22 Europameisterschaften Victoria Sinitsina und Nikita Katsalapov Foto: Hella Höppner
Drei russische Paare vorne Die Paarlaufkonkurrenz hatte drei Tage vor dem Beginn noch 25 Meldungen, was ein EM-Rekord gewesen wäre. Neun wären in diesem Fall nach dem KP ausgeschieden. Aber dann kamen Absagen: Die Israelis Hailey Kops & Evgeni Krasnopolski mussten ebenso wegen Corona in den USA (Hackensack, New Jersey) bleiben wie die amerikanischen Schweizer Jessica Pfund & Joshua Santillan (Ellenton, Florida). Die Mailänder Nicole Della Monica & Matteo Guarise wollten eine kleine Knieverletzung von Della Monica lieber vor den Olympischen Spielen auskurieren. Besonderes Pech hatte Severin Kiefer, denn beim Training in Tallinn stürzte er auf die linke Hand. Zunächst meinte man, es sei nichts gebrochen. Aber in Österreich wurde ein Bruch des Kahnbeins (ein Handwurzelknochen) festgestellt. Kiefer schrieb der <strong>Pirouette</strong>: „<strong>No</strong>ch am 14.1. wurde ich am Kahnbein operiert und dieses wurde stabil verschraubt. Die Operation ist sehr gut verlaufen. Seit Dienstag (18.1.) kann ich wieder auf dem Eis trainieren. Die Ärzte geben uns eine sehr gute Chance, dass wir in Peking fit und bereit sind, daher sind wir sehr optimistisch.“ Es blieben 21 Paare, immer noch doppelt so viele wie 2019. Wie erwartet, gewannen die russischen Paare die drei Medaillen, denn sie waren dem übrigen Feld hoch überlegen. Die aktuellen Weltmeister Anastasia Mishina & Aleksandr Galliamov aus der St. Petersburger Schule von Artur Minchuk und Tamara Moskvina zeigten bei ihrem EM-Debüt die Paare | Europameisterschaften KP Kür Pkt 1 Anastasia Mishina / Aleksandr Galliamov Russland 1 1 239.82 2 Evgenia Tarasova / Vladimir Morozov Russland 2 2 236.43 3 Aleksandra Boikova / Dmitrii Kozlovskii Russland 3 3 227.23 4 Karina Safina / Luka Berulava Georgien 6 4 184.05 5 Rebecca Ghilardi / Filippo Ambrosini Italien 4 5 178.90 6 Ioulia Chtchetinina / Mark Magyar Ungarn 7 7 171.03 7 Sara Conti / Niccolo Macii Italien 10 6 168.90 8 Minerva Fabienne Hase / <strong>No</strong>lan Seegert Deutschland 5 9 168.75 9 Laura Barquero / Marco Zandron Spanien 8 8 168.40 10 Bogdana Lukashevich / Alexander Stepanov Weißrussland 9 12 161.76 11 Maria Pavlova / Balazs Nagy Ungarn 11 11 161.32 12 Jelizaveta Zukova / Martin Bidar Tschechien 15 10 159.73 13 Annika Hocke / Robert Kunkel Deutschland 13 13 156.91 14 Camille Kovalev / Pavel Kovalev Frankreich 12 14 156.55 15 Sofiia Holichenko / Artem Darenskyi Ukraine 14 15 147.61 16 Lana Petranovic / Antonio Souza Kordeiru Kroatien 16 16 143.24 Finale nicht erreicht: 17 Coline Keriven / <strong>No</strong>el-Antoine Pierre Frankreich 17 – 51.79 18 Anastasia Vaipan-Law / Luke Digby Großbritannien 18 – 51.11 19 Letizia Roscher / Luis Schuster Deutschland 19 – 48.77 20 Milania Vaananen / Mikhail Akulov Finnland 20 – 46.34 21 Daria Danilova / Michel Tsiba Niederlande 21 – 36.86 präzisesten Elemente und 239 Punkte waren ein neuer Weltrekord. Schon im KP zu den „Variationen zum Ballett Esmeralda“ von Cesare Pugni bestachen sie durch besondere Synchronität beim 3S und der <strong>Pirouette</strong> und Exaktheit beim Wurfflip und den anderen Elementen. Auch in der Kür zu zwei bekannten Schneesturm-Variationen von Georgi Sviridov gelang fast alles erstklassig und erhielt Bewertungen von +4 oder +5. Nur beim ersten der beiden Salchows der » Sprungfolge wackelte Mishina etwas. Mishina & Galliamov nach der Kür Mishina: „Heute war es etwas schwieriger zu laufen, vielleicht weil es spät war. Insgesamt war es aber eine normale Leistung für uns. Nach den russischen Meisterschaften und Neujahr sind wir nicht viel gelaufen und hatten etwas Urlaub, wir hatten nur eine Woche Zeit uns vorzubereiten. Es war eine Idee unserer Trainerin, die beiden Musikstücke vom selben Komponisten zu kombinieren. Es geht um das Leben zweier junger Leute. Etwas Erfreuliches passiert, die schnelle Musik beginnt und wir zeigen unsere Emotionen und wir wollen Unterschiede zwischen dem ersten und dem zweiten Teil machen. Wir hören gerade erst, dass das ein Weltrekord war, das wussten wir gar nicht. Das ist schön, aber wir legen darauf nicht so viel Wert, denn wir können noch besser laufen. Unser Ziel ist immer, fehlerfreie Programme zu laufen. Erst ungefähr mit zehn Jahren habe ich mich für das Paarlaufen interessiert und meine Idole waren Volosozhar & Trankov und Aljona Savchenko. Egal mit wem sie lief, Ich mochte immer ihren Charakter, wie sie um den ersten Platz kämpfte, und ich war so glücklich, als sie die Olympischen Spiele gewann.“ « Galliamov: „Der Wettbewerb in Russland hilft uns, die Trainer bringen uns das von Anfang an bei. Nur der Beste überlebt eben.“ Evgenia Tarasova & Vladimir Morozov trainieren seit dem Sommer bei Einzellauf-Coach Eteri Tutberidze und Olympiasieger Maxim Trankov. Bei ihnen gelangen im KP zu „Metamorphosis 2“ des US-Komponisten Philip Glass und zu „Experience“ von Ludovico Einaudi sechs Elemente hervorragend, nur bei der Landung des Wurfrittberger musste Tarasova eine Hand zu Hilfe nehmen. Dabei erklärten sie, sie spielen „Pygmalion und Galathea“ aus der griechischen Mythologie. Besonderes Highlight war wieder der Twist. In der Kür hörte man „Lighthouse“ von Patrick Watson, hierzu waren Savchenko & Massot in der vorolympischen Saison gelaufen. Tarasova stolperte zu Beginn beim 3S, alle weiteren Elemente gelangen, meist sogar ganz hervorragend. » «nem Vladimir Morozov nach der Kür „Heute sind wir gut gelaufen, wir waren selbstbewusst und konzentriert, wenn auch nicht am allerbesten. Jeder in unserem neuen Trainerteam gibt uns etwas. Sie arbeiten alle so präzise wie wertvolle und gute Uhren.“ Die St. Petersburger Aleksandra Boikova & Dmitrii Kozlovskii, 2<strong>02</strong>0 Europameister, mussten sich diesmal zu Recht mit Bronze begnügen. Im KP zum „Schwanensee“ sprang sie den Salchow nur doppelt, was etwa vier Punkte kostete, alles andere gelang sehr gut. In der Malaguena-Kür, also erneut zu Musik, die man schon tausendmal gehört hat, machten sie keine größeren Fehler. » Kozlovskii nach der Kür „Wir sind zufrieden, dass wir nach « dem dummen Patzer im Kurzprogramm wieder Mut gefasst haben, das ist das Wichtigste. Die starke Konkurrenz in unserem Land hat zwei Seiten: Auf der einen Seite werden wir besser und sie motiviert uns. Auf der anderen Seite stresst sie und ist es wichtig, dass man deswegen nicht untergeht. Daher muss man den Kopf auch mal vom Wettbewerb frei bekommen. Bei den Olympischen Spielen geht es nicht nur darum, körperlich in Form zu sein, sondern auch einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn es nötig ist.“ Zwischen Platz 3 und 4 klafft eine Distanz von 43 Punkten, denn alle anderen präsentierten sich eine, wenn nicht zwei Klassen schwächer und machten viele Fehler. Die russischen Georgier Karina Safina & Luka Berulava trainieren meist bei Pavel Sliusarenko in der Schule von Perm, etwa 1.400 Kilometer östlich von Moskau, gelegentlich auch bei Maxim Trankov. Sie hatten bei der Nebelhorn Trophy einen olympischen Startplatz für Georgien geholt und waren kurzfristig statt des anderen georgischen Paares Metelkina & Parkman gekommen. Im KP zu „Moonlight“ von der brasilianischen Gruppe „Viper“ stürzte Safina beim 3S, die anderen Elemente gelangen. Auch in der Kür zur Musik „In This Shirt“ von der britischen Popgruppe „The Irrepressibles“ hatten sie Probleme nur bei den Einzelsprüngen. Diesmal stand sie den 3S, während er patzte. Später sagte sie, sie sei begeistert, denn sie habe Angst vor dem Salchow gehabt, weil er im Training stets schief gegangen sei. Aber ausgerechnet im Wettbewerb habe er bei ihr geklappt. Rebecca Ghilardi & Filippo Ambrosini kamen trotz einiger Fehler wie einem Sturz beim weggeworfenen Wurflutz im KP auf Rang 5, aber 178 Punkte sind keine Glanztat. Sie sind ebenso für Peking qualifiziert wie die für Ungarn laufenden Ioulia Chtchetinina & Mark Magyar, die ebenfalls große Probleme bei den Einzelsprüngen hatten. Sara Conti & Niccolo Macii machten keine gravierenden Fehler, laufen aber etwas langsam und bieder. Minerva Hase & <strong>No</strong>lan Seegert hätten in dieser Konkurrenz gut und gerne Vierte werden können, aber genau diese Aussicht machte sie nervös. Es fehlte vielleicht Alexander König, der sie als Mentaltrainer beruhigen konnte. Im KP zu „You Are the Reason“ von Calcum Scott und Leona Lewis ging der sonst so sichere Wurfsalchow daneben, ansonsten gefielen sie mit einochmals etwas eleganteren Laufstil, 23 Europameisterschaften