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SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2021

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FRISCH GEMISCHTES FÜR <strong>SCHWACHHAUSEN</strong><br />

Wilhelm Wagenfeld: Salatseiher, 1956<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2021</strong>, Foto: Jens Weyers<br />

Wilhelm Wagenfeld<br />

A bis Z<br />

Erstmalige Dauerausstellung im<br />

Wilhelm Wagenfeld Haus<br />

Zum ersten Mal überhaupt zeigt das Wilhelm Wagenfeld Haus eine Dauerausstellung<br />

und wagt damit gleich ein Experiment: Was passiert, wenn wir das umfangreiche<br />

Werk Wagenfelds nicht als eine Abfolge biographischer Stationen erzählen,<br />

sondern einzelne Objekte herausgreifen und in einen überraschenden Zusammenhang<br />

bringen? Die Ausstellung „Wilhelm Wagenfeld A bis Z“ nutzt die Ordnungsform<br />

des Alphabets und verbindet jeden Entwurf mit einem Begriff. So können die<br />

Objekte ganz neue Beziehungen eingehen – mal spielerisch, mal ernsthaft, mal unerwartet.<br />

Damit bietet die Ausstellung einen neuen Zugang zu Wagenfelds Werk,<br />

berührt aber zugleich zentrale Design-Themen des 20. Jahrhunderts.<br />

Einige Begriffe sind auch heute noch von zentraler Bedeutung („nachhaltig“), andere<br />

spiegeln Designdiskurse des 20. Jahrhunderts wider („materialgerecht“). Einige<br />

Objekte sind Einzelstücke („Aladin-Kanne“), andere begegnen uns mehrfach,<br />

wie z.B. die berühmten Salz- und Pfefferstreuer „Max und Moritz“ von 1952/53:<br />

Sie sind ein eindrückliches Beispiel für Wagenfelds Ringen um eine anonyme Form<br />

(„anonym“), tauchen aber auch unter dem spielerischen Begriff „spacig“ auf.<br />

Schließlich gehörten die Streuer zur Erstausstattung des Raumschiff Enterprise,<br />

das ab 1968 in der gleichnamigen Science-Fiction-Serie durch das Weltall reiste.<br />

Manchmal treten wir auch einen Schritt zurück und blicken aus der heutigen Perspektive<br />

auf Wagenfelds Werk („deutsches Design?“).<br />

Die Ausstellung „Wilhelm Wagenfeld A bis Z“ breitet den vielfältigen Kontext von<br />

Alltagsdingen aus. Sie untersucht die Gestaltung, Produktion, Materialität, den<br />

Verkauf und die Nutzung von Objekten, aber sie möchte auch die individuelle Dimension<br />

in den Blick nehmen: Die Ausstellung wird begleitet von den Erzählungen<br />

„Mein Wagenfeld“, in der Menschen ganz persönliche Geschichten über ihr Leben<br />

mit Wagenfeld-Objekten teilen. Diese Geschichten sprechen BesucherInnen auf<br />

einer emotionalen Ebene an und verbinden die Ausstellungsthemen mit der eigenen<br />

Lebenswelt. Die Ausstellung wird durch einen Audioguide begleitet.<br />

»»» wilhelm-wagenfeld-stiftung.de<br />

Ausstellungsansicht Ulla von Brandenburg, Le milieu est bleu, Palais du Tokyo,<br />

Paris 2020 (Foto: Aureĺien Mole)<br />

Ulla von Brandenburg<br />

Eine Landschaft ohne Blau, wie ungefähr<br />

bis 10. April<br />

Mit Ulla von Brandenburg (geb. 1974 in Karlsruhe, lebt in Paris) zeigt die Weserburg<br />

Museum für moderne Kunst eine der vielseitigsten Installationskünstlerinnen<br />

ihrer Generation. Von Brandenburg verwandelt die Ausstellungsräume des<br />

Museums mithilfe von großformatigen Stoffen, raumgreifenden Installationen, intimen<br />

Objekten, fantasievollen Filmen, Aquarellen und Performances in farbintensive<br />

Traumwelten. In sinnliche Erlebnisräume, die Impulse aufnehmen aus<br />

Folklore und Gesang, Theater und Zirkus, Tanz und Architektur, Literatur und Kunstgeschichte<br />

oder rituellen Handlungen und Anthropologie.<br />

Zwischen offenem Spiel und begrenzender Norm<br />

Vordergründig untersuchen die Werke von Ulla von Brandenburg Aspekte des Theatralen<br />

und Bühnenhaften, befragen Momente zwischen Illusion und Wirklichkeit.<br />

Doch darin verborgen spüren sie immer auch unser aller Zusammenleben und Dasein<br />

nach: So geht es etwa um Fragestellungen nach dem Verhältnis von Individuum<br />

und Gruppe, nach unserem Umgang miteinander, nach der Zirkulation von<br />

Objekten und Materialien in unserer neoliberalen Gesellschaft, nach den allem<br />

menschlichen Sein innewohnenden Transformationsprozessen, nach der Schwierigkeit,<br />

den eigenen Ort zu finden, oder nach sozialen Strukturen zwischen Individualität<br />

und Regeln, offenem Spiel und begrenzender Norm, Aktivität und<br />

Passivität.<br />

Eine Landschaft ohne Blau, wie ungefähr präsentiert eine künstlerische Welt, die<br />

um überlieferte Traditionen und gesellschaftliche Konventionen weiß und diese<br />

spiegelt, um sie überwinden oder positiv nutzen zu können. Die Ausstellung ist das<br />

Angebot eines Gegenentwurfs, der sich über starre, im Beweisbaren verhaftete<br />

Vorstellungen hinweg- und ihnen Offenheit und Veränderung entgegensetzt.<br />

»»» weserburg.de<br />

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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Januar</strong> - <strong>Februar</strong> 2022

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