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Lebensart im Norden | April 2022 | Kiel

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Norddeutsch & nachhaltig<br />

Einstiegsdroge: Müllsammeln<br />

von Mirjam Stein<br />

Wer einmal Müll gesammelt hat, sieht ihn überall und kann gar nicht<br />

mehr damit aufhören. Diese Erfahrung haben auch Marina und Michael<br />

gemacht und einen Verein gegründet, der genau das unterstützt.<br />

Mit einer Reise auf die Malediven fing alles an. Marina und<br />

Michael Schmidt verbrachten 2016 10 Tage in der paradiesischen<br />

Insellandschaft, erreichten mit ihrem Katamaran<br />

Orte, an die Pauschaltourist:innen sonst nicht gelangen. Unberührte<br />

Sandstrände, klares Wasser, saubere Riffe, wie <strong>im</strong> Katalog eben –<br />

könnte man meinen. Dem war aber nicht so. „Wir haben teilweise auf<br />

unbewohnten Inseln, die auch nicht als Ausflugsziele dienten, viel<br />

Plastikmüll und sonstigen Unrat gefunden“ sagt Michael. Ein Großteil<br />

des Mülls wird von Hotels und den Tourist:innen verursacht, die zum<br />

einen von den Inseln gebraucht werden und zum anderen das Problem<br />

noch vergrößern, denn Hotels sind nicht verpflichtet, ihren Müll von<br />

einem ordentlichen Recyclingunternehmen abholen zu lassen. Stattdessen<br />

landet er aus Kostengründen meist auf der Müllinsel Thilafushi.<br />

Wie viele Menschen kannten Marina und Michael die gravierende<br />

Problematik bis dahin nur aus den Medien. Die erschreckend große<br />

Menge vor ihren eigenen Augen machte sie betroffen, sodass sie sich<br />

mit ihrer Rolle in diesem System auseinandersetzten. Kurzerhand<br />

beschlossen sie, selbst einen Beitrag zu leisten und die Plastikflut in<br />

die eigenen Hände zu nehmen. Und das taten sie wortwörtlich. Statt<br />

der geplanten Weltreise, machten sie sich 2017 auf den Weg, um Müll<br />

zu sammeln: Acht Monate lang waren sie in Südafrika und Sansibar,<br />

wo sie auch ihren jetzigen Projektpartner kennenlernten, Thailand,<br />

Malaysia und noch mal auf den Malediven, veranstalteten an<br />

unterschiedlichsten Orten Clean-ups und bekamen ein detailliertes<br />

Bild vom Ausmaß der Plastikverschmutzung. In dieser Zeit bauten<br />

sie in den Sozialen Netzwerken eine wachsende Community auf, die<br />

sich ebenfalls beteiligen wollte. „Wir wollten einen noch größeren<br />

Unterschied machen, einfach noch mehr Menschen involvieren. Und<br />

so haben wir 2018 den Verein Ozeankind gegründet“, erklärt Marina.<br />

Aus der Einstiegsdroge „Müllsammeln“ entstand eine Umweltorganisation,<br />

die national und international Umweltbildungs- und Recyclingprojekte<br />

für Kinder und Jugendliche schafft.<br />

Marina und Michael mit einer<br />

Mitarbeiterin auf Sansibar.<br />

© Ozeankind<br />

„Kinder sind sehr gut darin, ihre Eltern zu erziehen“<br />

Die Jüngsten unserer Gesellschaft sind von dem Problem der Vermüllung<br />

ganz anders betroffen als Erwachsene. Sie erkennen mögliche<br />

Gefahren nicht und so passierte es auf Sansibar, dass ein Kind eine<br />

klare Flüssigkeit auf einer Müllkippe mit etwas zu Trinken verwechselte,<br />

wie Marina berichtet. Bei dem Drink handelte es sich jedoch um<br />

eine giftige Substanz, die dem Kind das Leben kostete. Ganz nebenbei<br />

hat die Thematik für Kinder und Jugendliche eine viel größere<br />

Relevanz, denn sie verbringen noch mehr Zeit auf diesem Planeten.<br />

14 lebensart

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