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74 QUALITY<br />
Eigentliche Schäden<br />
• Assimilation<br />
• Destruktion<br />
Abb. 2: Arten von Schäden durch Mikroorganismen<br />
Eine schädliche Auswirkung von Mikroorganismen auf industrielle Materialien ist die Akkumulation von<br />
Biomasse auf Oberflächen, die zusätzlich durch die chemische Einwirkung der Metabolite auf das Material<br />
begünstigt werden kann.<br />
Die Mikroorganismen, die sich auf Materialien entwickeln können sind unterschiedlicher Natur. Einige<br />
verwenden als Nahrungs- <strong>und</strong> Energiequelle die organischen Bestandteile der Materialien auf denen sie sich<br />
ansiedeln (Assimilation). Andere entwickeln sich durch Nutzung der Metabolite ersterer <strong>und</strong> können dabei<br />
selbst durch ihre Metabolite Schäden an den Materialien hervorrufen (Destruktion). Eine dritte Gruppe von<br />
Mikroorganismen entwickelt sich auf Oberflächen unter Nutzung von Staub, mineralischen <strong>und</strong> organischen<br />
Verschmutzungen <strong>und</strong> bewirken dadurch eine biologische Kontamination.<br />
Mikrobiologischer Abbau von Textilien<br />
Polarografische Untersuchungen über den biologischen Abbau von Wolle <strong>und</strong> Nylonfasern zeigten bei<br />
Nylon die Bildung einer Aminoadipinsäure, wobei ihre Konzentration am fünften Tag 32 mg/g Inokulum<br />
erreichte.<br />
Die Analyse der Aminosäuren der Faserstruktur von Wolle lässt darauf schließen, dass durch die Einwirkung<br />
der Mikroorganismen zuerst Aminosäuren mit Disulfidbrücken (Cystin <strong>und</strong> Methionin) abgebaut werden.<br />
Später werden nicht geladene, polare hydrophile Aminosäuren (Serin, Glycin, Threonin, Tyrosin <strong>und</strong><br />
Lysin) zerstört, also jene Aminosäuren, die Wasserstoffbrückenbindungen eingehen <strong>und</strong> der Keratinstruktur<br />
dadurch Stabilität verleihen.<br />
Auswirkungen<br />
Materialschäden durch biologischen Abbau<br />
Bioakkumulation<br />
• mit chemischer<br />
Einwirkung<br />
• ohne chemische<br />
Einwirkung<br />
Biokontamination<br />
Eine Folge des biologischen Abbaus von Rohstoffen, Materialien <strong>und</strong> Erzeugnissen ist die Verschlechterung<br />
oder Verminderung von Gebrauchseigenschaften durch<br />
• Modifikation chemischer Eigenschaften als Ergebnis von Hydrolyse oder Oxidation verschiedener Materialsubstanzen.<br />
Durch die Einwirkung von Mikroorganismen werden somit vor allem Säuren <strong>und</strong> Basen<br />
sowie die Stabilität von Oxidantien <strong>und</strong> organischen Lösemitteln beeinflußt. Bei Kunststoffen verhindert<br />
man den Abbau durch den Zusatz von Stabilisatoren (Antioxidantien, Radikalfänger).<br />
• Veränderung der physikalisch–mechanischen Materialeigenschaften, z. B. Verlust der Festigkeit von Holz,<br />
Kunststoffen, Gummi oder der Haftfestigkeit von Lacken <strong>und</strong> Oberflächenbeschichtungen<br />
• Veränderungen der optischen Eigenschaften wie Farbe, Glanz, Transparenz<br />
• Verschlechterung der elektrophysikalischen Eigenschaften z. B. Abnahme isolierender Eigenschaften<br />
• Veränderungen organoleptischer Eigenschaften z. B. Fäulnisgeruch, Schleimbildung auf festen Oberflächen<br />
Derartige Effekte treten nicht nur bei Konsumgütern auf sondern auch an Gebäuden <strong>und</strong> ähnlichen Strukturen<br />
auf.<br />
FORUM WARE 30 (2002) NR. 1 - 4