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Thermenland_02-2022

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AKTUELL<br />

Zu viele Studenten – zu wenige Auszubildende:<br />

Fachkräftemangel gefährdet Wohlstand aller<br />

Trotz der Auswirkungen der Corona-<br />

Pandemie auf den Arbeitsmarkt bleiben<br />

zahlreiche Fachkräftestellen in vielen<br />

Branchen der bayerischen Wirtschaft<br />

weiterhin unbesetzt. Verstärkt durch die<br />

demographische Entwicklung werden in<br />

Bayern bis zum Jahr 2030 über 1,3 Millionen<br />

Menschen im Arbeitsmarkt fehlen –<br />

ein Problem, das auch den Rudertinger<br />

Architekten und Bauunternehmer Markus<br />

Krenn umtreibt. Neben der Demographie<br />

sieht Krenn in der zunehmenden<br />

Akademisierung der Gesellschaft einen<br />

zentralen Faktor des sich verstärkenden<br />

Mangels an Fachkräften. Hierzu tauschte<br />

sich der Unternehmer im Rahmen eines<br />

Fachgespräches unlängst mit dem CSU-<br />

Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder<br />

aus, der in seiner Funktion als<br />

Vorsitzender des Berufsschulverbandes<br />

Passau selbst seit vielen Jahren eine sinkende<br />

Schülerzahl im Bereich der beruflichen<br />

Bildung beobachtet.<br />

Versorgung und Wohlstand<br />

gefährdet<br />

„Die Bewältigung des Fachkräftemangels<br />

ist eine der zentralen Herausforderungen<br />

unserer Zeit und mit Blick auf den Erhalt<br />

unseres Wohlstandes zugleich eine existenzielle<br />

Frage“, veranschaulicht MdL<br />

Walter Taubeneder die Dramatik der<br />

immer geringer werdenden Zahl an Fachkräften,<br />

allen voran im Handwerk und<br />

Bausektor. Dabei bestehe in Bayern und<br />

Deutschland eines der besten Systeme beruflicher<br />

Bildung weltweit. Die deutsche<br />

Berufsausbildung werde quer über den<br />

Globus geschätzt und anerkannt und<br />

biete zudem beste Verdienstmöglichkeiten,<br />

ist Taubeneder überzeugt. Dass hierzulande<br />

dennoch ein eklatanter Mangel<br />

an Fachkräften und Auszubildenden<br />

herrscht, ist für Unternehmer Markus<br />

Krenn auch unweigerlich auf die zunehmende<br />

Akademisierung der Gesellschaft<br />

zurückzuführen und gefährdet in<br />

letzter Konsequenz die Versorgungssicherheit<br />

und den Wohlstand des gesamten<br />

Landes.<br />

Studium meist fern der Praxis<br />

Der Anteil der Abiturienten in einem<br />

Jahrgang liegt heute bereits über 50%.<br />

Der Anteil derjenigen, die sich für einen<br />

akademischen Werdegang entscheiden ist<br />

Machen sich ernsthafte Sorgen wegen der Auswirkungen des Fachkräftemangels: MdL Walter Taubeneder<br />

(links) und der Rudertinger Architekt und Bauunternehmer Markus Krenn (rechts) wünschen<br />

sich mehr Absolventen aller Schularten für die klassische Berufsausbildung. Foto: Weishäupl<br />

nur unwesentlich geringer. Weil dies<br />

aber nicht die wirtschaftlichen Bedarfe<br />

widerspiegelt, treten zwei gleichermaßen<br />

problematische Effekte auf: Einerseits<br />

mangle es in immer mehr akademischen<br />

Fachrichtungen an einer ausreichenden<br />

Zahl an qualifizierten Arbeitsplätzen für<br />

die zahlreichen Absolventen, andererseits<br />

mangle es in den meisten klassischen<br />

Ausbildungsberufen an qualifizierten<br />

Fach- und Arbeitskräften. Ein weiteres<br />

Problem, so zeigt es Krenns Erfahrung, ist<br />

zudem der mangelnde Praxisbezug der<br />

akademischen Ausbildung in technischen<br />

Studiengängen. Nur die wenigsten Studenten<br />

absolvieren im Vorfeld ihres Bautechniker-,<br />

Ingenieurs- oder Architekturstudiums<br />

eine Berufsausbildung oder erwerben<br />

im Studienverlauf vergleichbare<br />

praktische Kompetenzen.<br />

Erst Ausbildung – dann Studium<br />

„Als ich am Oskar-von-Miller-Polytechnikum<br />

mein Studium aufnahm, war<br />

eine abgeschlossene Berufsausbildung –<br />

neben der Mittleren Reife bzw. später der<br />

Fachhochschulreife – Studienvoraussetzung“,<br />

erinnert sich Markus Krenn. „Mit<br />

diesem praktischen Erfahrungsschatz fiel<br />

es mir im Anschluss wesentlich leichter,<br />

mein Studium zu absolvieren und in das<br />

Berufsleben einzusteigen.“ Dieses Verständnis<br />

und der Bezug zur Praxis auf<br />

den Baustellen fehlen den meisten Hochschulabsolventen<br />

nicht nur im Bereich<br />

der technischen Berufe heute, wie Krenn<br />

mit Bedauern feststellt. Er fordert daher<br />

mehr praktische Ausbildung vor dem<br />

oder während des Studiums und empfiehlt<br />

– wo immer möglich – eine (verkürzte)<br />

Berufsausbildung im Vorfeld der<br />

akademischen Ausbildung. Auch MdL<br />

Walter Taubeneder will mehr Absolventen<br />

aller Schularten für die Berufsausbildung<br />

gewinnen: „Die berufliche Bildung<br />

bietet alle Chancen und ist keinesfalls<br />

weniger wert als eine akademische<br />

Laufbahn. Das gilt auch für Abiturienten.“<br />

Weniger Studienabbrecher<br />

Würden mehr junge Menschen sich nach<br />

ihrem Schulabschluss für eine Berufsausbildung<br />

entscheiden, gäbe es mehr<br />

dringend benötigte qualifizierte Fachkräfte<br />

im Handwerk und in der Baubranche,<br />

weniger arbeitssuchende oder für<br />

ihre Arbeitsstellen überqualifizierte Akademiker<br />

und womöglich auch eine geringere<br />

Abbruchquote im Studienbereich,<br />

ist Markus Krenn überzeugt. Zudem sei<br />

eine berufliche Ausbildung für verschiedenste<br />

Lebenswege ein großer Gewinn:<br />

„Ein Gesellen- oder Meisterbrief eröffnet<br />

heute alle Möglichkeiten: Ein auskömmliches<br />

Anstellungsverhältnis, den<br />

Weg in die Selbstständigkeit oder auch<br />

den Zugang zu einem ergänzendem<br />

Studium“, wie MdL Walter Taubeneder<br />

darstellt.<br />

Christoph Weishäupl<br />

www.thermenland-magazin.de<br />

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