magische und reale räume im tempel von edfu - MOSAIKjournal.com

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206| JAN-PETER GRAEFF Abb. 7: Wasserspeier. Die Texte des Wasserspeiers befinden sich rechts und links an seinem Sockel. Abb. 8: Auf der Rückseite der Wasserspeier befindet sich jeweils eine Scheintür, durch welche Seth, wenn er in Form von Regen kam, das Dach verlassen konnte. Es handelt sich also um das magische Gegenstück zum realen Wasserspeier.
MAGISCHE UND REALE RÄUME | 207 Durch eben diesen Umstand ergibt sich noch ein weiterer Zusammenhang. Wenngleich die Welt – der Edfu-spezifischen Theologie folgend – vornehmlich auf Horus Behedeti in seiner Rolle als Schöpfergott zurückgeht, so haben doch auch andere Götter Anteil an diesem Schöpfungsprozess. 31 Überträgt man diesen Grundgedanken auf den Tempel selbst, der ja als Miniaturmodell der Welt betrachtet wurde, so wäre eine ähnliche Aussage über die Erschaffung des Tempels zu erwarten. Tatsächlich findet sich diese Aussage, derzufolge zahlreiche Götter an der Erbauung des Tempels beteiligt waren: 32 „Worte zu sprechen: Dein Tempel für dich, gebaut aufs trefflichste als Werk des Ba-Neb-hi (Ptah). Deine Majestät selbst hat den Befehl dafür erteilt, o Re, Großer, der die beiden Länder erhellt, und das Lot (Thot) sowie Seschat die Große haben dafür den Strick gespannt; die Chnumgötter haben es insgesamt erbaut, und die Djaisu waren bei ihnen und haben seinen Plan größer gemacht, mehr als in allen anderen Gauen. Seine Zeit entspricht der Zeit des Himmels auf seinen vier Stützen, und seine Jahre sind die Jahre der beiden Lichter (Sonne und Mond).” 33 Wer sich mit magischen Räumen auseinandersetzt, wird – zumal im Tempel von Edfu – schnell auf weitere Aspekte stoßen, in denen die Magie die Grenzen der realen Welt berührt. 31 Hier sind vornehmlich die Chnumgötter und die Djaisu zu nennen. Die Autoren des Schöpfungsmythos von Edfu unterscheiden folgerichtig nicht zwischen der Erschaffung der Welt und Edfus. siehe auch Anm. 33. 32 Der ägyptische Grundgedanke einen Tempel zwar unter die Suprematie eines einzelnen Gottes zu stellen, zugleich aber alle Götter des Landes an jenem Kult teilhaben zu lassen, erschuf zudem die Idee des “Umlaufopfers”, welches auch in Edfu außerordentlich gut belegt ist. Hierbei wird der Tatsache Rechnung getragen, daß der Tempel als Welt bzw. Ägypten natürlich nicht allein den Hauptgott beherbergt, sondern eine Heimstatt für alle Götter ist. Daher wird das tägliche Opfer zwar zunächst Horus Behedeti gewidmet, dann jedoch an alle Götter “weitergereicht” die im Tempel vertreten sind. 33 CHASSINAT (1932) 49, 5–11. Entsprechende Aussagen finden sich z. B. auch in CHASSINAT (1931) 173, 9. 175, 3. 327, 6.
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