Zdirekt! 04-2021
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Z direkt! <strong>04</strong>/<strong>2021</strong><br />
TITELTHEMA 11<br />
Neben den Tarifverträgen werden die Rahmenbedingungen<br />
der Zeitarbeit maßgeblich durch das<br />
bereits vielfach geänderte Arbeitnehmerüberlassungsgesetz<br />
bestimmt. Welche Punkte in den Reformen<br />
des AÜG in den vergangenen Jahren kann<br />
man auch Richtung „mehr Qualität geschaffen“<br />
interpretieren?<br />
Da kann ich jetzt keine gesetzliche Stellschraube erkennen,<br />
die in der Branche für mehr Qualität gesorgt hat.<br />
Eher im Gegenteil, wenn ich etwa an das antiquierte<br />
Schriftformerfordernis denke oder auch an die immer<br />
noch im AÜG enthaltene, unzutreffende Titulierung der<br />
Beschäftigungsform als „Leiharbeit“.<br />
Nach dem Schlecker-Skandal wurde das AÜG 2011<br />
geändert, um den „Drehtür-Effekt“ zu verhindern,<br />
also das Ausgründen von Unternehmen mit Anwendung<br />
von billigen CGZP-Tarifen (Tarifgemeinschaft<br />
Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit<br />
und Personalserviceagenturen). Ist das nicht ein<br />
gesetzlicher Punkt gewesen, der solche Auswüchse<br />
verhindert und mehr Qualität gebracht hat?<br />
Ja, für mich ist es aber eher Reparaturkitt, indem man<br />
ein strategisches Schlupfloch sinnigerweise geschlossen<br />
hat. Schlecker ist hierfür praktisch nur ein Synonym. So<br />
haben etwa nicht wenige Krankenhaus-Betreibergesellschaften<br />
ähnliche strategische Trabanten gegründet<br />
und praktisch auch „geschleckert“.<br />
Sind diese Servicegesellschaften als Konzernableger<br />
Schnee von gestern?<br />
Weitgehend ja, weil unsere Tarifverträge spätestens seit<br />
Wegfall des CGZP-Themas keine „Billigangebote“ mehr<br />
sind, die Dumping ermöglichen. Wir haben im Sommer<br />
eine Umfrage zu Equal Pay gemacht. In nicht wenigen<br />
Fällen haben die Zeitarbeitskräfte inzwischen bessere<br />
Arbeitsbedingungen als vergleichbare Stammbeschäftigte,<br />
insbesondere in den neuen Bundesländern oder<br />
im Gesundheitswesen oder in der Logistik – also im<br />
Prinzip die umgekehrte Betrachtung des Equal Pay Gap.<br />
Es wäre toll, wenn die Verbände das der Politik anhand<br />
von ein oder zwei Beispielen einmal klar machen<br />
könnten. Die Tarifverträge haben sich echt gut weiterentwickelt.<br />
So auch durch die inzwischen erreichte<br />
Ost-West-Lohnangleichung. Weil wir Fachkräftemangel<br />
haben, konkurriert die Branche mit anderen Arbeitgebern,<br />
mit anderen Geschäftsmodellen und dann ist es<br />
wichtig, dass wir ihnen mehr anbieten als nur irgendeinen<br />
Kundeneinsatz mit mehreren Schichten. Zeitarbeit<br />
muss für Erwerbsbiografien auch über einen längeren<br />
Horizont positive Perspektiven bieten.<br />
Nun hat die Branche auch eigene Selbstverpflichtungsregeln<br />
aufgestellt, etwa den iGZ-Ethik-Kodex<br />
verabschiedet. Und zur Einhaltung eine unabhängige<br />
Beschwerdestelle eingerichtet. Mehr Qualität<br />
also durch Übernahme von Selbst-Verantwortung<br />
in der Zeitarbeit. Auch Du hast sehr früh ein Gütezeichen<br />
Personaldienstleistungen entwickelt, unter<br />
anderem zusammen mit RAL Deutsches Institut<br />
für Gütesicherung und Kennzeichnung und dem<br />
aktuellen iGZ-Vorstandsmitglied Dr. Timm Eifler.<br />
Was hat Dich damals bewogen, solche Ansätze zu<br />
schaffen und was ist daraus geworden?<br />
»Wir sind kein atypisches Beschäftigungsverhältnis<br />
und dementsprechend<br />
reichen die allgemein anerkannten<br />
Standards des deutschen Arbeitsrechts.«