11. Januar 2022
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>11.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2022</strong><br />
Bümpliz<br />
5<br />
Unsicherheiten. Es gehe auch ihr<br />
nicht anders. Dann sucht sie<br />
Kraft und Abwechslung in der<br />
Natur, auf dem Pferd, bei ausgedehnten<br />
Spaziergängen mit dem<br />
Hund. «Aus der Schockstarre der<br />
ZUR PERSON<br />
Susanne Berger wurde am 30. Juni 1958 geboren und ist in Bern<br />
aufgewachsen. Nach der Wirtschaftsmatura bildete sie sich weiter<br />
zur Werbeassistentin und PR-Beraterin. Von 2004 bis 2010 absolvierte<br />
sie das Studium der Theologie, 2011/12 das Vikariat. Danach arbeitete<br />
sie als Pfarrerin in Zimmerwald, seit dem 1. September 2021 ist sie<br />
Pfarrerin in der Reformierten Kirchgemeinde Bümpliz. Susanne<br />
Berger ist verheiratet, hat zwei Söhne und wohnt in Bern.<br />
Von der Werberin zur Pfarrerin: Susanne Berger.<br />
-praxis kommen ihr heute zugute.<br />
Susanne Berger ist dort angelangt,<br />
wo sie wollte – besser spät<br />
als nie!<br />
Zweifel sind angebracht<br />
Susanne Berger glaubt an Gott,<br />
ohne Wenn und Aber. So klar<br />
kommt ihre Antwort auf die entsprechende<br />
Frage. Aber es gebe<br />
verschiedene Wege, zu Gott zu finden,<br />
sagt sie. Sie behauptet nicht,<br />
ihr Weg sei der richtige. «Es gibt<br />
auch verschiedene Arten, einen<br />
Berg zu erklimmen.» Als Pfarrerin<br />
vertrete sie den Weg des Christentums,<br />
aber immer im Bewusstsein,<br />
dass sie nicht die einzig gültige<br />
Wahrheit habe. Darauf legt Susanne<br />
Berger grossen Wert.<br />
«Zweifel am Glauben sind angebracht<br />
und unabdingbar», räumt<br />
die Seelsorgerin ein. Ob die Geschichten<br />
von Menschen mit Gott<br />
immer wahr und historisch nachvollziehbar<br />
seien, sei für sie nicht<br />
relevant. «Die Fragen, die sich die<br />
Menschen damals stellten, sind<br />
heute immer noch dieselben.»<br />
der bestraft oder belohnt, je nach<br />
Verhalten der Menschheit. Klar,<br />
nun hat der Mensch übertrieben<br />
und erhält jetzt die grosse Strafe!<br />
Man gelangt rasch zur Straf- und<br />
Sündentheologie. Diese These<br />
kann ich nicht vertreten.»<br />
Sie findet eine (von mehreren)<br />
Erklärungen in der Bibel bei Prediger<br />
Kohelet, Kapitel 3: «Alles<br />
hat seine Zeit.» So gebe es eine<br />
Zeit zum Feiern, aber auch eine<br />
Zeit zur Zurückhaltung. «Diese<br />
Bibelstelle macht uns bewusst,<br />
dass nicht ewig alles nach<br />
Wunsch gehen kann», ist Susanne<br />
Berger überzeugt. Sie versteht<br />
aber Menschen, die genug haben<br />
von den Einschränkungen und<br />
Maus vor der Schlange müssen<br />
wir uns ab und zu befreien können.»<br />
Aber wir dürften klagen,<br />
auch dies sei eine Form der Befreiung.<br />
Was sie sich für <strong>2022</strong> wünscht?<br />
«Nicht aufhören zu hoffen, weiterhin<br />
zuversichtlich sein, nicht<br />
verzagen, aus dem Vorhandenen<br />
das Beste machen, sich verinnerlichen,<br />
dass es gut ist, so wie es ist<br />
– wenn auch mit Einschränkungen.»<br />
Sie verabschiedet uns mit<br />
einem herzhaften «Bhüet ech<br />
Gott!»<br />
<br />
Peter Widmer<br />
Lässt die nicht nachlassende Pandemie-Krisenzeit<br />
die Menschen<br />
an Gott zweifeln? Dazu Susanne<br />
Berger: «Die berühmte Frage, wie<br />
Gott so etwas zulassen kann, führt<br />
meines Erachtens zu einem kindlichen<br />
Gottesbild: Gott ist jemand,<br />
Schon früh las Susanne Berger in der Bibel, dem Koran und anderen religiösen Schriften.