong>und</strong> Lösungen <strong>und</strong> den hierzu benötigten Ressourcen bieten.<br />
Welches war das erste Produkt, für das Sie eines «Digitales<br />
Typenschilds» erstellt haben?<br />
Als Beispiele können hier das I/O-System Axioline <strong>und</strong> die<br />
steckbaren I/O-Elemente der Produktreihe Axioline Smart Elements<br />
dienen, die im Schaltschrank sowie im Feld passende I/O für<br />
unterschiedliche Netzwerke zur Verfügung stellen. Über einen<br />
QR-Code auf den Produkten sind Produktbeschreibung, technische<br />
Daten sowie Hinweise für die Planung, Verwendung <strong>und</strong> Zertifi kate<br />
zu erreichen. Einfach, aktuell <strong>und</strong> weltweit verfügbar. Aktuell sind<br />
produktbegleitende analoge Dokumentationen <strong>und</strong> Kennzeichnungen<br />
noch vielfach notwendig, auch wenn wir diese bereits heute<br />
digital zur Verfügung stellen.<br />
Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll neue<br />
<strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der Anwender<br />
von Ihnen zu erwarten?<br />
Mit dem digitalen Zugang via QR-Code oder der dort enthaltenem<br />
Asset-ID sind menschenlesbare Informationen auch als automatisiert<br />
erreichbare Dienste gestaltbar. Neben klassischen Angeboten<br />
zum Asset Management planen wir produktspezifi sche Angebote,<br />
die Effi zienzsteigerungen in Arbeitsabläufen sowie Angebote<br />
entlang der Produktnutzung bereitstellen.<br />
Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />
Ihre Arbeitsabläufe?<br />
Mit dem digitalen <strong>und</strong> interoperablen Zugriff auf Quellinformationen<br />
per «Digitalem Typenschild» können wir unsere Maschinen <strong>und</strong><br />
Anlagen nicht nur einfacher einstellen <strong>und</strong> überwachen, sondern<br />
Qualität <strong>und</strong> Sicherheit bei gleichzeitig höherer Flexibilität steigern.<br />
Gleichzeitig werden Rohstoffe wie Papier oder Kartonage<br />
eingespart, durch ein geringeres Volumen <strong>und</strong> Gewicht bei<br />
Handling <strong>und</strong> Transport reduziert <strong>und</strong> die Entsorgung vereinfacht.<br />
Das «Digitale Typenschild» ermöglicht im interoperablen <strong>und</strong><br />
unternehmensübergreifenden Austausch von Informationen auch<br />
digitale Geschäftsmodelle <strong>und</strong> nachhaltige Prozesse. Als Beispiel<br />
kann hier das ZVEI-Projekt «Product Carbon Footprint» genannt<br />
werden, in dem CO 2 relevante Informationen über die Lieferkette<br />
vom Rohmaterial bis zum fertigen Produkt über den Mechanismus<br />
des digitalen Typenschilds transportiert werden.<br />
• AC-Servosysteme <strong>und</strong> -motoren<br />
Warum ist Ihr Unternehmen bei dieser ZVEI-Initiative mit dabei?<br />
Das digitale Typenschild ist ein weiterer Schritt zur Digitalisierung<br />
unserer Produkte <strong>und</strong> den dahinterliegenden Prozessen. Basis<br />
für das digitale Typenschild ist die Verwaltungsschale, also<br />
der digitale Zwilling für Industrie 4.0, <strong>und</strong> die weltweit eindeutige<br />
Produktidentifi kation, welche bei uns in Form eines Data-Matrix-<br />
Codes auf dem Produkt angebracht ist.<br />
Welches war das erste Produkt, für das Sie mit Hilfe des<br />
«Digitalen Typenschilds» die papierbegleitende Dokumentation<br />
abschaffen konnten?<br />
Seit August 2020 verzichten wir bei allen Serienprodukten<br />
der Wittenstein alpha GmbH auf die Beilage der ausgedruckten<br />
Betriebsanleitung, da sich diese neben produktindividuellen<br />
Montagevideos nun online abrufen lässt. Die derzeit gesetzlich<br />
verpfl ichtenden Angaben werden auf einem zweiseitigen Montagehinweis<br />
beigelegt. Nachweislich lassen sich somit die jährlichen<br />
Druckkosten um einen sechsstelligen Betrag reduzieren, was<br />
zu einem schnellen ROI für das Umsetzungsprojekt führt <strong>und</strong> die<br />
Umweltbilanz verbessert.<br />
Die Digitalisierung des althergebrachten Typenschildes soll neue<br />
<strong>und</strong> zusätzliche Services ermöglichen. Welche hat der Anwender<br />
von Ihnen zu erwarten?<br />
Anwender können bereits heute erweiterte Services zur Inbetriebnahme,<br />
der Kontaktaufnahme oder der Rücksendung von<br />
Produkten nutzen. Über das digitale Typenschild lassen sich<br />
beispielsweise der Abkündigungsstatus <strong>und</strong> Empfehlungen zu<br />
passgenauen Ersatz- <strong>und</strong> Nachfolgeprodukten inklusive<br />
Anbauteilen identifi zieren. Dies erhöht die Auskunftsfähigkeit<br />
<strong>und</strong> spart Zeit bei unseren K<strong>und</strong>en.<br />
Für unsere smarten Produkte <strong>und</strong> digitalen Services bildet das<br />
digitale Typenschild einen weiteren Gr<strong>und</strong>baustein zur automatisierten<br />
Informationsnutzung. Applikationen <strong>und</strong> IIoT-Plattformen<br />
können durch die maschinenlesbaren <strong>und</strong> online abrufbaren<br />
Informationen automatisiert parametriert werden <strong>und</strong> ein übergreifendes<br />
Asset Management ermöglichen.<br />
Wie verändert das «Digitale Typenschild» Ihre Arbeit beziehungsweise<br />
Ihre Arbeitsabläufe?<br />
Die eindeutige Produktidentifi kation wird bei uns zu einem sehr<br />
frühen Zeitpunkt in der Fertigung generiert, was es uns erlaubt,<br />
während der Produktion Informationen zum Status <strong>und</strong> der Qualität<br />
des Produkts zu erfassen. Produkte sind durch ihren digitalen<br />
Zwilling somit auskunftsfähig über ihre Herkunft, Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> Fähigkeiten. Die Bandbreite der Datennutzung wird dadurch<br />
enorm erweitert. Wurde ein einfacher Messwert des End of Line<br />
Prüfstands früher lediglich zur Qualitätsbeurteilung genutzt,<br />
kann dieser heute zur individuellen Parametrierung von Algorithmen<br />
<strong>und</strong> Services im Feld verwendet werden. Dieser Aufbruch von<br />
Informationssilos schafft neue Anforderungen in Bezug auf die Datensicherheit<br />
<strong>und</strong> die Datensemantik, bietet aber auch die Chance,<br />
bestehende Geschäftsmodelle zu erweitern <strong>und</strong> die Interaktion mit<br />
Partnern <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zu intensivieren.<br />
20 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 21
DIGITALES TYPENSCHILD<br />
EISBRECHER FÜR<br />
INDUSTRIE 4.0<br />
Das «Digitale Typenschild» soll eine Antwort auf die Miniaturisierung sein <strong>und</strong> den<br />
Papier bergen, die ein Produkt begleiten, Einhalt gebieten. Doch das sind nur einige von vielen<br />
Vorteilen, die das zur SPS 2019 vorgestellte Projekt mit sich bringen soll. Im Gespräch mit<br />
Gunther Koschnick vom Mit-Initiator ZVEI, dem Verband der Elektro- <strong>und</strong> Digitalindustrie.<br />
«Das digitale<br />
Typenschild<br />
ermöglicht<br />
ganz neue<br />
Services.»<br />
Gunther Koschnick<br />
Von Markus Back<br />
Bevor wir beginnen, erzählen Sie kurz etwas<br />
zum ZVEI <strong>und</strong> Ihrer Funktion dort?<br />
Der ZVEI ist der Verband der Elektro- <strong>und</strong> Digitalindustrie<br />
<strong>und</strong> besteht aus verschiedenen Fachverbänden.<br />
Ich bin für den grössten Fachverband, den<br />
Fachverband für Automation, als Geschäftsführer verantwortlich.<br />
Dieser hat über 300 Mitglieder, darunter auch aus<br />
Österreich <strong>und</strong> der Schweiz, <strong>und</strong> repräsentiert allein auf<br />
dem deutschen Markt einen Umsatz von r<strong>und</strong> 52 Milliarden<br />
Euro im Jahr. Unsere Schwerpunktthemen sind die<br />
«Digitalisierung» <strong>und</strong> «Industrie 4.0», auf der Agenda stehen<br />
aber auch Themen wie «5G», die «Gleichstrom-Fabrik»<br />
oder eben das «Digitale Typenschild».<br />
Letzteres, das «Digitale Typenschild», ist ein gemeinsames<br />
Projekt des ZVEI <strong>und</strong> der Helmut-Schmidt-<br />
Universität Hamburg, das zur SPS 2019 vorgestellt wurde.<br />
Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?<br />
Den Anstoss zu diesem Projekt gab der Vorstand des<br />
Fachverbands Automation. Die Idee dahinter ist es,<br />
einen Eisbrecher für das Thema «Industrie 4.0» zu schaffen<br />
<strong>und</strong> es damit zu etablieren, da sich mit dem digitalen<br />
Typenschild tiefhängende Früchte sehr einfach ernten<br />
lassen.<br />
Und wie sollen diese tiefhängenden Früchte genau<br />
geerntet werden?<br />
Die Regulierung in Europa, aber auch andernorts, schreibt<br />
vor, dass jedes Gerät mit einem Typenschild versehen<br />
sein muss, das dessen wichtigsten Eigenschaften beschreibt.<br />
Da aber immer mehr Informationen hinzukommen,<br />
beispielsweise für das Recycling, diese aber unglücklicherweise<br />
von Land zu Land sehr unterschiedlich<br />
sein können, wird es langsam eng auf diesem. Mit einem<br />
digitalen Typenschild lässt sich diesem Platzmangel<br />
entgegen wirken <strong>und</strong> es lässt sich mit den vorhandenen<br />
Industrie-4.0-Werkzeugen sehr gut umsetzen.<br />
Die einfache Umsetzung ist ein Aspekt. Ein anderer Punkt<br />
ist die Abschaffung einer produktbegleitenden Papierdokumentation.<br />
Sie waren vor Ihrer Zeit beim ZVEI selbst<br />
in einem Industrie-Unternehmen tätig. Wie umfangreich<br />
ist beispielsweise die typische Dokumentation eines<br />
Elektromotors?<br />
Der Verpackung, in der ein Elektromotor ausgeliefert<br />
wird, müssen entsprechend Europäischer Verordnung die<br />
Sicherheits- <strong>und</strong> Installationsanweisungen in der Sprache<br />
des Ziellandes beiliegen. Das sind bis zu 15 europäische<br />
Sprachen, in der Regel werden sieben verschiedene<br />
Sprachen in Europa bedient. Hinzu kommen Inbetriebnahme-<br />
<strong>und</strong> Wartungshinweise sowie eine Aufführung der<br />
erfüllten Zertifikate. Handelt es sich um Käufer ausserhalb<br />
von Europa, sind weitere regionale Regularien zu beachten.<br />
Erfahren Sie unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch,<br />
wie Anwender vom<br />
digitalen Typenschild<br />
profitieren <strong>und</strong> wie sich diese<br />
auf dessen Einführung<br />
vorbereiten müssen.<br />
Wenn ich nun einh<strong>und</strong>ert Mal<br />
den gleichen Elektromotor oder die<br />
gleiche Steuerung einkaufe, erhalte<br />
ich dann einh<strong>und</strong>ert Mal die gleiche<br />
Papierdokumentation?<br />
Genau! Sie haben gerade die Steuerung<br />
genannt! Nehmen wir noch<br />
etwas Kleineres, wie beispielsweise<br />
Relais, die auf Montageschienen<br />
im Schaltschrank befestigt werden.<br />
Wenn von diesen einh<strong>und</strong>ert Stück<br />
in einem Karton geliefert werden,<br />
enthält jedes eine eigene Dokumentation.<br />
Der Wareneingang beim<br />
Maschinen- oder Schaltschrankbauer<br />
ist daher hauptsächlich damit<br />
beschäftigt, die Folien, in denen die<br />
Papiere verschweisst sind, aufzumachen,<br />
diese zu entsorgen <strong>und</strong><br />
die Produkte auf einen Rollwagen<br />
für die Produktion bereitzulegen. Das<br />
heisst, der allergrösste Teil dieser<br />
Dokumente ist für die Papiertonne.<br />
Bei der Vorstellung des digitalen<br />
Typenschilds wurde explizit auf die<br />
Papierersparnis eingegangen.<br />
22 #<strong>015</strong><br />
Bilder: ZVEI<br />
#<strong>015</strong> 23
DIGITALES TYPENSCHILD<br />
«Die Verwaltungsschale<br />
ist wie ein Bücherregal.»<br />
Gunther Koschnick<br />
Gibt es Berechnungen, wie hoch diese im Idealfall pro<br />
Jahr sein könnte?<br />
Diese Zahlen sind nicht ganz so einfach zu bekommen,<br />
weshalb wir uns lediglich auf Einzelaussagen berufen<br />
können. Ein Mittelständler sagte uns beispielsweise, dass<br />
er r<strong>und</strong> 100 Tonnen Papier pro Jahr einsparen könnte,<br />
wenn er nicht zu jedem seiner Produkte verpflichtend<br />
eine Dokumentation beilegen müsste.<br />
Neben der Papierersparnis soll das «Digitale Typenschild»<br />
zusätzliche Services ermöglichen. Wie könnten diese<br />
aussehen?<br />
Ein wichtiger Punkt beim digitalen Typenschild ist, dass<br />
der Anwender die rechtlich relevanten Informationen<br />
nicht mehr in den sieben vorgeschriebenen Sprachen<br />
erhält, sondern lediglich in der von ihm benötigten<br />
Sprache. Das gleiche gilt für die bislang begleitenden<br />
Dokumentationen beziehungsweise Handbücher, die es<br />
braucht, um das Gerät zu installieren <strong>und</strong> in Betrieb<br />
zu nehmen. Die Wartungshinweise <strong>und</strong> Zertifikate lassen<br />
sich ebenfalls über das digitale Typenschild abrufen.<br />
Gleichzeitig bietet die Verwaltungsschale, also der<br />
Mechanismus, der hinter dem digitalen Typenschild steht,<br />
die Möglichkeit, Funktionen oder Software-Updates<br />
herunterzuladen.<br />
Bei den Services dachte ich jetzt eigentlich an spektakuläres,<br />
wie beispielsweise die Ansteuerung einer Datenbrille.<br />
Wie sieht es damit aus?<br />
Das ist eine sehr wichtige <strong>und</strong> mögliche Funktion.<br />
Die Verwaltungsschale begleitet ein Produkt über dessen<br />
Lebenszyklus <strong>und</strong> dokumentiert Ereignisse, beispielsweise<br />
wann ein Gerät gewartet oder repariert wurde. Diese<br />
Informationen lassen sich zu jeder Zeit abrufen <strong>und</strong> mit<br />
anderen Informationen kombinieren.<br />
Sie haben die Verwaltungsschale angesprochen.<br />
Ein Projektziel soll der Nachweis für deren Umsetzbarkeit<br />
sein. Was hat es mit dieser genau auf sich?<br />
Die Verwaltungsschale ist der digitale Zwilling für Industrie<br />
4.0. Warum nennen wir es aber nicht nur digitaler<br />
Zwilling? Das hat damit zu tun, dass dieser Begriff oftmals<br />
für Simulationen verwendet wird, es hier tatsächlich<br />
aber um sehr viel mehr geht!<br />
Stellen Sie sich die Verwaltungsschale als ein Bücherregal<br />
vor, das für jedes neue Produkt gebaut wird. Oben links<br />
in diesem Regal steht als erstes das Stammbuch, das die<br />
eindeutige Identifikation des Gerätes beschreibt. Daneben<br />
steht vielleicht das Buch «Digitales Typenschild» mit<br />
den entsprechenden Informationen zur Inbetriebnahme,<br />
Wartung, Normen <strong>und</strong> so weiter. Das nächste Buch<br />
beschreibt dann mögliche Themen zur Umwelt, also aus<br />
welchen Materialien dieses Produkt besteht <strong>und</strong> wie<br />
es später wieder der Kreislaufwirtschaft zugeführt werden<br />
kann. Und so reiht sich in diesem Regal ein Buch dem<br />
anderen an, so dass für jeden Moment seiner Lebensphase<br />
ganz genau beschrieben ist, was in dieser zu tun ist.<br />
Ohne weiter darauf einzugehen, hört sich das sehr<br />
komplex an. Mit welchen weiteren Herausforderungen<br />
sahen sich die Beteiligten bei diesem Projekt konfrontiert?<br />
Mittlerweile gibt es 40 Spezifikationen, Normen <strong>und</strong><br />
Standards zum digitalen Typenschild. Das ist fast schon<br />
ein Gr<strong>und</strong> sich umzudrehen <strong>und</strong> wegzulaufen, da es<br />
äusserst schwierig ist, alles übereinander zu bekommen.<br />
Der Helmut-Schmidt-Universität ist es aber tatsächlich<br />
gelungen, dies alles so zusammenzufassen, dass sich ein<br />
gemeinsamer Nenner herauszuarbeiten lässt. Dieser<br />
war die Gr<strong>und</strong>lage für die erste Norm DIN-91406, welche<br />
die Spezifikation regelt.<br />
Es gibt auch eine weitere Norm, die VDE 1170-100. Diese<br />
beschreibt einen Datamatrix-Code, der es ermöglicht,<br />
elementare Daten aus diesem zum Lesen, wenn es keine<br />
Online-Verbindung gibt. Rückblickend lässt sich sagen,<br />
dass nicht die Software bei diesem Projekt die grösste<br />
Herausforderung war, sondern das Einigen, mit welchen<br />
Spezifikationen weiter gearbeitet werden soll.<br />
Nun sind an diesem Projekt vorwiegend Hersteller aus<br />
dem deutschsprachigen Raum beteiligt. Hersteller aus<br />
dem amerikanischen Raum wie Rockwell Automation oder<br />
aus dem asiatischen Raum wie Mitsubishi fehlen. Inwieweit<br />
behindert das die globale Verbreitung beziehungsweise<br />
Akzeptanz des digitalen Typenschilds?<br />
Diese Frage stellt sich bei allen Initiativen, die von<br />
Deutschland aus gestartet werden! Natürlich ist es wichtig,<br />
die entsprechenden Partner aus aller Welt mitzunehmen.<br />
Ich denke aber, dass diese von vornherein miteingeb<strong>und</strong>en<br />
sind. Teilweise produzieren diese hier in Deutschland<br />
oder sind zumindest mit ihren Tochtergesellschaften bei<br />
uns im ZVEI mit eingeb<strong>und</strong>en. Von daher bin ich, was<br />
die internationale Akzeptanz des digitalen Typenschilds<br />
betrifft, sehr zuversichtlich.<br />
Zu guter Letzt, was passiert mit dem analogen Typenschild,<br />
wenn sich das digitale durchgesetzt hat? Bleibt dieses<br />
als Red<strong>und</strong>anz, beispielsweise für den schnellen Blick,<br />
erhalten?<br />
Auf einen grossen Motor wird man das analoge Typenschild<br />
sicherlich auch weiterhin platzieren – schliesslich<br />
bietet das ja die Möglichkeit zur Werbung mit dem eigenen<br />
Firmenlogo. Bei kleineren Produkten wird es aber wohl<br />
verschwinden. Das braucht sicherlich noch seine Zeit, aber<br />
durch den Zusatznutzen wird es irgendwann einmal<br />
entfallen.<br />
ZVEI e. V. | www.zvei.org<br />
Zur Person<br />
Gunther Koschnick legte mit einem Studium der Elektrotechnik<br />
an der Fachhochschule Giessen <strong>und</strong> dem Lancashire<br />
Polytechnic Preston den Gr<strong>und</strong>stein für seine berufl iche<br />
Laufbahn. Nach verschiedenen Stationen betreute er bei ABB<br />
Deutschland einen Bereich der elektrischen Antriebstechnik,<br />
bevor er im November 2012 zum ZVEI wechselte <strong>und</strong> dort<br />
seither als Geschäftsführer den Fachverband Automation leitet.<br />
Der 55-Jährige ist verheiratet, Vater von zwei Kindern <strong>und</strong><br />
spielt in seiner Freizeit Gitarre <strong>und</strong> Dudelsack oder ist mit dem<br />
Wohnmobil auf Achse.<br />
24 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 25
DIGITALES TYPENSCHILD<br />
Martin Gubler ist Stellvertretender<br />
Betriebsleiter bei der Ricoter AG<br />
in Frauenfeld. Er ist von den Vorzügen<br />
webbasierter Schaltpläne überzeugt.<br />
UNLESERLICHE<br />
SCHEMATA WAREN<br />
EINMAL …<br />
Raue Produktionsumgebungen beeinträchtigen rasch einmal die Funktionalität der<br />
in ihr verbauten Komponenten. Um externem Servicepersonal bei Störfällen die Arbeit<br />
zu erleichtern, stellt die Ricoter AG in Frauenfeld diesem cloudbasierte Schemata<br />
zur Verfügung. Allfällige Korrekturen erfolgen dabei direkt übers Smartphone.<br />
Von Markus Back (Text) <strong>und</strong> Susanne Seiler (Fotos)<br />
Nachhaltigkeit schreibt die<br />
Schweizer Zucker AG in<br />
Frauenfeld gross. Bereits seit<br />
40 Jahren verarbeitet die Ricoter<br />
Erdaufbereitung AG als einh<strong>und</strong>ertprozentige<br />
Tochter deren Nebenprodukte.<br />
So wird beispielsweise bei<br />
der Reinigung der Zuckerrüben die<br />
Erde auszentrifugiert <strong>und</strong> das Wasser,<br />
welches die landwirtschaftliche Kulturpflanze<br />
durchs Werk transportiert,<br />
nachgereinigt. Der Schlamm, der sich<br />
hierbei absetzt, wird ausgepresst <strong>und</strong><br />
später Bestandteil von Blumenerde.<br />
Das Grüngut <strong>und</strong> teilweise die Blattmasse,<br />
die an den Rüben hängt, werden<br />
indes kompostiert.<br />
Da sich die Rübenverarbeitung lediglich<br />
auf wenige Monate im Jahr beschränkt,<br />
verarbeitet Ricoter ebenfalls<br />
die Neben- <strong>und</strong> Abfallprodukte anderer<br />
Branchen. So veredelt sie zum Beispiel<br />
die Rohrinde <strong>und</strong> das Sägemehl,<br />
welches die Sägewerke der Region anliefern,<br />
zu einem hochwertigen Torfersatzprodukt<br />
<strong>und</strong> füllt diesen wie die<br />
verschiedenen Mischungen von Blumenerde<br />
sackweise ab. Diese Säcke<br />
fassen je nach Grösse zwischen drei<br />
<strong>und</strong> 80 Liter <strong>und</strong> gehen nach dem Palettisieren<br />
zu den K<strong>und</strong>en, darunter<br />
Grossverteiler, private Gartencenter<br />
<strong>und</strong> Landschaftsgärtner.<br />
Komplexer Prozess in rauem Umfeld<br />
Für das Verpacken der verschiedenen<br />
Erdmischungen bedarf es eines komplexen<br />
Prozesses. Die Erde läuft als<br />
gleich hohe Matratze mit variabler Geschwindigkeit<br />
in eine Schlauchbeutelmaschine.<br />
Diese zieht die Sackfolie<br />
direkt von der Rolle über ein Rohr<br />
durch die Anlage <strong>und</strong> schneidet <strong>und</strong><br />
verschweisst den Sack während des<br />
Abfüllprozesses. Die Dosierung, also<br />
die Verpackungsgrösse, wird dabei<br />
über die Bandlaufzeit bestimmt <strong>und</strong><br />
bedarf einer ausgefeilten Mess- <strong>und</strong><br />
Regelungstechnik.<br />
Damit diese tadellos funktioniert, bedarf<br />
es einwandfreier Sensorsignale.<br />
Nun ist es aber so, dass die Abfüllhalle<br />
kein steriler Raum ist. Martin Gubler,<br />
Stellvertretender Betriebsleiter bei der<br />
Erfahren Sie unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch<br />
die Geschichte über Cirqit.<br />
26 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 27
DIGITALES TYPENSCHILD<br />
«Wir haben nun<br />
saubere <strong>und</strong><br />
gut lesbare<br />
Schaltpläne.»<br />
Martin Gubler, Stellvertretender<br />
Betriebsleiter, Ricoter AG<br />
Ricoter AG, beschreibt die Produktionsumgebung<br />
so: «Beim Verpacken von<br />
trockenem Material gibt es eine sehr<br />
grosse Staubentwicklung in der Halle.<br />
Durch den Staplerverkehr werden zusätzlich<br />
Ablagerungen aufgewirbelt.»<br />
Diese aufgewirbelten Ablagerungen<br />
<strong>und</strong> der Staub setzen sich irgendwann<br />
einmal wieder ab – auf der Anlage, den<br />
Schaltschränken oder auf den im Feld<br />
verbauten Sensoren <strong>und</strong> Aktoren.<br />
Während sich bei den Sensoren dadurch<br />
der Schaltzeitpunkt verzögert<br />
oder diese irgendwann einmal ausfallen,<br />
erwärmen sich die Motoren <strong>und</strong><br />
steigen, wenn nicht rechtzeitig bemerkt,<br />
aus.<br />
Unkenntliche Schemata nötigen<br />
zum Raten<br />
Da die dadurch verursachten Störungen<br />
jedoch die Ausnahme <strong>und</strong> nicht<br />
die Regel sind, beschäftigt die Ricoter<br />
AG keinen eigenen Betriebselektriker.<br />
«Wenn wir auf der elektrischen Seite<br />
ein Problem haben, rufen wir einfach<br />
unserem Hauselektriker an <strong>und</strong> der<br />
geht dann der Störung auf den Gr<strong>und</strong>»,<br />
erklärt Martin Gubler. Aus seinen<br />
mittlerweile knapp 20 Jahren Erfahrung<br />
im Unterhalt weiss er dabei<br />
genau, worauf es dem Fachmann<br />
ankommt – auf einen prüfenden Blick<br />
in das Elektro-Schema.<br />
Nun kriechen Ablagerungen <strong>und</strong><br />
Staub im rauen Umfeld selbst durch<br />
verschlossene Schaltschranktüren<br />
<strong>und</strong> überziehen dort nicht nur die<br />
Elektroinstallation, sondern eben auch<br />
die Elektroschaltpläne mit einer schädigenden<br />
Patina. «Teilweise sind diese<br />
bei Servicearbeiten aber auch schon mal runtergefallen <strong>und</strong><br />
nass geworden», gibt Martin Gubler eine weitere Zustandsbeschreibung<br />
<strong>und</strong> präzisiert: «Nachträglich eingezeichnete<br />
Korrekturen in den Schemata waren verschmiert <strong>und</strong> nicht<br />
mehr klar zu erkennen.»<br />
Cloud-basierte Schaltpläne<br />
Nun sollte bei der Arbeit an elektrischen Anlagen nicht geraten<br />
werden. Doch genau das kann passieren, wenn eine<br />
nachträglich eingetragene Korrektur durch Wasser verlaufen<br />
oder verschmiert ist – dann kann ein Öffner auch mal als<br />
ein Schliesser interpretiert werden. «Das ist allerdings kein<br />
sicheres Arbeiten», so Martin Gubler.<br />
Daher brauchte es bei ihm keine Überzeugungsarbeit, als<br />
ihm das junge Start-Up Cirqit die Möglichkeit anbot, dessen<br />
cloudbasierte Lösung zu testen. Bei dieser wird für jeden<br />
Schaltschrank ein QR-Code generiert, über den die<br />
Schemata über das Smartphone, das Tablet oder mittels<br />
eines Links auch an einem PC-Arbeitsplatz aufgerufen<br />
werden können.<br />
Besonderer Clou dieser cleveren Lösung: Nimmt der Elektriker<br />
eine Änderung an der Installation vor, beispielsweise<br />
weil eine Komponente nicht mehr verfügbar ist, kann er diese<br />
direkt mit dem Finger im Smartphone einzeichnen <strong>und</strong><br />
diese in die Cloud senden. Parallel dazu erhält der Ersteller<br />
des Schemas eine E-Mail, die ihn über die vorgenommene<br />
Korrektur informiert. Dadurch kann er seine Pläne aktuell<br />
halten, was ihm spätere Anpassungen erleichtert.<br />
«Wir haben nun alles sauber dokumentiert <strong>und</strong> müssen<br />
nicht mehr zwingend die Schemata auf den Anlagen vorhalten»,<br />
beschreibt Martin Gubler die Vorzüge dieser innovativen<br />
Lösung. Einen weiteren Vorteil sieht er in der einfachen<br />
Vervielfältigung der QR-Codes. Da diese beliebig oft ausgedruckt<br />
werden können, kleben diese nicht nur im Schaltschrank,<br />
sondern sind ebenfalls an den abgesetzten Steuerpulten<br />
aufgebracht. Dadurch muss der Elektriker nicht<br />
zwingend zum Schaltschrank laufen, wenn er sich über die<br />
zugehörige Installation informieren möchte.<br />
Ricoter Erdaufbereitung AG | www.ricoter.ch<br />
Cirqit | www.cirqit.cloud<br />
KANALÜBERWACHUNG<br />
Die Geschichte dazu unter<br />
www.technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/detail/<br />
murrelektronik-mico-kanalueberwachung.html<br />
28 #<strong>015</strong>
RUBRIKTITEL<br />
RUBRIKTITEL<br />
Achtung!<br />
Tickets sind nur vorab<br />
<strong>und</strong> online über den<br />
Ticketshop erhältlich.<br />
Der Ticketerwerb ist<br />
aufgr<strong>und</strong> der Pandemieregelungen<br />
vor Ort<br />
nicht möglich.<br />
SPS 2021<br />
SPS 2021<br />
PRÄSENZMESSE MIT<br />
CROWD-MANAGEMENT<br />
Nach der Corona-Pause in 2020 kehrt die SPS im hybriden Format zurück. So soll jeder,<br />
unabhängig von Zeit, Budget oder Reiserestriktionen, die Möglichkeit haben, an dem<br />
Branchenevent teilzunehmen. Zutritt zum Messegelände in Nürnberg erhalten dieses Mal<br />
ausschliesslich Geimpfte, Genesene oder Getestete. Um die Abstandregeln einhalten<br />
zu können, sind Tickets nur online erhältlich, breitere Gänge <strong>und</strong> speziell eingerichtete<br />
Kommunikationszonen sollen für zusätzlichen Schutz sorgen. Ein permanentes<br />
Crowd-Management soll zudem erhöhte Personendichten vermeiden.<br />
Messethema:<br />
Fokusthemen:<br />
Sonderthemen:<br />
Smart Production Solutions<br />
• Steuerungstechnik<br />
• Elektrische Antriebstechnik<br />
• Interfacetechnik<br />
• Bedienen & Beobachten<br />
• Sensorik<br />
• Software & IT in der Fertigung<br />
• Mechanische Infrastruktur<br />
• Industrielle Kommunikation<br />
• Digitale Transformation<br />
• Safety & Security<br />
• KI-Anwendungen<br />
Dauer: 23. bis 25. November 2021<br />
Öffnungszeiten:<br />
Eintrittspreise: Tageskarte 48.– €<br />
Messeort:<br />
Informationen:<br />
Hotels/Unterkünfte:<br />
Veranstalter:<br />
9 bis 18 Uhr (Donnerstag bis 17 Uhr)<br />
Online-Ticket 30.– €<br />
Nürnberg Messe<br />
Karl-Schönleben-Strasse<br />
Messeplatz 1<br />
D-90471 Nürnberg<br />
sps.mesago.com<br />
Business&Service GmbH<br />
Viktoria Walker<br />
Tel. +49 911 860 76 19<br />
v.walker@business-<strong>und</strong>-service.de<br />
Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />
mesago.de (bac)<br />
30 #<strong>015</strong><br />
Bilder: Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />
#<strong>015</strong> 31
HERSTELLERBEITRÄGE<br />
RUBRIKTITEL<br />
MEHR QUALITÄT FÜR<br />
EUROPÄISCHE KÄSEKELLER<br />
Der neue Käsepflegeroboter der Kaesaro AG läuft mit einer Sigmatek-Systemlösung<br />
<strong>und</strong> verbessert Effizienz <strong>und</strong> Qualität in europäischen Käsekellern. Die mit Sigmatek<br />
modular <strong>und</strong> objektorientiert aufgebaute Steuerungssoftware ermöglicht zudem eine<br />
leichtere Wartung sowie bessere Weiterentwicklungsmöglichkeiten dieser Technologie.<br />
Der Käse zieht lange Fäden, als<br />
er über die heisse Kartoffel<br />
kommt <strong>und</strong> mit Gewürzen<br />
<strong>und</strong> eingelegtem Gemüse<br />
verfeinert wird. So oder ähnlich kann<br />
es am Esstisch zu <strong>und</strong> hergehen, wenn<br />
die Raclette-Saison wieder losgeht.<br />
Es kommt Käse auf den Tisch, der<br />
vorher für seinen unverwechselbaren<br />
Geschmack im Keller geschmiert, gepflegt<br />
<strong>und</strong> gelagert wurde. In grösseren<br />
Käsereien werden dafür leistungsstarke<br />
Roboter eingesetzt. Einer davon<br />
ist der Käsepflegeroboter Kasesaro S<br />
der Firma Kaesaro AG aus dem St. Galler<br />
Rheintal.<br />
Alle relevanten Komponenten wurden vom<br />
selben Hersteller platzsparend <strong>und</strong> aus einem<br />
Guss entwickelt. Dadurch bleibt der Roboter<br />
in seiner Bauform kompakt <strong>und</strong> bei einem<br />
eventuellen Ausfall der Systemkomponenten<br />
wartungsfre<strong>und</strong>lich. Bilder: Sigmatek<br />
200 Bretter mit drei oder vier Käselaiben<br />
pro Brett kann dieser pro St<strong>und</strong>e<br />
bearbeiten. Er schmiert Laib- oder<br />
Blockkäse, wendet diesen fachgerecht<br />
<strong>und</strong> wechselt den Platz des Laibs auf<br />
dem Brett. Diese Pflege ist essenziell<br />
für die Qualität des Produkts, das<br />
durch Farbe, Geschmack, Konsistenz<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt auch durch Haptik<br />
überzeugen muss.<br />
Sigmatek sorgt für präzise Steuerung<br />
Dass dieser vollautomatische Käsepflegeroboter<br />
Kasesaro S seit kurzem<br />
bei einem der grössten Milchverarbeiter<br />
der Schweiz steht, ist auch ein<br />
Verdienst der Hard- <strong>und</strong> Software von<br />
Sigmatek. Sowohl beim HMI <strong>und</strong> der<br />
Steuerung als auch bei Servo- <strong>und</strong><br />
Frequenzumformern wurden ausschliesslich<br />
Systemkomponenten von<br />
Sigmatek eingesetzt. Bedienung <strong>und</strong><br />
Steuerung wurden mit einem VFS 122<br />
Panel realisiert, welches mit einer speziellen<br />
Touch-Technologie für den<br />
Einsatz in der Lebensmittelindustrie<br />
entwickelt wurde.<br />
Das im Kaesaro-Roboter verbaute S-<br />
Dias-Steuerungssystem kombiniert<br />
höchste Packungsdichte mit bester<br />
Performance, sorgt für mechanische<br />
Stabilität <strong>und</strong> eine gute Handhabung.<br />
In einem I/O-Modul sind bis zu 20 Kanäle verpackt.<br />
Für jede Automatisierungsaufgabe steht das passende<br />
Hutschienen-Modul bereit, auch integrierte,<br />
TÜV-zertifizierte Safety-Module kommen zum Einsatz.<br />
Die Sicherheitssteuerung beinhaltet ein Safety<br />
CPU-Modul SCP111 mit entsprechend sicheren<br />
I/O nach SIL 3/PL e/Kat 4.<br />
Antriebsseitig werden Servoverstärker der Serien<br />
Dias-Drives 100 <strong>und</strong> 300 eingesetzt. Das modulare<br />
Multi-Achssystem Dias-Drive 100 ist für hochdynamische<br />
Maschinen konzipiert <strong>und</strong> zeichnet sich<br />
durch eine kompakte Bauform <strong>und</strong> optimierte Verlustleistung<br />
aus. Pro Baugruppenträger sind bis zu<br />
acht Servoachsen im Zwischenkreisverb<strong>und</strong> möglich,<br />
versorgt von einem Netzmodul (MDP), das sich<br />
mit einer Schnapp-Verriegelungsmechanik auf<br />
dem Modulträger montieren lässt. Für die grösseren<br />
Antriebe im Leistungsbereich von 8 bis 14 kVA<br />
kommen im Kaesaro S Käsepflegeroboter Dias-<br />
Drives 300 zum Einsatz, welche bis zu drei leistungsstarke<br />
Endstufen integrieren. Dank der Kommunikation<br />
in harter Echtzeit über den VARAN-Bus<br />
wird die Präzision der Bewegungsführung erhöht.<br />
Die Drehstrommotoren für die Bürstenantriebe<br />
werden über die fein skalierbaren FDD3000 Frequenzumrichter<br />
angesteuert. Diese lassen sich direkt<br />
über den VARAN-Echtzeit-Ethernetbus ansteuern.<br />
So können Asynchron-Motoren mit den FDD<br />
3000 Niederspannungsumrichtern präzise, Energie<br />
sparend <strong>und</strong> effizient gesteuert werden.<br />
Wartungsfre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> modern<br />
Dank dem objektorientierten Engineering Tool Lasal<br />
konnte die Applikationssoftware der Kaesaro S<br />
Maschine modular aufgebaut werden. Das vereinfacht<br />
Wartung, Wiederverwendung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />
des Anwenderprogrammes deutlich. Die<br />
einsatzbereiten Basis- <strong>und</strong> Technologiefunktionen<br />
stehen in umfangreichen Lasal-Bibliotheken bereit.<br />
Der Applikationsingenieur zieht diese in sein Projekt<br />
<strong>und</strong> konfiguriert diese entsprechend.<br />
Weil alle relevanten Komponenten vom selben<br />
Hersteller platzsparend entwickelt wurden, bleibt<br />
der Roboter in seiner Bauform kompakt <strong>und</strong> bei einem<br />
eventuellen Ausfall der Systemkomponenten<br />
wartungsfre<strong>und</strong>lich. Alle Komponenten können<br />
einfach <strong>und</strong> ohne Parametrierung ausgetauscht<br />
werden, da diese von der Steuerung automatisch<br />
übernommen <strong>und</strong> selbst für den Austausch von Safety-Komponenten<br />
kein Programmierwerkzeug vor<br />
Ort benötigt wird.<br />
Ein wesentlicher Beitrag für die Langlebigkeit der<br />
Systemkomponenten wird durch den Einsatz von<br />
ausschliesslich lackierten Elektronik-Platinen geleistet,<br />
da so das aggressive Ammoniak der Elektronik<br />
keinen Schaden zufügen kann.<br />
Sigmatek Schweiz AG<br />
www.sigmatek-automation.ch<br />
32 #<strong>015</strong>
HERSTELLERBEITRÄGE<br />
Der vollautomatisierte<br />
Rollenschneider Super Tigre.<br />
Bilder: B&R<br />
Bedienung wie beim Smartphone<br />
Bei der Produktion kleiner Chargen<br />
muss der Bediener häufig mit der Maschine<br />
interagieren. Das Bedienterminal<br />
<strong>und</strong> das Design der Visualisierung<br />
spielen daher eine zentrale Rolle. «Wir<br />
wollten die Bedieneroberfläche des<br />
Super Tigre so einfach wie die eines<br />
Smartphones gestalten», erklärt Alexandre<br />
Métay, Leiter des Bereichs Automatisierung<br />
bei DCM-ATN: «Wir haben<br />
nach einer Softwarelösung gesucht,<br />
mit der wir webbasierte Anwendungen<br />
erstellen können. Und nach einem<br />
Multitouch-Bedienterminal, das diese<br />
unterstützt.»<br />
Mit den Bedienterminals der Power-<br />
Panel-Serie <strong>und</strong> der Softwarekomponente<br />
Mapp View fand Alexandre Métay<br />
die ideale Lösung, um eine<br />
leistungsfähige <strong>und</strong> intuitive webbasierte<br />
Visualisierung zu erstellen. Dafür<br />
wurden keine Kenntnisse in der<br />
Webprogrammierung benötigt. «Unsere<br />
Automatisierungsingenieure mussten<br />
lediglich die Widgets per Dragand-drop<br />
auf ihren Platz ziehen <strong>und</strong><br />
konfigurieren», so Alexandre Métay.<br />
Edge Monitoring für alle Maschinen<br />
Um in schwankenden Märkten an Effizienz<br />
zu gewinnen, müssen Maschinenhersteller<br />
Daten sammeln, verarbeiten<br />
<strong>und</strong> visualisieren, um die<br />
Leistung ihrer Maschinen <strong>und</strong> ihrer<br />
Teams besser beurteilen zu können.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat DCM Connecti<br />
Vision entwickelt. Dabei handelt es<br />
sich um ein Monitoring-System, das<br />
auf einem Edge-Controller-PC basiert.<br />
Connecti Vision ist für alle DCM-<br />
ATN-Maschinen verfügbar. Es bietet<br />
eine Vielzahl von Modulen, mit denen<br />
die Maschinenaktivität überwacht,<br />
Berichte erstellt <strong>und</strong> die Maschinenleistung<br />
von einem Tablet, Smartphone<br />
oder PC aus verfolgt werden<br />
können.<br />
B&R Industrie-Automation AG<br />
www.br-automation.com<br />
VERPACKUNG<br />
MIT ZUKUNFT<br />
oben: Connecti Vision ist eine Monitoring-<br />
Software für Maschinen von DCM-ATN,<br />
die auf der Edge-Controller-Lösung von<br />
B&R basiert.<br />
unten: Die leistungsstarken Acoposmulti-<br />
Servoantriebe garantieren, dass sich<br />
alle Achsen des Super Tigre mit höchster<br />
Präzision bewegen.<br />
Kleine Losgrössen stellen gerade Maschinenhersteller für die Verpackungsindustrie<br />
vor grosse Herausforderungen, da diese häufige Maschinenumrüstungen erfordern.<br />
Der Druck- <strong>und</strong> Verpackungsmaschinenhersteller DCM-ATN reagiert auf diesen Wandel<br />
<strong>und</strong> entwickelt nun Maschinen, die sich ohne manuellen Aufwand umrüsten lassen.<br />
Der Maschinenhersteller<br />
DCM-ATN entwickelt Anlagen,<br />
die flexible Kunststoffe<br />
<strong>und</strong> Kartonagen zu Beuteln,<br />
Packungen <strong>und</strong> Hüllen verarbeiten.<br />
Nun arbeitet das Unternehmen an einer<br />
neuen Generation von intelligenten<br />
Maschinen. Eine davon ist der Super<br />
Tigre, ein vollautomatisierter<br />
Rollenschneider. Parallel dazu hat<br />
DCM-ATN eine Edge-Connectivity-Lösung<br />
entwickelt, die es erlaubt, Maschinen<br />
zu überwachen <strong>und</strong> umfassende<br />
Leistungsanalysen zu erstellen.<br />
Weniger Ausschuss <strong>und</strong> Arbeit<br />
«Aus unserer langjährigen Zusammenarbeit<br />
wussten wir, dass wir mit<br />
unserer neuen Entwicklung bei B&R in<br />
den besten Händen sind», sagt Matthieu<br />
Lorchel, Verkaufsingenieur bei<br />
DCM-ATN: «Insbesondere das Knowhow<br />
von B&R im Bereich Antriebstechnik<br />
<strong>und</strong> die integrierten Softwarelösungen<br />
r<strong>und</strong> um Konfiguration,<br />
Programmierung <strong>und</strong> Diagnose, haben<br />
es uns ermöglicht, die Bedienung zu<br />
vereinfachen <strong>und</strong> den Anteil manueller<br />
Arbeit zu reduzieren.»<br />
In Zusammenarbeit mit B&R stattete<br />
DCM-ATN seinen Rollenschneider mit<br />
weiteren Funktionen aus, die die<br />
Produktivität erhöhen. So ist der Super<br />
Tigre in der Lage, die Schnittposition<br />
automatisch anzupassen <strong>und</strong> mit<br />
einer Kamera zu überwachen. Darüber<br />
hinaus erfolgen der Querschneidvorgang<br />
<strong>und</strong> die Sicherung der<br />
geschnittenen Rollen mit Klebeband<br />
automatisch. Auch Rollenwechsel <strong>und</strong><br />
-entnahme sowie die Positionierung<br />
des Rollenkerns erfordern kein manuelles<br />
Eingreifen.<br />
34 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 35
NACHGEFRAGT<br />
«AUSLEGUNG DER<br />
ANTRIEBSEINHEIT IST<br />
ESSENZIELL»<br />
Fahrerlose Transportsysteme, kurz FTS, finden durch Industrie 4.0 zusehend<br />
Verbreitung. Auf was bei deren Entwicklung speziell aus antriebstechnischer Sicht<br />
zu achten ist, erklärt Adrian Thoma im Gespräch.<br />
31. Internationale Fachmesse<br />
der industriellen Automation<br />
Nürnberg, 23. – 25.11.2021<br />
sps-messe.de<br />
Erweitertes<br />
Vortragsprogramm auf der<br />
digitalen Eventplattform<br />
SPS on air<br />
Gespräch mit:<br />
Adrian Thoma,<br />
Business Development<br />
Engineer, Maxon<br />
Von Markus Back<br />
Was sind die typischen Herausforderungen bei der<br />
Entwicklung von FTS?<br />
Es gibt unterschiedliche Normen <strong>und</strong> Sicherheitsanforderungen,<br />
die bei der Entwicklung solcher Fahrzeuge eingehalten<br />
werden müssen <strong>und</strong> so auch Einfluss auf unsere<br />
Antriebssysteme haben. Umwelt- <strong>und</strong> Umgebungsbedingungen,<br />
Einsatzgebiet der Fahrzeuge, Sicherheitsanforderungen,<br />
vor allem in Bereichen mit Personenkontakten,<br />
Reichweite der Fahrzeuge <strong>und</strong> Zuverlässigkeit sind nur<br />
einige Themen, welche bei der Auslegung des Systems zu<br />
berücksichtigen sind.<br />
Nun erledigen FTS unterschiedliche Aufgaben, bewegen<br />
verschieden schwere Lasten, fahren mannigfaltige Spurprofile<br />
<strong>und</strong> so weiter. Wie sollte man aus Ihrer Sicht vorgehen,<br />
um am Ende das ideale Antriebssystem zu haben?<br />
Für die optimale Auslegung der Antriebseinheit ist<br />
eine umfassende Abstimmung der Anforderungen mit<br />
dem Anwender essenziell. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage wird<br />
das Antriebssystem ausgelegt. Maxon arbeitet aber auch<br />
immer weiter an der Entwicklung von standardisierten<br />
Antriebslösungen, sogenannten Plattformen, die speziell<br />
für den Einsatz in FTS ausgelegt sind.<br />
Entscheidend bei solchen Systemen ist die Fähigkeit<br />
zur Interaktion mit Menschen <strong>und</strong> mit anderen Maschinen.<br />
Welche Mindestvoraussetzungen müssen Motoren für<br />
eine sichere Interaktion mitbringen?<br />
Die Integration des Antriebssystems muss so ausgelegt<br />
sein, dass es mit dem übergeordneten System kommunizieren<br />
kann. Hierzu sind entsprechende Sensoren <strong>und</strong><br />
Antriebsregler zu integrieren, welche den Sicherheitsanforderungen<br />
entsprechen <strong>und</strong> eine sichere Navigation<br />
des FTS in seinem Umfeld gewährleisten.<br />
Welche Lösungen bieten Sie für die Entwicklung von FTS an?<br />
Wir haben unterschiedliche <strong>und</strong> sehr kompakte Radantriebslösungen,<br />
die speziell für den Einsatz in FTS entwickelt<br />
wurden. Maxon besitzt aber auch eine breite Produktplattform<br />
von Motoren, Getrieben, Sensorik <strong>und</strong> Reglern, woraus<br />
wir gemeinsam mit den K<strong>und</strong>en eine spezifische Lösung<br />
entwickeln <strong>und</strong> produzieren können. So unterschiedlich<br />
die FTS <strong>und</strong> deren Anforderungen sind, so verschieden<br />
können auch die Antriebslösungen ausfallen. Es gibt nicht<br />
nur den einen Standardantrieb für FTS.<br />
Maxon | www.maxongroup.com<br />
Lesen Sie das komplette<br />
Interview unter www.<br />
technik-<strong>und</strong>-wissen.ch <strong>und</strong><br />
erfahren dort, was hinsichtlich<br />
der Betriebssicherheit bei<br />
der Entwicklung von FTS<br />
zu beachten ist.<br />
Nicht nur herzig,<br />
sondern auch<br />
ganz praktisch.<br />
Fahrerlose<br />
Transportsysteme<br />
gewinnen durch<br />
Industrie 4.0 immer<br />
mehr Verbreitung.<br />
Bild: Maxon<br />
Bringing Automation to Life<br />
Praxisnah. Zukunftsweisend. Persönlich.<br />
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<strong>und</strong> entdecken Sie die Innovationen von morgen. Unser umfassendes Hygienekonzept<br />
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Erleben der Produkte bei höchsten Sicherheitsstandards.<br />
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36 #<strong>015</strong>
Produkte<br />
Linearlager für<br />
schmiermittelfreie Bewegungen<br />
Das Drylin-W-Linearlager besteht komplett aus Tribo-<br />
Polymeren <strong>und</strong> wurde speziell für leichte Linearbewegungen<br />
entwickelt. Mit nur 10 Gramm eignet es sich ideal<br />
für transportable Anwendungen; es ist schnell zu montieren,<br />
vibrationsdämpfend <strong>und</strong> schmiermittelfrei. Durch<br />
die Herstellung im Spritzguss ist es sehr kostengünstig.<br />
Die spritzgussoptimierte Bauform reduziert zusätzlich<br />
das Gewicht, was die benötigte Antriebsenergie des<br />
Linearsystems deutlich reduziert.<br />
Weiterer Freiheitsgrad für Xplanar<br />
Das XPlanar-Bewegungsspektrum wird durch die rein softwarebasierte 360°-<br />
Mover-Rotation um einen vollständigen Freiheitsgrad erweitert. An ausgewählten<br />
Positionen des Systems können dadurch die Mover während des Schwebens<br />
endlos um die eigene Achse rotieren. Die Rotation kann dynamisch mit<br />
bis zu 10 Hz durchgeführt werden <strong>und</strong> ermöglicht vielfältige Anwendungen.<br />
So lässt sich damit die Vermischung von Flüssigkeiten<br />
ebenso wie die 360°-Inspektion von Objekten realisieren.<br />
Zudem können die Mover die Rotationspositionen mit in<br />
90°-Schritten geänderter Orientierung verlassen, sodass<br />
die transportierten Werkstücke entsprechend der weiteren<br />
Verarbeitungsschritte korrekt ausgerichtet sind.<br />
Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />
Igus GmbH | www.igus.ch<br />
Zuwachs bei Topjob S<br />
Die Mini-Klemme reiht sich als kleinste Variante<br />
in das Topjob-S-Portfolio ein <strong>und</strong> ist mit dessen<br />
Zubehör kompatibel. Die Neuheit bietet diverse<br />
Montagemöglichkeiten <strong>und</strong> garantiert damit<br />
einen flexiblen Einsatz. Die Befestigung ist auf<br />
einer Tragschiene 15 × 5,5 Millimeter oder auf einer<br />
Montageplatte mit einem Flansch oder einem<br />
Rastfuss möglich. Erhältlich sind die Mini-Klemmen<br />
als Klemmen mit Drücker oder mit Betätigungsöffnung,<br />
die beide auch das direkte Stecken<br />
mit Push-in Cage-Clamp-Anschlüssen erlauben.<br />
Wago Contact SA | www.wago.ch<br />
Sichere Signalübertragung<br />
in Sensor-Aktor-Applikationen<br />
Die M8-Snap-in-R<strong>und</strong>steckverbinder der Serie 718, jetzt<br />
mit den Polzahlen 3 bis 6, erfüllen im gesteckten Zustand<br />
die Vorgaben der Schutzart IP65. Sie sind mit Kontaktstiften<br />
aus Messing <strong>und</strong> Kontaktbuchsen aus Bronze<br />
ausgestattet sowie mit einer Kontaktober fläche aus<br />
Gold versehen. Bei Bemessungsspannungen zwischen<br />
30 <strong>und</strong> 60 V eignen sich die Produkte, je nach Anschlussquerschnitt<br />
<strong>und</strong> Polzahl, für Bemessungs ströme von<br />
1,5 bis 3 A: 3- <strong>und</strong> 4-polige Ausführungen sind für 2 A<br />
(0,14 mm 2 Querschnitt) beziehungsweise für 4 A (0,25 mm 2 ,<br />
0,34 mm 2 <strong>und</strong> AWG 22) spezifiziert; 5- <strong>und</strong> 6-polige<br />
Versionen für 3 A beziehungsweise 1,5 A. Sie widerstehen<br />
Bemessungsstossspannungen von 1500 V (3- <strong>und</strong> 4-Pol)<br />
sowie 800 V (5- <strong>und</strong> 6-Pol). Alle Steck verbinder dieser<br />
Serie arbeiten bei Betriebstemperaturen von -40 bis 70 °C<br />
im ruhenden Zustand. Ihre mechanische Lebens dauer<br />
beträgt >50 Steckzyklen.<br />
Profilschienenführungen<br />
mit Wegmessung<br />
Die Profilschienenführungen Monorail<br />
<strong>und</strong> Miniscale integrieren bereits<br />
ein präzises Messsystem, wodurch<br />
aufwendige Montage- <strong>und</strong> Justagearbeiten<br />
entfallen. Dieses erreicht in<br />
der absoluten sowie der inkrementalen<br />
Ausführung eine Genauigkeit von<br />
±5 µm/m. Beim absoluten System<br />
stehen die Positionsdaten sofort nach<br />
dem Einschalten der Anlage zur<br />
Verfügung. Die Fehlerüberwachung<br />
sowie Betriebszustandsanzeige ist<br />
fest integriert. Demgegenüber ist das<br />
inkrementale AMS in IP68 ausgeführt,<br />
wodurch es ideal für den Einsatz in<br />
rauen Umgebungsbedingungen<br />
geeignet ist. Die maximal einteilige<br />
Profilschienenlänge liegt bei 6 m,<br />
wobei sich mehrere Monorail zusammensetzen<br />
lassen. In Kombination<br />
mit dem Wegmesssystem AMS long<br />
ist dann eine Messlänge von über<br />
100 m möglich.<br />
Schneeberger AG<br />
www.schneeberger.com<br />
Kompakte Steuerungsfamilie<br />
Die Steuerungen der X20-Embedded-Familie sind gerade 55 mm breit<br />
<strong>und</strong> bauen auf leistungsstarken Prozessoren aus der Intel-Atom-Reihe<br />
auf. Dadurch eignen sich diese selbst für anspruchsvolle Applikationen<br />
mit kurzen Zykluszeiten oder zur Steuerung von Roboterapplikationen.<br />
In den Geräten sind zudem Hardware-Schnittstellen für Powerlink<br />
<strong>und</strong> RS485 integriert. Über Letztere kann der Anwender zum Beispiel<br />
Frequenzumrichter ohne weitere Hardware direkt an die Steuerung<br />
anschliessen. Ebenso ist die Stromversorgung integriert. Trotz der<br />
hohen Leistung kommen die Steuerungen ohne Lüfter <strong>und</strong> Batterie aus<br />
<strong>und</strong> sind daher vollständig wartungsfrei. Optional können beliebige<br />
weitere Feldbusprotokolle ergänzt werden.<br />
B&R Industrie-Automation AG | www.br-automation.com<br />
Binder Swiss AG | www.binder-connector.com/ch-de<br />
38 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 39
PRODUKTE<br />
Sicheres Analog-Eingangsmodul<br />
Das SAI 041 erweitert das modulare S-Dias-Safety-<br />
System von Sigmatek. Vier analoge Stromeingänge<br />
mit einem Messbereich von 4 bis 20 mA <strong>und</strong><br />
einer Auflösung von 16 Bit sowie die 24 V Sensorversorgung<br />
sind im 25 mm breiten Hutschienenmodul<br />
integriert. Physikalische Grössen wie<br />
Druck, Temperatur, Füllstand <strong>und</strong> Durchfluss<br />
können mit dem analogen Eingangsmodul sicher<br />
erfasst <strong>und</strong> überwacht werden. Die Eingangsfilter<br />
sind einstellbar. Zwei voneinander unabhängige,<br />
diversitäre Auswertungen mit gegenseitiger<br />
Überwachung gewährleisten die sichere Auswertung<br />
der Analogeingänge. Die erfassten Werte<br />
stehen nicht nur der Safety-CPU, sondern der<br />
funktionsgerichteten Steuerung zur Verarbeitung<br />
zur Verfügung. Bei zweikanaligem Einsatz ist<br />
das SAI 041 für die Erfassung von Stromsignalen<br />
für Safety-Anwendungen bis SIL 3, PL e, Kat. 4<br />
geeignet, bei einkanaliger Verwendung bis PL d,<br />
Kat. 3 gemäss EN ISO 13849-1/-2.<br />
Sigmatek Schweiz AG<br />
www.sigmatek-automation.ch<br />
Optimierung des XTS-Systems<br />
Die Mover des XTS-Systems können auf k<strong>und</strong>enspezifischen<br />
Bahngeometrien dynamisch positioniert werden.<br />
Für die zugehörige Visualisierung kann nun aus einer<br />
bestehenden Konfiguration heraus mit nur einem Mausklick<br />
ein passendes HMI Control erstellt werden. Dieses<br />
ist automatisch mit allen notwenigen Parametern der<br />
k<strong>und</strong>enseitigen Anwendung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> kann direkt<br />
die aktuellen Positionen aller Mover innerhalb des Systems<br />
anzeigen. Es besteht aus drei Ebenen <strong>und</strong> kann dadurch<br />
bei Bedarf einfach mit weiteren HMI Controls oder auch<br />
mit nicht animierten Bildern kombiniert werden.<br />
Beckhoff Automation AG | www.beckhoff.ch<br />
Sensor mit 360°-Prozessvisualisierung<br />
Vielseitige AC/DC-Netzteile<br />
Die TMW-Serie ist eine Produktreihe vollständig gekapselter AC/DC-Netzteile<br />
für den Einsatz in Medizintechnik, Industrie <strong>und</strong> Haushalt. Alle<br />
Modelle haben kompakte staub- <strong>und</strong> wassergeschützte Gehäuse nach IP68<br />
<strong>und</strong> erfüllen die Anforderungen nach IEC/EN 62368-1, IEC/EN 60335-1<br />
<strong>und</strong> IEC/EN 60601-1 3 <strong>und</strong> sind zweifach MOPP-zertifiziert. Dank verstärkter<br />
Isolation eignen sich die TMW-Netzteile für Anwendungen der Schutzklasse<br />
II. Aufgr<strong>und</strong> des weiten Arbeitstemperaturbereichs von minus 20<br />
bis 80 °C ist der Einsatz unter anspruchsvollen Bedingungen möglich.<br />
Traco Electronic AG | www.tracopower.com<br />
Der Grenzstandschalter Cleverlevel PL20 gibt mit fünf definierten Farben<br />
Einblick, ob der Grenzstand erreicht ist, welches Medium sich im Tank<br />
befindet oder ob eine Störung vorliegt. Durch die 360° LED ist diese Information<br />
zu jeder Zeit von überall erkennbar <strong>und</strong> ermöglicht sichere Prozesse.<br />
Der elektrische Anschluss aus Edelstahl in Verbindung mit der visuellen<br />
Statusanzeige überzeugt unter anderem mit maximaler Robustheit <strong>und</strong><br />
Langzeitdichtigkeit gemäss dem Dichtigkeitskonzept protect+.<br />
Baumer Electric AG | www.baumer.com/kingcrown<br />
Gelbox für Verbindungsklemmen<br />
40 #<strong>015</strong><br />
Das VDE-geprüfte Gesamtsystem aus Gelboxen <strong>und</strong><br />
Wago-Klemmen eignet sich durch sein silikonfreies<br />
Gel für den Einsatz in allen Industriezweigen. Durch die<br />
optimale Gelverdrängung ist das System sicher in der<br />
Handhabung <strong>und</strong> schützt Klemmen der Serien 221 <strong>und</strong><br />
2273 vor Feuchtigkeit <strong>und</strong> Wassereintritt gemäss IPX8.<br />
Das robuste Gehäuse garantiert dabei hohe Stabilität,<br />
wobei die flexible Dichtlippe eine Beschädigung der Leiter<br />
verhindert. Dank schneller Wiederzugänglichkeit lassen<br />
sich zudem Stromkreise einfach erweitern. Obwohl<br />
die Boxen unbegrenzt lagerfähig sind, ist ein Anmischen<br />
<strong>und</strong> Aushärten der Gelmasse nicht notwendig.<br />
Wago Contact SA | www.wago.ch<br />
Drehstrommotoren Baureihe DR..<br />
Effizient, leistungsstark <strong>und</strong> weltweit<br />
einsetzbar<br />
.................................................................................................<br />
Mit den Motorbaukästen DR../DRN/DR2.. setzen wir<br />
Millionen von Antriebskombinationen um <strong>und</strong> bewegen<br />
die unterschiedlichsten Anlagen <strong>und</strong> Maschinen, weltweit.<br />
Wir bieten Ihnen für jede Anforderung den optimalen<br />
Drehstrommotor: 2-, 4-, 6- <strong>und</strong> 8-polige Motoren,<br />
mit Leistungen von 0,09 kW bis 375 kW <strong>und</strong> in den<br />
Wirkungsgradklassen IE1 bis IE4.<br />
www.imhof-sew.ch
RUBRIKTITEL<br />
RUBRIKTITEL<br />
KOLLABORATIVES<br />
ARBEITEN<br />
#010<br />
UPTOWNBASEL ALS<br />
HOTSPOT DES 3D-DRUCKS<br />
FÜR DIE MEDIZINAL<strong>TECHNIK</strong><br />
Noch steht der 3D-Druck vor vielen Herausforderungen – insbesondere für die hochregulierte<br />
Medizinaltechnik. Um die grossen Visionen wahrwerden zu lassen, braucht es Standorte,<br />
die sich firmenübergreifend den Themen annehmen. Nun soll mit dem Wissenszentrum für<br />
3D-Medizinaltechnologie ein solcher Ort in Arlesheim geschaffen werden.<br />
Von Eugen Albisser<br />
Der 3D-Druck ist definitiv angekommen. Seit der<br />
Entwicklung von 3D-Druckverfahren in den<br />
80er-Jahren, hat sich diese Technologie rasant<br />
weiterentwickelt <strong>und</strong> ist heute nahezu in allen<br />
Branchen anzutreffen: in der Automobil-, Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindustrie,<br />
im Maschinenbau, Produktdesign, in der Verpackungsindustrie<br />
<strong>und</strong> schliesslich auch in der Medizin<strong>und</strong><br />
Dentaltechnik. Basel als Hotspot der Schweizer<br />
Medtech- <strong>und</strong> Pharmabranche hat das riesige Potenzial<br />
schon lange erkannt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind zahlreiche,<br />
spezialisierte Unternehmen in der Region angesiedelt.<br />
Genau dieses Potenzial erkannte auch uptownBasel <strong>und</strong><br />
wird in ihrer Arealentwicklung im Schorenareal in Arlesheim<br />
(BL) ein Wissenszentrum für 3D-Medizinaltechnologie<br />
aufbauen.<br />
Zur Rubrik<br />
Die fortlaufende Rubrik «Kollaboratives Arbeiten» entsteht<br />
in Zusammenarbeit mit uptownBasel <strong>und</strong> wird von ihr fi nanziell<br />
unterstützt. Die Rubrik beschreibt die Möglichkeiten, welche<br />
sich Industriefi rmen bieten im Zeitalter der Digitalisierung:<br />
vom kollaborativen Arbeiten bis zur vollkommen vernetzten<br />
Produktion, wie sie in Arlesheim im «Kompetenzzentrum<br />
Industrie 4.0» derzeit aufgebaut wird.<br />
Medizinaltechnik <strong>und</strong> 3D-Druck, das passt<br />
Dabei muss man attestieren: Medizinaltechnik <strong>und</strong> 3D-<br />
Druck, das passt. Denn unter allen Branchen dürfte sie jene<br />
sein, welche am meisten Nutzen aus den Vorteilen haben<br />
könnte, die nicht einfach nur ein Nice-to-have sind, sondern<br />
die Lebensqualität der Menschen deutlich verbessert oder<br />
sogar verlängert. Denn viele Medtech-Produkte sind Einzelanfertigungen,<br />
die mittels 3D-Druck schnell <strong>und</strong> einfach<br />
erstellt werden können. Ausserdem ist das Design derart<br />
flexibel, dass man keine Kompromisse eingehen muss.<br />
Und schlussendlich ist die Entwicklungs- <strong>und</strong> Produktionszeit<br />
sehr kurz – <strong>und</strong> das kann im besten Fall sogar Leben<br />
retten. Diese offensichtlichen Vorteile schlagen sich auch<br />
in den Wachstumszahlen nieder. Der Additive-Manufacturing-Markt<br />
macht heute r<strong>und</strong> 12 Milliarden Dollar Umsatz,<br />
davon bereits 1,3 Milliarden Dollar mit Medizintechnik<br />
<strong>und</strong> das Wachstum wird auf jährlich 20 Prozent geschätzt –,<br />
wobei der gesamte Medizintechnik-Markt etwa 54 Milliarden<br />
Dollar jährlich umsetzt.<br />
Schwer reguliert, aber mit enormem Potenzial<br />
Diese Zahlen zeigen: Das Potenzial ist enorm. Doch die<br />
Medtech-Branche gehört zu den am schwersten regulierten.<br />
Das macht es neuen Verfahren <strong>und</strong> Prozessen noch schwieriger,<br />
die bereits existierenden abzulösen. Zu den weiteren<br />
Herausforderungen in der Forschung <strong>und</strong> Entwicklung<br />
gehören auch die Suche nach neuen Materialien <strong>und</strong> verbesserte<br />
Prozesse, um beispielsweise auch die Nachbearbeitungen<br />
zu reduzieren. Ein anderes grosses Forschungsgebiet,<br />
mit dem der 3D-Druck beste Chancen hat, den Markt<br />
weiter zu erobern, ist der Einsatz am Point-of-Care. Oder<br />
anders gesagt: Dass man die Produktion näher zum User<br />
bringt, in diesem Fall zum Beispiel zu den Ärzten ins Spital.<br />
Der Vorteil kann am Beispiel eines Auto-Unfalls aufgezeigt<br />
werden: Das Krankenauto bringt den Patienten in Spital, er<br />
wird dort unter den CT-Scanner gelegt, ein Algorithmus analysiert<br />
die Daten <strong>und</strong> arbeitet einen Therapieplan aus, hilft<br />
dem Designer gleich bei der Erstellung des Implantats <strong>und</strong><br />
auch der benötigten Instrumente für die Operation. Dies alles<br />
wird vor Ort ausgedruckt <strong>und</strong> kurze Zeit später liegen<br />
Implantate <strong>und</strong> Instrumente im Operationssaal bereit.<br />
An der grossen Vision mitarbeiten<br />
Das ist natürlich eine Vision. Aber genau deshalb braucht es<br />
Wissenszentren wie jenes in Arlesheim, um die 3D-Medizinaltechnologien<br />
näher an solche Visionen zu bringen. Der<br />
Standort, der Zugang zu einem enormen Talentpool <strong>und</strong> die<br />
projektieren Gebäude bieten die besten Voraussetzungen,<br />
solche Visionen zu erarbeiten. Denn ein grosser Mehrwert<br />
entsteht, wenn Know-how gebündelt <strong>und</strong> weiterentwickelt<br />
wird, Chancen von firmenübergreifender Zusammenarbeit<br />
erkannt <strong>und</strong> genutzt werden. Und das wird in Arlesheim der<br />
Fall sein.<br />
uptownBasel | www.uptownbasel.ch<br />
Bemerkung zum Artikel: Einige Informationen <strong>und</strong> Zukunftsvisionen<br />
aus dem Artikel stammen aus Vorträgen, die auf der AM Expo <strong>und</strong><br />
Swiss Medtech Expo in Luzern abgehalten wurden.<br />
Die additiven Verfahren, für die Einzel anfertigungen<br />
<strong>und</strong> komplexe Strukturen keine Probleme sind,<br />
eigenen sich besonders, um in der Medizintechnik<br />
eingesetzt zu werden. Symbolbild: iStockphoto<br />
Innovations-Campus<br />
uptownBasel<br />
In Arlesheim entsteht ein campusartig konzipiertes Gelände,<br />
in dem Firmen die Zukunft des industriellen Arbeitens<br />
realisieren können. uptownBasel konzentriert sich auf aktuelle<br />
Themen wie Elektromobilität, Batterietechnologie, Digital<br />
Health, personalisierte Medizin, Additive Manufacturing,<br />
Datacenter <strong>und</strong> Data Analytics. Die Gesamtheit der positiven<br />
Eigenschaften des Standorts Arlesheim soll Unternehmen<br />
mit hohen Qualitätsstandards in Bezug auf Corporate<br />
Responsibility <strong>und</strong> technologie-orientierte Unter nehmen mit<br />
wissensintensiver Produktion sowie Dienstleitungs unternehmen<br />
mit hohem Fach kräfteanteil anziehen.<br />
Wer steckt hinter uptownBasel<br />
Der kollaborative Campus der Zukunft ist eine Arealentwicklung<br />
von Hans-Jörg Fankhauser. Für das grosse fi nanzielle<br />
Engagement steht die Familie von Dr. Thomas Staehelin <strong>und</strong><br />
seiner Frau Monique, die selbst in Arlesheim aufgewachsen ist.<br />
42 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 43
TECHNISCHES RUBRIKTITEL ENGLISCH<br />
BRUSH IT UP!<br />
RUBRIKTITEL<br />
NEWS IN<br />
ZAHLEN<br />
Murrelektronik steigt in die Welt<br />
der Vision-Systeme ein<br />
Mit seinen Vision-Installationslösungen bietet<br />
der schwäbische Spezialist für dezentrale Automatisierungstechnik<br />
jetzt massgeschneiderte<br />
Lösungen für die industrielle Bildverarbeitung<br />
Vision-Systeme werden in der industriellen<br />
Fertigung <strong>und</strong> in der Logistik immer wichtiger.<br />
Wenn es um Industrie 4.0 oder KI der Dinge geht,<br />
dann dürfen die Kameras für die industrielle<br />
Bildverarbeitung nicht fehlen:<br />
Mit seinen Vision Installationslösungen bietet die<br />
Murrelektronik GmbH mit Sitz in Oppenweiler bei<br />
Backnang jetzt ein Konzept für dezentrale Installationslösungen<br />
für die industrielle Bildverarbeitung.<br />
Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbauer haben mit Murrelektronik<br />
damit einen leistungsstarken Partner<br />
an der Seite, wenn es um Spannungsversorgung,<br />
Signal- <strong>und</strong> Datenmanagement bei der smarten<br />
Vernetzung von Kameratechnik im industriellen<br />
Fertigungsprozess oder in der Logistik geht.<br />
Dabei setzt Murrelektronik auf dezentral, direkt<br />
im Maschinenumfeld montier- <strong>und</strong> steckbare<br />
Baugruppen wie Switches, Verteiler <strong>und</strong> Einspeiser<br />
sowie entsprechend leistungsfähige,<br />
kon fektionierte Kabel- <strong>und</strong> Steckertechnik.<br />
Die Vorzüge sind ein minimaler Installationsaufwand<br />
<strong>und</strong> eine maximale Performance – <strong>und</strong> das bei<br />
neuen <strong>und</strong> bestehenden Maschinen <strong>und</strong> Anlagen.<br />
Murrelektronik enters the world<br />
of vision systems<br />
With its vision installation solutions, the Swabian<br />
specialist for decentralized automation technology<br />
now offers customized solutions for industrial<br />
image processing.<br />
Vision systems are becoming increasingly important<br />
in industrial manufacturing and logistics.<br />
When it comes to Industry 4.0 or AI of Things,<br />
industrial image processing cameras canʼt be<br />
missing.<br />
With its vision installation solutions,<br />
Murrelektronik GmbH, based in Oppenweiler,<br />
Germany, now offers decentralized installation<br />
solutions for industrial image processing.<br />
With Murrelektronik, machine and system builders<br />
have a powerful partner at their side when it comes<br />
to power supplies and signal/data management<br />
for the smart networking of cameras in industrial<br />
production processes or logistics.<br />
Murrelektronik relies on decentralized components<br />
including switches, distributors and feeders<br />
that can be mounted on the machine, as well<br />
as the corresponding high-performance cable and<br />
connector technology.<br />
These components minimize installation effort<br />
and maximize performance for both new and<br />
existing machines and systems.<br />
Wie würden Sie den Text übersetzen? Versuchen Sie es, Absatz<br />
für Absatz. Der deutsche Text in dieser «Brush it up»-Rubrik<br />
wie auch die englische Übersetzung stammen – abgesehen von<br />
ein paar Anpassungen – von einer Pressemitteilung der<br />
Firma Murrelektronik. Bild/Picture: Murrelektronik GmbH<br />
Wer weiss eigentlich, wie viele Firmen in der Schweiz gegründet werden <strong>und</strong> wie gross<br />
der Markt für den keramischen 3D-Druck im Jahr 2030 sein wird? Brillieren Sie mit lässig<br />
eingeworfenen Zahlen beim Smalltalk. Hier haben wir ein paar Zahlen-News aus der Welt<br />
der Technik <strong>und</strong> Industrie.<br />
22<br />
METER<br />
Elon Musk braucht für den Hyperloop einen<br />
Tunnel. Dafür braucht es innovative<br />
Bohrlösungen. Diese werden in einem<br />
Wettbewerb namens «Not-a-Boring-Competition»<br />
gesucht. Dieses Jahr gewann die<br />
TU München, sie schafften 22 Meter in<br />
der vorgegebenen Zeit. Der zweite Platz ging<br />
an die ETH Zürich.<br />
6400<br />
QUADRATMETER<br />
Die Firma Komax will ihre Standorte konsolidieren.<br />
Nun konnte sie in Dierikon ein zusätzliches Gr<strong>und</strong>stück<br />
kaufen. Darauf steht ein Produktions- <strong>und</strong> Bürogebäude,<br />
das Komax nun renoviert. Ausserdem gehören 6400 Quadratmeter<br />
unverbautes Land dazu.<br />
3631<br />
FIRMENGRÜNDUNGEN<br />
Wie viele Firmen werden eigentlich<br />
pro Monat in der Schweiz gegründet?<br />
Der Gründungsbericht gibt eine exakte<br />
Antwort: 3631 Firmen waren es zum<br />
Beispiel im Monat September 2021.<br />
3 400 000 000<br />
US DOLLAR<br />
Der 3D-Druck mit Keramik steht laut Marktanalyse von<br />
3dpbm Research vor dem Durchbruch. Ein jährliches Wachstum<br />
von 36,5 Prozent treibt ihn von momentan 154 Millionen<br />
US-Dollar hoch auf 3,4 Milliarden Dollar im 2030!<br />
62<br />
PROZENT<br />
Die ETH-Studierenden waren auch<br />
schon zufriedener. Vor sechs<br />
Jahren sagten 82 Prozent, dass sie<br />
zufrieden seien, nun sind es noch<br />
62 Prozent. Der Hauptgr<strong>und</strong> für den<br />
Rückgang hat allerdings mit<br />
der Pandemie zu tun, welche die<br />
Motivation raube.<br />
0,29<br />
SEKUNDEN<br />
Laut eigenen Angaben hat ABB den schnellsten Scara-Roboter<br />
seiner Klasse entwickelt. Der IRB 920T hat nämlich eine Zykluszeit<br />
von 0,29 Sek<strong>und</strong>en. Damit ist er prädestiniert für die schnelle<br />
Produktion in der Elektronikindustrie.<br />
44 #<strong>015</strong><br />
#014 #<strong>015</strong> 45
Wissenswertes<br />
Eine Mitarbeiterin von Q.Ant<br />
zeigt einen Wafer, aus dem<br />
photonische Chips geschnitten<br />
werden. Bild: Trumpf<br />
HILFE BEIM<br />
HEBEN VON<br />
DATENSCHÄTZEN<br />
WEITERE INVESTITIONEN<br />
IN QUANTEN-STARTUP Q.ANT<br />
Das Technologieunternehmen<br />
Trumpf erhöht sein Investment<br />
in die h<strong>und</strong>ertprozentige<br />
Tochter gesellschaft Q.Ant<br />
um einen zweistelligen Millionenbetrag.<br />
Damit kann das Start-Up in die<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Produktion von<br />
Quantencomputer-Chips einsteigen.<br />
Q.Ant hat ein Photonik-Chip-Verfahren<br />
entwickelt, durch das sich hochspezielle<br />
Lichtkanäle auf gewöhnliche<br />
Silizium-Chips aufbringen lassen.<br />
Durch dieses Verfahren lassen sich<br />
die heute etablierten elektronischen<br />
Grossrechner um Prozessoren erweitern,<br />
die mit modernster Quantentechnologie<br />
arbeiten.<br />
46 #<strong>015</strong><br />
Bis Ende des Geschäftsjahrs im<br />
Juni 2022 soll es dem jungen Unternehmen<br />
gelingen, Chip-Komponenten<br />
für Quantencomputer zu entwickeln,<br />
die jeweils Quanten erzeugen, führen<br />
<strong>und</strong> manipulieren können. Im Anschluss<br />
soll der erste Prototyp eines<br />
Quantencomputer-Chips entstehen.<br />
Für dieses Vorhaben soll der Personalbestand<br />
innerhalb eines Jahres von<br />
aktuell 20 auf 120 Mitarbeiter ausgebaut<br />
werden.<br />
www.trumpf.com<br />
Die Auswertung grosser<br />
Datenmengen kann für<br />
Effizienzgewinne sorgen,<br />
etwa in der Produktion<br />
oder bei der Steuerung von Maschinenparks.<br />
Damit insbesondere KMU<br />
von diesem Wandel profitieren können,<br />
bietet das Smart Data Innovation<br />
Lab (SDIL) am KIT Ressourcen<br />
<strong>und</strong> Hilfestellung bei Industrieprojekten<br />
an. Noch bis 2022 liefert das<br />
SDIL für Unternehmen kostenfrei<br />
Infrastruktur sowie Support, Kontaktvermittlung<br />
zu Fachleuten oder<br />
Hilfestellung beim Datenmanagement.<br />
Finanziert wird das Projekt<br />
vom deutschen B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Bildung <strong>und</strong> Forschung.<br />
www.sdil.de<br />
CO 2 -NEUTRALES<br />
KEROSIN<br />
Im norddeutschen Werlte ist die<br />
nach Angaben des Betreibers<br />
Atmosfair weltweit erste Anlage<br />
zur Herstellung von CO 2 -neutralem<br />
Kerosin im industriellen<br />
Massstab eröffnet worden. Die Anlage<br />
produziert das Kerosin synthetisch<br />
mit Hilfe von Wasser <strong>und</strong><br />
Strom, den Windräder aus dem<br />
Umland liefern. Mit Aufnahme des<br />
Regelbetriebs im ersten Quartal<br />
2022 soll täglich die Produktion von<br />
1 Tonne Kerosin möglich sein. Ab<br />
2026 müssen in Deutschland 0,5<br />
Prozent des benötigten Flugkraftstoffs<br />
aus Power-to-liquid-Kerosin<br />
bestehen. Dies entspricht jährlich<br />
r<strong>und</strong> 50 000 Tonnen <strong>und</strong> somit einem<br />
Vielfachen dessen, was die<br />
neue Anlage produzieren kann.<br />
www.atmosfair.de<br />
SCHRANZ ELEKTRONIK FEIERT 25-JÄHRIGES BESTEHEN<br />
Die Schranz Elektronik GmbH aus Wimmis feiert<br />
diesen Herbst ihr 25-jähriges Bestehen. Im Oktober<br />
1996 von Bruno Schranz gegründet, konzentrierte<br />
sich das junge Unternehmen anfangs zunächst auf<br />
die Tätigkeitsfelder Telefonieanlagen, Teleinformatik sowie<br />
industrielle Elektronik für die Maschinenindustrie <strong>und</strong> Automation.<br />
Im Verlaufe der Jahre kamen EDV-Installationen<br />
<strong>und</strong> Support hinzu.<br />
Mit dem Eintritt von Teilhaber Simon Zingg (2003 bis 2010)<br />
erfolgte die Gründung einer GmbH. Seit 2017 unterstützt<br />
Mario Schranz seinen Vater Bruno Schranz in der industriellen<br />
Automation <strong>und</strong> Rudolf Graf bei EDV Installationen.<br />
Die günstigste Schmierung ist die, ...<br />
... die Sie gar nicht brauchen.<br />
Die Begriffe "igus, motion plastics" sind in der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>und</strong> gegebenenfalls international markenrechtlich geschützt.<br />
Feiern das 25-jährige Firmenbestehen, von links Bruno Schranz,<br />
Mario Schranz <strong>und</strong> Rudolf Graf. Bild: Schranz<br />
Anlässlich des 25. Geburtstages übernahm nun Sohn<br />
Mario die Firmenanteile von Bruno Schranz, der zukünftig<br />
kürzer treten <strong>und</strong> sich auf die Entwicklung <strong>und</strong> Produktion<br />
von Platinen <strong>und</strong> elektronischen Baugruppen konzentrieren<br />
möchte.<br />
www.seweb.ch<br />
Sparen Sie 100% Schmierung <strong>und</strong> 40%<br />
Kosten. Profitieren Sie von technischen<br />
Vorteilen wie Geräusch- <strong>und</strong> Gewichtsreduzierung,<br />
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<strong>WISSEN</strong>SWERTES<br />
Geschwindigkeit - Präzision<br />
Prozesssicherheit<br />
Ein Quantensprung bei der Bearbeitung von<br />
Knochenschrauben<br />
hexalobe<br />
ZWEI WELTNEUHEITEN FÜR E-LADESTATIONEN<br />
Bei der Shoppingraststätte Würenlos<br />
betreibt Gofast mit 20<br />
Ladeplätzen <strong>und</strong> bis zu 300 kW<br />
Ladeleistung seinen grössten<br />
Ladepark für E-Mobile in der Schweiz.<br />
Diese wurden nun mit zwei Weltneuheiten<br />
ausgestattet, welche für eine<br />
maximale Sicherheit beim Laden sorgen<br />
sollen.<br />
Bei der ersten, patentierten Technologie<br />
handelt es sich um eine weitere,<br />
unabhängige Messung, welche die<br />
SCHLEIFAUSBILDUNG FORCIEREN<br />
United Grinding geht eine Partnerschaft mit<br />
Titans of CNC ein, um die anspruchsvolle Ausbildung<br />
im Bereich des Präzisionsschleifens<br />
voranzutreiben. Die Partnerschaft umfasst die<br />
Entwicklung einer Grinding Academy, die Neueinsteigern<br />
in der Branche die Gr<strong>und</strong>lagen des Schleifens in einem<br />
leicht verständlichen, digitalen Format vermitteln soll.<br />
Laut Titan Gilroy, CEO <strong>und</strong> Gründer von Titans of CNC,<br />
liegt sein Schwerpunkt auf der Entwicklung <strong>und</strong> Bereitstellung<br />
von hochqualifizierten Ausbildungsinhalten für<br />
die Fertigungsindustrie. Mit seinen kostenlosen, videobasierten,<br />
Schritt-für-Schritt-Schulungssystem will Titans of<br />
CNC Antworten auf reale Fertigungsprobleme geben.<br />
48 #<strong>015</strong><br />
Hochstromkontakte überwacht. Überschreitet<br />
ein Messpunkt den Schwellwert,<br />
wird die Kommunikation zum<br />
Fahrzeug automatisch getrennt. Die<br />
Abschaltlogik geschieht ohne Einfluss<br />
der Applikationssoftware <strong>und</strong> bietet<br />
dadurch einen signifikanten Sicherheitsgewinn,<br />
da bei einer Störung oder<br />
Ausfall der Software der Ladestecker<br />
vor Überhitzung geschützt wird.<br />
Die zweite Innovation betrifft den Ladestecker<br />
selbst. Der mit Polyurethan<br />
Der Compact-Stecker<br />
der Brugg E-Connect<br />
AG wurde für<br />
harsche Bedingungen<br />
entwickelt <strong>und</strong><br />
erreicht die höchste<br />
Schutzklasse für<br />
Ladestecker.<br />
Bild: Gruppe Brugg<br />
gespritzte Ladestecker wurde als weltweit<br />
erster Stecker mit der Schutzklasse<br />
IP69 zertifiziert <strong>und</strong> gilt damit<br />
als äusserst robust.<br />
www.brugg.com<br />
Titan Gilroy gründete Titans of CNC als eine Maschinenwerkstatt<br />
in Nordkalifornien, die einige der anspruchsvollsten<br />
Komponenten für die Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtindustrie<br />
herstellte. Von dort aus entwickelte sich die Werkstatt<br />
zu einer Reality-TV-Serie, die in einem weltweiten Netzwerk<br />
von Ingenieuren, Maschinisten, Hobbyisten, Studenten<br />
<strong>und</strong> Pädagogen als führende CNC-Bildungsplattform<br />
anerkannt ist.<br />
titansofgrinding.com<br />
SE LAHR<br />
UNTER NEUER<br />
LEITUNG<br />
Jürgen Siefert ist neuer Geschäftsführer<br />
des Standorts Schneider<br />
Electric Automation GmbH in Lahr.<br />
Damit ist er für das operative Geschäft<br />
des Produktionsstandorts für Antriebstechnik<br />
<strong>und</strong> Robotik in der Industrie<br />
verantwortlich.<br />
In den vergangenen sieben Jahren gestaltete<br />
Jürgen Siefert als Vice President<br />
Industrial Automation die strategische<br />
<strong>und</strong> operative Ausrichtung des Konzerns<br />
zuerst in Deutschland, in einem weiteren<br />
Schritt kamen Österreich <strong>und</strong> die Schweiz<br />
hinzu. In Lahr übernahm er nun den Staffelstab<br />
von Philippe Briard, der nach zweieinhalb<br />
Jahren in Baden-Württemberg<br />
zum Consulting bei SE gewechselt hat.<br />
Der 56-jährige Siefert startete seine<br />
berufliche Laufbahn als Elektroniker <strong>und</strong><br />
betriebswirtschaftlicher Fachwirt als<br />
Servicetechniker bei Berger Lahr – am<br />
heutigen SE Standort. Nach weiteren<br />
Stationen wechselte er als Applikationsingenieur<br />
zu SIG Positec, wo er umfangreiche<br />
Erfahrungen als Vertriebsingenieur für<br />
Motion Lösungen sammeln könnte. In den<br />
vergangenen 15 Jahren konnte er zudem<br />
neben dem direkten Kontakt mit der<br />
Industrie in diversen Führungsaufgaben<br />
auch die Zusammenarbeit mit den Grosshandelspartnern<br />
aktiv vorantreiben.<br />
www.se.com/de<br />
Bild: SE<br />
BESTE PERFORMANCE<br />
• Kurze Bearbeitungszeit<br />
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Division Tool<br />
6982 Agno | Schweiz<br />
mto@mikron.com<br />
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INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
Alberto Gotti<br />
Leiter Entwicklungsabteilung,<br />
Mikron Tool<br />
Jacek Kruszynski<br />
CTO, Mapal Dr. Kress KG<br />
HOCHLEISTUNGS-<br />
ENTWICKLUNG<br />
FÜR ZERSPANUNGS-<br />
WERKZEUGE<br />
Wer Zerspanungswerkzeuge entwickelt, muss höhere Produktivität, reduzierte Kosten<br />
<strong>und</strong> hohe Verfügbarkeit immer im Auge behalten. Doch unzählige andere Trends<br />
beeinflussen ebenfalls die Entwicklung neuer Werkzeuge. Vier Hersteller verraten deren Fokus.<br />
Von Eugen Albisser<br />
Dirk Kammermeier<br />
CTO, Fraisa<br />
Matthias Luik<br />
F&E-Leiter, Paul Horn<br />
Wer die ungeheure Auswahl<br />
an innovativen Zerspanungswerkzeugen<br />
auf dem Markt kennt,<br />
der weiss: Die Werkzeughersteller verfolgen<br />
nicht einen einzigen Trend, sondern<br />
dutzende, wenn nicht sogar h<strong>und</strong>erte.<br />
Zwar gibt es seit jeher ein paar<br />
unschlagbare Argumente in der Entwicklung<br />
neuer Tools <strong>und</strong> die heissen:<br />
höhere Produktivität, reduzierte Kosten<br />
<strong>und</strong> hohe Verfügbarkeit. An diesen<br />
immerwährenden Trends kommt zwar<br />
kein Hersteller vorbei – aber danach ist<br />
die Ausrichtung weit offen.<br />
Ein Werkzeug für viele Operationen<br />
Im solothurnischen Bellach bei der<br />
Firma Fraisa haben sich die Entwickler<br />
zum Beispiel vorgenommen, das<br />
stärker werdende Bedürfnis nach Agilität<br />
<strong>und</strong> Flexibilität in der Produktion<br />
mit entsprechenden Werkzeugen abzudecken.<br />
Multifunktionalität steht<br />
hier also im Fokus. «Wir entwickeln<br />
konsequent unsere MFC (Multi Functional<br />
Cutting) Technologie weiter»,<br />
sagt CTO Dirk Kammermeier. «Diese<br />
Hochleistungswerkzeuge erhöhen die<br />
Produktivität signifikant, da weniger<br />
Werkzeuge gewechselt werden müssen<br />
<strong>und</strong> sie reduzieren die Werkzeugwie<br />
auch Logistikkosten», sagt Kammermeier.<br />
Neben der MFC-Technologie<br />
designt Fraisa ihre Werkzeuge auch<br />
so, dass diese für HDC-Prozesse – also<br />
High Dynamic Cutting – eingesetzt<br />
werden können. Bei den HDC-Prozessen<br />
ist die gesamte Werkzeugschneide<br />
im Eingriff, wodurch sich das Belastungskollektiv<br />
aus Abrasion, Adhäsion<br />
<strong>und</strong> Temperatur auf einen grossen<br />
Schneidenbereich verteilt <strong>und</strong> somit<br />
zu einem deutlich geringeren Werkzeugverschleiss<br />
führt. «MFC-Technologie<br />
<strong>und</strong> HDC-Prozesse sind keine<br />
konkurrierenden Trends, sondern ergänzen<br />
sich. Durch die HDC-Prozesse<br />
kann der Einsatzbereich von MFC-<br />
Werkzeugen insbesondere bei langen<br />
Werkzeugen noch erweitert werden»,<br />
erklärt CTO Kammermeier.<br />
Warum gerade diese beiden Trends<br />
aufgenommen wurden in die Entwicklung,<br />
erklärt Kammermeier mit<br />
den sinkenden Losgrössen bei den<br />
K<strong>und</strong>en: «Das verlangt Agilität <strong>und</strong><br />
Flexibilität bei gleichzeitiger Verkürzung<br />
der Durchlaufzeiten. Beide<br />
Prozesse zusammen ermöglichen den<br />
K<strong>und</strong>en auch die Maschinen länger<br />
autonom laufen zu lassen, was insbesondere<br />
in Hochlohnländern wie<br />
der Schweiz einen enormen Wettbewerbsvorteil<br />
darstellt.»<br />
Verrückte Tools für Medizintechnik<br />
Im Tessin bei der Firma Mikron Tool<br />
hat der demografische Wandel einen<br />
Trend in den Fokus gebracht, der<br />
die Entwicklungsarbeit erheblich beeinflusst:<br />
Es ist die rasch wachsende<br />
Health-Care-Branche. Dr. Alberto Gotti,<br />
Leiter der Entwicklungsabteilung, verweist<br />
auf das jährliche Wachstum von<br />
r<strong>und</strong> sieben Prozent: «Diese Marktentwicklung<br />
ist für Mikron Tool als Hersteller<br />
von VHM-Präzisionswerkzeu-<br />
50 #<strong>015</strong> #<strong>015</strong> 51<br />
Innovative Werkzeuge von Mikron Tool:<br />
Prädestiniert für die Bearbeitung schwer<br />
zerspanbare Werkstoffe wie sie in der<br />
Medizintechnik vorkommen. Bild: Mikron Tool
INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
gen von höchstem Interesse. Denn bei<br />
einem Grossteil dieser Applikationen<br />
werden schwer zerspanbare Werkstoffe<br />
wie biokompatibles Titan <strong>und</strong> rostfreier<br />
Stahl eingesetzt. Hierfür sind unsere<br />
CrazyTools prädestiniert.» (Siehe<br />
auch Box: Aussergewöhnliche Werkzeuge<br />
testen)<br />
Dr. Alberto Gotti erklärt gleich ein<br />
Herstellungsbeispiel: Torx-Schrauben,<br />
von denen jedes Jahr r<strong>und</strong> 900 Millionen<br />
Stück produziert werden, welche<br />
bei Knochenbrüchen die Fragmente<br />
mit einer Platte verbinden: «Bei dieser<br />
riesigen Anzahl zählt jede eingesparte<br />
Sek<strong>und</strong>e in Bezug auf Geld <strong>und</strong> Zeit.<br />
«Man muss sich vorstellen, dass es sich<br />
hier um eine Massenproduktion anspruchsvollster<br />
Werkstücke handelt,<br />
die ständigen Qualitätskontrollen unterliegen.<br />
Oft sind die Inspektionskosten<br />
höher als die Produktionskosten.<br />
Schon allein deshalb ist bei einem höheren<br />
Produktions-Output eine garantierte<br />
Prozesssicherheit bei gleichbleibender<br />
Qualität für den Hersteller von<br />
immenser Wichtigkeit. Mit unserer<br />
Fertigungsstrategie <strong>und</strong> unseren Werkzeugen<br />
können wir das meistern.»<br />
Bearbeitungsstrategie <strong>und</strong> perfekt<br />
abgestimmte Parameter gehören dazu<br />
Um den Marktanforderungen gerecht<br />
zu werden, hat Mikron Tool speziell<br />
für diese Art von Knochenschrauben<br />
Zerspanungswerkzeuge <strong>und</strong> eine Fertigungsstrategie<br />
komplett neu entwickelt.<br />
Einen Kombibohrer (Kombination<br />
aus Bohrer <strong>und</strong> Fräser), einen<br />
Fräser, eine gute Bearbeitungsstrategie<br />
<strong>und</strong> maximal abgestimmte Parameter.<br />
Mehr brauchte es bei Mikron<br />
Tool nicht, um die Effizienz der<br />
Bearbeitung von Torx-Sitzen bei Knochenschrauben<br />
aus Titan oder rostfreiem<br />
Stahl zu steigern. «Unsere<br />
schlüsselfertige <strong>und</strong> revolutionäre<br />
Lösung ermöglicht eine um 50 Prozent<br />
schnellere Bearbeitungszeit <strong>und</strong> garantiert<br />
gleichzeitig höchste Profilgenauigkeit,<br />
ausgezeichnete Oberflächenqualität<br />
<strong>und</strong> minimale Gratbildung»,<br />
erklärt Alberto Gotti.<br />
Eine Herausforderung bei der Entwicklung<br />
der Werkzeuge war, dass der<br />
Aussergewöhnliche<br />
Werkzeuge testen<br />
Ein Slogan von Mikron Tool lautet «We love crazy projects»<br />
respektive «die CrazyServiceProducts» – was ist das <strong>und</strong><br />
warum die Betonung auf crazy?<br />
Dr. Alberto Gotti, Leiter der Entwicklungsabteilung: Da müssen<br />
wir etwas zurückblicken. Im Jahr 1999 lancierte Mikron Tool<br />
mit dem Industriebohrer CrazyDrill Steel die erste standardisierte<br />
Produktfamilie <strong>und</strong> damit den schnellsten Kleinbohrer der<br />
Welt. Der Name steht für verrückte Schnittgeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong> Vorschübe, für höchste Standzeiten <strong>und</strong> Prozesssicherheit.<br />
Bis zu 20-mal schnelleres Bohren gegenüber marktüblichen<br />
Standardbohrern aus Hartmetall war die Realität. Das war ein<br />
Quantensprung <strong>und</strong> einfach crazy. Und da unsere nachfolgenden<br />
Produktfamilien ebenso aussergewöhnliche Leistungen<br />
zeigten, behielten wir die Bezeichnung «crazy» bei. Das<br />
gilt auch für unsere Projektbearbeitung. Auch hier erzielen wir<br />
hervorragende Werte, die das Etikett ‹crazy› ohne weiteres<br />
rechtfertigen.»<br />
Ein Standzeit-Test («Life Time Test») gehört bei diesen «crazy<br />
projects» auch dazu. Wie muss man sich das vorstellen?<br />
Gibt der K<strong>und</strong>e die Kosten pro Werkstücke an <strong>und</strong> hat man<br />
diese in der Entwicklung einzubeziehen, oder gibt man<br />
sich selbst einen Rahmen?<br />
Beim Standzeit-Test steht die Wirtschaftlichkeit der Fertigung<br />
im Blickpunkt, aber auch die Prozesssicherheit. Einige K<strong>und</strong>en<br />
möchten ihre Zerspanprozesse wirtschaftlicher gestalten.<br />
Andere wollen die Werkzeugkosten pro produziertes Werkstück<br />
abschätzen <strong>und</strong> durch Identifi zierung der wirtschaftlichsten<br />
Werkzeuge die Einsparpotenziale ausschöpfen. In beiden<br />
Fällen darf die Prozesssicherheit nicht gefährdet werden.<br />
Genau dafür bieten wir den «Life Time Test» an. Wir ermitteln<br />
auf unseren Bearbeitungszentren die Werkstück-Bearbeitungskosten<br />
bezogen auf die eingesetzten Werkzeuge. Dazu<br />
erstellen wir Berichte mit Werkzeugbeurteilung, Werkzeugempfehlung,<br />
Schnittdaten <strong>und</strong> relevanten Messdaten. Sämtliche<br />
Richtwerte für den Werkzeugeinsatz inklusive Verschleissanalyse<br />
<strong>und</strong> Abschätzen der Standzeiten werden für den K<strong>und</strong>en<br />
ermittelt unter Berücksichtigung der Prozesssicherheit.<br />
Die Erfahrung unserer Entwicklungsarbeit fl iesst natürlich bei<br />
all unseren Dienstleistungen mit ein, <strong>und</strong> auch wenn es<br />
konkrete Vorgaben des K<strong>und</strong>en gibt, kann man diese eventuell<br />
optimieren.<br />
NeoMill-Titan von Mapal: Die Topografie der<br />
Wendeschneidplatte des NeoMill-Titan wurde<br />
von Gr<strong>und</strong> auf neu entwickelt, um die Späne<br />
optimal zu formen <strong>und</strong> abzuführen. Bild: Mapal<br />
Toleranzbereich sehr eng gesetzt ist,<br />
weil es wichtig ist, dass die Profilgenauigkeit<br />
<strong>und</strong> die Wandungs-Rechtwinkligkeit<br />
des Innensechskant von<br />
der ersten bis zur letzten Schraube respektiert<br />
werden müssen. Eine weitere<br />
Herausforderung seien die Werkstoffe<br />
gewesen, sagt Gotti. Für die optimale<br />
Bearbeitung von Titan <strong>und</strong> rostfreiem<br />
Stahl wurden zwei unterschiedliche<br />
Arten von Geometrien entwickelt. Beide<br />
Varianten sind mit chromfreier,<br />
wärme- <strong>und</strong> verschleissresistenter Beschichtung<br />
versehen. Die chromfreie<br />
Beschichtung dient zum Vermeiden<br />
von Kreuzkontamination <strong>und</strong> ist bei<br />
Medizinteilen alternativlos. Um die<br />
Profilgenauigkeit zu gewährleisten,<br />
wurde ein neues Ultrafeinkorn-Hartmetall<br />
mit hoher Steifigkeit <strong>und</strong> Resistenz<br />
gegen Schneidkantenausbrüche<br />
verwendet.<br />
Wenn die Digitalisierung ins<br />
Werkzeug kommt<br />
Dass auch die Digitalisierung bei den<br />
Werkzeugherstellern ihre Spuren hinterlässt,<br />
ist klar. Künstliche Intelligenz<br />
<strong>und</strong> Sensorik bestimmen einen von<br />
mehreren Entwicklungswegen beim<br />
Werkzeughersteller Paul Horn. «Und<br />
blickt man zudem auf die Werkzeugschneide,<br />
so liegen etwa schwer zerspanbare<br />
Materialien weiterhin im<br />
Trend <strong>und</strong> verlangen nach entsprechenden<br />
Werkzeuglösungen», sagt<br />
F&E-Leiter Dr. Matthias Luik. Eines der<br />
innovativen Werkzeuge, welche alle<br />
drei Trends vereinen, hat man mit der<br />
Firma Kistler, einer Spezialistin für dynamische<br />
Messtechnik, zusammen<br />
entwickelt. Die weltweit einzigartige<br />
Lösung ist eine Echtzeit-Werkzeugüberwachung<br />
von Mikro-Drehbearbeitungen.<br />
Das Piezo Tool System (PTS)<br />
besteht aus einem Kraftsensor, welcher<br />
in das Drehwerkzeug eingelegt<br />
wird <strong>und</strong> Aufschluss über den Zustand<br />
des Werkzeuges während der Bearbeitung<br />
gibt. Der winzige Piezo-Sensor<br />
misst selbst niedrigste Zerspankräfte<br />
mit hoher Auflösung. Matthias Luik:<br />
«Der Maschinenbediener kann so fehlerhafte<br />
Materialien <strong>und</strong> Schneidstoffe<br />
oder auch einen Werkzeugbruch sofort<br />
erkennen. Die Folge ist ein minimaler<br />
Ausschuss bei maximaler Qualität.»<br />
Das System eignet sich für den Einsatz<br />
bei Drehbearbeitungen, speziell<br />
im Mikrobereich. Hier sind alternative<br />
Messmethoden wie die Überwachung<br />
der Antriebsleistung des Hauptspindelmotors<br />
aufgr<strong>und</strong> der geringen Abweichungen<br />
unergiebig. Auch eine<br />
Messung des Körperschalls liefert<br />
bei kleinen Werkstücken keine konstant<br />
zufriedenstellenden Ergebnisse.<br />
Ein visuelles Überwachen scheidet<br />
aufgr<strong>und</strong> des Einsatzes von Kühlschmierstoffen<br />
sowie den hohen Rotationsdrehzahlen<br />
beim Bearbeitungsprozess<br />
ebenfalls aus. Die neue Lösung<br />
ist kompatibel mit ausgewählten<br />
Standard-Drehhaltern von Horn. Sie<br />
erfordert keinen Eingriff in die CNC-<br />
Steuerung <strong>und</strong> der Einsatz erfolgt<br />
maschinenunabhängig. Der Austausch<br />
der bisher eingesetzten Werkzeuge<br />
gegen solche mit Sensoren geschieht<br />
daher schnell <strong>und</strong> problemlos. Die<br />
Folge des PTS sind eine Reduzierung<br />
der Produktionskosten sowie eine Erhöhung<br />
der Fertigungskapazitäten.<br />
Branchenübergreifender Trend:<br />
Titanbearbeitung<br />
Auch Mapal hat mit dem riesigen Sortiment<br />
natürlich einige Trends auf<br />
dem Radar, welche in die Entwicklung<br />
neuer <strong>und</strong> innovativer Produkte ein-<br />
52 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 53
INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
Lesen Sie die Interviews<br />
der Antwortgeber online:<br />
Fraisa setzt unter anderem auf die Multifunktionalität.<br />
Die MFC-Werkzeuge decken 96 Anwendungsgebiete<br />
ab: Zwölf Werkstoffgruppen, die mit acht Anwendungsfällen<br />
kombiniert werden können. Bild: Fraisa<br />
• technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />
innovative-zerspanungswerkzeugemikron-tool<br />
• technik-<strong>und</strong>-wissen.ch/<br />
innovative-zerspanungswerkzeugefraisa-horn-mapal<br />
fliessen. «In der Automobilindustrie<br />
bestimmen die Bauteile für die Elektromobilität<br />
die Trends in der Zerspanung,<br />
wobei die Bearbeitung des<br />
Statorgehäuses hier strategisch an<br />
erster Stelle zu nennen ist», sagt Jacek<br />
Kruszynski, CTO, Mapal Dr. Kress KG.<br />
Ein weiterer branchenübergreifender<br />
Trend ist die Titanbearbeitung. Titan<br />
kommt als Werkstoff mit seinen speziellen<br />
Eigenschaften in immer mehr<br />
Bauteilen unterschiedlichster Branchen<br />
auch ausserhalb der Luftfahrt<br />
zum Einsatz. Gleiches gilt für Verb<strong>und</strong>werkstoffe<br />
mit CFK. «Für uns<br />
spielt der Trend eine wichtige Rolle, da<br />
Titan <strong>und</strong> Titanverb<strong>und</strong>werkstoffe<br />
schwer zu bearbeiten sind <strong>und</strong> ein<br />
grosses Fachwissen sowohl von den<br />
zerspanenden Betrieben als auch von<br />
den Präzisionswerkzeugherstellern<br />
im Hinblick auf die Werkzeugauslegung<br />
<strong>und</strong> -entwicklung erfordert»,<br />
meint Kruszynski.<br />
Wer auf der EMO 2021 war, konnte<br />
für diesen Bereich auch die neusten<br />
Tools sehen, die mit hohen Schnittwerten<br />
<strong>und</strong> durchdachter Wärmeabfuhr<br />
auftrumpfen können. Nehmen<br />
wir die Wendeschneidplattenfräser<br />
NeoMill-Titan als Beispiel. Die Topografie<br />
der Wendeschneidplatte des<br />
NeoMill-Titan wurde von Gr<strong>und</strong> auf<br />
neu entwickelt, um die Späne optimal<br />
zu formen <strong>und</strong> abzuführen. Die<br />
Wendeschneidplatten verfügen über<br />
je zwei Schneidkanten <strong>und</strong> weisen<br />
Eckenradien von 0,8 mm bis 4 mm<br />
auf. Beim Schneidstoffkonzept standen<br />
minimaler Verschleiss <strong>und</strong> die<br />
Vermeidung von Aufbauschneiden im<br />
Fokus. Neben einer verschleissfesten<br />
Der AX-FPS-Schruppfräser<br />
von Fraisa<br />
Die Fraisa bietet schon einige MFC-Werkzeuge an, die mit<br />
den im Text besprochenen Features ausgerüstet sind.<br />
Hervorgehoben kann hier der AX-FPS-Schruppfräser werden,<br />
der ein anschauliches Beispiel für die doch recht komplexe<br />
Geometrieauslegung bei solchen Werkzeugen ist. Dieses<br />
Werkzeug wurde für die Aluminiumbearbeitung entwickelt <strong>und</strong><br />
weist in seiner längsten Standardvariante eine Schneidenlänge<br />
von 5,2 × Werkzeugdurchmesser auf. K<strong>und</strong>en, die für die<br />
Luftfahrtindustrie Aluminium-Strukturbauteile herstellen, seien<br />
begeistert von der Performance, heisst es bei Fraisa. Mit diesem<br />
Werkzeug können mit einer Zustellung über die gesamte<br />
Eintauchlänge des Werkzeuges extrem hohe Zerspanungsraten<br />
unter Einhaltung von engen Bauteiltoleranzwerten<br />
erzielt werden.<br />
Bauteil AX-Fräser.<br />
Universalsorte wurde speziell für<br />
die Bearbeitung mit höheren Schnittgeschwindigkeiten<br />
eine temperaturfeste<br />
Hochleistungssorte entwickelt,<br />
die Schnittgeschwindigkeiten bis<br />
70 m/min möglich macht.<br />
Für die Hochtechnologieschneiden<br />
wurde auch der Werkzeugkörper neu<br />
entwickelt, um die Späne optimal<br />
aus der Scherzone zu befördern. Die<br />
Ungleichteilung der Schneiden sorgt<br />
für Stabilität <strong>und</strong> Laufruhe. Variabel<br />
gestaltete Kühlmittelaustritte ermöglichen<br />
die Regulierung der Durchflussmenge<br />
für jede einzelne Schneide. «Das<br />
effiziente <strong>und</strong> variable Kühlkonzept<br />
erhöht die Werkzeugstandzeit. Wir sehen<br />
hier Steigerungen im Bereich bis<br />
zu 35 Prozent. Mit den NeoMill-Titan<br />
Fräsern bieten wir daher eine optimale<br />
Lösung für Schrupp- <strong>und</strong> Semi-Finishbearbeitungen<br />
von Titanbauteilen»,<br />
sagt Jacek Kruszynski.<br />
Fraisa | www.fraisa.com<br />
Mikron Tool | www.mikrontool.com<br />
Mapal | www.mapal.com<br />
Paul Horn | Schweiz: www.dihawag.ch<br />
Das Piezo Tool System (PTS) von Horn: Es besteht<br />
aus einem Kraftsensor, welcher in das Drehwerkzeug<br />
eingelegt wird <strong>und</strong> Aufschluss über den Zustand<br />
des Werkzeuges während der Bearbeitung gibt.<br />
Bild: Paul Horn<br />
54 #<strong>015</strong><br />
#<strong>015</strong> 55
INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
Michael Zuber: «Manchmal<br />
kommt es zu Überraschungen<br />
bei den Feldtests <strong>und</strong> die<br />
Werkzeuge zeigen Fähigkeiten,<br />
die wir gar nicht im Fokus<br />
hatten.» Foto: Eugen Albisser<br />
Wendeschneidplatten fürs Langdrehen – ein Werkstattbesuch bei der Firma Bimu<br />
DER SPAN<br />
UND SEIN MEISTER<br />
Eine gute Spanabfuhr ist das A <strong>und</strong> O beim Drehen. Das weiss auch der<br />
Werkzeughersteller Bimu, für den die Suche nach innovativen Spanbruch-Lösungen<br />
schon fast zum Alltag gehört. Eine Geschichte über Hochleistungsspanbrecher,<br />
Beschichtungstests <strong>und</strong> den Einsatz der Gravitation beim Drehen.<br />
Text <strong>und</strong> Fotos: Eugen Albisser<br />
Ein guter Zerspaner weiss, worauf er bei einer Wendeschneidplatte<br />
zu achten hat, damit er den Span<br />
kontrollieren kann: Die Sorte ist entscheidend, die<br />
Geometrie, die Schneidkante. Über den Einstellwinkel<br />
zum Werkstück sowie über den Vorschub, die Schnitttiefe<br />
<strong>und</strong> die Schnittgeschwindigkeit kann er selbst noch<br />
einiges beeinflussen.<br />
Das alles weiss selbstverständlich auch der Hersteller von<br />
Wendeschneidplatten – <strong>und</strong> noch einiges mehr. Im Jurabogen<br />
sitzt einer dieser Experten, der dem Spanbruch gerne auf<br />
die Schliche kommt, ihn studiert <strong>und</strong> dann innovative Wendeschneidplatten<br />
herstellt, welche Décolleteure beruhigt<br />
einsetzen können, um hervorragende Resultate zu erzielen.<br />
Es ist die Firma Bimu <strong>und</strong> deren Chef heisst Michael Zuber.<br />
Die Nische der Firma ist also das Langdrehen <strong>und</strong> die zu<br />
bearbeitenden Teile enden im oberen Bereich bei 42 Millimetern<br />
Durchmesser <strong>und</strong> im unteren Bereich bei wenigen<br />
Zehntelmillimetern, kleinste Stifte also, die zum Beispiel in<br />
der Uhrenindustrie verwendet werden.<br />
Wie geht ein solcher Hersteller vor, wenn er neue Wendeschneidplatten<br />
entwickelt? Was ist von Wichtigkeit <strong>und</strong> was<br />
ist bei ihr zu beachten? Und hat der Werkzeughalter einen<br />
wesentlichen Einfluss <strong>und</strong> wie sieht es aus mit der Kühlmittelzufuhr?<br />
Ich bin mit solchen Fragen zu Michael Zuber<br />
ins bernjurassische Tavannes gefahren, wo gleich hinter<br />
dem Bahnhof des Ortes die Firma steht, die erst kürzlich<br />
eine innovative Wendeschneidplatte auf den Markt brachte,<br />
die ISO Line VCGT 1103…FR BI120.<br />
Herr Zuber, wie ist Bimu auf die Idee zu dieser neuartigen<br />
Wendeschneidplatte gekommen?<br />
Wir sind ein kleines Unternehmen <strong>und</strong> ziemlich nahe<br />
bei den K<strong>und</strong>en. Da hören wir natürlich öfters, was noch<br />
fehlt. Diese neue Wendeschneidplatte ist also entstanden,<br />
weil es auf dem Markt keine für das Langdrehen gab,<br />
die einen kleinen Radius aufweist, vorne drehen kann<br />
<strong>und</strong> absolut zuverlässig bei bestimmten Materialgruppen,<br />
wie rostfreiem Stahl, funktioniert. ››<br />
56 #<strong>015</strong> #<strong>015</strong> 57
INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
Mit Gravitation <strong>und</strong> Hochdruck den Span brechen. Die linke Grafik zeigt die vertikale<br />
Bearbeitungsmöglichkeit mit dem neuen Werkzeughalter. Die rechte Grafik zeigt<br />
das Kühlschmiermittel, das direkt auf Freiwinkel <strong>und</strong> Spanwinkel trifft. Grafik: Bimu<br />
paar einfache Faktoren, die bestimmend sind. In erster<br />
Linie will er eine möglichst kurze Taktzeit pro Bauteil<br />
erreichen <strong>und</strong> eine hohe Standzeit beim Werkzeug. So ist<br />
schnell ein Vergleich gezogen zum bisher eingesetzten<br />
Werkzeug. Bei unserer neuen Wendeschneidplatte kam<br />
zum Beispiel eine Firma auf 14‘000 Teile im Vergleich zu<br />
5000 Teilen zuvor. Solche Resultate zeigen uns schnell,<br />
welche Beschichtung vorzuziehen ist. Und die Tests sind<br />
auch immer wieder gut für Überraschungen.<br />
Überraschungen welcher Art?<br />
Die K<strong>und</strong>en versuchen mit einem neuen Tool allerlei aus.<br />
Eine Firma versuchte aufgr<strong>und</strong> der hervorragenden<br />
Resultate mit rostfreiem Stahl auch die Bearbeitung von<br />
Inconel, also einer Nickelbasislegierung. Es stellte sich<br />
heraus, dass die Wendeschneidplatten reibungslos funktionierten.<br />
Wir selbst hatten Inconel gar nicht bei der Entwicklung<br />
auf dem Radar.<br />
Power<br />
Punkt<br />
Das ist tatsächlich eine positive Überraschung. Bimu selbst<br />
kam dann aber auch noch mit einer weiteren Überraschung<br />
auf den Markt: Ein neuer Halter, der den Spanbruch noch<br />
weiter optimieren kann.<br />
Es gibt Materialien, die trotz ausgefeilter Geometrie,<br />
scharfen Schnittkanten, Hochleistungsspanbrechern <strong>und</strong><br />
bester Beschichtung nicht brechen wollen. Da haben wir<br />
die Gravitation zu Hilfe genommen.<br />
Deutlich zu erkennen sind die Hochleistungsspanbrecher, die wie drei ausgestreckte<br />
Finger angebracht sind <strong>und</strong> das Drehen in allen Richtungen zulässt. Grafik: Bimu<br />
Dann haben Sie sich hingesetzt <strong>und</strong> gesagt, so, das machen<br />
wir nun?<br />
Eigentlich schon. Wir wussten schnell, da muss ein<br />
für uns neuer Spanbrecher her! Ein Hochleistungsspanbrecher,<br />
mit dem in alle Richtungen gedreht werden<br />
kann. Dann tüftelten wir über das einzusetzende Hartmetall<br />
<strong>und</strong> schliesslich auch noch über die Beschichtung.<br />
Was würden Sie selbst als innovativ an der Wendeschneidplatte<br />
bezeichnen?<br />
Definitiv der Typ des Spanbrechers mit den drei «Fingern»,<br />
womit es uns eben gelingt, in alle Drehrichtungen ein<br />
Werkstück mit kontrolliertem Spanbruch zu bearbeiten.<br />
Aber schlussendlich ist es bei einer Wendeschneidplatte<br />
immer die Kombination, welche über Erfolg oder Nichterfolg<br />
entscheidet. Wir haben bei der Platte noch eine<br />
Wiper-Geometrie eingebaut, dazu beim Hartmetall offenbar<br />
die richtige Wahl getroffen <strong>und</strong> mit vielen Tests dann<br />
auch die optimale Beschichtung gef<strong>und</strong>en.<br />
Hersteller nicht vier oder fünf Presswerkzeuge herstellen<br />
lassen <strong>und</strong> diese dann testen. Bei der Auswahl helfen<br />
aber die Gespräche mit den Herstellern <strong>und</strong> der Rest ist die<br />
Erfahrung <strong>und</strong> Recherchearbeit. Wir stellen seit Jahren<br />
akribisch alle Hartmetalle, Beschichtungen <strong>und</strong> Arten von<br />
Spanbrechern in einer Datenbank zusammen <strong>und</strong> beschreiben<br />
deren Eigenschaften. Diese Datenbank ist enorm<br />
wichtig beim Entwickeln.<br />
Wie finden dann die Tests statt?<br />
Wir testen hier bei uns zum Beispiel die Geometrie <strong>und</strong><br />
die Art des Spanbrechers. Aber erst die Langzeit-Feldtests<br />
bei den K<strong>und</strong>en zeigen uns, ob wir richtig damit liegen.<br />
Dort testen wir auch unterschiedliche Beschichtungen.<br />
Im Falle der neuen Wendeschneidplatten-Linie hatten wir<br />
acht verschiedene Beschichtungen von vier Anbietern.<br />
Jeder Testk<strong>und</strong>e bekam alle acht Werkzeuge <strong>und</strong> konnte<br />
diese testen. Schnell stellte sich heraus, welche zwei die<br />
Favoriten sind.<br />
Mit einem Werkzeughalter für die Y-Achsen-Bearbeitung,<br />
sodass die Späne fallen müssen.<br />
Ja, einfach vertikal statt horizontal drehen <strong>und</strong> schon kann<br />
man die Schwerkraft auch noch nutzen. Aber der neue<br />
Werkzeughalter hat noch einen weiteren «Spanbrecher»<br />
eingebaut: Wir lassen über zwei Kühlkanäle im Halter mit<br />
Hochdruck Kühlschmiermittel von zwei Seiten auf den<br />
Freiwinkel <strong>und</strong> Spanwinkel schiessen. Entscheidend dabei<br />
ist aber nicht etwa die Schmiereigenschaft des Kühlschmiermittels,<br />
sondern die Energie, mit der es auf den<br />
Span trifft.<br />
Bimu wollte die neuen Wendeschneidplatten erstmals<br />
auf der Siams 2020 zeigen, die aber wegen Corona ausfiel.<br />
Wie sah danach die Markteinführung aus?<br />
Die war tatsächlich etwas schwieriger als gedacht. Denn<br />
die Siams wäre geradezu prädestiniert gewesen, um<br />
all unsere K<strong>und</strong>en zu treffen <strong>und</strong> die Wendeschneidplatten<br />
vorzustellen. Mit einer Videokonferenz ist es schon<br />
schwieriger, diese vorzustellen. Man will diese in den<br />
Händen halten, sie anschauen <strong>und</strong> sich zeigen lassen.<br />
Wir haben zwar alles unternommen, um die Wendeschneidplatten<br />
bekannt zu machen, aber wir sehen nun<br />
seit ein paar Monaten, seit wir wieder vermehrt K<strong>und</strong>en<br />
besuchen können, dass dies viel einfacher geht. Die<br />
Resonanzen sind erfreulich <strong>und</strong> wir sehen, dass unsere<br />
Innovation sehr gut aufgenommen wird.<br />
TOX ® - e Clinchen<br />
Das Verbindungsverfahren<br />
mit<br />
optimalem Stromfluss<br />
im Fügepunkt.<br />
Wie laufen solche Tests bei der Suche nach dem Hartmetall<br />
<strong>und</strong> der Beschichtung ab?<br />
Da muss man unterscheiden. Bei der Suche nach dem<br />
Hartmetall führen wir keine Tests durch. Wir können beim<br />
Stecken da aussagekräftige Messresultate dahinter?<br />
Nicht wirklich. Wir arbeiten manchmal mit dem Inspire<br />
zusammen oder führen beispielsweise Tests mit Schnittkraftmessgeräten<br />
durch. Aber bei den K<strong>und</strong>en gibt es ein<br />
Bimu | www.bimu.ch<br />
58 #<strong>015</strong><br />
tox-pressotechnik.com
INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
KERAMIKFRÄSER:<br />
GEHÖRT IHM<br />
DIE ZUKUNFT?<br />
Keramikfräser liefern erstaunliche Resultate bei der Bearbeitung von<br />
Aluminium, können aber auch andere Buntmetalle <strong>und</strong> Kunststoffe effizient fräsen.<br />
Ist dies also die nächste Generation von Fräswerkzeugen? Ein Gespräch<br />
mit Jetmir Bejtulai, CEO <strong>und</strong> Inhaber der Firma BSQ Tech GmbH, die mit der<br />
SwissCeraMill-Linie auf den Markt kommt.<br />
Text <strong>und</strong> Bilder: Eugen Albisser<br />
Jetmir Bejtulai, CEO <strong>und</strong> Inhaber der Firma BSQ Tech GmbH<br />
mit einem Keramikfräser: «In der Bearbeitung von Aluminium<br />
sind wir der Überzeugung sind die Fähigkeiten von SwissCeraMill-<br />
Keramikfräser unschlagbar.» Bild: Technik <strong>und</strong> Wissen<br />
Herr Bejtulai, Ihre Keramikfräser faszinieren in<br />
den sozialen Medien <strong>und</strong> viele fragen sich dort,<br />
was diese Fräser können, deren Verkauf kürzlich<br />
begonnen hat. Eine Antwort darauf gab nun unter<br />
anderem die Firma Kern Mikrotechnik. Wie kam es dazu?<br />
Meine Firma BSQ Tech GmbH wurde im März dieses Jahres<br />
von Kern Mikrotechnik angefragt, ob sie die Keramikfräser<br />
SwissCeraMill auf ihren hochpräzisen <strong>und</strong> dynamischen<br />
Maschinen testen könnten – <strong>und</strong> die veröffentlichten Tests<br />
haben anschliessend ziemlich viel Resonanz ausgelöst.<br />
Warum hat Kern Mikrotechnik Sie angefragt?<br />
Ich kann das zitieren, was ein Mitarbeiter von Kern<br />
Mikrotechnik schrieb: «Ihr seid ja momentan in aller<br />
M<strong>und</strong>e auf Instagram. Ich werde mittlerweile fast täglich<br />
angeschrieben, ob wir als ‹Speerspitze der Zerspanung›<br />
den BSQ-Keramikfräser schon mal getestet haben <strong>und</strong> ob<br />
er etwas taugt.» Dem Angebot <strong>und</strong> der Bitte, den Keramikfräser<br />
SwissCeraMill zu testen, haben wir natürlich gerne<br />
zugestimmt.<br />
Das Fazit am Schluss des Tests von Kern Mikrotechik<br />
lautete: «Ich nenne ihn einen Aluminium-Vaporisator!»<br />
Das war ein so grosses Lob, dass es unweigerlich auch<br />
grosse Wellen schlagen musste im Netz. Sagen Sie etwas<br />
mehr zu den Tests.<br />
Beim ersten Test wurde ein Bauteil aus Aluminium<br />
Al EN-AW 5083 bearbeitet mit einem 6 mm Fräser <strong>und</strong><br />
einer Seitenzustellung von 2,4 mm. Der Vorschub lag<br />
bei 17 500 mm/min*. Dieser erste Test überraschte viele,<br />
dass ein Keramikfräser so hohe Vorschubgeschwindigkeiten<br />
erreichen kann. Es kamen danach Anfragen, ob der<br />
Vorschub noch erhöht werden könne. Darauf hat Kern<br />
Mikrotechnik einen zweiten Versuch gestartet, diesmal<br />
mit 30 000 mm/min – <strong>und</strong> auch diesen Test hat der<br />
Fräser problemlos bestanden! ››<br />
* Anmerkung der Redaktion: bei n=39000 1/min, Maschinenobergrenze<br />
<strong>und</strong> Vc=735 m/min, ebenfalls Maschinenobergrenze<br />
#<strong>015</strong> 61
INNOVATIVE ZERSPANUNGSWERKZEUGE<br />
Versuchen wir das ein wenig einzuordnen:<br />
Wann empfehlen Sie generell einen Keramikfräser?<br />
In der Bearbeitung von Aluminium sind wir der<br />
Überzeugung sind die Fähigkeiten von SwissCeraMill-<br />
Keramikfräser unschlagbar.<br />
Und wann ist ein Keramikfräser definitiv die falsche Wahl?<br />
Wir empfehlen ihn nicht für Stähle, diverse Legierungen,<br />
Titan <strong>und</strong> Inconell. Allerdings werden wir in Zukunft<br />
auch dahingehend Lösungen suchen <strong>und</strong> entwickeln.<br />
Wir stehen ja ganz am Anfang mit unseren Keramikfräsern.<br />
Die erste Lösung, die nun auf den Markt kommt, besteht<br />
aus einer Standardlinie, welche Sie die Aluminium-Linie<br />
nennen, die aber nicht nur Aluminium fräsen kann.<br />
Ja, die Linie ist ein Kompromiss, damit wir zeigen können,<br />
was alles möglich ist. Mit der Linie lässt sich Aluminium<br />
fräsen wie beim Test von Kern. Dann aber auch weitere<br />
Nichteisenmetalle wie Messing, Kupfer <strong>und</strong> auch<br />
Kunststoffe.<br />
Die Linie ist ein Kompromiss, sagen Sie. Das heisst,<br />
dass bei angepassten Geometrien auf einen spezifischen<br />
Werkstoff noch Potenzial vorhanden wäre, oder?<br />
Das ist so. Wir haben diese Geometrien bereits entwickelt.<br />
Diese Linien werden wir in Zukunft erstellen, wenn<br />
der Verkauf ansteigt <strong>und</strong> wir das Investitionsvolumen<br />
haben. Wir können nun aber mit diesen Standard-Fräsern<br />
bereits bessere Resultate erzielen als mit konventionellen<br />
Hartmetallfräsern. Zudem können wir, wenn K<strong>und</strong>en<br />
weitere Verbesserungen wollen, diese auf Anfrage erstellen.<br />
Das können zum Beispiel grössere Eckenfasen oder<br />
Kugelfräser sein<br />
Was sicher alle brennend interessiert, ist das Preis-<br />
Leistungs-Verhältnis. Keramikfräser sind mit hohen Kosten<br />
verb<strong>und</strong>en, allein schon deshalb, weil die Materialkosten<br />
hoch sind. Wie holt man diese hohen Investitionskosten<br />
wieder heraus?<br />
Auch hier haben wir Firmen, die unsere Fräser extra<br />
dafür getestet haben. Ein Beispiel: Für die Bearbeitung<br />
eines Aluminiumbauteils brauchte eine Firma 8 min mit<br />
einem Standard-Hartmetallfräser. Für 200 Teile also<br />
3,33 Tage. Sie kamen pro Stück auf 16 Franken Bearbeitungskosten,<br />
wenn man Maschinenkosten, Personal <strong>und</strong><br />
weitere Betriebskosten mit einberechnet – also auch die<br />
Kosten für die Hartmetallfräser. Mit dem SwissCeraMill-<br />
Keramikfräser dauerte die Bearbeitung noch 1 min 45 s, die<br />
Bearbeitung aller 200 Teile dauerte 0,73 Tage <strong>und</strong> so kostete<br />
das Bauteil nur noch 5,60 Franken – <strong>und</strong> dies also inklusive<br />
der Kosten für den teureren Keramikfräser. Das zeigt<br />
deutlich, wie schnell sich diese Investition amortisiert hat.<br />
Das sind eindrückliche Zahlen. Wie sah es mit den<br />
technischen Aspekten aus wie Schnittmeter, Tiefenzustellung<br />
<strong>und</strong> Spindelbelastung aus?<br />
Zuerst einmal muss ich erwähnen, dass wir mit dem<br />
SwissCeraMill-Keramikräser schruppen <strong>und</strong> schlichten,<br />
während beim Hartmetallfräser das Schlichten mit einem<br />
zweiten Werkzeug erfolgen musste. Was gleich war:<br />
Drei Zähne am Fräser, einen Schnittmeter von 280 m/min,<br />
eine maximale Drehzahl von 15 000 1/min <strong>und</strong> die Seitenzustellung<br />
lag bei beiden bei 6 mm.<br />
Aber nun zu den Unterschieden: Mit dem Keramikfräser<br />
hatten wir 4500 mm/min, beim Hartmetallfräser 2500 mm/<br />
min. Die Tiefenzustellung lag bei uns bei 12 mm, beim<br />
Hartmetallfräser bei 6 mm –, wobei ebenfalls versucht<br />
wurde, eine tiefere Zustellung zu erreichen, aber der Fräser<br />
dann abbrach. Und die Spindelauslastung lag bei unserem<br />
Fräser bei 10 Prozent, beim Hartmetallfräser bei 40 Prozent.<br />
Dabei muss man auch sehen, dass wir glatte Oberflächen<br />
hinbekamen, eine mindestens 10-fach höhere Standzeit<br />
erreichten <strong>und</strong> die Schneiden scharf blieben <strong>und</strong> keine<br />
Ausbrüche hatten, während der Hartmetallfräser für<br />
Aluminium raue Oberflächen hatte <strong>und</strong> die Schneiden<br />
stumpf wurden.<br />
Höhere Werkzeugstandzeit, Schnittgeschwindigkeiten<br />
<strong>und</strong> Vorschubgeschwindigkeiten: Zählen Sie noch ein paar<br />
weitere Vorteile von Keramikfräsern auf, damit wir da alles<br />
zusammenhaben.<br />
Wir haben eine Präzision bei der Serienfertigung unter<br />
0,002 mm gemessen, wobei auch sehr feine Oberflächenqualität<br />
von Ra 0,4 bis Ra 0,05 möglich sind. Die Fräser<br />
brauchen keine Beschichtung, die Kanten sind scharf<br />
geschliffen <strong>und</strong> poliert, sodass keine Kornausbrüche<br />
möglich sind. Ausserdem ist ein Nachschleifen jederzeit<br />
garantiert – <strong>und</strong> alle Keramikfräser werden zu 100 Prozent<br />
in der Schweiz gefertigt <strong>und</strong> es ist eine einzigartige, neue<br />
Technologie, die aktuell nur wir auf dem Markt vertreiben.<br />
Unsere Keramikfräser<br />
werden zu 100 Prozent<br />
hier in der Schweiz<br />
gefertigt.<br />
Jetmir Bejtulai<br />
Aber es hat Ansätze gegeben mit Keramikfräsern.<br />
Es gab tatsächlich nicht nur Ansätze, sondern es gibt<br />
Keramikfräser, allerdings nur für kleinste Durchmesser.<br />
Man hat bisher angenommen, dass grosse Durchmesser<br />
nicht möglich sind <strong>und</strong> die Fräser brechen würden.<br />
Welche Fräserarten bieten Sie eigentlich an <strong>und</strong> in welchen<br />
Durchmessern?<br />
Wir bieten Schaftfräser an mit Eckenfase, mit Eckenradien<br />
<strong>und</strong> Halbr<strong>und</strong>fräser. Der Durchmesserbereich liegt bei<br />
1 bis 20 mm.<br />
Die Keramikfräser werden zu 100 Prozent in der Schweiz<br />
gefertigt, haben Sie gesagt. Wer produziert sie?<br />
Der Hersteller der SwissCeraMill-Keramikfräser ist A&L<br />
Tool AG, ein sehr junges <strong>und</strong> innovatives Unternehmen<br />
in der Ostschweiz. Sie haben durch mich vor einigen<br />
Jahren den Einstieg in die technische Keramik gef<strong>und</strong>en.<br />
So haben wir uns entschieden, gemeinsam den Weg zu<br />
gehen <strong>und</strong> die Linie SwissCeraMill auf dem Markt zu<br />
bringen. Sie stellen die Keramikfräser exklusiv nur für<br />
unsere BSQ Tech GmbH her. Dafür verpflichtet sich BSQ<br />
Tech GmbH, keinen zweiten Lieferanten aufzubauen.<br />
Was sind die Herausforderungen beim Produzieren solcher<br />
Keramikfräser?<br />
Die Programmierung der Fräser ist sehr herausfordernd.<br />
Dabei spielen viele Parameter eine wichtige Rolle, damit<br />
das geschliffene Werkzeug gelingt. Wichtig sind hier<br />
die Schleifscheiben. Auch hier steckt viel Fachwissen<br />
dahinter. Jede Keramik hat eine unterschiedliche Härte,<br />
somit werden auch unterschiedliche Schleifscheiben<br />
mit unterschiedlichen Bindungen eingesetzt. Dann ist es<br />
wichtig zu wissen, mit welchen Schnittparametern die<br />
technische Keramik geschliffen werden kann. Dazu haben<br />
wir eine eigene Entwicklung gemacht, wobei die Keramik<br />
nicht überhitzt werden darf, damit die maximale Festigkeit<br />
gesichert ist.<br />
Was muss man machen, um einen Keramikfräser<br />
einmal zu testen?<br />
Wir haben zu Beginn Testwerkzeuge ausgehändigt, dann<br />
aber gesehen, dass dies nicht der richtige Weg ist. Wir<br />
wollen umfassend beraten, um das Beste aus dem Fräser<br />
zu holen. Dazu gehört, dass man die Programme bespricht<br />
<strong>und</strong> Schnittdaten bekommt. Wenn man sich daranhält,<br />
erzielt man grossartige Ergebnisse. Wir garantieren also,<br />
dass wenn jemand einen Fräser kauft <strong>und</strong> die Daten einhält,<br />
sie nicht brechen. Da geben wir eine Garantie darauf.<br />
BSQ Tech GmbH | www.bsq-tech.com<br />
62 #<strong>015</strong> #<strong>015</strong> 63
Produkte<br />
Fräser für Bearbeitung kohlefaserverstärkter Kunststoffe<br />
Die schwingungsgedämpfte Aufnahme AC060 für Screwfit-Wechselköpfe ist gezielt<br />
für kleinere Durchmesser entwickelt worden <strong>und</strong> wird zunächst für die Schnittstellen<br />
T18, T22 <strong>und</strong>T28 verfügbar sein. Wie alle Accure-tec-Aufnahmen besitzt auch<br />
diese ein axial <strong>und</strong> radial elastisch gelagertes Dämpferelement, das voreingestellt<br />
ist. Die kraftschlüssige Screwfit-Verbindung <strong>und</strong> die konische Form der Fräsaufnahme<br />
verleihen dem Werkzeug eine hohe Stabilität, was zu hoher Prozesssicherheit<br />
<strong>und</strong> Oberflächengüte führt. Die AC060 bietet eine R<strong>und</strong>laufgenauigkeit
PRODUKTE<br />
Präzise Bearbeitung kleiner Durchmesser<br />
Die Serie CoroCut QI ist Bestandteil der Corocut-Q-Plattform <strong>und</strong><br />
unterteilt sich in die Anwendungsbereiche Innennutendrehen<br />
<strong>und</strong> Axialeinstechen. Dank des verbesserten Designs, unterstützt<br />
durch engere Toleranzen der Kantenverr<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> eine<br />
innere Kühlmittelzufuhr, sind eine bessere Spankontrolle, eine<br />
um zehn Prozent höhere Produktivität <strong>und</strong> eine um 20 Prozent<br />
höhere Standzeit möglich. Die Geometrien reichen von GF, einer<br />
scharf geschliffenen Wendeschneidplatte für das Inneneinstechen,<br />
über die direkt gepressten TF-Wendeschneidplatten für<br />
das Axial- <strong>und</strong> Inneneinstechen sowie das Innendrehen bis hin<br />
zu Werk zeugen mit RM-Geometrie, die ideal für nichtlineares<br />
Drehen, wie das Innen- <strong>und</strong> Stirnprofildrehen, geeignet sind.<br />
Die Fachzeitschrift für Fachleute aus der Industrie<br />
Sandvik Coromant | www.sandvik.coromant.com<br />
Geschenkt!<br />
Hochproduktives Fräsen von Edelstahl<br />
Hochtemperaturfeste <strong>und</strong> zähe Werkstoffe der ISO-Werkstoffgruppe M setzen bei hohem Zerspanvolumen<br />
Spannnuten zu <strong>und</strong> erschweren dadurch eine prozesssichere Bearbeitung. Der Optimill-<br />
Tro-Inox (Ø 4 bis 20 mm; 2 bis 5×D) löst diese Aufgabe durch ein optimales Verhältnis von Schneidenzahl,<br />
Spanteilern <strong>und</strong> neuartiger Nutform. Die Multilayer-Beschichtung stellt einen weiteren Vorteil<br />
des sechsschneiden Vollhartmetall-Trochoidfräsers dar. Diese wirkt adhäsivem Verschleiss entgegen<br />
<strong>und</strong> sorgt in Kombination mit dem auf die Anwendung abgestimmten Hartmetall für optimale<br />
Ergebnisse. Im Vergleich zu Lösungen mit vier oder fünf Schneiden bietet der neue Fräser ein<br />
um 20 Prozent höheres Zeitspanvolumen <strong>und</strong> erreicht 30 Prozent längere Standwege. Der optimierte<br />
Drallwinkel reduziert zudem die Auszugskräfte <strong>und</strong> erhöht so die Prozesssicherheit.<br />
Mapal Dr. Kress KG | www.mapal.com<br />
Fingerwechsel auf Knopfdruck<br />
Schunk erweitert sein Programm zum schnellen Greiferfingerwechsel:<br />
War beim Backenschnellwechselsystem BSWS noch<br />
ein Inbusschlüssel erforderlich, genügt beim manuellen System<br />
BSWS-M ein Knopfdruck, um die Aufsatzbacke mechanisch<br />
zu entriegeln <strong>und</strong> unmittelbar vom Greifer abzuziehen. Ebenso<br />
schnell <strong>und</strong> einfach wird eine neue Backe aufgesteckt <strong>und</strong><br />
per Knopfdruck mit dem Greifer verb<strong>und</strong>en. Das werkzeuglose<br />
Backenschnellwechselsystem senkt so die Rüstzeiten auf<br />
ein Minimum <strong>und</strong> erhöht damit die Produktivität <strong>und</strong> Flexibilität<br />
der Anlage. Als zusätzliche Montagehilfe lässt sich<br />
über optional verfügbare Passstifte <strong>und</strong> eine entsprechende<br />
Passstiftbohrung sicherstellen, dass die Finger beispielsweise<br />
bei asymmetrischen Fingerpaaren nur an der jeweils<br />
korrekten Position montiert werden können.<br />
Schunk GmbH & Co. KG | www.schunk.com<br />
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66 #<strong>015</strong>
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