HEV-Magazin März 2022 | Nord
Das HEV-Magazin geht adressiert per Post an die Mitglieder des HEV (Hauseigentümer) im Kanton Solothurn, an Immobilientreuhänder, Verwaltungen, Banken, Versicherungen, Architekten, Unternehmen des Baugewerbes, Amtsstellen. Das HEV-Magazin des Kantons Solothurn erscheint 4x im Jahr in drei Regionen.
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POLITIK<br />
Katasterwerte zum Dritten<br />
Aufgepasst, Steuererhöhung droht!<br />
Man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob es sture Lernresistenz oder einfach nur die Hoffnung ist, welche<br />
die Solothurner Regierung dazu treibt, zum dritten Mal eine inakzeptable Revision der Katasterwerte auf den<br />
Schlitten bringen zu wollen. Eines ist sicher: So nicht mit uns Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern!<br />
Das Steueramt und der Regierungsrat halten<br />
die Katasterwerte im Kanton Solothurn<br />
für zu tief. Nur zu gern würden die Steuervögte<br />
den Hauseigentümerinnen und<br />
Hauseigentümern noch tiefer in die Tasche<br />
greifen, wäre da nicht das Stimmvolk,<br />
welches diesem Ansinnen schon zwei Mal,<br />
nämlich 1997 und 2002 eine Abfuhr erteilt<br />
hat. Die Schmach aus den zwei Niederlagen<br />
vor dem Volk blieb im Rathaus zu Solothurn<br />
für lange Zeit unvergessen. Bis vor kurzem.<br />
Im folgenden Bericht wollen wir das Thema,<br />
welches uns die nächsten Monate beschäftigen<br />
wird, etwas tiefer beleuchten.<br />
Worum geht es bei<br />
den Katasterwerten?<br />
Alle Grundstücke und Gebäude werden<br />
zum Katasterwert bewertet. Die Grundlagen<br />
für die Bemessung der Katasterwerte<br />
gelten auf unbestimmte Zeit, wenn sie<br />
nicht vom Kantonsrat revidiert werden,<br />
wobei dies in regelmässigen Abständen<br />
erfolgen sollte. Die einzelne Liegenschaft<br />
wird ebenfalls in regelmässigen Abständen<br />
bewertet, das geschieht auch, wenn<br />
Veränderungen erfolgen (Neu- oder Umbau<br />
etc.). Die Bewertung wird gleichzeitig<br />
mit der Einschätzung durch die Gebäudeversicherung<br />
vorgenommen. Somit weist<br />
jedes Grundstück einen Katasterwert auf,<br />
welcher als Grundlage für die Besteuerung<br />
dient. Nebst der Vermögenssteuer<br />
hat die Höhe des jeweiligen Katasterwerts<br />
bei selbstgenutztem Wohneigentum einen<br />
direkten Einfluss auf die Eigenmietwertsbesteuerung.<br />
Der Eigenmietwert ist ein Prozentsatz<br />
des Katasterwerts.<br />
Bemessung der Katasterwerte<br />
ist veraltet und kompliziert<br />
Nach den Volksentscheiden 1997 und 2002<br />
wurde das Thema nicht ernsthaft weiterverfolgt.<br />
Nun soll ein neuer Anlauf genommen<br />
werden. Offenbar will man auf dem Buckel<br />
der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer<br />
Steuerausfälle aus anderen Vorlagen<br />
(STAF, Volksinitiative «Jetz si mir draa»<br />
und Gegenvorschlag) kompensieren. Nur<br />
gilt es zu berücksichtigen, dass Bund und<br />
der Kanton Solothurn den verfassungsmässigen<br />
Auftrag haben, Wohneigentum zu<br />
fördern. Die Kantonsverfassung schreibt explizit<br />
vor, dass die Schaffung und Erhaltung<br />
von selbstgenutztem Wohneigentum über<br />
Steuererleichterungen begünstigt werden<br />
muss (Art. 134 KV).<br />
Allerdings muss man zugeben, dass die Bemessung<br />
der Katasterwerte veraltet und<br />
kompliziert ist. Und das veraltete System<br />
führt zu Ungleichheiten unter den Hauseigentümerinnen<br />
und Hauseigentümern.<br />
Eine Revision ist deshalb nicht einfach abzulehnen:<br />
Aber der <strong>HEV</strong> hat immer erklärt,<br />
dass er jede steuerliche Mehrbelastung des<br />
Grundeigentums bekämpfen werde.<br />
Die Vorlage und<br />
unsere Meinung dazu<br />
Im ersten Quartal <strong>2022</strong> hat der Solothurner<br />
Regierungsrat nun einen Entwurf für die<br />
Totalrevision der Katasterschätzung in die<br />
Vernehmlassung geschickt. Der Regierungsrat<br />
bricht sein Wort, denn er beabsichtigt<br />
mit der Vorlage, die Hauseigentümerinnen<br />
und Hauseigentümer mit sage<br />
und schreibe 40 Millionen Franken mehr<br />
zu belasten, um nicht zu sagen zu schröpfen.<br />
Als Zückerchen sollen dann die Steuern<br />
aller Steuerzahlenden um gesamthaft 18,7<br />
Millionen Franken gesenkt werden. Mit anderen<br />
Worten: Man will einfach über 20 Millionen<br />
Franken der Hauseigentümerinnen<br />
und Hauseigentümer mit der Giesskanne<br />
verteilen. Oder anders gesagt, auf der einen<br />
Seite will man den Mittelstand entlasten<br />
und auf der andere Seite belastet man Teile<br />
davon (nämlich uns!) direkt wieder.<br />
Bei dieser inakzeptablen Ausgangslage<br />
spielt es nur noch am Rande eine Rolle, dass<br />
der <strong>HEV</strong> den Gesetzesentwurf im Detail auseinandergenommen<br />
hat und viele grosse<br />
und kleinere Mängel im Bewertungssystem<br />
erkannt hat.<br />
Wie soll der Katasterwert eines<br />
Hauses bestimmt werden?<br />
Jedenfalls nicht so, wie es die<br />
Solothurner Regierung in der<br />
kürzlich erlassenen Vernehmlassung<br />
vorschlägt, findet der <strong>HEV</strong>.<br />
Foto: adobe/meo<br />
Zu guter Letzt hält der <strong>HEV</strong> SO den Zeitpunkt<br />
der Revision für äusserst nachteilig,<br />
zumal gerade im laufenden Jahr die Abschaffung<br />
des Eigenmietwerts in den eidgenössischen<br />
Räten weiterverfolgt wird.<br />
Sollte der Regierungsrat die Vorlage nicht<br />
aufschieben, so fordert der <strong>HEV</strong> SO erhebliche<br />
Anpassungen, namentlich verlangt<br />
er die Einführung und Garantie der Steuerneutralität,<br />
Korrekturen bei der Bewertung<br />
sowie auch die Beseitigung von Nachteilen<br />
bei energetischen Sanierungen.<br />
Die politischen Kräfteverhältnisse<br />
Es ist zu erwarten und zu hoffen, dass die<br />
bürgerlichen Kräfte im Parlament Sturm<br />
laufen werden gegen diese Vorlage. Allerdings<br />
muss man wissen, dass der Regierungsrat<br />
die Gemeinden kaufen will: Die 40<br />
Millionen Mehreinnahmen sollen vor allem<br />
bei den Gemeinden anfallen. Nur sind die<br />
Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinden<br />
und des Kantons die gleichen<br />
Menschen: Es liegt an Ihnen, liebe Hauseigentümer/Innen,<br />
in Ihrer Gemeinde sicherzustellen,<br />
dass sich der Gemeinderat nicht<br />
für so ein Spiel kaufen lässt.<br />
Schon heute kann als sicher gelten, der <strong>HEV</strong><br />
würde alle Ressourcen mobilisieren, um so<br />
eine Vorlage ein drittes Mal an der Urne zu<br />
beerdigen.<br />
Markus Spielmann<br />
Autor Markus<br />
Spielmann ist<br />
Geschäftsführer des<br />
<strong>HEV</strong> Kanton Solothurn.<br />
Zudem ist er<br />
Fraktionschef der<br />
FDP im Kantonsrat.<br />
8<br />
Kanton Solothurn