WeinGuide - April 2022
WeinGuide - Entlang Mosel, Saar und Ruwer! - Ausgabe vom 06.04.2022
WeinGuide - Entlang Mosel, Saar und Ruwer! - Ausgabe vom 06.04.2022
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08<br />
Der Neue<br />
braucht etwas Ruhe<br />
Foto: DWI<br />
Noch reift der Großteil des neuen Jahrgangs in den Fässern<br />
und Tanks. Nach der Gärung im Herbst ist der „Neue“ etwas<br />
zur Ruhe gekommen.<br />
Einige Winzer haben bereits im<br />
November/Dezember den 21er<br />
auf Flaschen gefüllt. Eigentlich<br />
viel zu früh, doch wenn das<br />
Flaschenlager leergeräumt ist<br />
und man die Kunden bedienen<br />
will, muss man Kompromisse<br />
eingehen.<br />
Auch immer mehr Verbraucher<br />
sind ungeduldig. Sie wollen den<br />
„Neuen“ so schnell wie möglich<br />
probieren. Der Winzer sollte<br />
dabei aber genau hinschauen,<br />
welchem Wein er dieses rasante<br />
Tempo schon wenige Wochen<br />
nach der Ernte zumuten will.<br />
Am besten geeignet sind die<br />
„weichen Sorten“ – Sorten mit<br />
wenig Säure, wie Grau- und<br />
Weißburgunder und Rivaner.<br />
Sie sind schneller „trinkreif“ als<br />
zum Beispiel Rieslingweine. Dem<br />
Riesling bekommt eine solche<br />
„Frühgeburt“ in der Regel nicht<br />
so gut. Gerade für 2021er Rieslinge<br />
mit relativ hohen Säurewerten<br />
ist eine verkürzte Fasslagerung<br />
nicht unproblematisch.<br />
Aber jetzt im <strong>April</strong>, etwa ein halbes<br />
Jahr nach der Umwandlung<br />
des Traubenmostes in Wein, ist<br />
die richtige Zeit, damit der Wein<br />
in sein letztes und endgültiges<br />
Lagerbehältnis kommt.<br />
Und dann ist die Spannung beim<br />
Öffnen der Flasche groß. Der<br />
Winzer weiß in etwa, wie der<br />
Neue schmecken wird. Oft hat er<br />
sich eine Fassprobe gezogen und<br />
immer wieder probiert.<br />
In der Regel wartet er ein, zwei<br />
Wochen, bis er die Flasche<br />
öffnet. Denn durch das Pumpen,<br />
die Filtration und die sekundenschnelle<br />
Flaschenfüllung ist<br />
der Wein „geschockt“ und wird<br />
„füllkrank“.<br />
Die Weine sind zunächst etwas<br />
eingeschränkt im Geschmack<br />
und ihrer Aromafülle. In der Regel<br />
finden die füllkranken Weine<br />
nach einigen Wochen wieder ihre<br />
Ruhe, sind dann ausgewogener<br />
und harmonischer mit ihrem<br />
gewohnten Aroma.<br />
Klein wenig Geduld sollte man<br />
also schon haben, wenn man auf<br />
den Neuen wartet. <br />
<br />
<br />
Winfried Simon