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Thermenland-Magazin

das Magazin für das Thermenland, das Rottal, Lkr. Passau und das Innviertel

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TLM März 22:TLM März 21 neu 27.02.22 21:43 Seite 19<br />

FIT & GESUND<br />

da bei einer Immunschwäche die Impferreger<br />

sich zu stark ausbreiten können. Ein<br />

weiterer Nachteil ist, dass die Impfung ähnliche<br />

Beschwerden wie die Krankheit selbst<br />

hervorrufen könnte, allerdings geschieht<br />

das nur sehr selten und schwächer, als<br />

bei einer echten Infektion. Die in Europa<br />

aufgegebene Polio-Schluckimpfung hatte<br />

in extremen Einzelfällen sogar dauerhafte<br />

Lähmungen verursacht. Außerdem könnten<br />

die noch vermehrungsfähigen Impf -<br />

viren Rückmutationen erfahren und dadurch<br />

wieder gefährlich werden.<br />

Ein Totimpfstoff besteht nicht aus vermehrungsfähigen<br />

Erregern, sondern aus ab -<br />

getöteten Pathogenen oder einzelnen<br />

Bestandteilen, welche auch künstlich erzeugt<br />

sein können. Unterschiedliche Totimpfstoffe<br />

können simultan oder nacheinander<br />

verabreicht werden.<br />

Totimpfstoffe werden normalerweise<br />

schnell abgebaut, so dass zur Vermittlung<br />

einer starken Immunreaktion mehrfach<br />

geimpft werden muss. Daher impft man<br />

nach der Erstimpfung wiederholt und in<br />

bestimmten Abständen (Auffrischungsimpfungen).<br />

Als Totimpfstoffe werden inaktivierte<br />

Pathogene (Ganzpartikel-Impfstoffe), Konjugat-Impfstoffe,<br />

Spalt-Impfstoffe, Untereinheiten-Impfstoffe<br />

und Toxoide verwendet.<br />

Inaktivierte Pathogene<br />

Ganzpartikel-Impfstoffe, die klassischen<br />

Totimpfstoffe, werden durch Inaktivierung<br />

gereinigter Pathogene erzeugt. Beispiele für<br />

inaktivierte Impfstoffe sind der Hepatitis-<br />

A-Impfstoff, der Tollwutimpfstoff oder der<br />

Polioimpfstoff. Bei der Inaktivierung und<br />

Auflösung der Erreger mit Tensiden oder<br />

Lösungsmitteln werden die sogenannten<br />

Spaltimpfstoffe erzeugt. Der Impfstoff<br />

besteht dann aus einer Mischung viraler<br />

Proteine, die eine hohe Immunogenität<br />

besitzen. Die meisten fettlöslichen Virus -<br />

bestandteile werden im Laufe der Herstellung<br />

eliminiert. Beispiele für Spaltimpfstoffe<br />

sind einige Grippeimpfstoffe.<br />

Untereinheiten-Impfstoffe<br />

Untereinheiten-Impfstoffe bestehen aus<br />

Teilen von Erregern, die zum Teil gentechnisch<br />

erzeugt werden. Beispiele dafür sind<br />

manche Grippeimpfstoffe, der HPV-Impfstoff<br />

und der Hepatitis-B-Impfstoff. Eine<br />

Unterart dieser Gruppe sind die Konjugat-<br />

Impfstoffe. Bei diesen werden die Antigene<br />

an ein weiteres Trägermolekül gekoppelt,<br />

um die Wirksamkeit zu verstärken. Ein Beispiel<br />

für eine Impfung mit einem Konjugat-<br />

Impfstoff ist die HIB-Impfung, manche<br />

Pneumokokken- und Meningokokkenimpfungen.<br />

Skepsis, Polemik und Ablehnung gab es erstmals gegen die Kuhpockenimpfung Mitte der 1850er Jahre.<br />

Peptid-Impfstoffe<br />

Peptid-Impfstoffe bestehen aus synthetisch<br />

erzeugten kurzen Eiweißmolekülen. Dadurch<br />

sollen keine Antikörper gebildet<br />

werden, sondern gezielt die Immunantwort<br />

des Körpers gegen ein bestimmtes Pathogen<br />

stimuliert werden.<br />

Toxoid-Impfstoffe<br />

Diese werden durch Inaktivierung von Toxinen,<br />

also Giftstoffen, erzeugt. Das Toxin<br />

verliert dabei seine Giftigkeit, jedoch ist die<br />

Veränderung gering genug, damit eine Immunantwort<br />

erzeugt wird, die auch gegen<br />

das Toxin einer späteren Infektion wirkt.<br />

Beispiele für Toxoid-Impfstoffe sind der<br />

Diphtherie- , der Keuchhusten- und der<br />

Tetanusimpfstoff. Toxoidimpfstoffe vermindern<br />

nicht die Vermehrung der Erreger<br />

im Körper. Bei Infektionen, die übertragbar<br />

sind, unterbrechen sie also nicht die<br />

Infektionskette, verhindern aber die Krankheitssymtome<br />

bei den Geimpften, da bei<br />

ihnen die Toxine der Erreger nicht wirksam<br />

werden.<br />

Ausblick und Abgrenzung<br />

Im Zuge der Impfstoffforschung werden<br />

unter anderem genbasierte Impfstoffe entwickelt.<br />

Dazu gehören DNA-Impfstoffe,<br />

RNA-Impfstoffe und virale Vektoren.<br />

DNA-Impfstoffe bestehen meistens aus<br />

Plasmiden, also kleinen, ringförmigen<br />

DNA-Molekülen, die das Antigen codieren<br />

und somit als Bauanleitung fungieren. Um<br />

wirksam zu werden, muss die Information<br />

dieser DNA also im Körper gelesen und in<br />

Eiweißmoleküle übersetzt werden.<br />

Fast nach dem gleichen Prinzip funktionieren<br />

auch die mRNA-Impfstoffe gegen<br />

COVID-19. Allerdings liegt hier die Information<br />

schon in lesbarer Form vor und<br />

kann, sobald die mRNA in eine Körperzelle<br />

gelangt, direkt die Produktion der<br />

Antigene auslösen.<br />

Biochemie für Anfänger<br />

Virale Vektoren basieren auf viralen Partikeln,<br />

die das Gen des Impfstoffs in eine<br />

Zelle einschleusen. Man verwendet dazu<br />

zum Beispiel bei Affen vorkommende<br />

Viren, die den Menschen nicht krank machen,<br />

und verändert diese gentechnisch so,<br />

dass sie schließlich Bestandteile des Erregers<br />

beinhalten, gegen den man impfen<br />

möchte.<br />

Das RKI gibt an, dass die COVID-19-<br />

Impfstoffe (mRNA- oder Vektorimpfstoffe)<br />

mit Totimpfstoffen insofern gleichgesetzt<br />

werden können, als sie keine Lebendimpfstoffe<br />

sind, da sie keine vermehrungsfähigen<br />

Viren enthalten.<br />

Diese Aussage bedeutet allerdings nicht,<br />

dass diese neuartigen Arzneistoffe ähnlich<br />

gut erforscht sind wie die seit Jahren oder<br />

sogar Jahrzehnten bekannten klassischen<br />

Impfstoffe. Die Zulassungsbehörden haben<br />

nur über einen sehr begrenzten Zeitraum<br />

Daten sammeln können, bezüglich Wirksamkeit<br />

und Verträglichkeit der Corona-<br />

Impfstoffe und der darin enthaltenen<br />

Hilfsstoffe.<br />

Folglich sind diese Impfstoffe bisher auch<br />

nur „bedingt zugelassen“, und die zuständigen<br />

Firmen müssen die fehlenden Daten<br />

innerhalb bestimmter Fristen nachreichen.<br />

Ihr Arzt oder Apotheker informiert und<br />

berät Sie gerne bei all Ihren Fragen rund<br />

um Impfstoffe und deren Indikation. Besonders<br />

wichtig für Ihre Impfentscheidungen<br />

im Laufe der Jahre ist immer auch<br />

die Berücksichtigung Ihrer persönlichen<br />

gesundheitlichen Vorgeschichte!<br />

Genießen Sie die Vorboten des beginnenden<br />

Frühlings und tanken Sie Sonne und<br />

Optimismus!<br />

Mit besten Grüßen<br />

Ihr Marien-Apotheker Gerald Kunz<br />

Bild: BR<br />

19<br />

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