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2 Nachrichten / Wetter Dienstag, 8. Februar 2011 Freie Auswahl für Spitzenkandidat Scholz GAL?CDU?OderdochFDP?HamburgsSozialdemokratenhabenvorderWahlalleMöglichkeiten VONDIRKSCHMALER,HAMBURG Der Wahlkampf an der Elbe scheint schon gelaufen, bevor die heiße Phase überhaupt begonnenhat.ZweiWochenvor der Wahl liegen Hamburgs Sozialdemokraten so deutlich vor der regierenden Union, dass sie sichkaumnochmitdeminUmfragen abgeschlagenen Amtsinhaber Christoph Ahlhaus von der CDU beschäftigen, sondern vielmehrmitderFrage,mitwem sie denn am besten ins Rathaus einziehen sollten. Hamburgs SPD-AltbürgermeisterHenning VoscherauempfahlseinerPartei nun angesichts der Umfragen erstmals offen eine Abkehr vom angepeilten rot-grünen Bündnis undmachtesichfüreinesozialliberale Koalition stark. Er geht damit auf Konfrontationskurs gegen den SPD-SpitzenkandidatenOlafScholz.Scholzhatzwarerneutbekräftigt, nach einem möglichen Wahlsieg mit den Grünen Koalitionsverhandlungen führen zu wollen. In der Sache jedoch setzt er sich mit seinem wirtschaftsfreundlichenKursimmer deutlicher von der GAL ab. Im Interview mit der „Welt am Sonntag“ bügelte er gerade kurzerhand zentrale Projekte der Grünen ab: „Die City-Maut kommt nicht, die Stadtbahn ist zu teuer“, sagte er und stieß seinem „Wunschpartner“ einmal mehr vor den Kopf. Gern bezeichnet Scholz seine Partei im Wahlkampf als „wirtschaftsfreundlichste Partei der Stadt“, der Umweltschutz, in der schwarz-grünenKoalitionunter Ole von Beust noch ein Schlüsselthema, kommt bei Scholz kaum noch vor. Das ärgert die Grünen, die sich ihrerseits immer deutlicher als umweltpolitisches Korrektiv zu einer AlleinregierungScholzpositionieren.DasSelbstbewusstseinderSozialdemokratenliegtvorallemin den guten Umfragewerten begründet. Dort lag die SPD zuletzt bei 46 Prozent und kratzt damit an der absoluten Mehrheit. Die Union käme mit 25 Prozent auf einen neuen Tiefstand, und auch die Grünen ha- SONNE UND MOND �� Der Politiker und der Literat: SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz diskutierte im Wahlkampf auch mit dem Literaturnobelpreisträger und früherem SPD-Mitglied Günter Grass. dpa ben mit 14 Prozent zuletzt wiederdeutlichverloren.Dagleichzeitig die FDP mit Spitzenkandidatin Katja Suding etwas zulegenkonnteundnunbeifünf Prozent liegt, hält Scholz nach heutigem Stand im KoalitionspokeralleTrümpfeinderHand. Wenn die Umfragen das Wahlergebnis widerspiegeln, könnte er sich den Koalitionspartner aussuchen. FürdieSPDhätteeinrot-gel- besBündnisstrategische Vorteile, wie Voscherau beschrieben hat. Falls die Liberalen die Fünf- Prozent-Hürde schafften, sagte der ehemalige Bürgermeister dem „Focus“, wäreRot-Gelbdieangenehmere und stadtverträglichere Lösung. Für die Sozialverträglichkeit dieser Regierungskoalition könnejadieSPDsorgen.DenGrünenerteilteereineAbsage:„Die unideologischen Salon-Grünen haben es aufgrund von FehlleistungenundVerilzungammeisten verdient, nach der Wahl in derOppositionzulanden“.Ofiziell ging Scholz gestern aber- �� „Alleinerbin sozialliberaler Tradition“ �� –6º bis –4º �� –3º bis –1º �� 0º bis 2º � � 3º bis 5º � � 6º bis 8º 9º bis 11º �� 12º bis 14º �� malsdeutlichaufDistanzzudem Vorstoß: Angesichts des Zustands der FDP im Bund wie auchinHamburgseiesunwahrscheinlich,dassdieFDPdieBürgerschaft erreiche. Außerdem könne man mit gutem Ernst sagen: „Die Hamburger SPD ist die Alleinerbin der sozialliberalenTraditionderStadt“,sagteer der„Welt“. Insgeheim kann der SPD- Spitzenmann die Einmischung des ehemaligen Rathauschefs jedoch gelassen verfolgen. Sie hilft ihm sogar. Im Zweifel stärkt schon dieDrohkulisseeiner rot-gelben Option die Verhandlungsposition gegenüber den Grünen. Nach der tiefen Krise wäre die FDP zur Regierungsbeteiligung verdammt und könnteinhaltlichnichtvieleAnsprüchestellen.DieZusammenarbeit mit den Grünen hätte wohl einen höheren Preis. SowohlbeiderFragenachderElbvertiefungalsauchbeiderEnergie- und Wirtschaftspolitik müsste die traditionell wirtschaftsnahe Hamburger SPD �� Windstärke 4 � � �� DER TAG � � �� wohl Abstriche von ihrem Kurs machen. FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding hat inhaltlich nicht viele Ansprüche. Ihre Mission wäre erfüllt, wenn sie die FDP nach langer Umfragen-Durststrecke im Bund wieder einmal in eine Regierungsbeteiligung bringen würdeunddamitaucheinSignal für die kommenden Wahlen in Sachsen-Anhalt, Baden-WürttembergundRheinland-Pfalzin diesemFrühjahrsetzenwürde. Für Amtsinhaber Christoph Ahlhaus jedenfalls scheinen alle Chancen auf eine politische Zukunft verspielt. Der Mann, dem selbst der CDU-Wahlkampfberater Michael Spreng kürzlich bescheinigte, er habe die „(politische) Attraktivität eines toten Elbisches“, hat sich in seiner VerzweilungschondemBuhlen um Scholz angeschlossen und sichalsJuniorpartnereinerGroßen Koalition angeboten, um seinen verbliebenen Wählern überhaupteineMachtoptionbieten zu können. Es ist jedoch mehralsunwahrscheinlich,dass sich Scholz ohne Not auf eine großeKoalitioneinlässt. �� FDP-Frau lockt SPD und CDU FDP-Chef Guido Westerwelle und die Hamburger Spitzenkandidatin Katja Suding setzen nach zuletzt optimistischen Umfragewertenaufeinen„Neuanfang“ für ihre Partei bei den Landtagswahlen in der HansestadtinzweiWochen.DieLiberalen lägen inzwischen inHamburgbeifünfProzentundkönnten noch zulegen, sagte Suding am Montag in Berlin. „Der TrendfürdieFDPdrehtsichgerade“,sagteWesterwelle. SudingsagteamMontagnach der Sitzung des FDP-Präsidiums in der Bundeshauptstadt, beieinemEinzugindieBürgerschaft sei die FDP zu „offenen Gesprächen“mitSPDundCDU übereineRegierungsbeteiligung bereit.Dasseiaberkeinegezielte Koalitionsaussage für die SPD, die derzeit in den Umfragen weitvorneliegt, betontesie. Bei den Bürgern in Hamburg wollen die Liberalen in Katja Suding �� WETTERLAGE � �� VORHERSAGE �� BIOWETTER �� West DIE NÄCHSTEN TAGE � � � � � � � �� erster Linie mit derBildungspolitik punkten. Suding verwies gestern darauf, dass die FDP die einzige Partei gewesen sei, die beim Volksbegehren gegen die vom schwarz-grünen Senat geplante Einheitsschule auf der Seite der Initiatoren des Begehrens gestandenhabe.Daherwerdeman sich auch künftig gegen verplichtende Gesamtschulen in HamburgeinsetzenundimFalle einer Regierungsbeteiligung das Ergebnis des VolksbegehrensinGesetzesformverankern, soSuding. Bei der vergangenen Hamburg-Wahl war die FDP knapp anderFünf-Prozent-Grenzegescheitert. Schon seit 2004ist die FDPnichtmehrinderHamburgerVolksvertretung. �� unter –4º –4º bis 0º 1º bis 5º 6º bis 10º 11º bis 15º 16º bis 20º 21º bis 25º 26º bis 30º 31º bis 35º über 35� �� Vorhersage mit Höchsttemperaturen NIEDERSCHLAGSRISIKO �� IN KÜRZE SPD will Strafen für Ärzte BERLIN: Die SPD will Ärzte bei zulangenWartezeitenfüreinen Termin mit bis zu 25000 Euro undzweiJahrenEntzugderZulassung bestrafen. Niedergelassene Ärzte sollen verplichtet werden, gesetzlich Versicherte vorrangigzubehandeln,heißtes in einem Gesetzentwurf. DiskriminierungvonKassenpatienten gegenüber Privatpatienten müsse sanktioniert werden. CDU,FDPundÄrzte,aberauch die Linke, reagierten mit strikterAblehnung. dpa Alte Meiler früher vom Netz? BERLIN: Die deutschen Energiekonzerne erwägen nach einem Bericht des Düsseldorfer „Handelsblatts“, ältere Atomkraftwerke aus wirtschaftlichen Erwägungen früher als vorgeschrieben vom Netz zu nehmen. Derzeitwerdenachgerechnet,obsich der Betrieb der Alt-AKW noch lohne, wenn von der Bundesregierung geplante zusätzliche Sicherheitsaulagen umgesetzt würden, hieß es unter Berufung auf Angaben aus Branchen- und Regierungskreisen. Im GegenzugkönntenneuereAKWlänger amNetzbleiben. afp Eine Million eingebürgert BERLIN: In Deutschland sind zwischen 2002 und 2009 knapp eine Million Menschen eingebürgert worden. Dies teilte das Bundesinnenministerium auf eine Parlamentarische Anfrage derCSUhinmit.FasteinDrittel der 967860 Neudeutschen hat türkische Wurzeln. Auf der Listemit25Nationenstehenals zweitgrößte Einbürgerungsgruppe Bürger aus Serbien, Montenegro und dem Kosovo (61936).EsfolgenIraner(46011) undPolen(40503). afp Plutoniumbrühe für Lubmin KARLSRUHE: Der Termin für den Atommüll-Transport von Karlsruhe nach Mecklenburg- Vorpommernstehtfest:Am16. Februar sollen die Castoren losrollen, bestätigten amMontag Landes- und Bundespolizei. Geplant ist, dass die fünf Behälter aus der stillgelegten Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) einen Tag später im Zwischenlager Nord nahe Lubmin bei Greifswald ankommen. dpa REISEWETTER ��
Dienstag, 8. Februar 2011 ZUR PERSON WarnungvorGrün Stefan Mappus, Baden- Württembergs CDU-Ministerpräsident, hat sieben Wochen vor der Landtagswahl vor einem grünen Regierungschef Cem Özdemir gewarnt. In der Zeitung „Die Welt“ erklärte Mappus, nicht Grünen-Spitzenkandidat Winfried Kretschmann (62), sondern Bundeschef Özdemir(45)habeinjüngsterZeit den Kurs der Landespartei bestimmt.DieSüdwest-Grünen warfen dem CDU-Landeschefein„armseligeswahltaktischesManöverohnejede Substanz“ vor. Mappus hatte gesagt, Özdemir, der aus Baden-Württemberg kommt, undTübingensgrünerOberbürgermeister Boris Palmer zögen schon länger die Fäden. Dass die Grünen den Schlichterspruch nicht akzeptiert hätten, trage deren Handschrift. In Baden- Württemberg wird am 27. März ein neues Landesparlamentgewählt. dpa WildersvorGericht Geert Wilders, niederländische Islamgegner, steht erneut wegen mutmaßlicher Aufstachelung zum Hass auf MuslimevorGericht.Dasim vergangenen Herbst ausgesetzteVerfahren gegen den Chef der populistischen Partei für Freiheit (PVV) wurde am Montag in Amsterdam mit neuen Richtern wieder aufgenommen. Wilders werden auch Diskriminierung und Beleidigung vorgeworfen. Unter anderem hatte er den Islam als „faschistische Ideologie“ bezeichnet und dessen Propheten als „Mörder und Pädophilen“. Den Koran verglichermehrfachmitHitlers„MeinKampf“.Gesternstellte sich Wilders als Verteidiger der Freiheit Europas dar und erhob scharfe Vorwürfe gegen den Islam. Es handele sichdabeinichtumeineReligion, sondern um eine Ideologie, die sich „vor allem durch Mord und Totschlag auszeichnet“. dpa IsraelindieNato? Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses,hatsichfürdieAufnahmeIsraelsindieNatoausgesprochen. Vor dem Hintergrund der Umbruchprozesse in der arabischen Welt brauche Israel als einzige Demokratie im Nahen Osten Unterstützung,schreibtLauderineinemBeitragfür„DieWelt“. „Europa istinderPlicht undmusssagen, was genau es will. Wolkige Erklärungen zum Recht Israels auf Frieden und Sicherheit reichen da nicht länger aus“, schrieb Lauder. Er forderte „belastbare Sicherheitsgarantien“ für Israel. Dazu zähle, „dass die europäischen Nato-Länder und die Türkei sich dazu durchringen,denStaatIsraelindas Verteidigungsbündnis aufzunehmen. Das wäre ein eindeutiges Zeichen, dass kein anderesLandeswagen sollte, HandanIsraelzulegen. afp Die Armee – Rückgrat der Macht Ägyptens Verteidigungsminister könnte Ziehvater Mubarak vom Thron stoßen VONMARTINGEHLEN,KAIRO Das Militär und wir sind eins“, skandierten die Demonstranten. Andere schlafen inzwischen jede Nacht vor den Panzern,damitdieKettenfahrzeuge nicht vom Tahrir-Platz abgezogenwerdenkönnen.Seit die Armeeführung Anfang letzter Woche durch ihren Sprecher verkünden ließ, die Anliegen des „großen ägyptischenVolkes“seienlegitimund man werde nicht schießen, atmete die Menge auf dem Platz der Befreiung erst einmal auf. Dennoch blieben Zweifel – an derHaltungderArmee,vorallem aber an der Haltung ihrer Generalität in diesem Ringen desVolkesmitseinemRegime. So ist inzwischen ein Video aufgetaucht,daseinenSoldaten zeigt,dernachtsaufderBrücke des 6. Oktobers Demonstranten mit einem grünen Laserstrahl anzielt und unter Feuer nimmt. Am Ende sieht man Helfer in Panik zwei leblose Körper aus dem Schussfeld schleifen. Auch ließen die Kommandeure letzten MittwochdiearchaischenPro-Mubarak-Horden zu Pferd und zu Kamel einfach passieren, sodasssiedasfriedlicheLagerder Regimegegner in ein blutiges Schlachtfeldverwandelten. Keine Frage, die ägyptische Armee spielt eine dubiose Rolle. Deshalb hat das BundeswirtschaftsministeriumgesternersteKonsequenzengezogen und die Genehmigungen für Rüstungsexporte nach Ägyptenausgesetzt. Seit dem Sturz der Monarchie 1952 ist Ägyptens Armee das Rückgrat der Macht. Alle Präsidenten kamen aus ihren Rängen. Auch wenn sich die Streitkräftestetsgeheimnisvoll und verschwiegen geben, sie Berlin und Paris halten EU-Pakt offen für Polen „Weimarer Dreieck“ trifft sich nach vier Jahren Unterbrechung wieder in Warschau VONJACEKLEPIARZ,WARSCHAU Deutschland und Frankreich haben sich für eine Mitarbeit Polens an der geplantenEU-Wirtschaftsregierung ausgesprochen. Der Wettbewerbspakt,„dort,woes ummehrReformen geht“, stehe offen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag inWarschau.„Wirwürdenuns freuen, wenn Polen dabei mitmacht, weil Polen ein reformfreudiges Land ist“, betonte Merkel. Auch Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy befürwortete die Idee. Frankreich wünsche sich aber einen schnellen Beitritt Polens zum Euro-Raum, sagte Frankreichs Staatsoberhaupt.PolenwirddieGemein sind keineswegseinmonolithischerBlock.UnterdenOfizierendermittlerenRängegärtes seit langem.„MubaraksPudel“ nennen sie verächtlich Armeechef und Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi, wie ein geheimes Wiki- Leaks-Protokoll aus dem Jahr 2008 berichtet. Tantawi sei inkompetent,inderTruppeherrscheeine„KulturdesKadavergehorsams“, lautete die Kritik. Befördert werde nicht nach Leistung, sondern allein nach Loyalität.AuchwenndieTruppe verrotte, stehe der 75-jährige Armeechef weiterhin in der GunstMubaraks. Ausgerechnet dieser Eiferer der alten Garde, der bis vor schaftswährung nicht vor 2015 einführen. Auf Einladung des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski nahmen Merkel und Sarkozy am Gipfeltreffen des „Weimarer Dreiecks“ teil, eines seit 20 Jahren bestehendenKonsultationsmechanismus zwischen Berlin, WarschauundParis. MerkelverteidigtedasRecht der Euro-Länder, sich „vereinzelt“ eigenständig zu treffen um „bestimmte Euro-Probleme zu besprechen“. Auf den PaktfürWettbewerbsfähigkeit hatten sich die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder auf Initiative von Merkel und Sarkozy in der vergangenen Woche geeinigt. Einzelheiten sollen bei einem Euro- Gruppen-Treffen im März be- Kurzem noch als eiskalter und kompromissloser Verfechter des Regimes fungierte, wird in den USA und Europa mittlerweile als wichtiger Garant für einen demokratischen Neuanfanghoiert.486000Mannhören auf sein Kommando, was Ägyptens Armee zur größten Streitmacht auf dem afrikanischen Kontinent macht. Weit über eine Milliarde Dollar an amerikanischer Waffenhilfe ließenJahrfürJahrandenNil. ZudemistdasMilitärinfastallen Bereichen des Staates präsent, unterhält ein eigenes Wirtschaftsimperium, dessen Firmen meist von pensioniertenGenerälengeführtwerden. Der Truppe gehören nicht nur Die Türkei – ein Vorbild für Ägypten N achdenVolksaufständenin VONSUSANNEGÜSTEN,ISTAN- BUL Tunesien und Ägypten richten sich viele Blicke auf die Türkei.AlswestlicheDemokratie mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit ist die Republik zwischen Bosporus und Ararat ein geostrategisch bedeutendes Versuchslabor mit mehr als 70 Millionen Menschen. Und in Ankararegiertseitmehralsacht Jahren eine Regierung, die ein fromm-konservatives Kleinbürgertum repräsentiert. Könnte dieTürkeidesRecepTayyipErdogan ein Vorbild für den NahenOstensein? Eine „Welle des Post-Islamismus“rauschedurchNahost,sagt der türkische Intellektuelle Ihsan Dagi. Denn nicht islamistischeExtremistenbestimmendie Tagesordnung. Inkeinem einzigenarabischenLandhabenesislamische Fundamentalisten bishervermocht,eineRegierungzu stürzen, wie Dagi anmerkt. Es waren bürgerliche Massenproteste, die seit Jahrzehnten regierende Herrscher innerhalb weniger Wochen dazu zwangen, ausdemLandzuliehenoderihrenRückzugvonderpolitischen Bühneanzukündigen. Auch Erdogan und seine Regierungspartei AKP verdanken Politik 3 Auch am Montag beteten in Kairo viele Demonstranten im Schutz von Panzern, auf denen Anti- Mubarak-Parolen noch gut zu erkennen sind. rtr ihren Aufstieg zur Macht der Unzufriedenheit breiter Wählerschichten mit den alten Verhältnissen. Die AKP kam im November 2002 per Protest an die Regierung, wenn auch über die Urne, nicht über die Straße. Bei der Wahl straften die türkischenWählerdiedamaligenRegierungsparteienabundstimmten für Tabula rasa: einen rigorosen Personalwechsel in Ankara. Alleine hat die Türkei ihre Erfolge freilich nicht errungen. Der türkische Europaminister EgemenBagissprichtganzoffen davon, dass sein Land nach wie vor die Reformimpulse der EU braucht. schlossen werden. Allerdings gibteserheblichenWiderstand kleinererLänder,dieeineSpaltungderEUbefürchten. Komorowski plädierte für eineweitereIntegrationbeider Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Bis 2013 wollen diedreiStaateneinegemeinsame Eingreiftruppe aufstellen. Sarkozy lobte Polens Politik gegenüber Russland. Sie sei „intelligent und vernünftig“, der Kalte Krieg sei beendet. Eine Annäherung zwischen Polen und Russland nach jahrelangen Spannungen gehört zu Komorowskis politischen Prioritäten. Die Teilnehmer des Dreiergipfels sprachen sich auch für den Ausbau der KontaktezwischendenZivilgesellschaften aus. Mit dem Treffen Rüstungsbetriebe, sondern auchKonzernederLebensmittelindustrie. Selbst in der Tourismusbranche und beim Straßenbau mischt die Armee mit, vom Regime häuig mit lukrativen Monopolen ausgestattet. Abgesehen davon besitzt das Militär riesige Ländereien im Nildelta und an der Küste des Roten Meeres, sozusagen als TreueprämiefürihreLoyalität zu Mubarak, wie es in Wiki- Leaks-Papieren heißt. Verteidigungsminister Tantawi verfügt zudem über ein Vetorecht gegen jede Art von Wirtschaftsinvestition. Im ägyptischenKorruptionskarussellbeschert ihm das eine goldene Schlüsselposition. Und so stehen Ägyptens Armee heikle Wochen bevor. DennTantawikönnteamEnde die Rolle zufallen, auf Druck des Volkes seinen langjährigen politischen Ziehvater vom Thron zu stoßen – für viele derzeit noch ein schwer vorstellbaresSzenario.Umgekehrt zweifeln viele Generale offenbar, ob sie sich bei einem harten Vorgehen gegen die Demonstranten noch auf die Loyalität der Wehrplichtigen und mittleren Ofiziere verlassen können. Viele von ihnen sympathisieren mit den Regimegegnernundließeninden ersten Tagen ihre Panzer vollsprühen mit Anti-Mubarak- Grafiti. Auf Befehl von oben haben sie diese inzwischen alle übermalt – aber so, dass die meistennochgutzulesensind. hat Komorowski nach einer vierjährigen Unterbrechung die Tradition enger Abstimmungen im Dreierkreis auf Parlament will Machtverzicht in Tunis TUNIS (afp). Mit großer Mehrheit hat das tunesische Parlament für die teilweise Abtretung seiner gesetzgeberischen KompetenzenanInterimspräsident Foued Mebazaa votiert. Die Nationalversammlung in Tunis billigte am Montag bei der ersten Sitzung seit dem Sturz des langjährigen Staatschefs Zine El Abidine Ben Ali ein Gesetz, wonach Mebazaa künftig in einigen Bereichen mit Verordnungen regieren kann. Die zweite Parlamentskammer, der Senat, muss dem Gesetz bei einer Sitzung an diesem Mittwoch noch zustimmen. Der Chef der tunesischen Übergangsregierung, Mohammed Ghannouchi, hatte die Abgeordneten zur Zustimmung aufgerufen. Das Gesetz sei notwendig, um „Gefahren“ für die Erfolge der Protestbewegung abzuwenden. „Es gibt Menschen, die das Rad in Tunesien wieder zurückdrehen möchten“, sagte Ghannouchi. „WirabermüssenunsereMärtyrerehren,diefürdieFreiheit gekämpfthaben.“ Neue Hilfsflotte nach Gaza MADRID (afp). Zum Jahrestag des tödlichen Angriffs der Israelis auf eine Hilfslotte für denGazastreifensollEndeMai ein neuer Versuch gestartet werden, mit einem Schiffskonvoi die Blockade zu durchbrechen. Aktivisten aus 25 Ländern wollen Ende Mai mit 15 Schiffen aufbrechen, um dringend benötigte Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen, erklärten die Organisatoren amMontag. Die SchiffesollenBaumaterial,Generatoren und Entsalzungsanlagen indenGazastreifenbringen. Sieben Tote bei Grenzgefecht PHNOM PENH (afp). Im Streit um den Preah-Vihear-Tempel an der Grenze zwischen ThailandundKambodschaisteserneut zu einem Schusswechsel gekommen. Ungeachtet einer vereinbartenWaffenruhewurden die Grenzgefechte, bei denen mindestens sieben Menschenstarben,auchamMontag fortgesetzt. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und die chinesische Regierung riefen zu Zurückhaltung auf. Thailands Armee sprach von einem kurzenSchusswechsel. Polens Präsident Komorowski (Mitte) mit Kanzlerin Merkel und Frankreichs Präsident Sarkozy. afp höchster Ebene wiederbelebt. Der Dreierkreis war 1991 in Weimar als Konsultationsforumgegründetworden.
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