der speichel - Hanfjournal
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Hanf Journal im Land <strong>der</strong> Wohnwagen<br />
Amnesia@Amsterdam<br />
>> Chill-Out im Herzen Amsterdams<br />
Amnesia<br />
Herengracht 133<br />
Amsterdam<br />
Wo lässt sich das Leben besser genießen? Wir sitzen in<br />
<strong>der</strong> Sonne, schlürfen Mango-Shakes mit Strohhalmen<br />
in Rastafarben, gucken über die Grachten und<br />
diskutieren angeregt welchen Bestandteil <strong>der</strong> erlesenen<br />
Karte wir zuerst zu uns nehmen wollen.<br />
Ja, ihr habt richtig geraten: Wir sitzen in einem Coffee<br />
Shop in Amsterdam und die Karte, <strong>der</strong>en Bestandteile<br />
wir gerade diskutieren, ist das Hasch- und Gras-Menü<br />
des Amnesias. Und glaubt mir, das ist eine Karte, die<br />
zu diskutieren sich lohnt. Lauter auserwählte<br />
Spezialitäten versuchen hier sich gegenseitig zu<br />
überbieten.<br />
Diese delikate Auswahl entspringt <strong>der</strong> Fe<strong>der</strong> von Sissi,<br />
<strong>der</strong> Besitzerin. Sie ist ein großer Fan <strong>der</strong> anregen<strong>der</strong>en<br />
Sativa-Sorten. Dementsprechend gestaltet sich dann<br />
auch das Menü. Wichtig ist ihr auch, dass sich die<br />
einzelnen Sorten stark unterscheiden und kein<br />
„Einheitsbrei“ verkauft wird. Außerdem vertreibt sie<br />
nur auf Erde angebautes Gras, das gebietet ihr<br />
ökologischer Anspruch. Auch Hasch kommt nicht zu<br />
kurz. Das wird hier direkt aus den Herkunftslän<strong>der</strong>n<br />
(Marokko, Nepal) importiert. Alles in allem also ein<br />
Shop für den echten Gourmet. Hier wird nur ausgewählt<br />
delikates Gras verkauft. Dass es wirklich was taugt,<br />
belegen die hochintellektuellen Gesprächsfetzen die<br />
man im Anschluss an unsere nervenaufreibende „Gras-<br />
Aussuch-Diskussion“ belauschen konnte: . . . Ähhh . .<br />
. Ne? . . . Mmhm!<br />
Die Besitzerin ist übrigens eine waschechte Bayerin,<br />
das heißt man kann auch als deutscher Tourist eine<br />
freundliche Beherbergung erwarten. Sie hat den Shop<br />
mit Namen vor circa einem Jahr übernommen und es<br />
jetzt schon zu einiger Berühmtheit gebracht in <strong>der</strong><br />
nie<strong>der</strong>ländischen Hanf-Szene. Beim letzten Cannabis<br />
Cup durfte sie sogar als Celebrity Judge mitbewerten.<br />
Ganz beson<strong>der</strong>s spannend wird es im Amnesia, wenn<br />
mal wie<strong>der</strong> zur Einführung einer neuen Grass-Sorte<br />
eine Vaporizer Party ansteht. Dann ziehen die<br />
freundlichen Vapor-Girls durch den Shop und<br />
vaporisieren jeden, <strong>der</strong> nicht schnell genug in Deckung<br />
geht.<br />
Das Ambiente des Amnesia ist insgesamt sehr relaxt<br />
gehalten. Man merkt, dass die Besitzerin sich dem<br />
ChillOut verschrieben hat. Deshalb treffen sich hier<br />
auch alle die auf eine solche Atmosphäre beson<strong>der</strong>en<br />
Wert legen. Vom Arzt bis zum Schauspieler, von 25 bis<br />
60 Jahre ist alles dabei. Und auch die Mischung zwischen<br />
Touristen und Locals ist durchaus ausgewogen.<br />
Also: Guckt es euch an, das Amnesia ist auf jeden Fall<br />
einen Besuch wert.<br />
Achtung!<br />
je<strong>der</strong> Missbrauch von<br />
Drogen ist gefährlich!<br />
Wir wollen niemanden<br />
dazu auffor<strong>der</strong>n o<strong>der</strong><br />
animieren Drogen zu<br />
konsumieren<br />
Wir können auch an<strong>der</strong>s<br />
Immer wie<strong>der</strong> kommt es vor, dass<br />
Menschen mir überzeugt schil<strong>der</strong>n, dass<br />
es keine guten deutschen Filme gäbe. Sie<br />
hätten es schon mit so vielen versucht,<br />
aber sie wären eigentlich alle Schrott. Viel<br />
besser dagegen wäre Filme, wie<br />
„Godzilla“, „Spi<strong>der</strong>man“ und „Vom<br />
Winde verweht!“. Wenn man ihnen dann<br />
auf den Zahn fühlt und einmal gute<br />
deutsche Filme abfragt, glänzen sie meist<br />
mit Unwissenheit. Denn um gute deutsche<br />
Filme zu sehen, reicht es eben nicht die<br />
Multiplex-Kinos abzulaufen, son<strong>der</strong>n es<br />
gilt eben ausgewählte Videotheken o<strong>der</strong><br />
Programmkinos aufzusuchen. Den<br />
deutschen Film, den ich euch am<br />
dringensten ans Herz legen möchte ist<br />
„Wir können auch an<strong>der</strong>s“.<br />
Dieser Film hat die spannende Zeit kurz<br />
nach <strong>der</strong> Wende in ein Roadmovie durch<br />
Ostdeutschland gepackt. Die beiden<br />
Hauptdarsteller wurden dabei zum<br />
Analphabetismus verdammt, da <strong>der</strong><br />
Regisseur Detlev Buck <strong>der</strong> Auffassung war, dass man in<br />
Deutschland ein Roadmovie nur mit Leuten drehen könne, die<br />
nicht lesen können, denn die an<strong>der</strong>en kapieren die Schil<strong>der</strong><br />
und sind in sechs Stunden da, wo sie hinwollen. Tja, Pech<br />
gehabt. Mit diesem Handicap beladen, werden die beiden aus<br />
dem Westen stammenden Brü<strong>der</strong>, <strong>der</strong> eine wurde gerade aus<br />
<strong>der</strong> Irrenanstalt entlassen, mit ihrem Hanomag auf dem Weg<br />
zu ihrem geerbten Haus geschickt. Dabei werden sie von einem<br />
flüchtigen Sowjetsoldat gekidnappt, welcher <strong>der</strong> deutschen<br />
Sprache nicht mächtig ist. Mit ihm zusammen gehen <strong>der</strong> etwas<br />
Dümmliche und <strong>der</strong> etwas Dickliche durch so manches<br />
Abenteuer und werden schlussendlich sogar als mutmaßliche<br />
Terroristen gesucht.<br />
Der Film besticht nicht nur durch seinen trockenen und<br />
andauernden Humor, nein auch die einmalig aufgezeichnete<br />
Zeitgeschichte ist phänomenal. Joachim Krol („Der bewegte<br />
Mann“), schaffte mit diesem Film seinen Durchbruch und für<br />
Detlev Buck war es wohl einer <strong>der</strong> ersten großen Kassenerfolge.<br />
Jedoch, wie schon gesagt, eher im Programmkino, aber ich<br />
kann euch den Weg dorthin nur empfehlen. Es rentiert sich<br />
auch wirklich, denn meist haben auch diese Kinos einen<br />
Monatskalen<strong>der</strong> und noch viele viele weitere gute Film, die<br />
nicht nur aus Deutschland kommen.<br />
Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> diesen Film gesehen hat, wird mir sicher zustimmen:<br />
Wir können auch an<strong>der</strong>s.<br />
Werner Graf<br />
Das Eckthema<br />
Drug Wars Episode I<br />
Und so kam es, dass<br />
jede Gruppe auf die<br />
Jagd nach <strong>der</strong> Erfüllung<br />
ihrer Begierde<br />
ging, ohne sich weiter<br />
zu behin<strong>der</strong>n.<br />
cool tour<br />
Sizzla - Jah Knows Best (Ras)<br />
13<br />
Dancehall fand ich bisher als Element im Jungle immer<br />
hervorragend, wobei ich mit den Inhalten dieses Genres nicht<br />
unbedingt konform gehe. Mit seinen Texten gegen Homosexuelle<br />
und „die weißen Unterdrücker“ sorgt ja auch Sizzla<br />
immer wie<strong>der</strong> für Kontroversen. Doch seine Tunes richten sich<br />
vor allem gegen Polizeigewalt, Armut, Heimatlosigkeit, religiöse<br />
und politische Unterdrückung, und so handeln seine aggressiv<br />
und atemlos ins Mikro gebellten Texte nicht wie bei vielen<br />
seiner Dancehall-Kollegen nur von Sex. Jah, <strong>der</strong> Gott <strong>der</strong><br />
Rastafaris spielt nicht nur im Titeltrack seines Albums eine<br />
wichtige Rolle. Ein deutliches Zeichen dafür, dass sich Sizzla<br />
ausdrücklich als politischer Künstler versteht, als einer, <strong>der</strong><br />
Stellung bezieht. Seit den neunziger Jahren gehört er zu den<br />
Anführern des „conscious dancehall movements“, und die<br />
neueste Kollaboration von Sizzla und seinem Entdecker und<br />
Produzenten Phillip „Faris“ Burrell lässt ihn seine Philosophie<br />
mit seinem berühmten Sing-Jay und neuen Gesangsformen<br />
herausschmettern. Auch musikalisch versorgt er Dancehall<br />
durch HipHop-Anleihen o<strong>der</strong> schräge Samples wie bei „I<br />
Myself Know“ mit Frischzellen. Hart an <strong>der</strong> Grenze zum<br />
Geniestreich steht Sizzlas bislang einzige Coverversion, bei <strong>der</strong><br />
ausgerechnet Bob Dylans Protestsong „Subterranean Homesick<br />
Blues“ eine Dancehall-Infusion bekommt. Mit seinem neuesten<br />
Output „Jah Knows Best“ beweist <strong>der</strong> Mann aus den Uptown-<br />
Ghettos von August Town (Jamaika) einmal mehr, welcher<br />
Stellenwert ihm zu Recht im Dancehall gebührt. Wicked, maan!<br />
Roland Grieshammer