Der Josef_Ausgabe #2
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LUFT NACH
OBEN.
WAS HAT EIN MILLIONENSCHWERER KONZERN
MIT DEM NAHVERSORGER AUS DEM DORF
GEMEINSAM? UND WOHIN GEHT DIE REISE AUF DER
HERAUSFORDERNDEN SUCHE NACH MITARBEITERN?
Mittlerweile halten mehr als 11.000 Mitarbeiter in 37
Ländern die Räder am Laufen und erwirtschafteten
2020 einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Kaum
zu glauben also, dass die AVL, einer der „Big Player“
der Automobilindustrie, genauso händeringend nach
(jungen) Talenten sucht, wie andere steirische KMUs.
Dr. Markus Tomaschitz, Chief Human Resources Officer
der AVL, steht uns Frage und Antwort.
Da die Mitarbeitersuche und -bindung zu einer immer
größeren Aufgabe wird, sind neue Lösungsansätze
gefordert. Wie ist hier die Vorgehensweise seitens
AVL?
TOMASCHITZ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu
finden ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, denn fast
alle unsere potentiellen Kandidatinnen und Kandidaten
sind in anderen Dienstverhältnissen. Daher können wir
nur besser sein als andere Arbeitgeber und dies auch
auf möglichst vielen Plattformen erzählen. Die harte
Währung ist hier Ehrlichkeit und Authentizität.
Die zweite Gruppe potentieller Kandidatinnen
und Kandidaten ist in Ausbildung, daher gilt es
Beziehungsarbeit zu betreiben, Studierende mit Wissen
und Equipment zu unterstützen und das Unternehmen
immer wieder vorzustellen. Und ganz besonders, selber
Leute auszubilden (Lehrberufe und Studienpraktika).
Neue Lösungsansätze sind in der Anwendung digitaler
Systeme und Nutzung sozialer Netzwerke. Aber der
Arbeitskräftemangel ist gekommen, um lange zu
bleiben. Es ist ein harter Verdrängungswettbewerb, das
muss allen klar sein.
Welche neuen Wege ergeben sich aus Ihrer
Perspektive in Anbetracht der steigenden Nutzung
von sozialen Medien, um u.a. Mitarbeiter zu
akquirieren?
TOMASCHITZ In sozialen Medien werden die entsprechenden
Informationen ausgespielt, hier ist der
Platz um das Unternehmen vorzustellen und ins Gerede
zu bringen, es ist das Medium um Beziehungsarbeit
zu betreiben. Aber man muss extrem vorsichtig sein,
welche Informationen man sendet. Was nach außen
kommuniziert wird, muss nach innen merkbar sein. Der
klare Vorteil ist aber, dass man mit sozialen Netzwerken
in kürzester Zeit viele Personen ansprechen kann. Es
kommt auf das „Wie“ an.
" Innovation
is infinite.
"
Wo liegen die Herausforderungen im HR-Bereich
als global agierender Konzern? Gibt es
regionale Unterschiede auf der Arbeitgeber- und
Arbeitnehmerseite?
TOMASCHITZ „Nichts trennt uns so sehr wie die
gemeinsame Sprache“... schon im DACH-Raum gibt
es regionale Unterschiede in Sprachgebrauch und
Umgang miteinander, im internationalen KollegInnen-
Umfeld braucht es noch mehr Sensibilität und Übung.
Daher ist es wichtig, internationale Vorgaben durch
das Headquarter zu definieren, Ziele und Werte genau
vorzugeben, aber regional zu handeln und vor Ort
eine/n zuständige/n Kolleg/in zu haben. Wir haben in
Graz KollegInnen aus 50 verschiedenen Nationen – da
geht es um Kontextverständnis, da wir unterschiedliche
kulturelle Hintergründe mitbringen. Auf regionaler
Ebene gibt es riesige Unterschiede, z. B. im erwarteten
und gezeigten Führungsverhalten, in der Kommunikation
(auch Körpersprache) und in der Zusammenarbeit
selbst.
Welchen Stellenwert hat das Thema Aus- bzw.
Weiterbildung innerhalb der AVL? Welche Anforderungen
ergeben sich daraus an unser Bildungssystem?
TOMASCHITZ Viele der erforderlichen Qualifikationen
für unsere hochkomplexen Aufgaben werden nicht im
Bildungssystem gelehrt. Daher ist es wichtig, dass
an TUs und FHs Vortragende aus der Wirtschaft sind
und auch AVL bei der Erstellung neuer Fachrichtungen
um Input gebeten wird. Unerlässlich ist ein eigenes
Ausbildungsinstitut (AVL Academy) die nicht nur Fachund
Managementkarrieren steuert sondern auch Ausund
Weiterbildung (Lehre!). Unser Bildungssystem ist für
die Herausforderungen des 20. Jahrhunderts aufgebaut,
da ging es um Austauschbarkeit. Das 21. Jahrhundert
lebt von der Individualisierung und Einzigartigkeit –
dafür bildet das österreichische Bildungssystem noch
ungenügend aus. Die Rolle des Lehrers wandelt sich
vom Wissensvermittler zum Potenzialerkenner und
Talenteentwickler.
Welche Lösungen nutzt AVL aktuell und welche
Wege werden eingeschlagen um „Fit für die Zukunft“
zu bleiben bzw. zu werden?
TOMASCHITZ Up-/Reskilling, Lehrlingsausbildung,
Erstellung neuer Lehrberufe an AVL-Bedürfnisse
angepasst (z. B. Applikationsentwickler/in/-Coding in
DTC) und engagiertes Employee Engagement, um
die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
zu kennen und Arbeitsumgebung entsprechend zu
gestalten. Wichtig ist und bleibt das Lernen am
Arbeitsplatz selbst (learning on the job), dort ist der
Lerneffekt am größten.
DR. MAG. MARKUS TOMASCHITZ, MBA
CHIEF HUMAN RESOURCES OFFICER &
GROUP SPOKESMAN AVL LIST GMBH
Bevor er im Jahr 2015 zur AVL wechselte, absolvierte
er verschiedene Stationen in der
Industrie, u.a. als Geschäftsführer der FH
JOANNEUM GmbH und als Executive Director
der Magna Education and Reserach GmbH.
AVL ist das weltweit größte private Unternehmen
für die Entwicklung und das Prüfen von Antriebssystemen.
Ihre Kunden sind die führenden
Automobilhersteller, zählen zu den besten
Adressen des Motorsports oder gehören Branchen
an, für die der optimierte Einsatz von
Verbrennungsmotoren sowie elektrifizierten Antrieben
von Bedeutung ist.
KONTAKT
AVL List GmbH
Hans-List-Platz 1
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