03.01.2022 Aufrufe

PG 01/22

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ZKZ 77125<br />

Januar 20<strong>22</strong> | No.1<br />

100 Jahre Hungerkamp<br />

Immer schön<br />

flexibel bleiben<br />

Sourcing-Störung<br />

Lieferketten<br />

im Stress<br />

Pläne und Perspektiven 20<strong>22</strong><br />

Die Zeiten sind<br />

herausfordernd<br />

Inklusive 6 Seiten<br />

2G im Einzelhandel:<br />

Die Konsequenzen<br />

ASA Selection: Trendsetter im Bereich Food & Living<br />

Designstark und mit<br />

natürlichem Charme


AKTUELL<br />

Das Pandemiejahr ist dahingehend gut gelaufen, dass sich – wie auch 2020 –<br />

weiterhin viele Menschen noch mehr damit beschäftigt haben, frisch zu<br />

kochen. Damit ist gleichzeitig auch das Interesse an passendem, hochwertigem<br />

Küchen-Equipment gestiegen, was Gefu in die Karten gespielt hat.<br />

Gleichzeitig waren die Lieferkettenproblematik und steigende Frachtkosten<br />

für unser Team eine Herausforderung in diesem Jahr. Vornehmlich möchten<br />

wir auch 20<strong>22</strong> den Fachhandel stärken. Dieser ist die Seele unseres Geschäfts<br />

und gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation ist es wichtiger denn<br />

je, Fachhändlern attraktive Produkte und Aktionen zu bieten, damit sie bestehende<br />

Kund:innen begeistern und neue dazugewinnen.<br />

Rudolf Schillheim, Inhaber und CEO, Gefu<br />

Branchenstimmen: Die Zeiten bleiben herausfordernd<br />

Mit Optimismus<br />

ins Jahr 20<strong>22</strong><br />

Was waren im vergangenen Jahr die größten Herausforderungen?<br />

Und welche Perspektiven ergeben sich für<br />

das neue Jahr? Die „P & G“ fragte im Handel und in der<br />

Industrie nach: ein Stimmungsbild, das die unterschiedlichen<br />

Probleme der Branche beleuchtet.<br />

2021 war das wohl herausforderndste Jahr in der<br />

langen Geschichte der EK/Servicegroup. Die<br />

Pandemie-Beschränkungen drückten stark auf<br />

Stimmung und Bilanzen im Einzelhandel. Deshalb<br />

stand die größtmögliche Unterstützung<br />

unserer Partner im Fokus. Die letzten beiden<br />

Jahre haben eindeutig gezeigt, dass das Thema<br />

Digitalisierung wettbewerbsentscheidend ist.<br />

Die EK/Servicegroup ist hier gut aufgestellt<br />

und gibt ihren Mitgliedern und Partnern jede<br />

Menge Hilfestellung an die Hand. Dazu gehört<br />

auch unser starkes Engagement bei Nextrade.<br />

Franz-Josef Hasebrink, Vorstandsvorsitzender<br />

EK/Servicegroup<br />

Die Kontaktbeschränkungen der letzten Monate haben in vielen<br />

Fällen den Lebensstil der Verbraucher stark verändert. Fehlende<br />

Möglichkeiten, essen zu gehen, das Arbeiten im Homeoffice und<br />

andere Faktoren haben dazu geführt, wesentlich mehr Zeit als sonst<br />

zu Hause zu verbringen. Seither liegt Kochen im Trend und so hat<br />

die erhöhte Nachfrage nach Kochgeschirr der Branche neue Geschäftsmöglichkeiten<br />

eröffnet.<br />

Hinzu kommt, dass der globale E-Commerce-Umsatz im Einzelhandel<br />

seit 2<strong>01</strong>9 erheblich gestiegen ist. Das Konsumverhalten ist<br />

digitaler geworden und so ist die Nachfrage nach neuen Scanpan-<br />

Pfannen – trotz geschlossener Läden – unbeeinträchtigt geblieben.<br />

Pia Fredberg, Area Export Manager, Scanpan<br />

12 P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong>


Das Pandemiejahr 2021 hat für uns viele Hochs und<br />

Tiefs ergeben. Bei all der Dramatik, die der Lockdown<br />

mit sich gebracht hat, können wir diesem auch Gutes<br />

abgewinnen. Wir haben die Chance genutzt, bestehende<br />

Prozesse auf den Prüfstand zu stellen und neu<br />

zu definieren. Neben „Click/ Call & Collect“ haben wir<br />

unsere ganze Power in den Ausbau unseres Onlineshops<br />

gesteckt. Nicht zuletzt um auch für einen neuerlichen<br />

(Teil-) Lockdown gut aufgestellt zu sein.<br />

Welchen Schluss ich aus der Pandemie für uns als Händler<br />

daraus ziehe ist klar: Wir haben die Kraft und die<br />

Fähigkeiten uns in kürzester Zeit an die sich veränderte<br />

Situation anzupassen! Allzu oft ist der Non-Food- Handel<br />

„Bauernopfer“ der Pandemie geworden. Was dem Handel<br />

in den vergangen 21 Monaten abverlangt wurde ist<br />

enorm. Die freigesetzte Energie und Anpassungsbereitschaft<br />

sind jedoch nicht weniger gewaltig. Für 20<strong>22</strong> sehe<br />

ich uns und viele Kolleg:innen besser aufgestellt als vor<br />

der Pandemie. Prozesse sind innerhalb der Unternehmen<br />

schlanker geworden, Innovationen und Digitalisierung<br />

wurden vorangetrieben. Für uns, als etabliertes Familienunternehmen,<br />

hat sich zu dem sowohl die Bindung zu<br />

unseren Mitarbeiter:innen, sowie zu unseren Kund:innen<br />

als Asset in der Pandemie gezeigt.<br />

Christina van Dorp, Präsidentin des<br />

Handelsverbands Koch- und Tischkultur<br />

Für uns stellt die pandemische Lage eine<br />

besondere Herausforderung dar. Denn wir<br />

klopfen mit zwar bekannten, aber oft doch für<br />

das jeweilige Haus neuen Marken an die Türen<br />

des Handels, die aber in zahlreichen Fällen geschlossen<br />

bleiben mussten. Die Konsequenz<br />

aus den unterschiedlichsten Einflussfaktoren,<br />

die das Jahr 20<strong>22</strong> bestimmen werden, von der<br />

Logistik über die Materialverfügbarkeit bis hin<br />

zu steigenden Energie- und Rohstoffpreisen<br />

sowie einer stärkeren Inflation, kann nur sein,<br />

dass Lieferanten und Handel gemeinsam Impulse<br />

dafür geben müssen, dass der Konsum<br />

für die Kund:innen von Interesse bleibt. Das<br />

muss mit der Positionierung eines Produktes in<br />

konsumigen Preislagen, die einmal mehr in der<br />

Entwicklung mitgedacht werden sollte, beginnen<br />

und bei attraktiven Vertriebsaktionen und<br />

einladender Einkaufsatmosphäre noch längst<br />

nicht enden.<br />

Klaus Schmelzeisen, Geschäftsführer<br />

Brandlands GmbH<br />

Das Jahr 2021 ist für uns bei Villeroy & Boch sehr gut<br />

verlaufen. Die behördlich angeordneten weltweiten<br />

Shopschließungen konnten wir durch unsere anderen<br />

Vertriebskanäle, insbesondere den E-Commerce, sehr<br />

gut kompensieren.<br />

Obwohl die andauernde Corona-Pandemie verlässliche<br />

Planungen für das nächste Jahr erschwert, blicken wir<br />

optimistisch auf 20<strong>22</strong>. Mit dem neu ausgerichteten Unternehmensbereich<br />

Dining & Lifestyle sind wir für die<br />

kommenden Herausforderungen sehr gut aufgestellt:<br />

Das komplett überarbeitete Sortiment aus Trends und<br />

Bestsellern, Geschenken und Out of Home-Porzellan erfüllt<br />

die Wünsche und Bedürfnisse der Konsument:innen.<br />

Gabi Schupp, Vorständin Dining & Lifestyle<br />

bei Villeroy & Boch<br />

P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong> 13


HANDEL<br />

Geschäftsführerin Petra Hungerkamp<br />

mit ihrem Vater und Seniorchef<br />

Dr. Georg Hungerkamp in<br />

ihrem kleinen Raritäten-Museum<br />

im ersten Stock.<br />

Hungerkamp in Bocholt: Feiert 20<strong>22</strong> 100-jähriges Bestehen<br />

Immer flexibel bleiben<br />

Am <strong>22</strong>. Mai 20<strong>22</strong> feiert Hungerkamp in<br />

Bocholt 100-jähriges Bestehen. Doch<br />

nicht erst im Mai starten die Aktivitäten<br />

zu dem besonderen Jubiläum.<br />

Das ganze Jahr über sind Aktionen geplant.<br />

Über die bewegte Geschichte des Unternehmens<br />

sprach „P&G“ mit Geschäftsführerin<br />

Petra Hungerkamp und dem 87-jährigen<br />

Senior- Chef Dr. Georg Hungerkamp.<br />

Am verkaufsoffenen Sonntag, einen<br />

Tag vor dem Besuch der „P&G“,<br />

hat Petra Hungerkamp noch die<br />

2G-Kontrolle am Eingang des<br />

Geschäfts durchgeführt, sodass sich die Mitarbeiter:innen<br />

auf den Verkauf konzentrieren<br />

konnten. Noch während unseres Gesprächs<br />

wird ganz nebenbei entschieden, welcher<br />

Gestaltungsvorschlag für das Logo zum 100.<br />

Geburtstag gewählt wird. In Bocholt, Am<br />

Westend 2, wird immer etwas geplant oder<br />

14 P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong>


Bunte Porzellanund<br />

Glaswelt mit<br />

Dibbern & Co. Kochgeschirr<br />

und Küchenhelfer<br />

(r.) bekommen viel Platz<br />

auf der VK-Fläche.<br />

vorbereitet – und seien es nur die nächsten<br />

Posts bei Facebook oder die kommende<br />

Anzeige im Bocholt-Borkener Volksblatt. Auch<br />

nach 100 Jahren stellt sich Hungerkamp als<br />

agiles Fachgeschäft für Kochen, Tischkultur<br />

und Geschenkartikel dar – bestens gewappnet<br />

für die Herausforderungen der<br />

Zukunft. Dass diese in jedem Fall auch digital<br />

stattfindet, davon sind Petra Hungerkamp<br />

und ihr Vater Dr. Georg Hungerkamp, der es<br />

sich auch mit 87 Jahren nicht nehmen lässt,<br />

regelmäßig in dem 800 qm großen Geschäft<br />

vorbeizuschauen, überzeugt. Nicht ohne<br />

Grund gibt es neben dem stationären Laden<br />

schon seit Jahren zusätzlich einen Onlineshop,<br />

in dem 30.000 Produkte angeboten werden.<br />

„Für uns ist der Onlineshop aber in erster Linie<br />

ein virtuelles Schaufenster, das regelmäßig<br />

von einem Mitarbeiter gepflegt wird“, erklärt<br />

Petra Hungerkamp. „In der Pandemie hat uns<br />

die Internetpräsenz sehr geholfen.“<br />

3C gehört inzwischen zum Service<br />

Und so sind auch die 3Cs – Click, Call &<br />

Collect – inzwischen zur Normalität geworden.<br />

„Dieser Service kann aktuell auch<br />

von Ungeimpften in Anspruch genommen<br />

werden“, so Petra Hungerkamp. An<br />

einem eigens dafür aufgestellten Tisch im Hof<br />

wird die bestellte Ware abgeholt. Und so sind<br />

auch die beiden letzten Jahre, die für den Einzelhandel<br />

insgesamt schwierig waren, nicht so<br />

schlecht für das Bocholter Familienunternehmen<br />

gelaufen. Um so mehr blickt das ganze<br />

Team mit Vorfreude auf das Jubiläumsjahr, in<br />

dem es jeden Monat eine Aktion für die Kunden<br />

geben soll. „Pandemiebedingt müssen<br />

wir kurzfristig planen, weil es immer wieder<br />

Änderungen geben kann.“<br />

Herausfordernd waren die Zeiten aber<br />

auch früher schon. So musste Firmengründer<br />

Aloys Hungerkamp, der neben dem Einzelhandel<br />

von Haushaltswaren noch einen klassischen<br />

Eisenwarengroßhandel betrieben hat,<br />

das im 2. Weltkrieg völlig zerstörte Geschäft in<br />

den 1950er Jahren wieder neu aufbauen. Gemeinsam<br />

mit seinem Sohn Dr. Georg Hungerkamp,<br />

der Wirtschaftswissenschaften studiert<br />

hatte, wagte Aloys Hungerkamp 1958 den<br />

Neubau am heutigen Standort. 1978 wurde<br />

zusätzlich die Firma Porzellan-Nientimp übernommen,<br />

die heute fremdvermietet ist. Neben<br />

seiner beruflichen Karriere engagierte sich<br />

Dr. Georg Hungerkamp auch ehrenamtlich in<br />

der Branche, u. a. als langjähriger Präsident<br />

des Zentralverbands Hartwarenhandel (ZHH).<br />

Für seine zahlreichen Aktivitäten wurde er sogar<br />

mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande<br />

ausgezeichnet.<br />

Im Jahr 2000 stieß Petra Hungerkamp, die<br />

zuvor berufliche Stationen bei Kösters in Essen<br />

und dem Nürnberger Bund absolviert hatte, als<br />

dritte Generation hinzu. Einen gravierenden Einschnitt<br />

gab es dann 2003, als ein Großbrand die<br />

komplette Verkaufs- und Lagerfläche zerstörte.<br />

Aber auch davon ließen sich Hungerkamps<br />

nicht unterkriegen, sondern eröffneten 2004<br />

nach dem Wiederaufbau sogar mit dem neuen,<br />

genussorientierten Erlebniskonzept unter<br />

dem Motto „Cook doch mal bei Hungerkamp“.<br />

Und so steht auch der 100.Geburtstag am <strong>22</strong>.<br />

Mai 20<strong>22</strong>, zu dem die beiden beliebten WDR-<br />

Köche Martina und Moritz kommen werden,<br />

unter dem Tenor des Genießens.<br />

Happy Birthday!<br />

RITA BREER<br />

FACTS<br />

STANDORT Aloys Hungerkamp KG,<br />

Westend 2, 46399 Bocholt<br />

GESCHICHTE<br />

– 19<strong>22</strong> von Aloys Hungerkamp als Großhandel<br />

für Stahl, Eisenwaren, Werkzeugen<br />

und Einzelhandel in Haushaltswaren<br />

– 1958 Firmeneintritt 2. Generation,<br />

Dr. Georg Hungerkamp, und Neubau<br />

des Geschäftshauses<br />

– 1978 Übernahme Porzellan-Nientimp<br />

– 1990 einstellung Großhandesaktivitäten<br />

und Konzentration auf Einzekhandel<br />

Haushaltswaren, Porzellan und Geschenkartikel<br />

– 2000 Firmeneintritt 3. Generation,<br />

Petra Hungerkamp, Geschäftsführerin<br />

– 2003 Großbrand, 2004 Neueröffnung<br />

nach Wiederaufbau<br />

STOREGRÖSSE 800 qm<br />

www.hungerkamp-bocholt.de<br />

Tradition und Moderne: Auch am POS<br />

sorgen digitale Präsentationen für<br />

zusätzliche Informationen über die<br />

angebotenen Produkte. Ein Herd aus<br />

dem Jahr 1929 ist Hingucker und Regalunterbau<br />

zugleich.<br />

P&G 1 |Januar 20<strong>22</strong> 15


INDUSTRIE<br />

Lieferketten im Stress<br />

Sourcing-Störung<br />

Die Auswirkungen der Pandemie haben die Lieferketten gesprengt.<br />

Die Konsumgüterbranche ist mit einem hohen Import-Anteil und<br />

großen Order-Volumina davon besonders getroffen. Dass es sich dabei<br />

nur um eine Momentaufnahme handelt, glaubt keiner der Top-Unternehmer,<br />

die wir um ihre Einschätzung für 20<strong>22</strong> gebeten haben.<br />

Sourcen am Computer ist weit<br />

weniger effizient als auf einer<br />

Messe in China.<br />

Lars Adler, Hoff Interieur<br />

Foto: Fatih Turan von Pexels<br />

26 P&G 1| Januar 20<strong>22</strong>


Je länger die Pandemiebedingten<br />

Veränderungen<br />

im Sourcing anhalten, desto<br />

weniger lohnt es sich, Billigware<br />

zu importieren.<br />

Jan Philippi, Philippi<br />

Es gab in den vergangenen Jahrzehnten<br />

gute geschäftliche Gründe, dass<br />

internationale Sourcing von Konsumgütern<br />

aus Asien immer weiter zu<br />

vertiefen und zu verfeinern. Fast mitleidig<br />

schaute die Branche auf die wenigen Hersteller,<br />

die noch in Deutschland produzierten<br />

und denen wegen der hohen Lohnkosten und<br />

Abgaben drohte, den Anschluss zu verlieren.<br />

Die Kostenvorteile lagen im (weit entfernten)<br />

Ausland. Corona hat dieses Big Picture innerhalb<br />

von nur <strong>22</strong> Monaten neu gemalt.<br />

Die ersten internationalen Lockdowns<br />

zogen 2020 erst den Stillstand und dann den<br />

Stau von Lieferungen aus Asien nach sich.<br />

2021 herrschte Murphy‘s Law in der Logistik<br />

– mit der Havarie im Suez-Kanal, Personalmangel<br />

an den internationalen Piers bis hin zu<br />

Streiks im Hamburger Hafen. Darüber hinaus<br />

hatte das Oligopol der Großreedereien nach<br />

Jahren mit relativ konstanten Container-Preisen<br />

zwischen 2.000 und 3.000 US-Dollar<br />

kein Interesse daran, auf Gewinne zu verzichten.<br />

So explodierten die Spot-Preise unkontrolliert<br />

auf bis zu 20.000 US-Dollar. Noch<br />

immer liegen sie bei bis zu 15.000 US-Dollar.<br />

Mit einer Beruhigung bis zum chinesischen<br />

Neujahr am 1. Februar rechnet niemand mehr,<br />

danach gehen die meisten erst ab der Jahresmitte<br />

von einem stabilen hohen Niveau zwischen<br />

8.000 und 10.000 US-Dollar aus.<br />

sonst das Geschäftsmodell nicht<br />

mehr trägt. Auch Philip Wurm,<br />

Geschäftsführer von G. Wurm,<br />

berichtet: „Unsere Kunden sehen<br />

natürlich die Preissteigerungen.<br />

Es werden bestimmte<br />

Artikel, die Schwellenpreise<br />

überschreiten, nicht mehr nachgekauft.<br />

Vermehrt werden neue<br />

Produkte ausgewählt.“<br />

Zweitens schlägt die Umweltpolitik<br />

der kommunistischen Regierung<br />

Kapriolen, wie Florian Berger,<br />

Inhaber von Donkey Products beobachtet:<br />

„Die Fabriken kämpfen mit diktierten<br />

Schließungen, die den Produktionsprozess<br />

verlangsamen und somit zu Verzögerungen<br />

führen. Aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten<br />

ist dies ein Schritt in die<br />

richtige Richtung, allerdings kommen diese<br />

Vorgaben meist extrem kurzfristig.“<br />

Und drittens macht China dicht. Im Zuge<br />

der „Null-Covid-Strategie“, von denen sich<br />

bis auf Nordkorea und die Volksrepublik alle<br />

anderen asiatischen Länder verabschiedet<br />

haben, ist der internationale Austausch zum<br />

Erliegen gekommen. Die meisten Expat riates<br />

haben China inzwischen verlassen und der<br />

„Spiegel“ mutmaßte in einem Artikel über<br />

„Chinas Covid-Diktatur“, dass in Berlin aktuell<br />

mehr Ausländer leben würden als in<br />

der gesamten Volksrepublik mit über 1,4<br />

Mrd. Einwohner:innen. Gerade erst sei am<br />

Ich habe mich<br />

bewusst vom globalen<br />

Sourcing entkoppelt<br />

und setze<br />

auf eigene Designs<br />

und traditionelle,<br />

handwerkliche<br />

Herstellung.<br />

Detlef Klatt, Klatt Objects<br />

Aktuell sind die<br />

steigenden<br />

Einstandspreise<br />

besonders herausfordernd.<br />

Philip Wurm, G. Wurm GmbH & Co. KG<br />

Asien ist nicht gleich China<br />

Am schwierigsten sind die Geschäfte mit<br />

China geworden. Aus gleich drei Gründen.<br />

Erstens: Der Mainstream-Markt leidet am<br />

stärksten, denn hier fallen die Preiserhöhungen<br />

besonders ins Gewicht. Kein Wunder, dass<br />

die ersten 1-Euro-Shops den Standard-Preis<br />

schon auf 1,10 Euro erhöhen mussten, weil<br />

Foto: Bild von Rosetime<br />

P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong> 27


TRENDS<br />

Mit biobasierten oder recycelten Materialien, futuristischen<br />

Oberflächen und luftig-leichten Farben zieht<br />

die Zukunft in den Wohnbereich ein.<br />

Ambiente: Neue Aussichten<br />

Gefühl<br />

Wie in den vergangen Jahren<br />

hat das Stilbüro Bora.herke.<br />

palmisano im Auftrag der<br />

Messe Frankfurt die Ambiente<br />

Trends recherchiert und kuratiert.<br />

Neu ist das Plus – es soll<br />

symbolisieren, dass sich die<br />

Prognosen weiterentwickeln<br />

und visionäre Ideen, Nachhaltigkeit<br />

und Wertschätzung<br />

für Traditionen den Alltag<br />

auch über das Jahr hinaus<br />

prägen werden.<br />

34 P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong>


Designer und Gestalter nehmen<br />

sich die Natur zum Vorbild.<br />

Alternative Materialien und<br />

naturbelassene Farbthemen<br />

betonen die tiefe Verbundenheit<br />

mit dem Zuhause.<br />

Was kommt, was bleibt? Die<br />

Experten vom Stilbüro Bora.<br />

herke.palmisano haben in<br />

diesem Jahr ganz bewusst<br />

den Kontinuitäten zwischen den Trends nachgespürt<br />

und hieraus Themen entwickelt, die<br />

neben dem Entdecken neuer Designer auch<br />

die Bedürfnisse und Stimmungen der Menschen<br />

im Blick behalten.<br />

„Nach einer langen Zeit im Ausnahmezustand<br />

sind wir bereit für einen Aufbruch.<br />

Die letzten eineinhalb Jahre haben unser<br />

soziales und ökonomisches Verhalten grundlegend<br />

verändert. Das zeigt sich auch in den<br />

Ambiente Trends <strong>22</strong>+. Sie unterstützen unsere<br />

Besucher darin, sich auf der Ambiente gezielt<br />

für das kommende Businessjahr vorzubereiten.<br />

Gleichzeitig bieten sie neue Perspektiven<br />

und wertvolle Impulse für das kommende<br />

Geschäftsjahr“, so Philipp Ferger,<br />

Bereichsleiter Consumer Goods Fairs der<br />

Messe Frankfurt.<br />

Die Ambiente Trends <strong>22</strong>+ präsentieren<br />

drei wegweisende Prognosen, die an vorige<br />

Themen anknüpfen und diese sinnvoll<br />

weiter entwickeln. Ausgehend von ähnlichen<br />

Bedürfnissen, aber unverwechselbar und<br />

eigenständig ausdefiniert. Das neue Plus soll<br />

symbolisieren, dass dieser Weg nicht abgeschlossen<br />

ist.<br />

Positiv denken und handeln lautet<br />

die Devise. Leuchtende Farben<br />

vermitteln eine optimistische<br />

Ausstrahlung, frische und klare<br />

Nuancen unterstützen die Vielseitigkeit<br />

dieses Wohnthemas.<br />

P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong> 35


TRENDS<br />

m<br />

Bereits zum vierten<br />

Mal hat die Zukunftsforscherin<br />

Oona<br />

Horx-Strathern jetzt<br />

ihren „Home Report“<br />

veröffentlicht.<br />

Willkommen im „Age of<br />

Timber“, sagt Wohnexpertin<br />

Oona Horx-Strathern. Holz<br />

sei gefragt wie nie, nicht nur<br />

aus nachhaltigen Gründen,<br />

sondern auch als Gegenpol<br />

zu unserer digitalisierten Welt. Als weitere<br />

Trends im „Home Report 20<strong>22</strong>“ macht sie<br />

lokale Produktion und regionale Materia lien<br />

aus, setzt auf die Küche als achtsame<br />

Unterstützung im Alltag und geht davon<br />

aus, dass flexible Einrichtungs lösungen<br />

stärker nachgefragt werden.<br />

Foto: Aria Sadr Salek<br />

Conscious Kitchen<br />

Die Küche als Wohnraum und das Kochen<br />

zuhause sind den Menschen während der<br />

Pandemie noch wichtiger geworden. Das zeigen<br />

auch die positiven Umsatzentwicklungen in<br />

diesen Bereichen. Die Küche erhält mehr<br />

Bewusstsein und mehr Wertschätzung.<br />

„Conscious Kitchen“, Küche als achtsame<br />

Unterstützung im Alltag, nennt das Oona Horx-<br />

Strathern. Dabei ist diese funktional, schafft<br />

Platz für soziale Interaktionen und Emotionen<br />

und passt sich an die verschiedensten Bedürfnisse<br />

an. Die Wohnexpertin geht zudem davon<br />

aus, dass z. B. bewegliche Trennwände unter<br />

Homeoffice-Bedingungen immer populärer<br />

werden. Durch die Verwendung von Holz und<br />

anderen nachhaltigen Materialien strahlt die<br />

Küche darüber hinaus Wärme und Geborgenheit<br />

aus und lässt die Themen Gesundheit und<br />

Ernährung bewusster wahrnehmen.<br />

Zukunftsinstitut: Home Report 20<strong>22</strong><br />

Verspielt & modular,<br />

achtsam & ökologisch<br />

36 P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong>


Mehr Playfulness<br />

Wie wirkt sich Corona auf unseren Wohnraum aus?<br />

Oona Horx-Strathern plädiert für mehr Verspieltheit<br />

und Flexibilität in unserem an die Pandemie<br />

angepassten Leben. „Playful ist das neue Smart.<br />

Es geht darum, unsere Lebensqualität durch mehr<br />

Abwechslung zu verbessern“, sagt die Expertin in<br />

ihrem persönlichen „Playdoyer“. „Wohnlandschaften<br />

müssen unterhalten und einen positiven<br />

Effekt auf unsere Psyche ausüben. Dieses Prinzip<br />

muss nicht nur für Innenräume, sondern auch für<br />

Stadtentwicklung gelten“, so Horx-Strathern<br />

weiter. Und dadurch, dass die Lebens- und Arbeitsweisen<br />

immer flexibler werden, sind modulare<br />

Möbel und Einrichtungslösungen gefragt, die an die<br />

jeweiligen Situationen angepasst werden können.<br />

FurNEAR ture<br />

Lokal produzierte Möbel aus regionalen Materialien:<br />

So lautet die „Übersetzung“ von Oona-Horx Strathern<br />

für die Wortschöpfung „FurNEARture“. Es geht um<br />

Slow Furniture als Pendant zu den Slow-Food- und<br />

Slow-Fashion-Bewegungen und damit um die bewusste<br />

Herstellung und Verwendung von langlebigen Möbeln.<br />

Für solche handgemachten Möbelstücke aus regional<br />

gefertigten Werkstoffen seien Kund:innen in der<br />

Regel bereit, einen höheren Preis zu bezahlen und<br />

länger auf das Endprodukt zu warten. Die derzeitigen<br />

Materialengpässe und Lieferverzögerungen in der<br />

Möbel-, Elektrogeräte- und GPK-Branche machen<br />

deutlich, dass ein Umdenken unausweichlich ist.<br />

Illustrationen: Julian Horx<br />

P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong> 37


TRENDS<br />

Wertvoll<br />

„Hearted+minimal“steht für den<br />

bewussten Umgang mit Ressourcen.<br />

Diese Stilwelt verbindet das<br />

Gemütliche mit dem Minimalistischen.<br />

Klare Linien, zurückhaltende<br />

Farben und natürliche<br />

Materialien sorgen für eine ruhige<br />

und angenehme Wohnatmosphäre.<br />

Dazu passt auch die Hasenvase (r.)<br />

von Hutschenreuther, die in zwei<br />

Größen angeboten wird.<br />

www.hutschenreuther.com<br />

Akzentuiert<br />

Getrocknete Sträuße sind wieder<br />

im Kommen. Doch auch mit frischen<br />

Blumen oder ganz pur wirken die<br />

Porzellanvasen mit fliegendem<br />

goldenem Blatt von Räder sehr<br />

elegant. www.raeder.de<br />

Saisonale Dekorationen 20<strong>22</strong>: Das sind die Themen<br />

Goldig<br />

Verspielt und voller Freude läutet<br />

der Jahreshase „Paul“ von Fürsten ­<br />

berg den Frühling ein. Bei Sammlern<br />

besonders beliebt sind die limitierten<br />

Auflagen des großen Porzellanhasen<br />

mit 24-karätigem Golddekor<br />

oder mit exklusiver Handmalerei.<br />

www.fuerstenberg-porzellan.com<br />

Voller Harmonie<br />

„Facing Forward“ hat das Stilbüro Bora.herke.palmisano<br />

die Trends von Christmasworld und Paperworld 20<strong>22</strong>+<br />

überschrieben. Und dabei die drei Themen „hearted+<br />

minimal“, „mystic+originate“ sowie „local+vital“ herausgearbeitet.<br />

Neben Materialien, Inspirationen und Styles<br />

haben die Kreativen diesmal ein breiteres Farbspektrum<br />

pro Trend herausgefiltert, das dem Handel eine noch<br />

einfachere Orientierung für die Präsentationen am POS<br />

ermöglicht. „P&G“ wählte dazu Produkte aus, die zu<br />

dem jeweiligen Thema passen. Allen drei Sujets ist ein<br />

optimistischer Blick in die Zukunft gemein, der für ein<br />

lebendiges, generationsübergreifendes und achtsames<br />

Miteinander steht.<br />

38 P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong>


Erdig<br />

Der satte, rötliche Braunton von „Clay<br />

Rust“ von Thomas erzählt von Wohlgefühl,<br />

Bodenständigkeit und Tiefe.<br />

www.thomas-porzellan.de<br />

Natürlich<br />

Ohne den Pottery-Trend<br />

läuft 20<strong>22</strong> nichts. Individuell<br />

und authentisch<br />

wirken die Unikate von<br />

„Lave-Home“, die<br />

Villeroy& Boch für ein<br />

einzigartiges Zuhause<br />

sieht. www.villeroyboch.com<br />

Exotisch<br />

Für tierische Weihnachten<br />

bietet Moooi einen Zoo voller<br />

Artenvielfalt auf. Vom urigen<br />

Federvieh bis hin zum niedlichen<br />

Affen reicht das Beastie<br />

Bunch. www.moooi.com<br />

Trendig<br />

Während der Trend „mystic+<br />

originate“ Realität und Imagination<br />

auf mystische Weise<br />

miteinander verknüpft, geht<br />

es bei „local+vital“ um lokale<br />

Produkte und charakteristisches<br />

Design.<br />

www.christmasworld.messefrankfurt.com<br />

Nachhaltig<br />

Plastikfreie Verpackungen zum Frischhalten<br />

liegen im Trend. Grund genug, dass Kustermann<br />

die Bienenwachstücher des Münchener<br />

Start-ups Speisekleid in seine Lieferantenliste<br />

aufgenommen hat.<br />

www.speisekleid.de<br />

Dekorativ<br />

Selber Kreatives gestalten, macht<br />

vielen Spaß. Vor allem, wenn es so<br />

einfach geht, wie mit den Masking<br />

Tapes von Kamoi Kakoshi.<br />

www.thomasmerlopartner.ch<br />

P&G 1 | Januar 20<strong>22</strong> 39


ROUGE<br />

SUPER SCHARF!<br />

www.kochmesser.de<br />

D E U T S C H L A N D<br />

Mirko Reeh, der bekannte TV-Koch<br />

Chef von CHROMA Deutschland<br />

Erfinder von Gewürz-Guru<br />

R<br />

DER REISENDE KOCH!<br />

www.gewuerz-guru.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!