magische und reale räume im tempel von edfu - MOSAIKjournal.com

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196| JAN-PETER GRAEFF Abb. 3: Geier fliegen über den “Himmel” des Tempels (Beispiel aus Philae). So erklärt sich die Dekoration der Außenseite der “Inneren Umfassungsmauer” des Tempels auf Bodenniveau: Hier wurde im Relief der gesamte Tempel von Papyruspflanzen umgeben (Abb. 4). Diese Mauer symbolisiert die Uferzone zwischen Urozean (“Äußere Umfassungsmauer”) und festem Land, zur eigentlichen Welt (der Tempel). Sie scheidet das Chaos von der durch die Götter erschaffenen Welt.
Zu dieser Vorstellung heißt es: MAGISCHE UND REALE RÄUME | 197 „Ihr (der Mauer) Anblick gleicht dem Gebüsch rings um das Kind herum…” 9 oder auch „… all das, was ihn (den Tempel) umgibt, ist von Papyrus umgeben, so wie die Meneh-Pflanze um ihn (Horus) ist in Chemmis”. 10 Die bis hierhin dargestellten Zusammenhänge werden am besten im folgenden Text geschildert, der aus den Edfu-spezifischen Schöpfungsmythen stammt. Er fasst den Zusammenhang und die Gleichsetzung zwischen der “Inneren Umfassungsmauer” und der Uferzone zusammen, welche den Urozean vom ersten Land trennt und welche durch Schutzgötter geschützt werden müssen, sodaß dieselben sowohl den Tempel als damit auch die Schöpfung selbst schützen. 9 CHASSINAT (1931) 16, 13–14. Hier wird zugleich die Vorstellung präzisiert, daß nach dem Auftauchen des Urhügels aus dem Urozean zunächst ein Lotus wuchs, aus dessen Blüte der Sonnengott als Kind geboren wurde. siehe darüber hinaus Anm. 10. Vgl. dazu generell SCHLÖGL (1977); desweiteren auch DRIOTON (1944) 117; DE GARIS DAVIES (1953) Taf. 4, Sanctuary (A), South wall V 13; sowie ERICHSEN – SCHOTT (1954) 355. 10 CHASSINAT (1932) 177, 13–14. Die letzte Aussage spielt auf zwei Vorstellungen an, die miteinander verwandt sind: Einerseits wird hier beschrieben, daß Horus als Kind des Osiris im Papyrusdickicht in Chemmis vor den Augen des Seth verborgen und dadurch geschützt wurde. Andererseits ist hier ebenso der Augenblick der Weltschöpfung beschrieben, in welchem sich Horus Behedeti als Urgott auf dem von Schilf bestandenen Urhügel niederläßt und sowohl durch das Schilf als auch durch ihn umgebende Schutzgötter vor Apophis geschützt wird. Dieselbe Aussage findet sich auch an zahlreichen anderen Stellen. So z. B. bei der Beschreibung des Großen Hofes in der Bauinschrift (CHASSINAT (1932) 18, 8). Dort werden die Säulen des Hofes, die ja pflanzengestaltig sind, ebenfalls mit dem schützenden Nest des Falkengottes verglichen. Hier heißt es: „32 Säulen sind ringsum aufgestellt und bilden seinen (des Hofes) Umgang wie bei jenem Nest des Falken. Der Vollendete-Palast-der-Nut ist dies in seinem Namen Stätte-an-der-Seftech-nidergeworfen-wird,-der-Feind-des- Harachte. Seine Wände sind dekoriert, wie es sich für ihn gehört, entsprechend der alten Schriften”.
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