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11. Januar 2022

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<strong>11.</strong> <strong>Januar</strong> <strong>2022</strong> Interview<br />

7<br />

DER QBB-PRÄSIDENT IM INTERVIEW ZUM JAHRESBEGINN<br />

«Die Reaktionen auf die<br />

Umgestaltung waren heftig»<br />

Ralf Treuthardt ist seit März 2021<br />

die Frontfigur der Quartierkommission<br />

Bümpliz-Bethlehem. Im<br />

Gespräch erzählt er von seinem<br />

ersten Jahr und was <strong>2022</strong> ansteht.<br />

Was hat die Menschen in den<br />

Quartieren des Stadtteils VI im<br />

vergangenen Jahr 2021 am<br />

meisten bewegt?<br />

Ich denke, nebst der Pandemie und<br />

ihrer Auswirkungen hat sicher die<br />

angedrohte Schliessung des Friedhofs<br />

Bümpliz die Menschen in Bern<br />

West sehr bewegt. Auch die Aufwertung<br />

der Fussgängerzone in<br />

Bümpliz, die in Planung begriffenen<br />

Ersatzneubauprojekte in Bethlehem<br />

West, Meienegg und Untermatt Ost<br />

sowie die Schulhauserneuerungen<br />

in Bethlehemacker, Kleefeld oder<br />

Stöckacker bewegen die Menschen<br />

in Bern West.<br />

Was war im vergangenen Jahr die<br />

grössere Herausforderung für die<br />

QBB und für Sie persönlich als<br />

neuer Präsident der Kommission?<br />

Als neugewählter Präsident steht<br />

der Kommission eine neue Person<br />

mit anderen Schwertpunkten und<br />

Fähigkeiten vor. In einer für alle herausfordernden<br />

Situation galt es, die<br />

Arbeit in der Kommission neu zu<br />

strukturieren und aufzuteilen. Der<br />

Vorstand ist nun verstärkt in die<br />

Entscheidungsprozesse eingebunden.<br />

Die Kompetenzen der Mitglieder<br />

sollen besser zum Tragen kommen<br />

und die Qualität der Arbeit der<br />

Kommission verbessern. Ich habe<br />

mir vorgenommen, mich mindestens<br />

ein Jahr einzuarbeiten und<br />

dann erste Schritte für Veränderungen<br />

anzudenken.<br />

Ein grosser Punkt im vergangenen<br />

Jahr waren die Arealentwicklungen<br />

inklusive Wohnraum und<br />

deren Entwicklungsplanungen.<br />

Wie ist da der aktuelle Stand?<br />

Im letzten Jahr wurden uns die Ergebnisse<br />

der Architekturstudienwettbewerbe<br />

für Meienegg-Stöckacker<br />

Nord und Untermatt Ost (oder<br />

Weyer West) vorgestellt. Hier sollen<br />

die rechtlichen Grundlagen für die<br />

weiteren Schritte ausgearbeitet<br />

werden.<br />

Der Friedhof Bümpliz sollte<br />

eingespart werden, bleibt jetzt<br />

aber erhalten. Ein Verdienst, den<br />

Mit seinem neuen Amt zufrieden: Ralf Treuthardt.<br />

sich auch die QBB aufgrund ihres<br />

Engagements auf die Fahnen<br />

schreiben kann?<br />

Es ist sicher vermessen, diesen Erfolg<br />

allein der QBB zuzuschreiben.<br />

In dieser Frage haben sich in Bern<br />

West viele Menschen für den Erhalt<br />

des Friedhofs eingesetzt, die Einen<br />

lautstark und sichtbar, Andere in<br />

Gesprächen im Stillen. Es hat sich gezeigt,<br />

dass der Friedhof Bümpliz eine<br />

wichtige Bedeutung für die Bevölkerung<br />

in Bern West hat. Vielen Menschen<br />

haben einen eigenen Bezug<br />

zum Friedhof. Mit vereinten Kräften<br />

über politische und kirchliche Grenzen<br />

hinweg konnte der Stadtrat dazu<br />

bewegt werden, diesen Vorhaben<br />

aus den Sparmassnahmen der Stadt<br />

zu streichen. Dieser Erfolg freut<br />

mich sehr. Besten Dank nochmals an<br />

alle, die sich engagiert haben.<br />

Welche wichtigen Projekte stehen<br />

in diesem Jahr auf dem Programm<br />

der QBB?<br />

Der Gemeinderat der Stadt Bern<br />

plant im Jahr 2023 über die Fusion<br />

der Stadt mit der Gemeinde Ostermundigen<br />

abzustimmen. Diese sollte<br />

dann 2025 in Kraft treten. Hier<br />

stellt sich die Frage, wie die Quartiermitwirkung<br />

in Zukunft organisiert<br />

werden soll. Der Gemeinderat<br />

plant während vier Jahren für Ostermundigen<br />

parallel ein neues, anders<br />

strukturiertes Quartiermitwirkungsgremium<br />

zu installieren. Die Zukunft<br />

der Quartierkommissionen in<br />

den anderen sechs Stadtteilen wird<br />

so eher ungewiss. Wir werden zu<br />

diesem Thema verstärkt das Gespräch<br />

mit Gemeinderat und Verwaltung<br />

suchen. Gespannt sein dürfen<br />

wir sicher auch, wie es bei der<br />

geplanten BLS-Werkstätte Chliforst<br />

Nord weitergeht.<br />

Seit rund acht Monaten bekleiden<br />

Sie das Amt des QBB-Präsidenten.<br />

Können Sie ein kleines Fazit<br />

ziehen? Machts noch Spass?<br />

Der Wechsel wurde sehr positiv aufgenommen.<br />

Ich erhalte grosse Unterstützung<br />

durch den Vorstand und<br />

die Geschäftsführerin. Rachel Picard<br />

führt die Geschäftsstelle sehr professionell<br />

und leistet wichtige Vernetzungsarbeit<br />

im Quartier, nicht zuletzt<br />

auch mit den sozialräumlichen<br />

Playern, was der Bevölkerung von<br />

Bern West zu Gute kommt. Die QBB<br />

erhält so einen gesamtheitlichen<br />

Blick auf laufende Projekte und<br />

kann gezielt offene Fragen und<br />

wichtige Punkte ansprechen. Ich bin<br />

dabei, die wichtigsten Partner bei<br />

Verwaltung und Parlament kennenzulernen.<br />

Weiter ist es wichtig, für<br />

die Anliegen und manchmal auch<br />

die Eigenheiten von Bümpliz-Bethlehem<br />

zu sensibilisieren. Das Engagement<br />

für die QBB ist sehr spannend<br />

und lehrreich.<br />

Sie haben bei Amts-Antritt gesagt,<br />

dass Sie die Anliegen der QBB<br />

niederschwelliger kommunizieren<br />

wollen, um alle Teile der Bevölkerung<br />

mit einzubeziehen. Hat das<br />

funktioniert?<br />

ZUR PERSON<br />

Ralf Treuthardt (45) lebt seit 2007 in Bern West.<br />

Der gelernte Kartograph ist alleinstehend und<br />

ist beruflich bei der Reformierten Kirche<br />

Bümpliz tätig. Seit März 2021 tritt er in<br />

die Fussstapfen von Bernardo Albisetti<br />

als Präsident der QBB. Seine Hobbys<br />

sind weiterhin die Kartographie aber<br />

auch das Wandern und Velofahren.<br />

Foto: Dennis Rhiel<br />

Es handelt sich bei diesem Anliegen<br />

um einen längerfristigen Wunsch,<br />

der geplant werden muss. Zudem<br />

ist es mir sehr wichtig, dass Vorstand<br />

und Geschäftsstelle einen gemeinsamen<br />

Weg sehen und angehen<br />

möchten. Als ersten Schritt<br />

möchten wir die Kommunikation<br />

unserer Tätigkeiten über die lokalen<br />

Medien bewusst verstärken.<br />

Dies soll bereits in diesem Jahr umgesetzt<br />

werden.<br />

Wie sieht es mit Meckerern aus<br />

– die können Sie ja nicht so leiden<br />

–, haben sich diese bei Ihnen<br />

schon gemeldet?<br />

Nun, die Reaktionen auf die erfolgten<br />

Umgestaltungen bei der Fussgängerzone<br />

an der Bümplizstrasse<br />

waren teilweise recht heftig. Dies<br />

vor allem auch, weil die Stadt Bern<br />

in einer finanziellen Notlage und<br />

die Stimmung wegen der Corona-<br />

Krise zusätzlich angespannt ist. Ich<br />

bin gespannt, wie sich die Neugestaltung<br />

und geplante Belebung in<br />

den nächsten Monaten, wenn es<br />

wieder wärmer wird, auszahlt.<br />

Ich habe in den letzten Jahren<br />

manchmal erlebt, dass ein Eingriff<br />

in eine bestehende Umgebung teils<br />

sehr heftige Reaktionen auslösen<br />

kann. Meist zeigt sich aber im Blick<br />

auf mehrere Jahre oder Jahrzehnte,<br />

dass sich solche Massnahmen lohnen.<br />

Wenn ich dann gezielt nachfrage,<br />

ob mein Gegenüber beschreiben<br />

kann, wie es vor Ort vor dem Eingriff<br />

ausgeschaut hat, muss die Frage<br />

oft verneint werden. Ich deute<br />

dies als gutes Zeichen. Der Mensch<br />

ist anpassungsfähig. Über längere<br />

Sicht bleibt in den Köpfen meist das<br />

Positive hängen. Dennis Rhiel

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