Hinz&Kunzt 348 Februar 2022
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Konflikte im Haus gar nicht erst hochkochen<br />
zu lassen. Auch das sogenannte<br />
Kiezbüro, eine zur Hauszentrale umgewandelte<br />
Einzimmerwohnung im<br />
Hochparterre, ist rund um die Uhr besetzt.<br />
Die Bewohner:innen sollen jederzeit<br />
eine:n Ansprechpartner:in haben.<br />
Dort herrscht reges Treiben. Drei<br />
Männer, allesamt frischgebackene Hausbewohner,<br />
schauen gerade eingetroffene<br />
Essensspenden durch: Mehrere Kisten<br />
mit Brötchen hat jemand vorbeigebracht,<br />
jetzt stapeln die sich neben Mandarinen<br />
und anderen Nahrungsmitteln.<br />
Vor dem Haus fahren derweil immer<br />
wieder Autos vor. Aus ganz Berlin<br />
und sogar darüber hinaus kommen<br />
Menschen mit Spenden. Gerade parkt<br />
ein junger Mann seinen Wagen und<br />
bringt Decken und eine Kaffeemaschine.<br />
Er habe im Fernsehen von dem Projekt<br />
erfahren und sich direkt ein paar<br />
Sachen geschnappt. „Vor ein paar Tagen<br />
kam jemand von einem Messeverleih<br />
aus Essen mit seinem Lkw angefahren<br />
und hat Küchen vorbeigebracht“,<br />
erzählt Aktivistin Valentina. Ein Hertha-BSC-Fanclub<br />
habe Rauchmelder<br />
für das gesamte Gebäude gespendet.<br />
Und was sagt die Nachbarschaft<br />
über die Zugezogenen? „Wir hatten<br />
eine Kundgebung zum Einzug. Da<br />
kamen Nachbar:innen und haben spontan<br />
gesprochen, haben sich bedankt<br />
und sich sehr gefreut, dass hier endlich<br />
wieder Leben in der Straße ist“, sagt<br />
Valentina. Die verbliebenen Mieter:innen<br />
würden sich ebenfalls über die neuen<br />
Bewoh ner:innen freuen und mit<br />
anpacken. Und auch Pinsel hat das<br />
Gefühl, gut aufgenommen zu werden.<br />
Maßnahme<br />
gegen Leerstand:<br />
Die<br />
Habersaathstraße<br />
40–48<br />
ist besetzt.<br />
Stadtgespräch<br />
Professionelle Unterstützung in der<br />
neuen Wohnung bekommen die<br />
Bewoh ner:innen durch einen sozialen<br />
Träger, der mit ins Haus eingezogen<br />
ist und den die Gruppe gemeinsam<br />
mit dem Bezirksamt ausgesucht hat.<br />
Mitarbeiter:innen von „Neue Chance<br />
Berlin“ sind in einem Büro im Haus für<br />
die Bewohner:innen erreichbar und<br />
beraten sie, wenn sie das wollen. Der<br />
Träger ist neben der Habersaathstraße<br />
auch am Berliner Housing-First-<br />
Modellprojekt beteiligt. „Für uns war<br />
wichtig, dass die Menschen hier selbstbestimmt<br />
leben können“, sagt Aktivistin<br />
Valentina: „Dass es zwar Unterstützungsangebote<br />
gibt, die aber nicht<br />
verpflichtend sind.“<br />
Wie es in Zukunft weitergeht in der<br />
Habersaathstraße, ist momentan noch<br />
völlig offen. Bezirk und Eigentümer<br />
verhandeln über das weitere Vorgehen<br />
und streiten vor Gericht über den Abriss.<br />
Nach Angaben des Bezirks können<br />
die Obdachlosen mindestens bis Mitte<br />
April bleiben.<br />
Und dann? Für Valentina steht fest:<br />
„Das Ding muss wieder fit gemacht<br />
werden und mit den Leuten, die hier<br />
jetzt wohnen, weiter bewohnt werden.<br />
Es kann nicht sein, dass das Haus abgerissen<br />
wird“, findet sie. „Das wird der<br />
nächste Kampf sein, den wir führen<br />
müssen.“ • Lukas Gilbert war beeindruckt<br />
davon, wie die<br />
Zusammenarbeit auf<br />
Augenhöhe Obdachlose<br />
und Aktivist:innen beflügelt.<br />
lukas.gilbert@hinzundkunzt.de<br />
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