20.04.2022 Aufrufe

Falstaff LIVING Residences 1/2022

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

luxus wohnen / INTERVIEW<br />

Fallingwater<br />

Es braucht mutige Bauherren!<br />

Die private Villa von Edgar J.<br />

Kaufmann wurde in den<br />

1930er-Jahren in den USA<br />

von Frank Lloyd Wright geplant<br />

und wurde weltberühmt.<br />

><br />

Und wie hoch ist der architektonische<br />

Anspruch Wiens, wie die Qualität bei<br />

Wohnbauten?<br />

Global betrachtet jammern wir in Österreich<br />

auf hohem Niveau – egal worüber. Trotzdem<br />

ist es verbesserungswürdig. Persönlich glaube<br />

ich auch, dass wir nur VW Golf bauen,<br />

hochwertig, ordentlich, aber nie Außergewöhnliches,<br />

etwas Spektakuläres.<br />

Gilt das auch für private Auftraggeber?<br />

Ja. Auch von den sogenannten großen Stararchitekten<br />

stehen die allerbesten Bauwerke<br />

nicht in Wien, das ist doch interessant.<br />

Dafür gibt es außergewöhnlich schönen<br />

Bestand, wie sollen wir mit dem umgehen?<br />

Die Sanierung und der Umbau sind absolut<br />

sinnvoll. Früher hat man Dinge repariert,<br />

heute wirft man sie weg. Wir – die Bauherren<br />

und die Architekten – müssen Architektur<br />

machen, die emotional geliebt wird. So wie<br />

das bei historischem Bestand manchmal der<br />

Fall ist. Die Formel ist einfach: Was geliebt<br />

wird, wird erhalten und gepflegt. Wir müssen<br />

wieder lernen, prachtvolle, liebenswerte<br />

Architektur zu machen. Das haben wir<br />

verlernt. Ein besonders teures Möbel von<br />

Charles Eames wird auch lange erhalten. Das<br />

Holz wird aufpoliert, das Leder vielleicht<br />

erneuert. So kann auch eine moderne Villa,<br />

die emotional nachhaltig ist, länger bestehen.<br />

»Wir müssen wieder<br />

lernen, prachtvolle,<br />

liebenswerte Architektur<br />

zu machen. Das haben<br />

wir verlernt.«<br />

JAKOB DUNKL Architekt<br />

Das ist weitaus intelligenter als ein billiges<br />

Einfamilienhaus, das nach 20 Jahren, wenn<br />

die Kinder außer Haus sind, schon wieder<br />

keinen Wert mehr hat.<br />

Also Schönheit als Nachhaltigkeitsfaktor?<br />

Auch. Ästhetik ist doch Luxus! Wir trauen<br />

uns den Satz nicht zu sagen: Doch, das<br />

müssen wir tun, weil es schöner (sic!) ist.<br />

Da werden dann immer gleich Kosten ins<br />

Treffen geführt. Vielleicht leben wir aber<br />

auch bald in einer Welt, in der es zum guten<br />

Ton gehört, nachhaltig zu sein. Wer viel Geld<br />

hat, kann ja in eine extrem nachhaltige Art<br />

des Bauens investieren, ein energieneutrales<br />

Haus bauen, das Energie ins Netz zurückspeist.<br />

Solche Objekte gibt es, Werner Sobek<br />

aus Deutschland ist da Vorreiter. Heute<br />

zeigen Superreiche immer noch etwa durch<br />

PS-starke Autos ihren Status. Vielleicht wird<br />

aber bald der besonders respektvolle Umgang<br />

mit der Erde zum Prestigefaktor.<br />

<<br />

Foto: Sean Pavone/Shutterstock<br />

180 falstaff <strong>LIVING</strong> RESIDENCES 1 / 22

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!