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Thermenland_02-2022

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RAT & TAT<br />

Verbraucher wählen „Mogelpackung des Jahres“<br />

Paprika Sauce von Homann ist der Gewinner<br />

Bis zu 88 Prozent mehr müssen Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher seit 2<strong>02</strong>1 für<br />

die „Paprika Sauce“ von Homann bezahlen.<br />

Die Sauce gibt es seitdem im Glas mit<br />

weniger Inhalt zum höheren Preis. Kein<br />

Wunder, dass sie das Produkt in einer<br />

Ausschreibung der Verbraucher-Zentrale<br />

Hamburg (vzhh) mit deutlichem Vorsprung<br />

zur „Mogelpackung des Jahres<br />

2<strong>02</strong>1“ gewählt haben. Dabei gingen mehr<br />

als die Hälfte der abgegebenen Stimmen<br />

an die Fertigsauce.<br />

Die Homann Feinkost GmbH hatte letztes<br />

Jahr eine Design- und Namensänderung<br />

genutzt, um die Füllmenge des<br />

Produkts zu reduzieren. Der Handel hat<br />

darüber hinaus teilweise sogar noch den<br />

Preis erhöht. „Wir fordern von Unternehmen<br />

mehr Ehrlichkeit gegenüber ihrer<br />

Kundschaft und weniger Verpackungsmüll“,<br />

unterstreicht demgegenüber die<br />

vzhh.<br />

Eindeutiges Votum für<br />

Fertigsauce<br />

Der drastische Preisanstieg für die Homann<br />

„Paprika Sauce“ machte das Produkt<br />

schon im Vorfeld zum Spitzenreiter<br />

unter den fünf nominierten Kandidaten<br />

für die „Mogelpackung des Jahres 2<strong>02</strong>1“.<br />

Statt 500 Milliliter füllt Hersteller Homann<br />

seit 2<strong>02</strong>1 nur noch 400 Milliliter<br />

Sauce pro Glas ab. Gleichzeitig wurde<br />

trotz geringerer Inhaltsmenge der Preis im<br />

Handel angehoben.<br />

Die Hamburger Verbraucherschützer hatten<br />

Homann zwar um eine Stellungnahme<br />

gebeten, wurden jedoch mit der<br />

Begründung, man würde nur direkt mit<br />

Verbraucherinnen und Verbrauchern<br />

sprechen, abgewimmelt. Einer Kundin<br />

gegenüber erklärte das Unternehmen jedoch,<br />

man habe herausgefunden, dass<br />

„die Verbraucher bei Saucen eine Menge<br />

von 400 ml der Menge von 500 ml vorziehen“.<br />

Das habe mit der demografischen<br />

Entwicklung zu tun, so das Unternehmen.<br />

Für immer mehr kleinere und Single-Haushalte<br />

sei „400 ml eine ideale<br />

Größe“.<br />

Abstimmungsergebnis<br />

im Überblick<br />

Neben der Fertigsoße standen noch vier<br />

weitere Produkte zur Wahl. Auf dem<br />

zweiten Platz hinter der „Paprika Sauce“<br />

von Homann (50,6 Prozent) landete ein<br />

„KitKat“-Sammelpack von Nestlé (15,4<br />

Prozent). Hier war die Anzahl der Riegel<br />

von fünf auf vier Stück geschrumpft.<br />

Auf Rang drei bis fünf folgen dicht beieinander<br />

das Waffelgebäck „Perpetum“<br />

(ehemals „Afrika“) von Bahlsen (11,8<br />

Prozent) mit etwa ein Drittel weniger Inhalt,<br />

genau wie bei der „Rahm Soße“ von<br />

Knorr (11,4 Prozent). Die „Wurzener<br />

Waffelblättchen“ (10,8 Prozent) schließlich<br />

landeten auf Platz fünf. Bei seinem<br />

Feingebäck hatte Hersteller Griesson - de<br />

Beukelaer zwar die Verpackung um 70%<br />

vergrößert und den Preis um über 25%<br />

angehoben, jedoch nur ganze 3% mehr<br />

Inhalt darin verpackt. „Das ist nicht nur<br />

ein Umweltfrevel, sondern auch eine<br />

ganz fiese Trickserei!“ kritisieren die Verbraucherschützer.<br />

Politik lässt Verbraucher<br />

im Stich<br />

„Seit Jahren gehen wegen Mogelpackungen<br />

zwischen 2000 und 3000 Beschwerden<br />

jährlich bei uns ein“, betont die vhzz<br />

in einer Erklärung zur Aktion. „Geändert<br />

hat sich die Situation für Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher jedoch nicht, denn<br />

versteckte Preiserhöhungen sind für Hersteller<br />

und Händler gleichermaßen attraktiv.<br />

Die Politik hat immer wieder<br />

mehr Klarheit diesbezüglich versprochen,<br />

aber nichts gegen die Tricksereien unternommen.“<br />

Die Verbraucherschützer fordern,<br />

dass Packungen bis zum Rand<br />

gefüllt sein müssen, wenn es technisch<br />

möglich ist. „Das wäre ein längst überfälliger<br />

erster Schritt, der rechtlich umgesetzt<br />

werden könnte, meinen wir.“<br />

Verpackungsmüll verhindern<br />

Eine solche Vorgabe würde auch helfen,<br />

den durch Mogelpackungen ohne Not<br />

zusätzlich produzierten Verpackungsmüll<br />

zu verhindern. 25 Prozent mehr Einweggläser<br />

benötigt beispielsweise Homann,<br />

um die gleiche Menge seiner „Paprika<br />

Sauce“ abzufüllen. Für sein Waffelgebäck<br />

„Perpetum“ braucht Bahlsen wegen der<br />

verringerten Füllmenge pro Tonne Kekse<br />

2600 Stück mehr an Umverpackungen,<br />

Plastiktrays und -folien. Bei den „Wurzener<br />

Waffelblättchen“ bietet das Unternehmen<br />

Griesson - de Beukelaer jetzt<br />

quasi die gleiche Menge an Keksen in<br />

einer fast doppelt so großen Packung an.<br />

Politik mit dem Einkaufszettel<br />

„Nachhaltigkeit scheint beim Produktmanagement<br />

trotz anders lautender Beteuerungen<br />

der Hersteller offensichtlich kaum<br />

eine Rolle zu spielen“, bemängeln die<br />

Hamburger Verbraucherschützer und fordern<br />

die Konsumenten auf: „Wenn Sie<br />

der Mogeleien überdrüssig sind, sollten<br />

Sie Politik mit dem Einkaufszettel machen.<br />

Nur wenn wir alle die Produkte im<br />

Regal liegen lassen, über die wir uns ärgern,<br />

kommen die Unternehmen vielleicht<br />

endlich zur Besinnung!“<br />

Die aktuelle Mogelpackungsliste mit über<br />

100 Prodikten ist im Internet zu finden<br />

unter: www.vzhh.de/mogelpackungsliste<br />

sam<br />

Graphik: vzhh<br />

www.thermenland-magazin.de<br />

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