Das Argument B83 - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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30 Soziale Bewegungen und Politik<br />
einer politischen Verwertbarkeit von Bedürfnissen fragen,<br />
die in den Unruhen manifest wurden. Nicht zufällig ist der<br />
Ruf nach "Mehr Freiheit, weniger Staat" sowohl Wahlslogan<br />
der FDP als auch Motto der neuen sozialen Bewegung. Hugo<br />
Bütler schließt nicht aus, daß hier eine gemeinsame Stoßrichtung<br />
liegt, die er mit Lipinsel als "Korrektur an der<br />
Verwaltigungstendenz der sozialen Gebilde" definieren möchte<br />
(19). Der Kampf gegen die ideologische Vergesellschaftung<br />
durch den Staat soll umgemünzt und in den Angriff auf<br />
die sozialen Funktionen des Staates integriert werden. Die<br />
Sozialdemokratie läuft Gefahr, beide Male auf verlorenem<br />
Verteidigungsposten zu kämpfen.<br />
Es ist ein Verdienst einiger Autoren, <strong>Argument</strong>e in die<br />
Diskussion um die Unruhen gebracht zu haben, die den hier<br />
üblichen lokalen Blickwinkel sprengen. Gerade weil die kollektiven<br />
Ideen der Bewegung oft unklar waren, suchten einige<br />
Autoren nach ideellen Verbindungen zum klassischen Anarchismus,<br />
zur italienischen Autonomen-Bewegung, zum Selbstverwaltungsdiskurs<br />
der Linken etc. Damit warfen sie Fragen<br />
auf, die auch von linker Seite neuer Antworten bedürfen.<br />
Ein wichtiger Punkt wurde benannt, wenn nach dem Verhältnis<br />
der linken Parteien zur sozialen Bewegung gefragt wird. Indem<br />
ein mehrmaliges Zusammenspiel kritisiert wird, werden<br />
umgekehrt Möglichkeiten eines produktiven Verhältnisses<br />
aufgezeigt. Jürg Frey (Zürich)<br />
Frauen in der Friedensbewegung<br />
Beiträge zur feministischen <strong>Theorie</strong> und Praxis 8: "Gegen<br />
welchen Krieg - <strong>für</strong> welchen Frieden?" Eigenverlag des Vereins<br />
Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis <strong>für</strong> Frauen,<br />
Köln 1983 (144 S., br.)<br />
Dieses Heft ist das erste, das von der neu gebildeten<br />
festen Redaktion herausgebracht wird. Stärker als bisher<br />
soll auch zu aktuellen politischen Problemen diskutiert<br />
werden. Anknüpfend an heiße Auseinandersetzungen innerhalb<br />
der Frauen- und Friedensbewegung, warum gerade Frauen als<br />
Frauen gegen die aktuelle Kriegsgefahr kämpfen, werden unsere<br />
Blicke auf Probleme gelenkt, deren Geringschätzung<br />
oder Nichtbeachtung innerhalb der Friedensdiskussion der<br />
Frauenbewegung schaden könnten.<br />
Christina Thürmer-Rohr plädiert in ihrem Aufsatz "Aus<br />
der Täuschung in die Ent-Täuschung" <strong>für</strong> eine Sichtweise von<br />
Frauen als Mittäterinnen, auch an dem uns aktuell so bedrohenden<br />
Prozeß der Vor/Auf/Hochrüstung. Sie warnt vor der<br />
"frauenhaften" Haltung "so schlimm kann es doch gar nicht<br />
sein" und führt uns schonungslos vor Augen, daß wir uns auf<br />
einer in der Geschichte einmaligen Qualitätsstufe der Hochrüstung<br />
mit A-B-C-Waffen befinden, die sie "atomares Patri-<br />
DAS ARGUMENT-BEIHEFT '83