BRANCHEN REPORT | Logistik oben? Worauf kommt es in der Praxis an, damit Open Source in der Logistik fliegt? Von links: Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel ( Fraunhofer IML), Christian Bockelt (DB Schenker), Dr. Stephan Peters (Rhenus), Markus Bangen (duisport), Stefan Hohm (Dachser), Foto: Open Logistics Foundation/S. Gabsch gleiche Thema nachdenken, kommt in der Regeln auch etwas Besseres dabei heraus. ! Christian Bockelt: Es gibt Themen, die können wir nur gemeinsam lösen und es gibt differenzierende Themen, für die man eigene Software baut. Und es wird Algorithmen geben, die wir dem Repository und damit der Allgemeinheit spenden. Uns ist es wichtig, allen Akteuren in der Branche einen Zugang zu geben. ! Stephan Peters: Das schaffen wir nur durch Transparenz und die Basis dafür ist Vertrauen. Dies müssen wir transportieren, und das, was wir als erstes ins Repository einstellen. ? <strong>2022</strong> steht der Aufbau des Logistik-Repository auf der Agenda. Ein Repository ist eine Datenbank, um digitale Objekte zentral zu verwalten. Das Logistik-Repository ist also eine Art öffentliches Welt-Zentrallager für Open- Source-Hard- und Softwarekomponenten. Unternehmen können diese dazu nutzen, um beispielsweise eigene Plattformen zu erweitern oder neue Produkte und Geschäftsmodelle schneller aufzusetzen. Ein großes Vorhaben. Welche Projekte werden Sie initiieren und welche Komponenten werden Sie open source stellen? Und wie funktioniert das? ! Stephan Peters: Wir haben im Rhenus Lab am Fraunhofer IML einen Tracker für die Temperatur- und Füllstandsmessung unseres intelligenten Behälters entwickelt, den man woanders genauso gut einsetzen kann. Ob man die Füllgradanzeige nun für einen Container, einen Abfallbehälter oder eine Rattenfalle nutzt, die <strong>Technologie</strong> ist die gleiche. Diesen Tracker bringen wir in das Logistik-Repository ein, zusammen mit einer Standardschnittstelle, damit jeder seine eigenen Devices anbinden kann. Wenn wir die Software offenstellen, hoffen wir natürlich auch, dass sie von vielen weiterentwickelt wird. ! Christian Bockelt: Wir haben einige Komponenten, die sich für den Kick-off in die Open-Source- Welt eignen würden und einige Beispiele wurden schon genannt. Da gehen wir mit. ! Stefan Hohm: Auch Dachser wird Ressourcen bereitstellen, Genaueres legen wir in den kommenden Wochen fest, wenn das erste Leuchtturmprojekt definiert ist. ! Stephan Peters: Es gibt zwei Möglichkeiten, sich zu beteiligen. Variante 1 ist es, bestehende Anwendungen zu einer zusammenzuführen. Variante 2 ist eine Art Supermarktregal, in dem zum Beispiel verschiedene Fahrer-Apps nebeneinander stehen. Der Markt entscheidet, wer woran weiter programmiert und welche App sich durchsetzt. In der Praxis wird es eine Mischung sein. Ich persönlich favorisiere Variante 2, weil wir nicht an Dingen weiterarbeiten müssen, wenn es bessere Lösungen gibt. Durch das Abstimmen mit den Füßen wird transparent, was verfügbar ist, und was davon wie oft genutzt wird. So könnten wir Entwicklerkapazitäten sehr viel zielgerichteter einsetzen. ! Stefan Hohm: Aber es sind nicht die Stiftungsgründer, die bestimmen, was wohl das Beste für alle ist. Die Stiftungsleitung und die Open Source Community werden einen Prozess definieren, der eine Partizipation für alle zulässt. ? Die Stiftung hat gerade ihre Arbeit aufgenommen. Welche Erwartungen haben Sie an die operative Stiftungsarbeit? Was muss auf die Agenda ganz nach ! Stefan Hohm: Kreativer Ansatz, komplette Transparenz, gemeinsame Applikationen, maximale Usability und die Fragestellung, wie wir alle Unternehmen beteiligen, damit der richtige Business Case als Leuchtturm gesetzt werden kann. Darauf kommt es an. ! Markus Bangen: Die Entwickler müssen die Plattform cool finden und wir müssen der Community im Repository etwas anbieten, das sie begeistert, um möglichst viele zu motivieren, dabei zu sein und eine Open Source Community mit tausenden von Entwicklern in der Logistik nach vorne zu bringen ... ! Stephan Peters: ... und das darf auch nicht zwölf Monate dauern. Entweder ist das erste Projekt so überzeugend, dass es sich lohnt, mitzumachen, oder es wird schwerer, die Community zu überzeugen. ! Christian Bockelt: Nicht wir Gründer stehen im Vordergrund, sondern die Themen, die die gesamte Supply-Chain-Branche bewegen. Es wird darauf ankommen, als Netzwerk zu funktionieren und <strong>Technologie</strong>n im kontinuierlichen Austausch mit Usern weiterzuentwickeln. ? Herr ten Hompel, Sie haben die Stifter zusammengebracht. Was geben Sie der Logistikbranche mit auf den Weg? ! Michael ten Hompel: Alle Unternehmen sollten sich eine Frage stellen: Was machen wir eigentlich mit Open Source? Die Logistik- Community muss sich über eines im Klaren sein: In der Plattformökonomie wird das Geld mit KI verdient. Der Softwareeinsatz wird in kurzer Zeit exponentiell ansteigen und das geht nur mit Open Source. Mit der Gründung der gemeinnützigen Open Logistics Founda tion ist das Fundament für eine Open Source Community gelegt. Jetzt kommt es darauf an, dass sich die Logistik als Branche neu positioniert und ihre Kräfte bündelt. Mein Rat? Never walk alone. Mehr Informationen www.openlogisticsfoundation.org 22 | <strong>Getränke</strong>! 01 | <strong>2022</strong>
Automatisierung in der <strong>Getränke</strong>industrie