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INDUSTRIE Lieferketten im Stress Sourcing-Störung Die Auswirkungen der Pandemie haben die Lieferketten gesprengt. Die Konsumgüterbranche ist mit einem hohen Import-Anteil und großen Order-Volumina davon besonders getroffen. Dass es sich dabei nur um eine Momentaufnahme handelt, glaubt keiner der Top-Unternehmer, die wir um ihre Einschätzung für 2022 gebeten haben. Sourcen am Computer ist weit weniger effizient als auf einer Messe in China. Lars Adler, Hoff Interieur Foto: Fatih Turan von Pexels 26 P&G 1| Januar 2022
Je länger die Pandemiebedingten Veränderungen im Sourcing anhalten, desto weniger lohnt es sich, Billigware zu importieren. Jan Philippi, Philippi Es gab in den vergangenen Jahrzehnten gute geschäftliche Gründe, dass internationale Sourcing von Konsumgütern aus Asien immer weiter zu vertiefen und zu verfeinern. Fast mitleidig schaute die Branche auf die wenigen Hersteller, die noch in Deutschland produzierten und denen wegen der hohen Lohnkosten und Abgaben drohte, den Anschluss zu verlieren. Die Kostenvorteile lagen im (weit entfernten) Ausland. Corona hat dieses Big Picture innerhalb von nur 22 Monaten neu gemalt. Die ersten internationalen Lockdowns zogen 2020 erst den Stillstand und dann den Stau von Lieferungen aus Asien nach sich. 2021 herrschte Murphy‘s Law in der Logistik – mit der Havarie im Suez-Kanal, Personalmangel an den internationalen Piers bis hin zu Streiks im Hamburger Hafen. Darüber hinaus hatte das Oligopol der Großreedereien nach Jahren mit relativ konstanten Container-Preisen zwischen 2.000 und 3.000 US-Dollar kein Interesse daran, auf Gewinne zu verzichten. So explodierten die Spot-Preise unkontrolliert auf bis zu 20.000 US-Dollar. Noch immer liegen sie bei bis zu 15.000 US-Dollar. Mit einer Beruhigung bis zum chinesischen Neujahr am 1. Februar rechnet niemand mehr, danach gehen die meisten erst ab der Jahresmitte von einem stabilen hohen Niveau zwischen 8.000 und 10.000 US-Dollar aus. sonst das Geschäftsmodell nicht mehr trägt. Auch Philip Wurm, Geschäftsführer von G. Wurm, berichtet: „Unsere Kunden sehen natürlich die Preissteigerungen. Es werden bestimmte Artikel, die Schwellenpreise überschreiten, nicht mehr nachgekauft. Vermehrt werden neue Produkte ausgewählt.“ Zweitens schlägt die Umweltpolitik der kommunistischen Regierung Kapriolen, wie Florian Berger, Inhaber von Donkey Products beobachtet: „Die Fabriken kämpfen mit diktierten Schließungen, die den Produktionsprozess verlangsamen und somit zu Verzögerungen führen. Aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsgesichtspunkten ist dies ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings kommen diese Vorgaben meist extrem kurzfristig.“ Und drittens macht China dicht. Im Zuge der „Null-Covid-Strategie“, von denen sich bis auf Nordkorea und die Volksrepublik alle anderen asiatischen Länder verabschiedet haben, ist der internationale Austausch zum Erliegen gekommen. Die meisten Expat riates haben China inzwischen verlassen und der „Spiegel“ mutmaßte in einem Artikel über „Chinas Covid-Diktatur“, dass in Berlin aktuell mehr Ausländer leben würden als in der gesamten Volksrepublik mit über 1,4 Mrd. Einwohner:innen. Gerade erst sei am Ich habe mich bewusst vom globalen Sourcing entkoppelt und setze auf eigene Designs und traditionelle, handwerkliche Herstellung. Detlef Klatt, Klatt Objects Aktuell sind die steigenden Einstandspreise besonders herausfordernd. Philip Wurm, G. Wurm GmbH & Co. KG Asien ist nicht gleich China Am schwierigsten sind die Geschäfte mit China geworden. Aus gleich drei Gründen. Erstens: Der Mainstream-Markt leidet am stärksten, denn hier fallen die Preiserhöhungen besonders ins Gewicht. Kein Wunder, dass die ersten 1-Euro-Shops den Standard-Preis schon auf 1,10 Euro erhöhen mussten, weil Foto: Bild von Rosetime P&G 1 | Januar 2022 27
Seite 1 und 2: ZKZ 77125 Januar 2022 | No.1 100 Ja
Seite 3 und 4: Das Pandemiejahr 2021 hat für uns
Seite 5: Bunte Porzellanund Glaswelt mit Dib
Seite 9 und 10: Designer und Gestalter nehmen sich
Seite 11 und 12: Mehr Playfulness Wie wirkt sich Cor
Seite 13 und 14: Erdig Der satte, rötliche Braunton

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