Leitbild Milspe - Ennepetal
Leitbild Milspe - Ennepetal
Leitbild Milspe - Ennepetal
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LEITBILD<br />
INNENSTADTENTWICKLUNG<br />
ENNEPETAL-MILSPE
INHALT<br />
3 Einführung<br />
3 Ausgangsbedingungen<br />
4 Zielsetzung und Ausgangsfragen<br />
4 Handlungsfelder<br />
5 Verfahren und Methodik<br />
6 Bestandsanalyse<br />
6 Die Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> aus externer Sicht<br />
8 Stärken und Schwächen aus Sicht der<br />
Workshop-Teilnehmer<br />
10 Szenarien für die Innenstadtentwicklung<br />
10 Szenario I: Die Innenstadt im Spannungsfeld<br />
neuer Einzelhandelsmagneten<br />
10 Szenario II: Die Innenstadt als Shopping- und<br />
Entertainment-Center<br />
11 Szenario III: Eine Innenstadt mit Vielfalt und<br />
Funktionsmischung<br />
12 Entwicklungskonzept<br />
12 Entwicklungsbereiche A: Kernbereich<br />
15 Entwicklungsbereiche B: Garthe-Wolff-Gelände<br />
15 Entwicklungsbereiche C: DB-Gelände<br />
16 Offene Fragen und Ausblick<br />
16 Resümee<br />
17 Anhang<br />
18 Beteiligte
EINFÜHRUNG<br />
AUSGANGSBEDINGUNGEN<br />
Die Situation der Innenstädte wird in den letzten Jahren zunehmend mit Sorge<br />
betrachtet. Das Bundesbauministerium, die Ministerkonferenz für Raumordnung<br />
(MKRO) und die Konferenz der Länderbauminister (ARGEBAU) haben dieses Thema<br />
in Stellungnahmen und Entschließungen angenommen und Maßnahmen zu<br />
einer Innenstadtpolitik beschlossen. Das Land Nordrhein-Westfalen greift die<br />
Überlegungen zur Konsolidierung der Innenstädte mit besonderem Interesse auf,<br />
da hier die Innenstädte im Rahmen mehrerer Stadterneuerungsprogramme in erheblichem<br />
Umfang gefördert worden sind.<br />
Wenn sich die gegenwärtig erkennbaren Probleme zu einem anhaltenden Trend<br />
verstetigen, besteht die Gefahr, dass mit den aktuellen Fehlentwicklungen auch<br />
die Stadterneuerungspolitik der vergangenen Jahrzehnte entwertet wird. Diese<br />
Problematik steht im Mittelpunkt mehrerer Initiativen der Landesregierung wie<br />
zum Beispiel<br />
� die Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken innerstädtischer Einkaufs-<br />
und Entertainment-Center,<br />
� die Projekte zur Integration von Bibliotheken und kleinen Lichtspielhäusern<br />
und<br />
� die Förderung des Stadtmarketings zur Aktivierung örtlicher Potenziale und<br />
damit zur Stabilisierung der Innenstädte.<br />
Die Stadt <strong>Ennepetal</strong> hat bereits in den 70er Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen,<br />
um den Stadtkern <strong>Milspe</strong> städtebaulich aufzuwerten. Die öffentlich<br />
geförderten Sanierungsmaßnahmen haben wesentlich zur Stabilisierung des<br />
Stadtkerns beigetragen. Aus heutiger Sicht ist das Ergebnis ambivalent zu bewerten:<br />
Einerseits verfügt <strong>Milspe</strong> mit dem Marktplatz, dem Haus <strong>Ennepetal</strong> und der<br />
Kluterthöhle über Anziehungspunkte für Kunden und Besucher. Andererseits sind<br />
die Ränder des Innenstadtbereichs an der Neustraße nach wie vor wenig einladend.<br />
Von der Fachmarktansiedlung am Rand des Stadtkerns sind wenig Impulse<br />
auf den zentralen Einkaufsbereich ausgegangen.<br />
In der Summe befindet sich <strong>Ennepetal</strong> heute in einer Situation wie auch andere<br />
Städte im Einzugsbereich leistungsfähiger Oberzentren: Die Kaufkraftbindung im<br />
Spannungsfeld zwischen den benachbarten Ober- bzw. Mittelzentren und den<br />
nicht integrierten SB-Warenhäusern und Fachmärkten<br />
ist zu gering.<br />
Die mehrpolige Stadtstruktur erschwert die konzentrierte<br />
Förderung eines Zentrums. Politik und<br />
Öffentlichkeit haben erkannt, dass neue Zukunftsperspektiven<br />
für die Stadt- und Stadtteilzentren<br />
aufgezeigt werden müssen. Diese Aufgabe<br />
soll das <strong>Leitbild</strong> für die Innenstadt von <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong><br />
erfüllen.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 3<br />
Marktplatz in<br />
<strong>Ennepetal</strong>
ZIELSETZUNG UND AUSGANGSFRAGEN<br />
Ziel des kooperativen Planungsprozesses ist ein Entwicklungskonzept für die Innenstadt<br />
von <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong>, das als Strukturkonzept einen mittelfristigen<br />
Zeithorizont abdecken soll. Fragestellungen:<br />
� Wie soll sich die Innenstadt Enneptal-<strong>Milspe</strong> im Verhältnis zu anderen Ortskernen<br />
entwickeln?<br />
� Welchen Stellenwert hat der bestehende Einzelhandel?<br />
� Wohin soll sich der räumliche Schwerpunkt der Verkaufslage orientieren?<br />
� Gibt es Chancen, großflächigen Einzelhandel anzukoppeln?<br />
� Soll die Innenstadt mit zusätzlichen Nutzungen angereichert werden (Kultur,<br />
Freizeit, Wohnen, Dienstleistung)?<br />
� Wie soll der motorisierte und nicht-motorisierte Verkehr organisiert werden?<br />
� Wie kann das Image der Innenstadt über die Stadtgrenzen hinaus verbessert<br />
werden?<br />
HANDLUNGSFELDER<br />
Aus den zahlreichen Fragestellungen ergeben sich folgende Handlungsfelder:<br />
Handlungsfeld Standortentwicklung<br />
� Abgrenzung des Kernbereichs für innenstadtrelevante Nutzungen<br />
� Anreicherung des Nutzungsspektrums im Stadtkern<br />
� Untersuchung und Bewertung potenzieller Standorte für Neuansiedlungen<br />
(Garthe-Wolff-Gelände, DB-Gelände, Postgelände, Busbahnhof, Neustraße,<br />
EN-Zentrum)<br />
� Koordinierung von öffentlichen und privaten Investitionen<br />
Handlungsfeld Einzelhandel<br />
� Steuerung großflächiger Einzelhandelsansiedlungen<br />
� Profilierung und Weiterentwicklung des bestehenden Angebots<br />
Handlungsfeld Stadtgestalt<br />
� Umgestaltung und Erweiterung der Fußgängerzone<br />
� Gestaltung der Eingangssituationen<br />
Handlungsfeld Verkehr<br />
� Erreichbarkeit des Stadtkerns für MIV, ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger<br />
� Neuordnung des Busbahnhofs, Linienführung der Busse in <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong><br />
� Parkraumkonzept<br />
Handlungsfeld Kultur/Freizeit<br />
� Verknüpfung von Haus <strong>Ennepetal</strong> und Kluterthöhle mit der Voerder Straße<br />
� Bündelung kultureller Aktivitäten<br />
� Differenziertes gastronomisches Angebot<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 4
VERFAHREN UND METHODIK<br />
Politiker und Schlüsselpersonen<br />
des öffentlichen Lebens<br />
haben sich in einem kooperativen<br />
Planungsverfahren über<br />
das vorliegende Entwicklungskonzept<br />
verständigt.<br />
Das Entwicklungskonzept entstand<br />
im Rahmen eines mehrstufigen<br />
Diskussionsprozesses<br />
mit vier Werkstattgesprächen.<br />
Die Akteure vor Ort waren von<br />
Beginn an eingebunden. Das<br />
Büro Pesch & Partner organisierte<br />
den Prozess in enger<br />
Abstimmung mit der Stadtverwaltung,<br />
die Moderation<br />
übernahm Prof. Dr. Franz<br />
Pesch.<br />
Rückblickend verlief das Planungsverfahrenergebnisorientiert<br />
und effektiv. Die Inputs<br />
des Büros Pesch & Partner<br />
wurden von den Workshop-<br />
Teilnehmern (siehe Anhang)<br />
aufgenommen und konstruktiv<br />
diskutiert. Mit ca. 30 Personen<br />
pro Werkstattgespräch war die<br />
Beteiligung gleichbleibend<br />
hoch. Die dreistündigen Werkstattgespräche<br />
fanden jeweils<br />
am späten Nachmittag im<br />
Haus <strong>Ennepetal</strong> statt.<br />
Die Ergebnisse des Diskussionsprozesses<br />
können nach<br />
entsprechender parlamentarischer<br />
Beschlussfassung Grundlage<br />
für weitere Planungsschritte<br />
und die Bewertung zukünftiger<br />
städtebaulicher Projekte<br />
sein. Der Diskussionsprozess<br />
hatte folgenden chronologischen<br />
Ablauf:<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 5<br />
BESTANDSAUFNAHME<br />
Begehung - Gutachten - Planungsstand<br />
1. WERKSTATTGESPRÄCH<br />
Stärken und Probleme der Innenstadt<br />
SZENARIEN<br />
Erarbeitung von 3 Entwicklungsszenarien<br />
2. WERKSTATTGESPRÄCH<br />
Diskussion der Szenarien<br />
STRUKTURPLAN<br />
Entwurf eines Strukturplans basierend auf Szenarien<br />
3. WERKSTATTGESPRÄCH<br />
Diskussion des Strukturplans in 3 Arbeitsgruppen<br />
4. WERKSTATTGESPRÄCH<br />
Abschlussdiskussion Strukturplan, Realisierungsschritte<br />
LEITBILD FÜR DIE ENTWICKLUNG<br />
DER INNENSTADT ENNEPETAL-MILSPE<br />
Verfahrensablauf
Unattraktive<br />
Stadträume mit<br />
Hinterhofcharakter<br />
BESTANDSANALYSE<br />
Die derzeitige Situation der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> wurde<br />
zunächst von den Gutachtern des Büros Pesch & Partner beurteilt.<br />
Im ersten Werkstattgespräch hatten die Teilnehmer die<br />
Möglichkeit, die Ergebnisse zu diskutieren und zu ergänzen.<br />
DIE INNENSTADT ENNEPETAL-MILSPE AUS<br />
EXTERNER SICHT<br />
Stadtraum/Stadtstruktur<br />
Die Lage des Stadtkerns von <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> zeichnet sich<br />
durch die unmittelbare Nähe zur Landschaft und den angrenzenden<br />
Gewässern aus (Klutertberg, Ennepe, Heilenbecke). Diese<br />
naturräumlichen Gegebenheiten und die vielfältigen Nutzungen<br />
wie Einzelhandel, Haus <strong>Ennepetal</strong>, Seniorenzentrum, Ärztehaus<br />
und Banken/Versicherungen bieten Anknüpfungspunkte für die<br />
Entwicklung der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong>. Besondere Chancen<br />
ergeben sich durch die günstige Verteilung der Frequenzbringer<br />
(Ring-Kaufhaus, Minimal, Sparkasse und Haus <strong>Ennepetal</strong>).<br />
Das regional bedeutende Kultur- und Veranstaltungszentrum<br />
Haus <strong>Ennepetal</strong> stellt ein wichtiges Bindeglied zur Kluterthöhle,<br />
der größten touristischen Attraktion <strong>Ennepetal</strong>s dar.<br />
Die schwierigen topografischen Verhältnisse im Tal der Ennepe<br />
führen in <strong>Milspe</strong> zu beengten Platzverhältnissen. Der Höhenversprung<br />
zwischen Voerder Straße und Südstraße/Gasstraße erschwert<br />
die stadträumliche Situation zusätzlich.<br />
Die öffentlichen Räume bieten wenig Platz für Aufenthalt, Begegnung<br />
und Spiel. Unattraktive und wenig einladende Stadträume<br />
mit Hinterhofcharakter entstehen durch die zahlreichen<br />
Gebäuderückseiten im Stadtkern<br />
von <strong>Milspe</strong>.<br />
Die früher vorhandene hohe<br />
Durchlässigkeit zwischen den<br />
beiden parallelen Innenstadtstraßen<br />
Voerder Straße und<br />
Gas-/Südstraße ist nicht mehr<br />
vorhanden, die ehemaligen<br />
Durchgänge sind verbrettert<br />
oder vermauert.<br />
Gebäude<br />
Das Erscheinungsbild der Gebäudestruktur ist heterogen. Stadtbildprägende<br />
historische Gebäude vorwiegend entlang der<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 6<br />
Die Frequenzbringer<br />
in der Innenstadt<strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong>
Verkehrsprobleme<br />
in der Voerder<br />
Straße<br />
Voerder Straße bereichern den Stadtkern <strong>Milspe</strong>, Abwechselungsreichtum entsteht<br />
durch verschiedene Bautypen aus unterschiedlichen Zeiten. Ganz anders<br />
die Situation an der Neustraße: Maßstabsbrüche, insbesondere durch großvolumige<br />
Baukörper (z. B. Parkhaus, Ring-Kaufhaus, Haus <strong>Ennepetal</strong>), stören das<br />
Stadtbild. Auch mindergenutzte Flächen (z. B. DB-Gelände, Platz vor dem Bunker),<br />
Baulücken und unschöne Einblicke auf Gebäuderückseiten beeinflussen das<br />
Stadtbild negativ. Vereinzelte Leerstände stören<br />
die Attraktivität der Innenstadt. Zudem sind die<br />
Erdgeschossbereiche einiger Gebäude, vornehmlich<br />
höheren Baualters, verunstaltet.<br />
Der Bahnhof ist vor allem aufgrund seiner historisch<br />
bedingt peripheren Lage mangelhaft<br />
mit der Innenstadt verknüpft. Weitere Defizite<br />
betreffen die Straßenraum- und Platzgestaltung.<br />
Verkehr<br />
Die Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> ist sowohl für den öffentlichen Verkehr als auch<br />
den motorisierten Individualverkehr gut erreichbar. Im Vergleich zu anderen Stadtzentren<br />
ist die hohe Bedienungsqualität des Busverkehrs hervorzuheben. Allerdings<br />
führt die starke Busfrequentierung zusammen mit dem motorisierten Individualverkehr<br />
zu Beeinträchtigungen der Fußgänger in der Voerder Straße.<br />
Das Parkplatzangebot ist für den derzeitigen<br />
Bedarf ausreichend, die Stellplatzflächen befinden<br />
sich in vertretbarer Entfernung zum Hauptgeschäftsbereich.<br />
Überlastungen des Straßennetzes treten z. T.<br />
auch außerhalb der höchstbelasteten Spitzenstunden<br />
auf den Hauptverkehrsstraßen auf<br />
(Kölner Straße, Neustraße, Friedrichstraße, z. T.<br />
Voerder Straße).<br />
Einzelhandel<br />
Durch ihre siedlungsgeografische Lage ist die Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong><br />
schwierigen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt: die Stadtzentren von Gevelsberg,<br />
Hagen, Schwelm oder Wuppertal befinden sich in räumlicher Nähe. Die<br />
mehrpolige Zentrenstruktur (Voerde, EN-Zentrum) erschwert die Wettbewerbssituation<br />
zusätzlich. Die lokale Kaufkraftbindungsquote ist mit 55,5 % für ein Mittelzentrum<br />
relativ gering (Nahrungs- und Genussmittel 77,2 %, Konsumgüter<br />
44,5 %).<br />
Defizite im Einzelhandelsangebot existieren in verschiedenen Fachhandelsbranchen:<br />
Bücher/Zeitschriften/Schreibwaren, Spielwaren, Bekleidung/Textilien/Sportartikel,<br />
Schuhe/Lederwaren, Uhren/Schmuck.<br />
In einer GMA-Umfrage wurden die wichtigsten Gründe für oder gegen einen Einkauf<br />
in der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> ermittelt. Für einen Einkauf sprechen die<br />
Nähe zum Wohnort und die gute Erreichbarkeit. Dagegen stehen die geringe An-<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 7<br />
Stark verunstalteterErdgeschossbereich<br />
im<br />
westlichen Teil<br />
der Voerder Straße
gebotsvielfalt, die fehlende Einkaufsatmosphäre und die mangelnde Gestaltung<br />
der Geschäfte.<br />
Fazit<br />
Durch das breite Nutzungsspektrum und die günstige Nutzungsverteilung ergeben<br />
sich viele Anknüpfungspunkte für die Innenstadtentwicklung. Ein Flächenwachstum<br />
der Innenstadt ist aufgrund der Lage kaum möglich, die Strategie<br />
der Innenentwicklung ist daher geboten.<br />
Innerhalb <strong>Milspe</strong>s existiert ein deutlicher Gegensatz zwischen der kleinteiligen<br />
Gebäudestruktur und stadtbildaufwertenden Gebäuden an der Voerder Straße<br />
und den teilweise großvolumigen und stadtbildstörenden Gebäuden im Bereich<br />
Neustraße.<br />
Die gute Erreichbarkeit der Innenstadt sowohl für den öffentlichen Verkehr als<br />
auch für den motorisierten Individualverkehr stellt einerseits eine verkehrliche<br />
Qualität für die Besucher und Anlieger dar, andererseits kommt es aber auch zu<br />
Überlastungen des Straßennetzes und zu Beeinträchtigungen des Fußgängerverkehrs<br />
auf der Voerder Straße.<br />
Der Einzelhandel in der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> ist durch die Konkurrenz<br />
zu den benachbarten Mittel- bzw. Oberzentren und nicht integrierten SB-Warenhäusern<br />
und Fachmärkten schwierigen Wettbewerbsbedingungen ausgesetzt.<br />
Innenstadtrelevante Sortimente an dezentralen Standorten (z. B. EN-Zentrum)<br />
sind deshalb zu vermeiden. Vielmehr ist eine Arbeitsteilung zwischen der<br />
Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> und externen Einzelhandelsstandorten anzustreben.<br />
In diesem Sinne übernimmt die Innenstadt <strong>Milspe</strong> die zentrale Versorgungsfunktion<br />
für <strong>Ennepetal</strong> (verknüpft und mit Freizeit- und Kultureinrichtungen)<br />
und das EN-Zentrum eine Nahversorgungsfunktion für den Ortsteil Büttenberg.<br />
Diese Bedeutung des EN-Zentrums sollte durch planerische Maßnahmen<br />
gesichert werden. Darüber hinaus ist – wie bereits im GMA-Gutachten gefordert<br />
– die innenstadtrelevante Einzelhandelsentwicklung im EN-Zentrum zu begrenzen.<br />
Angebotsdefizite in den beschriebenen Fachhandelsbranchen (vgl.<br />
GMA-Gutachten) sind demnach vorrangig in der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong><br />
durch eine sinnvolle Ergänzung der Angebotsstruktur zu beheben. Nur mit einer<br />
Einzelhandelskonzentration an einem städtebaulich interessanten Standort<br />
wie der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> können in einem Mittelzentrum wie <strong>Ennepetal</strong><br />
Ausstrahlungseffekte erzielt werden.<br />
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN AUS SICHT DER WORKSHOP-TEILNEHMER<br />
Die Anregungen der Teilnehmer wurden in Themenfeldern strukturiert: Image/<br />
Profil, Nutzungen, Städtebau/Verkehr.<br />
Themenfeld Image/Profil<br />
Stärken werden in der Nähe der Innenstadt zu den Naturräumen des Klutertbergs<br />
und in kulturellen Angeboten wie der Kluterhöhle und Haus <strong>Ennepetal</strong><br />
gesehen. Schwächen betreffen insbesondere die fehlende Sauberkeit in den öffentlichen<br />
Räumen (v. a. auf dem Marktplatz).<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 8
Themenfeld Nutzungen<br />
Entwicklungspotenziale bestehen vor allem im Haus <strong>Ennepetal</strong> und im Bereich<br />
Gesundheit/Wellness. Defizite liegen in folgenden Bereichen:<br />
� Fehlende Einkaufsmöglichkeiten: gehobener und attraktiver Einzelhandel,<br />
Markthalle, Erlebniseinkauf<br />
� Fehlende Gastronomie: Straßengastronomie, gute Restaurants, Jugendcafé,<br />
Diskothek, Hotel<br />
� Fehlende Kultur- und Freizeiteinrichtungen: “alltagsnahe” Kultur, Freizeiteinrichtungen<br />
für Kinder und Jugendliche, Galerie, Fitnesscenter, Kino<br />
Themenfeld Städtebau/Verkehr<br />
Positiv hervorgehoben wurde die Verknüpfung von Einkaufsmöglichkeiten und<br />
sozialen bzw. kulturellen Einrichtungen in <strong>Milspe</strong>. Betont wurde auch die städtebaulich<br />
günstige Lage des Busbahnhofs, wodurch kurze Wege für Nutzer des<br />
öffentlichen Verkehrs entstehen. Ein weiteres Potential stellt die große Straßenbreite<br />
der Hauptgeschäftsstraße dar. Städtebauliche Entwicklungschancen wurden<br />
vor allem auf den mindergenutzten Flächen und in den rückwärtigen Bereichen<br />
gesehen. Flächenpotenziale:<br />
� Ehemaliges Betriebsgelände der Firma Garthe-Wolff (Privateigentum)<br />
� Rückwärtige Grundstücksbereiche zwischen westlicher Voerder Straße und<br />
dem Parkhaus an der Neustraße (privates Eigentum)<br />
� Busbahnhof an der Neustraße (städtisches Eigentum)<br />
� Postgelände (Eigentum Post)<br />
� Parkplatz zwischen Post und Haus <strong>Ennepetal</strong><br />
an der Gasstraße (städtisches Eigentum)<br />
� DB-Gelände (Eigentum DB AG)<br />
Bei der Beurteilung der Stadträume durch die Teilnehmer<br />
wurden Schwächen wie fehlgenutzte Flächen<br />
(z. B. Parkplatz vor Haus <strong>Ennepetal</strong>), die geringe<br />
Anzahl an Stadtplätzen, die mangelhafte<br />
Aufenthaltsqualität, die geringe Beleuchtung in<br />
den Seitenstraßen und die ungestalteten Eingangsituationen<br />
deutlich.<br />
Eine attraktive Verknüpfung zwischen Voerder<br />
Straße und Süd-/Gasstraße fehlt, besonders Haus<br />
<strong>Ennepetal</strong> ist mangelhaft an die Voeder Straße<br />
angebunden.<br />
Die Ennepe ist durch die Neustraße von der Innenstadt<br />
stark abgetrennt und nicht ins Stadtbild<br />
integriert, zudem fehlt ein flussbegleitender Fußweg.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 9<br />
Zentraler Busbahnhof<br />
an der<br />
Neustraße<br />
DB-Gelände mit<br />
Schrottplatz
SZENARIEN FÜR DIE INNENSTJADTENTWICKLUNG<br />
Im zweiten Werkstattgespräch stellten die Mitarbeiter des Büros Pesch & Partner<br />
drei Entwicklungsszenarien vor, anschließend diskutierten die Teilnehmer<br />
Vor- und Nachteile der Szenarioentwürfe.<br />
SZENARIO I: DIE INNENSTADT IM<br />
SPANNUNGSFELD NEUER EINZELHANDELSMAGNETEN<br />
Idee ist die Erweiterung des zentralen Einkaufsbereichs nach Westen und Osten<br />
durch die Ansiedlung zweier Einzelhandelsmagneten an den Rändern der Innenstadt.<br />
Im Kernbereich sollen die Funktionen Kultur/Freizeit/Erholung gestärkt<br />
werden.<br />
Schlüsselprojekte:<br />
� Großflächiger Einzelhandel auf dem Garthe-Wolff-Gelände (Shopping-Center)<br />
� Großflächiger Einzelhandel auf dem DB-Gelände (Fachmärkte)<br />
� Hotel/Gastronomie am Haus <strong>Ennepetal</strong> mit speziellen Angeboten im Bereich<br />
Gesundheit/Wellness, direkte Verknüpfung mit der Kluterthöhle<br />
� Stadtplatz vor Hotel und Haus <strong>Ennepetal</strong>.<br />
Voraussetzung:<br />
Hinreichende Nachfrage nach Innenstadtflächen für Einzelhandel, Freizeit und<br />
Kultur.<br />
Auswirkungen:<br />
� Erhöhte Kaufkraftbindung in <strong>Milspe</strong> bzw. Kaufkraftzufluss nach <strong>Ennepetal</strong><br />
� Angebotsverbesserungen in bislang defizitären Einzelhandelsbranchen<br />
� Starker Konkurrenzdruck auf bestehenden Einzelhandel<br />
� Erhebliche Steigerung der Aufenthalts- und Wohnumfeldqualität auf der<br />
Voerder Straße, mehr Raum für Aufenthalt/Begegnung/Spiel<br />
� Zusätzliche Verkehrsbelastungen auf der Kölner Straße und auf der Neustraße.<br />
SZENARIO II:<br />
DIE INNENSTADT ALS SHOPPING- UND ENTERTAINMENT-CENTER<br />
Idee ist die großflächige Erweiterung des Einzelhandelsangebotes in zentraler<br />
Lage durch die Möglichkeit eines wetterunabhängigen Einkaufs- und Freizeiterlebnisses.<br />
Die Erweiterung geht mit einer starken Verdichtung der Innenstadt<br />
einher.<br />
Schlüsselprojekte:<br />
� Einkaufszentrum mit großem Parkplatzangebot zwischen Markt/Ring-Kaufhaus<br />
und Sparkasse<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 10
� Kino und Hotel/Gastronomie am Haus <strong>Ennepetal</strong><br />
� Wohnen und Arbeiten am Wasser auf dem Garthe-Wolff-Gelände<br />
� Busbahnhof und gewerbliche Nutzung auf dem DB-Gelände.<br />
Voraussetzungen:<br />
� Gebäudeabriss an der Südstraße, weitgehender Eingriff in das Privateigentum<br />
� Hinreichende Nachfrage nach Innenstadtflächen für Einzelhandel, Freizeit,<br />
Kultur, Wohnen und Dienstleistung.<br />
Auswirkungen:<br />
� Deutlich verbesserte Kaufkraftbindung in <strong>Milspe</strong> bzw. Kaufkraftzufluss nach<br />
<strong>Ennepetal</strong> (Regionales Einzugsgebiet)<br />
� Erhebliche Veränderung der Einzelhandelsstruktur: Verlagerung der bisherigen<br />
Kundenströme, extremer Konkurrenzdruck auf bestehenden Einzelhandel<br />
� Erhebliche zusätzliche Verkehrsbelastungen auf der Neustraße<br />
� Verkehrstechnisch schwierige An- und Abfahrt am neuen Einkaufszentrum<br />
� Belebung durch ein neues innerstädtisches Wohnquartier (zusätzliche Nutzer/Kunden).<br />
SZENARIO III:<br />
EINE INNENSTADT MIT VIELFALT UND FUNKTIONSMISCHUNG<br />
Idee ist die behutsame und gezielte Weiterentwicklung der Innenstadt. Das Einzelhandelsangebot<br />
wird durch kleinere und mittlere Verkaufsflächen ergänzt.<br />
Die öffentlichen Räume werden neu vernetzt.<br />
Schlüsselprojekte:<br />
� Einzelhandel im Bereich des Post-Geländes<br />
� Kino und Wohnen auf dem Garthe-Wolff-Gelände<br />
� Gewerbliche Nutzung auf dem DB-Gelände<br />
� Überbauung des Busbahnhofs am jetzigen Standort, eventuell bauliche Ergänzung<br />
durch Dienstleistungsgebäude.<br />
Voraussetzungen:<br />
� Interesse der Investoren für mittlere Einzelhandelsobjekte in gemischt genutzten<br />
Bauflächen<br />
� Hinreichende Nachfrage nach Innenstadtflächen für Wohnen und Gewerbe.<br />
Auswirkungen:<br />
� Kaufkraftbindung in <strong>Milspe</strong>, geringer Kaufkraftzufluss von außen<br />
� Repräsentatives Entree zur Innenstadt an der Kölner Straße<br />
� Aufwertung der Voerder Straße<br />
� Relativ gleichbleibende Verkehrsbelastung.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 11
ENTWICKLUNGSKONZEPT<br />
INNENSTADT ENNEPETAL-MILSPE<br />
Das Entwicklungskonzept wurde anhand der Stärken-Schwächen-Analyse und<br />
der Szenarien erarbeitet. Komponenten aller Szenarien wurden zu einem<br />
schlüssigen Gesamtkonzept zusammengefügt. Räumlich dargestellt wird das<br />
Entwicklungskonzept im beigefügten Strukturplan. Drei Arbeitsgruppen (Image/<br />
Kultur, Verkehr, Einzelhandel) diskutierten im dritten Werkstattgespräch einen<br />
Vorentwurf des Strukturplans. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen und der Abschlussdiskussion<br />
im vierten Werkstattgespräch sind in das Entwicklungskonzept<br />
eingeflossen.<br />
<strong>Leitbild</strong> ist eine kompakte Innenstadt mit Nutzungsvielfalt, guter Erreichbarkeit<br />
für den motorisierten Individualverkehr bzw. den öffentlichen Verkehr und komfortablen<br />
Fußwegen. Die Nutzungen werden verknüpft durch ein Netz hochwertiger<br />
öffentlicher Räume mit attraktiven Angeboten für Jung und Alt.<br />
Das Entwicklungskonzept für die Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> umfasst drei Entwicklungsbereiche:<br />
� Entwicklungsbereich A: Kernbereich<br />
� Entwicklungsbereich B: Garthe-Wolff-Gelände<br />
� Entwicklungsbereich C: DB-Gelände<br />
Aufgrund des <strong>Leitbild</strong>s einer kompakten Innenstadt haben die Entwicklungsbereiche<br />
B und C innenstadtergänzende Funktionen, der Schwerpunkt liegt deshalb<br />
auf dem Kernbereich.<br />
Die Leitprojekte innerhalb der Entwicklungsbereiche sind im Strukturplan räumlich<br />
dargestellt und werden im Folgenden beschrieben.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 12<br />
Die Innenstadt<br />
<strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong>
ENTWICKLUNGSBEREICH A: KERNBEREICH<br />
Grundidee ist eine kompakte und mit neuen Einzelhandels- und Kulturnutzungen<br />
angereicherte Innenstadt, die sich durch eine hohe Durchlässigkeit für Fußgänger<br />
und eine gute Erreichbarkeit für den motorisierten Verkehr auszeichnet. Die zukünftige<br />
Innenstadtentwicklung wird durch eine Doppelstrategie bestimmt. Bestehender<br />
Einzelhandel soll durch städtebauliche und verkehrliche Veränderungen<br />
gestützt und neue Investitionen mit heute üblichen Flächengrößen realisiert werden.<br />
Die Handelsfunktion ist nur ein Schwerpunkt im neuen Zentrum; Kultur-, Gastronomie-<br />
und Unterhaltungseinrichtungen tragen zur Belebung der Innenstadt<br />
auch außerhalb der Geschäftszeiten bei.<br />
Die bisher lineare Struktur der Innenstadt mit einer Konzentration der Aktivitäten<br />
auf die Voerder Straße soll zugunsten einer Entwicklung in die Breite verändert<br />
werden. Angestrebt ist, die Gas- und Südstraße in einen neuen Rundlauf einzubeziehen.<br />
Neben der Voerder Straße entsteht so eine zweite Entwicklungsschiene<br />
mit eher großflächigen Nutzungen. Die zumeist kleinteiligen Strukturen in der<br />
Voerder Straße sollen aufrecht erhalten, gestärkt und ergänzt werden. Für den<br />
Entwicklungsbereich A werden vier Leitprojekte vorgeschlagen:<br />
Leitprojekt A1 - Fußgängerzone Voerder Straße<br />
Die Einrichtung einer erweiterten reinen Fußgängerzone beeinflusst maßgeblich<br />
die Einkaufsatmosphäre in der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong>. Entsprechend der<br />
Grundidee einer kompakten Innenstadt erstreckt sich die erweiterte Fußgängerzone<br />
auf den zentralen Bereich zwischen Ring-Kaufhaus, der Einmündung Berninghauser<br />
Straße und dem Haus <strong>Ennepetal</strong>. Sie verbindet damit den Marktplatz und<br />
einen neuen Stadtplatz westlich des Hauses <strong>Ennepetal</strong>. Die übrigen Abschnitte<br />
der Voerder Straße und der Süd-/Gasstraße bleiben weiterhin für den motorisierten<br />
Verkehr geöffnet und werden fußgängerfreundlich umgestaltet (verkehrsberuhigter<br />
Bereich), am Knoten Friedrichstraße und dem Kreisverkehrsplatz Esbeker<br />
Straße entstehen attraktive Eingangssituationen.<br />
Die Anlage einer reinen Fußgängerzone hat Konsequenzen für den motorisierten<br />
Individualverkehr und den Busverkehr. Im vorgeschlagenen Abschnitt müssen ca.<br />
60 Stellplätze aufgegeben werden. Ersatzstellplätze könnten nordwestlich des<br />
Parkhauses oder durch dessen Erweiterung geschaffen werden.<br />
Die große Mehrheit der Workshop-Teilnehmer befürwortet die vollständige Herausnahme<br />
des Busverkehrs aus der Voerder Straße und eine Verlagerung auf die<br />
Süd-/Gasstraße bzw. die Neustraße.<br />
Mit der Umgestaltung des Straßenraums (niveaugleiche Pflasterung, einheitliche<br />
Möblierung, Begrünung) gehen weitere städtebauliche Maßnahmen einher. Die<br />
ehemaligen Durchgänge zwischen Voerder Straße und Gasstraße werden wieder<br />
öffentlich zugänglich und sorgen so für eine bessere Verknüpfung der beiden<br />
parallelen Innenstadtstraßen. Weitere Maßnahmen betreffen die Aufwertung der<br />
Randbebauung entlang der Voerder Straße: Fassadengestaltung, Baulückenschließung,<br />
Wiedernutzung leerstehender Ladenlokale, Anlage eines Platzes mit Kinderspielmöglichkeiten<br />
vor dem Bunker.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 13
Leitprojekt A2 - Stadtplatz am Haus <strong>Ennepetal</strong><br />
Neben dem Marktplatz fungiert Haus <strong>Ennepetal</strong> als Impulsgeber für die Innenstadtentwicklung.<br />
In diesem Bereich wird der kulturelle Schwerpunkt der<br />
Innenstadt ausgebildet. Auf dem heutigen Parkplatz entsteht als Gegenpol<br />
zum Marktplatz ein weiterer Stadtplatz mit attraktiver Randbebauung und publikumsintensiven<br />
Nutzungen. Ein Neubau an der Neustraße fasst den Platz<br />
und sorgt für Lärmabschirmung. Aufgrund schwieriger Eigentumsverhältnisse<br />
südlich des neuen Platzes wird im rückwärtigen Bereich der Bebauung an der<br />
Voerder Straße eine grüne Kulisse mit dichtem Baumbestand vorgesehen. Das<br />
Haus <strong>Ennepetal</strong> am östlichen Platzrand wird durch einen verglasten Anbau<br />
zum Platz geöffnet. Publikumsintensive Randnutzungen tragen dazu bei, den<br />
Platz zu beleben: Im Neubau nördlich des Platzes sind gastronomische und<br />
kulturelle Nutzungen vorgesehen (z. B. Hotel, Restaurant, Eiscafé, Kino). Im<br />
Anbau des Hauses <strong>Ennepetal</strong> könnte ein Bürgerbüro als zentrale Anlaufstelle<br />
der Stadtverwaltung einziehen.<br />
Ein neuer Straßenanschluss an der Neustraße (östlich des Neubaus) hält motorisierten<br />
Individualverkehr vom Platzbereich fern, durch Grüngestaltung<br />
wird dieser Anschluss zu einer neuen Torsituation zur Innenstadt ausgebildet.<br />
Eine neue Bushaltestelle auf dem Stadtplatz könnte für eine gute ÖPNV-Anbindung<br />
des Hauses <strong>Ennepetal</strong> sorgen.<br />
Die wegfallenden ca. 100 Stellplätze könnten auf dem dem DB-Gelände untergebracht<br />
werden (s. Entwicklungsbereich C).<br />
Die Entwicklung des Postgeländes hängt wesentlich von den Eigentumsverhältnissen<br />
ab. Nach derzeitigem Stand möchte die Post das Obergeschoss des<br />
Gebäudes weiternutzen, für das Untergeschoss käme dann zunächst Einzelhandel<br />
oder Dienstleistung in Frage. Langfristig könnte an diesem Standort<br />
ein Parkhaus für den Kultur- und Freizeitschwerpunkt entstehen.<br />
Leitprojekt A3 - Busbahnhof<br />
Wegen ihrer zentralen Lage kann die Fläche des Busbahnhofs sowohl Verkehrsals<br />
auch Handelsfunktionen übernehmen. Der Busbahnhof muss aus Sicht der<br />
Workshop-Teilnehmer seinen Standort im Kernbereich der Innenstadt behalten.<br />
Damit die Wettbewerbsfähigkeit der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> gegenüber<br />
den Konkurrenten in der unmittelbaren Nachbarschaft verbessert werden kann,<br />
ist die Neuansiedlung von Einzelhandel im Kernbereich notwendig. Die Fläche<br />
des heutigen Busbahnhofs bietet sich für solche Zwecke an.<br />
Durch eine Neuorganisation des Busverkehrs kann der Raumbedarf des Busbahnhofs<br />
verringert werden. Eine gestalterisch aufgewertete Rendezvous-Haltestelle,<br />
wo die Busse nur kurz für den Fahrgastwechsel halten ist platzsparender<br />
und leichter städtebaulich zu integrieren. Auf dem heutigen Parkplatz vor dem<br />
Parkhaus ist die Einrichtung einer Rendezvous-Haltestelle möglich. Unvermeidbare<br />
Wartezeiten werden dann außerhalb des Kernbereichs, z. B. auf dem DB-<br />
Gelände, genommen. Um die Verkehrsströme zu entflechten und kreuzende Verkehre<br />
von Pkws und Bussen zu vermeiden, ist zur Parkhauserschließung eine<br />
weitere Zufahrt zur Neustraße direkt im Vorfeld des Parkhauses vorgesehen.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 14
Mit der angedachten Verlagerung und Verkleinerung der zentralen Bushaltestelle<br />
würde die wertvolle innerstädtische Fläche des heutigen Busbahnhofs für eine<br />
große Einzelhandelsnutzung frei. Das neue Einzelhandelsprojekt wird an den bestehenden<br />
Lebensmittelmarkt angegliedert. Auf Höhe der Voerder Straße entsteht<br />
über eine großzügige Passage ein niveaugleicher Rundlauf. Von der Südstraße<br />
wird diese Passage über ein gläsernes Foyer und Rolltreppen erreicht. Ebenerdig<br />
werden von hier Lager und zwei Parkdecks erschlossen. Das Gebäude erhält insbesondere<br />
zur Neustraße eine attraktive Fassade. Neben kleinteiligem Einzelhandel<br />
ist auch die Einrichtung eines Fachmarktes möglich.<br />
Von der neuen Einkaufspassage ausgehend könnte eine Brücke die direkte Verbindung<br />
zum Klutertberg herstellen.<br />
Leitprojekt A4 - Nordwestliche Neustraße<br />
Dem aufmerksamen Besucher der <strong>Ennepetal</strong>er Innenstadt offenbart sich entlang<br />
der Neustraße eine Vielzahl an ungestalteten Gebäuderückseiten. Durch die zuvor<br />
dargestellten Neubauprojekte wird dieser Missstand behoben. Auch im Nordwesten,<br />
am Beginn der Neustraße, soll mit einer aufgelockerten Bebauung eine neue<br />
Raumkante parallel zur Neustraße geschaffen werden. Wohnen und Dienstleistung<br />
sind mögliche Nutzungen.<br />
ENTWICKLUNGSBEREICH B: GARTHE-WOLFF-GELÄNDE<br />
Die Workshop-Teilnehmer sprachen sich dafür aus, das Garthe-Wolff-Gelände<br />
nicht in den Kernbereich einzubeziehen. Innenstadtrelevanter Einzelhandel soll<br />
daher an diesem Standort ausgeschlossen werden. Eine sinnvolle Nutzungsalternative<br />
ist eine Mischung aus Arbeiten und Wohnen.<br />
Um die Lärmemissionen der Kölner Straße abzumildern, ist eine geschlossene Gebäudezeile<br />
zur Abschirmung vorgesehen. In den Gebäuden entlang der Kölner<br />
Straße bietet sich eine weniger lärmempfindliche Büronutzung an, für die Querriegel<br />
im rückwärtigen Bereich wird eine Mischung aus Arbeiten und Wohnen mit<br />
dem Schwerpunkt Wohnen vorgeschlagen. Eine begrünte Promenade an der Heilenbecke<br />
schafft ein attraktives Entree. Die Verkehrserschließung erfolgt über eine<br />
fahrbahnbegleitende Mischverkehrsfläche parallel zur Kölner Straße, Fußwege verknüpfen<br />
das Gelände mit der Innenstadt.<br />
ENTWICKLUNGSBEREICH C: DB-GELÄNDE<br />
Ausgehend von der Grundidee einer kompakten Innenstadt ist auch der Standort<br />
DB-Gelände nicht für Einzelhandelsnutzungen relevant.<br />
Vorgeschlagen wird eine Zweiteilung des Geländes: Auf der westlichen Hälfte<br />
entsteht ein Entlastungsparkplatz für die Innenstadt und Haus <strong>Ennepetal</strong>. Er kompensiert<br />
den Wegfall der Stellplätze neben Haus <strong>Ennepetal</strong> und ist wegen seiner<br />
räumlichen Nähe zur Innenstadt sowohl für Beschäftigte als auch für Besucher der<br />
Innenstadt oder des Hauses <strong>Ennepetal</strong> gleichermaßen geeignet. Durch eine neue<br />
Fußgängerbrücke über die Ennepe wird der Parkplatz unmittelbar an Haus <strong>Ennepetal</strong><br />
angebunden. Im östlichen Teil des Geländes ist die Einrichtung von Sport<br />
und Freizeitmöglichkeiten (z. B. Fitnessstudio) denkbar.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 15
OFFENE FRAGEN UND AUSBLICK<br />
Das hier vorgestellte Entwicklungskonzept für die Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong><br />
wurde in einem kooperativen Planungsprozess erarbeitet. In dieser Form konnte<br />
nur eine grobe Richtung für die Innenstadtentwicklung vorgegeben werden,<br />
Detailfragen sind im weiteren Planungsprozess in kleineren Facharbeitsgruppen<br />
zu klären. Die folgenden Fragestellungen bedürfen alle einer technischen oder<br />
organisatorischen Prüfung und sind bei entsprechender Interpretation als Aufgaben<br />
zu verstehen.<br />
� Durch welche gestalterischen Mittel kann die Innenstadt inszeniert werden?<br />
� Wie können kulturelle Aktivitäten in der Innenstadt gebündelt und gefördert<br />
werden?<br />
� Wie können die Buslinien außerhalb der Voerder Straße geführt werden?<br />
� Wie kann die ÖPNV-Qualität in <strong>Ennepetal</strong> besser nach außen dargestellt<br />
werden (Marketing-Strategie)?<br />
� Wie soll der ruhende Verkehr zukünftig organisiert werden?<br />
Die vorgeschlagenen Leitprojekte können nur schrittweise über einen langfristigen<br />
Zeitraum hinweg realisiert werden. Einige Projekte sind vorrangig umzusetzen,<br />
da sie die Funktion einer Initialzündung für die weitere Entwicklung übernehmen.<br />
Diese drei Projekte sind gleichmäßig über den Kernbereich verteilt:<br />
Stadtplatz am Haus <strong>Ennepetal</strong>, Fußgängerzone, Einrichtung der Rendezvoushaltestelle.<br />
Aufgrund der kurzfristigen Verfügbarkeit des Garthe-Wolff-Geländes ist<br />
auch der Entwicklungsbereich B primär in Angriff zu nehmen.<br />
RESÜMEE<br />
Die derzeitige Situation der Innenstadt <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> wurde von den Gutachtern<br />
und Workshop-Teilnehmern in vielen Punkten kritisch gesehen, es ist<br />
also großer Handlungsbedarf gegeben. Das vorliegende Entwicklungskonzept<br />
ist ein erster Schritt, die Defizite zu beheben und die vorhandenen Chancen<br />
und Potenziale zu nutzen. Das Entwicklungskonzept dient der Beurteilung städtebaulicher<br />
Projekte hinsichtlich ihrer Innenstadtverträglichkeit und es ist<br />
Grundlage für weitere Planungsschritte. Die Realisierung der vorgeschlagenen<br />
Projekte hängt wesentlich vom Engagement der Akteure vor Ort ab. Mutige<br />
Entscheidungen und Kooperationen zwischen unterschiedlichen Akteuren tragen<br />
dazu bei, die dringend notwenigen Veränderungen einzuleiten und das<br />
<strong>Leitbild</strong> einer kompakten Innenstadt mit Nutzungsvielfalt, guter Erreichbarkeit,<br />
hoher Durchlässigkeit und attraktiven öffentlichen Räumen zu realisieren.<br />
Es hat sich gezeigt, dass am Ende eines kooperativen Planungsverfahrens, trotz<br />
der teilweise konträren Interessen, konsensorientierte Lösungen stehen können.<br />
Offene Fragen sind in einem Diskussionsprozess mit bis zu 30 Teilnehmern und<br />
einem komplexen Thema wie der Innenstadtentwicklung unumgänglich. Details<br />
können in einer derartigen Runde nicht thematisiert werden. Hierzu bedarf es<br />
der Bildung von neuen Facharbeitsgruppen zu enger abgegrenzten Themenbereichen.<br />
Das Entwicklungskonzept steckt den Rahmen für diese konkrete themenbezogene<br />
Weiterarbeit.<br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 16
ANHANG<br />
Beteiligte<br />
Entwicklung der Innenstadt in <strong>Ennepetal</strong><br />
Szenario 1<br />
Szenario 2<br />
Szenario 3<br />
Strukturplan 1<br />
Strukturplan 2
BETEILIGTE<br />
� Karin Allwermann, Stadtmarketing - Vorstand<br />
� Hans-Jürgen Braselmann, Stadtmarketing - AK<br />
Einzelhandel/Wirtschaft<br />
� Dr. Lothar Bondzio, Büro Brilon/Bondzio/Weiser<br />
� Claudia Breitkopf, Stadtverwaltung/Fachbereich 4<br />
� Oskar Brilling, Bündnis 90/Die Grünen<br />
� Ralf Bülte, Büro Pesch & Partner<br />
� Torsten Finis, City-Marketing <strong>Milspe</strong><br />
� Joachim Fischer, Stadtverwaltung/Fachbereich 5<br />
� Rüdiger Freudenreich, Lokale Agenda 21<br />
� Wolfgang Frey, FDP<br />
� Henning Friedl, Lokale Agenda 21<br />
� Rudolf Graw, Stadtverwaltung/Fachbereich 5<br />
� Kristin Hildebrand, Bündnis 90/Die Grünen<br />
� Sabine Hofmann, Bündnis 90/Die Grünen<br />
� Ulrich Höhl, Stadtverwaltung/Fachbereich 5<br />
� Rolf Hüttebräuker, CDU<br />
� Christian Jutzner, ÖPNV-Koordinator Ennepe-Ruhr-Kreis<br />
� Wolfgang Kern, Haus <strong>Ennepetal</strong> GmbH<br />
� Christel Kreuser, Stadtmarketing - AK Kultur/Bildung/Sport<br />
� Lothar Lenz, Stadtmarketing - AK Stadtentwicklung/Verkehr<br />
� Carsten Lottner, Büro Pesch & Partner<br />
� Fritz Lotz, Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr mbH<br />
� Dr. Ingo Mehner, Werbegemeinschaft <strong>Ennepetal</strong><br />
� Karl Passoth, EWG<br />
� Franco Pate, Werbegemeinschaft <strong>Ennepetal</strong><br />
� Prof. Dr. Franz Pesch, Büro Pesch & Partner<br />
� Ina Schauer, Büro Pesch & Partner<br />
� Thomas Seibel, City-Marketing <strong>Milspe</strong><br />
� Dr. Hella Siekermann, FDP<br />
� Stefan Voigt, Stadtmarketing - AK Tourismus/Gastronomie<br />
� Wilhelm Wiggenhagen, Stadtverwaltung/Fachbereich 4<br />
� Werner Wölke, City-Marketing <strong>Milspe</strong><br />
� Uwe Zach, Werbegemeinschaft <strong>Ennepetal</strong><br />
Innenstadtentwicklung <strong>Ennepetal</strong>-<strong>Milspe</strong> 18
Entwicklung des Garthe-Wolff-<br />
Geländes: Dienstleistung und anteilig<br />
Wohnen. Gestaltung eines<br />
Stadtplatzes und einer kleinen<br />
Promenade an der Heilenbecke<br />
Aufwertung der Gebäude und<br />
Angebote in der Friedrichstraße<br />
Aufwertung der Gebäude, und<br />
Schaufenstergestaltung. Ausgewogenes,<br />
gutes Angebot in den Bereichen<br />
Einzelhandel, Gastronomie,<br />
Kultur sowie Dienstleistung und<br />
Wohnen<br />
Dienstleistung, Wohnen und<br />
großes Stellplatzangebot an<br />
der Neustraße<br />
Umgestaltung der zentralen Voerder<br />
Straße zur Fußgängerzone (vom<br />
Ring-Kaufhaus bis Haus <strong>Ennepetal</strong>).<br />
Gestaltung von Stadtplätzen am<br />
Haus <strong>Ennepetal</strong> und in der Voerder<br />
Straße<br />
Neue Rendezvous-Haltestelle im<br />
zentralen Innenstadtbereich<br />
<strong>Milspe</strong><br />
Großflächiger Einzelhandel<br />
inkl.Stellplätze und Einkaufspassage<br />
als Rundweg zwischen<br />
Voerder Straße und Südstraße.<br />
Fußgängerbrücke zur Höhlenstraße<br />
Zunächst Wohnen im Bestand,<br />
langfristig Dienstleistung und<br />
Wohnen bzw. zunächst Dienstleistung<br />
und Post, langfristig Parken<br />
für den Freizeit- und Kulturschwerpunkt<br />
Kultureller Schwerpunkt mit<br />
Haus <strong>Ennepetal</strong>, baulicher<br />
Ergänzung (Kino, Gastronomie<br />
oder Hotel) und neuem Stadtplatz.<br />
Direkte Fußgängeranbindung zur<br />
Kluterthöhle<br />
Fußgängerfreundliche Gestaltung<br />
der östlichen und westlichen Voerder<br />
Straße zur Mischverkehrsfläche<br />
mit besonderer Gestaltung der Eingangssituationen<br />
Östlicher Bereich des DB-Geländes<br />
für Sport- und Freizeitangebote,<br />
westlicher Bereich für Stellplätze<br />
zur Entlastung des Bedarfs in der<br />
zentralen Innenstadt <strong>Milspe</strong>