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NEUROCHIRURGIE<br />
ZUR GESUNDHEIT | REDAKTION<br />
Zeitgemäße Schmerztherapie –<br />
Begrüßen Sie Ihr Nervensystem<br />
im digitalen Zeitalter!<br />
Bei chronischen Rückenschmerzen hören wir häufig<br />
eine Diagnose wie „Bandscheibenvorfall“ oder „Spinalkanalstenose“<br />
vom Arzt unseres Vertrauens. Und<br />
einerseits ist es natürlich gut zu wissen, dass der Arzt<br />
entdeckt hat, wo das Problem liegt, aber andererseits<br />
verstehen wir dadurch nicht unbedingt, warum das<br />
Ganze so höllisch wehtun muss. Um die Ursachen von<br />
chronischen Schmerzen zu verstehen, müssen wir uns<br />
ein wenig mit der Funktionsweise unseres Nervensystems,<br />
das fast alle Kommunikationsvorgänge innerhalb<br />
unseres Körpers steuert, auseinandersetzen. Die Übermittlung<br />
der Information findet in Form von bestimmten<br />
elektrischen Impulsen statt, die von den peripheren<br />
Nerven über das Rückenmark an das Gehirn geschickt<br />
werden. Das Gehirn empfängt diese Impulse, verarbeitet<br />
sie entsprechend und sendet eine Antwort. Verletzungen,<br />
Unfälle oder Krankheit können das überaus<br />
sensible Nervengewebe innerhalb des Rückenmarks<br />
allerdings schädigen, was in vielen Fällen schmerzhafte<br />
Konsequenzen für die Betroffenen hat. Aufgrund der<br />
Nervenschäden wird dann eine defekte Information<br />
übermittelt, die das Gehirn nicht mehr korrekt interpretieren<br />
kann und dann als Schmerz übersetzt.<br />
Manchmal lassen sich lokale Schmerzen durch konservative<br />
Behandlungsansätze wie den Einsatz von<br />
Physiotherapie oder der (medikamentösen) Infiltrationstherapie<br />
gut kontrollieren, bei andauernden<br />
Rückenschmerzen ist allerdings eine Operation in<br />
Betracht zu ziehen. Es kann beispielsweise über die<br />
Implantation einer Schmerzmittelpumpe mit intrathekaler<br />
Medikamentenabgabe nachgedacht werden.<br />
Eine weitere zukunftsweisende Therapiemethode bei<br />
chronischen Nervenschmerzen ist die Neurostimulation<br />
mit einem sogenannten Schmerzschrittmacher. Für<br />
das minimalinvasive Verfahren der Rückenmarksstimulation<br />
wird dem Patienten ein batteriegetriebenes<br />
Implantat eingesetzt, das durch feine Elektroden elektrische<br />
Impulse in das beschädigte Nervengewebe im<br />
Epiduralraum abgibt. Durch diese elektrische Modulation<br />
des Rückenmarks kann in vielen Fällen die Entstehung<br />
des Schmerzes effektiv unterbunden werden.<br />
Beim prinzipiell ähnlichen Verfahren der Dorsalwurzel-Ganglien-Stimulation<br />
sind die Elektroden mit einem<br />
Paar der Nervenknoten (Ganglien) verknüpft, die<br />
entlang der Wirbelsäule sitzen. Jeder Nervenknoten ist<br />
für bestimmte Körperpartien zuständig und entscheidet<br />
als eine Art Torwächter, welche Reize über das Rückenmark<br />
ins Gehirn weitergeleitet werden. Durch die<br />
gezielte elektrische Stimulation der Dorsalwurzel-Ganglien<br />
kann die Übertragung von Schmerzsignalen von<br />
den äußeren Nerven in das zentrale Nervensystem unterbrochen<br />
oder abschwächt werden.<br />
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